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Tiroler Wastl
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Seite 1 von 12
Datum: 22.02.1919
Umfang: 12
. Es war einmal ein Reich, öas hieß das Deutsche Reich und wurde von guten und von schlechten Herrschern regiert, die durch mehr denn 500 Jahre fast alle aus ein und derselben Familie stammten. Dann geschah es, daß es eines Tages einschltef. Und es verging eine Zeit und es war wieder ein Reich entstanden, das wieder das Deutsche Reich genannt wurde. Seine Herrscher waren aber aus einer anderen Familie. Das machte aber den Bewohnern gar nichts, denn sie jubelten und freuten sich und glaubten, das alte deutsche Reich set

verjüngt wieder aufgewacht. Ja, »sogar die noch lebenden Enkel der Herrscher des alten Deutschen Reiches glaubten es und auch die Enkel von vielen seiner Bewohner, obwohl man sie aus dem neuen Reich „ausgespcrrt" hatte. Und es gab sogar solche Ausgesperrte — und deren waren gar nicht wenig — die sich über das Gedeihen und die immer mehr zunehmende Kraft des neuen Reiches aus vollem Her zen freuten. Aber — es gab auch viele, denen der Glaube an dieses neue Reich doch fehlte und die nicht aufhörten

, zu sagen: „Es ist doch nicht das richtige Deutsche Reich, wenn es so viele Deutsche gibt, die außerhalb seinen Grenzen wohnen und die es nicht zu sich nahm, ja sogar fast wehrlos ihren Feinden ausgeliefert hat." Nun, das klingt wie ein Märchen und ist doch keines. Es war nämlich wirklich nicht das richtige Deutsche Reich. Es war vielmehr von allem Anfang an eine große Lüge. Seine Gründer haben nur der damals herrschenden Mode der Grün dung geschlossener Nationalstaaten durch die Namensgebung

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Neueste Zeitung
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Seite 1 von 4
Datum: 21.03.1918
Umfang: 4
Mitglieder der Gemeinde- fwrftehungen, im Seelsorge-Dienste stehende Personen, wäre und öffentliche Lehrpersonen. Die Heranziehung zur Erfüllung der Arbeitspflicht *er- lgtnur, wenn der Bedarf nicht durch freiwillig Uch M e l d e n d e gedeckt werden kann, sowie grundsätzlich »Orte des ständigenAufenthaltes. Das Gesetz ordnet die Bildung besonderer Arbeits- fi>m m i s s i o n e n für das Reich, die Länder und Bezirke Me die Schaffung besonderer Betriebs-Arbeitskom- f>ifsionen an, die unmittelbar

haben, und dann kriechen sie heraus aus ihren Schlupfwinkeln, diese Ratten, und folgen der Fängerin hinaus und lassen sich von ihr aufs Meer locken, iü dem sie versenkt werden hinab in Lethes Fluten, bis die Vergessenheit sie deckt. Dann aber bricht für die Zurückgebliebenen vielleicht das dritte Reich an, dessen Verkünder Ibsen ist. Noch verbergen sie die nagenden Zweifel und Skrupel, die sie quälen, weil sie Kinder des zweiten Reiches sind, die, in ihrer angeerbten und anerzogenen Furcht vor dem Natürlichen

des Rosmer emporschwingen können, die zwar adelt, aber das Glück zerstört. Dieses zweite Reich, in das der Nazarener die Menschen bannte, ist das Reich des Seelenstreites, das Reich des Geistes, in dem man nur lebt, um zum Sterben zu kommen, das Reich der Forderung des Sollens, die den Menschen verhindert, er selbst zu werden, weil jedem Wollen, jedem Müssen ein Gesetz des Sollens und Dür- fens wehrt. Deshalb ist dieses zweite Reich nicht minder ein Reich der Ein seitigkeit wie jenes erste

, das er ablöste und verdrängte. Ist das zweite, das christliche Reich einseitig, weil es die Herrschaft des Geistes verkündet, so war auch das erste Reich, das des Heidentums, ein Reich der Einseitigkeit, weil es unter dem Zwang der Triebe, unter dem Zwang der Sinnenherrschaft, unter dem Gesetz des Müsfens stand. Das erste Reich erscheint den^ Bewohnern des zwei ten, die sich in der Schmach ihrer Sünde quälen, von allen Reizen der Schönheit umflossen, nicht weil ihre Bürger keine Sünden be gingen

, sondern weil sie frei vom Gesetze des Sollens ihr» Sünden ungetrübt vom BeWußtlsiu der Sünde begehM durftey mch auch die Sündigen sich in Uebereinstimmung mit ihrem Müsien, d. h. mit ihrer Natur, mit sich selbst fanden. Glück aber bedeutet, wie Rosmer sagt, das ftohe Gefühl der Schuldlosigkeit. So ge langte Ibsen von der Kritik der christlichen Welt zu der der heid nischen fortschreitend zu der Ueberzeugung, daß die Menschen erst cn^ einem dritten Reich glücklich werden können, das die beiden ersten Reiche

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Tiroler Wastl
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Seite 2 von 8
Datum: 06.07.1918
Umfang: 8
Arm und Reich. Za, einst, im Zeitalter des goldenen Kalbes oder in den Tagen der ewigen Freundschaft, da war es anders. Da durchzogen in kom fortablen Schnellzügen die reichen Amerikaner unser nunmehr im Hungerödem liegendes, armes Land Tirol, rasten Mailcoachs mit den englischen Misses ü&er die geduldigen Jöcher unserer Alpen flirteten galante Franzosen in unseren Städten mit der„Mioidl" von Achen-- kirchen und mit der „Seff" vom Zillergrund und mauerten, minierten und planierten die welschen

Schwalben an unfern deutschen Häusern, in unseren deutschen Bergen und aus unseren deutschen Straßen. Und zogen die höheren Herren die mageren Damen, die freien Männer und die sammtenen Knechte durch die Straßen von Tirols Landes hauptstadt, so grüßte sie von weitem unser goldenes Wahrzeichen. Es glinste und gleiste ihnen schönen Willkomm zu und sie sprachen vom armen „Fricdl" und vom Tirolervolke, reich an Lieb und Treue zu Kaiser und zu Reich, wenn auch arm an Glücksgütern. Und schweiften ihre Blicke

aufwärts, dorthin von wo die Straße schwindelnd jäh einst niederstieg zum Inn, so erzählten ihnen alle Gefilde hin und hin, von den reichen Fürsten und dem ar men Volke. Reich beschenkt an Leib und Seele gingen sie von uns, denn gestärkt ward ihr abgelebtes Blut von unserer Tannendust, von unserer Berge Luft und gerüstet der welsche Katzelmacher für des Win'ers Notdurst. Und heute sind sie verschwunden, die Tagediebe aus Wil sons Land, ans Georges Jnselreich und aus Clemenceaus Revanche land

und die Arbeiter ans dem sonnigen Süden sind als Gefangene zu uns zurückgekehrt. Volk, bist du nicht an Erfahrung reich und arm an Liebe geworden? Schau täglich auf zu jenem steinernen Finger, der himmelwärts strebend dir kündet die böse Mar, daß die böse Fürstin hatte Stein statt Linnen. Und wenn du eine Rede denkst, mach Punkt, ehe sie dem Munde kann entrinnen. Stehst du vor Ottos Haus, und wird dein Auge geblendet von dem eitlen Blinken und flichst in deinem Sin nen einen Kranz von Volkes Lieb, von Volkes

und aufstieg immer wieder er vom Armen. Du mußt das Glück beim Schopf fassen, mußt nützen Tag und Stund, nicht trotzig, mutlos, struppig dem Welteulauf dich entgegenslellen wollen. Sieh hin. An Mauern, Ecken, Fenstern, Türen, blicken dir die Bilder jener Braven entgegen, die reich an Mut und Liebe kämpfen,; streiten, darben, leiden, sterben für dich. Glaubst du, sie rührten einen Finger für die Protzen, die prassen und naschen von des Krieges Reichtum? Glaubst du, sie legten zum Sterben

