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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 11 von 16
Datum: 07.10.1906
Umfang: 16
Mann halte sie, trotzdem sie ihm im Wartesaal gegen über gesessen, nur eines flüchtigen Blickes gewürdigt? Das war beleidigend! Doch es schien der koketten Dame verzeihlich, als sie durch ihren Kutscher erfuhr, wer der stattliche Herr sei, nämlich der Ingenieur Rudolf Burghardt. — Sofort zog sie, nachdem Rudolf mit dem verspätet eingetroffenen kümmerlichen Schimmelgespann davongejagt war, über denselben in der ihr eigenen geschickten Weise bei dem alten Splittgerber, dem Wirt, Erkundigungen

über jenen ein. „Nicht viel an dem Land streicher," meinte der Alte kopf schüttelnd und nach seiner Schnupf- tabaksdose suchend. „War auch erst Landwirt und mit dem Heinz zu sammen auf dem Dänhof. Dienten beide bei den Ulanen ihr Jahr ab und verpulverten viel Geld, sehr viel Geld. Dann zankten sie sich, und Rudolf zog in die Welt, nach England, Frankreich und so weiter. Er hat einen klaren Kops, darum verdiente er sich immer selber sein Reisegeld. Sie sagen, er hat in Maschinenfabriken gearbeitet, um Ingenieur zu werden. Dann ging

gewesen. In seinem Aeußeren glich er Rudolf ausfallend, nur die wunderbaren Augen, den ver träumten Zug, das Geistreiche, auch die dunklen Haare hatte er nicht besessen. Jetzt stand Rudolf ruhig und voll kühler, ungezierter Höflichkeit - vor der Frau Hauptmann Weinreb. Die sprechenden Augen voll innigster Teilnahme, die schönen, trostreichen Worte, ach, alles war ihm gleichgültig. Er verbeugte sich, und dankte kurz, aber artig. „Wie ich hörte," sprach die schöne Dame lebhaft, nachdem sie auf dem Sofa Platz genommen

. Er ist ein alter, erfahrener Mann. Ihr Herr- Bruder hielt viel von ihm. — Und sollte es Ihnen langweilig werden auf der einsamen Scholle, Herr Burg hardt, so werden wir Nachbarn für Zerstreuung sorgen. Meine Jagd steht Ihnen zur Verfügung, mein Segel boot empfehle ich Ihnen nach des Tages Mühen zu sieißiger Benutzung." Rudolf schaute verlegen zu Boden. Er konnte diesen Blick nicht ertragen. Diese Augen be saßen ja eine furchtbare Gewalt. Was sprachen sie für eine laute, wilde Sprache! — War das alles reine

Gesprächs ihren Atem näher und näher spürte. — Ja, Frau Wein reb besaß eine furchtbare Macht. Endlich, endlich war Rudolj wieder allein und griff an seine Schläfen. Wie das kochte, wie das siedete, wie das da schmerzte in dem erregten Hirn! — Hinaus, draußen aus der Heide weht ein kühler Luftzug. — Die Abendröte flammt am Himmel. Da ist alles lauter, rein, hehr und hoch in der herrlichen Gottesnatur. Rudolf schaute auf zu den rosigen Wölkchen. Es flimmerte vor seinen Augen, und es ist ihm unmöglich

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 9 von 16
Datum: 21.10.1906
Umfang: 16
. Lerchen trillern ihr Abendlled, und die öde Heide wird mit glitzerndem Golde übergossen. . . Rudolf Burg hardt ist reich, sehr reich ge worden, denn überall glänzt sein Acker in goldiger Pracht. Kein König ist reicher als er . . . Sie haben einander „Gute Nacht" gewünscht, und jedes folgt seinem Pfade- Gertrud hastig, aber voll froher Zu versicht, Rudolf langsam, grübelnd und träumend. Der alte Mielke, der seine Herde heimwärts treibt, lächelt dem Herrn bieder und treuherzig zu. Er hat . es wohl

heimkehrte. Ja, Gras Stollnow ist ein schlechter Mann. Er wird einst Rechenschaft ablegen müssen, wie wir alle. Wehe ihm dann ! Wir find schwach, ich kann ihn nicht strafen für das, was er mir getan. Doch Fräulein Gertrud ist gut, wie ihre Mutter es war. Sie hat nichts mit dem Alten gemein, . und das muß sie unserem Herrgott danken. Die Emilie, Sie wissen, meine Aelteste, würde für, sie durch Wasser und Feuer gehen . . ." Rudolf schritt gedankenvoll weiter. — Daheim saß der Vater und schaute ins Abendrot

. Er lächelte, wie sein Sohn voller Herzlichkeit zu ihm kam. Es schien, daß sein Verstand heute klarer war, denn er tat einige Fragen, die Rudolf überraschten. Sollte auch hier noch Hoffnung sein . .? Frau Großklaus brachte das Abendbrot, einfaches Essen, wie Rudolf es angeordnet. Sie war mürrisch, denn die ver üngehencle liünstlcr. Nach dem Gemälde von C. u. Bergen. (Photographie und Verlag von Franz Hanfstaengl, München.)

