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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 01.10.1914
Umfang: 8
ist, als sie nach den Vorstellungen, die mund fertige Chauvinisten erweckten, sein soll. Der rasche Durchbruch der Deutschen durch Belgien hat das Er nüchterungswerk fortgesetzt; man erkannte, daß Frankreichs Heer die deutsche Stoßkraft nicht aus fangen kann; aber die Ernüchterung steigerte sich nicht zu dem Entschlüße, einen ehrenvollen Frieden zu suchen, denn noch spendete die Hoffnung auf den russischen Bundesgenossen Mut und Trost. Rußland hatte sich im Bundesvertrag verpflichtet, Frankreichs Gegner, also Deutschland

, mit erlesenen und starken Kräften am Rücken zu fassen. Man war in Paris überzeugt von der Ehrlichkeit des Zaren und der za- rischen Regierung, man baute darauf, daß Rußland den Vertragsverpflichtungen nicht nur gerecht werde, sondern ein übriges tun wird, um das gegebene Wort in glänzendster Weise einzulösen. Man hoffte also in Frankreich, daß Rußland seine Armeekorps, seine Kerntruppen, gegen die deutsche Grenze wer fen und in unaufhaltsamem Siegeszug gegen Ber lin marschieren wird. So felsenfest

waren die Macht haber von der gewissenhaften Erfüllung der ver traglichen Verpflichtungen durch Rußland über zeugt, daß sie, als der Vormarsch der Deutschen auf französischem Boden die Illusion von der Sieghaftig- keit der französisch-englischen Armee zerstörte, sich gestatteten, Berichte über den erfolgreichen Marsch der Russen nach Berlin auszugeben. Man fabri zierte diese Siegesmeldungen auf Vorschuß in der todsicheren Hoffnung, daß die Tatsachen den Erwar tungen recht geben werden, daß also die erfundenen

Meldungen nur den todsicher eintretenden Ereig? nissen vorauseilen. Man kann sich die Wirkung vorstellen, welche die Nachricht in Paris und Frankreich ausübte, daß Rußland gegen Deutschland nur einen verhältnis mäßig geringen Teil feine* Streitkräfte geworfen hat und daß dieser von der Armee Hindenburg ge schlagen und zersprengt wurde, daß, statt Rußland in Deutschland, eine starke deutsche Armee in Rußland den Vormarsch angetreten hat. Rußlands Treu losigkeit war da schon offenbar. Nun aber müssen

die Franzosen noch erfahren, daß der Bundesgenosse Zar in Verfolgung selbstsüchtiger Eroberungspläne fast die gesamten verfügbaren Streitkräfte gegen Oesterreich-Ungarn geworfen hat, daß Rußland nicht einmal genügend Truppen aufbringt, um den Vor marsch Hindenburgs zum Stillstand zu bringen, daß also an einen russischen Vormarsch nach Berlin nicht mehr zu denken ist. Frankreich weiß nun, daß es, vom russischen Bundesgenossen verlassen, angewie sen ist auf seine eigene Kraft — die Hilfe, die ihm England

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Alpenländer-Bote
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Seite 1 von 16
Datum: 05.09.1915
Umfang: 16
Nr. 36 Brixen, Sonntag, den 5. September Jahrgang 1615 Vom Krieg. Eine Frage hört man gegenwärtig viel und oft aufwerfen und besprechen, und die lautet, wann wird Rußland nachgeben? Tie Antwort kann ich mit unfehlbarer Sicherheit geben: Rußland wird dann nachgeben, wenn es muß, das heißt, in dem Augenblicke, wenn es einsieht, daß seine Sache aussichtslos ist. fo hat sich der russische Kaiser selbst verlauten lassen. Ter Krieg geht dies mal ums Ganze. Unsere Feinde wollten Oester reich

zuschneiden wie ein Schuster eine gegerbte Kuhhaut: jeder seiner Freunde sollte, wollte und konnte sich ein Stück nehmen. Rußland nahm für sich ganz Galizien samt einem Stück von der Buko wina in Anspruch, den Rest nebst einem schönen Stück Siebenbürgen sollte Rumänien für sein bra ves Verhalten bekommen. Aus Bosnien, Kroatien und Dalmatien wollte sich Montenegro und Ser bien ein Stück für ein paar neue Sohlen heraus- ihneiden. Zuletzt kam noch Freund und Nachbar Vallisch und meinte, ein Stück Oesterreich

täte ihm auch nicht schaden. Tesweiteren sollte Ungarn ein vollständig selbständiger Staat werden, detto Böhmen. Ebenso liebevoll hatte man es mit Deutschland gemeint. Ostpreußen sollte Rußland bekommen und Elsaß-Lothringen sollte wieder an Frankreich fallen. Ta Deutschland groß war. so hätte man noch ein paar Stücke anderweitigen Nachbarn verschenkt, ganz ohneweiters. Dänemark, Holland und Belgien sollten nicht leer ausgehen: man gedachte freigebig zu sein und allen kleinen Nachbarn

mehr denken können. Was das Wort heißt und bedeutet, versiebt man in Rußland gar kohl. Die Karten sind jetzt vertauscht, die Trümpfe sind in unseren Händen; es wäre töricht, ehevor das ganze Spiel gewonnen ist, dieselben wegzuwer fen. Hast du niemals zugeschaut, wie sich eine Katze wehrt, oie man in einen Sack stecken will? So macht es jetzt Rußland. Wir täten es auch und ha ben es getan. Die Frage ist also, wie lange kann sich Rußland wehren? Genau weiß das zur Zeit, glaube ich. kein Mensch

, nicht einmal der Groß fürst Nikolai. Es gibt aber gewisse Anzeichen, aus denen man einigermaßen verläßliche Schlüffe zie hen kann. Rußland ist heute nicht mehr das Reich, das es vor einem Jahre war. Dazumal war Ruß land das Riesenreich mit seinen unerschöpflichen Millionenheeren, mit seinen schier unermeßlichen Hilfsmitteln und Vorräten, glänzend ausgerüstet mit französischem Geld und mit Munition. Ruß land schöpfte aus dem Vollen. All die, die ersten Monate des Krieges durchgemacht haben, wissen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 1 von 4
Datum: 05.03.1918
Umfang: 4
durch d> Kolporteure u durc die?s!ost für Oe n reich-Ungarn:nwuarl. K 2.30, viertelj. R «>.00, Halbjahr!. K 13.80 Für Deutschland monatlich K 2.50. Für die Schwelg monatlich !< 3.—. Ltuzetn-Nummer!2N A-zUzass Erscheint tLzNch «S«ndS «tt Ansnnhme der Sem«- «nd Feiertag« mit dem Datum des darauffelgenden Tages ou. d$ Dienstag, 5 . März 1818 Sir. 53 Der Friede mit Rußland. Zer Friedensverttag gestern Sonntag unterzeichnet. W i e n, 3. März. Das k. k. Tel.-Korr.-Büro meldet aus Brest-Litowsk: Ter Friedensvertrag

mit Rußland samt Zusatz verträgen wurde heute nachmittag 5 Uhr unter zeichnet. Die deutschen Lverationen in Rußland eingestellt. Berlin. 3. März. (Wolffbüro.) Anrtlich wird am 3. ds. abends verlautbart: § Infolge der Unterzeichnung des Friedens mit Iiußland sind die militärischen Bewegungen in Großrußland eingestellt worden. Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues. » Mit Rußland ist der Friede geschlossen; mit Ru mänien wird verhandelt. Da der zwischen der nun mehrigen Ukraina, Bulgarien

den! Der Friede mit Rußland ist kein Ver ständigungsfriede, sondern ein Friede des Schwer tes. Wir fürchten sehr, daß zwischen der obligaten Erklärung, die auch in diesen Friedensvertrag aus genommen worden ist: daß die vertragschließenden Teile „fortan in Friede und Freundschaft mitein ander leben wollen", und der Stimmung, die d i e - s e r Friedensvertrag im russischen Volke erzeugt, ein unüberbrückbarer Gegensatz besteht. Rußland ist durch diesen Frieden zerstückelt worden; mehr als die Hälfte

seines europäischen Besitzstandes wurde abgetrennt und zum Teil in sogenannte „selbständige" Republiken verwandelt, die sich, wie die Vorgänge in der Maina bündig beweisen, erst gegen das eigene Volk, das den Zusammenhang mit Rußland nicht verlieren will, mit Hilfe der Zentralmächte durchsetzen müssen. Ein anderes großes Gebiet harrt noch seines Geschickes, und wie wenig behaglich es dabei der Bevölkerung, die das Objekt der zu „treffenden Maßregeln" bildet, zu Mute ist, erfahren wir aus dem Verhalten der Polen

