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Meraner Zeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 30.01.1892
Umfang: 8
Nr. 24. Angekl.: Da» weiß ich nicht. Präs.: Hat sich-die Kleinrath gewehrt und ge schrien? — Angell: Nein. ES erfolgt hierauf eine bewegte Scene zwischen dem Ehepaar Schneider, welche sich gegenseitig auf fordern, die Wahrheit zu sagen. Rosalia Schneid er: Schau, sag'doch um Gottes- willen die Wahrheit l Franz Schneider: I sag' die Wahrheit! Rosalia Schneider (zu Franz Schneider): Ich sage dieWahrheit, ich bin das lebendige Opfer von Dir. Franz Schneider: Du lügst, sag' doch die Wahrheit

. Rosalia Schneider: Ich hab'Gott sei Dank eine Schand (Schamgefühl) im Leibe. Die Eltern der Ermordeten Kleinrath, die Gärtners leute Martin und Anna Prösch. agnosziren die Kleider ihrer Tochter. Der Präsident ruft die Frau Prösch zu sich und zeigt ihr den Haarzopf, der aus der Stätte des Mordes gfunden wurde. Sie nimmt venselbe» mit zitternder Hand und bittet, ihr dieses Letzte, was von ihrer Tochter zurückgeblieben, zu lassen. Präs.: Ja, ja, wir werden Ihnen denselben schicken

sie ja nicht gesehen? Barbara: D ie Stimme war so. Präs.: Also eine Frauenstimme. — Und wie waren denn die Worte? Barbara: „Kommt's zu Hilfe, h elft's mir/ Präs.: DaS hast Du deutlich gehört? — Bar bara: Deutlich. — Präs.: Und hat's mehrmals gerufen? — Barbara: Ja. — Präs.: Wie, durch längere Zelt haben die Rufe gedauert? Barbara: Durch längere Zeit. Die Kinder liefen, über alle maßen erschrocken, davon — nach Hause, um die Sache zu melden. Aus allen Aussagen leuchtet hervor, daß Schneider mit unglaublicher

und öffnet dort eine Schachtel oder ein Kistche», dem er den Schädel der Ermordeten entnimmt. Franz Schneider neigt den Kops mit sichtbarer Hast zur Seite. Er sieht starr zu Boden — vielleicht das erste Mal in dieser Verhandlung, denn sonst schweifen seine Blicke musternd im Saale herum oder hasten aus irgend einem Gesichte Doch diesmal, wie gesagt, sieht er zu Boden. Seine Frau ist leicht zusammen gezuckt — Der Schädel ist stark gebräunt. Die zwei oberen Schneidezähne sind länger

als die anderen und ragen stärk hervor. An dieser Abnormität wurde bekanntlich der Leichnam als der der Kleinrath erkannt; und auch ldie Zeugin Kastenhofer agnoszirt die traurigen Reste. Nun kommt aber ein Augen blick, da Schneider das böse Beweisstück doch ins Auge.,fassen muß. Der Präsident ruft ihn aus und spricht: Hier am. Schädel.befindet sich die rothe St e ll«, H ie r. Es'scheint .daher, daß Sie, ehe Sie Weraner Zeitung. sie erwürgt haben, ihr einen Schlag auf den Kops versetzten? Angekl.: Nein

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Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 27.01.1892
Umfang: 4
ottwagner packte daher das Nöthigste in eine chachtel und Hing mit der Schneider fort. Zufällig saß der Geliebte der Hottwagner, Karl Hornung, gerade gegenüber im Gasthause „zur Birn' und Franz Schneider mit ihm am selben Tische. Da kam eine Frau herein und sagte zu dem Tischaenossen: „Komm', sie ist schon da.' Und nun sah Hornung, wie die Beiden zu der auf der Straße stehenden Hottwagner kamen und mit ihr gegen die Mariahilferlinie gingen. Zirka um 4 Uhr Nachmittags kamen die beiden Frauen

mit Schneider bei der Kapelle im Dreiföhrenwalde bei Neuleng' bach an. Der Buschenschänker Josef Donner und mehrere andere zufällig anwesende Personen sprachen mit ihm. während die Frauen zur Kapelle gingen. Schneider trank schnell mehrere Viertel Wein. Da er äußerte, er gehe nach Altlengbach, bot der Greißler Krüppel seine Begleitung an. Schneider gab darauf keine Antwort. Endlich kam die Frau und sagte, es wäre Zeit, fortzugehen, er bekäme sonst einen Rausch. Schneider zahlte und ging. Krüppel, der sah

, daß er einen anderen Weg gehe, rief ihm zu. er hätte geglaubt, sie gingen miteinander. Schneider antwortete, er habe vorerst da unten etwas zu thun und ging mit den Frauen in den Wald. Nach dem Geständnisse der Rosalia Schneider ist ihr Mann nach einer Weile mit der Hottwagner vorausgegangen und sei dann allein zurückgekehrt und hätte erzählt, daß er die Hott wagner erwürgt, ihre Kleider ausgezogen und diese, sowie die Schachtel mit ihren Effekte» an sich ge nommen und den Leichnam im Gestrüppe versteckt habe. Sie machten

sich dann auf den Rückweg. Auf demselben warfen sie die Schachtel weg, die dann bei Eichgraben gefunden worden ist. Sie fuhren nach Wien und bereits am nächsten Tage begann der Verkauf der Gegenstände, die die Hott wagner am Leibe getragen hatte. Ain 4. Juli Früh kam die Schneider zur Quar- lierfrau der Hottwagner, an welche sie am Tage vor her einen ««sprechenden Brief ans Nekawinkel ge schrieben hatte und holte den Koffer der Hottwagner ab. Dieser.Koffer wnrde von Dienstmännern. welche die beiden Schneider bestimmt

erkennen, ins „Hotel Hölzwarth' gebracht und erst nach einigen Tagen ins Quartier des Kouba, dem vorgespiegelt wnrde, das; sie den Koffer an ZahluugSstatt für eine Forderung an ein Dienstmädchen erhallen hätten. Ein Theil des Inhalts wurde an Trödler verkauft, ein Theil noch bei der Haftnahme vorgefunden. Auch die Trödler er kennen die Eheleute Schneider als die Verkäufer; die Sachen wurden von Quarticrsrau Sleiner und Karl Hornung bestimmt als Eigenthum der Hotttvagner agnoszirt. Auch in diesem Falle

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Meraner Zeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 31.01.1892
Umfang: 8
sie freudestrahlend in Begleilurg der Rosalia Schneider: sie habe einen so glänzenden Posten in Rekawl»kel an genommen in der Villa Hauser, .5 Gulden monatlich und sie müsse den Posten gleich antrete». Sie packte das Nöthigste, Schnupflücher, Strümpfe x, in einer kleinen Holzschachtel zusammen, um sie mitzunehmen. Der Koffer sollte nach ihrer Absicht später folgen. Rosalle Schneider saqte, sie solle sich doch mehr mitnehmen, da sie bis Ende October auf dem Lande bleibe, doch ließ es die Hottwagner

sein. Am Sonntag, den 5. Juli war dann jener Brief ge- tommen, den die Rosalia Schneider unmittelbar nach dem Morde im Walde geschrieben hat. Er lautet: Liebe Frau Polssteiner! Ich habe unversehens den Bodenschlüssel von Ihnen genommen, wo ich ihn durch die Hnusmeisterin zurück schicken werde. Ich bin sehr zufrieden mit dem Posten, aber es ist hier sehr kühl. Jcb hab- hier gar nichts, aber weil es durch die Hausbeiorgerin nichts kostet, so möchte ich den Koffer durch sie zu urir nehmen, denn später muß