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Alpenland
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Seite 2 von 12
Datum: 08.06.1920
Umfang: 12
und die -bevorstehende öster reichische Staatsverfassmig haben eine völlig entgegengesetzte Vorgeschichte. Die deutschen Bundesstaaten — jetzigen Lander — waren vor 1867 völlig souveräne Staaten mit unbegrenztem Hoheitsvccht. Sie blieben solche grundsätzlich auch noch nach der Reichsverfassung von 1871. durch die allerdings zugleich aus ihnen ein neues souveränes Gesamtstaatsgcbilde. das Deutsche Reich, geschaffen wurde, so daß eine doppelte Staat lichkeit vorlag. Dem Reich stand dabei nur eine beschränkte Zahl

von Hoheitsrechten, Gesetzgebung und Verwaltung auf be stimmt bezeichneten Gebieten zu, alles übrige war Sache der Bmrdesstaaten, wobei allerdings das Reich vermöge der sogen. «Kompetenzkompetenz" seine Zuständigkeit jeweils erweitern konnte. Insbesondere die größeren süddeutschen Staaten Bayern und Württemberg hatten erhebliche Sonderrechte er halten und nicht nur im Eisenbahnwesen und in der Post und Telegraphie, sondern auch aus militärischem Gebiet eine Son derstellung bewahrt. Daß die mit dem Boden

zusammenhän genden Angelegenheiten — Landwirtschaft, Bergbau, Wasser wirtschaft usw. — Landessache bliebeU. erschien selbstverständlich. Besonders einschneidend — und, wie gesagt werden muß, für die finanzielle Entwicklung und innere Politik des Reichs höchst nachteilig — war der Umstand, daß die Finanzhoheit der Bun desstaaten grundsätzlich unbeschränkt blieb, während dem Reich nur verhältnismäßig wenig Einnahmsguellen überwiesen wuvden, anderseits die gewaltigen Lasten für Heer und Marine. Kolonien

kein Hoheitsrecht. Für. die Folgezeit darf man die Entwicklung dahin kenn zeichnen, daß in Deutschland die Länder einen weiteren Teil chver Hoheitsrechte an das Reich abgeben nrußten, während in Oesterreich der Staat einen Teil seiner Rechte an die Lärvder abgeben müssen wird. Der Umfang der künftigen Länderrechte in Oesterreich steht noch nicht annähernd fest. Soviel kann aber schon jetzt gesagt werden: Auch nach der Berfassungsreform werden die österreichischen Länder noch immer weniger Selbst ständigkeit

besitzen, als die deutschen Länder nach der neuen Reichsverfassung von 1919. Die neue deutsche Reichsverfassung weist dem Reich wie früher die Regelung der völkerrechtlichen Beziehungen zu, wobei in ge wissen Landesangelegenheiten die Länder mit auswärtigen Staaten unter Zustimmung des Reickies selbständig Verträge abschließen können. Das Reich hat die ausschließliche Ciesetz- gebung über Staatsangehörigkeit, Ein- und Auswanderung, Freizügigkeit, Auslrefevungswesen, Wehvangelegenheiten

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Tiroler Wastl
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Seite 2 von 12
Datum: 22.02.1919
Umfang: 12
Reich brachte es fertig, Elsaß-Lothringen „ein Symbol seiner Einheit" zu nennen und verschuldete gleichzeitig in den gemischtsprachigen Gebieten der Habs burgermonarchie den Verlust von mehr deutschen Seelen, als es dort im besten Fall hätte gewinnen können! Etwas ganz anderes geschah: das deutsche Reich „verpreußte" sich und „entdeutschte" zugleich damit Mitteleuropa. Was galten wir den Preußen und wie sahen sie uns an? Das vermag nur der zu beurteilen, der Jahre unter ihnen gelebt

. Sie liebäugelten mit Rußland und verärgerten Frankreich, weil sie nicht begriffen, daß es wohl gegen den Osten eine Zivilisationsgrenze gibt, nicht aber gegen den Westen. Und es ist nicht zu bestreiten, daß das neue deutsche Reich überhaupt keinen Staatsmann hervor brachte, der ihm Weltgeltung verschaffen konnte: es gründete blind Kolonien und vergaß an die Kolonisierung seine eigen sten und der Nachbargebiete. Es leistete der glanzen Welt Dienste und machte sich in der ganzen Welt verhaßt. Und es geschah

endlich, daß die ganze Welt gegen das neue deutsche Reich stand, weil sie es seinem innersten Wesen nach als preußisch erkannt hatte. Und es erlag samt dem einzigen, ihm treu gebliebenen Bundesgenossen, samt der Donaumonarchie, die sich noch immer für sein Schicksal mitverantwortlich, nicht verbündet, sondern zusammengehörig fühlte und die letzte Energie zur Rettung jenes Preußen erschöpfte, das seinem Herzen die Todeswunde beigebracht hatte. Halten wir kurzen Ueberblick: der Preuße spielte

bis zur Zeit des großen Kurfürsten eine eng begrenzte und für die Weltgeltung des Deutschtums ganz unwesentliche Rolle. Durch glückliche kriegerische Unternehmungen und strenge Zucht er warb er Land, ohne dabei auf das deutsche Reich irgend welche Rücksicht zu nehmen. Dann gründete er, ohne wirkliches tiefes Verständnis für die Seele und das Wesen des Deutsch tums das neue Reich und nannte es das deutsche, so daß zu letzt die Feinde Preußens — nämlich die ganze Welt — auch die Feinde Deutschlands wurden

und die Niederlage Preu ßens zum Zusammenbruch des deutschen Volkes führen mußte. Und nun wird von einem Anschluß des deutschen Oester reich an Deutschland mit demselben Unverständnis gesprochen, mit dem man früher von einem „Bündnis" redete: Nein, nicht von Anschluß kann die Rede sein, sondern nur von einem Zurück — und Sich-wieder-Zusamensinden der Deutschen unter gänzlicher Beseitigung preutzisch-oftelbischen Ein flusses, der nur Unheil über unser Volk gebracht hat. Jenes Einflusses, der es zuwege brachte