. Wir fürchten, daß nicht nur die Großrussen diesen Frieden als einen ihnen auferlegten Gewalt- friedea betrachten, sondern auch die Esten, Livlän- der und Polen Empfindungen, die keine Freund schaft vorbereiten können, in den Frieden hinüber mttnehmen werden und daß fast im ganzen Osten gegen uns und Deutschland eine starke Abneigung bestehen bleiben wird, die sich beim ersten Anlaß leicht 'zur. Feindschaft steigern kann. Ter Friedensvertrag mit Rußland ist ein Sieg derjenigen Richtung des deutschen

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 1 von 18
Datum: 17.12.1910
Umfang: 18
." Das ist ja eine alte Tradition der britischen Politik. England hat'S immer verstanden, sich von anderen die Kastanie» aus dem Feuer hole» zu lasten. Es bestand damals eine offensichtliche Span nung zwischen Rußland und England und im eng lischen Jnselreich fürchtete man, daß Rußland offen als Gegner Englands aus den Plan treten werde. Auf Anregung Joe Chamberlains, der damals mit lauter Stimme die „germanische Allianz" ver kündete, die zwischen England, den Vereinigten Staaten und Deutschland abgeschloffen

werden sollte, wandte man sich damals nach Berlin. Kaiser Wil helm und sein Kanzler Graf Bülow zeigten sich aber nicht geneigt, um der schönen Augen Old Eng lands willen g?gen Rußland zu kämpfen. Auf der anderen Seite wollten sie aber auch England nicht erzürnen und sich ihm nach Möglichkeit gefällig er- ! weisen. Sre zeigten sich bereit, den Engländern in j Oftasien entgegenzukommen und so entstand der j Jangtse-Vertrag, der be%mdte, eine englisch-deutsche | Interessengemeinschaft in Ostasien zu gründen. , Dafür

wurde eine Jntegritätsgarantie für das j chinesische Reich vorgeschoben. Allein, die deutsch- | englischen Verträge haben niemals Früchts gereift l sondern immer versagt. Als Fürst Bülow im Reichs- j tage später einmal darauf hingewiesen wurde, daß j Rußland sich der Mandschurei bemächtigen wolle, i wußte man nicht recht, was es bedeuten sollte, als j er ziemlich erregt antwortete: „Was geht unS die j Mandschurei an? Ich wüßte überhaupt kein Land ! auf der Welt, das uns gleichgiltiger wäre

, al? di« ? Mandschurei." Heute weiß man, daß diese Worte ■ «ine indirekte Antwort auf ein Anfinnen Englands r waren, daS verlangt hatte, Deutschland solle gegen ! Rußland vom Leder ziehen, weil eS die Mandschurei ! okkupiere, denn daS 'sei eine Verletzung deS von j Deutschland mitunterschriebenenIa«gtse-Abkomme»S. j Diese Worte BülowS^bewirkten eine vollständige ! Schwenkung der englischen Politik. Zwar dachte - man damals in England noch nicht daran, auf die j Begründung der Triple-Entente hinzuarbeiten

, denn j damals galt Rußland nach als der Erbfeind. Aber j man sah dar»»lS ei», daß im Bunde mit Deutsch- j land nichts zu machen sei und so erfolgte in dieser > Stunde die definitive und dauernde Abkehr der j britischen Politik von Deutschland. In London ! faßte man den Plan, die damals den Deutschen j zugedachte Aufgabe den Japanern zu über- i tragen. Diese hatten ja freilich Ursache genug, ! vor Rußland auf der Hut zu sein. Rußland richtete I sich in der Mandschurei vollständig häuslich

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 1 von 12
Datum: 05.08.1914
Umfang: 12
Mobilisierung in Oesterreich und in Deutschland. — Die Kriegserklärung Deutschlands an Rußland. — Rußland eröffnet die Feindseligkeiten. — Franzosen fallen in völkerrechtswidriger Weise in Deutschland ein. — Meldungen von den Kriegsschauplätzen. Die schwarze Wolke, welche seit vielen Jahren gefahrdrohend am politischen Lorizonte stand, hat sich nun entladen. Wir befinden uns unmittel bar vor Verwicklungen allergrößten Amsanges. Der europäische Krieg zeigt sich in greisbarer Nähe. Oesterreich-Angarn

hat am 28. Juli an Serbien unter dem Drucke zwingender Not wendigkeit den Krieg erklärt. Woher Serbien den Mut nahm, der ihm stets freundnachbarlichen Monarchie den schmutzigen Fehdehandschuh hin- zuwersen, das war sonnenklar. Es wußte, daß das ruffische Niesenreich hinter ihm stand und deshalb wagte es die perfiden Provokationen gegenüber Oesterreich-Angarn. Deshalb glaubten seine führenden Kreise sogar den politischen Fürstenmord ungestraft praktizieren zu können. And Rußland hinwiederum

, daß für sich allein gewiß nicht im entferntesten daran denken kann, einen Krieg gegen einen modern gerüsteten Staat zu gewinnen, Rußland setzte wieder seine Hoffnungen auf den Blutfeind unserer deutschen Bundesbrüder, auf die Franzosen. Als Antwort auf die Kriegserklärung der Wiener Negierung an Serbien ordnete der Zar die Mobilisation seiner Armee und Flotte an und die Folge dieser Aktion war, daß ihm der deutsche Kaiser den Krieg erklärte. Kaiser Wilhelm mußte im tiefsten Innern empört

sein über die moskowitischen Winkelzüge! Der Zar von Rußland hatte sich nämlich mit der inständigen Bitte um Ver mittlung zwischen Wien und Petersburg, an den Kaiser von Deutschland gewendet. Kaiser Wilhelm leitete deshalb eine Vermittlung in Wien ein. Obwohl ihm das Streben der rus sischen Diplomatie bekannt war, durch Zwei deutigkeiten eine Neutralitätserklärung Rußlands im österreichisch-serbischen Konflikte zu vermeiden und für militärische Akte Zeit zu gewinnen, hatte in seinem Lerzen keinen Augenblick die Vermutung

Platz, daß auch der Zar sich mit hinterhältigen Gedanken persönlich an ihn wenden könnte, nur um dem gleichen Zwecke zu dienen. Allein während diese Verhandlungen zwischen Berlin und Wien schwebten, mobilisierte Rußland gegen Oesterreich-Angarn und gefährdete dadurch die friedliche Austragung, die es selbst angeregt hatte. Der Zar hat die eine Land zum Frieden hinge streckt, die Lippen zum Judaskuß gespitzt und plötzlich, da die Lände des Gegnes vertrauens voll in der seinen lagen

