Freundschaft, die uns beide seit langem fest verbindet, setze ich daher meinen gan zen Einfluß ein, um Oesterreich-Ungarn zu bestim men, eine offene, befriedigende Verständigung mit Rußland anzustreben. Ich hoffe zuversichtlich, daß Du mich in meinen Bemühungen, alle Schwierig keiten, die noch entstehen könnten, zu beseitigen, un terstützen wirst. Dein sehr aufrichtiger und ergebe ner Vetter Wilhelm. Des Zaren Antwort. Am 29. Juli antwortete der Zar telegraphisch: Ich bin erfreut, daß Du nach Deutschland
zurück gekehrt bist. In diesem so ernsten Augenblick bitte ich Dich inständig, mir zu helfen. Ein schmählicher Krieg ist einem schwachen Lande erklärt worden. Die Entrüstung hierüber, die ich völlig teile, ist in Rußland ungeheuer. Ich sehe voraus, daß ich sehr bald dem Drucke, der auf mich ausgeübt wird, nicht mehr werde widerstehen können und gezwungen sein werde, Maßregeln zu ergreifen, die den Krieg her beiführen. Um einem Unglück, das ein eu ropäischer Krieg wäre, vorzubeugen, bitte
Versprechungen, welche nur auf dem Papiere stehen, gänzlich unzuverlässig sind. Meiner Ansicht nach ist Oesterreich-Ungarns Vorgehen als ein Ver such zu betrachten, die volle GUMtie zu erhallen, daß Serbiens Versprechungen auch wirklich in die Tgt iMesetzt werden. J^diMr AMMmWerde ich bestärkt durch die Erklärung des österreichisch-unga rischen Kabinetts, Oesterreich-Ungarn beabsichtige keine territorialen Eroberungen auf Kosten Ser biens. Ich meine daher- daß es Rußland durchaus möglich
. Oesterreich-Ungarn hat nur gegen Serbien mobilisiert und zwar nur einen Teil seiner Armee. Wenn Rußland, wie es jetzt nach Deiner und Deiner Regierung Mitteilung der Fall ist, gegen Oesterreich mobil macht, wird die Vermittlerrolle, mit der Du mich in freundlichster Weise betraut hast, und welche ich auf Deine aus drückliche Bitte angenommen habe, gefährdet, wenn nicht unmöglich gemacht. Die ganze schwere Ent scheidung ruht jetzt auf Deinen Schultern, sie haben die Verantwortung für den Krieg oder Frieden
des Reichstags. Die Erklärung des Kanzlers. Nach Verlesung der Thronrede wurde der Reichs tag eröffnet. Der frühere Präsident K ä m p s wurde wieder gewählt. Unter atemloser Spannung ergriff hierauf der Reichskanzler das Wort. Er erinnerte an die 44 Jahre friedlicher Arbeit und sagte: Nur zur Vertei digung der gerechten Sache soll unser Schwert aus der Scheide fliegen. Der Tag, da wir es ziehen müs sen, ist erschienen, gegen unseren Willen, gegen un sere Bemühungen. Rußland hat die Brandfackel an das Haus