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 11 von 16
Datum: 02.12.1906
Umfang: 16
, daß wir ein neues Be weisobjekt in der Hand haben. — Es ist ja sehr leicht möglich, daß der Schurke sich dieses Dinges beim Einbruch bediente. — Zeigen Sie das Eisen noch einmal her." Man läßt die Arbeit ruhen und bespricht den viel erörterten Vorfall wieder einmal. — Rudolf Vurghardt sitzt mit ans die Ellenbogen ge stütztem Haupt in der dumpfen Stube und brütet, wie so oft, still vor sich hin. Er fühlt sich, trotzdem die Gläubiger ihn jetzt plötzlich verschont lassen, sehr unglücklich. Frau Weinreb

will, wie sie eben auf flüchtiger An sichtspostkarte von Potsdam geschrieben, übermorgen zurück sein. „. . . Dann wollen wir alle recht fröhlich sein!" schließt sie. „Ja, fröhlich sein!" lacht Rudolf bitter und erhebt sich, um ins Freie zu gehen. Es ist ein herrlicher, klarer Herbsttag und der alte Herr steht mit gen Himmel erhobenem Haupt im Park lind freut sich des goldenen Sonnenscheins. Gerade jetzt fährt eine Mietskutsche aus den Hof. Der Fuhrmann ist Rudolf bekannt. Zwei Leute entsteigen dem pllnupen

, altmodischen Wagen. In dem einen erkennt der überraschte Dttnhofer sofort den Kommissar Walther wieder. Der andere trägt die Uniform eines Polizeiwacht meisters. Dieser bleibt in respektvoll, r Ferne stehen, als der Komm.ssar mit hastigen Schritten auf Rudolf zueilt und ihn bittet, mit ihm zwecks eines zweiten Protokolls ins Zimmer zu kommen. Nach einer ganzen Reihe von scheinbar sehr neben sächlichen Fragen zeigt der Herr mit dem ewig gleich mütigen Gesicht dem aufgeregten Dänhofer jenes kleine Stemmeisen

und fragt: „Ist dies Ihr Eigentum?" „Nein!" erwidert Rudolf kurz und bestimmt. „Was bedeutet denn dieses D. hier?" „Das ist allerdings. — Doch ich kann mich nicht entsinnen, jemals so ein Stemmeisen besessen zu haben!" „Wirklich nicht? — Denken Sie einmal gründlich nach. — Lassen Sie doch die kleine Säge holen, die neulich in der Schirrkammer lag, oder den Hobel." Rudolf bringt beides selber, und der Kommissar stellt nach längerer Besichtigung fest, daß die Buchstaben aus den drei Werkzeugen unbedingt

von derselben Hand her rühren müßten. Da gibt Rudolf ganz verwirrt zu, daß das Stemmeisen früher in seinem Besitz gewesen sein könnte, ihm wäre es jetzt sogar so, als hätte er es vor etwa sechs Jahren, als er hier in der Wirtschaft war, m t dem andererr Handwerkszeug gekauft und auf des Vaters Geheiß gezeichnet. Doch müsse es in andere Hände ge raten sein, denn bei seinem jetzigen Hiersein habe er es nicht gesehen. Sein Gesicht ist bleich geworden und die von allen Sorgen, Grübeleien und schlaflosen Nächten

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 12 von 24
Datum: 27.02.1903
Umfang: 24
Wilchentraymungsapparale von Wudoff Hegenöauer in Asperhofen. Ueber diese Apparate erhalten wir von sehr ge ehrter Seite eine sehr nützliche Aufklärung, welche wir wörtlich wiedergeben zum Nutzen der Bauern: Sehr geehrter Herr Redakteur! In Ihrem geschätzten Blatte vom 30. Jänner ist eine Anfrage über den Milchentrahmungsapparat des Rudolf Gegenbauer in Asperhofen, die ich wahr heitsgetreu beantworten will. Dieser Apparat ist in unserem Dorfe seit letzten Herbst, in einer benachbarten Parzelle

aber schon seit zwei Jahren in Gebrauch und bewährt sich sehr gut, nur ist er wenigstens ein Drittel zu teuer. Von anderer Seite erhalten wir von einem anderen Standpunkt aus folgende sehr nützliche Auf klärung: Zu Ihrer Anfrage Nr. 66 in Nr. 3 der „Tiroler Bauern-Zeitung" folgendes: Der Milchentrahmungsapparat des Rudolf Gegenbauer in Asperhofen beginnt sich wenigstens im Jnntal allmählich einzubürgern. Für Kleinbauern ist er tatsächlich am meisten zu empfehlen. Für solche, die bloß ein paar Kühe halten

sich mit aller Hochachtung I. W., Oberlienz. Ueber die Milchentrahmungsapparate des Rudolf Gegenbauer erhalten wir folgenden sehr belehrenden und klaren Aufsatz: Zur Frage 66 der „Tiroler Bauern-Zeitung" Nr. 3 folgendes: Der Milchentrahmungsapparat des Rudolf Gegenbau er in Asperhofen ist eigentlich nichts anderes als eine verbesserte Milchschüssel und leistet als solche gute Dienste. Derselbe hat die Form eines Rechteckes und besteht aus starkem, verzinnten Eisen blech, hat gebrochene Ecken und ist mit starkem Wulst

kaltenWasserS) anzuwenden, der wende diese an, kommt auch nicht teurer und ist besser. Am besten, besonders für größeren Betrieb sind aber immer die Zentrifugen. Sie rentieren sich in kurzer Zeit, wenn sie auch immer noch etwas teurer zu stehen kommen. Löbliche Redaktion der „Tiroler Bauern-Zeitung" - Zur Frage 66 in Nr. 3 der „Tiroler Bauernr Zeitung" vom 30. Jänner teile Ihnen mit, daß der Milchentrahmungsapparat des Rudolf Gegenbaue in Asperhofen aus Weisblech gemacht ist, hat eine viereckige

