weigerten sich die Genfer Stadtväter, zu Ehren Henri Du- nants ein Denkmal zu errichten. Genf wollte an den großen Wohltäter der Menschheit nicht erinnern; daran änderte auch nichts die Tat sache, daß der erste Friedens-Nobelpreis 1901 Henri Dunant verliehen wurde. Erst jetzt, zum 100. Geburtstag des Roten Kreuzes am 17. Februar, wurde der Gründer dieser welt weiten Organisation von seiner Heimatstadt geehrt. * Henri Dunant, geboren am 8. Mai 1828 in Genf, ist ein junger erfolgreicher Geschäfts mann
und ohne Trauer rede. Wyss-Dunant ergänzt Diese Lebensschilderung, die auch in den offiziellen Lehrbüchern der eidgenössischen Schulen so wiedergegeben wird, möchte Dok tor Wyss-Dunant heute, zum hundertjährigen Bestehen des Roten Kreuzes, ein wenig richtig stellen. Dr. Wyss-Dunant hat eine Großnichte Henri Dunants geheiratet. In Genf sagte er uns: „Dunant war ein wahrer, selbstloser Mensch, der jeweils seine Meinung energisch durchsetzen wollte. Seine Familie hat ihn nie im Stiche gelassen, weder in Paris
gegründet. Sechzehn Nationen schließen sich ihr am 26. Oktober an; es entsteht das „Internationale Rote Kreuz“. Inzwischen gehören ihm neunzig Nationen an, von denen zehn den „Roten Halbmond" und der Iran den „Roten Löwen“ als Symbol gewählt haben; insgesamt zählt das IRK heute rund 160 Millionen Mitglieder. Vor Gericht Henri Dunant ist 36 Jahre alt, als sich seine Idee verwirklicht hat. Auf der ganzen Welt spricht man von dem „Wohlt'äter der Mensch heit“. Zur gleichen Zeit trifft ihn aber der härteste
Schicksalsschlag seines Lebens: Seine Bank muß den Konkurs anmelden. Die Gläu biger verlangen von Dunant, er soll sich dem Kadi stellen. Im August 1868 fällt das Ge richt das Urteil: Dunant muß für den ge samten Schaden persönlich haften! Ueber Nacht verliert er sein Vermögen. In der calvinistischen Hochburg Genf ist er ein geächteter Mann, der aus der Gesellschafc und dem Roten Kreuz ausgestoßen wird, „weil er ihrer nicht mehr würdig ist“. Dunant zieht nach Paris — ein gebrochener Mann, Gefollenen-Gedenkfeiem
, weigerte sich das Preis komitee, den Betrag (104.000 Franken) in die Schweiz zu überweisen. Er steht Dunant „in jedem anderen Land“ zur Verfügung. Enttäuscht und verbittert stirbt Dunant am 30.' Oktdber 1960 in Heiden. Den Betrag des Nobelpreises hat er nie angerührt, er ver macht ihn je zur Hälfte dem Roten Kreuz Norwegens und der Schweiz. Sein letzter Wunsch ist, man möge ihn so begraben, wie er die letzten 41 Jahre seines Lebens von den Menschen behandelt wurde. Sein Begräbnis ist schmucklos