Brennerbuch : Naturansichten und Lebensbilder aus Tirol, insbesondere aus der Umgebung der Brennerbahn
440 Schlanders. aus jenseits dichter Gruppen von KastanienbÄumen sichtbar. An ihm geht der Weg ins Martellthal vorüber, am Bache durch Anger mit Nußbäumen hin, weiter und weiter in das sattere Grün der kühleren Schlucht hinein, in deren südlicher Tiefe die Weißen Mauern stehen, hinter welchen der Italiener in sibirischem Klima hallst. Aber auch aus dem nördlichen Ufer der Etsch können zwei Gebäude nicht unbemerkt bleiben: Annenberg auf dem Mittelgebirg und weit hoch oben
, wo jetzt noch im späten Maien der Schnee weithin ausgebreitet liegt, St. Martin auf dem Kofel, welches sich durch den Strahlenkranz, welcher auf der Anich'schen Tiroler Landkarte das entsprechende Häuschen umgibt, als Wunder wirkender Gnadenort ausweist. Wer sich Schlanders nähert, wird an nicht wenigen Stellen Vergleichungen zwischen diesem Wege und den be kannten schattigen Zugängen, welche Zu englischen Schlossern und Landsitzen führen, anstellen. Wenn durch die glänzenden Nußblätter der Abendstrcchl fällt
und die Weißen Wiesen- Wasser durch das Gczitter der Schatten und der goldbraunen Lichter am Wege rausàn, dann ist es so vergnüglich im kühlen Baumweg von Schlanders zu wandern wie nur irgendwo in den großen Gängen eines uralten Parkes. Sonderbar gestaltet sich der Straße gegenüber, auf welche die Aeste Fruchtbaume hmragen, der ganze Abhang des sonn seilen Gebirges. Dieser ist kahl und vom Grün entblößt, ìvie ein Berg auf dem Karst. Am meisten bemerklich macht siH der graue Schrecken um die Höhen
der Einmündung des öden Thales Schlandernaun. In Schlanders wird der Reisende, wenn er sich Gutes rathen läßt, beim „Kreuzt übernachten.