der Familie in frischen Farben. Der improvisirte Geselle Berblingers stand vor dein Hause mit klopfendem Herzen. Er trat in die geräumige Hausflur ein, ordnete die Kleidungsstücke, die er von Berblinger überbringeu sollte, und bemühte sich, die Haltung eines bescheidenen Handwerksgesellen an zunehmen. Von einer Magd erfuhr er, daß der Herr Bürgermeister- abwesend sei, dagegen befinde sich Fräulein Regina in dem Wohn zimmer. Er trat in dasselbe ein und wurde von der Jungfrau nur eines flüchtigen Blickes
gewürdigt, während sie sagte: „Ei, ei, Lorenz, wie lange hat Euer Vetter die Arbeit anstehen lassen! Mein Vater ist böse geworden, und wenn es so fortgeht, wird es mit der Kundschaft in unserem Hause bald zu Ende sein." „Mein Meister war durch dringende —" Der Geselle konnte nicht fortfahren in seiner Erwiderung, denn Regina war, von dem Tone der Stimme überrascht, aufgesprungen, sah dem Schneidergesellen scharf ins Auge, und auf ihren Zügen wechselte plötzlich glühendes Roth mit der Farbe
des Erschreckens. „Verzeihung, Regina," rief jetzt Werner, „nicht länger konnte ich die Sehnsucht meines Herzens mei stern, ich mußte Euch Wiedersehen, deren Bild seit jener Stunde, als wir uns das erstemal sahen, vor meiner Seele steht, und ohne deren Besitz es für mich kein Glück gibt." „Um Gotteswillen!" erwiderte Regina ängstlich, ohne ihm ihre Hand zu entziehen, „wenn man Euch hier überraschte, ich müßte vor Scham vergehen." „Nur ein freundliches Wort, Geliebte," bat der junge Mann, „daß mir die Stunden
sie die Werber hinzuhalten wissen." „Und Du kannst noch scherzen," erwiderte Regina ein wenig zürnend, „mir ist die Sache zu ernsthaft, cs gilt das Glück meines Lebens." „Unschuldiger Scherz hat noch nie geschadet; er möge Dir bloß Zeuge sein, mit welchem Vertrauen ich der Zukunft entgegenblicke, die unserer Liebe gewiß günstig sein wird. Mir hat das Glück in meinem Leben noch wenig gellchelt; früh schon hinausgestoßen in das Getümmel der Weist, mußte ich mit Ungemach nnd Sorge kämpfen; aber ich habe nie
den Muth verloren und will nun vom Glücke das mir so lang vorenthaltene Gut mit doppelten Zinsen fordern." „Du hast mir noch nie von Deiner früheren Jugend erzählt, hast stets über Deine Herkunft und Deine Eltern ein düsteres Schweigen beobachtet; darf ich nichts davon wissen?" Der Ton der Hausglocke, die - eben angezogen wurde, überhob den Gefragten einer Antwort. Regina eilte von dem Fenster schnell I zu Werner zurück und trieb ihn mit den Worten fort: „Mein Vater kommt, begleitet von Harsdörfer