, schubladentruheartige Form und ist jede n falls sehr praktisch, jedoch nicht so dauerhaft und auch nicht so praktisch als wie der Steinzeug-Milch entrahmungsapparat aus der Fabrik von Jakob Plein-Wagner in Speiler (Deutschland), welche Schreiber dieser Zeien selbst in Verwendung hat. Diese Milchsatten (so genannt) sind denen des Rudolf Gegenbauers weit voraus, ja einzelnen Bauern mit etwa zwei, drei oder vier Kühe möchte ich jedem die Steingut-(Satten)-Schüsseln empfehlen, auch nicht den Alfa, den Viktoria-Separator

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 14 von 16
Datum: 16.12.1906
Umfang: 16
hier in der Nähe mit ihrem Gatten, der sehr finster drein schaute. Sie erkannte mich und gönnte mir einen kurzen Gegengruß. Bald darauf sah ich sie in Begleitung zweier Gecken, mit denen sie kokettierte — da erkannte sie mich nicht." „Ja, ja," spricht Rudolf jetzt, „Zufall oder Fügung oder Geschick- oder wie wir es sonst nennen wollen, gleich viel, auch ich habe ihm viel zu danken, trotzdem es mich ins Gefängnis brachte. — Hätte es das nämlich nicht getan, so wäre ich jetzt der Gatte

suchten, und endlich nach weitem Dornenweg sein Paradies erreicht haben. Wohl zehnmal hat die alte Freundin aufgeschaut, ohne daß Rudolf und Gertrud es gemerkt. Nun aber gibt sie ein deutliches Zeichen, daß sie weiterer Verant wortlichkeit überhoben werden möchte. Man trennt sich und verabredet ein Wiedersehen für den nächsten Tag. — Acht Tage sind vergangen — Länger duldet es Rudolf nicht in München,, gerade jetzt nicht, wo er ein bestimmtes Ziel vor Augen hat. — Gertrud, die heißgeliebte

, ist sein! — Sie haben einander ihre Liebe gestanden. In der Heimat wollen sie vollends glücklich werden. Der Dänhof gehört wieder den Burghardts. — Rudolf hat ihn billig gekauft, hat gründlich Ordnung geschafft und keine Kosten gescheut. Nun aber strahlt das schmucke Gütlein wieder in alter Herrlichkeit, nun ist es wieder, was es vor zwanzig Jahren gewesen. Der alte Herr, dessen Verstand sich trotz der zu nehmenden Altersschwäche fast völlig geklärt hatte, darf den Rest seiner Tage sorglos und glücklich verbringen. Kantor

Müllers aber finden für ihre Wohltat reichlich Entschädigpng. Rudolf sorgt treulich für die edlen alten Leute. Sie preisen feine Herzensgüte, sie sind entzückt von ihm. Und da ist noch eine Menschenseele, die vom Himmel Glück und Segen auf das Haupt des jungen Dänhofers -ermederfleht- das ist die alte Frau Wegelin in ihrem anderen Witwenstübchen. Sie kann den herben Schmerz, den ihr das Schick sal geschlagen, nicht verwinden- sie mag sich vor Scham nicht sehen lassen, weil ihr einziger Sohn

im Zuchthaus sitzt. — Viele Leute, die ihr sonst nahestanden, haben sich von ihr zurückgezogen — doch eines Tages kommt Rudolf Burghardt zu ihr und tröstet sie, wie nur ein guter Mensch trösten kann. — Ganz unter der Hand lindert er ihre Not. Bald trägt Emilie Mielke, die jetzt aus dem Dänhof treu und redlich dient, einen Korb voll Kartoffeln, bald ein Brot, bald eine Mündel Eier nach Saratzig, ohne daß die Leute ahnen, wer außer Kantor Müllers noch von Burghardt gespeist wird. Im Herbst

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 9 von 16
Datum: 18.11.1906
Umfang: 16
Nr. 46 1906 Beilage nun „Mtzbüheler De;irks-Do1e". Redaktion. Druck und Verlag der Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei von Gebrüder Reichel in AugSbuv-. Ein Stern in Nerkernacht. Roman von Ludwig Blümcke. (s. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Endlich, endlich verabschiedet sich die getreue Nachbarin, als der alte Herr, von Müdigkeit überivältigt, sanft ein geschlafen ist und nur noch im Traume lächelt. Die heiß ersehnte Stunde ist gekommen. Rudolf würde sie begleiten, das stand vorhin

, als sie den Kutscher abfahren hieß, fest bei ihr. Und Rudolf, dessen Sinne sich in einem wohligen Taumel, in einem angenehmen Rausch be finden, die Hoffnung, des schönen Weibes Zauberreiz der feurige Sekt, alles ist schuld daran — zaudert nicht, seine Kavaliers pflicht zu erfüllen. Nun sind sie beide wieder da draußen im Park unter den alten Buchen, die lange, schwarze Schatten werfen. Wie leuch tet des Mondes Sil berlicht so verklärend hernieder auf die dunk le Erde! Der scherzen de, ausgelassene Ton

Flur, vorüber an der Schonung — vorüber an Gertrud. „Ohne Grenzen wird das Glück sein," hört das arme Mädchen, dem das Herz fast stille steht, die schöne Frau sprechen. — „Arm in Arm, sie sind einig!" mehr vermag sie nicht zu denken. Erschöpft sinkt sie nieder ins weiche, feuchte Moos. — Doch Spitz erkennt den Mann, der ihn oft gestreichelt und ihni manchen Bissen gegönnt. Er springt, mit dem Schwänze wedelnd, auf Rudolf zu und leckt seine Hand. — — Da befreit sich der Träumende jäh von dem Arm

seiner Be gleiterin — er erwacht. „Woher kommt Ger truds Hund?" fragt er halblaut, ohne daß Frau Weinreb ihn versteht. „Dann ist seine Herrin auch nicht weit," fährt er fort, und eine schreck liche Unruhe, eine Angst bemächtigt sich seiner. „Was soll das bedeuten?", 'aat seine liebeglühende Beglei terin. „Was will das häßliche Tier von Ihnen, seit wann be sitzen Sie es?" „Es ist nicht mein Hund," stottert Rudolf, sich hastig nach allen Seiten in umschauend und Spitz ungestüm streichelnd. Gertrud ist nirgends