Ich mit der Herrschaft nach Steierwark. Liebe Frau Poissteiner, ich muß schließen und es geht mir sehr gut. Grüßend ergebene Marie Hottwagn er. Die Verlesung des Briefes erregt große Bewegung. Bei der Stelle: „ES ist hier s.hr kühl' wird es athemlos still. Präs. (zu Rosalia Schneider): Den Bries haben Sie geschrieben. StaatSanwalt: Wie sie schon todt nnr. Rosalia Schneider weint. Präs : Sie, Rosalia Schneider! Ist es richtig, daß Sie den fingirten Brief geschrieben nnd auf diese Weise den Koffer herausgelockt

haben? Rosalia Schneider (weinend): Ja, es ist richtig. Ans der Erzählung der weiteren Zeugen geht hervor, d ß Frau Schneider am Tage des Mordes, als sie mit ihrem Manne und der Hottivagner i» der Buscheuschenke bei der Dreisöhreukapelle weilte, zu Franz Schneider, der schr lustig War und ein Viertel nm'S andere trank, gejagt habe: „N o, waßtnit, was D' vor Dir hast, sanf Di'nit an, Du Tep!' Staatsanwalt: So spricht nicht die von ihrem Manne unterjochte Frau, die aus Äugst und Furcht zittert. Wissen

Sie, WaS Tep heißt? Es heißt „Dummer Kerl, Trottel!' Und Sie, die Verführte, die zur Beihilfe Gezwungene, gebrauchen ein solches Wort? Franz Schneider giebt nun die folgende Darstellung des Mordes an der Hottwagner: Meine Frau und die Hottwagner find im Jungniais vorausgegangen und ich 1» Schritte hinterher, so sind wir bis gegen Morgen herumgegangen. Endlich hat meine Frau gesagt: „Geh'nicht so viel herum, schau daß wir fertig werden!' Um 3 Uhr früh hat sich meine Frau mit der Hottwagner niedergesetzt

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Meraner Zeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 29.01.1892
Umfang: 8
, daß das Schreien von ihr herrührte. Eine Person, die sogleich betäubt ist, schreit natürlich nicht um Hilfe. — Schneider: Es ist nicht wahr, daß sie ge schrien hat. Präs.: Ich werde Ihnen übrigens morgen oder übermorgen eine merkwürdige Schnur zeigen, welche au der Leiche vorgesunden wurde. Der Leich nam scheint mit dieser Schnur an einem Baume ausgehängt worden zu sein. Präs.: Nun sagen Sie mir noch Eins: Mir geht ein Mädchen ab, mit welchem Sie zwei Tage nach der Stoiber gesehen wurden. Wir wissen nicht, wer

, und mit der Person, von der ich spreche, wurde» Sie am 27. gesehen. Wir habe» eine ziemlich genaue P-rsonS- bcschreibung des Mädchens, aber alles Uebrige ist uns unbekannt. — Angekl.: Ich weiß nichts. Aus Befragen des Präsidenten erklärt Rosalia Schneider die Aussage ihres Mannes von dem Fiäschchen als erlogen. Präs.: .Ich habe Ihnen schon vorgehalten, welche Verdachtsmomente für Ihre Mitwirkung bei dem Morde sprechen. Nun kommt hiezu noch diese be stimmte Aussage Ihres Mannes

, von der ich n n r das Eine nicht glaube, daß Gift verwendet wurde.' Hier fällt Franz Schneider, zu seiner F.-au gewendet, ein: „Rede doch die Wahrheit! ES bleibt unS Beiden nichts Anderes übrig.' Präs.: Welchen Grund hätte Ihr Mann, Sie z» belasten? Er sagt ja selbst, er wisie, daß ihm nichts mehr nütze. Welche U-sache soll er also dazu habrn? — Rosalia Schneider: Das weiß ich nicht; ich habe so ausgesagt, wie es wirklich wahr ist. Franz S ch n e id e r windet sich, immer leiden schaftlicher werdend, zu seiner Frau und sagt hämisch

: „Hast nicht mitgeholfen, red'? Wie Du daS Flasche! ge halten hast.hab'ich ihr nicht dieHände gehalten?' — Staatsanwalt: Ah, das ist ja e-twas ganz Neues. In welchem Falle war das? — Franz Schneider: Bei der Zoufar war das. Und bei der Zoufar haben wir auch ausgemacht, daß wir, wenn wir erwischt werden, uns vergiften oder irgendwo hinnnterspringen. Und deßhalb, weil sie mehr schuldig ist, ist sieanch her untergesprungen. Das Gesicht mit fieberhafter Röthe bedeckt, springt jetzt die Frau aus und ruft

sich eine erbitterte Scene zwischen den Eheleuten, vo» denen jedes dem anderen Theile voiwirst, daß er nicht arbeiten wollte und Liebschaften unterhalten habe- Der Präsident erklärt hieranf die Sitzung für eine geheime, um die beiden Gewaltthätigkeitsfacten, welche zugleich gegeu die Sittlichkeit verstoßen, erörtern zu können. Franz Schneider stellt in beide» Fällen seine Schuld iu Abrede. Das Dienstmädchen Johanna Stoiber, welches vo» Schneider am 25. Mai v. I. in den Haspel- Wald geführt wurde, und zwar damals

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Bücher
Kategorie:
Allgemeines, Nachschlagewerke
Jahr:
(1910)
Innsbrucker Adreßbuch ; 1910
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Seite 259 von 442
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Tyrolia-Verl.
Umfang: 441 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Innsbruck;f.Adressbuch
Signatur: I Z 3.363/1910
Intern-ID: 587521
Schneider Anton, Postoffiziant. Jahnstratze 35. Schneider Emilie, St.-B.-Offiziantin, Defregger- , stratze 24. Schneider Emilia, Handarbeiterin, Maria Theresien- straße 39. Schneider Emma, Private, Jnnrain 37. Schneider Franz, Oekonomiepächter, Wittenberg 11. Schneider Franz, städt. Bautechniker, Jnnrain 28. Schneider Gertrud, Bäckerme.sterswitwe, Adolf Pich- , lerstraße 4. . Schneider Jakob, Bautechniker, Dreiheiligenstr. 13. ^ Schneider Johann, k. k. Hilfsämter-Direktor i. P., Anichstraße

36. Schneider Johann, Gastwirt und Krämer, H., Höt- tingerau 30. Schneider Johann, Eisendreher. Pradlerstr. 13. Schneider Joh. Rep., Schriftsetzer, Reichenauerstr. 16. Schneider Josef Georg, Architekt, Bauleiter. Bürger straße 19. Schneider Josef, k. k. Lw.-Rechn.-Akzessist, Andreas Hoferstr. 23. Schneider Josef, Schmied, Mentlgasse 18 a. Schneider Josef. Wagner. Leopoldstr. 36. Schneider Josef, Dienstmann, Welsergafse 8. Schneider Josef, Eartenarbeiter, Mariahilfstr. 16. Schneider Karl, Photograph

, Änatomiestr. 14. Schneider Karl, Tapezierergehilfe, Lindeng. 6. Schneider Marie, Staatsbahn-Beamtenswiiwe, Jahn- straße 35. Schneider Math., städt. Sicherheitswachmann, Eöthe- straße 17. . Schneider Mar, Magistrats-Nechn.-Offizial, Müller- stratze 31. Schneider Rudolf k. k. Steueroffizial. Schillerstr. 9. . Schneider Vinzenz, Eisendreher, Amraserstr. 39. Schneider Wilhelm, Dr.. Advokaturs-Konzipient, , Fisch er gaffe 22 (Kanzlei: Museumstr. 14). Schneidermayer Franz, Bezirkskrankenkasse-Hilfsbe amter

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Zeitungen & Zeitschriften
Volksbote
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Seite 4 von 12
Datum: 16.08.1923
Umfang: 12
aber hatte stets emen löcherigen Geldbeutel und außerdem an ver schiedenen Orten so kleine Schüidlein bcrum- llegen. Wenn so ein Geldlein wieder einmal unruhig wurde und dem Schneiderleln das Wasser in den Mund rann, so mußte es, gern oder ungern, immer wieder an den Kittelsack der Frau Schwiegermama appellieren; diese zog den Schwiegersohn auch jedesmal aus dem Letten, gewann dabei aber stets größere Obechobeitsrechte über den Schneider. Der Schneider war auch ein Musikant und hatte einen guten Ansatz

— solche Lotterbuben müssen's Maul halten!' In solcher Weise wurde der Schneider ge- biegelt und gepudelt und das Herz kocht« lhm im Leibe; aber er inuhte ruhig an sich halten und der Schmiedmeisterin noch seidenfein und geschmeidig um den Kamm streichen, mußte hübsch freundlich komplimentieren: Liebe Mutter hin — liebe Mutter her — denn sonst knüpfte die Schwiegermama ihren Geldsack zu und dem Schneider krochen die SchüMein wieder an den Hals. Sein Weib, die Gretl, hatte der Jörg alle weil noch gern

