Beilage zum .Tiroler Volksblatt' Nro 78. Aus der Hauptstadt der katholischen Welt. / , Rom, 24. September. DieseSmal ist, glaube ich, eine Entschuldigung ob des langen Schweigens gar nicht nothwendig. Denn Jedermann sieht ein, daß in den letztverflossenen Wochen die Augen eines jeden echten Oester- reichers, ja die Augen eines Jeden, der es nicht blos mit Oesterreich gut meint, sondern überhaupt mit dem. Wohle der Völker es ehrlich meint, nach Oesterreich gerichtet sein müßten; nach Oesterreich
im Auslande aber, welcher vorher schambedeckt die Augen senken mußte, wenn, man Oesterreich auch nur nannte, kann nun, wenn auch noch nicht vollständig triumphirend, so dochallmählia seine Stirne wieder erheben. — Doch, ich darf nicht vergessen, daß ich in Rom bin, und von Rom allerhand Schönes zu berichten habe! Schönes? — Woher nehmen? Die alten, schönen Zeiten sind nicht meht. — Doch trotzdem, daß die Helden von Porta Pia, welche in ihrem seinen Kunstgeschmack die Paläste mit einer weißen Tünche
be- scheeren, das ganze Aeußere der heiligen Stadt mit dem Kothe des Ghetto besudeln und ihr das Aussehen einer Juden- oder Heidenstadt, ja eines großen Kanibalenlagers geben, so bleibt Rom doch noch immer die hl. Stadt, und berühren sich gegenwärtig die äußersten Gegensätze im Mittelpunkt des Katholizismus, so daß der Correspondent vova et vs- tera, Altes und Neues, Gutes und Schlechtes, zu berichten haben wird. Es ist nun schon das zweite Jahr, daß die auswärtigen Re gierungen, daß die katholischen
(?) Regierungen, blind und taub zu sein scheinen, und nicht sehen und nicht hören, was in Rom vorgeht! Man hätte meinen mögen, die Kanonen deS Cadorna hätten am 20. September 1370 deutlich genug gesprochen. — Allein, vielleicht war die Entfernung doch zu groß. — Da kam die ganze katholische Welt in Bewegung: Prozessionen kreuzten sich, Kirchen füllten sich, um für das schwer bedrängte Oberhaupt der Kirche Hilfe zu erbitten — das katholische Volk hat gesprochen. Allein die Minister der Regierungen schauten
könnte? — Es war der 19. September 1370, daß PiüS IX. außerhalb des Vatikans gesehen wurde; er kam zur hl. Stiege im Lateran. — ES war das letztemal, daß man in den Straßen RomS das Lvviva?io IX. hörte, es war ims letztemal, daß Pius IX. aus ging; seitdem ist er ein wahrer, und nicht ein freiwilliger Gefangener im Vatikan! Wohl fragen die Judasse, die Regierungsmänner Italiens fortwährend, warum der Papst nicht ausgehe, er würde mit Ehren empfangen werden? Die katholischen Zeitungen von Rom antworten ^äglich auf diese Frage