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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 28.06.1890
Umfang: 8
eine Menge Lehrer beschäftigt, wovon Marguit, Pal und Vilma auch prositiren sollten. Jlma war ein ihrer Heiterkeit und ihres sprudeln den Witzes wegen stets beliebter Gast im Hause des Gutsbesitzers Herrn Teleky, eines Millionärs, welcher die liebenswürdige Marotte besaß, von seinem Reich- thum auch anderen etwas zukommen zu lassen. Seinein Studiengenossen und Jugendfreund Herrn von Hell zum Beispiel hatte er eine Stelle eingeräumt, die beneidenswerth genannt werden konnte. Herr von Hell

hatte das Verfügungsrecht über das gesammte große Vermögen und genoß in der Familie ein Ver trauen und eine Hochachtung, die ihn dem Herrn des Hauses fast gleichstellten. Allerdings war Herr- Hell ein Mann von eisernem Fleiß und festem Cha rakter, der diese Auszeichnung vollkommen rechtfertigte. Er war der Sohn eines höheren Offiziers; seine Mutter war jung Witwe geworden und sollte von der Pension leben, fünf Kinder ernähren und aus bilden lassen — eine alltägige Geschichte; nicht ge wöhnlich war nur, daß Herr

von Hell, als Aeltester, kaum herangewachsen, sich verpflichtet fühlte, der Mutter tapfer zur Seite zu stehen — das war die Aehnlichkeit in seinem und Jlma's Schicksal. Den Unterschied bildet nur sein Entschluß, ein Hagestolz zu bleiben, um sich seiner Familie ganz widmen zu können, während Jlma die Ihrigen nur auf feste Füße stellen und die Hoffnung auf ein eigenes Glück nicht aufgeben wollte. Wie oft wurde sie geneckt, weil sie anstandlos bekannte, daß sie den stillen Wunsch hege, bis „ihre Kinder

" versorgt sein würden, sich zu verheiraten. Es klang das aus ihrem Munde so rein, daß es nichts Unweibliches hatte. Jlma war nicht schön, aber der tiefe Blick ihrer dunklen Augen, das Lächeln ihres Mundes, die ge schmeidige Figur und ihr unwiderstehlicher Humor waren ganz dazu geeignet, einen Mann zu fesseln. Selbst der ausfallend ernste Hell konnte sich dem Zau ber ihres Wesens nicht ganz verschließen und wenn sie ihrem Witze die Zügel schießen ließ, stimmte auch er in die Heiterkeit ein. Nur das Thema

schöne Tage der freundschaftlichen Vertraulichkeit folgten nun! Er spielte mit den Kindern, interessirte sich für deren Aufgaben; Jlma vertraute ihm ihre häusliche Freuden und — Leiden an und Hell wußte immer Rath und Hilfe. Und Jlma? Fast ver mochte sie nichts mehr ohne ihn. Mit Schrecken mußte sie sich gestehen, daß sie ihre Selbständigkeit, ihren Gleichmuth verloren hatte, während er ihr in unveränderter, gleichmäßiger Liebenswürdigkeit erschien. Sie ahnte nicht, welche Gewalt dieser junge Mann

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