, die nichts so gut verstanden, als ihren lieben Mitbürgern Spott anzutun, Schelmlieder zu dichten, tolle Streiche und Schabernack zu spielen. Als der Jörg sich zur Türe hereindrückte, da ging ein stürmi sches Halloh los. „Ja was', rief der Plattenmuch, „ist gar einmal der Schneider durchs Sladelloch aus geschlossen?' „Hat dich dein Weib ausgesperrt?' lachte der Zeltenpeter. „Ist der alte, dicke Drach' abgeflogen?' schrie der Wasenander. „Schneider, geh' heim'' spottete der Schnalzsaggl, „sonst kommt die Gretl

mit dem heißen Bügeleisen.' „Seid M und laßt mich mit euren Schalks- narrsteien!' sagte kleinmüttg der Schneider; „wenn ihr Ruhe gebt, zahl' ich heute.' Das ließen sich die Burschen gefallen. Sie zogen den Schneider jubelnd in ihren Kreis und versicherten ihn *)es tiefsten Landfriedens. Ein Liter um den andern stieg auf den Tisch, der Zeiger auf der Uhr stieg immer höher um die Köpfe wurden Immer röter. Dem Schnei- dcrjörg begannen schon die Spukgeister rm Dachstuhle zu tanzen. Jetzt war er in oer richtigen

Stimmung, sezt kannte man ryn steigen lassen wie einen Luftballon. Der Wasenander fand auch gleich das wahre Re gister. „Jörg,' sagte er, „eine solche Schwieger mutter wie du. wenn ich sie hätte, der tät' ich ihren breiten Buckel mit dem Ellenstab mes sen!' Der Schneider ballte die Fäuste und pfauchte. „Jä, bist ein armer Hascljer,' äußerte der Schnalzsaggl, „wirst nachgerade so klapper dürr wie ein Ziegenbock vor lauter Hunger und Durst — und die zwei Weibsbilder schwimmen im Fette — Gar die Alte, otc

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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 26.01.1892
Umfang: 4
mittheilsamer erwies, als ihr Ehe,nanu. Die Nach tragsanklage, welche nach der Erklärung ausgestellt ist, die Franz Schneider nnerwarteterweise am 1Z. d. M. bei dem Vice-Präsidenten Dr. v. Holzinger abgab, lautet gegen Nosalie Schneider nunmehr aus Urheberschaft und unmittelbare Thäterschaft (an geblich durch Narkose). Die Eheleute, die mit ein ander die grauenhaften Verbrechen beriethen und nach der einen wie nach der andern Version die Aus führung mit einem säst gewerbsmäßigen Eifer

von dem sremden Manne gaben, stimmten aber überein. Nun erinnerte sich ein Stammgast des Wirthes Komarek in Neulengbach, in dessen Gasthanse daS Attentat auf die Gyurics verübt worden war, daß ihr damaliger Begleiter dem Knechte deS Wirthschafts- besitzers Schmatz fehr ähnlich sehe; und da dieser Knecht einen ihm sehr ähnlichen, übelbeleumundeten Bruder Namens Franz Schneider hat, wurde nach diesem gesahndel und bald konslalirl, daß Franz Schneider und dessen Gattin Rosalia zuletzt in Wien bei einem gewissen

Jgnaz Werk in der Nnstengasse gewohnt, am 12. Juni sich nach Baden abgemeldet hatten nnd dort unbekannt seien. Jgnaz Werk erzählte aber, daß sie ihn vor ganz kurzer Zeit besucht nnd sich damals auch Möbel bei einem Trödler, Jgnaz Fürst, gekauft hätten. Der HauSknechl dieses Trödlers gab an, daß er diese Möbel nach NndolsSheim, Ru- dolfsgasse Nr. 28, geführt habe, und dort wurden richtig die Eheleute Franz und Rosalia Schneider nehme ich es, Bechtold zu belohnen, indem ich ihm meine Hand reiche

. unter den salschen Namen Ferdinand und Rosalia Medler eruirt. ES wurde nun in Hren Koffern Nach schau gehalten und sofort verschiedene, der ermordeten Marie Hottwagner gehörige Sachen darin gesunden. Nach der Verhaftung versuchte Rosalia Schneider sich dem Gerichte durch Selbstmord zu entziehen, indem sie sich vom dritten Stock des Polizeigefangenhauses in einen Lichthof stürzte. Sie zog sich hiednrch jedoch nur leichte Verletzungen zu. Die nnnmehr eingeleitete Voruntersuchung ergab, daß Franz Schneider

es von Jugend an auf fremdes Eigenthum abgesehen hatte, daß er nach nnd nach immer tieser sank und endlich sogar vor Gewaltthätig keit nnd vor Mord nicht zurückschreckte; daß er den Mord geradezu geschäftsmäßig betrieb und ihn sicher noch wiederholt haben würde, wenn nicht der Zufall zur Entdeckmig seines schändlichen Treibens geführt lmlte. Schon daS Vorleben des Franz Schneider ist ein sehr bemakeltes und hat derselbe mehrfache Abstranmgen hinter sich. Diese Umstände in Verbindung mit den späteren thaten

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Alpenzeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 29.09.1936
Umfang: 6
ein Kindergrab aus dem dritten Jahrhundert, das in der Nähe der Wiener Oper entdeckt wurde. R. Pe terra. Ner Fall Schneider»Creusot Paris, Ende September. Die Schneider-Creusot-Affaire, die setzt durch ei ne amtliche Untersuchungskommission aufgeklärt geben Eine Mischung von Kobalt- und Zinksalzen er gibt das zu ähnlichem Zweck« verwendete Risnan- Grün, während sich mit der sogenannten Kobalt- Bronze, bestehend aus einer Ammoniumphosphat' Verbindung des Kobaitmetalles, sehr schöne und dauerhafte violette

und deutschen Metall des außergewöhnlich v,el Staub aufgewirbelt. Das hat seine Gründe. Einmal zählen die Schneider- Creusot-Werke zusammen mit Krupp, Armstrong Vickers und Bethlehem Steel Corporation zu den ältesten und größten Waffentrust der Erde. Das Städtchen Creusot in der die Dynastie Schneider seit Generationen unumschränkt herrscht, beliefert nicht nur die gesamte französische Armee und Ma rine, sondern auch die Armeen vieler anderer Länder, und zwar nicht nur in Europa. Aber nicht diese Tatsache

ist ausschlaggebend für die Er regung, die in Frankreich über die gegenwärtigen Vorgänge herrscht, es kommt Hinzu, daß, nach An nahme des Gesetzes über die Nationalisierung der französischen Rüstungsindustrie, die Schneider- Cteusot-Werke ohnehin in den Vordergrund des öffentlichen Interesses rückten. Nicht zu vergesse», dasì bereits schon längst vor dem Gesetz Staats beamte, sowie Funktionäre des Kriegsministeriumo zahlreiche große Wasfenfabriken in Rumänien und Polen. Fast unmöglich

, einen solchen internationalen Trust zu kontrollieren und ebenso schwierig, in je dem einzelnen Falle genau festzustellen, wo das erlaubte Geschäft aufhört und das unerlaubte be ginnt. Es hätte nie dahin kommen dürfen, daß die Waf fenfabriken, feien es nun Schneider-Ereusot oder Armstrong Vickers oder sonst jemand, eine so rie sige Ausbreitung erlangen tonnten, wie es heute ver Fall ist, wo die Interessen der „Großen Vier' so vielfältig miteinander verflochten sind, daß jeder von ihnen jedes Land beliefert. Wag

soll nun geschehen? Das blamable Ergeb nis der Untersuchung gegen die Schneider-Creusot- Werke wird aller Boraussicht nach niemals in der breiten Öffentlichkeit bekannt werden. Dazu steht selbstverständlich die Ausführung aller , jener Auf- 5' viel auf dem Lpià Man wird à träge an Ort und Stelle in Creusot überwachten und prüften, die für den Gebrauch der französischen Armee und Marine dienen sollten. Dieses Kontrollsystem wurde in den letzten Mo naten im Zusammenhang mit der kommenden Na tionalisierung

