2.687 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1923/30_04_1923/ARBEI_1923_04_30_8_object_7975681.png
Seite 8 von 12
Datum: 30.04.1923
Umfang: 12
Regina wurde vom Burgebner als Hausinagd ange- stcllt und dieser überzeugte sich bald, daß er keine schlechte Wahl getroffen hatte. Da Regina nun über das ganze Hauswesen schalten durste, fühlte sie sich wieder in ihrem Element. Nicht nur kochte sie ausgezeichnet, sondern sie mbttete auch in Gaden und Kammern, in Wäsche- und Kleiderschrank alles so nett und sauber, wie sie es früher als Bäuerin getan hatte. Daneben fand sie noch immer Zeit, das Kind zu betreuen und ihm manche Zärtlichkeit

zu erweisen. Nach einigen Monaten siel dem Bauer auf, daß sich im Hause vieles geändert habe und daß die äußeren Verhältnisse sich akkurat so gestalteten, wie zu Len Zeiten seiner seligen Frau. Er bewunderte die neue Magd. Aber nach und nach keimte in seiner Brust auch rin anderes Gefühl auf — eine stille Herzensneigung zu Regina. Je heftiger er dagegen ankämpste, um so starker wurde das Gefühl. Er hatte auch bemerkt, daß er der Magd nicht gleichgültig war. Sie errötete jäh vor seinen Blicken

und wenn er ein freundlicheres Wort zu ihr sprach, zitterte sie manchmal wie Espenlaub. Regina fühlte allzugut, wie es um das Herz ihres Mannes stand. Einerseits empfand sie darüber helle. Freude, andererseits eine bange Furcht. Was sollte geschehen, wenn es zu einer Aussprache kam? Die Neigung des Burgebners zu Regina würde im Laufe des Sommers und Herbstes zu einer tiefen, mäch tigen Liebe, welche ihn antrieb, die Magd unr ihre Hand zu bitten. Vorher wollte er aber doch genaue Erkundi gungen über den früheren Lebenslauf

, aus denen Güte und Menschenfrenndlichkoit zu lefen waren entgegen. Aber kaum hatte er sein Anliegen vorgebracht. ! als die Frau plötzlich ein auffallend kühles und zurück, j haltendes Wesen annahm. Jetzt schien es den; Burg- ebner, als ob diese hohe, stattliche Figur ihm bereits ein mal vor die Angen gekommen sei und auch der harte Klang ihrer Stimme deuchte ihm so merkrviirdig bekannt. Auf seine etwas plumpen Fragen äußerte die Dame kurz Und ungeduldig, sie wisse von der Regina Seidl nur Gutes

. Das Mädchen sei vor zehn Jahren aus den: Un terland heraufgekommen und habe außer eitlem verhei rateten Bruder in Glogau keine Verwandtet: In der Fabrik sei Regina immer brav, treu und fleißig gewesen And mar: habe nur beklagt, daß das Mädchen nach dem großer^ Unglück aus dem Betriebe geschieden sei- Sie wäre bei Vorgesetzten rn:d Kameradinnen beliebt gewesen und habe die Arbeit verstanden wie keine zweite. Das Mädchen habe noch sechshundert Gulden Ersparnisse, welche es nebst einer silbernen Uhr tut

1
Zeitungen & Zeitschriften
Haller Lokalanzeiger
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062661-4/1923/30_06_1923/ZDB-3062661-4_1923_06_30_2_object_8234044.png
Seite 2 von 4
Datum: 30.06.1923
Umfang: 4
nicht, wie mühsam meine Geschäfte waren, mit wie großen Gefahren ich oft zu kämpfen hatte. Während Sie die Früchte meines Fleißes in Ruhe genossen, kämpfte ich mit Menschen und Verhältnissen. Ja, ich habe mich mit einer jungen Dame verheiratet, um ein großes Geschäft einzuleiten und um mich vor Entdeckung zu schützen. Indem ich mich mit einem sentimen talen Fräulein verheiratete, das für den Grafen Hardenfels schwärmte, brachte ich Ihnen ein Opfer." „Mir?" fragte Regina entrüstet. „Ich war damals

noch nicht die Gattin Satler's ..." „Aber Sie waren die Dame meines Herzens, die reizende Regina, die ich anbetete. Das große Kapital, das mir in Aussicht stand, war Ihnen bestimmt." „Ein durch Betrug erworbenes Kapital!" „Wie ist denn Ihr William zu dem großen Vermögen gekommen?" fragte Bruno höhnend. „Hat er seine Grundstücke vielleicht auf solidem Wege gewonnen? Und doch sind Sie seine Gat tin geworden. Ob ich eine falsche Banknote aus gebe oder unter erborgtem Namen mich verheirate . . . Beides kommt auf Eins

Sie mit mir, daß der Graf Hardenfels für immer verschwunden bleibe, entdeckte man ihn, so ist William und Regina verloren. Sie begreifen mich doch, meine liebe Freundin? Nicht wahr, Sie begreifen mich, ohne daß ich weitere Erklärungen abgebe. Die Heiratsgeschichte wäre demnach abgetan. Ich kom me nun auf den Punkt, der mich veranlaßte, Sie um eine Unterredung zu bitten. Antoinette be müht sich, mir gegenüber freundlich zu erscheinen, um mich an ihre Fügsamkeit glauben zu machen. Aber ich glaube nicht daran

wenn man, wie wir es sind, gezwungen ist, den Eklat zu vermeiden. Darum hören Sie meinen Vorschlag. Alles, was Sie gegen mich unternommen, verzeihe ich Ihnen, denn es leuchtet mir wohl ein, daß Sie einen gelinden Haß auf mich geworfen haben." „Mein Herr!" fuhr Regina auf. „Still, meine liebe Freundin, ich schließe logisch richtig. Sie haben oft beteuert, daß sie mich liebten ... und ich glaube Ihnen. Ihre Heirat mit dem greisen William ist wohl eine Art Verzweiflungsakt . . ." „Genug! Genug!" „Bezähmen Sie Ihre Aufwallung

," mahnte lächelnd der Agent, pathetisch seine Hand aus streckend. „Sie sind eine Dame von zu geläuter tem Geschmacke. als daß ein abgelebter Greis meine Stelle bei Ihnen ersetzen könnte. Ich habe Sie bedauert, Regina, als sich mein Schrecken über Ihre Verirrung gelegt hatte. Und, Regina, ich liebe Sie immer noch. Man mag sagen, was man will ... die erste Liebe bleibt die beglük- kendste, wenn sie auch durch andere Neigungen einmal beeinträchtigt wird. Ich habe viel schöne und glänzende Damen kennen

2
Zeitungen & Zeitschriften
Haller Lokalanzeiger
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062661-4/1922/25_03_1922/ZDB-3062661-4_1922_03_25_2_object_8233902.png
Seite 2 von 4
Datum: 25.03.1922
Umfang: 4
, daß der arme Mann nicht zu lange wartet!" Sich betrachtend, stand sie vor dem hohen Spiegel, der ihre ganze Gestalt zurückgab. Regina war ein üppiges, blendend schönes Weib, trotz ihrer dreißig Jahre. Ihre Haut schimmerte wie Schnee, ihre Formen waren weich und rund, ihr dunkles Auge glänzte hell und lebhaft. Sie schien zufrieden mit sich zu sein. Nun ergriff sie eine kleine Seidenmantille von dunkler Farbe, die sie über die schwellenden Schultern warf, schloß die Tür des Boudoirs und verließ das Landhaus

, die rings herrschte, ward nur durch das Murmeln des Flusses unter brochen. Von Arnold war keine Spur zu ent decken. Sollte er die Tür nicht gefunden haben? Regina ging an dem Gitter hin. Plötzlich hörte sie ein Rauschen in dem Unterholze. Die Zweige wurden auseinander gebogen . . . Arnold stürzte atemlos fast zu den Füßen der Dame nieder. „Was ist geschehen?" „Schwester, man verfolgt mich." „Wer? Wer?" „Jäger. Bauern und Gendarmen." „Hast du dich eines Vergehens schuldig ge macht?" fragte ängstlich Frau

