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Tiroler Post
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Seite 4 von 16
Datum: 08.09.1905
Umfang: 16
Gebrechen bei gebracht, daß nur die wenigsten von ihnen als diensttauglich befunden werden konnten. So wurden b eispielsweise im Bezirke Kamenetz-Po- dolSk nur ne un Prozent, im Chotiner Bezirke nur drei Prozent, im Bezirke Kalwarya nur ein Prozent und im Bezir ke Krasnrstaw kein einziger von allen militärpflichti gen Juden tatsächlich in die Armee eingereiht. V on den 59.269 Juden, welche im Jahre 1904 in ganz Rußland als militärpflichtig verzeichnet waren, haben sich nur 21.371

zur Rekrutierung ge- stellt, von w elchen bloß 9357 tatsächlich rekrutiert wurden! So verstehen die Juden die — Gleich berechtigung ! Pie Zahl der Juden in Nutzland. Das russische Ministerium des Inn ern hat, wie die „Schlesische Zeitung" mitteilt, dem Minister komitee statistische Ausweise über die Zahl der Juden in Rußland, soweit diese in ihren vor geschriebenen Siedelungsgebieten ansässig sind, zvgehen lassen. Hiernach beziffert sich die Zahl der ansässigen Juden in Rußland aus etwas weniger als fünf

und die Japaner, denen das Menschenmaterial auch ausgegangen wäre, wären dann bald in die Defensive gedrängt worden. Wenn man die Erfolge, welche Japan durch diesen Krieg errungen, unpar teiisch beurteilen will, muß man sich zurückrufen, welches die Forderungen waren, die Japan vor Beginn des Krieges an Rußland gestellt und kann dann daraus ersehen, daß Japan nicht umsonst das Schwert gezogen hat. Gehen wir kurz noch einmal den Werdegang des Krieges durch. Im Jahre 1894 hatte Japan gegen China einen Krieg

. Da legte sich Rußland dazwischen, welchem sich Deutschland und Frankreich anschlossen und im Frieden von Simonoseki mußte sich Japan mit der Insel Formosa und einer Kriegsentschädi gung begnügen. Damit war der Stachel in Japans Herz gelegt. Aber Rußland nützte den gewonnenen Vorteil noch weiter aus. Es schloß mit China einen Pachtvertrag, auf Grund dessen ihm Port Arthur auf 99 Jahre verpachtet wurde. Andererseits festigte es immer mehr seine Stellung in Korea, indem es den Einfluß der Japaner

zurückdrängte. Es kam dann zum Boxeraufslande in China. Rußland rückte in die Mandschurei mit großen Truppenmassen ein und machte auch nach dem Frieden mit China keine Miene, dieselbe zu räumen. Es baute von Charbin nach Wladiwostok eine Bahn, eine Zweiglinie nach Port Arthur und arbeitete mit allen Mitteln darauf hin, sich die Vorherrschaft in Ostasien zu sichern und Japan lahm zu legen. Dieses sah das drohende Gewitter, das sich da zusammenbraute. Ueberall, wo Japan sich rühren wollte, stieß

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 1 von 16
Datum: 16.01.1904
Umfang: 16
Land-Zeitung" zu senden. — Zuschriften ohne Unterschrift werden nicht angenommen. Gestellt: Vierteljahr. X 1.60 halbjähr. K 3.20 ganzjähr. K 6.40. Handschriften nicht zurückgestellt. — Offene Reklamationen find portofrei — Rorrespoudeme« werden dankend angenommen und eventuell auch honorirt. M 3. Samstag, den 16. Jänner 1904. 17. Jahrgang. Zum bevorstehenden Krieg in Ostasien. Imst, 14. Jänner 1904. Bei dem Kampfe, zu dem sich allem Anscheine nach Rußland und Japan in diesen Tagen anschlcken, steht

, insofern, als das siegreiche Japan den chinesischen Koloß zum Bewußtsein seiner selbst bringen werde, um mit Hilfe dieser gefügigen Macht dereinst Asien und Europa zu erdrücken. Daß gerade Rußland diese Gefahr an die Wand malt in dem Augenblick, wo es selber darauf ausgeht, den dauernd ent scheidenden Einfluß in Ostasien und speziell auf China zu gewinnen, macht jene Gefahr nicht gerade wahrscheinlicher und den trägen chinesischen Koloß nicht gerade im Sinne einer Gefahr für Europa beweglicher. Elmopa

selber aber mag sich die Frage vorlegen, von welcher Zukunft es m'hr zu erwarten hat. von einer solchen, in der Rußlano auch noch die Vorherrschaft in ganz Asien besitzt oder einer solchen, in der es stets darauf bedacht fein muß, in der heute nun schon einmal gewonnenen Macht stellung nicht verkürzt zu werden. Soviel ist sicher: es wäre keine Rede von einem Kriege, wenn Rußland sich mit dieser Machtstellung begnügen wollte, anderseits ist wahrscheinlich, d^ß Japan selbst nach einem siegreichen

Kriege gegen Rußland nichts weiter verlangen würde, als wonach es schon seit Jahrhunderten trachtet: die Herrschaft aus der H a l b i n s. i Korea. Diese aber gönnt ihm Rußland nicht, obwohl es erst seit noch nicht einem Jahrzehnt als wirklich ernster Mitbewerber in Korea neben Japan auftritt. Die Entwickelung der Dinge ist recht schnell ge gangen. Japan gerieth 1894 in den k rt eg mit China wegen seiner Einflußnahme auf Korea. Die Früchte seiner Siege wurden Japan auf chine sischem Boden ernstlich

verkürzt durch Rußland, unter Mithilfe von Frankreich und Deutschland. Dafür suchte cs sich durch seine koreanische Politik zu entschädigen. Diese Politik brachte den Kaiser von Korea bald nach dem Frieden von Schimonoseki, der den japanisch-chinesischen Krieg beendete, anfangs 1896 dazu, tn die russische Gesandtschaft in Söul zu flüchten. Rußland nutzte dies zu seinem Vortheil aus und richtete sich in Korea ein, kam dabei aber in Konflikt mit England und zog seine Fühler dann wieder zurück

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 5 von 16
Datum: 15.01.1904
Umfang: 16
werden. Rußland und Japan sind die eifersüchtig und feindlich einander gegenüberstehenden Mächte; Rußland, das große Kaiserreich, welches von der öster reichischen und deutschen Grenze in Europa hinüber reicht bis an das Meer, östlich von Asien, ist dort drüben mit einem Nachbar, dem im Vergleich zu Rußland ganz kleinen Jnselreich Japan, zusammen geraten. Japan ist aber sehr bevölkert, zählt bei 18 Millionen Einwohner, recht kriegstüchtig — nach europäischem Muster — und hat auch eine moderne Staatsverfassung

mit Abgeordnetenhaus, ganz wie unsere Staaten. Gegenstand des Streites sind die beiden Staaten Mandschurei und Korea. Die Mandschurei ist ein großes Gebiet im östlichsten Asien, im Norden von Rußland (Sibirien), im Westen von China, im Osten zum Teil von Sibirien und M Teil von Korea, im Süden vom Meere be grenzt. Die Mandschurei ist seit Jahrhunderten China unterworfen, hat aber davon wenig verspürt, war doch bis in die Sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts den Chinesen die Einwanderung in die Mandschurei