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Tiroler Wastl
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Seite 6 von 26
Datum: 15.04.1921
Umfang: 26
WIDERHALL Richard (von) Schaukali Deutsche Libertät. Deutschland ist die Gesamtheit aller deutsch empfindenden, deutsch denkenden, deutsch wol lenden Menschen. Paul de Lagarde. Wenn Deutschland, wie es zuweilen scheinen will, zerfiele, wäre ein Geschick erfüllt, das, so schmerzlich es enttäuschter Zuversicht vor den Augen steht, doch ein tieferes, reineres Gefühl befriedigte. Das Deutsche Reich hgt keinen, der deutschen Wesens selige Herr lichkeit in treuer Seele hegte, zu beruhigen

des christlichen Gottes benannt hat). An Deutschlands Machtsendung haben immer wieder Mächtigste geglaubt: die Otto- nen, die Staufser, zuletzt — vor Bismarck — fein be rufener Cromwell, Wallenstein (die bedeutendste Herrscherpersönlichkeit, seit Rudolf von Habsburg). Aber Deutschland ist eine geistige Macht wie die Kirche, und nur in der Vermählung beider vor dem unglückseligen Investiturstreit, als das deutsche Kai- sertum die Idee der Weltkirche verkörperte, war das „Römische Reich deutscher Nation

" auf einen weltge schichtlichen Augenblick in die „Erscheinung" getreten, wie sich Träume, die Ahnungen sind, „verwirk lichen". Bismarcks Werk ist eine andere Verwirklichung, die „Realisierung", die Lösung einer Aufgabe. Bismarck hatte die Idee „Deutschland" sich zur Auf gabe gesetzt und nach einem großartigen Plan in die Tat „umgesetzt". An sich, als Wille und Schöpfung, war diese Tat die eines echten Genies. Aber als Er gebnis stand das Deutsche Reich dem doch als eine „Konstruktion" da, der Bismarck

in ihren Zwecken erst den planmäßigen Inhalt gab. So hat er die Deutschen, die ein Volk gewesen sind trotz ihren vielen Stämmen, zu einer Nation gemacht, sie aus der Zer splitterung zum Staatsvolk erhoben. Nur der siegreich beendigte Weltkrieg, der Machtsieg des deutschen Weltreichs, hätte diese bühne Schöpfung bestätigt. Das Deutsche Reich hätte siegen müssen über Europa, um an sich glauben zu dürfen. Es ist besiegt worden von England und Amerika, den Angelsachsen, die — auch das müßte die Geschichte

der Perspektive). ^ Deutschland, um darauf zurückzukommen, kann nicht herrschen, weil es nicht „eins" ist (wie Frank reich in langer Kriegsarbeit femer Herrscher und durch die Ideen der Revolution sich in sich ver eint hat). Der Zerfall Deutschlands ist heute schon darum „deutsches" Schicksal, weil die „Republik Deutsch land" sich als eine ganz undeutsche Konstruktion er weist. Der Einheitstraum Deutschlands ist der Traum vom deutschen Kaiser, nicht der vom deutschen Frei staat. Die Gestalt des „Freistaates

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Tiroler Wastl
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Seite 2 von 8
Datum: 14.05.1916
Umfang: 8
, England nicht mit seinen Verlusten von einer halben Million, Rutz- land nicht mit seinen fast unzähligen Toten. A l l e Ratte it h a b e n w i r 0 0 r u n s.. a l l e find i tl demselben Graben. Und soweit Eng land »nd das Reich in Frage kommen, so können wir die gleiche Zahl von Mannschaften nach Frankreich sertdett, wie die Franzosen selber dort haben, um den Deutschen die Stirne zu bieten. Mas die finanzielle Frage betrifft, jo würde ich, wenn ich jünger wäre, sagen, daß ctit gewaltiges Auf blühen

jedem Kriege folgt, aber ich habe diesen Glauben nicht mehr und schließe mich den weitverbreiteten Ueber- zeugungen, daß ein allgemeiner Rum uns erwartet, an. Wenn aber die ganze Welt materiell ruiniert iü, dann wird jedes Volk ebenso reich sein wir sein Nachbarvolk. Ich bilde mir ein, daß in England, wo die kleinen Zeichner nicht zahlreich sind, ein gewisser Teil der Paris, wie es heute Eitt Mitarbeiter der „Neu eil Züricher Zeitung gibt die folgende fesselnde Schilderung: Es war alt

als alle Zeitungsartikel den Unterschied zwischen damals lind heute, was es heißt geschlagen zu sein oder eilte siegreiche Armee p haben. Wie wenig gleicht daS Paris von 187 t dem Paris von 1916 und doch — wer weiß, was aus lmS geworden wäre, wenn Schuld einfach dadurch gelöscht oder vermindert werden könnte, daß Leute, die reich genug sind, um dein Staate Geld zu leihen, auch reich genug sind, es zu verlieren. Das ist vielleicht nicht moralisch gehandelt, aber wir sollten unS darüber hinwegsetzen und die reichen

, Mo n t e n e g r 0 s. I a - p a ll s, A u st r a l i e N s, Neuseelands, E a n a d a s, Südafrikas, Indiens und Belgiens verwal tet wird. Diejenigen, welche den Boden bearbeiten werden, werden nach deni Kriege reich sein, diejenigen, welche es nicht tun, arm, aber es wird nach dem Kriege kein Deutschland mehr geben." Und wer ist derjenige, der so vermessen einherschrcitet, sich „parzt" wie ein kleiner Allah, blutrünstelk wie ein kleiner Allah, blutrünstett wie ein Apache, unseren deut schen Boden verteilt, tind unsere deutsche Rasse aus rottet ? Habt

hervorgehoben ist und 1870 aussah die Deutschen Verdun genommen hätten! Der Pries ist an meinen Cousin gerichtet, der damals eiu .Pe tit moblot" (so nannte man die Nationalgardisten) war, und Sie wissen, wo er heute kommandiert! Also: „Mein lieber Cousin, ich bin glücklich, daß du'mit heiler Haut zurückkehrst. Wir alle hoffen, daß der schreckliche Krieg zu Ettde geht. Unser armes Frank reich ist schlimm daran, aber es wird sich wieder aufrichten, denn seine Söhne sind tapfer und scin Boderi ist reich

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 23.08.1919
Umfang: 8
Das war nur eine scheinbare Einheit, mit un- enMicfj vielen Widerständen und Hemmungen hinter der Einheitsfassade, mit durchaus selb ständigen Staatengebilden, die eifersüchtig auf ihre Hoheit pochten und dem Reich die Macht eines einheitlichen Willens nur zu oft versagten. Wie wenig es zu sagen hatte und wie weit ent fernt dieses alte Deutschland von einer wirklichen Einheit des Staatsgedankens war, ist nie deut licher zutage getreten, als während der Kriegs- jahre mit ihrer Misere

des Ernährungswesens, wo das Reich zwar wohl anordnete und befahl, die Bundesstaaten aber tgten. wie es ihnen gut dünkte. der eine in Ueberfluß saß und seine Grenzen absperrte wie vor einem Feind, wäh rend der andere hungerte. In der neuen Verfas sung ist der bundesstaatliche Charakter des Reiches sehr stark zurückgetreten. Das Reich ist jetzt der deutsche Staat; der einzige deutsche Staat. Das kommt auch äußerlich — aber eben darum auch mit tiefer innerer Bedeutung — Zum Ausdruck, dadurch, daß die Glieder

des Reiches nicht mehr Staaten, Bundesstaaten, son dern „Länder" genannt werden. Das Reich, vorher von allen Ecken und Enden gehemmt und zu einem großen Teile nur mit einer Scheinmacht versehen, ist jetzt zuständig auf allen Gebieten. Vor allem auf drei der aller wichtigsten, die der Inbegriff nnd das Kenn zeichen aller wirklichen Souveränität des Staa tes sind: alles Verkehrswesen steht.dem Reiche zu. Damit sind alle Eisenbahnen, alle Wasserwege, alle öffentlichen Verkehrsmittel, alle Kräfte hie