Satler. „Rette mich, wenn du willst, daß ich einer großen Gefahr entgehe. Die Spürhunde folgen mir auf dem Fuße. Das dichte Gebüsch nahm mich auf . . . meine Verfolger müssen die Wiese überschritten haben. Es waren ihrer zu viel . . . ich konnte es nicht wagen, mich zu verteidigen, so ergriff ich denn die Flucht. In deinem Land hause wird man mich nicht juchen." „Die Aufgabe, die Regina zu lösen hatte, war schwer; aber sie durfte den Verfolgten nicht abweisen, durfte ihn auch nicht in die Hände

der Gendarmen fallen laffen. Das Nächste war, daß er dem Bereiche des Forstes entzogen wurde. Da fiel ein Schuß. Das Echo donnerte den Saum des Waldes entlang. Regina stieß einen leisen Schrei aus. Aber mit männlicher Energie faßte sie sich wieder. Sie sah einen Augenblick ihren Bruder an. der ein Pistol gezogen hatte. „Folge mir!" flüsterte sie. „Dort auf dem Wege höre ich Hufschläge galoppierender Pferde." Sie eilten an dem Gitter hin, bis sie die Tür erreichten, die Regina hinter sich verschloß

. Die Gartenarbeiter hatten ihre Beschäftigung eingestellt, um zu Mittag zu essen. Das wußte Regina. Sie schritt durch die umbüschten Wege des Parkes. Arnold folgte ihr. So erreichten Beide unbemerkt das Landhaus, in welchem die trägen Domestiken ruhten. Einige Minuten später befand sich der Vagabund in dem reizenden Boudoir der Dame. Daß er sich höchst seltsam in dem eleganten Raume ausnahm, bedarf wohk kaum der Erwähnung. Regina hatte die Tür verschlossen. „Hier," rief sie leise, „wird man dich nicht suchen

3
Zeitungen & Zeitschriften
Haller Lokalanzeiger
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062661-4/1925/29_08_1925/ZDB-3062661-4_1925_08_29_1_object_8234489.png
Seite 1 von 4
Datum: 29.08.1925
Umfang: 4
war, die ihr Hilfe bringen konnte. „Regina," flüsterte Bruno, der seine Erschöpfung fühlte, „Du kannst mich versöhnen." „Wie?" „Sei offen, ganz offen gegen mich." Sie reichte ihm die Hand und zog ihn empor. „Was willst Du wissen?" „Ich habe dafür gesorgt, daß Dein erster Mann Dir eine Summe in Banknoten schickte . . ." „3a, ja!" „Ist dar Kapital in Deine Hände gelangt? Täusche mich nicht." Bruno starrte die Frau mit unheimlichen Blicken an. Die Habsucht durchbebte ihn wie ein Fieber. „Ich habe es erhalten

!" antwortete sie fest. „Du teilst die Summe mit mir." „Und wenn ich mich weigere?" „So räche ich heute die Schmach an Dir, die ich einst in dem Landhause erlitten habe." Regina erkünstelte so vollkommen eine tiefe Be stürzung, daß sie Bruno für wahr hielt. Er lächelte wie ein Satyr, aus seinen Dolch blickend, der in der Hand zitterte. „Aber wenn ich teile?" fragte sie bebend. dener Nachrichten" vom 9. April 1925 schreiben: „Gudrun Haensch, die man von ihrer Tätigkeit an der Sommeroper her in angenehmer

. . . Man wird mich beneiden um die blendend schöne Frau! Das ge fährliche Handwerk haben wir aufgegeben . . ." Er brach in helles Lachen aus. „Weib," fuhr er fort, „Du verstehst zu leben; Du sollst mir die Zeit verkürzen, sollst mich die Vergangenheit vergessen lehren! Wo bewahrst Du Dein Geld? Ordnen wir auf der Stelle unseren Ehekontrakt. Zeige mir Deine Mitgift!" „Du kennst," sagte Regina schüchtern, „die Kasse Satler's." „Ja, ja!" „Hier ist der Schlüssel. Offne den Eisenschrank und nimm, was du findest. Dort liegt

mein ganzes Vermögen ..." „Gehe voran, Regina, leuchte mir! Ich will er gründen, ob Du die Wahrheit sagst . . . Wehe Dir, wenn Du mich belogen hast!" Und er nahm hastig den kleinen Schlüssel, den sie ihm reichte. Regina schritt mit der Kerze voran. „Der Mensch ist gefährlich!" dachte sie. „Rach dem Raube begeht er einen Mord. Niemand bringt mir Hilfe, darum verlasse ich mich auf eigene Kraft." Bruno folgte ihr die Treppe hinan in den kleinen Saal des ersten Stockes. Sin teuflisches Lächeln ver zerrte

seine bleichen Züge, ein Lächeln, das Zeugnis von seiner Geisteszerrüttung gab. Regina öffnete die vorborgene Tür, indem sie die Hand auf das Auge der Figur in dem Wandge mälde legte. Festen Schrittes stieg sie die Stufen der schmalen Treppe hinab. Unten erschloß sich eine zweite Tür. Publikums, wenn einmal etwas veranstaltet wird dort zu erscheinen. Wir erwarten daher, daß man dem Konzert mit anderen Veranstaltungen an diesem Tage ausstellt, und wünschen, daß der Saal sich besonders mit jenen fülle

4
Zeitungen & Zeitschriften
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1923/20_05_1923/ARBEI_1923_05_20_6_object_7975865.png
Seite 6 von 12
Datum: 20.05.1923
Umfang: 12
nicht nur für ihre Familien, sondern für die ganze christliche Arbeiterbewegung ein kräftiges Memento machen. Nr 10. Der Bergfried. Sette 47. "1 Die weiße Magd. Eine Erzählung von N e i m m i ch l. v (Nachdruck verboten.) „Und die Margret? . . . Red' doch, aber mach' mich nicht unglücklich. — Zerstör' nicht meine einzige Hoff nung . . . Beim Gaskessel war sie nickst, die Margret, gelt, nicht?" „Nein — nein — nein sie ist zur Tür gerannt hat hinaus wollen." „Schau', jetzt weißt es, Regina; aber red

' weiter —. ist sie vor dir gewesen oder hinter dir?" „Vor . . . nein, neben mir." „Aber das stimmt nicht zu deiner früheren Rede. . . Du tust so spassig und willst mir etwas verhehle» . . . Hab' doch Mitleid mit einem armen Manne, der sich in brennender Sehnsucht nach seiner Gatttn verzehrt . . . Du weißt Näheres von ihr, ich merk' es. — O sei doch barmherzig nnd sag' mir die Wahrheit, Regina." „O mein Gatt, ist das hart! . . . Laß' mich, Bauer, laß mich — ich Hab' dir ja alles gesagt. Du machst mick- ganz krank mit deinen Fragen . . . Mir schwindelt — ich muß

gehen." Mit einem jähen Ruck fuhr sie vom Stichle auf und eilte schluchzend hinaus. Betroffen schaute ihr der Mann nach. Er schüttelte mehrmals den Kopf und versank in ein dumpfes Brüten Immer rätselhafter wurde ihm der ganze Fall. Hatte Regina wirklich an ihrer gesunden Urteilskraft Schaden gelitten? Nein, nein, sie war ja immer so klar nnd ver- uünftig gewesen. Ihr umsichtiges, kluges Schassen deu tete aus einen starken Geist. Erst, seitdem er ihr den Heiratsantrag geinacht hatte, zeigte

. Rach langem Sinnen beschloß er endlich, der Regina einige Tage Zeit zu lassen und sie dann noch einmal in ständig um Eröffnung der vollen Wahrheit zu bitten— Regina litt aber in diesen Tagen größere Seelenqual als Der Bauer. Auf der einen Seite fürchtete sie, der Gatts möchte hinter ihr Geheimnis kommen, aus der anderen Seite wünschte sie es. Ost schärfte sie ihm heimlich mit zehrenden Blicken nach und verschlang förmlich mit den Augen seine liebe Gestalt. Damt kam wieder die Augst. Es stand

, wenn er den letzten Funken Liebe, jede warme Erinnerung an sie aus dem Herzen bannte, das konnte sie nicht ertragen! — In dumpfer Ratlosigkeit brachte sie die Stunden hin. Mäch tig drängte die Sehnsucht, der Täuschung ein Ende zu machen und sich dem Gatten erkennen zu geben; aber dir Furcht vor den schlimmen Folgen war noch größer. — Nein, sich selbst verraten durfte sie um keinen Preis. Am sorgenden Montag abends ging der Burgebner etwas zeitiger vom Felde nach Hause, um eine neuer liche Aussprache mit Regina