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Tiroler Post
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Seite 4 von 16
Datum: 08.09.1905
Umfang: 16
Gebrechen bei gebracht, daß nur die wenigsten von ihnen als diensttauglich befunden werden konnten. So wurden b eispielsweise im Bezirke Kamenetz-Po- dolSk nur ne un Prozent, im Chotiner Bezirke nur drei Prozent, im Bezirke Kalwarya nur ein Prozent und im Bezir ke Krasnrstaw kein einziger von allen militärpflichti gen Juden tatsächlich in die Armee eingereiht. V on den 59.269 Juden, welche im Jahre 1904 in ganz Rußland als militärpflichtig verzeichnet waren, haben sich nur 21.371

zur Rekrutierung ge- stellt, von w elchen bloß 9357 tatsächlich rekrutiert wurden! So verstehen die Juden die — Gleich berechtigung ! Pie Zahl der Juden in Nutzland. Das russische Ministerium des Inn ern hat, wie die „Schlesische Zeitung" mitteilt, dem Minister komitee statistische Ausweise über die Zahl der Juden in Rußland, soweit diese in ihren vor geschriebenen Siedelungsgebieten ansässig sind, zvgehen lassen. Hiernach beziffert sich die Zahl der ansässigen Juden in Rußland aus etwas weniger als fünf

und die Japaner, denen das Menschenmaterial auch ausgegangen wäre, wären dann bald in die Defensive gedrängt worden. Wenn man die Erfolge, welche Japan durch diesen Krieg errungen, unpar teiisch beurteilen will, muß man sich zurückrufen, welches die Forderungen waren, die Japan vor Beginn des Krieges an Rußland gestellt und kann dann daraus ersehen, daß Japan nicht umsonst das Schwert gezogen hat. Gehen wir kurz noch einmal den Werdegang des Krieges durch. Im Jahre 1894 hatte Japan gegen China einen Krieg

. Da legte sich Rußland dazwischen, welchem sich Deutschland und Frankreich anschlossen und im Frieden von Simonoseki mußte sich Japan mit der Insel Formosa und einer Kriegsentschädi gung begnügen. Damit war der Stachel in Japans Herz gelegt. Aber Rußland nützte den gewonnenen Vorteil noch weiter aus. Es schloß mit China einen Pachtvertrag, auf Grund dessen ihm Port Arthur auf 99 Jahre verpachtet wurde. Andererseits festigte es immer mehr seine Stellung in Korea, indem es den Einfluß der Japaner

zurückdrängte. Es kam dann zum Boxeraufslande in China. Rußland rückte in die Mandschurei mit großen Truppenmassen ein und machte auch nach dem Frieden mit China keine Miene, dieselbe zu räumen. Es baute von Charbin nach Wladiwostok eine Bahn, eine Zweiglinie nach Port Arthur und arbeitete mit allen Mitteln darauf hin, sich die Vorherrschaft in Ostasien zu sichern und Japan lahm zu legen. Dieses sah das drohende Gewitter, das sich da zusammenbraute. Ueberall, wo Japan sich rühren wollte, stieß

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Alpenländer-Bote
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Seite 1 von 12
Datum: 10.03.1918
Umfang: 12
. Das hat gewirkt. In drei Tagen war der Friede unterzeichnet und zwar auf Grund der gemachten Vorschläge. Tie Friedensbe dingungen sind für Rußland keine leichten; wir wüßten auch nickt, wodurch sich Rußland unsere Gnade u. Rücksicht besonder s verdient hätte. Ruß land hat zu den Hauptauswieglern und Kriegs treibern gehört. Jahrelang hatte Rußland die Treue und den Patriotismus unserer Grenzvöl ker unterwühlt. Rußland war Mitwisser und mit schuldig am Thronfolgermorde, Rußland hat Serbien in den Krieg

getrieben; einzig im Ver trauen auf die Dampfwalze haben Frankreich und England sich zum Krieg entschlosien und das alles, obwohl wir Rußland während des japani schen Krieges und der darauffolgenden Revolu tion sehr wohlwollend behandelt haben. Zu wie- derholtenmalen hat man Rußland den Frieden angeboten, es hat nicht gewollt. Auch Trotzki glaubte noch, uns zum Narren halten zu.können und wollte uns, statt in die dargebotene Frie denshand einzuschlagen, die Revolution ins Land stiften. „Der Friede

wird nicht tn Brest gemacht, I so telegraphierte er in alle Welt hinaus, sondern in den Straßen Wiens und Berlins". Einen bil ligen Frieden mochte Rußland nicht, nun hat es einen solchen, wie es ihn verdient. Die Friedenöbedingungen sind kurz folgende: Rußland verpflichtet sich, nicht bloß den Krieg als beendet zu betrachten, sondern mit uns in Frieoe mrd Freundschaft zu leben, die Truppen sowohl aus der Ukraine als auch aus Estland. Livland u. Finnland zurückzuziehen und zu entlassen. Das gleiche gilt

auch für die sog. Rote Garde. Ebenso müssen die Kriegsschiffe ab gerüstet werden, und zwar auch englische und französische, soweit sich solche in russischen Häfen beflnden.Russiand verpflichtet sich weiters.auf jede revolutionäre Agitation in uusermJnnerN sowohl als auch an unseren Grenzen, in den von uns be setzten Gebieten und in der Ukraine zu verzichten. Ter Friede mit der Ukraine muß anerkannt wer den und Rußland verpflichtet sich selbst, mit der Ukraine Frieden zu schließen. Bei der Bestim mung

über das Schicksal der vor den Friedens verhandlungen im Jänner von uns besetzten Ge biete, als da sind, Polen, Liitauen, Ku land, Riga samt den Inseln, hat Rußland nichts mehr dreinzureden, darüber entscheiden wir im Ein verständnis mit den betreffenden Völkerschaften. Die neubesetzten Gebiete. Estland und Livland bleiben von den deutschen Truppen besetzt, bis die Ordnung wieder hergestellt ist und die Lander über ihr weiteres Schicksal selbst entschieden ha- ben.Finnland wird frei, das steht

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Alpenländer-Bote
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Seite 1 von 32
Datum: 30.07.1916
Umfang: 32
des „Alpenlünldr Boie". Daumllrchen tLinterluntae) Teleson: Baumkirchen Nr.i. mv. 3o. Brixerr, Sonntag, den 3O. Juli Fahrgang LVL6 Vom Krieg. ' Rußland und Japan. Man hat in diesem furchtbaren Kriege verschie- Dcttc Enttäuschungen erlebt, hüben und drüben, das ist, sowohl bei unsern Gegnern als auch bei uns. Ein Staat ist es, mit dem sich aber allesamt getäuscht haben, und der Staat heißt Japan. Unsererseits erwarteten viele, viele, daß Japan > die-günstige Gelegenheit benützen werde, um Rrrß- laud gänzlich

aus der Mandschurei und aus Ost asien hinauszuwerfen und sich zu diesem Zwecke sehr bald von seinen Bundesgenossen lossägen werde. Die Gegner sahen in ihren Glücksträumen schon die kleinen gelben Soldaten aus dem sran- zösifcherl oder russischen Kriegsschauplätze Schulter an Schulter gegen uns und gegen die Deutschen kämpfen. Unsere Erwartung zerrann sehr rasch im Sande. Die Japaner benützten die erste beste Gelegenheit, nicht um sich gegen Rußland zu wen den, sondern um in Cchina festen Fuß zu fassen; daher

und sich von seinen eigenen furchtbaren Auslagen im russisch-japani- ! scheu Kriege und den seitherigen Rüstungsauslagen ' zu erbolen. Und dazu bot sich eine mehr als gün stige Gelegenheit mit den Mnnitiouslieseruugen an Rußland. Rußland war ein guter Käufer, ! wenn auch nicht ein gleich guter Zahler. All das \ alte Gerümvel an Kriegsmaterial und Munition, selbst die alten Kriegsschiffe, die es Rußland in s der berühmten Seeschlacht bei Tsuschima abgenom- | men hatte, wurden ausgebellert, neu lackiert, mo- ^ dernisiert

und um schweres Geld an Rußland ver- [ schachert. , Hernach wurden nach dem Beispiel \ Amerikas Fabriken über Fabriken erbaut, um Rußland mit frischer Munitionsware zu versor gen. Die japanischen Munitionszüge rollten un unterbrochen an die russische Front und brachten dafür scheffelweise russisches Gold und russische Schuldscheine. Im Februar kam die Nachricht, daß eine russische Gesandtschaft mit dem Großfürsten Michael an der Spitze nach Japan gereist sei.. Man brachte das mit den Munitionslieferungen

in Be ziehung und glaubte, Japan mache für weitere ' Lieferungen Schwierigkeiten wegen der unsicheren Bezahlung. Es ist ja richtig, daß Rußland sich sehr schwer tat, die Gelder für die ungeheuren Lieferun gen aufzubringen, aber aus diesem Grunde reist nicht ein Großfürst nach Japan, gerade wie keiner aus gleichem Grunde nach England sich bemühte, diesem Zlvecke dienten die Reisen des Finanz- ministers Bark. Nun ist es an den Tag gekom men, was die Reise bezweckte. Rußland hat mit Japan ein Bündnis