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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 28.01.1892
Umfang: 4
der Nachtragsanklage gegen Rosalia Schneider, wegen direkter Betheiligung an den Mordthaten ihres ManeS wird ausgeführt: In der Untersuchung wider Franz und Rosalia Schneider wegen mehrfacher meuchlerischer Raubmorde und anderer Delikte wurde seitens der k. k. Staats anwaltschaft nach Abschluß der Erhebungen die An klageschrift am 9. Dezember 1891 überreicht und ist dieselbe in Rechtskraft erwachsen und darüber die Hauptverhandlung angeordnet worden. Am 13. Jänner 1892 begehrte der Angeklagte Franz Schneider

zu dem Vorsitzenden geführt zu werden und erklärte vor demselben im Wesentlichen Folgendes: Seine Gattin Rosalia Schneider hätte ihn bereits im Jahre 1889 zu einem Morde verleiten wollen. Sie habe damals eine Frau bedient, habe sich über, zeugt, daß dieselbe Geld besitze und ihn überreden wollen, jene Frau zu erwürgen und zu berauben; er sei jedoch darauf nicht eingegangen. Seine Frau spiele nun auch bei den unter An klage stehenden Morden eine viel gewichtigere Rolle, als ihr die frühere Anklage zur Last lege

. Was insbesondere den Mord der Rosalia Klein rath betreffe, so habe er sich in folgender Weise ab gespielt: Die Rosalia Schneider sei damals bekannt lich bei der Baronin Falke in Dienst gewesen und habe er gewöhnlich bei ihr übernachtet. Eines TageS habe er sie von in der Frühe, als sie in der Markt halle einkaufen ging, begleitet und hätten sie sich unterwegs auf eine Bank vor dem Jnvalidenhaus ge setzt. Ein Mädchen, welches eben die Rosalia Klein rath gewesen sei — hätte sich zu ihnen gesetzt

und da seine Frau richtig vermuthet habe, daß eS ein Dienstbote sei, hätte sie die Kleinrath gefragt, ob sie einen Platz snche, waS diese bejaht habe. Darauf habe die Schneider gesagt, ihr Mann könne dem Mäd chen einen Platz in Neulengbach verschaffen. Während er sich auf kurze Zeit in ein Wirthshaus entfernt habe, hätten die Frauen daö Nähere miteinander besprochen und als er zurückgekehrt sei, wäre die Kleinrath be reit gewesen, mit ihm zuerst in ihren Unterstandsorl zu gehen, um ihren Koffer zu holen

und ihm dann nach 'Neulengbach zu folgen. Bis zur Markthalle feien alle Drei miteinander, und zwar die Ehelente Schneider nebeneinander und hinter der Kleinrath gegangen, da habe ihm seine Frau ein Fläschchen mit einer weißlichen Flüssigkeit, welches er früher nicht gesehen und dessen Provenienz er nicht kenne, übergeben und ihm gesagt, er solle daS Mädchen in den Wald führen und ihr dort da5 Fläschchen unter die 'Nase halten, das Mädchen werde darüber einschlafen, worauf er sie berauben könne; sie wisse, daß das Mädchen

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Tiroler Volksbote
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Seite 4 von 16
Datum: 08.01.1919
Umfang: 16
auch jedesmal aus dem Letten, gewann dabei aber stets größere Oberhoheitsrechte über den Schneider. Der Schneider war auch ein Musi kant und hatte einen>guten Ansatz zum Bla sen, sowohl bei Instrumenten 6ls auch bei Literslaschen. Diese letztere Musik aber hatte er seit seiner Heirat vollständig verlernt, denn Weib und Schwiegermutter waren ihm scharf aus den Socken und sobald er auch nur einmal aus ein Viertelstündchen seine Sonn tagsschuhe unter den Wirtstisch gesteckt hatte, war gleich eine der beiden

seinen Mund, dann fuhr ihm die Schmie germutter gleich messerschars über die Zunge und herrschte: „Still bist! Du bist nichts als ein Habenix und Verstehnix Und liegst Hur deinem Weib in der Schüssel — solche Lotter buben müssen's Maul halten!' — In solcher Weise wurde der Schneider gebiegelt und ge- pudelt und das Herz kochte ihm im Leibe; aber er mußte ruhig an sich halten und der Schmiedmeisterin noch seidenfein und ge schmeidig um den Kamm streichen, mußte hübsch freundlich komplimentieren: Liebe

Mutter hin — liebe Mutter her — denn sonst knüpfte die Schmiegermama ihren Geldsack zu und dem Schneider krochen die Schüldlein wieder an den Hals. — Sein Weib, die Gretl. hatte der Jörg alleweil noch gern — aber ge gen die Frau Schwiegermama sammelte sich unter bemeldeten Umständen ein ganzer Kes sel wm Gift und Galle in seinem Herzen. Je mehr er seinen Grimm verbergen und in sich hweindrücken mußte, desto stärker verdichtete sich derselbe und manchemal zappelte und gan- fterte es im stillen

. Als es zu nachten begann, schoß er in seine Feiertagskleider, dann huschte er zur Tür hinaus und flink wie ein Wiesel zum Värenwirte hinüber. — Dort hockte gerade ein Kleeblatt van vier losen Vögeln beieinander, die nichts so gut verstan den» als ihren lieben Mitbürgern Spott anzu- tun, Schelmlieder zu dichten, tolle Streiche und Schabernack zu spielem Als der Jörg sich zur Türe hereindrückte» da ging ein stürmi sches Halloh los. „Ja was', rief der Plattenmuch, „ist gar einmal der Schneider durchs Nadelloch

ausge schlossen?' „Hat dich dein Weib ausgesperrt?' lachte der Zeltepeter. »Ist der alte dicke Drach' abgeflogen?' schrie der Wasenander. „Schneider» geh' heim!' spottete der Schnalzjaggl, „sonst kommt die - Gretl mit dem heißen Bügeleisen.' „Seid still und läßt mich mit euren Schalks narreteien!' sagte kleinmütig der Schneider; „wenn ihr Ruhe gebt, zahl ich heute/' Das ließen sich die Burschen gefallen. Sie zogen den Schneider jubelnd in ihren Kreis und versicherten ihn des tiefsten Landsrie dens

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Meraner Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 29.01.1892
Umfang: 8
Seite 4 thätigen Antheil genommen, sie sei zwar mit in den Wald gegangen, habe aber Gewissensbisse bekommen und die Beiden vorausgehen lassen, dann habe sie sich niedergesetzt und das Gesi<dt verhüllt, um nichts zu sehen und zu hören StaatSanwalt: Wie bat denn das Fläschchen aus gesehen, das Sie, Schneider, von Ihrer Frau bekommen haben? — Franz Schneider: Es war braun und mit Nlckelverschluß, zum Schrauben. StaatSanwalt: Hat i>ie Flüssigkeit einen Geruch gehabt? — Franz Schneider: Wie Rosen

hat es gerochen (Heiterkeit) StaatSanwalt: Es giebt nur ein Mittel in der Welt, welches so schnell wirkt, und dos ist > onceutrirte Blau säure. Ich glaube nicht, daß Ihre Frau sich das hat ver schaffen können. Franz Schneider: Sie hat mit einem Laboranten ein LubeSverhältn'ß gehabt. Jetzt nimmt der Vorsitzende daS Wort Er spricht scharf, klar, eindringlich. Im Saal herrscht große Stille. Ich werde Jbnen sagen, uieinl er, welchen Eindruck ich nach den bis herigen Ergebnissen der Berbandlung gewonnen

habe. Sie sind Beide mit der Hottwagner und Zousar aui's Land gefahren. Sie, Rosalia Schneider, haben die Mädchen geHallen, Sie, Franz Schneider haben dieselben umgebrocht und die Beihilfe der Frau war nothwendig, damit Sie nicht wieder so zerkratzt werden, wie bei der Gyurics- Franz Schneider! Nein, mit dem Gifte ist's ge schehen. (Er wendet sich zu seiner Frau und ruft:) Du, Du. sag'S nur, was hast Du in der Hand gehabt? Aller Augen sind aus Rosalia Schneider gerichtet; sie antwortet aber nichts, sondern wendet

ihm verächtlich den Rücken zu. Vertheidiger Dr. Gustav Fried: Schneider, ich kann Jbnen nur noch einmal eindringlich in's Gewissen reden. Es ist wirklich so, wie der Herr Präsident sagt. StaatSanwalt: Das GisiflSichchen glaubt Ihnen Niemand, daS ist unlogisch; Sie haben sich das im Arrest erfunden. Schneider schwelgt. Präs. (nach einer Pause): Also, hat sich die Sache so zugetragen, wie ich es dargestellt habe? Schneider (zögernd): Meine Frau war schlechter als ich. Präs. (mit erhobener Stimme