5
Zeitungen & Zeitschriften
Haller Lokalanzeiger
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062661-4/1923/23_06_1923/ZDB-3062661-4_1923_06_23_1_object_8234039.png
Seite 1 von 4
Datum: 23.06.1923
Umfang: 4
William nach einem tiefen Seufzer. „Wie bereue ich, es so hart behandelt zu haben! Und eines solchen Menschen wegen!" „Auch Antoinette mag ihr Opfer bringen!" wöte Regina. „Wir werden sie unterstützen, daß ste der Pein des Umganges mit dem Agenten wcht so lange ausgesetzt bleibe. Aber was macht M so bestürzt, mein Freund? Wie hat sich der Teufel benommen, der uns in Angst und Schrek- ken setzt?" „Sein Auftreten brauche ich Dir wohl nicht ^Wdern. Er hat eine wichtige Nachricht mit- „Von Alexander

?" »Ja! Alexander ist tot." »Ich dachte es mir!" rief Regina. „Der wackere Mann ist eines Betruges nicht fähig. Mr wohin sind die Banknoten gekommen, die * uberbringen sollte?" »Man weiß weder wo er gestorben ist, noch ohm die Banknoten gekommen sind! Eichstädt hauptet, Alexanders Spur verliere sich in der "he meines Landhauses, und die Summe, die J? „W getragen, müsse zur Hälfte in echten, m Hälfte in imittirten Noten bestanden haben." „Wie aber hat Eichstädt erfahren ..." „Durch einen Brief des Sohnes

Alexanders." „Jenes Emils, der uns von London em pfohlen war?" „Der Empfohlene war der Sohn Alexanders." „Und wo ist dieser Emil?" „Sein Brief ist aus Kalais datiert. Wohin er selbst gekommen, will Eichstädt nicht wisien." „Das ist verdächtig!" meinte Regina. „Jetzt, nach zwei Jahren erfahren wir den Tod Ale xanders." „Eichstädt spricht selbst Vermutungen aus, die mich mit Schauder erfüllen. Der Mensch ist völlig umgewandelt. Er sucht Alles hervor, um uns zu schweren Verbrechern zu stempeln." Die Augen

des Rentiers sprühten unheim liches Feuer, als er seiner Gattin zuflüsterte: „Der Agent darf dieses Landhaus nicht wieder verlassen!" Regina fragte leise: „Verlieren wir, wenn der Mensch plötzlich verschwindet?" „Nein !" „Wohlan, so mag er unser Geheimnis mit in das Grab nehmen! Ich sorge dafür!" Wer die beiden Gatten jetzt beobachtet hätte, würde sie nicht wieder erkannt haben. Der sonst gutmütig und freundlich aussehende William war ein kalter Mensch mit heimtückischen Blicken ge worden. Regina sprach

ruhig, aber mit jener Energie, die den Frauen übel ansteht, weil sie die Weiblichkeit verletzt. Sie zeigte keine Spur von Mitleid, Zorn oder sonst einer Gefühlsre gung; der Ton ihrer Stimme war nicht einmal schneidend, wenn sie flüsterte, sie zeigte sich völ lig gleichgiltig. Es lag in ihrer Ruhe ein ge wisser Stolz, eine Geringschätzung des Mannes, um den es sich handelte. William und Regina gingen Arm in Arm nach dem Landhause. Der Mittag fand die Familie um eine Tafel vereint

6
Zeitungen & Zeitschriften
Haller Lokalanzeiger
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062661-4/1923/30_06_1923/ZDB-3062661-4_1923_06_30_1_object_8234043.png
Seite 1 von 4
Datum: 30.06.1923
Umfang: 4
Dr. Angerer wird laut Be richt genehmigt. In das vorgeschriebene Feuilleton. Die Falschmünzer. Roman von August Schräder. „Sie haben eine Unterredung von mir ge fordert," begann sie nach einer Pause. „Um mich zu rechtfertigen. Regina." „Bedarf es der Rechtfertigung?" „Ich glaube!" „Herr Eichstädt ist unser Aller Meister und Herr." „Es ist wahr; aberwähnen Sie nicht, daß ich meine Ueberlegenheit mißbrauche. Denken Sie daran, daß Sie eine gewaltige Macht besitzen, die mich in Fesseln schlägt

." „Ich, die ohnmächtige Frau, die schweigend gehorchen muß!" „Ihre Schönheit ist die Macht, die mich beugt..." „Herr Eichstädt, Sie haben sich um die Hand meiner Stieftochter beworben!" rief Regina Nrdevoll. „Mein Gott, warum schlagen wir diesen lichm, zeremoniellen Ton an . . . als ob wir ?? Mm ersten Male in vertraulicher Unterredung befänden." „Seit der Zeit, auf die Sie anspielen, mein Mr, hat sich viel, sehr viel geändert! Ich bin W mehr die arme Regina von früher . . . Sie wo nicht mehr jener Hermann Möller

. . ." . „Hören Sie mich an, Regina!" unterbrach 'E.oer Agent, indem er ihre kleinen Hände Mfchen die seinigen nahm. & "^ch brachte Sie als Gesellschafterin in das « des Herrn Satler, mit dem in Geschäfts verbindung zu treten mein Interesse erheischte. Die Natur der Geschäfte tut nichts zur Sache. William ahnte nicht, daß ich Sie liebte; er sollte auch so lange keine Ahnung davon erhalten, bis meine Existenz durch seine Hilfe gesichert war. Sie wissen, daß ich damals mit Ihrem Bruder in Verbindung stand

. Die Verausgabung imitirter Banknoten bereitete mir in Frankreich große Ver legenheit. Ich ward in eine Untersuchung verwik- kelt, aus der ich schuldlos hervorging, weil ich den Beweis lieferte, daß ich selbst zu den Be trogenen gehörte. Clapin, ich gestehe es, hat mir bei dieser Gelegenheit wichtige Dienste geleistet. Wir sahen uns, Sie und ich, Regina, lange nicht. Ich hatte ja auch keinen Grund zur Besorgnis, denn Sie waren gut aufgehoben. Der Reichtum des Herrn Satler verblendete Sie und Sie hei rateten

die wankenden Verhältnisse stützen. Er machte Aktien, die für den Augenblick benutzt und dann zurückgezogen wurden; er fabrizierte Kassenbillets aller Herren, aller Gesellschaften und aller Länder. Unsere Waren umsätze waren großartig. Und wer war die Seele des verwickelten Geschäfts? Bruno Eichstädt, der täglich sein Leben und seine Freiheit auf das Spiel setzte. Derselbe Bruno Eichstädt, der für Regina ein großes Vermögen gewinnen wollte." „Darf ich Sie unterbrechen?" fragte Regina, die lächelnd zugehört

7
Zeitungen & Zeitschriften
Haller Lokalanzeiger
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062661-4/1925/22_08_1925/ZDB-3062661-4_1925_08_22_2_object_8234486.png
Seite 2 von 4
Datum: 22.08.1925
Umfang: 4
das da sie doch einmal erfolgen muß. Deine Vorbereitungen haben die Stunde genau angedeutet. Arnold ging. Regina, die Kerze tragend, begleitete ihn auf die Hausflur. Sie öffnete ihm eine Nebentür, durch die er verschwand. Dann blieb sie sinnend stehen. „Nach zwei Stunden also," flüsterte sie, „wird dieses bequeme Wohnhaus ein Raub der Flammen werden. Schade um die Einrichtung ... wie manche Familie würde sich glücklich preisen, hier zu leben. Aber Arnold hat Recht: nur die Flamme kann die gefährliche Werk stätte zerstören

an der Haupttür gezogen. „Wer von Beiden mag der Erste sein?" fragte sich die schöne Frau. Rasch öffnete sie die Tür. Ein Mann, dicht in einen beschneiten Pelz gehüllt, trat ein. „Regina!" murmelte er. „Ah, Sie mein Herr! Bitte schließen Sie die Tür, es ist kalt!" Es geschah. Beide betraten den erwärmten Salon. Regina sah den Gast mit forschenden Blicken an. Dieser warf den Pelz zu Boden. Er erschien in feiner, schwarzer Kleidung. Es war der falsche Graf. Sein Gesicht war zum Erschrecken bleich

