. „Es ist noch nicht sehr spät", sagte Rüden. „Die Fürstin bleibt immer lange auf. Und einen Vorwand werde ich schon finden." Rose sank in sich zusammen. „Machen Sie, was Sie wollen", sagte sie gleichgültig. „Ich kann nur das eine denken, daß der Mann, den ich liebe, so schwer krank ist!" Stumm fuhren sie durch die dunkle Nacht weiter, und bald nahmen die engen Gassen der inneren Stadt sie auf. Vor dem kleinen Palais der Fürstin Olczewska hielt der Wagen. Rüden warf einen Blick zu den Fenstern empor. In dem kleinen Salon
der Fürstin war noch Licht. Eine Minute später stand er vor der Fürstin. Er hatte Rose im Vorzimmer einer Kammerfrau übergeben, denn sie vermochte nicht'mehr sich allein aufrechtzuerhalten. In kurzen Worten gab er der Fürstin eine Erklärung, die er sich inzwischen zurechtgelegt hatte. Er sagte, daß die junge Rose Demareau einst im Kloster die Prinzessin Maria Olczewska kennengelernt hatte. Schon dieser Umstand erweckte das wärmste Interesse der Fürstin. „Aber wie kommt das junge Mädchen
mit Ihnen um diese Stunde hierher, Graf?" fragte die Fürstin. Rüden erzählte, daß Rose durchaus das Maskentreiben in Schönbrunn habe sehen wollen, daß er sie schon länger kenne und sie dorthin mitgenommen habe. Er selbst fühlte, daß alles, was er sagte, nicht glaubwürdig war. Ein leichtes Rot stieg in sein männliches Gesicht. „Graf", sagte die Fürstin, „ich meine, da ist irgend etwas nicht ganz in Ordnung. Ich glaube, das junge Mädchen steht Ihnen näher, als Sie sagen wollen." Ein offener Blick aus seinen Augen traf
sie. „Rose Demareau steht mir in Wahrheit sehr nahe", sagte er. „Aber sie liebt nicht mich, sondern einen meiner Freunde." j Die Fürstin wehrte ab. „Es genügt mir, zu wissen, daß Sie mir das junge Mädchen empfehlen", sagte sie. „Ich werde sie so lange bei mir aufnehmen, wie Sie es wünschen." Er küßte ihr dankbar die Hand. „Noch eines, Fürstin", sagte er schnell, „Staatskanzler Metternich darf nicht erfahren, wo Rose sich befindet. Vor ihm will ich sie schützen. Ich kann Ihnen heute nicht mehr sagen
, aber ich bitte Sie um Ihre Hilfe für dieses vereinsamte, unglückliche, junge Geschöpf." Als Rüden nach einer halben Stunde das Palais verließ, war er beruhigt. Er wußte, daß Rose gut ge borgen war. Diesmal bin ich unserem berühmten Staatskanzler zuvorgekommen, dachte Rüden triumphierend. Metternich war außer sich, als er am nächsten Mittag durch Lori Ebenstem erfuhr, daß Rose aus dem Jagd schloß verschwunden war. Niemals hätte Lori geglaubt, daß ihn diese Nachricht so tief treffen würde. „Sehen Sie, Fürst