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Alpenländer-Bote
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Seite 3 von 16
Datum: 09.08.1914
Umfang: 16
seiner Kräfte sich und Oesterreich dauernde Ruhe zu verschaffen. Gleichzeitig hat Deutschland an Frankreich, den russischen Bun desgenossen, die Anfrage gestellt, wie es sich im Falle eines Krieges zwischen Deutschland und Rußland stelle. Rußland hat keine Antwort ge geben, worauf Deutschland an Rußland den Krieg erklärt hat. Die Russen griffen sofort die deut schen Grenztruppen an. Somit ist der deutsch-russische Krieg bereits im Gange. Deutschland greift sehr kräftig an. Ein Schiff hat bereits

eine russische Hafenfestung in Brand geschossen. Die gefährdete Lage hat Oesterreich selbst verständlich schon vor der Kriegserklärung an Serbien genötigt, die Grenzen gegen Rußland in Galizien mit Truppen zu versichern; in den letzten Tagen wurden und mußten sowohl in Deutschland als auch in Oesterreich fast sämtliche dienstpflichtigen Männer sowohl der Armee als auch des Landsturmes zu den Waffen gerufen werden. Es ist ein Gewummel und ein Gewurl wie in einem Ameisenhaufen. Mit Serbien wä ren wir Wohl

nicht allzu schwer in nicht allzu langer Zeit fertig geworden. Serbien ist ein der- Wnismäßig kleines Land, hat auch nach seiner Vergrößerung nach dem letzten Kriege nicht soviel Einwohner als unser Böhmen, kann kaum 300.000 Soldaten stellen, während wir mehr als zehnmal soviel stellen können. Serbien ist durch die letzten Kriege sehr geschwächt, hat es doch in denselben bei 100.000 Mann verloren, also da wäre die Gefahr nicht groß, wenn auch immerhin kein Kinderspiel. Anders steht die Sache mit Rußland

. Rußland ist ein ungeheures Reich, das don unserer und der deutschen Grenze hinüber- leicht bis an das Meer, das Asien umspült, also bis China und Japan. Dementsprechend groß ist auch die Zahl seiner Soldaten. Trotz alledem dürfte Rußland den Handel nicht zu loben haben und die Suppe, die es sich eingebrockt, hübsch versalzen finden. Man darf sich durch die ungeheure Größe Rußlands nicht erschrecken lassen. Rußland kann zwar so viel Millionen Soldaten aufbrmgen, als Oesterreich und Deutschland zusammen

, aber schwerer oder fast unmöglich ist es, sie allesamt dort hin zu bringen wo es dieselben braucht. Will es z. B. 100.006 Mann von der äußersten Grenze Asiens an unsere Grenze werfen, so bedarf es dazu minde stens zwei Monate Zeit. Rußlands Größe ist somit auch seine Schwäche. Rußland steht mit keinem sei ner Nachbarn gut, deswegen kann es auch nicht seine Soldaten allesamt von den Grenzen ziehen. Es ist übrigens 100 gegen 1 zu wetten, daß, wenn es Ruß land gleich anfangs schief geht, alle seine Nachbarn

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Der Arbeiter
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Seite 1 von 4
Datum: 06.12.1917
Umfang: 4
. Der Weg zum russischen Sonderfrieden. Lauter Jubel, freudige Hoffnung läßt die Her zen HundertLausender und Millionen von der Kriegsnot schwerbedrängter Menschen höher schla gen, angesichts der Kunde von dem Abschluß eines Waffenstillstandes mit Rußland an unserer Ost front. Befeuert wird diese Freude noch durch die Nachricht, daß auch die Verhandlungen zur An bahnung eines Sonderfriedens mit Rußland un mittelbar vor ihrem Beginne stehen und daß durch die Flucht des dem Waffenstillstände abgeneigten russischen

Oberbefehlshaber Genera! Tuchvnin und der militärischen Vertreter der Entente aus dem russischen Hauptquartiere gewissermaßen das letzte gefahrdrohende Hindernis für eine ver bürgte Einhaltung der Waffenruhe seitens be* russischen Heeres beseitigt erscheint. Mit dem Ab schlüsse des Waffenstillstandes in Brest-Litowsk, i ' * ... - - falls nicht inzwischen der Sondersriede abgeschlos sen würde, ist die Bahn frei geworden zur Aust nähme ernstgemeinter Fricdensverhandlungen mit dem russischen Reiche. Rußland

war das erste Reich, das sich uns mit den Waffen in der Hatid in den Weg stellte, als wir von Serbien für die Mordtat von Sarajewo und die anderen erlitte nen Unbilden Sühne zu nehmen uns anschickten. Rußland ist nunmehr der erster unserer Gegner, der uns Waffenruhe und Frieden entgcgenbringt. Sind die Bolschewiki, ist Lenin und sein Anhang in Petersburg in. der Lage ihre Macht über das russische Volk auch weiterhin zu festigen, dann dürfte es nicht schwer sein zu einer Vereinbarung zu gelangen

Frieden allein, sondern selbst zudem nunmehr so nah und sicher erscheinenden Sonderfrieden mit Rußland noch ein recht steiniger und unsicherer Weg ist. Es ist dem nicht so, wie es unsere unent wegten Agitatoren für den Frieden darstellcn möchten,, daß es nur des Jawortes der Regie rungen der Mittelmächte bedarf, um den Frieden mit Rußland und im Gefolge desselben auch den allgemeinen Frieden zu erreichen. Die Lage in Rußland ist trotz ihrer wesentlichen Verbesserung in den Letzttagen militärisch

sowohl als politisch immerhin noch eine recht ungeklärte. Darauf deu tet ja die Tatsache hin, daß sich die Maximalsten erst vor kurzem des Hauptquartieres zu bemächti gen vermochten und daß es Tuchonin und seinen . Anhängern überdies noch gelang zu fliehen. Nach anderen Mitteilungen soll er gefallen sein. Es müssen also in Rußland selbst immer noch Gebiete vorhanden sein, die den Machteinfluß der Bol schewiki entrückt sind; weiters ist zu bedenken, daß über Kaledin und Kerenski und ihren Einfluß

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 1 von 20
Datum: 03.04.1930
Umfang: 20
die Haupt- leidtragenden aus dem Weltkriege. Die Russen haben durch ihre heimtückische Mobilisierung den Ausbruch des großen Krieges unmittelbar veranlaßt. Ohne die Bun desgenossenschaft des mächtigen russischen Kaiserreiches hätten die übrigen Gegner der Mittelmächte einschließlich Amerikas es niemals gewagt, den Frieden zu stören. Rußland war im Kampfe mit Japan unterlegen und hatte den Zusammenbruch seiner stolzen ostasiatischen Po- litik zu verzeichnen. Während dieses Krieges stand Eng land

wollte man durch dieses Uebermaß an Ent- graenkommen aller Welt und namentlich Rußland die un- wioerleglichsten Beweise von Friedensliebe und Freund schaft geben. Die kaiserlich russische Regierung antwortete auf dieses Entgegenkommen mit ausgesuchtem Undank. Kaum hatte sich das ausgedehnte Reich von seinen revo lutionären Krämpfen einigermaßen erholt, als es auch schon mit seiner Politik in deutschfeindliche und pan- slawistische Bahnen einlenkte. Rußland schloß sich der Einkreisungspolitik Eduard VII. an. Rußland