- für Sache des Reichs. Zum zweiten hat das Reich die Hoheit im Steuerwesen übernommen.. Ihm steht zu „die Gesetzgebung über Abgaben oder sonstige Einnahmen, soweit sie ganz oder teil weise für Reichszwecke in Anspruch genommen werden. Nimmt das Reich Abgaben oder sonstige Einnahmen in Anspruch, die bisher den Ländern zustanden, so hat es auf die Erhaltung der Le bensfähigkeit der Länder Rücksicht zu nehmen." Ja, das Reich hat auch das Recht, Grundsätze über die Berechtigung und die Erhebung

die reale Macht an das Reich übergegangen, so hat der Einheits gedanke sich noch darüber hinaus stark erwiesen für die großen Gebiete des geistigen Lebens, der Kulturpflege. Die Verfassung stellt Richtlinien auf für das Verhältnis von Staat und Kirche im Sinne einer grundsätzlichen Unabhängigkeit beider; man kann sagen der Trennung, aber mit durchaus schonender Behandlung dieser großen Werte. Die Kirchen haben die Rechte öffentlicher Korporationen, vor allem das der Besteuerung ihrer Glieder

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 1 von 10
Datum: 21.06.1913
Umfang: 10
werden nicht angenommen Handschriften nicht zurückgestellt — T-.», der Redaktion: Imst, Ruf-Nr. 8. M 25. Imst» Samstag, den 21. Juni 1913. 26. Jahrgang moderner ******* *** *****. Mensch ** ***** **** **** kann die Zeitung nicht entbehren .Sie sichern sich diepüriktliche Zu stellung unseres Blattes, wenn Sie das Abonne- w ment zeitig erneuern- Politische Rundschau. Tie Moskauer Zaren-Depesche und Oester reich-Ungarn. Das schon in der letzten Woche mitgeteilte energische Telegramm, welches Kaiser Nikolaus von Rußland

aus Moskau an die Könige von Bulgarien und Serbien richtete, hat in Oester reich-Ungarn deshalb starkes Aufsehen erregen müssen, weil sich Kaiser Nikolaus darin als Ober zar aller Slawen vor die Welt stellt und sich Rußland damit zum erstenmal offen zum Panslawismus (zum Bestreben, alle slawi schen Völkerschaften zu einem slawi schen Reich unter dem Szepter Ruß lands) bekennt. Daß der russfiche Zar sich zum Zaren des gesamten Slawentums aufwirft, das kann O e st e r r e i ch - U n g a r n, als ein Reich

, in denen Slawen wohnen, ge schehen und besonders Oesterreich-Ungarn trüge Dynamit im Leibe. In Rußland kann man sich über die Konsequenzen der beliebten Ausdrucks weise, die das Programm des Panslawismus zur offiziellsten Anerkennung bringt, nicht im Zweifel befunden haben. Daß man sie dennoch wählte, offenbart entweder einen herausfordernden Uebermut, der Oesterreich-Ungarn als das zunächst betroffene Reich zur Sicherung seiner Existenzgrundlagen aufruft, oder aber eine ver zweifelte Stimmung

. Vielseitig sind die Be- r weise von Anteil und Huld, die Seine Majestät nicht ! allein den Regimentern, die mit Stolz seinen erlauch- | ten Namen führen, sondern auch Meiner gesamten > Wehrmacht bei allen Anlässen, die Seiner Majestät Blicke auf sie lenkten, zu geben geruht hat. Wenn jetzt Heer und Flotte im Deutschen Reich dem Allerhöchsten Kriegsherrn in Begeisterung zujubeln, dann stimmen auch Oesterreich-Ungarns Kriegs und Seeleute freudigst ein. Ich, an deren Spitze, bringe Seiner Majestät

. Dobernig im Laufe der am 17. Juni im Abgeordnetenhaus abgeführten Budgetdebatte der Friedensliebe des greisen Monarchen Kaisers Franz Josef, der das Reich vor den Greueln eines verheerenden Krieges als einem unseligen Unglück hätte bewahrt wissen wollen, ge dachte, und in diesem Bestreben die wertvollste Unter stützung gefunden habe bei dem Regenten, dessen 25jähriges Regierungsjubiläum im Deutschen Reich gefeiert worden sei. (Lebhafter Beifall und Hän deklatschen.) An dieser Feier dürfen wir Deutsche

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Tiroler Wastl
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Seite 2 von 8
Datum: 25.12.1914
Umfang: 8
lands grollten immer mehr und mehr, je häufiger die in den Kolonien ansässigen englischen Kaufleute über den auf ernster Arbeit gegründeten Wettbewerb der Deutschen klagten. Das Deutsche Reich stellte sich in die Sonne, und England rüstete sich? nein, die Ande ren zum Kriege. König Eduard begann mit der Ein kreisungspolitik und er wußte sehr wohl, was er tat, als er sich an unseren Kaiser wandte, um uns vom Deutschen Reiche zu trennen. Trotz seiner gewaltigen Heeresmasse wäre das Deutsche Reich

gegen Frank reich, Rußland, England und den Hilssiruppen dieser Mächte nicht stark genug und deshalb sollte Oester reich-Ungarn vom Bunde mit dem Deutschen Reiche losgelöst werden. Aber unser Kaiser beobachtete Ni belungentreu: und er wies den Kaiser von Indien von sich. Rachegesühle stählten sich in der Brust Englands wider uns, und von da ab begann auch der Sturm gegen uns. Der Balkanbund wurde gegen uns gegrün det; Rußland sollte über Wien, allerdings nur zum vorübergehenden Aufenthalte

, nach Konstantin?pel und Frankreich wurde mit der Erwerbung von Elsaß-Lo thringen geködert. Und was sollte der Sieg Englands zutage fördern? Das Deutsche Reich als solches habe aufzuhören, kein Reichskanzler, keine Reichsmiuiste- rien mehr und 36 kleine Staaten ohne Gesamtvertretung hätten zu erstehen. Und der Kolonialbesitz des Deut schen Reiches käme an England und solcherart wäre Großbritannien für alle Zeiten von der überaus lästigen Konkurrenz befreit. Die großen Geldopfer, die Vas kosten würde, brächten

sie reichlich herein, wie sie zu Anfang des 19. Jahrhunderts hereingebracht wurden, als der Korse seine Residenz in St. Helena auszu schlagen bemüßigt war. Auch damals stand die englische Bank vor dem Bankerott, aber die finanziellen Sor gen des englischen Reiches waren mit dem Untergange des napoleonischen Empire bald vorüber. Und wieder zeigt sich heute der Krämergeist Eng lands. Vor dem Kriege brauchte England nicht ein mal seine Gelder zu echauffieren. Da schob es Frank reich vor. Hat einmal Frankreich

werde, veranlaßte es Rußland, bei Frank reich auf die Einführung der dreijährigen Dienstzeit zu drängen, während es sich mit indischen und japa nischeil Truppen und einem klein wenig England be gnügt. Englisches Adelsblut zu vergießen sei unnötig. Es werde schon auch so gehen. Die Slaven Oesterreichs würden sich ja selbstverständlich in die offenen Arme Rußlands werfen, Oesterreich käme daher überhaupt nicht in Betracht, und die Franzosen und die R'.lssen träfen sich binnen vier Wochen in Berlin. Es ist ganz

