ein ziemlich altes Mütterlein im Lehnstuhle, die Brille auf der Nase, ein¬ fach gekleidet, das Bild der bescheidensten Lebensverhältnisse, aber auch der Freund- lichkeit und Gutherzigkeit. Ernst kam wieder zu sich, der arme, oft enttäuschte Junge! und entrichtete seinen Auftrag. Frau Hell hieß ihn Platz nehmen, indeß sie das Nöthige besorgen werde. Schau herum, Ernst, so viel du willst, du findest nichts Absonderliches, höchstens ein wunderhübsches
Mädchenbild dort an der Wand. Bald erschien die Alte wieder, legte eine Geldrolle auf den Tisch, fügte aber noch eine Flasche Wein, ein Gläschen, Brod und einige Schnittchen Schinken dazu, „denn" — sagte sie — „der junge Herr wird müde und hungerig geworden sein. Doch zuerst das Geschäft; so, zählt das Geld, ob alles richtig ist, und dann unter¬ zeichnet mir die Rechnung." Ernst that, wie ihm geheißen; Frau Hell forschte mit ihrer Brille
, und da hat er mir ein Fäßchen zum Versuchen geschickt. So trinkt nur, er ist unverfälscht und schadet Eurem jungen Blute nicht." Dabei lächelte Frau Hell gar freundlich und bald war die Rede im gemüth- lichen Gange. Es that dem guM Ernst ganz wohl, wieder bei so einem Mütterlein zu sitzen; es gemahnte ihn an's zu Hause. Er war kein so toller, leichtsinniger Ge¬ selle, der die alten Leute verachtet und sich nur mit jungen zusammenthut. lind die Alte fand
auch ein noch so altes. Wie im Fluge waren zwei Stunden verronnen, und die Zeit zum Abmarsche kam. Frau Hell lud ihren neuen Bekannten auf's Freundlichste ein, recht bald wieder bei ihr zuzusprechen, wenn er nicht Langeweile hätte bei so einem „alten Mutterte." Ernst gab die Hand darauf und die Freundschaft war geschlossen. So oft er nun fürder in der Stadt zu thun hatte, trank er bei Frau Hell sein Gläslein Wein, und sie meinte scherzhaft, „er sei