, alle seine Glieder zitterten wie am Fieber. Das dunkel glühende Auge, heute von keiner Brille bedeckt, haftete auf der Dame, die ruhig vor ihm stand. „Regina, Du bist immer noch schön!" stammelte er. „Laß mich Deine Hand küssen, Deinen Arm wie sonst, als ich mich Deiner vollen Gunst erfreute." Sie zog ihre Hand zurück. „Wahrlich," flüsterte sie erstaunt, ..der Graf von Hardenfels steht leibhaftig vor mir! Und doch ist es Bruno Eichstädt, der gewandte Gaukler und Betrüger, der Mörder und Meineidige!" Der Mann

zuckte heftig zusammen. „So empfängst Du mich? Regina, das ist nicht wohlgetan. Du hast mich zu tief in Deine Karten blicken lassen, als daß ich schlecht spielen sollte. Wer hat mich zum Mörder gemacht? Du!" „Sie wollen Ihr Gewissen beschwichtigen ..." „Um Dich sicher zu stellen, habe ich den Polizei spion beseitigt, der sich in unsere Geheimnisse gedrängt. Und wer hat mich meineidig gemacht? Die Liebe zu Dir! Regina, ich mußte Dich aufsuchen, und wenn es mir das Leben gekostet hätte

. Aber nicht Bruno Eichstädt ist zurückgekehrt, sondern der Graf von Hardenfels, Dein erster Gemahl. Wo sollte ich Kunde von Dir erhalten? Ich suchte das Haus Satlers auf und erfuhr, daß Du angekommen seiest. Nimm mich als den Grafen von Hardenfels; ich bin reich . . . auch Du besitzest Vermögen . . . Wir können unabhängig ein fürstliches Leben führen. Bruno Eichstädt, der Agent des Falschmünzers, ist ver schwunden. er ist tot! Sei klug Regina. . . verbinde Dich mit mir!" „Und Ihre Frau, Herr Graf?" fragte

8
Zeitungen & Zeitschriften
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1923/10_05_1923/ARBEI_1923_05_10_6_object_7975774.png
Seite 6 von 10
Datum: 10.05.1923
Umfang: 10
an meine verstorbene Fra«. die Margret, Lrtmsert, und darum Hab* tch dich besonders gern." Regina weinte noch heftiger. Als er wieder nach ihrer Hand laugte, ries sie jawiiternL: »O» zronrad, — Bauer. hattest doch das Wort nicht. ausgesprochen f Run Eist unser beider Ruhe dahin. ■- Ich kann nicht heiraten — niemals ukmraudeu." . »Ja, warum denn nicht, Regina?" ftsgte er enttäuscht. »Bin ich dir zuwider? Hast mich kein tzißl gern?" »Bon ganzem Herzen gern Hab' ich dich und ich weiß mir keinen lieberen Menschen

. frag' mich nicht werter." »Sind übe Aussichten versperrt? Gibst du mix gar keine Hoffnung, Regina?" „Jetzt einmal nicht; allein es kann sich manches ändern, früher oder später kann ckwas Unerwartetes cintreffen, daß alle Hindernisse schwinden — vielleicht in einem Jahr, vielleicht in zwei, vielleicht aber auch gar nie." „So bleibt mir wenigstens ein schwacher Trost. Ich wart' dir,' Regina, MLg's auch zehn Jahre dauern, und heiraten tu' ich «icManden wie dich." „Und ich will dein sein im Herzen

Hm die Fabriks- E Herrin fchr Ml. beinahe «»höflich entgegen Und sagte ohne jede Ein'ftiMng; „Bnrgcbnxr, Sie gehe» Uvmten aus Freierssüßen?" »Mt Mir m nicht ein." bremste er auf. :i mx sagt d a s?" »Ich schließe es aus den ssrMkttLL» CrkurMgungen, ^ welche Sie jüngst bei mir Wer die Regina Seidl. Ihre Hausmagd, Lingezogen. haben; aber ich mache Sie auf- nterksam, bevor Sie neuerdings in den Ehestand treten, ^ müssen Sie sich über den Tod Ihrer früheren Gattin volle 1 Gewißheit schaffen." • „Da wird leider

, daß sie wirklich lebt," sagts die Dame jetzt nur vieles srermAjcher. „bloß die Mög lichkeit ist offen. Hören Die nur. — Jüngst sind die zwei Mädchen wieder hier gewesen, welche damals beim Fabriksunglück nebst der Regina Seidl mit dem Leben davon' kamen. Die beiden waren sehr erstaunt, als sie auf dem Friedhose unter den Lodesopseru jener Kata» sirophe auch den Namen Ihrer ®Ä lasen. Gar nicht für möglich hatten sie es gehalten, daß die Margret zu grunde geOngen fei. Sie erzach-Aen, die Margret sei ueLon

Zu haben. Erst a'LL sie nach Iohr und Tag hiehcr zuriiEehrkLn uud- die Grabschrift ihrer Frarr erblickten, äußerten sie iüre Le?-» wrrnderttug und machten auf die Nnftimmiskeiie?, o.rrs- merksam. ... So wie den beiden Mädchen kann es auch Ihrer Frau gegangen seilt, daß sie km ersten Einsetzen, keüws klaren Gedaukeus fähig, pkauros das Weite suckste." „Ja, es «mtz ftirchibär gewesen seist. Unsere Magd, Die Regina Seidl,, zitiert Lurmer noch an Men Gliedern, . so «ft man das Unglück vm mit einer Silbe erwähnt

9
Zeitungen & Zeitschriften
Haller Lokalanzeiger
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062661-4/1923/23_06_1923/ZDB-3062661-4_1923_06_23_2_object_8234040.png
Seite 2 von 4
Datum: 23.06.1923
Umfang: 4
dieses Man nes zu ertragen." William nickte bedeutsam mit dem Kopfe. Er sprach nicht, aber in seinen Blicken und in dem Händedrucke lag die Antwort, die das bleiche Mädchen nicht mißdeuten konnte. Bruno trat im Gespräche zu Regina. Nach dem er laut eine Höflichkeitsphrase gesagt, flüsterte er: „Madame Satler wird die Güte haben und mir eine Unterredung bewilligen." „Wissen Sie das so genau?" fragte die Dame, verletzt über den Ton, in welchem die Bitte gesprochen worden. „Ich setze voraus

, daß Ihnen an der Er haltung meiner Freundschaft liegt," antwortete galant der Agent. Regina stellte sich, als ob sie plötzlich ein geschüchtert sei. „Dann, mein Herr dürfen Sie nicht zweifeln, daß ich mich einstellen werde. Wann wünschen . . .?" „Diesen Abend noch." „Und wo?" „Bestimmen Sie den Ort, Madame!" Negrna überlegte einige Augenblicke. „Warten Sie in Ihrem Zimmer, bis Pe- trine Sie abholt. Man geht hier zeitig zur Ruhe." „Ich werde warten." Eine Stunde später war es still in dem Landhause. Regina

, Regina ... ich bin ja Dein Bruder!" „Uebrigens bleibt Alles bei der Verabredung." „Geh', daß Dein Plan durch eine Ueber- raschung nicht vereitelt werde." Kaum hatte Regina die Tapetentür geschlos sen und ihren Platz wieder eingenommen, als Petrine den Besuch anmeldete. Der Agent folgte ihr auf dem Fuße. Die Zofe mußte es noch sehen, daß er der Herrin vom Hause ehrerbietig die Hand küßte. Bruno wollte sprechen. „Still!" flüsterte Regina. „Was ist's ?" „Sie werden es sogleich sehen

." „Sind wir nicht allein?" Die Dame ging rauschend in das Vorzim mer, wo sie die Tür schloß, die auf den Korri dor führte. Sie trat mit den Worten in das Boudoir: „Jetzt sind wir allein und sicher vor Lau schern." Regina, lebhaft und rasch wie ein junges Mädchen von zwanzig Jahren, war verführerisch schön. Die sommerliche Toilette trug dazu bei, daß ihre üppigen Körperformen sich in dem hell sten Lichte zeigten. Ihre Haut war glänzend weiß wie poliertes Elfenbein. Den runden Hals schmückte ein kostbares Collier