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Alpenland
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Seite 1 von 14
Datum: 18.01.1921
Umfang: 14
die Verträge mit den süddeutschen Saaten, am 1. Jänner 1871 wurde die Grün- öung de? Deutschen Reiches amtlich verkündet, am 18. Jän ner wurde sie zu Versailles feierlich vollzogen. Deutschland war geeint, die reichen, aber oft auseinander- strebenden Kräfte von einer starken Hand in eine Richtung gebannt. Es begann ein Zeitalter des Aufstieges, wie ihn deutsche Volk noch nie zuvor erlebt hatte. Unter Bts- rnarck wuchs das Reich im Inneren und nach außen mächtig empor. Selbst noch unter seinen Nachfolgern

sollte. Als was galt Deutschland 1914? Als den vielbeneideten Emporkömmling sah es die Welt an, nicht als den durch harte, aber ehrliche Arbeit groß Gewor denen. Es war bewundernswert, welche Wandlung sich im Verlaufe von zwei Menschenaltern vollzogen hatte- Als der Krieg begann, wurde sie offenbar. Das Deutschland, das Jahrzehnte, ja Jahrhunderte lang zerrissen gewesen «war, in dem Stammesgenossen unter fremdem Sold gegeneinander Bruderkriege geführt hatten, es war ein Block. Wie der 88 3ahee ..Zeutsches Reich

. Dazu ist es nicht notwendig, sich bedingungslos dem alles gleichma- chenden Zentralismus zu verschreiben. Das Preußen von beute ist nicht mehr jenes von «damals, an dem Bismarck das Reich aufrichtete. Was aber nicht heißt, daß dem nur durch den ausgeprägtesten SeparaftSmus Rechnung getragen worden kann. Wohl wird das Reich eine neue Form erhal ten müssen, aber wenn , sie alle Kräfte umfassen können soll — und das ist notwendig — so darf sie nicht nur nach einem Gesichtspunkte geschaffen sein. Sie wird der Selbständig

staates an sich, er ist die eigentliche entscheidende Tat, das Reich, seine großzügige Erweiterung. Ist der Norddeutsche Bund aus den kriegerischen Ereignissm der Jahre 1364, 1666 hervor gegangen. so wurde das Reich zusammengeschweißt mit dem Blute der deutschen Stämme im Kriege gegen Frankreich von 1870—1871. Die völkische Einigkeit, die begeisterten Sieges feste. der nationale Triumph trugen nicht unwersnllich zur Er leichterung der Aufgabe Bismarcks bei, wie ja öfter in der Ge schichte scheinbar

" bezeichnen kann. Genau so ist es auch mit der Rsichsverfasiung. ..Das Deutsche Reich ist ein ewiger Bund", heißt es da einleitend, „zum Schutz« des Bundesgebietes und des innerhalb desselben gültigen Rechtes, sowie zur Wege der deutschen Wohlfahrt. Cs beruht auf Verträgen und hat den Charakter eines Bun desstaates: Der deutsche Kaiser hat das Bundespräsidium... er ernennt den Reichskanzler, derdereinziaeverantwort- liche Reichsminister ist. Die Gesetzgebung geschieht durch Bundesrat und Reichstag

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Alpenland
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Seite 5 von 12
Datum: 18.04.1921
Umfang: 12
WO Mm rühtt sich! 5« der heutigen Massenkundgebung der Berufsstände für fegt Anschluß wurde folgende Entschließung gefaßt: MMeWm: Wir Vereinigungen aller werktätigen Berufe ohne Unter- schied der Parteizugehörigkett. fordern, eines Sinnes. Natio- Üalrat und Regierung auf. die Vorbereitungen für dep Anschluß an bar veuriÄr Reich murr keine» MftSndea iSaser in »errögeml DaS Oesterreich deS Vertrages von St. Germain war nicht KebenLsähtg. ist eS nicht und kann es nie »verden. Auch große Kredite

werde» iüdtÄgea iaffe» «md diele, Ziel der SrWmg und der virtfchvftllche» Errettung ist: Der AslchluL aa das LevtWe MW! Große Zrmt-gebmges im Reich. iy erlin, 17. April. (Korrbüpo.) Der österreichisch- üvuÄsche Dvlksbmid veranstaltete heute im ganzen Reiche igrvße KunLgLblMgen bet in Deutschland lebenden Tiroler »Mid Deutschöstereickier für die bevorstehende Vollsab-stim- Innmg in Mrol und die Vereinigung ihres Heimatlandes Wit dem Deutschen Reich. ! In Berlin fand diese Veranstaltung m den Kammer

nach stehende Entschließung gefaßt: In den Tagen, da Deutschland durch die Gefahr aus ' dem Westen neu bedroht wird, in der Stunde der größten Not seit der Friedensunterzeichnung erleben wir Deutsche kn Reich in Deutschösterreichs AnMußbewegung die frohe Hoffnung und die sichere Gewißheit künftiger staat licher Gemeinschaft aller Deutschen. Die Sehnsucht nach der Volkseinheit wird um so heißer, je schwerer der Druck von Außen auf m»S lastet. Selbst die Friodensvertrage von Versailles und St. Germain geben

herbeiführen können, weil sie es vermied, uns wirklich zu helfen und immer nur die Absicht vor Augen hatte, unser Aühängigkeitsverhältnis zur Entente zu verstärken, anstatt zu mildern. So ist in diesen zweieinhalb Jahren ungeheueren wirffchaftlichen Tief standes -das Volk von Tirol immer mehr zur Ueberzeugung gekommen, daß die einzige Rettung nur im Anschlüsse an Deutschland liege. Die Anschlußbewegung in Deutschöster reich und in Tirol ist aber nicht erst jetzt entstanden. Noch vor dem Kriege schwebte

durch den Friedensvertrag vergewaltigt worden ist, -daß dieser Wille die Donausörderation und die Selbständigkeit von Frank reichs Gnaden ablehnt und nur im Anschlüsse am das Deutsche Reich seine Erfüllung sieht. Darum ist es Pflicht aller Tiroler, az»ch der außerhalb des Heimatlandes lebenden, datzu beizutragen, daß der 24. April zu einer machtvollen, weithin leuchtenden Kundgebung werde. Der Redner richtete am Schlüsse feiner mit läng andauerndem stürmischen Bei fall aufgenommenen Rede an die Bersammlurlg

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 1 von 10
Datum: 15.02.1913
Umfang: 10
. Zweitens, daß Italien zur wohlwollen den Neutralität verpflichtet ist, wenn Oe st er reich von Rußland augegrifsen wird. Drittens gelobtOe st erreich - Ungarn wohl wollende Neutralität für den Fall, daß Italien mitFrankreich imKampfe liegt. Viertens ist e ine tätige Hilfeleistung z wisch en dem Deutschen Reiche und Italien ver einbart, wenn Frankreich einen der beiden Staaten angreifen sollte. In dem Augenblicke, in dem einer der vertragsschlie ßenden Teile sich zu einer Angriffspolitik