): War es so, ja oder nein? Schneider schwelgt. Er steht mit geballten Fäusten da, er aihmet hoch und schwer — endlich noch langem schwerem Besinnen stößt er abgebrochen die Worte be>aus Ja. sie hat's gehalten und ich hab' den Mund zUgestopst. «Bewegung.) S t a a ts a n w a II: Und das ist auch das Wahr- schei> lichste Präs: Sie können sich doch in einem Augenblicke, wo Sie einem Uribetle entgegensehen, das wahrlich kein mildes ist, nicht mit Racheged.mken abgeben. Die Sache hat sich also so zugetragen, wie ich eS eben

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Lienzer Zeitung
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Seite 22 von 28
Datum: 19.03.1910
Umfang: 28
sie die Sekunden und hätte andererseits doch ge wünscht, daß sich diele Pforte für den Erwarteten niemals ge öffnet hätte. Ganz in der Nähe derselben stand ein alter Apfel baum, in dessen Zweigen sie oft ihre Hängematte befestigte. Sie lehnte sich an den knorrigen Stamm des alten Baumes und hatte dabei das Gefühl, als wäre sie nicht mehr allein, als be fände sie sich unter dem Schuhe eines Freundes. Endlich öffnete sich die Pforte, und Leopold Schneider erschien in derselben, mit einem Lächeln auf den Lippen

brachen, und er verdammt und verloren sei. Eine tiefe Ent mutigung kam über ihn. „Können Sie mir vielleicht sagen, was es mit einem gewissen Leopold Schneider auf sich hat?' fragte sie ihn mit eisigem Hohne. Dieser Name, von ihren Lippen ausgesprochen, traf ihn wie ein Faustschlag ins Gesicht: er würde niemals geglaubt haben, daß man solchen Nachdruck in ein einfaches Wort legen könne. Er wankte einige Schritte rückwärts, dann schlug er sich mit bei den Fäusten gegen die Stirn und antwortete: „Leopold

Schneider ist ein Mann, der Ihr Mitleid verdient. Wenn Sie wüßten, wie viel er gelitten, was er im Leben alles gewagt hat, Sie würden ihn nicht allein beklagen, sondern geradezu bewundern. Leopold Schneider ist ein Unglücklicher . . .' „Oder vielmehr ein Elender!' unterbrach sie ihn mit kalter Stimme. Ein nervöses Lächeln kam von ihren Lippen, und sie sagte spöttisch: „Frau Schneider, ich könnte mich ja nnn bald Fran Schneider nennen. Wie schade um die arme Gräfin Czinsky!' Er warf den Kopf zurück

, kreuzte die Arme über der Brust und sagte mit bitterem Lächeln: „So war es also nicht der Mann, den Sie in mir liebten, son dern nnr der Graf?' „Ich frage wenig nach Rang und Titel, wenngleich ich zu gebe, daß Leopold Schneider wohl niemals mein Interesse er regt hätte. Vor allen Dingen habe ich einen Mann von tadel loser Ehre zu lieben geglaubt und keinen — Betrüger.' „Ja, ich habe betrogen,' rief er mit keuchender Stimme, „und nehme diesen Vorwurf ohne Gewissensbisse und ohne Selbst verachtung

auf mich. Ich habe betrogen, well ich wie rasend in Sie verliebt war, weil Sie mir teurer waren als meine Ehre, weil ich daran verzweifelte, Ihr Herz zu rühren und mir alle Wege gut erschienen, um zu Ihnen zu gelangen. Warum mußte ich Ihnen begegnen? Warum konnte ich Sie nicht sehen, ohne in Ihnen den Traum meines Lebens zu erkennen? Das Glück hat mich verlassen und ist vor mir geflohen, mein Geschick ereilt mich, weil ich gelogen habe. Aber wer würde nicht lügen, um von Ihnen geliebt zu werden?' Leopold Schneider

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Der Bote für Tirol
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Seite 3 von 6
Datum: 25.01.1892
Umfang: 6
. Der Process gegen die Dienstboten-Mör der Schneider. ^Eigenbericht.) Wien, den 24. Jänner. Morgen beginnt vor dem hiesigen SchwurgerichtS- hofe die Verhandlung gegen das Ehepaar Franz und Rosalia Schneider,, deren an Dienstmädchen verübte Mordthaten in diesem Blatte wiederholt Erwähnung fanden. Die Eintrittskarten zur Verhandlung, um welche sich besonders viele Damen ans den besten Schichten der Gesellschaft mit Aufgebot aller ihnen zur Verfügung stehenden Protectionen eifrigst bewarben, sind seit Wochen

vergriffen und das angebliche thcil- weife Geständnis Schneiders, von welchen! die hiesigen Blätter vor einigen Tagen berichteten, lässt sehr auf geregte Auftritte zwischen den beiden Angeklagten er warten, weshalb man der Verhandlung mit großer Spannung entgegensieht. Den Vorsitz bei derselben wird der Viccpräsivent des Strafgerichtes Dr. v.Hol- zinger, die Vertheidigung des Franz Schneider Herr 'Dr. Gustav Fried und jene der Rosalia Schneider Herr Dr. Richard Fried führen, wogegen die Anklage

von dem ersten StaatSanwalte, OberlandcsgcrichtSrathe SooS vertreten werden wird. Die k. k. Staatsanwaltschaft in Wien erhebt gegen 1. Franz Schneider, 35 Jahre alt, zu Murstetten geboren, nach Pyrha zuständig, katholisch, verheiratet, ohne bestimmte Beschäftigung, zuletzt in Rndolssheim wohnhaft, wegen Diebstahls und Betruges wiederholt bestraft, und 2. Rosalia -schneid er, geborene Ca- -pellari, Gattin des Vorigen, 41 Jahre alt, zu Villach geboren, katholisch, Köchin, zuletzt in NndolfSheim wohnhaft, wegen

Falschmeldung bestraft, die Anklage: dass ersterer in der Nacht vom 25. zum 26. Mai 1891 die Johanna Stocker im Haspelwalde bei Neu- lengbach überwältigt und in der Nacht vom 1. ans den 2. Juni gegen die Anna Djnris ein gleiche? Ver brechen verflicht habe; 2. habe derselbe im Walde bei Neuleugbach das Dienstmädchen Rosalia Kleinrath er mordet und die Habseligkeiten derselben an sich genom men, seine Gemahlin habe letztere verhehlt und-ver handelt. DaS gleiche Verbrechen hab: Schneider an 'dem Dienstmädchen

Maria Hottwanger und Maria Znffer begangen. Den Verkehr mit beiden Mädchen hat Rosalia «chneider in genauer Kenntnis der Ab sichten ihres Mannes vermittelt. Infolge dieser Hand lungen seien ^.) Franz Schneider des vollbrachten nnd deö versuchten Verbrechens derNothzucht und dreimal als unmittelbarer Thäter des Verbrechens des mench- lerischen Raubmordes; li) Rosalia Schneider des Ver brechens ter Theilnehmnng am Raube und zweimal als unmittelbare Thäterin des Verbrechens des mench- lerischen