; an den zarten Handgelenken, die sich einem vollendet schönen Arme anschlossen, schimmerten feine, elegante Bracelets. Regina war Meisterin in der Kunst der Toilette. Sie trug kein brustbeengendes Kor sett, das der weiblichen Büste eine gewisse Steif heit verleiht; und dennoch zeigte das Kleid von leichter weißer Seide eine graziöse Taille, die durch ihre Biegsamkeit zur Bewunderung hinriß. So stand sie vor dem Agenten, schüchtern, mit niedergeschlagenen Blicken, als ob sie von der Notwendigkeit

10
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Wastl
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIWAS/1924/04_06_1924/TIWAS_1924_06_04_3_object_7953007.png
Seite 3 von 8
Datum: 04.06.1924
Umfang: 8
daherg'rennt ist und uns zur Seite ge schoben hat mit wegwerfenden Gesten uns anzischend: Stellts aus mit eure Madlfratz'u! Ich krieg den Pfingstl iönig! Damit das Hirschenwirtsmadl auch noch, ein bißh Glanz krieg'n soll, hat sich die Weitmoserin natürlich gleich hinter der Unterlacknerin aufg'stellt und daun ver langt, daß ihr Täufling den Namen Regina erhalte, was ja Königin heißt." „Weil ich nach den Schuljahr'n aus dem Dal kom- ,men bin zu dein Better," schaltet Bertl ein, „kann ich *) Tatsächlich

ein alter.Brauch in einem Tose Osttirols. mich nur noch erinnern, daß der Staller Peter und die Wirts-Regina immer fest z'samm'g'halt'n und wir sie immer 's Königspaar g'heiß'n haben." „Jetzt sein so zirka zwanzig Jahr seit jener Taus vorübergangen," berichtet die Bäuerin weiter, „und es scheint, daß das hochgeweihte Taufwasser aus alle 3 Täuf linge eine ausgezeichnete Wirkung ausgeäbt Hatz, weil sie alle so gut ausgefallen sind. Ter Peter ist nit umsonst die Freud und der Stolz seiner Eltern und der Patin

, ein so braver und hübscher Bursch ist's, nach den: sich die Dirndln des Dorfes schier die Ang'n herausschaun, blond, blauäugig, ein Mann ein Wort, vom Scheitel bis zur Sohle ein echter, strammer Deutscher, Nur in einer Sache war er bis iit Die letzte Zeit her etwas unentschieden und wankelmütig, nämlich, ob er die braunzvpfige Regina oder mein schwarzflechtiges Basele, die Gretl, endgültig zur Braut erwählen soll. Es hätt aber ein jeder zwischen der Regina und der Gretl hart gewählt. Beide brav

bis zur Musterhaftigkeit, beide schön, daß sie alle jungen Burschen um den Ber- stand bringen und beide in den hübschen Peter verliebt. Ter junge Staller und die Regina galten schon von jugendauf allgemein als Verlobte und weil der alre Staller diese Verbindung besonders gerne sah, war Peter als guter Sohn allzeit bereit gewesen, den Herzenswunsch des Vaters zu erfüllen, obwohl man oft g'merkt hat, daß ihm die Gretl viel lieber sei. Wie er vom Krieg z'rückkommen ist und erfahren hat, daß es die Regina

11
Zeitungen & Zeitschriften
Haller Lokalanzeiger
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062661-4/1923/21_07_1923/ZDB-3062661-4_1923_07_21_2_object_8234056.png
Seite 2 von 4
Datum: 21.07.1923
Umfang: 4
sein. Das ist em pikantes, reizendes Verhältnis! Bleiben Sie ruhig sitzen, Regina; wir müssen durchaus ins Klare kommen. Morgen könnte es zu spät sein." Er wollte ihren Arm küssen. „Berühren Sie mich nicht!" rief sie in höchster Entrüstung. „Sie sind ein Elender, ein Ungeheuer, ein schamloser, niedriger Mensch. Gehen Sie, gehen Sie!" Sie stand mit zürnenden Blicken vor ihm, die schönen weißen Hände auf den wogenden Busen pressend. „Wann darf ich wiederkommen?" fragte höflich der Agent. „Nie! Nie!" „Vielleicht

dann, wenn ich meine Frau ver giftet habe, wie Sie Ihren Grafen?" Regina stieß einen Schrei aus. „Mensch," stammelte sie, „was ist das? Einen Mord wollen Sie mir aufbürden? Diese Frechheit, viese Verworfenheit ... ich könnte wahnsinnig werden! Sie haben es weit gebracht in der Kunst, Verhältnisse auszubeuten!" „Ich kann," entgegnete Bruno, „meine Be hauptungen auch beweisen. Halten Sie mich für so töricht, eine Anklage auszusprechen, die zu be weisen mir die Mittel fehlen? In meiner Tasche sind die zwei letzren

Aufzeichnungen des verstor benen Graf von Hardenfels . . . Bruno klopfte mit der flachen Hand auf seine Brust .. . Merken Sie auf, Regina, an meinem Hochzeitstage über reiche ich Ihnen sämtliche Papiere des Grafen . . . und der alte Christohp, der als Zeuge gegen Sie auftreten könnte ..." „Kein Wort mehr!" unterbrach ihn Regina, die vor Zorn bleich geworden war. „Sie ver dienen nicht, daß ich noch eine Minute länger mit Ihnen rede!" Kalt und elegant verneigte sich der Agent. „Ich gebe Ihnen drei Tage Frist

." „So werden Sie öffnen." „Gehen Sie durch meine Garderobe in das Parterre, um den Argwohn der Domestiken nicht zu wecken." „Diese Rücksicht bin ich meinem Geschäfts freunde schuldig." Regina öffnete die Tapetentür. Der Agent nahm eine Kerze und schritt dem finstern Raume zu. In dem Augenblicke, als er die Schwelle überschritt, ward er von zwei kräftigen Fäusten erfaßt und zu Boden geschleudert. Er stieß einen zischenden Schrei aus. „Zurück, Schwester!" rief Arnold, „Jetzt ist es an mir, mit diesem Ehrenmanne

am Boden liegend, starrten sich mit glühenden Augen an. Der Agent machte den Versuch, seinen Geg ner abzuschütteln, Arnold, der stärkere, drückte ihn zurück. Regina hatte sich abgewendet, um den scheuß lichen Kampf nicht zu sehen. Beide Gegner waren im höchsten Grade erbittert. „Ich habe keine Waffen!" murmelte der Agent. „Auf einen solchen Angriff habe ich mich nicht vorbereitet." „Du lügst!" Während Arnold mit der einen Hand den Kopf des Agenten hielt, durchsuchte er mit der andern ihm die Taschen

12
Zeitungen & Zeitschriften
Haller Lokalanzeiger
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062661-4/1924/06_12_1924/ZDB-3062661-4_1924_12_06_1_object_8234345.png
Seite 1 von 4
Datum: 06.12.1924
Umfang: 4
geworden war vor Erregung. Regina lächelte mitleidig. „Sie sind immer noch krank! Eine solche Anschauung der Dinge . . ." „Ist die richtige." „Und was hat denn mein seliger Mann ver brochen?" „Er hat falsches Geld gemacht und geduldet, daß in seinem Landhause ein Mord verübt wurde!" „Fräulein!" fuhr Regina auf. Antoinette flüsterte mit stechenden Blicken: „Kennen Sie das Grab unter der Eiche?" Die schöne Frau zuckte heftig zusammen. „Sie phantasieren, meine Beste!" „Ich habe die Totengräber gehört

und ' ehemaliger Ge meinderat in Hall, Vorstand der städtischen Sparkasse usw. Vogl Adolf gehörte der kon servativen Partei des Haller Gemeinderates an. Er war ein stiller Charakter, voll Schaffenskraft, der, einst Leiter der Vereins- daß ich Ruhe gewinne! Die Tage, die ich im Landhause verbracht, sind die gräßlichsten meines Lebens . . . Sorgen Sie dafür, daß ich sie ver- geffen kann!" „In diesen Worten liegt eine Drohung!" rief Regina. „Ich überlasse es Ihrem Ermessen. Da wir einmal bei offenen Erklärungen

angekommen sind, bitte ich Sie, gnädige Frau, mir die Frage zu beantworten: Befinden sich unter den Banknoten, die ich von meinem Vater geerbt habe, falsche?" „Wie kann ich das wiffen!" „Mein Vater hat nichts ohne Ihren Rat, ohne Ihr Vorwissen unternommen! Sie sind der böse Geist, der den armen Mann geleitet hat! Um Ihre maßlosen Ansprüche zu befriedigen, hat er seine Unternehmungen bis auf das Gebiet des Unerlaubten ausgedehnt." „Genug!" rief Regina in einem furchtbaren Ernste. „Ihre Anklagen

falsches Geld, von den ersten Bankhäusern werden Papiere ausgegeben, die Vetter Bertram gefertigt hat. Man weiß nicht mehr, wer der Betrüger, wer der Betrogene ist. Und nun, mein liebes Kind, merken Sie auf: ich werde Ihnen dartun, daß ich Ihrem Vater eine treue Lebensgefährtin gewesen." Regina erhob sich. „Zunächst sollen Sie erfahren, warum ich Sie zu mir in dieses Zimmer habe bitten lassen. Jedes meiner Handlungen hat einen triftigen Grund." Sie verschloß die Tür, die auf den Korridor führte