sind es ge- wesen, welche die schönste Armee, welche die Donau- Monarchie jemals ins Feld geschickt hat und in welcher auch die slawischen Regimenter vollauf verläßlich waren, zertrümmert haben und damit unsere beste Kraft zer mürbten. Aber schließlich sind die Russen geschlagen worden und der militärischen Niederlage folgte die Revo- lution. An Stelle der erhofften glänzen den Erwerbungen kamen furchtbare Ver luste. Rußland verlor alle seine Ausfallstore gegen Mitteleuropa. Verloren gingen Finnland, die bal

tischen Provinzen, ganz Polen und Bessa- rabien. Das in solcher Weise verstümmelte russische Reich ist an Macht und Einfluß für Europa kaum mehr ein Schatten dessen, was es vor dem Kriege gewesen ist. Rußland hatte am Weltkrieg teilgenommen und dessen Ausbruch beschleunigt, um auf dem Wege zur Vorherr- schaft einen entscheidenden Schritt zu machen. Der Aus gang des Krieges aber hat Rußland in seinem besorgnis erregenden Vordringen um Jahrhunderte zurückgeworfen und die sogenannte russische Gefahr

wenigstens auf dem politischen' und militärischen Gebiete beseitigt. Dies würde schon vollauf zutreffen, wenn in Rußland auf die Unglücksfälle im Kriege zu Hause patriotische Einkehr und einmütiger Zusammenschluß gesorgt wären. Be- kanntlich ist das gerade Gegenteil eingetreten. Viel ärger und nachhaltiger als durch den Krieg ist das russische Reich durch die nachfolgende Revolution geschädigt wor- den. Rußland war vor dem Kriege in jeder Hinsicht ein maßgebender Faktor. Heute ist es allgemein verachtet

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Alpenländer-Bote
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Seite 1 von 12
Datum: 31.01.1915
Umfang: 12
. Damals hatten wir den Ein druck, als ob Frankreich nach den ersten furchtbaren Niederlagen den Krieg satt habe und so unter der Hand den Frieden juche. Wir hatten uns nicht. Zeche selber zahlen, denn Deutschland muß den englischen Störenfried ein- für allemal das Hand werk legen. Diesmal soll es Rußland sein, das sich nach dem Frieden sehnt. Wir winden es auch ganz gerne glauben, daß Rußland den Krieg satt hat, denn keiner der kriegführenden Staaten hat dabei so schlecht abgeschnitten als gerade

Rußland. Rußland, das Riesenreich mit einer Einwohnerzahl Wilhelm II. der Deutsche Kaiser feiert heute (27. Jauner) seinen 57. Geburtstaa. Dem tatkräftigen, ritterlichen Herrscher, velcher in Tsutschland eine einzig dastehende Volkstümlichkeit besitzt. Wegen auch aus dein oervundele« Oe,terrnc^ die wärmste Zuneigung und aufrichtige Glückwünsche zu. getäuscht. Die Sonne hat es an den Tag gebracht. Frankreich wollte tatsächlich mit Deutschland Frie den schließen. Spanien sollte verinitteln. Ter Diplomat

Riesenheer auf der ganzen Li nie zurückgeworsen. Unparteiische militärische Fachmänner wissen zu berichten, daß die Lage des russischen Heeres in der Nähe von Warschau durch aus keine günstige sei. Manche dieser Herren, die es ia verstehen müssen, behaupten, daß, wenn das Wetter sich zum Kälteren wendet und den Deutschen ein kräftiges Vorrücken erlaubt, die russische Ar mee in eine sehr üble Lage kommen dürste. Dazu kommen die Riesenverluste, die Rußland in diesen sechs Kriegsmonaten an Mannschaft

gehört auch Geld, und zwar um so mehr, je größer das Heer und je mehr vom Heeresbedarf vom Auslande bezogen werden muß. Rußland ist nicht imstande, das Kriegsmaterial selbst in genügender Menge herzu- siellen, es muß kaufen, wo es nur was bekommt, j und dazu gehört viel Geld. Nun woher nehmen? Rußend war Zeit seines Behändes immer in Giüdverlegenheiten und ist es jetzt mehr denn je. Tie inneren Einnahmen haben sich gerade jetzt un geheuer verringert. Tie Haupteinnahmen flössen ; der russischen

Staatskasse aus dem Schnapsverkauf i zu, der in Rußland in Händen der Regierung ist ähnlich wie bei uns der Tabakverkauf. Die Russen sind nun handfeste Schnapsbrüder und vertrinken Unsummen. Rußlands Recn'erung hat zu Be ginn des Krieges den öffentlichen und allgemeinen Schnapsverkauf eingestellt und verboten. Das war eine gute Tat und eine Notwendigkeit für das Heer, hat aber den Staat üm seine beste Einnahme gebracht. Die zweite Haupteinnahmsauelle für > Rußland ist sein Getreidehandel. Rußland

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Alpenländer-Bote
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Seite 1 von 16
Datum: 15.11.1914
Umfang: 16
. Soll-etwas Nachhaltiges-heraus- hvmzn, Hann bra.uchi.es erst recht Jein e. AeichLie Rnstem begrüßen den Krieg mit geinischten.Gefüh len Aus dem Kriegsmanifest des rÄMchen Kaisers lenü-et eine förmlich? Freude heraus, daß es mit der Türkei losgegangen ist. Aus oiese Weise erhält Rußland endlich Gelegenheit, das seit Jabrbunder- ten cmgestrebts Ziel, die Eroberung Konstantinopels, Zu erreichen. Vor zwei Jahren waren die Bulgaren schon daran, ihre Hand nach Konstüntinopel auszu strecken, da gebot der Rusie Halt

! Konstanrmopel ivill er s i ch Vorbehalten. Rußland wußte über zu gut, daß dieses Ziel ohne Weltkrieg nicht zu errei chen ist. Jetzt ist er aber da, die Türkei ist in den Krieg getrieben, die Zeit ist gekommen. So Wich/denkt und schreibt man in Rußland, so ähn lich äußert sich der Zar im Manifest an seine Völ ker. Daß dasselbe in Rußland freudigen Widerhall findet/ braucht nicht gesagt zu werden. Mit der Eroberung Konstantinopels stände Rußland am Ziele seiner Wünsche; offene Ausfahrt in ein eis freies Meer

für seine Handelschast, eine uneinnehm bare Stellung für seine Flotte, damit Herrin des Mittelländischen Meeres und Nachfolger und Erbe der Türkei in Asien und Europa zu werden, das ist es, was dem russischen Reiche mit der Eroberung Konstantinopels vorschweüt und was es sich träumt und was es anstrebt. Ein russisch-schismatisches Weltreich, so groß wie es noch keines auf Erden gegeben, winkt. Begreiflich, daß Rußland wie ge bannt vor der Verwirklichung dieses seines 'Lebens- traumßs steht und mit beiden Händen

- zugreifen lvill. -Tie Versuchung mag groß sein, den Krieg mit Deutschland und Oestereich nur noch zum Scheine Zu führen und dafür sich mir der ganzen Kraft aus die Türkei zu werfen. Warnend erheben bereits eng lische und französische Zeitungen ihre/Stimme, Rußland möge nicht einem Traumgebilde und mag es auch noch so verlockend sein, nachlrmfen. Ohne Niederwerfung Deutschlands gebe es kein Kon stantinopel. Und sie haben recht. Die Trauben hangennoch sehr hoch. Konstantinopel

kann man nicht im • Handumdrehen nehmen und die Türkei laßt sich nicht in vierzehn Tagen in den Sack stecken. Es könnte leicht der Fall sein, daß sich der Russe dabei verblutet, daß sich der rusiische Bär an diesem Knochen die Zähne ausbeißt. Die Türkei ist von Rußland aus nicht so leicht zu bekriegen und Kon stantinopel zu Land für die Russen fast unerreich bar. Zwischen Konstantinopel und dem europäi schen Besitze Rußlands liegen nämlich Bulgarien und Rumänien, die wenig Lust haben, den russischen Truppen den Durchzug