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Bozner Zeitung
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Seite 3 von 4
Datum: 21.03.1892
Umfang: 4
. Der A,r.karemnd- Ä,alten. Es hat sich ;ur Sammlung von -^cilräaen ?Wmark erklart- Mglt n. emem Vortrag ... Wien .efür -in ttomire gebildet. ^« der ehemal.ge °,terre-ch>ich-u..garnche Lieutenant ^ ILucki^ch. der spater unter Stanley s Führung am Franz Schneiders letzte Stunde. Aus Men wiro Congo rhätig war. unter der rücksichtslosen Be- .a-über gemeldet: Franz Schneider verlor nicht seine j hanqlnng seiner Borges tzten das Leben eingebüßt ,>ige Haltung. In der Armesünderzelle erhielt er habe. Stanley

hatte seinen Offizier nämlich, obschon d n Besuch seines Bruders Heinrich, der Hausknecht derselbe an. gelben Lieber litt, ans dem Bett holen . und von dem er sich veradschieoere. Hran; soll lassen nnd ihn gezwnngen. in der tropischen Sonnen- . Bruder gebeten haben, für ihn eine Seelenmesse h'tze seinen Dienst zn verschen. Lnkisch erlag dieser -u zu lassen. Später erschien der Äeliorger des barbarische» Maßregel drei Tage später n id Stanley. 'Zesgerichtes, bei welchem Schneider beichtete und!^ ihn haßte, ließ

dem Verstorbenen nicht einmal e : er bat, ihn vor der Hinrichtung zur Messe in -m ehrliches Begräbniß zu Theil werden. Wie nun e Kapelle zn führen. Seinem Vertheidiger ?r. ,^rico. ''^Uie.lt w.rd. wollen die in Karlstadt m s.eben- r bei ihm erschien, dankte er für dessen Mühe ^geu wohnenden Eltern des ,o elend M Grunde ätuua. sodann wurde Schneider nach seinen et-!A^'P'eu gegen Stanley, der augenblicklich m .c igen Wünschen befragt. Er erklärte, er habe Hunger w-.lt da- gerichtliche Berfahren einleiten

bestellte zwei Portionen Schweinebram., zwei u»d e.ne E..tichad.gnng von lw. XX) Frauks und B ote, einen halben Liter Nothwein und sechs «esordernng der Le.che nach Europa von .hm -'>e»Zigarren. Sein Wunsch wurde erfüllt. Schneider s nwrncyen -..zehrte die Speisen mit wahrem Heißhunger. Für '^c.llwoch Abend hat er sich abermals zwei Portionen Schweinebraten, Wein und Zigarren und für Ton ne .stag Früh 6 llhr als letztes Frühstück einen Milche ,'see ausgebeten. Im Lause des Nachmittags äußerie Schneider

'^orwunen. schließlich wollte Schneider!fjugxx ain 2»i. Mai in Wien statt, .ne Frau zum Abich.ed k..»en, was d.e>e energ.ichl ucücbvies. — Die Hiurichtnng Schneiders hat, wie Prag, 2<>. März. Die Feudalen beschlossen, über ar; schon gemeldet worden, am l7. dö. Früh in das Drängen der Regiernng, den Statthalter zu den Wien stattgefunden. Um li llhr wurde der ^iaub- Zitzilngen der Ansgleichscomminion einzuladen, mürder über seinen Wunsch in die Kapelle des Lan- Berlin, 20. März Wegen des Schulgesetzes

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 4
Datum: 16.09.1864
Umfang: 4
. Wie man der , Const. öst. Ztg.' schreibt, wird die seit längerer Zeit beabsichtigte Herabsetzung des Standes der im lombardisch-venetiänischen Königreiche , liegenden Truppen nun demnächst zur Ausführung köm men. Es liegen nun verläßliche Nachrichten vor, daß auch die piemontestsche Regierung mit den angekündigten Reduciruugen Ernst macht und im Laufe dieses Herb stes 40,000 Mann beurlauben wird. Feuilleton. Ein deutsches Märchen. - Von K. L. W. Pflaume. ^ ^ Schneider Fix». Vor ÄlterS lcbte in einer alten

Reichsstadt ein Schneider FipS, der war behende, mit der Nadel, mit den Händen, mit den Füßen, mit der Zunge uni> mit den Hedanken. Vom frü hen Morgen, wenn die Hähne krähten unv der Morgen graute, saß er mit untergeschlagenen Füßen auf seinem Tische am Fen ster, war munter und guter Dinge, sah mit einem Auge auf seine Arbeit und ließ das andere auf die Straße hinaus wan dern. Er sprach den Vorübergehenden zu. neckte die Jungen und foppte die Alten, und, da er wohl wüßte, daß, wer äuS- geben

will, auch einnehmen muß, so ließ er sich von Jung oder W hinwieder auch manchen Spaß gefallen. Er hat lauter Wippchen im Kopfe, war die allgemeine Rede. Die Frau Fipsen dagegenhalte ibre eigenen Schrullen, hielt den lustigen Schneider etwaS kurz, und wollte die Wippchen, die er nun einmal nicht lassen konnte, nicht gut heißen. Machte er mit den vorübergehenden Mädchen seine Späße, so schrie sie wohl: Du Hipphopp Du, laß die Mädchen in Ruh! Und wenn er dann antwortete: Alte Weiber und Enten schnattern dm gan zen

Tag, sie gehören in die Gosse, sonst thun sie Ungemach, so wurde sie gar böse, und keifte und schalt ihn kurz und lang aus, daß der k.cke Schneider sein loscS Maul aus lange Zeit nicht wieder aufzuthun wagte. Am schlimmsten ärgerte sie ihn aber, wenn sie das Schimpflied auf die Schneider anstimmte, worin eS heißt, daß ihrer Neunzig und Neun mal Neun mal Neunzig von einem Häringschwanz gegrssen und aus einem Fingerhut getrunken hätten. Dann wurde Schneider FipS zornig, denn daS griff

geschlagen hatte. Sie lachte höhnisch, zuckte mit den Schultern, sah ihren Herrn und Meister verächtlich über die Achsel an, und ging in die Küche> um Sauerkraut und SchweinS- kopf zu kochen, eilt LieblingSgericht des schwächlichen Schnei- derlejnS. woran eS gewöhnlich auf ein paar Wochen krank wurde. Da nun der Schneider auf diese Weise sich in einem im merwährenden Kriege befand, so war eö kein Wunder, daß er sich für kriegsgeübt genug hielt, um im Falle der Noth die Htodt vertheidigen ztl'helfen

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Volksbote
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Seite 3 von 14
Datum: 05.02.1920
Umfang: 14
und dem Schneiderlein das Wasser in den Mund rann, so mußte es. gern oder ungern, immer wieder an den Kittelfack der Frau Schwiegermama appellieren; diese zog den Schwiegersohn auch jedesmal aus den Letten, gewann dabei aber stets größere Ober hoheitsrechte über den Schneider. Der Schnei der war auch ein Musikant und hatte einen gu ten Ansatz zum Blasen, sowohl bei Instrumen ten als auch bei Literflaschen. Diese letztere Musik aber hatte er seit seiner Heirat vollstän dig verlernt, denn Weib und Schwiegermutter

und schließlich noch wie der ver lorene Sohn mit den F . . .n Greipen und Trestern essen möge. — Oeffnete.der Jörg mich nur zu einem einzigen Worte der Verteidigung seinen Mund, dann fuhr ihm die Schwieger- niutter gleich messerscharf über die Zunge und herrschte: „Still bist! Du bist nichts als ein Habenix und Verstehnix und liegst nur deinem Weib in der Schüssel — solche Lotterbuben müssm's Maul halten!' — In solcher Weise wurde der Schneider gebiegelt und gepudelt und das Herz kochte ihm im Leibe

; aber er nmßte ruhig an sich hallen und der Schmied meisterin noch seidenfein und geschmeidig um den Kamm streichen, mutzte hübsch freundlich komplimentieren: Liebe Mutter hin — liebe Mutter her — denn sonst knüpfte die Schwie- germama ihren Geldsack zu und dem Schneider krochen die Schüldlein wieder an den Hals. — Sein Werb, die Grell, hatte der Jörg alleweil noch gern — aber gegen die Frau Schwieger mama sammelte sich unter bemeldeten Umstän den ein ganzer Kessel von Gift und Galle in sei nem Herzen

zu spielen. Als der Jörg sich zur Tür herein- brückke da ging ein stürmisches Hallo!, los. ..La was', rief der Plattenmuch, „ist gar einmal der Schneider durchs Nadelloch ausge schlossen?' „Hat dich dein Weib ausgesperrt?' lachte der Zeltepeter. „Ist der alte dicke Drach' abgeflogen?' schrie der Wasenander. „Schneider, geh' heim!' spottete der Schnalzjaggl, .sonst kommt die Grell mit dem heißen Bügeleisen.' „Seid still und laßt mich mit euren Schalkrnarreteienl' sagte kleinmüüg der Schneider