untersagt. Korea ist eine Halb esel, welche sich von der Mandschurei gegen Süd westen erstreckt. Von der Südspitze Koreas bis zur Ostküste Sibiriens dehnt sich, vom asiatischen Festland das japanische Meer getrennt, das Kaiser tum Japan, hauptsächlich aus fünf großen Inseln be stehend, aus. Es ist bekannt, daß Rußland sich noch immer nicht groß genug fühlt und in einemfort neue Länder seinem ungeheuer ausgedehnten Reiche einverleiben will. So hat es sein Auge auch auf die Mandschurei und auf Korea

geworfen. Als vor einigen Jahren in China der große Boxeraufstand war, ist Rußland in die Mandschurei eingerückt und hat erst nach langen Verhandlungen eingewilligt, seine Truppen zurückzuziehen und das Land wieder an China zu überlassen. Es will aber damit nicht Ernst machen, sondern die Mandschurei behalten. Dies ist der eine Streitfall. — In Korea aber, welches ein selbständiges Reich ist, kämpfen schon seit Jahren Japan und Rußland um den Einfluß. Japan will nun das Gebiet von Korea besetzen

und verlangt zu gleich, daß Rußland die Mandschurei an China zurückgebe; Rußland will aber davon nichts wissen. Schon hieß es in der vorigen Woche, der Krieg sei ausgebrochen; aber es scheinen doch beide Teile den Krieg zu fürchten; wenigstens wurde noch in den letzen Tagen mit der Kriegserklärung gezögert. Kriegslustiger ist man in Japan, wohl aus dem Grunde, weil vorderhand Japan in mehrfacher Hinsicht den Russen überlegen ist. Der Krieg würde hauptsächlich zur See ausgefochten; Japan hat aber viel mehr

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Tiroler Post
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Seite 1 von 16
Datum: 31.03.1905
Umfang: 16
, das keinen Widerhall findet weder bei noch viel weniger dort m Rußland, obwohl, wie oben gesagt wurde, Rußland eme Bauernbevölkerung von 70 Atil- Uottett besitzt und obwohl auch Oesterreichs landwirtschaftliche Bevölkerung 56 Prozent zahlt, also ein Stück mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung. Der Prozentsatz der russischen Landbe völkerung ist der höchste in Europa, doch ® er Zustand der russischen Landwirtschaft, auf deren . "gentlich die ganze Schwere des „russischen Sä Kr *?tet, verdient setzt umsomehr

allgemeine Beachtung, W d^ t Bauernschaft steht und fällt, durch iäL^ ustrechen Krieg mit Japan gezwungen ist, seine Leistungs- äußerst ^ öte Leistungsfähigkeit seiner Landwirtschaft auss ! c kommen ihm ziemlich nahe Rumänien, Un garn, Schweden, Spanien und Bulgarien — zurück bleibt dageg en ziemlich der Prozent satz Italiens, obwohl derselbe mit seinen 60 Prozent die Zahl Oesterreichs noch über bietet. Verhältnismäßig günstig läßt sich der Umfang des bäuerlichen Besitztums in Rußland

an, da von den russischen Bauern höfen nur 10*6 Prozent unter 5 Desjatinen (1 Desjatine — etwas mehr als 1 Hektar) umfassen, währendmehr als der vierte Teil 5—10, mehr als rat Drittel 10—15, mehr als ein Achtel 15—20 Desjatinen (also über 20 Hektar) umfassen, ja die Zahl der Bauernhöfe mit mehr als 20 Desjatinen übersteigt sogar um genau 1 Prozent die Zahl des kleinsten Besitzes. In dieser Hin sicht wird Rußland nur von den Vereinigten Staaten übertroffen, wo der mittlere Um fang der landwirtschaftlichen Betriebe

etwas mehr als doppelt so groß ist als in Ruß land. Auch klimatisch ist Rußland nicht un günstiger gestellt als andere Getreideländer der Welt und doch ist der Ernte-Ertrag Rußlands mit anderen Ländern verglichen verhältnismäßig geringfügig. Der Ertrag ist selbst in Serbien verhältnismäßig in Oesterreich mehr als 2mal, in Deutsch land 2 ^ 2 mal, in Frankreich, Griechenland, den Vereinigten Staaten und Ungarn 2 3 / 4 tttal, in Dänemark, Schweden, Norwegen, Japan und England 3—4mal, in Belgien 5mal so groß

als in Rußland. Es gibt kein Land auf der ganzen Welt, wo der Ackerbau schlechter betrieben wird als in Rußland. Die höchsten russischen Ernten sind viel niedriger als die Mittelernten anderer Län der. Könnte sich die Ackerbaukultur Ruß lands auf die Stufe Deutschlands oder Frank reichs erheben, so würde das Erträgnis der Ernte auf das Dreifache steigen. Es gibt übrigens auch in Rußland einzelne Güter, die unter gleichen Verhältnissen mehr als das Doppelte ihrer Nachbargüter tragen. Und die Gründe

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Unterinntaler Bote
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Seite 4 von 12
Datum: 25.08.1905
Umfang: 12
Räumung der gesamten Mandschurei; Rückzedierung aller russischen Vorrechte in der Mandschurei an China, Anerkennung der offenen Tür durch Rußland, Abtretung der chinesischen Ostbahn südlich bis Charbin an Japan, während die Hauptlinie durch die nörd liche Mandschurei bis Wladiwostok russisch bleiben soll; Anerkennung der japanischen Schutzherrschaft über Korea, Gewährung von Fischereigerechtsamen an Japan in den sibirischen Küstengewässern nördlich Wladiwostoks bis zum Bchringsmeer; Uebergabe

und doch sagen seine Augen etwas, daß einem ahnen läßt, daß der Mikado sich hier den richtigen Mann an richtiger Stelle ausgesucht hat. Daß der russische Bevollmächtigte, Baron Ser- gey Julewitsch Witte, auch ein sehr geriebener Bursche ist, ist bekannt; allein er ist im Nachteil, weil er auf so gar keinen Erfolg der Russen in die sem Kriege Hinweisen kann. Er macht zwar Ein wendungen über Einwendungen und betont besonders, daß Rußland den Krieg nicht gewollt und nicht an gefangen habe, denn es sei

blieben sie, unbekümmert um die Versuche von russischer Seite, sie deswegen zu verdächtigen. Allerdings sickerte doch so viel durch, daß Tag für Tag wenigstens gemeldet wer den konnte, womit sich die Bevollmächtigten in den verschiedenen Tagessitzungen beschäftigt hatten. Die „schweren Brocken", deren Unverdaulichkeit Rußland immer wieder betont hatte: die Abtretung von Sa chalin und die Kriegsentschädigung, wurden an das Ende des Speisezettels gesetzt; zunächst kam die ver gleichsweise leichtere Kost

an die Reihe, wie die Stellung Japans zu Korea. Japan erkennt die Souveränität des Kaisers von Korea an, behält aber seinen politischen Einfluß, während Korea ganz aus dem russischen Einflußbereich ausscheidet. Dagegen bleibt Korea wirtschaftlich allen Nationen ohne Be vorzugung einer einzelnen geöffnet. Die Mand schurei soll ganz und unverkürzt wieder unter chine sische Verwaltung kommen, ohne daß Japan oder Rußland dort etwas zu sagen haben. Nachdem man sich hierüber geeinigt hatte, fingen die Schwierig

keiten an. Obwohl Rußland in der Mandschurei nichts mehr verloren hat, oder besser gesagt, weil es hinausgedrängt ist, möchte es auch Japan von Port Arthur Und Dalny ferngehalten missen, worauf natürlich keine Aussicht besteht, zumal nach den 1895 von Japan gemachten unangenehmen Erfahrungen, vor deren Wiederholung es durch seine Waffenerfol ge und sein Bündnis mit England geschützt ist. Fer ner sträubt sich Rußland gegen die Abtretung der Ostchinesischen Eisenbahn, jener Abzweigung von der großen