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Seite 13 von 16
Datum: 07.10.1906
Umfang: 16
sind Verstecke genug. — Die Frist von genau fünf Minuten ist ver strichen, und die „Rosen prinzessin" verläßt den ihr angewiesenen Ort, um zu suchen. Sie sieht Rudolf und stößt erschreckt einen Schrei aus. Doch er entschul digt sich höflich uud versichert der Erröten den, Beschämten, daß er nichts sehnlicher wünscht, als mitspielen zu dürfen. Dieses Bild reiner Kindlichkeit, das er eben sehen durfte, Hütte ihn entzückt und hingerissen in ein wonne- volles Märchenland. Gertrud schaut den ernsten

Marin mit den h guten, großen Kinder augen zaghaft an und weiß nicht, ob sie da vonlausen soll, oder ob sie bleiben muß. Rudolf stellt sich vor und erfährt, daß das liebliche Mägdlein GertrudNormann heißt. Da schrickt er zusammen! Diesen Namen las eben auf dem Gericht im Grundbuch. War's nicht die letzte Hypothek, die in rvenigen Monaten fällige, welche auf den Namen Normann ein getragen stand? — Oberförster Normann! — Ja, so war es, ohne Zweifel . . . Etwas verlegen fragt er: „Sind Sie vielleicht

mit dem Herrn Oberförster dieses Namens irgendwie ver wandt?" von der läuft des ttronprWensohnes: Die beiden eitern fahren ?u der üauffeierlidtjfeeit. „Sehr nahe sogar, er ist mein Vater!" lautet die rasche Antwort. „Doch zunächst mein herzlichstes Beileid, Herr Burghardt. Ich weiß, Sie sind in trauriger Ver anlassung in die Heimat zurückgekehrt. Ich hörte, daß Sie aus dem Dänhos zu bleiben gedenken." Rudolf dankt kurz und spricht weiter: „Ich muß es Ich muß preisgeben, was mir lieb war. Ich muß arbeiten

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Seite 10 von 16
Datum: 02.12.1906
Umfang: 16
gelitten, um deinetwillen, du teure Heimatsscholle!" ruft setzt Rudolf aus, mit den Fäusten an seine Stirn schlagend. „Ja, ich will !" Er läßt sich an seinem Schreibtisch nieder und schreibt mit zitternder Hand in wenigen Minuten einen langen Brief an Frau Weinreb. Er wirbt um ihre Hand, er verspricht, ihr ein treuer Gatte werden zu wollen. Erst als der Brief zur Post geschickt, läßt er den fremden Herrn, der im Park spaziert, herein. Mit guter Laune empfängt er ihn, in der Meinung

, einen Gläubiger vor sich zu haben, den er tlicht mehr mit leeren Worten abzuspeisen braucht. Es ist ein groster, überschlanker, höchst modern ge kleideter Herr mit kurzem, hellblondem Vollbart, blassem Gesicht und ein Paa ungemein klugen Augen, die dem ohnehin schönen Gesicht etwas überaus Anziehendes verleihen. Mit höflicher Verbeugung stellt sich der Fremde als Kriminalkommissar Walther vor. Unter Hinweis auf eine polizeiliche Urkunde iuiU er fich ein paar Fragen an Herrn Burghardt erlauben. Rudolf bietet

." „Nun, Geldverlegenheit war doch ein Grund, nicht wahr —?" Wieder schweigt Rudolf. — Dann sagt er sehr un überlegt: „Geldverlegenheit gibt es für mich nicht, denn ich habe eine steinreiche Braut, die alle meine Schulden bezahlt " „Sie meinen die Witwe Weinreb?" „Ja, die meine ich. Und ich kann es jederzeit beweisen, daß dieselbe sich schriftlich erklärt hat, alle Gläubiger des Dänhofs zu befriedigen." „Und dennoch waren Sie vor wenigen Tagen noch so gegen diese Verbindung, d.,ß Sie laut ausriefeu

: „Wieder vergebens ... Der Mann mit dem Kindergeficht kann nie zum Mörder werden." Als der Kommissar gegangen war und Rudolf noch sinnend und verwirrt in seiner Werkstatt stand, wo er heute ein Gewehrsch'oß ausgebessert, und wo Schrauben zieher, Feilen und anderes mehr unordentlich neben dem großen Handwerkskasten lagen, trat Wegelin herein. Etlvas kühl sagte derselbe nach kurzem Gruß: „Ich komme soeben von Saratzig und sollte Sie in des Ober inspektor Krauses Auftrag bitten, ihm die Tagelöhnerkon trakte

in der kleinen Schirrkammer. — — Da stößt sein Fuß auf ein kleines, verrostetes Stemmeisen, das zwischen Schutt und Spänen liegt. Seinem ange borenen Ordnungssinn folgend, hebt er es auf, um es auf den Tisch zu legen. Es trägt ein undeutliches 1). auf dem Griff, wie auch alle anderen Geräte gezeichnet sind. — Nun kommt Rudolf zurück. — Da schießt, gerade als er die Türklinke erfaßt, dem Nechuungsftthrer der Gedanke durch den Kopf, das Stemmeisen zu sich zu stecken. Er geht, und der Dänhofer dankt