. „Was beginnen Sie?" fragte Antoinette, die ängstlich geworden war. „Nichts, das Sie beunruhigen könnte. Sie müssen wissen, warum ich in diesem Hause woh nen will. Vielleicht bitten Sie mich darum, daß ich bei Ihnen bleibe. Und Sie sind ja die Toch ter des Mannes, dessen Ehre ich zu retten ge denke." Regina zog einen Schlüssel hervor, den sie an einer Goldkette trug. Rasch schritt sie auf ein Wandgemälde zu, das eine Gruppe junger Mäd chen darsteüte. Indem sie ihren Finger auf das rechte Auge

13
Zeitungen & Zeitschriften
Haller Lokalanzeiger
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062661-4/1923/12_05_1923/ZDB-3062661-4_1923_05_12_1_object_8234013.png
Seite 1 von 4
Datum: 12.05.1923
Umfang: 4
von August Schräder. „Ich bin ja kein Fremder in diesem Hause. Leider konnte ich eine passendere Zeit nicht wählen . . . die Sehnsucht trieb mich ... wie befindet sich Antoinette, meine Braut?" „Die Landluft hat rasch die Genesung voll- ! endet. . . Antoinette kann gestärkt den Bräuti- : gam empfangen." „Diesen Abend noch?" fragte Bruno rasch. Regina zuckte mit den Achseln. „Ich glaube kaum. Meine Stieftochter hat wohl nicht erwartet, daß der Bräutigam so spät kommt." ' »Und Herr Satler?" Der Genannte

erschien im Schlafrocke. Mit ausgebreiteten Armen empfing er den späten Gast und duldete es, daß dieser ihn küßte. Ein Judaskuß, dachte Regina, die leise zit ternd den schönen Mann betrachtete. Die drei Personen betraten den Empfangs- wal-. Rach einem kurzen Gespräche entfernte sich Regina, unter dem Vorwände, den Domestiken Befehle zu erteilen. „Was für Nachrichten bringen Sie?" fragte Herr Satler. „Nur gute. Die Geschäfte florieren ..." „Genug! Ich bin für diesen Abend zufrieden gestellt

Schwiegersohnes und sagte: „Die Erfüllung meines sehnlichsten Wunsches hängt von Ihnen ab . . . Antoinette beugt sich der Autorität des Vaters, von dem sie weiß, daß er es herzlich gut mit ihr meint. Halten Sie dem mutwilligen Kinde die Jugend zu Gute. Es schätzt meinen Freund und Geschäftsgenoffen und wird ihn bei näherer Bekanntschaft bald lieben. Meinen Willen kennen Sie. Er bleibt unabänder lich. Nun überlassen Sie sich der Ruhe, mein Freund; es ist schon spät in der Nacht." Nachdem Regina die nötigen

Befehle erteilt, hatte sie das Zimmer ihres Bruders wieder auf gesucht. „Bruno Eichstädt ist da!" flüsterte sie hastig. „Gut, so bleibe ich verborgen." „Ich kann also auf dich zählen?" fragte Regina erregt. „Wie die Schwester auf den Bruder. Sage deinem Manne, daß ich diesen Bruno ersetze, wenn er verschwinden sollte. Die arme Antoinette braucht nicht geopfert zn werden." Befriedigt betrat Regina ihr Schlafzimmer. „Wie kalt war sein Gruß, flüsterte sie; ich kann wohl sagen, wie höhnend war seine Artig

14
Zeitungen & Zeitschriften
Haller Lokalanzeiger
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062661-4/1922/25_03_1922/ZDB-3062661-4_1922_03_25_1_object_8233901.png
Seite 1 von 4
Datum: 25.03.1922
Umfang: 4
und Sie werden den, der Sie erwartet, bald sehen. Mich finden Sie wf meinem Posten." Beide trennten sich. Regina ging weiter. Hr Fuß verursachte kein Geräusch, da er über 'amtweiches Moos schritt. Bon Zeit zu Zeit neigte sie sich, um ein verspätetes Veilchen zu pflücken. Dabei sah sie jedoch aufmerksam nach ^em Gitter, an dem sich plötzlich eine eigentüm liche Gestalt zeigte. Es war ein Mann in einer Rauen Bluse, die nach Art der Handwerksge sellen durch einen blanken Ledergürtel zusammen zehalten ward. Das sonnverbrannte Gesicht

, in dem große Augen glühten, schloß ein voller schwarzer Bart ein. Das Haupt dieses Mannes ^deckte ein zerdrückter grauer Filzhut. Sie starrte ihn, er starrte sie an. „Regina!" murmelte bewegt eine markige Stimme. „Wer ist da?" E^,,Du bist es, ich erkenne dich auf den ersten „Aber wer sind Sie?" Der Fremde drängte sein Gesicht an die ^ühe des Gitters; er lächelte wie ein Mann, n sich an der Überraschung, die er bereitet, zu weiden gedenkt. Man sah seine bläulichen, aufgesprungenen Lippen, seine schneeweißen

Zähne, nnd die großen Hände, die das Gitter hielten. „Herr, mein Gott!" rief Regina. „Erkennst du mich nun?" „Nein, ich täusche mich wohl! Die Toten verlassen ihre Gräber nicht!" „Wenn sie wirklich gestorben sind!" ent- gegnete der Mann. „Arnold!" „Er steht vor dir!" „Woher kommst du. Bruder?" fragte Regina, indem sie ihm hastig die Hand durch die Stäbe des Gitters entgegensireckte, die Arnold bewegt drückte. „Direkt aus England, wo ich durch ein Wunder vom Tode errettet ward. Erlaß

mir jetzt die Erzählung meiner Leidensgeschichte, denn ich bin völlig erschöpft vor Hunger und Durst. Warum starrst du mich an? Komme ich dir un gelegen?" sagte Arnold verletzt. „Du siehst fürchterlich aus." Der Vagabund lächelte. „Weil mir die Toilettengegenstände fehlen. Gib mir Geld und nach vierundzwanzig Stunden wirst du einen Elegant sehen, der mit Ehren deine Zimmer betreten kann." Regina überlegte. „Nein, rief sie, du kommst nicht ungelegen! Einen Mann wie dich kann man stets verwenden

!" murmelte er. „Die reiche Frau hätte wohl mehr zahlen können. Aber so sind vornehme Leute; sie lassen sich durch den An blick der tiefsten Armut nicht erweichen." „Und um sich zu zeigen, haben Sie meine Herrin an das Gitter gelockt?" „Es ist gut. Ich lasse der Dame danken." Der Bettler verschwand hinter einem Strauch. Die Zofe traf ihre Herrin in der Vorhalle des Hauses. Regina gab ihr einige Aufträge, deren Vollziehung lange Zeit erforderte. Nun konnte sie sich auf eine Stunde entfernen. Sie