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 3 von 16
Datum: 29.12.1905
Umfang: 16
, Licht und Schatten. Sonnenschein und Regen, Leid und Freud, Glück und Unglück. Im großen und ganzen sind gar viele Jahre einander ähnlich. Aber, was das scheidende Jahr 1905 gebracht hat und das kommende Jahr 1906 bringen wird, reicht weit über das Gewöhnliche hinaus; diese Jahreszahlen werden in der Weltgeschichte gewiß sehr dick angestrichen sein. Die Hauptrolle kommt 1905 Rußland zu, nicht weil es das Größte geleistet, sondern das Schrecklichste erduldet hat. In diesem Jahr ist der Krieg

mit Japan zu Ende gegangen, in dem die russischen Heere eine Niederlage nach der andern, eine fürchter licher als die andere, erlitten haben. Tausende, Hunderttausende find auf den Schlachtfeldern von Oftafien gefallen, ebensooiele wurden gefangen und verwundet, Millionen der Hinterbliebenen find arm, elend, zeitlebens unglücklich geworden. Endlich find dem stolzen Weltreiche die Kräfte und die Hoff nungen ausgegangen; eS sah sich gezwungen, Frieden zu schließen. Der Frieden ist für Rußland weit besser

und ehrenvoller aus gefallen, als nach den vielen Niederlagen zu erwarten war. Ruß land hat also Frieden? O nein; eS wurde von einem Krieg in den andern gestürzt und dieser zweite ist noch ärger, gefähr licher und schrecklicher: es ist der Bürgerkrieg. Schon der japanische Krieg hat aufgedeckt, daß in Rußland vieles, vieles faul, ganz saul, daß Rußland mit seiner scheinbaren Macht nach außen und seiner Ordnung im Innern eigentlich das ist, was man ein übertünchtes Grab nennt. Kaum war also der Frieden

nach außen da, ist der Unfrieden im Innern loSgebrochen. Und was ist geschehen? In Rußland herrscht ein furchtbares wirtschaftliches Elend. Alle Jahre gibt'S dort bald da, bald dort Hungersnot unter den Bauern und unter den FabrikSarbeitern. Die einen wie die andern haben von den Staaten Westeuropas gelernt. Es find sogenannte Streiks, Arbeitseinstellungen, ausgebrochen. Gestreikt haben die Arbeiter, die Staatsdiener, die Beamte", die Eisenbahner, alle möglichen anderen Gattungen;;von privaten

und öffentlichen Angestellten, gestreikt haben endlich sogar die Soldaten. Das Elend wurde damit nicht geringer, es mußte noch mehr anwachsen. Damit wuchs selbstverständlich die allgemeine Unzufriedenheit, der Haß gegen die Regierung und den Staat. In Rußland herrscht noch ein anderes Elend, das politische. Dort hat nämlich das Volk in der Politik nichts, der Zar, der Kaiser, alles zu redenl Damit hängt eine, uns ganz unbegreif liche, fürchterliche Knechtung des Volkes zusammen. Wer sich muckst, wird gefesselt

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Tiroler Post
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Seite 1 von 20
Datum: 15.07.1904
Umfang: 20
, wenn zwischen dem Deutschen Reiche und Rußland früher einige Einigung über den deutsch-russischen Handelsvertrag erzielt wird als zwischen dem Deutschen Reiche und Oester reich-Ungarn über die Formen des künftigen Grenzverkehrs dieser beiden Reiche. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst und wenn Deutschland mit Rußland über einkommt, seinen Viehbedarf in Rußland zu decken, dann ist für die österreichische Vieh zucht das große deutsche Absatzgebiet so gut wie verloren und die Haupteinnahmsquelle der deutschtirolischen

Bauernschaft verstopft. Und leider scheint es mit dieser emi nenten Gefahr für Oesterreichs Landwirt- tvntschaft nun Ernst werden zu wollen. . Wir haben neulich im Leitartikel „Ge fahr in Verzug" mitgeteilt, daß die öster- snchisch-ungarischen Unterhändler einstweilen chre Verhandlungen mit Deutschland wegen des künftigen Zollvertrages abgebrochen Härten, da sie zu keiner Einigung zu kommen vermochten. Und heute können wir unseren Usern schon die Nachricht mitteilen, daß Deutschland unb Rußland bereits

12. Juli weilt bei ihm He W^^t ^ russischen Ministerrates, *) »Tiroler Post" Nr. 26 vom 24. Juni. Dieser Herr Witte ist vom russischen Kaiser Nikolaus mit der Führung der Han delsvertragsverhandlungen mit Deutschland betraut worden. Rußland ist durch den schlimmen Ver lauf des ostasiatischen Krieges in eine sehr schwierige Lage geraten; hatte es schon in Friedenszeiten stets mit Geldnöten zu käm pfen, um wie viel mehr erst jetzt, seit der Krieg Tag für Tag Unsummen verschlingt und oft in einer Minute

mehrere Millionen in die Luft verpuffen! Rußland braucht also vor allem Geld und Herr Witte wird den deutschen Reichs kanzler dringend um Vermittlung von Geld quellen und um Unterstützung bei dem Ge schäfte angehen. Als Gegenleistung wird Herr Witte dem Grafen Bülow allerlei wichtige Zuge ständnisse in Bezug auf den künftigen Zoll vertrag zwischen Deutschland und Rußland anbieten. Das Deutsche Reich ist also infolge der russischen Geldnot in der beneidenswerten Lage, den denkbar günstigsten Zoll pakt

mit Rußland abzuschließen, einen Zollpakt zu so außerordentlich günstigen Be dingungen, wie sie von Oesterreich nie ge währt werden könnten. Es ist darum mehr als wahrscheinlich, daß zwischen dem Deutschen Reiche und Ruß land ziemlich rasch eine Einigung erzielt wird, weil Rußland, um Geld zu erhalten, eben alles bewilligen wird, was Graf Bülow verlangt. Und dann haben wir Oesterreicher das Nachsehen. Mehr als Rußland vermögen wir nicht zu bieten. Wir erliegen buchstäb lich der russischen

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 4 von 20
Datum: 03.06.1905
Umfang: 20
aus den Gesichtern und fühlt die allgemeine Depri- mierung, aber man hört Hoffnungen laut werden, daß dieser unpopuläre Krieg nunmehr zu einem Frieden führen werde. Berlin, 31. Mai. Die furchtbare Niederlage der russischen Flotte wird von der gesamten russi schen Presse als ein neues schweres Unglück für Rußland kommentiert, aus dem es nur einen Ausweg, die sofortige Einberufung einer Volksvertretung, gebe, die dahin entscheiden müsse, daß sür den sinnlosen Krieg genug Opfer gebracht sind. Nur der „Swjet" macht

eine Ausnahme^ Er schreibt: „Zu Wasser sind wir besiegt, wir werden zu Lande w eiterkämpsen. Nur keinen Kleinmut, kein Nachgeben, keinen Frieden." Die russische Nation als solche verhält sich ziemlich indifferent, wie schon seit Beginn dieses höchst unpopulären Krieges. Das Interesse daran, was 12.000 Werst vom Vaterlande entfernt pas siert zur Dm-chsetzung einer Idee, die in Ruß land nicht tue geringste Sympathie findet, ist längst erkaltet. Rußland wird systematisch ruiniert nach außen wie nach innen