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Seite 10 von 16
Datum: 18.11.1906
Umfang: 16
Da singen ausgelassene Burschen, da sühren Liebes paare leise Zwiesprache. Frau Weinreb ist ärgerlich sie hat sich mehr von dieser Abendtour versprochen- Rudolfs Antrag hat sie bestimmt erwartet. Nun stehen sie beide vor dem neuen, prächtigen Schloß Hagenbruch, Es bietet sich nur Gelegenheit zu flüchtigem „Gute Nacht"-Gruß, denn Knechte und Mägde sind ringsumher. — — — Rudolf eilt mit großen Schritten heimwärts. „Gertrud, Gertrud!" murmeln seine Lippen. „Wenn du es gesehen! Sie war in der Nähe

. — Werden Sie glücklich und gönnen Sie mir dann und wann eine Minute in der Erinnerung. — Mein Weg führt mich in die weite, weite Ferne. Wir werden einander nie wieder sehen!" Rudolf fühlt ihre kalte, eisigkalte Hand. Er vermag kein Wort zu sprechen. Schon ist die Erscheinung verschwunden in den schwarzen Föhren — nur Spitz ist noch da, und sein munteres Bellen beweist dem erschütterten Manne, daß alles Wirklichkeit war. IV. Der Herr Oberförster befindet sich in übelster Laune. Er räsoniert, schilt, nörgelt

, als liebe Freundin zu bleiben. Doch Gertrud hielt etwas zurück. Die Liebe war es. Gerade an dem Tage, als die gütige, milde, leidende Dame ihr den Vor schlag machte, wurde sie inne, daß es weit mehr als bloße Freundschaft war, was sie zu Rudolf, zu dem stillen, un glücklichen Manne zog. Die Liebe erwachte mit lodernden Flammen in ihrem Herzen, des Paradieses Pforten öffneten sich ihr, und sie schaute seine große, göttliche Herrlichkeit. Doch man hatte sie hinausgetrieben aus dem Garten Edens. Sie stand

. Wie atmete er aus, als ein alter Briefträger nahte. Dem schloß er sich an, ohne des „schwarzen Kuntzes" Erwähnung zu tun. Die Drohung sollte ja zweifellos bedeuten, daß der Zuchthäusler nicht verraten sein wollte. Rudolf war heute weit später aufgestanden, als es seine Gewohnheit war. Er bedurfte des Schlafes, darum wies er ihn nicht von sich, als er lange nach Mitternacht an sein Lager trat. Und das war klug gewesen, denn heute konnte der geplagte Mann wieder klar denken. Nachdem er hastig eine Tasse

schwarzen Kaffee getrunken, eilte der junge Dänhofer nach draußen, aufs Feld, um zu sehen, wie weit man mit der Kartoffelernte sei. Da waren wieder nur wenige Leute aus der Stadt und dem Dorfe erschienen. Sein Lohn galt den meisten für zu niedrig. Mit Murren und Widerwillen arbeitete man. — Von Levy waren fünfzehntausend Mark auf der Post. Rudolf breitete die vielen Scheine, es waren meist solche zu tausend Mark und etwa zehn zu hundert Mark, nachlässig auf den Tisch seines Arbeitszimmers. Zweimal

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Seite 10 von 16
Datum: 07.10.1906
Umfang: 16
auf, und ich telegraphierte sofort an Sie nach Berlin. Daß weder Sie noch eine Antwort kam, erfüllte uns alle mit der. größten Besorgnis." Rudolf, der mit verschränkten Armen und gesenktem Haupt dagestanden und stumm zugehört, erwiderte kurz: „Das ist kein Wunder! Doch, ich war zur Erholung nach irgend einem Dorf gereist, ohne daß meine Wirtsleute meinen Aufenthalt wußten. Nun, das ist ja Nebensache. — Aber, Frau Großklaus, was soll denn jetzt werden?" Da zuckte die Frau hastig die Achseln und erwiderte kurz und bestimmt

: „Das geht mich nichts an. Ich glaube, Sie werden hier bleiben und besser wirtschaften als Ihr Bruder. Das dürfte die einzige Rettung sein. Denn verkaufen können Sie den Dänhof nicht, wie er jetzt ist — höchstens verschenken. Aber das geht mich alles nichts an! Ich wäre längst davongelaufen, wenn ich nicht des alten Herrn wegen hätte bleiben müssen. Mein Gewissen befahl es mir! — Es erwarten Sie übrigens drüben schon etwa zwölf Leute, die sicher nichts bringen wollen." Rudolf schlug mit beiden Fäusten

an seine pochenden Schläfen und schaute ratlos durch die blinden Fenster scheiben in den verwilderten Park hinaus. „Hier bleiben! — Alles, alles preisgeben? — Nimmer mehr !" sagte er vor sich hin. Schon pochte es an der Tür, und ehe er „Herein!" gerufen, stand Moses Levy, ein wenig vertrauenerweckend aussehender Makler, vor ihm mit einem dicken Pack Brief schaften, entschuldigte sich höflichst und bat um eine kurze Unterredung. Rudolf hörte dem Wortschwall des Geschäftsmannes verständnislos zu. Er wußte weder

mit Wechseln noch mit Wechselrecht Bescheid, und die vielen Vorschläge zur Güte, die ihm der als „Halsabschneider" bekannte Gläubiger machte, klangen ihm wie Märchen aus „Tausend und eine Nacht". So farbenprächtig waren sie, so phantastisch klang alles. Ueberaus geduldig wie er war, bat Rudolf den drängenden Geschäftsmann, ihm Bedenkzeit zu lassen. Er wäre noch zu wenig orientiert über alles und stände zu sehr unter dem Eindruck des schmerzlichen Vorfalles. Dasselbe vermochte er auch nur all