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 31.10.1914
Umfang: 8
; sie eröffneten auf die russische Flotille das Feuer, das, einer Meldung aus Konstantinopel zufolge, zwei russische Fahr zeuge vernichtete. Hierauf beschossen türkische Kriegs schiffe mehrere russische Hafenstädte und bohrten das russische Stationsschiff im rumänischen Hasen von Gal atz in den Grund. Bis zur Stunde ist eine formelle Kriegserklärung zwar noch nicht erfolgt. Aber nach dem Vorgefalle nen ist sie nur noch ein formeller Akt. Der Krieg könnte nur verhindert werden, wenn Rußland er stens

die Vernichtung dreier seiner Kriegsschiffe und die Beschießung mehrerer Hafenstädte ruhig hin nimmt und außerdem durch weittragende Bürg schaften für die Sicherheit und Unverletzlichkeit der Türkei die Spannung behebt, die seit Beginn des europäischen Krieges zwischen diesen beiden Staaten eingetreten ist. Solche Schritte erfordern, daß Ruß land sich nicht nur vor der Türkei demütigt, sondern auch seine Expansionsbestrebungen am Balkan ab schwört. Das wird Rußland natürlich nicht tun

und so sind die Zusammenstöße im Schwarzen Meer die Einleitung zu einem neuen Krieg. In der Türkei hat man diesen Krieg erwartet und Wohl auch vorbereitet. Man wußte dort, daß Ruß land den europäischen Krieg nicht zuletzt deshalb provozierte, um die Mächte niederzuwerfen, welche bisher die Verwirklichung der russischen Expansions bestrebungen am Balkan verhinderten. Man wußte, daß nach einer eventuellen Niederlage Deutschlands und Oesterreich-Ungarns Rußland unverweilt zur Eroberung des Bosporus und der Dardanellen

schreiten würde. Die Tatsache, daß die englische Ma rinemission, die vor kurzem aus den türkischen Diensten entlassen wurde, sofort die Leitung der russischen Schwarzen Meerflotte übernahm, hat der Türkei die Gewißheit, gegeben, daß England sich ge gen einen russischen Angriff auf die Meerengen nicht mehr sträubt. Die Behauptung, daß die Entente mächte Vereinbarungen getroffen haben sollen, wo bei England für die Besitzergreifung der Meerengen durch Rußland in Kleinasien entschädigt

werden sollte, ist durch die überraschende Beorderung der Marinemission in vollem Umfang bestätigt worden. Die Türkei konnte also über die Absichten Rußlands und seiner Verbündeten seit langem nicht mehr im Zweifel sein: sie wußte, daß im europäischen Krieg auch um ihre Existenz gewürfelt wird. Der Ent schluß, zu einem geeigneten Moment in das blutige Ringen einzugreifen, war also ein Akt der Selbst erhaltung und wurde sicher schon lange gefaßt. Die Türkei hätte den Moment zum Losschlagen nicht günstiger wählen können: Rußland

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 1 von 16
Datum: 16.01.1904
Umfang: 16
Land-Zeitung" zu senden. — Zuschriften ohne Unterschrift werden nicht angenommen. Gestellt: Vierteljahr. X 1.60 halbjähr. K 3.20 ganzjähr. K 6.40. Handschriften nicht zurückgestellt. — Offene Reklamationen find portofrei — Rorrespoudeme« werden dankend angenommen und eventuell auch honorirt. M 3. Samstag, den 16. Jänner 1904. 17. Jahrgang. Zum bevorstehenden Krieg in Ostasien. Imst, 14. Jänner 1904. Bei dem Kampfe, zu dem sich allem Anscheine nach Rußland und Japan in diesen Tagen anschlcken, steht

, insofern, als das siegreiche Japan den chinesischen Koloß zum Bewußtsein seiner selbst bringen werde, um mit Hilfe dieser gefügigen Macht dereinst Asien und Europa zu erdrücken. Daß gerade Rußland diese Gefahr an die Wand malt in dem Augenblick, wo es selber darauf ausgeht, den dauernd ent scheidenden Einfluß in Ostasien und speziell auf China zu gewinnen, macht jene Gefahr nicht gerade wahrscheinlicher und den trägen chinesischen Koloß nicht gerade im Sinne einer Gefahr für Europa beweglicher. Elmopa

selber aber mag sich die Frage vorlegen, von welcher Zukunft es m'hr zu erwarten hat. von einer solchen, in der Rußlano auch noch die Vorherrschaft in ganz Asien besitzt oder einer solchen, in der es stets darauf bedacht fein muß, in der heute nun schon einmal gewonnenen Macht stellung nicht verkürzt zu werden. Soviel ist sicher: es wäre keine Rede von einem Kriege, wenn Rußland sich mit dieser Machtstellung begnügen wollte, anderseits ist wahrscheinlich, d^ß Japan selbst nach einem siegreichen

Kriege gegen Rußland nichts weiter verlangen würde, als wonach es schon seit Jahrhunderten trachtet: die Herrschaft aus der H a l b i n s. i Korea. Diese aber gönnt ihm Rußland nicht, obwohl es erst seit noch nicht einem Jahrzehnt als wirklich ernster Mitbewerber in Korea neben Japan auftritt. Die Entwickelung der Dinge ist recht schnell ge gangen. Japan gerieth 1894 in den k rt eg mit China wegen seiner Einflußnahme auf Korea. Die Früchte seiner Siege wurden Japan auf chine sischem Boden ernstlich

verkürzt durch Rußland, unter Mithilfe von Frankreich und Deutschland. Dafür suchte cs sich durch seine koreanische Politik zu entschädigen. Diese Politik brachte den Kaiser von Korea bald nach dem Frieden von Schimonoseki, der den japanisch-chinesischen Krieg beendete, anfangs 1896 dazu, tn die russische Gesandtschaft in Söul zu flüchten. Rußland nutzte dies zu seinem Vortheil aus und richtete sich in Korea ein, kam dabei aber in Konflikt mit England und zog seine Fühler dann wieder zurück

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 06.02.1924
Umfang: 8
-Bezugspreise: Durch die Austräger in Innsbruck: 19.000 K Zum Abholen in Jrms^ druck: 17.000 K. Ausw. durch die Kolporteure und durch die Post für Deutj ch'Oesterreich: 19.000 i<, skr Deutsch land 25.000 K Uebr. Ausland L8.S00 K Nr. 30 SnnsSntf, Mittwoch Ss» 8 . FrLrusr 1824 32. Fahr«. Rußland anerkannt. Die englische Arbeiterregierung hat für das Nütesystem, auf dem sich der russische Staat heute aufbaut, sicherlich keine Sympathien. Aber sie be trachtet das Sowjetregime als etwas geschicht lich Gewordenes

. Und der neue englische Mini sterpräsident hat seine vor der Wahl abgegebene Erklärung, er werde, wenn er zur Macht gelange, die Sowjetregierung unverweilt anerkennen, ohne . Zögern ausgeführt. England betrachtet die Sowjet regierung als die legale Regierung Rußlands und tritt mit diesem Rußland in diplomatische Bezie hung. Bisher haben die Weststaaten die Sowjet republik als einen Rüuberstaat betrachtet und je den der Moskauer Volkskommissare als Verbrecher ^beschimpft. Frankreich und England

. Nur die hinter der europäischen Entwicklung weit zu rückgebliebene Agrarverfassung des zaristischen Rußland hat die bolschewistische Revolution mög lich gemacht: nur, weil die Bolschewiken das den Bauern auferlegte Joch in tausend Stücke schlu gen, den Großgrundbesitz radikal vernichteten und aus dem unfreien, geknechteten Bauern einen freien Herrn über seinen Boden machten, konnte sich die Revolution siegreich behaupten. Unsere Kommu nisten lassen dies zwar nicht gelten und behaupten, ^das Sowjetregime habe das Fundament

für den Bau der sozialistischen Gesellschaft geschaffen, und 'dies, daß in Rußland die sozialistische Erfüllung der Verwirklichung näher gerückt sei, habe die Re gierung Räterußlands in den Herzen des Volkes verankert und unüberwindlich gemacht. Diese Re densarten sind aber nur agitatorische Phrasen. Rußland baut heute seine Industrie auf kapital istischer Basis auf und gibt den Arbeitern auch in den Industriebetrieben nicht einmal jene Rechte, ; Öie sie bei uns haben (Betriebsräte usw.) und ge währt

den Arbeitern wie Angestellten lange nicht Zene Schutzgesetze (Krankenversorgung, Arbeiter irrlaub usw.), die sie bei uns haben. Der Weg bis zur sozialistischen Erfüllung ist in Rußland zumin- destens genau so lang wie bei uns. Und nicht als Sozialisten, sondern als Befreier vom Joche des Zarismus und als Bauernbefreier haben die Bol schewiken sich so fest im russischen Volke verankert, daß alle Spekulationen auf den Sturz des heuti gen Herrschaftssystems als Kinderträume bezeich net