, der als letztes Ziel den Zusammenschluß aller Slawen, die Vorherrschaft der Slawen wenigstens in Oft- und Mitteleuropa und damit vorerst die Zertrüm merung der heutigen österreichisch-ungarischen Mo narchie erstrebt. Gegen seinen russischen Wider sacher hat nun Oesterreich einen natürlichen Bun desgenossen in Deutschland. Wenn schon das Reich seinerseits einen Angriff Rußlands im gegenwärtigen Augenblick vielleicht weniger zu befürchten hat — die Verhältnisse zwischen'^terDburg und Berlin scheinen ganz

geregelte zu sein —, so ist es durch den Panslawismus begreiflicherweise ebenso be drängt, wie der Deutsch-Oefterreicher, der aus die äußere Politik der Monarchie bisher prodominie renden Einfluß besaß. Schon dadurch ist Oesterreich die absolute Garantie gegeben, daß ihm das Deutsche Reich die Bundestreue unter allen Umständen halten wird und daß die Worte Kaiser Wilhelms, Deutsch land sei während der durch die Serben hervorge rufenen bedrohlichen Situation im Jahr 1908 in schimmernder Wehr hilfsbereit

hinter seinem öster reichischen Freund gestanden und werde das auch in Hinkunst so halten, mehr als eine schöne Phrase bedeuten. Nichtsdestoweniger aber mehren sich auch in Deutschland die Stimmen, welche die Bestimmungen des Dreibundvertrages, die das Verhältniß zwischen dem Deutschen Reich und der Monarchie anlangen, als der heutigen Situation nicht mehr entsprechend erklären. So lasen wir kürzlich in einem deutschen Zentrums blatt eine Kritik des Dreibundsverhältniffes, deren Logik man sich schwer zu entziehen

vermag. Es wurde durch dieselbe der für das Deulsche Reich äußerst mißliche Umstand betont, daß Oesterreich- Ungarn für den Fall ganz passiv bleiben kann, wenn Deutschland von Frankreich mit Krieg über zogen wird. Es wurde in dem betreffenden Ar tikel („Augsb. Postztg." Nr. 68 vom 11. Febr. 1913) gesagt: „Deutschland hat dermalen keinen Angriff von Rußland zu befürchten, Oesterreich aber täglich, und für diesen Fall steht ihm das große deutsche Schwert zur Verfügung. Hin gegen hat Oesterreich

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Unterinntaler Bote
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Seite 1 von 10
Datum: 15.02.1913
Umfang: 10
einem von beiden den Krieg erklärt. Zweitens, daß. Italien zur wohlwollen den Neutralität verpflichtet ist, wennOester reich von Rußland augegriffen wird. Drittens gelobtOesterreich-Ungarn wohl wollende Neutralität für den Fall, daß; Italien mitFcankreich imKampfe liegt. Viertens ist e ine tätige Hilfeleistung z wisch e n ! dem Deutschen Reiche und Italien ver einbart, wenn Frankreich einen der beiden Staaten angreifen sollte. In j dem Augenblicke, in dem einer der vertragsschlie- - ßenden Teile

ist , Rußland durch den Panslawismus ^gegeben, der ! als letztes Ziel den Zusammenschluß aller Slawen, die Vorherrschaft der Slawen wenigstens in Oft- und Mitteleuropa und damit vorerst die Zertrüm merung der heutigen österreichisch-ungarischen Mo- ! narchie erstrebt. Gegen seinen russischen Wider- j sachec hat nun Oesterreich einen natürlichen Bun- j desgenossen in Deutschland. Wenn schon das Reich > seinerje.ts einen Angrrff'Rußlands im gegenwärtigen ! Augenblick vielleicht weniger zu befürchten

hat — j die Verhältnisse zwischen Petersburg und Berlin j scheinen ganz geregelte zu sein —, so ist es durch den Panslawismus begreiflicherweise ebenso be drängt, wie der Deutsch-Oesterreicher, der auf die äußere Politik der Monarchie bisher prodominie renden Einfluß besaß. Schon dadurch ist Oesterreich die absolute Garantie gegeben, daß ihm das Deutsche Reich die Bundestreue unter allen Umständen halten wird und daß die Worte Kaiser Wilhelms, Deutsch land sei während der durch die Serben hervorge rufenen bedrohlichen

Situation im Jahr 1908 in schimmernder Wehr hilfsbereit hinter seinem öster reichischen Freund gestanden und werde das auch j in Hinkunft so halten, mehr als eine schöne Phrase bedeuten. Nichtsdestoweniger aber mehren sich auch in Deutschland die Stimmen, welche die Bestimmungen des Dreibundvertrages, die das Verhältniß zwischen dem Deutschen Reich und der Monarchie anlangen, als der heutigen Situation nicht mehr entsprechend erklären. So lasen wir kürzlich in einem deutschen Zentrums- ! blatt

eine Kritik des Dreibundsverhältniffes, deren ( Logik man sich schwer zu entziehen vermag. Es j wurde durch dieselbe der für das Deutsche Reich ; äußerst mißliche Umstand betont, daß Oesterreich- Ungarn für den Fall ganz passiv bleiben kann, wenn Deutschland von Frankreich mit Krieg über zogen wird. Es wurde in denr betreffenden Ar tikel („Augsb. Postztg." Nr. 68 vom 11. Febr. 1913) gesagt: „Deutschland hat de, malen keinen Angriff von Rußland zu befürchten, Oesterreich aber täglich, und für diesen Fall

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Der Arbeiter
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Seite 6 von 12
Datum: 02.12.1920
Umfang: 12
Ueberzeugungstreue sehr vieler organisier, ler Katholiken nach außen nicht in Erscheinung tritt. Und doch ist diese eucharistische Ueberzeu- gungstrrue das Wesen und der Kern der katho lischen Weltanschauung überhaupt. Ja. was wäre da zu tun, um den eucharistischen Kernkatholizismus wieder mehr zu beleben? Wir Müssen unserer ganzen katholischen Bewegung ein Christuswort als Motto vorsetzen. Dieses heilige Christustvort lautst: „Suchet zuerst das/ Reich Gottes zu erlangen; alles andere wird Euch beige geben

von der Ueberzeu- tzüng durchglüht ist. daß er mindestens alle drei Jahre seine heiligen Exerzitien mitmachen mutz; denn die Exerzitien sind und bleiben die bette Kraftquelle des ausübenden Katholizismus. Mehr Innerlichkeit, mehr Vertiefung, denn: „Die Seele der Kultur ist die Kultur der Seele.- Zugendecke Wenn ich nur reich wäre wie dieser oder jener. So kann man oft Leute, auch junge Leute sagen hören. Was tätest du dann, mein liebes junges Blut? Ich höre verschiedene Antworten. Aber vielleicht bist du schon

reich, ohne daß du es bisher erkannt hast. Soll ich dir einige Reichtümer, wertvolle Schätze nennen? Bist du gesund? Wenn ja, dann bist du reich, dann kannst du arbeiten und fröhlich sein. Oder meinst du etwa, die Gesundheit ist kein Reichtum? Ich kannte einen jüdischen Großkapitalisten, der die Kinder armer Leute beneidete, die auf der Straße oder aus einem Spielplätze ein Stück Schwarzbrot mit Appetit verzehrten. Sein Magen konnte fast nichts außer gekochter Milch und weich gekochter Eier

vertragen. Und auch da litt er oft große Schmerzen. Sein halbes Vermögen wollte er gern verschenken, wenn er gesund wäre, äußerte er sich oft. Hast du ein r u h i g e s G e w i s s e n, das dich keiner schweren Schuld bei Gott anklagt? Wenn ja, dann bist du reich, so ungeheuer reich, datz du dir deinen Reichtum gar nicht auszudenken ver magst. Ueber ein gutes Gewissen steht in der Welt gar nichts auf. Das ist unbezahlbar, unabschätzbar. Der Herrgott allein vermag diesen Reichtum in seiner ganzen Größe

zu schätzen. Und solltest du diesen Reichtum nicht besitzen, so kannst du ihn er werben; du weißt schon wie! Hast du ein gutes Herz, das sich der Ar men, der Notleidenden erbarmt und eine offene Hand, die den Armen gerne hilft, soweit dir das möglich ist? Wenn ja, dann bist du reich. Du stehst damit in Gnaden bei Gott, der dir die Wohltaten hundertfach vergelten wird. „Selig siird die Barm herzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlern* ne u? laat d er Heiland. Er jiagt nicht: „Selig wer