, in dem von Pfändung die Rede war . . . Rudolf packte alles in seiner peinlichen, übertrieben sorgfältigen Art zusammen in ein Schubfach, verschloß dasselbe, griff zu Hut und Stock und eilte hinaus. Ach, das tat wohl, unendlich wohl! — Mit vollen Zügen sog er den starken, belebenden Maienhauch ein und stürmte dann durch die Felder. Die Saaten standen schlecht, allesamt schlecht. Er wollte es heute nicht sehen, das arme Herz war ihm zu schwer . . . Jetzt hörte er seinen Namen rufen! — Da steht Frau Großklaus

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Seite 10 von 16
Datum: 21.10.1906
Umfang: 16
die Unterhaltung belauscht, war geschwunden, wie Rudolf sich heute sehr abfällig über die kokette Frau äußerte. Auch während des Abendessens war der alte Herr anders als sonst. Er sprach, freilich ohne Zusammenhang, von weit zurückliegenden Ereignissen, von seiner Braut zeit, von einer großen Teuerung, von Kriegen und schließ lich von seinen Knaben Heinz und Rudi. Frau Großklaus teilte Rudolfs Freude über den so augenscheinlich besseren Zustand des alten Herrn, an dem sie, aus Dankbarkeit für einstige

Wohltaten, mit Treue hing. Ja, sie besaß auch schätzenswerte Eigenschaften neben vielen niedrigen, egoistischen Bestrebungen. Mit ihrem Trachten, den jungen Herrn an Frau Weinreb zu fesseln, meinte sie es ja nicht schlecht. Die reiche, gegen sie stets überaus liebenswürdige Witwe verehrte sie geradezu ab göttisch. Des alten Herrn Augen leuchteten heute ordentlich und das welke Gesicht sah frischer aus. Nach dem Mahle machte sich Rudolf daran, in der Stube gehörig Ordnung zu schassen. Er klebte

gute Werke ausgetilgt. Trotz des Vaters Freundlichkeit fühlte Gertrud sich schrecklich unbehaglich in dem pompösen Wohngemach. „Der Vater ist falsch, er heuchelt!" Dieser Gedanke marterte sie unablässig. — Während der nächsten Wochen fand sich für Rudolf häufig Gelegenheit, das Mägdlein seiner Liebe zu sehen, und dann und mann durste er auch mit Gertrud plaudern. Der Gedanke an sie machte ihn stark und mutig. Er wollte den Dänhof zu Ehren bringen und dann um sie, als um den herrlichsten Preis

sein Bruder, hoch zu Roß mit blanken Sporenstiefcln, wenn es ihm einmal paßte, bei den Arbeitern, er arbeitete selber mit im Schweiße seines Angesichts. Allen gab er mit Fleiß und Ausdauer ein leuchtendes Beispiel. Und wenn die Knechte, Mägde und Taglöhner sich dann am Feierabend müde dem vollen Genuß wohltuender Ruhe Hingaben, dann saß Rudolf noch lange einsam in seiner Stube am alten, runden Tisch, zeichnete, rechnete und grübelte. Da waren für ihn so viele Probleme zu lösen. Er träumte von großen

Rudolfs Nähe entrückt, um aus reiner, edler Mildtätigkeit und Freundschaft schlaflose Nächte am Bette der Kranken zu verbringen. Das geliebte Mägdlein nicht sehen zu dürfen, war für Rudolf eine der härtesten Entbehrungen, die er je erduldet. Der Fortschritt seiner nächtlichen Arbeiten war ihm indessen einigermaßen eine Entschädigung. Die große Neuerung, welche seine Erfindung für die gesamte Maschinen industrie bringen mußte, durfte ihn tatsächlich zu den kühnsten Hoffnungen berechtigen

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Seite 13 von 16
Datum: 16.12.1906
Umfang: 16
ein Jüngling, noch träumend von Spuk und Geister erscheinungen, rücksichtslos gegen einen würdigen, leicht empfindlichen Herrn. Doch — was ist das? Rudolf wird plötzlich aus seinen amüsanten Betrach tungen ausgeschreckt, in dem eine silberhelle Stimme ausruft: „Herr Burghardt, Sie sind es ja wirklich!" Zwei herrliche, glück lich leuchtende blaue Augen schauen ihn an. Er erkennt Gertrud Normann . . . „Und Sie hier?" „Ja, ich wohne in München — Ich habe Sie oben in der Loge schon gesehen. Doch glaubte

ich mich zu täuschen. Aber, darf ich erst vorstellen? Meine Freundin, Fräu lein von Rankow — der berühmte Erfinder Herr Burghardt." Rudolf verbeugt sich vor einer älteren Dame mit gutem Gesicht. Dann aber wendet er sich mit verlegenem Lächeln wie der an Gertrud und weiß nicht recht, was er sagen soll. Dem jungen Mäd chen, dessen liebliches Ge sicht in Purpurglut ge taucht zu sein scheint, geht rs nicht viel anders. feldmarfchallUentnant fran) lionrad v. kötzcndorf, der jetzige österreichische Generalstabsches

. Burghardt, ich habe bereits viel von Ihnen gehört. — Sie sind mir kein Fremder mehr — Ich gratuliere Ihnen herzlich zu Ihrem Erfolg. — Wenn Sie Zeit und Lust haben, mit einer Landsmännin noch ein Stündchen zu verplaudern, so bin ich gern bereit, unserer Herrin gegenüber die Verantwortung auf mich zu übernehmen. — Wenn es Ihnen also recht ist, so begleiten Sie uns dort in das Caf6. Rudolf nickte der Dame mit dem gütigen, milden Gesicht dankbar zu. Da sitzen Gertrud und der Mann, an den sie so oft, so oft