, sobald das Volk nicht selbst die Entscheidung seines Schicksals in die Hand nimmt — diesen Ruf lassen heute fast sämtliche Organe der öffentlichen Meinung erschallen. Friede. Wie der Londoner Vertreter des „Matin" be richtet, ist ihm „von berufener japanischer Seite" folgendes erklärt worden: Japan habe nunmehr die Friedensbedingungen zu stellen, welche vielleicht sür Rußland demütigend sein dürften. Jedermann würde begreifen, daß Japan heute nicht mehr dieselben Bedingungen zugestehen könne

, wie vor drei Monaten. Japan habe jetzt nicht mehr die Absicht, Rußland gegenüber großmütig zu sein. Je länger der Krieg dauern wird, desto härter werden die japanischen Beding ungen sein; denn Rußland muß sür die Opfer Japans an Gut und Blut, für die täglichen Sorgen und Gefahren zahlen. Da man in Petersburg sich darüber nicht klar zu sein scheint, ob die russische Diplomatie die Bedingungen Japans annehmen könnte, ohne sich moralisch und materiell für be siegt zu erklären, so dürfte auch die Niederlage

Roschdjestwenskys den Frieden noch nicht herbei führen. Aus Paris kommt solgende Meldung: Nach längerer Unterredung zwischen Nelidow und Del- casse sollen angeblich Waffenstillstands-Ver handlungen zwischen Rußland und Japan durch Vermittlung Englands und Frankreichs unmittelbar bevorstehen. Paris, 31. Mai. Die Blätter ziehen aus den Nachrichten über die russischen Verluste ein mütig das Ergebnis, daß es sür Rußland nur zweierlei gebe, Frieden oder völligen Ruin; besonders peinlich wirken die Nachrichten

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 3 von 20
Datum: 08.09.1905
Umfang: 20
Ich Mich, Ihnen Meine freundschaftlichsten Glückwünsche zu Ihrer erfolg reichen Vermittlungsaktion zu entbieten. Möge es nunmehr der Welt beschieden sein, sich der Segnungen des Friedens ungestört lange Jahre zu erfreuen." bereit, den Feind abzuwehren, sondern auch ihm einen wuchtigen Schlag beizubringen. Ich und ganz Rußland glauben an die Kraft der ruhm reichen (?) Armee und an ihre Bereitschaft, sich für das Wohl des Vaterlandes zu opfern; aber meine Pflicht vor meinem Gewissen und dem mir von Gott anvertrauten Volke befiehlt

. Uebermitteln Sie dieses meiner teuren Armee. Möge sie wissen, daß ich und Rußland ihre in diesem schweren Krieg gebrachten Opfer schätzen. Ter Zar an die russische Armee. Der Zar hat unter dem 1. September an General Line- witsch folgendes Telegramm gerichtet: Die Ver handlungen in Portsmouth führten am 19. August zu einer Ablehnung der Forderungen der japan ischen Regierung bezüglich der Abtretung Sachalins, der Zahlung einer Kriegsentschädigung, der Aus lieferung der in neutralen Häfen liegenden Schiffe

und der Beschränkung der Streitkräfte in den Ge wässern des Stillen Ozeans. Bei den weiteren Verhandlungen gab Japan am 29. August gegen über allen unseren Bedingungen nach, bat aber um die Rückgabe des von den japanischen Truppen besetzten Teiles von Sachalin, welcher 1875 von Japan durch einen Vertrag an Rußland abgegeben wurde. Die selbstaufopfernde, mir teure Armee hielt den Ansturm des an Zahl überlegenen Feindes in der Mandschurei 19 Monate hindurch Schritt für Schritt auf, indem sie hartnäckig

seinen Vor marsch zurück warf. Unter Ihrer Leitung orga nisierte sie sich. Verstärkt durch die aus Rußland eingetroffenen Truppen, ist sie gegenwärtigen zahl reicher und stärker denn zuvor. Sie ist nicht nur früheren Herrn, zurückkehren müsse, sei die Ab sendung eines Kouriers unstatthaft und gab zu gleich Ordre zum Abmarsch nach Innsbruck. Schon am Abend war die Stadt von bayerischen Truppen besetzt. Hofer hatte sich inzwischen nach dem Brenner zurück gezogen und traf dort Vor bereitungen zu einem neuen

und den Untertanen beider Länder fest. Artikel 2: Rußland anerkennt, daß von poli tischem, militärischem und verwaltungsrechtlichem Standpunkt aus die Interessen Japans in Korea vorherrschend sind und wird sich nicht den Maßnahmen der Leitung, des Schutzes und der Aufsicht widersetzen, die Japan in Korea in Ueber- einstimmung mit der koreanischen Negierung anzu ordnen für nötig erachtet. Die russischen Unter nehmungen in Korea genießen die gleichen Rechte wie die Unternehmungen der Staatsangehörigen

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Unterinntaler Bote
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Seite 3 von 12
Datum: 12.06.1909
Umfang: 12
Ausland. Die bevorstehende Zusammenkunft des deutschen Kaisers mit dem Zaren von Rußland steht augenblicklich im Vorder gründe. Entgegen den sonst bei Monarchenbegegnungen ge wohnten Versicherungen, daß es sich um durchaus unpolitische Harmlosigkeiten handelt, haben die offiziellen Organe diesmal sofort bestätigt, daß der Zusammenkunft große politische Be deutung beizumessen ist. Allerdings wird noch darum ge stritten, wer die Kaiserbegegnung angeregt habe; aber ent gegen einer Anzahl

Ministerpräsident Stolypin den Zaren be gleiten. Rußlands Verbündeter, Frankreich, blickt der Be gegnung bisher ziemlich gleichgiltig entgegen, nicht so das in letzterer Zeit angebiederte England. Hier fürchtet man, daß Rußland von den Westmächten abrücken wird, um einen vorteilhafteren Anschluß mit den näheren Nachbarn zu suchen. Es ist klar, daß zur Zeit gleich in der gegenwärtig doch nahezu spruchreif gewordenen persischen Frage es von Ruß land von allergrößtem Vorteil wäre, wenn es England

gegen über das moralische Gewicht und die diplomatische Unter stützung der Dreibundmächte hinter sich hätte. Wirtschaftliche und politische Jnteressegegensätze zwischen Rußland und Deutschland bestehen nicht, wenn man die allslavischen Hetzereien mancher Kreise außer Betracht läßt, die bisher glücklicherweise in den maßgebenden Kreisen kein Oberwasser finden konnten. Nimmt man dazu die Jntereffeukonkurrenz zwischen Rußland und England in Asien, und die immer dringlicher werdende Kretafrage, in der Deutschland

und Oesterreich außerhalb des Schutzmächtequartettes stehen, so ergibt sich gewiß Grund genug für Rußland, seine Chancen! zu prüfen und wenigstens den Versuch zu machen, durch neue | Kombinationen und auf einem anderen, als dem bisherigen Wege sich Erfolge auf dem Gebiete der äußeren Politik zu sichern, in der es in den letzten Jahren eine stets unglück liche Hand gezeigt hat. Uns könnte diese Wendung nicht nur vom Gesichtspunkte der allgemeinen europäischen Lage sehr recht sein, sondern vor allem auch wegen

der natur gemäß damit aufs innigste im Zusammenhang stehenden Ent wicklung unserer Beziehungen zu den kleinen Nachbarstaaten im Süden. Der im Frühjahre vermiedene Krieg hat die damals bestehende Spannung wohl herabgemiudert, aber nicht be seitigt. Es ist keiri Geheimnis, daß die Entscheidung mir aufgehoben wurde, und daß Serbien den deutlichen Wunsch hegt, mit Hilfe eines im Innern erstarkten Rußland und eigener vervollkommneter Rüstungen in einigen Jahren das zu erreichen, was ihm die jetzige