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Tiroler Wastl
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Seite 1 von 16
Datum: 08.09.1912
Umfang: 16
ten der verschiedenen Großmächte Europas zu den brennenden Fragen dieses Weltteils werfen, fällt vor allem ins Auge, daß eigentlich nur das deutsche Reich sich ernstlich bemüht, die Kriegsgefahr zu be schwören. Es sieht sogar ganz darnach aus, als ob alle andern Mächte vor dem großen Zusammenstöße viel weniger zurückscheuten als das deutsche Reich. England sarbeitet direkt darauf hin, Europa in Brand zu setzen, Frankreich hat seit dem glücklichen Zustan dekommen einer französisch russisch

ins Wanken. Die Türkei, welche man deutscherseits zu einem künftigen Verbündeten heranziehen zu können hoffte, ist vor dem Falle kaum mehr zu retten. Deutschlands beide sogenannten Bundes genossen aber gehen ihre eigenen Wege, ohne sich viel um ihren Bundesgenossen zu kümmern. Es ist doch ganz klar, daß alle diese dem deutschen Reiche und dessen Sicherheit wenig günstigen Veränderun gen seinen geschworenen Feinden nicht entgehen, und je mehr die Hoffnung wächst, das deutsche Reich von allen Seiten

einschließen und erdrücken zu können, desto mehr schwindet die Aussicht aus Erhaltung des Friedens dahin. Die Balkanfrage dient dabei nur als Mittel zum Zweck. Der Schlüs sel zu der ganzen, seit Jahren im Zuge befind lichen, großen Aktion gegen das neue deutsche Reich ist aber in Wien und Rom zu suchen, d. h., in den Hauptstädten der beiden Verbündeten des deut schen Reiches. Das Schicksal Deutschlands hängt offenbar davon ab, wie sich Oesterreich zu einer allgemeinen Konflagration gegen seinen bisherigen

gebliebenen Freunds (?) bei guter Laune zu erhalten, wobei es ihnen auf ein bischen Selbst erniedrigung und Verrat am eigenen Volke gar nicht ankommt. Reichsdeutsche Abordnungen pilgern nach Prag, um da vor der Tschechenkultur ihren Kratzfuß zu machen, sich von den übermütigen Nachkommen der tzussiten mit tschechisch-französischen Ansprachen ver höhnen zu lassen und dies auch noch als eine Lie benswürdigkeit zu preisen. Reichsdeutsche Blätter empfehlen den deutschen Stammesbrüdern in Oester reich

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Alpenland
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Seite 12 von 12
Datum: 26.10.1920
Umfang: 12
der LekbeÄMnngen auf das be rechnete Mindestmaß (15 Millionen regelmäßig Uebende) ist Staatsnotwendigkeit zur gesundheitlichen rmd Wirtschaftlichen Wiederherstellung. Infolgedessen müssen die Behörden, Reich. Staat und Gemeinden, di« Grundlage geben und das Gebiet vsrwaltew . Die Grundlage bildet auf her einen Seite die Schaffung M>n Uebungsstättem auf der anderen Seite die Heranbildung von Golkserziehern mir der Sonderaufgabs der körperlichen Erziehung (Turn- und .Sportlehrer). Die Verwaltung «P-- streckt

sich auf diese beiden Aufgaben, außerdem aber noch aut dis Unterstützung der freien Vereins und Verbände als der eigentlichen Träger der Arbeit für das nachschulpflichtigö Alter. Kurz gefaßt, sind also für das Reich» .Staat und Gemeinden folgende Aufgaben zu lösen: 1. Es find beim Reich, bei Len Landssregrerungelt, Lei den -Kreisen und bei den Gemeindest DeruWltungsstellen für das Gebiet einzurichten. 2. Es sind ausreichende Aebungsstätten zu bauen. -3. Die Deutschs Hochschule für Leibesübungen ist vom Reich

des Rerchsspielplatzgesetzes ist mit 55 Millionen Mark im Jahre berechnet. Das Reich und die Länder ssollen dabei an die ausführenden Gemeinde Zuschüsse zahlen. Die Höhe wird sich nach dem Schlüssel der Steuerverteilung Zu ruhten haben. Die Kosten bei Aufstellung von Gemeindehaus- Haltplänen müssen örtlich auf Grund des von den Ortsvereinen zu entwerfenden Spielplatzbarwlanes berechnet werden. * 3. Dis Iahreskoften für dir Asbernahme der Deutschen Hoch- Mule für Leibesübungen sind mit 400.000 Mark für das Reich bemessen. Die Länder

eigentlich in jeder größeren Stadt alljährlich mindestens ein FortbildungslehrgcMg stattfinden, und auch die einzelnen Landkreise sollten ihre besonderen Lehr gänge erhalten. Die Kosten von etwa 40 Lehrgängen im 2ahr sind mit 600.000 Mark berechnet. Reich. Staat und Gemeinden sollten sich in die Kosten nach bestimmtem Schlüssel teilen. Im einzelnen darf ein vierzehntägiger Lehrgang mit 10.000 Mark Teilnehmerkosten (Heranziehung. Wohnung und Verpflegung der Teilnehmer) und 5000 Mark Lehrerkosten berechnet

werden (bei 40 Lehrgängen also 600.000 Mark). Außerdem sollten noch 'Summen bereitgestellt werden, um denjenigen ^Teil nehmern, die durch den VerdiensteMganS während des Lehr ganges in bedrängte Lage geraten, einen Zuschuß zuzuweisen. 5. Das Vorhandensein von Turn- und Sportlehrern (neben Vchulturnlehrern natürlich) ist diese Voraussetzung für dis Entwicklung auf 15 Millionen Ausübende. Hier liögt rmmittst- bares Rsichsinteresse vor. Daher möge der Grundsatz Aner kennung finden: Das Reich nimmt die Hälfte