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 1 von 10
Datum: 05.01.1907
Umfang: 10
:! Kein gewöhnlicher Sterb icher, von dem man etwa sagen könnte, daß der Marxismus für ihn ein exotisches Dorf ist, hat diesen Satz geschrieben. O bewahre! Kein geringerer als der Innsbrucker Geschichisprofessor Rudolf v. Scala ist zu diesem Erkenntnis gelangt, welches er auch vor gestern seiner erstaunt aufhorchenden Mitwelt in einer „Neujahrsbetrachtung" verkündete, die bei den „Innsbrucker Nachrichten" an leitender Stelle Unterkunft gefunden hat. Ein Meisterwerk der Logik ist der Artikel gerade

, so werde ich ihn sicher auf den rechten zu lenken wissen. Und daß es gar ein Heide werden würde, glaube ich von ihm nicht. Was der Nachbar erzählt, beweist noch nichts. Wenn er aber wirklich?" Frau Mährer unterbrach ihren Mann: „Du darfst nicht meinen, Rudolf, daß ich über mein Kind wegen dem Urteil der an deren den Stab breche. Aber eben weil ich mein Kind liebe, erzittert schon jede Faser meines alten Herzens bei dem Gedanken, daß sich mein Kind vom Glauben abwenden könnte, daß ich ihn, wenn ich von hier scheide

gerichtete Aufforderung, recht bald mit der Wahlarbeit zu beginnen. Eine Anftage, nicht mehr und nicht weniger, eine Anfrage, die forscht, ob die Häupter der Deutschen Bolksvartei nicht bald den Kriegsplan für die kommende Wahl kampagne entworfen, eine Mischmasch-Koalition — nach dem Muster der Deutschböhmen — zu sammengestellt und die Mannen ihres Herzens als zukünftige Reichsratsabgeordnete auserkoren haben werden. Es ist deshalb auch ein leichtes, heraus zu bekommen, wo Rudolf v. Scala

mit seinem Schlußeffekt hinaus wollte. Jedenfalls wird die Annahme, daß damit gesagt sein soll, welche Eigenschaften der Mann, den die Deutsche Volks partei für die Reichskandchatur ausersehen wird, vereinen muß, die treffendste sein. Sind auch die Absichten, die Rudolf von Scala zu dieser Erkenntnis führten, welche immer, ein Stück Demagogie ist dabei. Ein Stück Demagogie, das uns einen beiläufigen Vorgeschmack gibt über die Art, mit der man die Arbeiter, die nun als vollberechtigte Staatsbürger einen poli tischen

Wert repräsentieren, bei den nächsten Wahlen ködern will. Um unsern Lesern die De magogie aufzudecken, wollen wir die betreffende Stelle der „Neujahrsbetrachtung- hier wiedergeben. Rudolf v. Scala schreibt: „Wirtschaftlich wollen wir aufrichtige Anhänger sozialer Besserung: nicht bloß der Staat soll als ausgleichender Regulator wirtschaftlicher Kämpfe gelten, auch Stadt und Land müssen bei diesem Ausgleich tätig sein. „Lebensmittelverteuerung gehört nicht in die Politik

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 12 von 16
Datum: 07.10.1906
Umfang: 16
und nicht zum mindesten der wertvolle Rappe, den er ritt, das alles machte ihn entschieden zu einer repräsentablen Persönlichkeit. Die Leute sahen etwas Großes in ihm, und der Adel, sowie alle die vielen Großgrundbesitzer der Umgegend behandelten Herrn Oldenburg als ihresgleichen. Rudolf war er indessen nicht sympathisch, und die vielen Geschichtchen, die er ihm von Heinz zwischendurch auftischte, galante Abenteuer, Zech gelage und dergleichen, schienen ihm recht rücksichts los. Dagegen war mancher Ratschlag betreffs

der Bewirtschaftung des Dänhoses für den unerfahrenen Neuling entschieden beachtenswert. Gegen Abend kehrte Rudolf sorgenvoll aus der eine Stunde entfernt liegenden Kreisstadt zuruck. Es waren gar viele unerquickliche Geschäfte ge wesen, die er dort zu erledigen gehabt. Die Ein sicht in das Grundbuch auf dem Gericht hatte ihm den größten Verdruß bereitet. Wußte er doch jetzt, lvie der Dänhof mit Hypotheken überlastet und was nach menschlicher Berechnung unvermeid lich war, wußte er doch nur zu genau, ivie

sein Bruder gewirtschastet, was derselbe verschuldet. Aber da lachte ja die Sonne so heiter vom blauen Himmelszelt hernieder, da trillerten die Lerchen so laut und von Herzen, da predigte das satte Grün der Wiese neue Hoffnung und die Millionen bunter Blumen sprachen von Wundern und liebender göttlicher Allmacht . . . Junges, zartes, helles Grün schmückte die alten Buchen des gräflich Stollnowschen Waldes, den Rudolf eben passierte. Ein Rauschen und eine wohltuende Kühle ging durch das dichte Gezweig

gleich weiß sie sich zu winden und zu drehen, schlank und groß ist der junge Körper, biegsam und geschmeidig. Nun sieht er die Augen nah und genau! . . . Und da wird es dem ernsten Manne warm und heiß ums Herz. Engelsaugen sind das, Augen, wie sie nur die Un schuld haben kann, hehre, leuchtende Sterne aus reinen Himmelshöhen! Unwillkürlich saßt Rudolf in die Gegend, wo sein Herz laut pocht. Er schaut unablässig zu dem schönen jungen Mädchen hinüber, das dort mit den lachenden Kindern spielt