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 2 von 18
Datum: 14.03.1903
Umfang: 18
, welche zum ausschließlichen bäuerlichen, landwirthschaftlichen Betriebe nothwendig erscheinen, sind von der Entrichtung der Steuer gebühr für die nach Anzahl der Wohnräume zu besteuernden Wohnbestandtheile (Hausklassensteuer) ausgenommen." Wien, 5. März 1903. Die militärischen Leistungen der Festlandsmächte. Ueber die jährlich eingestellten Rekrutenkontingente liefert die Internationale Revue rie nachstehende Zusammenstellung: Im Jahre 1889 stellte im Heer Oesterreich-Ungarn 127.800, Rußland 254.600, Deutschland 185.422

, Frankreich 182.531 und Italien ö 2.942 Rekruten ein. Es entfielen daher, für die 39,2 bzw. 95,5. 47,0, 37,4 und 29,7 Millionen Einwohner dieser fünf Großmächte berechnet, die relativ meisten Rekruten auf Frankreich, nämlich je ein Rekrut auf 206 Einwohner; danach folgen Deutschland mit einem Rekruten auf 253 und Oesterreich-Ungarn mit einem Rekruten auf 307 Einwohner, während die relativ wenigsten Rekruten Italien mit einem Rekruten auf 358 und Rußland mit einem auf 376 Bewohner stellten. Auf 106.000

Einwohner berechnet, ergaben sich aus diesen Ziffern damals in Rußland nur 266, in Italien 279, in Oesterreich-Ungarn 323, in Deutschland 394 und in Frankreich 514 Rekruten, woraus folgt, daß die österreich-ungarische Monarchie schon damals auf 100.000 seiner Einwohner 71 Rekruten weniger als Deutschland und 191 Rekruten weniger als Frankreich auf gebracht hat. Bis zum Jahre 1898 haben nun alle diese Staaten ihr Rekrutenkontingent vermehrt, und zwar am meisten Deutschland um 82.578 Mann, dann Frankreich

um 81.469, Rußland um 38.400, Italien um 13.058 und Oesterreich-Ungarn am wenigste«, nämlich nur um 1500 Mann (Land wehr). In Prozenten zur Rekrutenzahl pro 1889 ausgedrückt beträgt diese Vermehrung in Frankreich und Deutschland je 44 Proz., in Rußland und Italien je 15 und in Oesterreich-Ungarn nur 1 Proz. Selbstverständlich verschoben sich durch diese so ungleiche Vermehrung auch die Verhältnisse zwischen Rekruten und Einwohnerzahl, und zwar Sein Volk! — er führt's zum höchsten Gnadenthrone

- Ungarn schon 45,4, Rußland 115,8, Deutschland 54.3, Frankreich 38,5, und Italien 31,3 Millionen Einwohner zählten. Es entfielen daher jetzt die meisten Rekruten in Frankreich, nümltch schon ein Rekrut auf 145 Einwohner, und in Deutschland ein Rekrut auf 238 Bewohner. Italien stellte weniger, nämlich einen Rekruten auf 335 Be wohner, Oesterreich-Ungarn noch weniger, nämlich einen Rekruten auf 350, und Rußland am wenigsten, nämltch einen Rekruten auf 390 Ein wohner. Wieder auf 100.000 Einwohner

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 1 von 4
Datum: 24.05.1902
Umfang: 4
r, Restaurant „Alkoholfrei", Museumstraße 16. Achtung, Genossen! Das Zentral-Gartenfest für Vorarlberg wurde irrtümlich vom Landes-Parteikomitee für den 29. Juni bestimmt. Es diene daher allen Organisationen zur Kenntnis, daß das Fest am 1 . Juni stattfindet, so wie es vom Anfang an vereinbart wurde. Sollte am 1. Juni schlechtes Wetter sein, so findet das Fest am 8. Juni statt. Das Komitee. & Die nächste Nummer erscheint des Feiertages halber erst am Samstag. Die revolutionäre Bewegung in Rußland

. Von allen wichtigen Ereignissen, die sich gegenwärtig auf der Weltbühne abspielen, nehmen die Vorgänge in Rußland wohl schon deshalb großes Interesse in Anspruch, weil sie ganz eigenartige Erscheinungen zu Tage fördern. Während wir in Belgien und Schweden eine wohldisziplinierte Arbeiterschaft den (Generalstreik als Kampfmittel um die Erlangung politischer Rechte durchführen gesehen haben, bewundern wir an der jetzigen Volksbewegung in Rußland die alles überbrückende Leidenschaft lichkeit, den persönlichen

Opfermut und noch manch andere rühmliche Eigenschaften der russischen Revolutionäre, die allein die furchtbaren Geschosse, welche die Machthaber Rußlands in die Reihen der Freiheitskämpfer schicken, wirkungsvoll ab- prallen lassen. Man stelle sich vor, daß in Rußland kein Vereins- und Versammlungsrecht existiert, daß Arbeiter und Studenten dvrt- selbst ihre Beratungen im geheimen Pflegen müssen, daß sie keine Presse zur Verfügung haben, sondern den Ausdruck ihrer Gefühle mit hektographierten

oder anderen ungefügen Lettern zu Papier bringen und ebenfalls im geheimen verbreiten müssen, daß ganz Rußland von Spionen und Häschern der Regierung wimmelt und man wird begreifen, wie schwer cs in Rußland ist, die breiten Massen des Volkes aufzurütteln und aus ihrer Gleichgiltigkeit zu reißen. Aber cs gährt dennoch ganz gewaltig im Zarenreiche. Der heldenmütige Kampf, der in den Achtzigerjahren infolge der von der absolutistischen Regierung des Zaren angewendeten Gewaltmittel so jäh abbrach, hat von neuem begonnen

wird es den allerdings vor keinem Gewaltmittel zurückschrecken den russischen Machthabern gelingen, die derzeitige revolutionäre Bewegung gänzlich zu unterdrücken. Drei Faktoren sind es, die in Rußland gegen das zaristische Regierungssystem kämpfen: Die Arbeiterschaft, die studentische Jugend und der intelligente Teil des Bürgertums, darunter Beamte, Professoren u. s. w. Die größten und meisten Opfer bringen natürlich auch hier die Arbeiter und die Studenten, indem sie es sind, die sogar die Gefahren

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Zeitungen & Zeitschriften
Unterinntaler Bote
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Seite 2 von 12
Datum: 31.12.1908
Umfang: 12
und des Landtagsabgeordneten Wladimir Simic zu deffen Stellvertreter in der Leitung des Landtages. Für den Frieden. Dem russischen Mini ster des Aeußern, JSwolsky, oblag am Weihnachts- feiertage eine äußerst schwierige Ausgabe: er hatte in der Duma sein Verhalten in der Annexionsfrage zu rechtfertigen. Wörtlich genommen „zu rechtferti gen", denn in Rußland hatte sich eine sehr erbitter te Stimmung gegen Jswolsky geltend gemacht. Er habe es nicht verstanden, in der Annexionsfrage die allslawischen Interessen gebührend

trauensvotum für sich zu erlangen. Und zwar durch den einfachen Hinweis darauf, daß er einerseits durch frühere Vereinbarungen Rußlands mit Oester reich-Ungarn gar nicht zu einem Proteste gegen die Annexion berechtigt gewesen wäre, andererseits aber auch einen Protest gar nicht hätte wagen dürfen, weil Rußland nicht in der Lage sei, es auf einen Krieg mit einer Großmacht ankommen zu lassen. Jswolsky wies aus die Konventionen vom 13. Jänner und vom 18. März 1877, und aus die ge heime Deklaration, die Fürst