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Tiroler Post
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Seite 1 von 8
Datum: 26.02.1915
Umfang: 8
hinarbeitete, die Grundlage eines freundschaftlichen Verhältnisses mit Oesterreich wieder zu gewinnen. Die Aus einandersetzung von 1866 war eine schmerzliche Notwendigkeit gewesen, um das Streben nach der Führung in Mitteleuropa und in der Lösung der „deutschen Frage" zu einem Ergebnis zu führen. Das Kriegsglück entschied für Preußen. Aber Bis marck sah klar genug, daß das neue Reich, das er zu gründen hoffte, nur Bestand haben könne, wenn die bis dahin führende Macht Mitteleuropas der neuen deutschen

war, leicht ermöglichte. Auf den französischen Schlachtfeldern erstand das neue Deutsche Reich. Die neue Zentralmacht Europas, die die ältern Nationalstaaten, Frank reich, England, Rußland, so lange mit Erfolg zu hindern bemüht gewesen waren, war nun da. Oe sterreich hatte schon bald nach 1866 in voller Klar- het die Konsequenz der mitteleuropäischen Umbil dung gezogen. Es verzichtet auf eine jahrhunderte lang bewahrte und immer wieder erstrebte Vor machtstellung in Deutschland und wandte die Front

zwischen beiden der „Zweibund", der sich dann bald zum Dreibund erweiterte. Seither bildete das poli tische Zusammenarbeiten beider Mächte den festen Kern der europäischen Mächteentwicklung. Und wie das Deutsche Reich schon 1876/77 die habsbürgische Monarchie gegen die russische Kriegsdrohung ge deckt hatte, so geschah das auch in den bulgarischen Wirren um die Mitte der 80er-Jahre und seither wiederholt, bis sich das gegenseitige Verhältnis zu der „Nibelungentreue" bildete, die jetzt im Welt-' krieg

ihre volle Macht bewährt. : Jedoch wäre es völlig unrichtig, zu glauben, daß nur Oe st erreich-Un- ga r na u s d e m B ün dni s s eV or t ei l eg e- z o g e n h ä t t e, indesdasTeutsche Reich die Lasten z u t r a g e n hätte. Selbstver ständlich ist, daß bei Bündnissen jeder Teil auch' bis zu einem gewissen Grade in die Sorgen und Gefahren des andern mit hineingezogen wird. Das liegt in der Natur der Bündnisse, und solche wür den gar nicht geschlossen, wenn nicht jeder der Be teiligten sich daraus

eine Deckung und Hilfe in den ihn bedrohenden Fährlichkeiten erblickte. So ist auch den: Deutschen Reiche die Flankendeckung durch Oesterreich-Ungarn vollauf zustatten gekom men und nicht etwa erst in der Konferenz von Al- geciras. Karl Lamprecht, der anerkannte Altmeister der deutschen Geschichtswissenschaft, betont in seinen Kriegsvorträgen („Krieg und Kultur". Leipzig, Hirzel, S. 46) geradezu: „Das Deutsche Reich ist nicht in der Lage, sich in der angenehmen Position, mit sieben Nachbarn

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Tiroler Wastl
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Seite 10 von 16
Datum: 18.02.1912
Umfang: 16
und die Partei mitbeschuldigen werde, ließen es an energi schen Verwarnungen nicht fehlen, und die > seinem räuberischen Vetter Jobst auch noch die Land vogtei Elsaß, die dem Reiche gehörte, verlieh, und einen berüchtigten italienischen Mordbuben, den Johann Galeazzo von Mailand zum deutschen Reichsfürsten erhob, ohne nur das übrige Reich zu fragen, da brach endlich die allgemeine Empö rung gegen diesen unwürdigsten aller bisherigen Kaiser aus. War doch durch das arelatische König reich von Burgund

für das Reich bereits so gut wie verloren. Wenn jeder Kaiser dem deut schen Reiche ein Stück Land kostete, dann war es ja an den Fingern abzuzähl en, bei den: wievielten Kaiser es überhaupt kein Reich mehr gab. Am das Reich kümmerte sich Wenzel so gut wie gar nicht, außer daß er mit Erteilung von Reichs würden, Diplomen und Privilegien auf Kosten des Reiches einen schamlosen Handel trieb. Nicht minder unverschämt wurde das deutsche Volk zu der Zeit von Papst Bonifaz IX. ausgebeutet, welcher im Lande Ablässe

Kurfürstenversammlung in Oberlahnstein witrde am 20. August 1400 end- giltig die Absetzung Wenzels des Faulen ausge sprochen und dem ganzen Reiche verkündet. Wen zel war jetzt nur noch König von Böhmen. Das deutsche Reich hatte sich von ihm befreit. Wie lange hatte dies aber gebraucht, ehe sich die deutsche Na tion aufraffte, um einen offenkundigen Schädling vom Throne zu beseitigen. Die deutsche Fürsten-

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Tiroler Wastl
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Seite 3 von 24
Datum: 01.09.1921
Umfang: 24
WIDERHAL L Redaktion: Dr. Heinrich von Schullern. INNSBRUCK, AM 1. SEPTEMBER 1921 Bismarck oder Goethe? Von Dr. Walter Rothes. Daß Bayern die „Gesundungszelle" für ganz Deutschland nach Weltkrieg und Revolution gewor den ist, daß von Bayern aus Gesundung das ganze Deutsche Reich erfassen soll, solche Gedanken hört man nicht nur in Süddeutschland, sondern fast noch mehr in Norddeutschland fortgesetzt ausgesprochen. Da dürfen die Bayern stolz darauf sein, daß ihr Land die Hoffnung

in Norddeutschland gerade gegen die Ordnungsorgane in Bayern, Einwohnerwehr usw., Krieg führt. Nein, wir wollen die Voraussetzung annehmen, die Ord nungszelle Bayern hätte sich tatsächlich schon als Ge- sundungszelle für alle deutschen Bundesstaaten er wiesen und die Führung übernommen. Nun ergeben sich die Fragen: Inwiefern wäre das möglich? Könnte und müßte beim Wiederaufbau Deutschlands und im wieder ausgebauten Deutschen Reich süddeut sche Führung Möglichkeit, Bestand, Dauer haben? Wäre solche süddeutsche

Führung vielleicht sogar Be dingung, Notwendigkeit für ein neues Deutsches Reich? — Oder sind alle solche Annahmen von süd deutscher Eigenliebe eingegebene unmögliche Hypo thesen? Zunächst ist der politische Boden, aus dem unsere Betrachtungen sich zu bewegen haben, noch nicht ganz ^sichert. Insbesondere die deutsch-österreichische An- schlußsrage wäre hiefür ein wesentlicher Faktor. Wir könnten ganz andere Trümpfe ausspielen, wenn etwa folgende Fragen zu deutschen, beziehungsweise baye rischen

, die aus sehr verschiedenartigen Wünschen resul tieren, aber keine Gewißheiten Antwort geben. Er innern wir noch daran, daß Fürst Bismarck 1871 eine Aufnahme Deutschösterreichs ins Deutsche Reich, be ziehungsweise den Gedanken daran, bewußt ab lehnte — natürlich aus spezifisch norddeutschen Gründen, und viele dieser Gründe bestehen unge schmälert — einige sogar verstärkt — fort. Bismarck war der Gründer des auf norddeutsche Vorherrschaft gestützten, im übrigen aber föderativ ausgebauten Kaiserreichs, das von 1871 bis 1918

währte. Setzen wir neben den Namen Bismarck den Namen Goethe, dann haben wir die Stichworte, die Eideshelfer für ein norddeutsch orientiertes und für ein süddeutsch orientiertes Deutsches Reich. Bis marck sprach 1862 die Worte: „Nicht durch Reden oder Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden — das ist der große Fehler von 1848 und 1849 gewesen —, sondern durch Eisen und Blut." Ich bin weit entfernt, zu behaupten, daß die ser Ausspruch unrichtig ist, aber jedenfalls

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