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 10 von 16
Datum: 13.08.1904
Umfang: 16
, und der Anna Stigger. 27. Juli: Böß Rudolf Eugen. S. d. Rudolf. Hilfsbeamter, und der Hedwig Hilscher. 31. Juli: Stigger Karolina Eris., T. d. Johann, Bauer, und der Karo- lina Schüler. Gestorben: 2. Juli: Draxl Maria. T. d. Michael. 4 Stunden Le bensschwäche. 10. Juli: Hamerle Wendelin, ledig v. Mils, 81 Jahre Altersschwäche. 11. Juli: Dürr Anonyma. T. d. Michael. Lebensschwäche. 21. Juli: Dürr Johanna, geb. Genewein, Bräuersgattin, 26 Jahre Tuberkulose. 26. Juli: Posch Maria, led. Tochter des Jakob

, 18 Jahre, Tuberkulose. Eheverkündungen: ß.ß 18. Juli: Herr Rudolf Marzoner, Lehrer, mit Frl. Jda Wintersberger. Mairikmauszüge vo« Laudeck im Mouate Juli 1904. Geboren: Am 6. Juli: Berta. Tochter des Josef Geiger, Zimmer mann der k. k. St.-B.. und der Aloisia Regensburger. — Am 7. Juli: Olga, Alexandra. Mathilde, Tochter des Arthur Schönherr. Adjunkt der k. k. St.-B., und der Mathilde Bugl. — 10. Juli: Frieda. Tochter des Alois Pangratz, Aushilfs- Kondukteur der k. k. St.-B., und der Aloisia Geiger

. — Am 12. Juli: Maria Anna, Tochter des Stefan Ladner, Konduk teur der k. k. St.-B., und der Maria Mark. — 16. Juli: Richard Rudolf, Sohn des Rudolf Reimer, Lokomotivführer- Stellvertreter der k. k. St.-B., und der M. Theresia Plotz. — 17. Juli: Alois, Sohn des Josef Zangerle, Bauer, und der Katharina Warnacher. — 19. Juli: Josefa Anna. Tochter des Josei Greber, Gastwirt, und der Maria Johanna Oettl. — 19. Juli: Gebhard Walter. Sohn des Georg Theodor Stein bacher, Lokomotivführer, und der Agnes Köhler

. — 21. Juli: Rudolf Alois Urban, Sohn des Alois Moratti, Karbidarbeiter, und der Maria Ganarin. — 22. Juli: Johann, Sohn des Johann Scholin, Schneidermeister, und der Rosa Waldner. — 24. Juli: Adolf, Sohn des Alois Leiter, Tischlermeister der k. k. St.-B., und der Josefa Streng. — 27. Juli: Theresia Anna. Tochter des Josef Jakubek, Lokomotivführer, und der Monika Rudig. — 28. Juli: Ernst Ferdinand. Soyn des Georg Spiß, Lokomotivführer-Stellvertreter, und der Juffa Oberlechner. Gestorb eu: Am 3. Juli

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 10 von 16
Datum: 04.11.1906
Umfang: 16
. Herr Burghardt fühlt sich seit einigen Wochen ver hältnismäßig wohl, und die Aerzte haben Hoffnung, daß er sich von den schrecklichen Folgen jenes Schlaganfalles vor fast vier Jahren noch einmal erholen wird. Selbst verständlich muß ihm jegliche Aufregung erspart bleiben. Dafür sorgt ja Rudolf auch mit wahrhaft rührender Kindes liebe. Nichts weiß der Vater von dem, was seine Seele martert, nichts weiß der Kranke von dem unabwendbaren Geschick, das dem alten Sitz der Burghardt droht. — Wohl

ist es Rudolf gelungen, durch Levq gegen hohe Provision und bei beit höchsten Zinsen die fünftausend Taler Normanns zu erbetteln. Aber der schlaue Geschäfts mann hat ihm dabei durch verschiedene Unterschriften eine Schlinge um den Hals gelegt, aus der es kein Entrinnen gibt. Der Dänhof ist verloren. Ehe es wieder Frühling wird, schalten fremde Menschen an der Heimatsstätte der Burghardts. — — Doch heute ist Geburtstag. — Rudolf streitet mit aller Kraft gegen den finsteren Sorgengeist, der ihn so ganz

überwunden. Nur heute will er einmal heiter sein, des Vaters wegen. Der spricht von alten Zeiten; klar und deutlich erzählt er aus den Tagen seiner Jugend. Schon mit neunzehn Jahren wurde er Besitzer des Dän- hofes. Damals war es so ganz anders als jetzt. Segen blühte auf den Feldern, man konnte sich seiner Arbeit freuen . . . Rudolf hört aufmerksam zu, lauscht andächtig den alten, ihm längst bekannten Geschichten. Doch immer wieder steht ihm dazwischen das Bild der Gegenwart vor Augen — die große Not

aus dem Schloßgarten und eine wertvolle Torte. Der alte Herr sieht alles freudig an wie ein Kind. Aber Rudolfs gute Laune ist dahin. O, dieses Weib! — Täglich hatte sie ihn belästigt, täglich hatte sie mit ihren dämonischen Blicken seine Sinne verwirrt. Bald galt es eine rein geschäftliche Frage, bald wollte sie sich nur nach dem Befinden des alten Herrn erkundigen, bald fügte es — der Zufall! — daß sie sich trafen. — Rudolf las es in jedem der glühenden Blicke, was sie von ihm wollte. Ihn, ihn ganz und gar

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