Gortschakoff und Graf Julius Andrassy am 13. Juli 1878 in Berlin Un terzeichneten, hin, um darzutun, daß Rußland kei nerlei Rechtsgrundlagen für einen Protest hätte auszubringen vermögen. Es ist also, was die Ein geweihten schon früher nicht bezweifelt hatten, nun mehr klar, daß Rußland gegenüber Oesterreich-Un garn bezüglich der Annexion Verpflichtungen einge gangen ist, denen es durch einen Protest gegen die Annexion untreu werden würde. Rußland mag heute diese Verpflichtungen bedauern; es mag

und verfehlte auch nicht, in diesem Sinne nicht mißzuverstehende Mahnungen an alle Balkanstaaten zu richten. Daß er freundliche Wor te nach Serbien und Montenegro richtete, braucht uns nicht weiter zu irritieren. Herr Pasic wird ohnedies von dieser Art der Sympathie nicht sehr erbaut sein. Direkt auffallend ist die Art, in der Jswolsky Bulgarien geradezu beglücktwünscht, das ihm von Rußland feit je gesteckte Ziel erreicht zu haben. Im Zusammenhang mit der bekannten De legationsrede Aehrentals ist damit wohl

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Tiroler Gemeinde-Blatt
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Seite 2 von 8
Datum: 25.04.1908
Umfang: 8
, in Rußland mit 3 Mark 74 Pfennigen, in Oesterreich-Ungarn mit nur 2 Mark 8 Pfennigen. Die gesamte Steuerlast, welche die Einwohner jedes Staates zu tragen haben, giot folgendes Bild: Gesamtlasten Steuern und Abgaben Millionen Mark pro Kopf Mark Oesterreich 1027 39-26 Deutschland 2102 34 70 Ungarn 555 28'82 Italien 1170 36-04 Frankreich 2480 63'19 Rußland 2751 2189 Großbritannien 2755 66-45 Vereinigte Staaten 2307 30-29 Japan 701 1499 Nach der Gesamtsumme der Steuerlasten steht also an erster Stelle

Rußland, Großbritannien und Frank- r ich. Pro Kopf erscheinen die Steuern am drückend sten in England und Frankreich, am niedrigsten in Rußland und Japan. In Deutschland ist die steuer liche Belastung nur halb so hoch als in England und Frankreich. Würde man die Kommunalsteuern noch hinzunehmen, so würde das günstige Ergebnis im Ver hältnis zu England noch verbessert, im Verhältnis zu den anderen Staaten kaum verändert. Die indirekten Steuern, die anderwärts eine er hebliche Einnahmsquelle

sind, sind in Deutschland nicht so ausgebtldet wie in Oesterreich usw. Die Tabaksteuer steht in Deutschland (1906) mit einem Ertrage auf den Kopf der Bevölkerung von 0 10 Mark im Gegen sätze zu Frankreich, Oesterreich und Ungarn, wo 909 Mark, 7-46 Mark und 5 57 Mark pro Einwohner aus ihr gezogen werden, sowie zu Italien mit 5'49 Mark. Aber auch in den Vereinigten Staaten (2.67 pro Kopf) und sogar in Rußland (0'85 Mark pro Kopf) hat man den Tabak viel mehr herangezogen als im Deutschen Reiche. Auch Großbritannien läßt

den Tabak als vorzügliches Steuerobjekt nicht unbenutzt, wenn es ihn auch nur mit dem Zoll trifft. Der Tabakzoll bri.lgt dort rund 7 Mark pro Einwohner. Mit der Besteuerung des Branntweins ist es ähnlich bestellt, wie mit der des Tabaks. Sie beträgt in Deutschland (1906) 2'65 Mark pro Kopf. Niedriger als in Deutschland ist fie nur in Italien (0 86 Mark pro Kopf). Dagegen sehr ertragreich ist sie in Groß britannien (920 Mark), Rußland (1049 Mark), Frankreich (6 90 Mark) und den Vereinigten Staaten

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Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 01.01.1904
Umfang: 4
vorwärts kommt, darf man sogar die Unfehlbarkeit des Dr. Lueger anerkennen. „Arbeiter-Zeitung." Die Kriegsgefahr in Ostasien. In den letzten Tagen mehren sich die Nachrichten über die Verschlimmerung der seit längerer Zeit wechselvollen Lage in Ostasien und es gewinnt den Anschein, als ob es in sehr naher Zeit zwischen den beiden am meisten rivalisierenden Mächten, Rußland und Japan, zu gewaltsamen Aus einandersetzungen kommen sollte. Zwischen den beiden Staaten haben in der letzten Zeit Verhandlungen

über die Be grenzung ihrer gegenseitigen Interessensphären stattgefundcn, ohne daß es zu einer Verständigung gekommen wäre. Japan verlangt von Rußland die Anerkennung seiner Suprematie (Oberherrschaft) über Korea, ferner die Räumung der Mandschurei, einer chinesischen Provinz, die Rußland seit dem Einmarsch der Mächte in China besetzt hält, während Rußland das Zugeständnis zur Errichtung militärischer Stützpunkte in Korea verlangt. Beide Staaten lehnen natürlich ihre gegenseitigen Forderungen

ab. Nach einer Meldung aus Tokio glaubt man, daß, wenn Rußland nicht einwilligen sollte, die politische Lage nochmals in Erwägung zu ziehen, der Ausbruch der offenen Feindseligkeiten fast unver meidlich sei. Angesichts dieser Lage wollen wir hier vorläufig die Streit- punkte zwischen Japan und Rußland kurz zusammenfassen: Es ist für die Entwicklung Japans absolut nötig, daß Korea in der Interessensphäre Japans bleibt. Japan kann es nicht zulassen, daß sich Rußland in Korea festsetzt, denn eine Seemacht

, die die Straße von Korea beherrscht, kann zu jeder Zeit die japanische Küste bedrohen. Dann ist Korea für Japan notwendig als Kolonisations-Gebiet für die rasch wachsende japanische Bevölkerung und Wirtschaft. Diese Punkte ^ wurden von Rußland anerkannt in seinen drei Verträgen mit Japan im Jahre 1896 und 1898. Die japanische Regierung verlangt, daß Rußland seinen Vertragspflichten gegenüber China nachkommt und die Mandschurei räumt, soweit sie von Rußland infolge des Boxeraufstandes be setzt wurde. Japan

muß selbstredend die Rechte anerkennen, die die russische Bahngesellschaft in der Mandschurei auf Grund des Vertrages vom Dezember 1806 erlangt hat, und Rußland ge statten, Militärposten entlang der Bahn zu halten. Aber mehr nicht. Eine russische Annexion der Mandschurei kann Japan nicht gestatten, denn hat Rußland die Mandschurei, so muß es auch Korea besetzen. Dann hat Japan Handelsrechte in der Mandschurei zu verteidigen, die cs von China vertragsmäßig er langt hat. Schließlich ist Japans ganze

