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Tiroler Grenzbote
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Seite 3 von 4
Datum: 05.01.1942
Umfang: 4
, das sie über Martin sprach. Regina quälen mutzte. Aber er sah und fühlte alles. Sah Scheu. Angst und hilflose Ratlosigkeit, fühlte Reginas Unrast und konnte ihr doch nicht helfen. Einmal, als Anna sich oben umkleidete, war er Gini in den Stall nachgegangen. Er fand sie. wie sie. ein grobes Sacktuch um die Hüften und derbe Holzschuhe an den Füßen, die Gülleanlage reinigte. Als er auf sie zutrat, schaute sie sich ängstlich um. Sie waren allein. Die Len' rumorte im Schweinestoll und hörte sie nicht. Da warf Regina

Müdigkeit kein Schlaf einstellen, und aus einem Uebel würde ein zweites erwachsen. Ein Geräusch schreckte sie auseinander. Die schwere Eisentür. die vom Hausgang in den Stall führte, quietschte in den Angeln. Regina bückte sich hastig, nahm den Besen wieder auf. und Martin trat an das kleine spinnweboerhangene Fenster. „Len'!" rief Annas Stimme. Und noch einmal: „Len'!" Martin ging ihr entgegen. „Sie ist bei den Schweinen", sagte er. und seine Stimme klang rauh. Überrascht blieb Anna stehen. Sie sah oen

Mann und sah Regina, die viel zu hastig einen Kübel mit Wasser in die Güllerinne goß. und obwohl es nicht sehr hell im Stall war. bemerkte sie doch, daß das Mädchen verweinte Augen hatte. Fragend wanderten ihre Blicke vom einen zum andern. „Warum hat Regina geweint? — Warum steht ihr hier so heimlich beieinander?" Martin spürte ihr Mißtrauen, nahm ihren Arm und führte sie hinaus. „Regina will fort", sagte er. und als er Annas Be fremden sah. fügte er hinzu: „Ich glaube, daß ihr die Arbeit

zu viel wird." „Zuviel? — Aber deshalb braucht sie doch nicht gleich fort zu wollen!" Anna schüttelte den Kopf. Sie glaubte dieser Erklärung nicht Da war etwas anderes, was Martin ihr verschwieg. Sie hatte dann selber mit Regina gesprochen, aber die Verschüchterte hatte kaum die Lider zu ihr aufgehoben und kein Wort des Widerspruches gewagt, als Anna befahl: „Du bleibst. Regina, dein Vater hat es lo bestimmt, und wir wollen seinen Willen achten. Run bin ich ja wieder gesund und kann dir einen Teil deiner Arbeit

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 14.04.1945
Umfang: 4
i/rUeberrechtschutz: Deutscher Roman-Verlag Klotzsche (Bez Dresden) was sagen.“ Er hielt und wandte den Kopf zurück. . Was denn?' ..Wann — kumin-d denn wieder, Ambro»:” ..Im Summer vielleicht!“ ,.Seb ich die /1 denn dnAmbros, du iiinDl i — mich wi-sen Ins-en. wann du (In bist.“ . In. Regina!' Nun lehrt e.' endgültig davon und gleich darauf liatle die Dunkelheit ilm verschlun gen. Regina \willlc nn lii, wie ihr geschah. Sie -land immer noch auf .lern gleichen Fleck und getraut. „Ambros! »chrie Regina erschrocken

, den Kopf, als sie mit ihren hohen Seitritten „Wart doch ein lass 1, ich muß dir ja noch ihm vorheiging. Drüben im heiler leuchteten Flur war niemand zu »eben. In der Speisekammer, deren Tür oft'enstand, surrte der Separator mit hellem singenden: Fon. Regina wurt einen Blick hinein. Die .Milch war »elion langst heriiutergelaul'eu und niemand küm merte siel: darum. Sio drückte auf den He bel des kleinen Motors utul schloß die Tür. Dann weilte sie-vergehen in die gute Stube in der Annahme, den Vater

. Langsam egte und den Rest des Weges zurück, and „lim: daß .»io es wallte, sang sie vor »ich bin, io einer nie gekanntem seligen St im jiiung. Gilt nnd tr j»l -ad leuchteten auf dem Sonnleeluiei-hor die Lichter. Regina »teilte den Schlitten in den Schoppen. »Hell au der breiten Stullliir d-'ii Schnee von den Selm heu and trat ein. ihr war zumute, al» miis»i: dir jeder .Mensch unsebeii, doll et wä hl ihr geschehen war, denn das, was so hell und glückselig in ihrem Innern läutete, da» mußte »hdi

sie den Kopf ein wenig Regina waltete. Di.- .Mutter mußte <s d '■ „Iidlieli merken. Wh kiiel: die .Mutter wandte nun zum zweiten Mal den Kopf and — lächelte. ’ „Spät hist dran, Regina. Die kalte J.uft tut dir aber gut.' Schaust aus wie 'i blü hende Leben und — wie deine Augen leuch ten.. war es schön!“ Regina atmete tief. Dann nickte -Je leb haft und sprudelte heraus: \ „Freilich war’s schön. Der Ambros war Lei mir.“ „Wer war bei dir!“ „Na, der Ambros halt. Der Bachsohmied- AuiBros. Vierzehn Tag

hat er Urlaub g’liabt uml ich hab gar nix g’wußt davon. Eia liliiek, daß ich ihn grnd heut noch getrof fen hab.“ Die Sotiuleehnerm fahr herum. Ja ihrem Gesicht stand Schrecken und Angst. —Du. Regina. Schau zu, daß dös ja der Vater net zu hören bekommt. Es .hat euch doch hoffentlich niemand g’selm?“ „Das war ja grnd das .Schöne, daß uns niemand g’sehu hat.“ „Um Gotteswilien, Madl, was lange mir denn du mit Der Vulcr, wenn (lös er fuhrt :..“ su - Regiua wurde plötzlich hellhörig. Mit schmal geklemmten Augen