: „wenn ihr Ruhe gebt, zahl ich heut.' Das ließen sich die Burschen gefallen. Sie zogen den Schneider jubeln- in ihren Kreis und versicherten ihn des tiefsten Landfriedens. Ein Liter um den andern stteg auf den Tisch, der Zeiger aus der Uhr stteg immer höher und die Köpfe wurden immer röter. Dem Schnei derjörg begannen schon die Spukgeister im Dachstuhle zu tanzen. Jetzt war er in der rich« ügen Stimmung, jetzt konnte man chn steigen lassen wie einen Luftballon. Der Wasenander fand auch gleich das wahre

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Lienzer Zeitung
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Seite 5 von 18
Datum: 17.12.1938
Umfang: 18
habe ich ihn kennenge lernt. im Sommer wollten wir heiraten, und was muß ich nnn alles erfahren! Ein Treuloser ist er. ein Schuldenmacher und ein Trunkenbold . . Timmerbeil schwieg verwirrt. Dann aber entriß ihn Frau Schlnvpkes plötz lich wieder energische, scharfe Stimme seiner Versuukeuheit. „Bei dieser Gelegenheit will ich Ihnen nur gleich sagen: Wenn Sie sich d/,s Wirtshauslaufen nicht abaewöhnen, kön nen Sie am nächsten Ersten ziehen...!' Schueider GM« PriweM Zrzshttmg bsn M. Graf, Neubau Der Schneider

, so daß auch seine uustäten Finger -hr Genüge fanden. Die Sehnsucht nach Frei heit aber war ihm fremd,' ihm galt es gleich, ob er hinter seinem eigenen zer sprungenen Fensterglas oder dem vergit terten des Dorfgefängnisses Stick bei Stich setzte — ein Stück Himmelsblau und einen schwanken Baumzweig konnte sein Blick hier wie dort erhaschen. Und viel mehr hatte Gottlieb Pinda zeit lebens von dieser Welt weder zu sehen verlangt noch zu seheu bekommen. Als der Schneider in den Kotter ge wandert mar. hatte noch das grüne

Laub an den Bäumen geleuchtet. In einer ein zigen stürmischen Nacht war es Herbst geworden. Der Schneider ersah es ver wundert, und er freute sich, daß er so warm saß. Plötzlich mußte er an den Primelstock in seiner Stube denken, der sein gerechter Stolz uud sein ganzes Glück war. Er hatte ihn noch zuvor reichlich getränkt und sorgsam ins helle Licht gerückt, auf daß er ihn nach feiner R'ckkunst bei bestem Wohlsein anträfe. Mit diesem frühen Frost hatte er dabei freilich nicht gerech net

. Wenn er nuu tu der ungeheizten Stube, dicht hinter der schlechten Fenster scheibe. erfror? Die Angst stieg dem Schneider heiß ins Herz. Am andern Morgen bat er den Wär ter. als ob dies die selbstverständlichste Sache von der Welt wäre: ..Petermann, laß mich doch für eine Stunde heraus, ich will nur eben nach meinem Primelstock sehen!' „Du bist verrückt. Schneider!' knurrte Petermann, der an einen Scherz glaubte, setzte die Morgensuppe hin und schlurfte hinaus. Am Mittag wiederholte jedoch der Schneider

. Aus einem Sämling Hab' ich ihn gezogen, die grünen Läuse und eine Blattkrankheit hat er glücklich überstanden! Alle Nachbarinnen neiden mir diese Blüten, die wie Gewächse aus eines Sultans Garten leuchten! Und das alles soll verderben? Es wird nicht, sag' ich dir!' Und ehe der verdutzte Wärter sich's versah, sprang der Schneider, ein Kerl chen wie ein Handschuh, ihn an und schlug mit beiden Fäusten auf seinen mächti gen Schädel ein. Peterman» stellte gelassen den Wasser krug zu Boden. Dann lupfte

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Bozner Zeitung
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Seite 3 von 4
Datum: 17.03.1884
Umfang: 4
derart an, daß er gezwungen war, sich Geld zu verschaffen, um seine Gläubiger zu befriedigen; er ging deshalb mit seinem Vater zu dem Angeklagten Johann Schneider, der für den wohlhabendsten Bauern in Sillian gilt und dieser lieh ihm 1600 fl. unter der Bedingung, daß die Eltern und Geschwister Bürgschaft leisteten. Später wurden die Eltern auf die von ihnen geleistete Bürgschaft hiu exe- quirt, sodann kam es zu einem Proceß, indem Johann und Anna Ortner behaupteten, sie hätten geglaubt

, als sie die ihnen vsn Schneider vorge legte Bürgschaft«Urkunde unterzeichneten, nicht für 1600 sl. sondern nur für 200 fl. Bürgschaft zu übernehmen. In dieser Rechtssache wurde dann Schneider zum Haupteide zugelassen und schwur, es sei seines Wissens nicht wahr, daß die Ortner's nur für 200 fl. Bürgschaft geleistet hätten und dies noch unter gewissen Bedingungen, serner es sei seines Wissens nicht wahr,daß Ortner's die Bürgschaftsurkunde Kona tiäe und ohne ihren Inhalt zu kennen, unterzeichnet hätten

. Auf diesen Eid hin wurden die Ortner'schen Eheleute oerur- theilt, die 1600 fl. an Schneider zu zahlen, da aber nichts mehr von ihnen zu bekommen war, so sah ihnen Schneider in einem Separatoertrage die Zahlung dieses Geldes nach. Johann und Anna Ortner aber machten gegen Schneider eine Klage anhängig, er habe mit jenen beiden Eiden Meineide geleistet nnd deshalb begegnen wir dem reichen Bauern vor dem Schwurgericht angeklagt 1. die Eheleute Ortner durch listige Vorspiegelung, als sollten sie nur für 200

sie durch die Unterschrift des Vertrages Bürgschaft leisteten; man könne doch nicht glau ben, daß er dem Johann Ortner jun., der schon damals schlecht stand und dessen Gut später auch verkauft worden ist, 1tj00 fl. leihen und sich von den Eltern nur für 200 sl. Bürgschaft leisten würde. Die Staatsbehörde dagegen hält es für unwahrscheinlich, daß die alten Ortner's, nachdem sie ihrem Sohne das Gut übergeben, >nnn auch nocy ihren letzten Sparpfennig hätten hergeben wollen. Besonders auffallend aber sei es, daß Schneider

den Ortner's die Schuld von 1600 fl. nachträglich nachgesehen habe, und zwar in einem eigenen Vertrage, denn, wenn Jemand eine For derung nicht eintreiben könne, so mache er einfach ein Kreuz darüber, setzte aber nicht erst einen, auch wieder Kosten verursachenden Vertrag aus, um dem Schuldner die Schuld zu schenken. Die Staatsbehörde sah hierin ein Schuldbewußtsein des Schneider, der damit verhindern wollte, daß ihm aus seinem angeblich falschen Eide Unan nehmlichkeiten erwüchsen. Die Aussagen der zwölf

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Volksbote
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Seite 3 von 8
Datum: 28.10.1920
Umfang: 8
Stonnetstog, den 28. Oktober 1920, ' $ o liefest 3 * Freunde öüt Schrecken das Zittern kriegen. Der Cchneider hält sich für einen Humoristen (Spaß macher). Wenn er einem, der in guter Weiulanne gerade voller Behagen eiu Gschichkl erzählt, den Faden durchschneidet, glaubt der Schneider, daß es- keinen wirksameren Witz gäbe.- Denn dieseEeschichte und ihren Schluß vergißt teist Hörer sein Leben lang. Oder wenn einer gerade in puterrotein Zorne schimpft und sich anfrichtet gegen seine Widersacher

, und plötzlich auf der Nase liegt, so meint derSchnei- der, das sei nichts anderes als eins Erläuterung zu der großen Erdenweisheit: .„Mensch, ärgere dich niemal«!' Der Schneider hat viel Aehnlichkeit mit seinem Kameraden, denn Rüpel. Er faßt rasch zu, widerlegt nichts, macht seine Arbeit so aus der Lau ne, so aus dem Handgelenk heraus. Nur ist er we- Mer roh als der Rüpel. Kinder und einsaches MM verschont er fast immer, nur unter den „bes serer!' Ständen erlaubt er sich oft seine Streiche. Manchmal