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 1 von 16
Datum: 10.01.1929
Umfang: 16
gründlichsten Weife» gebrochen, sie haben aber auf dem Gebiete des Auswärtigen kaum einen -der alten Lieblingsgedanken aus der russischen Kaiserzeit aufgegeben. Auch die Bolschewiken möchten dem polnischen Staate heute lieber als morgen ein Ende machen, auch die Bolschewiken streben nach dem Besitze von Konstantinopel, auch die Bolschewiken halten einen früher oder später eintretenden weltpolitischen Zu- sammenstoß zwischen Rußland und England für unver- weidlich. Baß Bolschewismus und Zarismus, obwohl

und so war es auch in den Zeiten des zweiten und dritten Alexander. Es ist vielleicht der Hauptbeweis für die außergewöhnliche politische Be- gabung des verstorbenen englischen Königs Eduard VII., daß er trotz des vorhandenen natürlichen Interessen, gegensatzes einen Waffenbund zwischen England und Rußland gegen die Deutschen zustande gebracht hat. Zu spät hat der unglückliche Kaiser Nikolaus II. eingesehen, daß er von seinem englischen Vetter in eine Falle gelockt worden ist. «Er mußte seinen Irrtum mit dem Verluste

von Thron und Leben bezahlen. Die nachdrängenden Bolschewiken haben mit der auswärtigen Politik sofort wieder in die altrussischen Bahnen eingelenkt und des- wegen auch die alte Gegensätzlichkeit zu England bezogen. Diese Gegensätze Verschärfen sich von Jahr zu Jahr. Heute sind zwischen Egland und Rußland die d i p l o m a t i- s ch e n Beziehungen unterbrochen. Rußland betrachtet die Engländer als feine geschworenen Feinde, die an seiner Einkreisung und volkswirtschaftlichen Er. w'ürgung arbeiten

§ in Persien und Afghanistan oder auch in Tibet überwiegend zu werden «droht, gebärdet sich die englische Politik sofort äußerst nervös. Man steht ein wichtiges Außenwerk der großen indischen Festung ernst, lich bedroht. So war es schon in den Zeiten, wo in Ruß. land noch kaiserliche Politik gemacht «worden ist. Die Rer- vosttät der Engländer ist gestiegen, seit in Rußland die Bolschewiken herrschen. Denn diese haben gegen die eng. lische Herrschaft in Asien noch ganz andere Waffen in Bereitschaft

als ehemals das kaiserliche Rußland. Sie verfügen nämlich über den gefährlichen Ausfuhr, arlikel der weltrevolutionären Ge« ki» WeiiM fein? danken und Be strebunge n. Nachdem die Bol- schewiken mit ihren Agitationen für die Weltrevolution in Europa nur sehr mäßige Erfolge erzielen konnten, warfen sie ihre Hauptkrast an Propaganda und Geld nach Mittel- und Südasien sowie nach Afrika. Bei dieser Werbearbeit stießen sie überall auf englische Gebiete und englischen Widerstand. Die erzielten Erfolge

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Alpenländer-Bote
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Seite 2 von 16
Datum: 02.05.1915
Umfang: 16
Seite 2. Nr. 18. Rußland hat schon seil Jahrhunderten fermen anderen Plan als den. die erste Macht in Europa vnd Asien zu sein. Zu diesem Behufe will es vor allem Konstantinope! erobern und alle slavischen j Volker und Stämme als da sind Polen und Ser ben. Tscheck-en und Ruthcnen. Slowaken und Kro aten, Bulgaren und Slowenen unter sein Szep ter zu bringen. Nun Hausen in unserem Reiche eine große Zahl dieser genannten Nationen, ent weder ganz, oder ein Großteil derselben. Ruß land arbeitet

deswegen schon durch Jahrzehnte daran, all diese Völkerschaften in unserem Reiche sich geneigt zu machen, oder bester gesagt aufzu wiegeln. Da aber Oesterreich den Rüsten trotz all seiner Wühlerei nicht den Gefallen tat allein zu zerfallen, so hatte Rußland längst schon ge plant uns bei gegebener Gelegenheit mit Waffen- g«valt nicderzuwerfem Nur tvenn Rußland selbst in Verlegenheit war. zeigte es uns zeitweilig ein freundliches Gesicht, so im Kriege mit Napoleon und zur Zeit des japanischen Krieges

. Im Jahre 1877 schon standen wir vor einem russischen Kriege. Ende der Achtzigerjahre sprach man allgemein von einem nahe bevorstehenden Krieg mit Rußland. Nur die Erklärung Deutschlands, daß es unbedingt auf unserer Seite sich stellen werde hat Rußland damals zurückgeschreckt uns mit Krieg zu überziehen. Aus dem gleichen Grunde wurde nicht gerastet uns von allen Sei ten mit Feinden zu umgeben. Der großmächtige Kaiser von Rußland reiste zu Beginn dieses Jahr hunderts persönlich nach Italien

, um uns Italien zu verfeinden; vorigen Jänner war derselbe Zar Nikolaus im kleinen Nachbarlande Rumänien, um das Reich mit dem wir früher im Bunde wa ren, vcllsicr.dig, von uns abzusprengeir. In Bulgarien stiftete Rußland 1886 gegen den frü heren Fürsten Alexander eine Revolution, so daß er abdanken mußte, aus dem einzigen Grunde, weil er nicht genügend rustenfreundlich war. Der gegenwärtige König Ferdinand von Bulgarien wurde gezwungen, seinen ältesten Sohn Boris in die russische Kirche aufnchmen zu lasten

, ein zig damit er nicht zum katholischen Oesterreich neige. Mit Serbien standen wir unter dem frü heren König Milan und seinem Sohn Alexander sehr gut. Deswegen mußte es letzterer im Jahre 1903 mit dem Leben büßen. Er wurde von einer Offiziersgesellschast über Rußlands Anstiften er mordet. Seit sein Nachfolger, der gegenwärtige König Peter, auf dem blutigen serbischen Throne sitzt, ist keine Ruhe mehr. Vor vier Jahren brachte Rußland den Valkanbund zustande, der den Zweck hatte, zuerst der Türkei

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 25.07.1920
Umfang: 8
. Im Osten von Europa bereiten sich Dinge vor. denen weltgeschichtliche Bedeutung beizu messen ist. Rußland, das vor sechs Jahren einer der Hauptfaktoren der Entente war, ohne das die Westmächte sich nie uns einen Krieg mit dem Deutschen Reiche hätten einlassen können, zer trümmert heute als Feind seiner ehemaligen Verbündeten das im Friedensvertrage von Ver sailles entstandene Großpolen und beweist da mit der Welt, daß die Friedensverträge nur Pa pierfetzen sind, die in sich zusammenbrechen

wie ein Kartenhaus, wenn mit fester Sand daran gerüttelt wird. Nach den Aeußerunaen führender russischer Männer beabsichtigt Rußland das polnische Reich nicht zu annektieren, wohl aber besteht kein Zweifel darin, daß Polen nach Beendigung des Waffenganges mit Rußland nicht mehr das alte imperialistische, kapitalistische Polen sein wird, sondern wahrscheinlich ein Sowjetpolen, das durch die internationale Solidarität des Prole tariats mit.Rußland verbunden, die gemein same Grenze mit Deutschland bedeuten

