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Lienzer Zeitung
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Seite 35 von 36
Datum: 15.04.1911
Umfang: 36
fand sich vielleicht Gelegenheit für einen anderen, und was konnte sich dabei nicht ereignen! Ach, ein Herz, welches liebt, hofft ja so viel! Und in der Tat schien Rose beim heiligen Petrus gut an geschrieben zu sein, denn als sie am andern Morgen die Augen öffnete, präsentierten sich Garten und Flur im weißen Kleide, als hätte Frau Holle besonderen Spaß gemacht, just am lieben Osterfeste ihre Betten tüchtig zu schütteln. — Während nun der Gutsbesitzer Keilholz die Vorsicht der Mutter Natur lobte

wie sie, Witterung bedenken! Rose aber warf sich in ihrem Stübchen geknickt auf das Sofa und zerknüllte das unschuldige Briefblatt. — Ja, die Freundin hatte Wohl gut sich freuen, was aber wartete ihrer? — Doch konnte sie denn nicht zu Hause bleiben, irgendein Unwohlsein vorschützen? Aber o weh, da rauschte die Mama schon zu ihrem Zimmer herein! „Wie, noch immer nicht fertig ? — Soll ich dir vielleicht helfen?' „Ach, Mama, ich — ich habe so Kopfweh,' erklärte Rose und errötete dabei über ihre kleine Lüge

hatte von den männlichen und ritterlichen Tugenden des jungen Aristokraten, dessen Einladung sie Folge geleistet, doch eine bessere Meinung. — Doch weshalb blieb Rose so weit zurück? „Rose hat ihr Armband verloren und Herr Architekt Kronau hilft ihr suchen,' gab Else freundlich Auskunft. „Unsinn, wegen solcher Lappalie nochmals den Weg zurück zu machen,' zürnte die Mama, „da will ich nur gleich —' »Ihr Herr Gemahl nicht ganz wohl? Bedaure sehr!' Es war der Amtsgerichtsrat, der die teilnehmende Äußerung getan

hier getafelt, als heute die Kasinogesell schaft! Frau Keil holz allem saß mit sauersüßer Miene da. — Sollte denn für sie das Fest wirklich so ganz anders verlaufen, als sie zuversichtlich gehofft hatte? — Welche Chancen bot einem jungen Manne der heutige Nach mittag! — Und dann der Heimweg durch den mondbeschie nenen Wald — ein zartes Geständnis machte sich da von selbst und daß Rose sich nicht eigensinnig ihr Glück verscherzte, dafür war die Mama da. Daß der Amtsgerichtsrat sich vorhin auf ihr geschicktes

sollte, wenn sich nicht daheim eine Aufklärung dafür vorfand. „Dort kommt Fräulein Rose mit dem Doktor Birkfeld!' mel dete eine Dame, welche am Fenster ihren Platz hatte. — Sofort richteten sich ein paar Dutzend Augen auf die Genannten, Frau Keilholz aber bekleidete sich hastig mit Hut und Mantel: „Ich gehe meiner Tochter ein Stückchen entgegen, möchte doch wissen, ob sich — das Armband wiedergefunden.' Wie Rose der Mutter entgegenflog! Wie die Augen strahlten, die Wangen glühten! — „O Mama, denke dir, was ich erlebt

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Lienzer Zeitung
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Seite 34 von 36
Datum: 15.04.1911
Umfang: 36
es aus den dunklen Braunaugen, und wer in dem jungen Mädchenherzen hätte lesen können, würde diese Wandlung sehr begreiflich gefun den haben, denn der Herr Pfarrer hatte ihr, der Rose, auf dem Kirchweg gesagt: „Morgen abend erwarten wir unfern Sohn Paul; wie er uns gemeldet, hat er den ersten Preis für den Ent wurf eines Rathausbaues erhalten, wir sind sehr erfreut darüber.' Ach und sie, die Rose, war auch sehr erfreut, aber nicht ge rade in erster Linie über die dem Architekten Kronau wider fahrene Auszeichnung

, sondern, daß er, der Heimlichgeliebte, nun wirklich zum Osterfeste kam. — Ihr Herz war so voll Jubel über diese Nachricht, daß sie den mit freudigem Gebell an ihr hoch springenden Hofhund, den Karo, in Ermangelung eines besser dazu geeigneten Gegenstandes, in ihre Arme schloß. Als sie nun oben im Wohnzimmer bei der Mutter eintrat, kam ihr diese, eine kleine, korpulente Frau, in große rAufregung entgegen: „Wo steckst du denn nur so lange, Rose; die Kirche ist doch längst aus, und wir hatten eben einen so interessanten Besuch

, der Assessor von Kitzerstein war hier und hat uns, als Vorstand der Kasinogesellschaft, zu der Partie nach dem Jagdhaus am ersten Osterfeiertag eingeladen; es hat dem Herrn Baron sehr leid getan, daß er dich nicht angetroffen hat.' „Mir tut's aber gar nicht leid!' war Roses lakonische Antwort. „Wie du nur schwätzest!' entgegenete ärgerlich die Mutter, „ich möchte das Mädchen sehen, das sich nicht geschmeichelt fühlte, wenn ein Mann von altem Adel es auszeichnet!' Rose begnügte sich, anstatt eine Antwort

er das Insekt verächtlich über den Zaun. Ein paar Augenblicke stand die Frau verblüfft, doch dann lächelte sie wieder: „Ich möchte wohl wissen, an wem Sie nichts auszusetzen hätten? Mir gefällt der liebenswürdige junge Mann sehr gut. Tugendspiegel,' setzte sie hinzu und zuckte bedeutsam die vollen Schultern, „seid Ihr Männer leider alle nicht!' „Aber Sie denken doch nicht im Ernste daran, die Rose, das liebe unschuldige Kind, jenem reduzierten Menschen zu ver kuppeln?' brauste der alte Hausarzt

Gevatterin, das nenne ich ehrlich Farbe be kennen !' sagte er ingrimmig. „Also weil der gesunde Sinn einer sonst verständigen Frau plötzlich krankhafte Seitensprünge in sogenannte ,höhere Regionen^ macht, soll das Lebensglück der einzigen Tochter der mütterlichen Eitelkeit geopfert werden! — Empfehle mich, Frau Keilholz! Werde es der Rose sagen, daß sie Ihnen Handschuhe und Gartenhut herunterbringt, Maien sonne ist dem Teint schädlich und ich denke, Sie wissen, was Sie einem adligen Schwiegersohne

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