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Unterinntaler Bote
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Seite 3 von 14
Datum: 15.09.1905
Umfang: 14
, daß es nun eine den.europäischen ebenbürtige Macht sei. Die Kultur, so tröstet man sich, sei nur äußerlich angeeignet; die Japaner seien wohl virtuose Nach ahmer der Europäer, vermöchten aber nichts Selbst ständiges zu leisten. Noch während des Krieges mit Rußland konnte man dieses Urteil hören. Wer heute noch daran glauben will, täuscht sich selbst. Mag auch die alte Kultur Europas den Japanern noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen sein, sie haben gezeigt, daß sie auch so etwas zu leisten ver mögen, was den alten

informelle Toaste ausgebracht wurden. Merkwürdig aber ist, daß man weder in Ruß land, noch in Japan mit dem geschlossenen Frieden zufrieden ist. In Rußland sind es die leitenden Kreise, die mißvergnügt sind, und in Japan ist es das Volk. Ein russisches Blatt schreibt: „Der unvorteilhafteste Frieden, den Rußland je ge schlossen hat, ist dt>r mit Japan. Ein Frieden, auf dessen Abschluß kein Mensch in Rußland gerechnet hat. Vor seiner Abreise nach Amerika erklärte Witte, die Aussichten

und Asiens? Was kostet der Bankerott der Finanzen Rußlands, was die Herstellung einer neuen Großmacht? — Wir er lebten zur See ein Sedan, unsere Rolle auf dem Kriegs theater ist ausgespielt und es bleibt uns nur noch die Pflicht, unsere Friedensaufgaben so zu erfüllen, wie wir unsere Pflichten vor und während des Krieges nicht erfüllt haben". So beurtheilt man in Rußland den Friedens abschluß und zwar, wie gesagt, in höheren Kreisen, während das Volk ausatmet und den Frieden freu- digst begrüßt

. Anders in Japan. Hatte man den kleinen Japanern es nicht zugetraut, daß sie dem durch seine räumliche Ausdehnung und die enormen Ziffern seiner Bevölkerung und seiner Truppen schier unangreifbar scheinenden Rußland vernichtende Schlä ge beibringen könnten. Die Überraschung in der gesamten Welt war daher groß, als sie während : der Kriegsdauer von Sieg zu Sieg schritten und schließlich in der Lage waren, die Friedensbedingun- , gen vorzuschreiben. Nicht minder groß ^war aber auch die Überraschung

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Tiroler Post
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Seite 15 von 16
Datum: 18.08.1905
Umfang: 16
wie in Kaltern, lt als Rebellen atzfonser. ist das nicht! zsgrund für die te Furcht vor rings berechtigt, werden bei den rtei, von der sie och durch Lügen : zwingen lassen, cleumdet werden, ndlich abrechnen. Nstasten. Herl? zrtsmouth scheinen en, wenn man den messen kann. Ueber ziemlich rasch eine e aber, ob Rußland 'eisten müssen bzw. verlange, dann die t Japan drohte die en zu bringen. Der die Gegensätze, die t, auszualeichen und daß ein Ausweg cämlich eine bedeu- n, nicht aber als id als Demütigung satz

für die Kosten, i Unterhaltung der n sind. Ferner soll »alins den Japanern- diesem Wege die tommenen Finanzen l. Die Entscheidung Die Zustände in Rußland. Kitt Werfassuttgse^periment des Zaren. Der Erlaß, welcher Rußland mit einer Ver fassung beglücken sollte, dessen Erscheinen man auf __ den Geburtstag des Kronprinzen erwartet hatte, Politik rm eigenen Standesverein so gerne ? ist am 19. August ausgegeben und in allen Kirchen -ntdÄf tYtpUv hrtVArt nehmen möchten, sich nicht mehr daran er-! Rußlands

öffentlich verkündet worden. Er verweist innern können, so sind wir gerne bereit, das i darauf hin, daß Rußland durch die unerschütterliche r.r._ r n-t c - r < ~ c . .. r. c _r. . , ? (SinTthrtrHrtf ht>8 ßrtrott mH Nolkc» Mt+Wrmhpit schwache Gedächtnis der Herren durch genaue Solidarität des Zaren mit dem Volke entstanden j° s°hr sich bemühen, dm Bauern das Mär- Datm ein bißchen ansznfrischm, ' - "nd »e« WU $ lern von der konservativen Bauerrrliebe auf- ! Was für den politischen konservativen Volke

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 29.07.1904
Umfang: 4
Die Organisation der Spenden in Rußland. 1 . Die Spender unter der Schraube. Dieses Bild ist vom Jüdischen Arbeiterkund in Rußland in Tausenden von Exemplaren verbreitet worden. Es illustriert die letzte Erfindung des „allmächtigen" Ministers v. Plehive, wie man Geld für Kriegskosten zusammenbringen solle. Die Maschine wird vom Minister selbst, der oben thront, in Bewegung gesetzt; aus der Volksmasse, Arbeiter und Bauern, werden 1000000 Kriegsspenden durch die Geistlichen und Polizeibeamten

: für sie bleibt nichts übrig! .... Handelsschiffe haben diese Piraten bereits gekapert. Die Kaperung friedlicher Transportschiffe und Postdampfer durch russische Kriegs schiffe wäre Rußland dieser Tage beinahe schlecht bekommen. Sie hatten fich erlaubt, den englischen Handelsdampfer „Malakka" wegen angeblicher Kriegskonterbande zu kapern, das Kommando und die Mannschaft derselben durch ruffische Offiziere und Soldaten zp ersetzen und den Dampfer nach Port Said zu schleppen. Dagegen hat die englische Regierung

nach Rußland, die dort höchstens ein mitleidiges Lächeln Hervorrufen. Von Port Arthur verlautet vorläufig gar nichts. Die Japaner hoffen, binnen acht Tagen die Festung in Händen zu haben. Woche« Knndfcha«. Rußlands Henkersknechte. Seit voriger Woche Dienstag spielt vor dem Gerichte in der ostpreußischen Stadt Königsberg an der russischen Grenze ein Prozeß, der die dienstfertige Büttelhaftigkeit der Regierung Deutschlands gegenüber dem russischen Despotismus vor der ganzen Welt bloßstellt und in das hellste

Licht rückt. Neun deutsche Arbeiter, preußische Staatsangehörige, find der Geheim bündelei, des Hochverrates und der Beleidigung des russischen Zaren angeklagt, weil sie sozialdemokratische Schriften in russischer und lettischer Sprache zur Einschmuggelung nach Rußland über nommen haben. Die Geheimbündelei soll darin bestehen, daß sie die Schriften als Schuhwaren deklariert aus der Schweiz zu gesandt erhielten, die Verfolgung wegen Hochverrat und Majestäts- beteidigung erfolgt über Verlangen

des russischen Gesandten in Deutschland, obwohl für solche Verbrechen zwischen Rußland und Deutschland kein Gegenseitigkeitsverhältnis besteht. Das Beweis material für die Anklage eignete fich die preußische Polizei durch zahlciche Hausdurchsuchungen an. Die meisten bei den Ange klagten aufgefundenen Schriften sind sozialdemokratischer Tendenz, etwa der Richtung, wie sie von der deutschen Sozialdemokratie vertreten wird. Es find zunächst zahlreiche Uebersetzungen von Schriften Marx, Lassalles und Kautskys