würde. Dieses Ziel, den Riegel, den die Entente zwischen Deutschland und Rußland hineingeschoben hat, zu sprengen, haben die proletarischen Führer Rußlands in den letzten Tagen wiederholt osten tativ betont, wie sie einen Einfall in Deutsch land ebenso entschieden ablehnten. Die Entente erkennt die furchtbare Gefahr, die ihr droht. Die prompte Abweisung der eng- Iijcfjen Vermittlungsvorschläge durch Rußland, die in England als eine peinliche Ohrfeige emp funden werden, haben der Entente keinen Zwei fel gelassen

vom WelthaMel ab sperrten. Dadurch ist nicht nur die industrielle, sondern auch die landwirtschaftliche Entwicklung Rußlands gehemmt, die Ausfuhrsmöglichkeiten liegen in den Händen der Entente, und so hofft selbe durch eine vollständige Abschnürung Ruß lands vom Welthandel, auch diesen Staat aus die Knie zu bringen, wie sie die Mittelmächte durch die Hungerblockade bezwungen haben. Der treibende Faktor der Entente ist folgen der: Rußland ist schon vor dem Kriege an Frankreich viele Milliarden schuldig

gewesen. Während des Krieges hat sich diese Schuld ins Ungeheure vermehrt und auch ll^fand steht mit Milliarden als Gläubiger Rußlands heute da. Nun hat die Sowjetregierung erklärt, daß sie diese Schulden einfach annulliert. Das englische und französische Kapital macht daher alle An strengungen, um von Rußland die Bezahlung dieser Schulden zu erlangen. Diesem Zwecke opfern die Kapitalisten Frankreichs und Eng lands ruhig noch eine Million Menschen. Was ist dem Großkapital eine Million Menschen, was das ungeheure Elend

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 08.03.1918
Umfang: 8
. Auswärts durch die Kolporteure n. durch die Post für Oester- r e i ch»U n g a r n: mo nat!. K 2.30, viertelj. K 6.90, K 18.80. land monatlich K 2.50. Fiir die Schweiz monatlich K 3.—. Eluzeiu-Rummer 12 h £ Mmm Erscheint täglich abends «tt Ausnahme der Sann- und Feiertage mit dem Datum des darauffolgenden Tages IV, Donnerstag, 7. Marz 1818 Nr. 55 f et Neichrrat und dir Metzens- frage. Die sozialdemokratischen Abgeordneten begehren, daß die Friedensverträge mit Rußland und Rumänien dem Reichsrate

vorgelegt werde». W i e n, 6. März. Die deutschen sozialdemokra tischen Abgeordneten A b r a m und Genossen ha ben an den Ministerpräsidenten eine Anfrage ge richtet, ob die Regierung bereit ist, vor der Rati fikation der Friedensverträge mit Rußland und der Ukraina die Genehmigung des Reichsrates ein- zuholen und zu diesem Zwecke diese Verträge un verzüglich dem Reichsrate vorzulegen. Sie Grenze gegen Rußland. Nach dem Friedensvertrag. Wien, 6. März. Die im Artikel 3 des mit Rußland abgeschlossenen

Friedensvertrages er wähnte Linie, welche von Rußland jene Gebiete abtrennt, die in Hinkunst nicht mehr der russischen Staatshoheit unterliegen, verläuft von Nord bis Süd wie folgt: Großer Sund (Inseln bleiben west lich), Jespar (nördlich Riga), Hinzenberg, Oger, Galle, Süduser der Düna bis Druja, dann westlich zurück bis zum Nordende des Dryswjatysees, Wis- dp. östlich Swenzjany, Michalicki. Gerwanjani. Slobodka, westlich Oszmjana,, Einmündung des Garojabaches in den Njemen, Scharamündung. Zelwa Rozany

die Eisenbahn tarn Valkeassari bis Petersburg ab und die Telegraphen kabel nach Ruhländ. Die Festung Ino wird russisch. Ruß land verleiht an die finnischen Arbeiter alle Rechte und Finnland verschafft den Russen Erleichterungen. Außer dem zieht Rußland sofort seine Truppen zurück. Das Te legramm ist unterzeichnet von der Abteilung des finnischen Volkskommissariats für auswärtige Angelegenheiten. Zu dieser Meldung bemerkt das Wolsfbüro: „Es bandelt sich offenbar um einen Vertrag zwi schen der russischen

mit Rußland. Nach allem, was das Volk von einem Frieden begehrte und was auch unsere Regierungen seit Herbst 1916 als Ziel ausgestellt haben, sollte der Friede mit der ganzen Welt, ein Verständi- ungsfriede sein, der den Haß der Völker gegen uns egräbt; 'j / V ' v * l,, >; Vf r (v n * ' ■ ?* r f. * 4 h i t i. . . V ' 1 > o. * -! ' st.-i .Vu AA Gewiß wäre es verfehlt/ die russischen Macht haber von aller Schuld sreiZusprechen, denn hätten sie Frieden geschlossen, als der Zar abgedankt hatte, dann wäre

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 20.12.1917
Umfang: 8
- reich-Ungarn: uro null. K 2.30, vierlelj. K 0.90, Halbjahr!. K 13.80. Für Deutschland manatlich K 2.50. Für die Schweiz monatlich l< 3.-—. Einzeln-Nummer 12 st Erscheint LNgttch *htnb$ mit ArrsrrÄhms der Sonn- und Feiertage mit dem Datum des darauffolgenden Tages n*f> 290 Donnerstag, 20. Dezember 1917 Nr. 290 Die Friedeusfrage. der Weg zum allgemeinen Frieden. Bei den Friedensverhaiidlungen mit Rußland, die in Len nächsten Tagen beginnen, wiA> über mchr als über Len Frieden mit der russischen

gegen die BestrÄungen Deutschlands herrscht, zerstreut, dann wird in Eng land. i« Frankreich und Italien in den Volks,nassen die Ueberzeugung um sich greifen, daß die Zentral- mächre durcha«K ^icht den Wunsch hatten, mit dem Gegner im Osten tnien Sonderfrieden zu schließen, um die Gegner im Tosten und Süden schlagen zu können. Freilich ist über die entgegenkommend Hal. tnna gegenüber Rußland noch ein Schritt notwendig: zu bekennen, daß die Zentralmächte mit jedem Geg ner einen Vernunftsftieden sinHehen, Zu sagen

, daß sie jeden Tag bereit sind, auf einer ehrlichen Basis, die jedem Volke das Leben ermöKichtt Frieden zu schließen. Nur auf Si^e können öi« Kriegs treiber, die jetzt in Frankreich in der Regierung sitzen, und kann der blindwütige Lloyd George entwaffnet werden. Reden, wie vor wenigen Tagen der deutsche Reichskanzler eine über Lloyd George gehalten hat, find kein Mitte! der Verständigung. Und wenn die Verhandlungen mit Rußland mit mchr solchen Reden begleitet wären, so wäre eine größere Feindschaft schen

uns und die Weststaaten die unausbleibliche Folge. Wir stehen in einem historischen Zeitabschnitt, der uns den Frieden oder erbitterte Fortsetzung des Krieges mit dem Westen und dem Süden bringen wird. Tie Staat-smänner, welche die Zentralmächte bei den Verhandlungen mit Rußland vertreten. Lin nen die Fülle der Verantwortung vor den Völkern und vor der Geschichte, die auf ihnen lastet, gar wohl abschätzen, sie sind sich der Tragweite ihrer Hal tung sehr wohl bewußt; sie werden sich klar sein, daß eine Politik

im Geiste ihrer wiederholten Erklärun gen zur Friedensbereitschaft allein dem allgemeinen frieden den Weg ebnen kann. Waren die Erklärun- gen ehrlich gemeint, dann müsien sie jetzt darnach handeln. Aber wird sind der Uebe^eugung, daß die Aus sichten, mit Rußland zu einem Sonderfrieden zu gelangen, nicht sehr große sind, wenn dieser Sonder friede nicht dem allgemeinen Weltfrieden den Weg ebnet. Die heutigen Machthaber Rußland, mit denen die Unterhandlungen geführt werden, sind keine russischen

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