15
Zeitungen & Zeitschriften
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1923/01_06_1923/ARBEI_1923_06_01_6_object_7975973.png
Seite 6 von 12
Datum: 01.06.1923
Umfang: 12
Sekte 50. Der Bergfried. Nr. 11. Die weiße Magd. Eine E r z ä h l« n g von Reim m i ch 1. 10 (Nachdruck verboten.^ „Blimi, blami — nichts aber! . . . Ein krankes Mensch darf man nicht vor Türe jage, wie einen Hund, sondern muh darauf schauen und es pflegen. So stelst's in den acht Seligkeiten und in dm fünf evangelischen Räten. — Im übrigen hat's die gute Frau — heißt das die Weiße Regina — schon um uns verdient, daß wir ihr etwas Gutes antun und ihr einen Unterschlupf bei uns gönnen

." „Hm ... hm ... Wenn's grad' nicht so heimlich war'! *— Und sie kann auch sterben." „Bist ein langweiliger Tappmacher . . . Vor sie stirbt, muß ehe Licht in die Sache kommen. . . . Aber sie stirbt nicht, die Regina, so wert kenn' ich mich schon aus . . . An einer Rerventtberspannung ist noch niemand gestor ben. — Sie wird bald wieder ans den Füßen sein und dann bleibt sie keinen Tag länger unter unferm Dache." „Wenn aber die Gendarmen drauskommen, werden wir eingespcrrt." bemerkte der Thaddes. „Gimpel, die zu laut

akkurat so lieb an wie der Henne das Krähen . . . Hält' i ch nicht alleweil *o tapfer zur Sach' geschaut, könntest längst schon dein Haus auf den Buckel nehmen wie eine Schnecke und es ans den Markt tragen . . . Wer hast't, der schasst — merk dir's! — Daß du mir ja zu keinem Menschen ein Wörilein von wegen der Regina verlauten laßt. Sobald Zeit zum Reden ist, werd' schon ich reden; damit Punktum und Amen!" „Mhm. mhm, mhm," knurrte der Thaddes und stolperte mißmutig in seine Kammer, wohin

ihm etwas später die Stinl folgte. Am nächsten Vormittag war der Thasdes frühzeitig wieder bei der Holzarbcit im Walde des Burgebners. Die Stinl aber hatte alle Türen des Häuschens verriegelt und die Stubenf-enster mit Tüchern verhängt. Es sollte niemand von außen einen Blick in die Stube Wersen können; denn drinnen saß Regina, die weiße Magd, und nähte langsam mit zitternden Fingern au einem Klei dungsstück. Ihr Gesicht war noch verhärmter als in den letzten Wochen; ab und zu rollte sich eine schwere Träne

ans ihre Arbeit nieder. Rach einer Weile trat Stinl mit einer warmen Suppe herein und sagt freundlich: „Mußt dich ein bißchen stärken. Regina; da iß. — Uebrigens bist heute viel frischer und kräftiger." „Ja, es geht schon wieder langsam." seufzte die Frau, „und ich werd' euch nicht mehr lange zur Last fallen." „Zur Last fallen? Davon ist keine Rede. Wenn's dir gut genug ist bei uns, kannst alleweil da bleiben. Und so. wie du jetzt bist, laß ich dich noch aus keinen Fall weg." Jt Stinl, ich muß

16
Zeitungen & Zeitschriften
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1930/15_04_1930/DERSU_1930_04_15_1_object_7915332.png
Seite 1 von 8
Datum: 15.04.1930
Umfang: 8
in gewesen. Und nun war der Weihnachtstag da. Alle Hoheit, aller Schmerz lag da weit draußen — ngend- Welt — oder tief wie in einem Brunnen auf dem des Herzens versenkt. Bis zur Decke ragte der -stsbaum in dem kleinen, zu ebener Erde liegenden • des Dollingschen Hauses. Die Kinder saßen unter , n Zweigen an einem niedrigen Tischchen und spielten, f 1 Bilderbücher an und waren von süßem Glück um- Mn. Aus der Sofabank lehnte Regina mit einer Woll- A die nicht fertig geworden — Martin ihr gegen- im hochlehnigen, gotisch geschnitzten

Stuhl. Vom ^uznnmer drang traulich das Gespräch von Vater Dol- ijw mit Norbert herüber, die eine gemeinsame kandwirt- l iche Angelegenheit zu besprechen hatten. Denn die , 2“ besaß großen Besitz an Land. Ab und zu kam dwßvuter herüber, strich den Enkelkindern liebevoll über die blonden Lockenköpfe, nickte seiner Tochter Regina und seinem Sohne Martin zu, als müsse er sich verge wissern, ob er auch wahrhaftig noch da wäre, und schbith dann wieder rechnend und disponierend zu Norbert hin über. Reginas

. Was war aus dem frohen Jungen für ein schmerzgereister Mann ge worden! Regina hätte seinen Kopf nur immer wieder von neuem mit ,ihren Händen streicheln mögen, um ihn die Unbill, die unsagbare Unhill, die ihm angetan worden, ver gessen zu machen. Martin fühlte ihren Blick der Liebe. Er sah sie an. Unvermittelt sagte er: „Laß gut sein, Regina! Es muß überwunden werden. — Sage du mir lieber, bist du in all der Zeit . . .?" Ihr Herz klopfte hart. Schnell unterbrach sie .ihn. „Haft du eigentlich Helene gar

nicht auf dem Bahn-' Hof bemerkt?" „Bemerkt wohl schon" — „Ich dachte, sie hätte dir Blumen bringen wollen?" „Ob mir oder einem anderen der Heimkehrenden, das blieb sich doch gleich. Ich meine gesehen zu haben, daß sie sie ciinem anderen reichte. Wir Gefangenen haben alle gelitten." „Hast du nie daran gedacht, daß sie brr persönlich einmal mehr werden könnte?" fragte Regina säst zaghast. „Helene? — Mir?" — Er schüttelte gleichgültig den Kopf. „Es wäre ja freisich sehr vernünftig, an eine Ver bindung nsit

. . ." „Nicht streng. Nur sachlich. Ich hatte ja Zeit genug, nachzudenken. — Nun antworte auch du mir, Regina..." Sie legte die Hand über bie Augen. Er war ja da mals nicht mit zum Dolomitenblick gewesen. Wäre er's, wäre ihm vielleicht all das Kerkerelend erspart geblieben! „Ihr wart doch an jenem Tage mit hinauf in die Berge — du und auch Julius," begann er von neuem in dunklem, verhaltenen Ton. „Nächst Vater achte ich kaum einen Mann so hoch wie ihn!" . und du würdest dich freuen?" Regina sieß die Hand sinken

17
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Wastl
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIWAS/1928/23_05_1928/TIWAS_1928_05_23_4_object_7955134.png
Seite 4 von 8
Datum: 23.05.1928
Umfang: 8
sind, die reiche Unterlacknerin mit dem Buben vom Stallerbauern daherg'rennt ist und uns zur Seiten geschoben hat mit wegwerfenden Gesten, uns anzischend: „Stellts aus mit eure Madl- - fratz'n! Ich krieg den Psingstkönig!" Damit das Hir- - schenwirtsmadl auch: noch! ein bisl Glanz krieg'n soll, ! hat sich die Weitmoserin natürlich gleich hinter der Unter- ! lacknerin aufg'stellt, und dann verlangt, daß ihr Täufling j den Namen Regina erhalte, was ja Königin heiß,t." ! ; ■ „Weil ich nach den Schiuljahr'n

und hübscher Bursch! ist's, nasch, dem sich die Dirndln des Dorfes schier die Aug'n herausschaun, blond, blauäugig, ein Mann ein Wort, vom Scheitel bis zur Sohle ein echter strammer Deutscher. Nur in einer Sache war er bis in die letzte Zeit her etwas unentschieden und wankelmütig, nämlich, ob er die braunzopfige Regina oder mein schwarzflechtiges Basele, die Gretl, endgültig zur Braut erwählen soll. Es hätt' aber ein jeder zwischen der Regina und der Gretl hart gewählt. Beide brav bis zur Muster

haftigkeit, beide schön, daß sie alle jungen Burschen um den Verstand bringen und beide in den hübschen Peter verliebt. Der junge Staller und die Regina galten schon von jugendauf allgemein als Verlobte und weil der alte Staller diese Verbindung besonders gerne sah, war Peter als guter Sohn allzeit bereit ge wesen den Herzenswunsch des Vaters zu erfüllen, ob wohl man oft g'merkt hat, daß ihm die Gretl viel lieber sei. Wie er vom Krieg z'rückkommen ist, und er sahren hat, daß es die Regina