Ihr euch, daß der schlichte Engel, der den: Leben des Bauern Tobias beigegebsn war, als sr vom Herrn der Zeit den Wink zum Schlußma- chen bekanr, zu der Genossenschaft der Todesbrllber ging u. sich für seinen Schützling den „Schneider' ausbat? Der Enge! kannte die Rechnung des alten Tobias, die Rechnung mit dem Hinrnrel, die Rech nung mit der Erde. Sie stimmten beide. And so bat rr sich den Schneider aus. Am Montagabend, wenn die Lerche zu fingen aufhörte, sollte es geschehen. < * * # Der Bauer Tobias war an; Montag

: um anderen Ende des Klee- svldes die Senil-. Er wii!' das Abendfutier schnei den. Schon knarrt der F-ulterwagen den Feldweg entlang. Jetzt inachi Tobias eine kurze Rast. Um den Wiesenbuich. der ihm nahe ist, lugt eist Gesicht. Ein. scharfer Blick flieg: über die Wiese,, so scharf wie der Augeu'K-hl ist, den der Jäger auf ein Wild lichter. Und nun, wie der Tobias dem Busch den Rücken kehrt, huscht ein Schatten über die Wiese. Der Tod ist da — der Schneider. Aber er hört die Lerche noch singen über dein Klee

Furche. All Ding nimmt einmal ein Ende!' Sacht gehts den Acker hinab, auf den Schnei der zu, dessen Augen durch die Lust glühen. And der Schneider reckt den Hals. Aber der Engel faßt ihn an der Hand. Noch singt die Lerche. Unter dem Wolkengebirge tritt die Sonne wie der hervor, steht klar am Äbendhimmel. Wie der Tobias mitten in der Furche ist, packt ihn plötzlich jemand von hinten an der Schul-, tsr. Tobias erschrickt ein wenig und läßt den Pflug fallen. Das Pferd bleibt stehen und sieht

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Tiroler Volksbote
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Seite 4 von 16
Datum: 17.03.1907
Umfang: 16
Seile 4. „Ciroler V olksboke.' Jahrg. XV. er mußte ruhig an sich halten und der Schmiedmeisterin noch seidenfein und geschmeidig um den Kamm streiche», mußte hübsch freundlich komplimentieren: Liebe Mutter hin — liebe Mutter her — denn sonst knüpfte die Schwiegermama ihren Geldsack zu und dem Schneider krochen die Schüldleiu wieder an den Hals. — Sein Weib, die Gretl, hatte der Jörg alleweil noch gern — aber gegen die Frau Schwiegermutter sammelte sich unter bemeldeten Umständen ein ganzer

, Schelmlieder zu dichten, tolle Streiche und Schabernack zu spielen. Als der Jörg sich zur Türe hereiudrückte, da ging ein stürmisches Halloh los. „Ja was,' rief der Plattenmuch, „ist gar einmal der Schneider dnrchs Stadelloch ausgeschlossen?' „Hat dich dein Weib ausgesperrt?' lachte der Zeltenpeter. „Ist der alte, dicke Drach' abgeflogen?' fchrie der Wasenander. „Schneider, geh' heim!' spottete der Schnalzjaggl, „sonst kommt die Gretl mit dem heißen Biegeleisen.' „Seid still und laßt

mich mit euren Schalksnarreteien!' sagte kleinmütig der Schneider; „wenn ihr Ruhe gebt, zahl' ich heute.' Das ließen sich die Burschen gefallen. Sie zogen den Schneider jubelnd in ihren Kreis und versicherten ihn des tiefsten Landfriedens. Ein Liter um den andern stieg auf den Tisch, der Zeiger auf der Uhr stieg immer höher und die Köpfe wurden immer röter. Dem Schneiderjörg begauueu schou die Spuk geister im Dachstuhle zu tanzen. Jetzt war er in der richtigen Stimmung, jetzt konnte man ihn steigen lassen wie einen Lust

ballon. Der Wasenander fand auch gleich das wahre Register. „Jörg,' sagte er. „eine solche Schwiegermutter wie du, wenn ich hätte, der tat' ich ihren breiten Buckel mit dem Ellen stab messen!' Der Schneider ballte die Fäuste uud pfuchte. „Ja, bist ein armer Hascher,' äußerte der Schnalzjaggl, „wirst nachgerade so klapperdürr wie ein Ziegenbock vor lauter Hunger uud Durst — und die zwei Weibsbilder schwimmen im Fette. — Gar die Alte, die wird nachgerade so faßlschwer und dick

. Der Schneider knirschte mit den Zähnen, er brachte vor Wut keine deutliche Silbe heraus, sondern bellte nur so vor sich hin: „Wu — wuu — wo wn.' „Ich tat' mir eine solche Behandlung nicht gefallen lassen von dem Fettsack!' „Ich tät' mich rächen, blutig rächen!' „Ich würd' dem alten Aas eine Schand' antun, daß es sein Lebtag daran denken müßt'.' „Es müßt' halt fein und heimlich ausgekartet werden.' So stocherten die losen Gesellen. Der Jörg wurde aufmerksam und begann immer mehr zu leuchten. „Einen Spott

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Tiroler Volksbote
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Seite 4 von 28
Datum: 10.04.1910
Umfang: 28
Seite 4. schneide?'; allein die Stunde Weges nach Platzwiesen hinaus war ihm zu weit, auch reuten ihn die Schuhe und so beschloß er, noch den Montag abzuwarten. Am Montag mußte die Hose doch sicher kommen; der Schneider wußte ja, daß er, der Much, am Dienstag Hochzeit hatte. — Aber auch der ganze Montag verging und die Hose blieb aus. Als der Abend hereindunkelte, litt es den Much nicht mehr daheim. Er stürmte wie ein feuer sprühender Löwe nach Platzwiesen, um den Schneider aufzu messen

. Dieser bügelte soeben einen Herrenfrack, als der Bräutigam ms Haus fiel und wütend aufbellte: „Wo ist meine Hose?' „Alle guten Geister!' stöhnte der Schneider und sank halbohnmächtig auf einen Stuhl ... Er hatte in der vergan genen Woche so viele Kinderkleider zu machen gehabt, auch hatte es ihn ein bißchen gewurmt, daß der Bräutigam bloß eine Hose und nicht emen ganzen Anzug herstellen ließ, und so hatte er auf die Hose vollständig vergessen. Der Much schmeckte pfort den Braten und schrie noch wilder

: . „Hast es vergessen? ... Du Himmel-Herrschafts-Schneider, ich reiß dir die Haxen aus!' Nun richtete sich das arme Meisterlein ein wenig in die Höhe und sagte flehend: „Sei so gut und mach' mich nicht konfus ... Ich Hab' Arbeit ganze Berge und alle Leute drängen, der Türke! geht mir Tag und Nacht durch den Kopf und eine Hose allein vergißt man so leicht; aber nur nicht verzagt, es wird alles noch recht, alles noch recht! Jetzt gleich geh' ich daran, ich arbeit' die ganze Nacht, die Frau

Morgenfrüh' komm' ich mit der Hosen, mit den feinen Pantalons.' „Wenn du zu spät kommst, Schneider,' räsonierte der Much, „dann häng' ich dich auf, ich schlag' dir alle Knochen zu Teig.' „Gewiß nicht, gewiß nicht! Wenn ich einmal etwas sag', dann hat's Fundament, dann steht's fest wie ein Haus! Kannst dich verlassen,' beberte das Schneiderlein; jener aber raste von bannen. Nun arbeiteten sechs Hände die ganze Nacht hindurch, daß ihnen die Finger brannten. Aber trotz aller Eile wurde die Hose erst

um sieben Uhr morgens fertig. Um acht Uhr sollte der Bräutigam feierlich mit Musik vom Hause abgeholt werden. Fiebernd bügelte der Schneider Christ! das neue Kleidungsstück, dann schlug er es hastig in ein gelbes Packpapier, band es mit Spagat zusammen und schnallte das Paket rückwärts unter den Sattel seines Fahrrades. Er selbst sprang dann blitzschnell auf das Rad und wirbelte wie der Wind über die Straße hin, so daß Rad und Schneiderlein einer jagenden Staubwolke glichen. Punkt halb acht Uhr stieg

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