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 1 von 16
Datum: 13.02.1904
Umfang: 16
die Unabhängigkeit erkämpft haben, und um die Mandschurei, welche Rußland gelegentlich der Boxer-Unruhen besetzt hat und die zu räumen es sich weigert. Und nicht nur über den B sitz von Korea und der Mandschurei allein, sondern die damit in Zusammen hang befindliche Vorherrschaft im Gelben Meere und ganz Ostafien soll durch den Krieg entschieden weroen. Bis zum japanisch-chinesischen Krieg stand diese Borherrschaft den Chinesen zu, denn die ganze Küste war chinesischer Besitz. Dieses Verhältnis erhielt

hatte Rußland die chinesischen Häfen Port Arthur und Talienwan im Gelben Meere „gepachtet". Ehe Japan es sich versah, waren die Russen zu Herren des Gelben Meeres geworden. Wohl hatte Rußland sich verpflichtet, die Mandschurei bis zum 8. Oktober vorigen Jahres wieder zu räumen und nur an seiner Bahnlinie einige Schutztruppen zu halten, es wies aber darauf hin, daß China zu schwach sei, um die Ordnung in der Mandschurei ausrechtzuhalten, folglich müsse es, Rußland, diese Aufgabe im Interesse des ungestörten

Betriebes seiner Bahn auch weiterhin selber be sorgen. Seit fast einem Jahre nun haben Russen und Japaner über ein gütliches Arrangement, etwa um eine Theilung der Interessensphären, verhandelt. Man wechselte Noten und machte Vorschläge und Gegenvorschläge. Es ist schwer zu entscheiden, ob Japan oder Rußland oei diesen Verhandlungen mehr Hinter hältigkeit zur Anwendung gebracht. Auf den der Sache selbst Fernstehenden mußte das ewige hin und her den Eindruck machen, als ob sich beide Mächte

veröffentlichte Zirkulardepesche be sagt: Der hiesige japanische Gesandte übergab eine Note, welche die russische Regierung von dem Ent schlüsse Japans in Kenntniß setzt, die weiteren Verhandlungen einzustellen und seinen Ge sandten, sowie das ganze Gesandtichaftspersonal aus Petersburg abzubcrufen. Infolgedessen be fahl der Kaiser von Rußland, daß auch der russische Gesandte in Tokio mit dem Gesandtschaftspersonal Japan unverzüglich verlasse. Rußland wälzt die ganze Verantwortung für ote Folg'n auf Japan

. Tokio, 7. Februar. Bezüglich des Abbruches der diplomatischm Beziehungen zwischen Japan und Rußland wird hier erklätt, daß durch das über drei Wochen währ ende vergeb lich e W ar ten auf Antwort auf die letzte japanische Note vom 13. Jänner 1904 und durch den während dieser Zeit ostentativ betriebenen Aufmarsch rus sischer Truppen, sowie durch die Besetzung von militärischen Stellungen gegen Korea nicht nur die Geduld Japans erschöpft, sondern auch bte Über zeugung erweckt worden, daß eine weitere

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 1 von 10
Datum: 03.11.1900
Umfang: 10
in der „Tiroler Land-Zeitung" weiteste Verbreitung uns werden billigst berechnet. — Alle Zusendungen find frankirt an die Administration der „Tiroler Land-Zeitung" zu ienden. — Zuschriften ohne Unterschrift «erden nicht angenomme«. Handschriften nicht zurückgestellt. — Offene Reklamationen find portofrei. — Dlorrrsno«dr«§<« »erden dankend angenommen und eventuell auch houorirt. M 44. Imst, Samstag, den 3. November 1900. 13. Jahrgang. Mmemlits wikw sederM _ flimtm ii Die Landwirthschaft in Rußland. Rußland

in den Kulturstaaten überhaupt unrentabel wäre. Aber die Nothlage des russischen Bauernstandes resultirt aus anderen Ursachen. In den meisten Gegenden Rußland nämlich ist der Ackerbauboden Gemeindebesitz, von welchem jeder Bauer ein Stück zugetheilt erhält. Er wird dabei aber nicht gefragt, ob ihm das Stück gefällt oder nicht; ebenso kann ihm dasselbe genommen und gegen ein anderes vertauscht werden. Die Folge davon ist, daß Keiner größere Lust verspürt, an seinem Besitze Verbesserungen vorzunehmen

, weil er ja nicht weiß, ob er den Nutzen davon hat. Es ist auch kein Vortheil, daß Jeder Antheil am Gemeindeland hat, denn die Antheile sind oft so klein, daß sie keine Familie ernähren. Sie werden zumeist von den Frauen und Kindern bearbeitet, während der Mann auswärts Arbeit sucht. Die Art und Weise der Landvertheilung also ist eine der Ursachen, welche eine Prosperität der russischen Landwirthschaft ver hindern. Einen leistungsfähigen Bauern, wie wir ihn bei uns haben, kennt man in ganz Rußland

etwas zu thun. Der gemeine Russe ist nicht unanstellig und kommt fast immer in die Höhe, wenn man ihn aus seinen Ver hältnissen herausnimmt. — Die Volksbildung oder vielmehr deren Mangel ist die zweite Ursache, daß in Rußland kein Volkswohlstand existirt. Wie vorn gesagt, sind die dem russischen Bauer zugewiesenen Ackerparzellen zu klein, um mit einer Familie darauf leben zu können. Er ist also gezwungen, freies Land hinzu zu pachten. Diesen Pacht muß er aber höher zahlen, als sich der Ertrags werth stellt

. Geld besitzt er nicht, also geräth er unter eine stetig sich steigernde Schuldenlast. Der Staat erkannte, daß dem Bauern in dieser Beziehung geholfen werden müsse und es sollte deshalb ein Kredit von Staatswegen geschaffen werden, aber wie das so in Rußland zu geschehen pflegt: die Großen steckten den daraus erfolgenden Vortheil für sich ein und die Klemm hatten das Nachsehen. Von den seitens der Regierung ausgeworfenen Krediten haben die Bauern nur etwa den achten Theil bekommen

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Tiroler Wastl
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Seite 1 von 12
Datum: 31.07.1904
Umfang: 12
Hat: „In Berlin gibt's Gott sei Dank no Richter" ist in Königsberg zu schanden worden und die reichsdentsche Ge rechtigkeit Hat alle Ursache sich in Trauer kleidern zu Hüllen und wehklagend durch die Lande zu schleichen. Der hündische Staats anwalt hat nämlich in seiner ersten Strafrede g'sagt: „Die Angeklagten mußten mit der Mög- „lichkeit rechnen, daß der Vertrieb der Schriften „daraus abzielt, den Absolutismus zu beseitigen „und in Rußland eine Verfassung einzuführen. „Und wenn sie damit gerechnet

„auch, wenn sie auf dem Standpunkt der deutschen Sozial- „demokratie stehen, in Rußland Hochverrat involvieren. — „Es ist natürlich auch vom erheblichen Ein- „fluß auf Deutschlands öffentlichen Interessen, „ob das Bollwerk des Absolutismus iu Ruß- „land bestehen bleibt oder nicht. Unzweifelhaft „können die Flammen der revolutionären Be- „wegung leicht nach Deutschland herüber- „ schlagen." Und die deutschen Richter, auf deren Rechtlichkeit der selige Windmüller von Pots dam. dereinst so fest vertraut hat, obwohl

der Preußenkönig Fritz der Große sei Prozeßgegner gewesen ist, haben die Mehrzahl der Ange klagten bis zu drei Monaten Kerker verurteilt, obwohl die Angeklagten nix anderes getan, als sozialdemokratische Schriften, und zwar nota bene solche, deren Verbreitung in Deutschland erlaubt ist, nach Rußland umi- g'schmuggelt haben. Die heutigen deutschen Richter! haben also deutsche Staatsbürger wegen etwas bestraft, was in Deutschland erlaubt und in Rußland verboten ist. Tiefer hat die deutsche Manneswürde net

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