18
Zeitungen & Zeitschriften
Haller Lokalanzeiger
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062661-4/1922/12_08_1922/ZDB-3062661-4_1922_08_12_3_object_8233989.png
Seite 3 von 4
Datum: 12.08.1922
Umfang: 4
te? Bin ich auch an einen Greis gefesselt, so bleibt mir doch das niedere Elend fern, das Leib und Seele vernichtet. Freilich das Herz findet keine Befriedigung . . . Ach. es ist doch mchts vollkommen auf dieser Welt voll Mängel!" Regina trat zurück und betrachtete eine Ete. die so lange um die Flamme der Kerze flatterte, bis sie verbrannt auf den Tisch fiel. „So geht es manchem Menschen!" dachte fchmerzlich lächelnd die Dame. „Man bewegt sich, üon einem unerklärlichen Drange getrieben, in 2® glänzenden Kreise

, den der Reichtum er- und sinkt endlich vernichtet zu Boden. M" . fügte sie auffahrend hinzu, „der Kluge W sich, er bleibt dem Brennpunkt fern und N sich endlich ganz zurück, um in kühlendem ^Ntten sein Leben zu beschließen. Der Bruder mir helfen, ein erquickendes Ziel zu errei- Sie schob den Riegel vor die Tür. w demselben Augenblicke ward geklopft. ..Wer ist da?" "Zeffne. Regina!" ..Bist Du es. William?" "Kein Anderer!" Sie öffnete. Der greise Gatte trat ein. Mit lüsternen Blicken betrachtete er die reizende

Gat tin, die ihn verwundert fragend ansah. Dann reichte sie ihm die Hand, und bot ihm den Mund zum Kusse. „Du hast, mein Kind, tausend Taler ver langt ?" „Weil meine Kasse leer ist." „Hier ist die Summe." William legte ein kleines Portefeuille auf den Tisch. „Kann ich die Banknoten in hiesiger Gegend ausgeben?" fragte Regina. „Prüfe sie." Die Dame öffnete das Portefeuille. Es ent hielt zehn Hunderttaler-Noten eines großen Staates. Die Billets sahen schmutzig und abge nützt aus. Regina hielt

sie mit Kennerblicken prüfend gegen das Licht. Dann betrachtete sie aufmerksam die Schrift. „Echt!" rief sie lächelnd. „Ich danke Dir, William." „Glaubst Du?" fragte William, der sich vergnügt die Hände rieb. „Ich lasse mich so leicht nicht täuschen." „Und doch bist Du getäuscht." Regina prüfte zum zweitenmal die Billets; sie bediente sich dazu einer Lupe, die sie aus ihrem Nähtische geholt hatte. Die Art und Weise ihres Verfahrens verriet, daß sie sehr geübt da rin war. „Du treibst einen Sckierz mit mir William

19
Zeitungen & Zeitschriften
Haller Lokalanzeiger
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062661-4/1925/07_03_1925/ZDB-3062661-4_1925_03_07_1_object_8234393.png
Seite 1 von 4
Datum: 07.03.1925
Umfang: 4
. Die Falschmünzer. Roman von August Schräder. Sie berührte mit ihren Lippen das Haar des Knie enden. Bernhard zog ihre zitternden Hände an seinen Mund. In diesem Augenblicke ward die Tür geöffnet: Ale xander Schild stand auf der Schwelle. Der Arzt erhob sich rasch. Antoinette fuhr erschreckt zurück. „Verzeihung!" rief bestürzt der Agent. „Wen suchen Sie?" fragte der Doktor. „Ich habe das rechte Zimmer verfehlt." „Wen suchen Sie?" „Frau Regina Satler ... man sagte mir, ich könne sie sprechen ..." „Und wer

kommt in der Periode der Judit zur Geltung, zu welcher ihn Hebbels > schwülstige Verse geradezu herausforderten, während Antoinette kehrte zurück. „Meine Stiefmutter kennt ihn!" flüsterte sie hastig. „Sie war höflich, und wie es schien, nicht unangenehm überrascht, als er eintrat. Doch was kümmert uns das? Wir haben wichtigere Dinge zu bedenken. Mag Frau Regina ihre Reisebekanntschaften empfangen; beeilen wir uns, die arme Albertine in Freiheit zu setzen und unsere Abreise vorzubereiten

. Der Wagen brachte ihn zu dem Bankier. Achtzehntes Kapitel. Der Kauf. Wir wissen, daß Antoinette den Fremden der Stief mutter zugeführt, und daß sie die Bemerkung gemacht hatte, Regina sei nicht unangenehm überrascht gewesen. Sie war nicht nur nicht unangenehm überrascht, sondern freudig bestürzt. Als Antoinette sich nach den Worten ent fernt hatte: „Dieser Herr wünscht Frau Satler zu sprechen," rief Regina leise, aber im Tone höchster Freude: „Paul! Paul! Ich habe Dich mit Schmerzen er wartet

!" Und sie hätte es gern gesehen, wenn der junge Mann sie umarmt und geküßt hätte. Wir erinnern den Leser an die Szene in Calais, die zwischen Beiden am Abend vor der Abreise nach England stattfand. Diese Szene beweist die Intimität des Umgangs. Aber Paul schien sich derselben nicht zu erinnern, er mochte entweder seine Ansichten von der reizenden Frau geändert haben oder andere Dinge denken, die ihn abhielten, zärtlich zu sein. Er küßte nicht einmal der Dame, die sich von ihm geliebt wähnte, die Hand. Regina

20
Zeitungen & Zeitschriften
Haller Lokalanzeiger
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062661-4/1923/07_07_1923/ZDB-3062661-4_1923_07_07_1_object_8234047.png
Seite 1 von 4
Datum: 07.07.1923
Umfang: 4
, daß auch der Orchesterverein Harmonie mitwirkt, was hiemit nachgeholt sei. Da zum vollen Tausend Treffer noch einige Nummern fehlen, werden alle jene, die sich an der Peuilleton. Die Falsch,immer Roman von August Schräder. „Ihre Offenheit, mein Herr, ist bewunderungs würdig !" „Tragen Sie Sorge, daß auch ich Sie in dieser Beziehung bewundern kann. Wir sino ja seit Jahren intim befreundet, lieben uns, befinden uns allein in Ihrem traulichen Boudoir . . . Regina, ich könnte Sie küssen, in die Arme schließen . . ." Der Agent

wollte seinen Arm um ihre Taille legen. Regina wich, mit den Händen wehrend zurück. „Halt, mein Herr, so weit sind wir noch nicht!" „Was fordern Sie noch?" „Antworten Sie!" „Gern, mit tausend Freuden. Ihnen will ich stde Falte meines Herzens offenbaren. Fragen Sie, reizende Regina, fragen Sie!" Die Dame hatte ihre runden, glänzenden Arme gekreuzt. Ihre Blicke leuchteten als sie fragte: „Was werden Sie beginnen, wenn ich auf Men Vorschlag nicht eingehe?" »Sie sind eine zu kluge Dame . . ." „Wenn die kluge Dame

werden." „Was werden Sie dann tun?" fragte Re gina ungeduldig. Für den Agenten mochte der Augenblick ge kommen sein, den er erwartet hatte. Er rückte der Dame näher und flüsterte: „Da muß ich Ihnen eine kurze Geschichte erzählen." „Ist das nötig?" „Unumgänglich." „Sie sehen, ich sitze auf der Folter!" sagte sie ironisch. „An meiner Seite! Ach, Regina, und ich leide Höllenqualen wie ein Verdammter, der mit einem Schritt über die Schwelle des Paradieses gelangen kann und durch eine eiserne Gewalt zurückgehalten

mit kecker Hand Geheimnisse, wenn er sie verwenden zu können glaubt. Als Agent kam ich nach Straß burg, merken Sie auf, Regina, meine Geschichte beginnt. Erzähle ich auch nicht gut, so erzähle ich doch verständlich. In Straßburg lebte ein Graf von Hardenfels, der für einen Millionär galt. Dieser Graf litt an einem Uebel, das die Aerzte tiefe Melancholie nannten. Der Graf stand zufällig genau in meinem Alter, hatte dieselbe Statur, dieselbe Sprache und dasselbe Benehmen und eine große Aehnlichkeit

21