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 2
Datum: 24.04.1945
Umfang: 2
“, sagte Regina noch völlig bc- weckend an die Türen schlug, vollends ah sich. Und lm nächsten Augen* flammte Licht auf ira Stall. Zum Glück nur nomnjen von dem Schrecken und zuckte Als der Vater am Vormittag gelegent- blick lag sio schon in den Armen Ambros', eine Birne vorne im Futtergnng. Der Senn- dann als er es tat, doch zurück unter dieser lieh in die Küche kam, sagte er: du rinttlrlpi*. ffisfanrini* \fnnrl smilitn sinn Ipnhnop hpfrnt. sIpii RtAll. r(n»iilit«nnn» flßUt' HflCllt llUtt lOll (llCtl

bAl(i QUfKQ Berührung. Ambros konnte schon wieder lachen. weckt, weil ich ein Trank!'braucht hlltt für den Rappen. Ich hab Ihn aber gut abge rieben, und heut ls er schon wieder gut.“ Regina fühlte, wie sie weiß wurde wie die Mauer, Es war gar nicht auszudenken, vor was geschehen wäre,, hätte der Väter wlrk- Ein dunkler, tastender Mnnd suchte den lechner betrat den Stell, ihren und fand Ihn nnch gleich. Ihre Arme Regina glaubte, das Blut ln ihren Adern noch das andere. Während der Vosperzoit

um das Mädchen. „Aber einmal muß er es ja doch orfah- “* früher der Inspektor immer getan hatte, und Lebeasfrlsehe, und als sio einmal hoi und ihm sagen, daß ich immer auf ihn Was geschah jetzt! Regina wußte nichts ron. Ambros.' l-’iir dio jungen Gutsmügdo hatte er keine ihren heimlichen Zusammenkünften einem warten werde*. * ’ davon, daß eines der Pferde am Abend ein „Meine Güte, da wird er binnen ein denn Ambros dachte an Regina und fremde Ehepaar begegnetcu, das in Birkoti- Trotz aller guten Vorsätzo

- diese Nacht paar leichte Kollkanfftlle gehabt hatte, wes- Zorn.“ lieh seinen Entschluß wahrgemaoht und m den morgigen Tag. zell zur Kur weilte, blieben diese zwo! war an ders als die anderen Stunden. Sie wegen der Bauer jetzt nochmal nach- „Dös derf uns aber nix ausmachen, Am. hätte sie dann ln der Kammer nicht vor- Ambros und Regina wurde zwei ueue Menschen stehen und schauten dieser wuu- fühlten beide die dunklen Nöte des Blutes, schaute. Sie dachte nur, daß er aus Ir- hros. Es kommt allwell bloß

auf uns zwei gefunden. Schon würde die erste Kerbe ire- Menscheu. Wer das Mädchen in diesen dervollen, blonden Jugend nach, die ihre und doch hatte Regina noch nicht den gendeinem Grunde Ihre Abwesenheit in der an. Was will er denn maeh'n, wenn wir net schlagen in das Leben dieser jungen Liebe lagen genauer ansohaute, dem mußte die Stirn so frei uud stolz dem Wind entgegen- Mut, dem Geliebten gänzlich zuzufallen. Sie Kammer bemerkt hatte und sie nun suchen voneinander lassen! Er kann mir höchstens

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Tiroler Grenzbote
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Seite 3 von 4
Datum: 02.02.1945
Umfang: 4
wäre. Beim HölzerhWU stellte der Sonnlechner das Gefährt ein. Dort trennte er stry von Regina, denn er hatte allerlei Geschäfte ;u erledigen und saß dann mit bekannten Bauern aus der wei teren Umgebung beisammen, die man sowieso nur ganz selten traf. Sie vereinbarten die Zeit des Heimfahrens auf halb fünf Uhr. dann gingen sie auseinander. So ein Jahrmarkt war fa auch ein Treffpunkt der Jugend. Dort wurden Bekanntschaften angeknüpft, und die Kramerstände, die Lebkuchen-Herzen zum Verkauf anboten

. machten das meiste Geschäft. Es gab Mädchen, die hatten gleich drei oder vier solche Heren umhänqen. Auch Regina kam an diesem Tag zu solch einem Herz, und zwar erhielt sie es von einem Buben, dem sie es nicht gut abschlagen konnte. Es war dies der Bachschmied Hans, der Bruder vom Ambros. Sie traf ihn zufällig am Schießstsnd und schaute ibm ein wenig zu. wie er eine Tonpfeife um die an dere hinunterschoß. Am liebsten hätte sie ihn gefragt, ob er es auch wisse, daß Ambros in den Birkenzeller Bergen

bei einer Übung sei Da legte Hans den rauchenden Stutzen aus der Hand, zahlte und schob lachend den Hut aus der Stirn. Als er sich umdrehte, gewahrte er Regina. „Ich Hab dir schon eine ganze Weil zugeschaut", sagte sie. „Treffen tust gut." „Ja. da wär fetzt der Ambros recht. Dann könnten wir um '>»? Wett schießen. Der halt nämlich noch bester hin wie ich." „Dafür ist er ja auch Soldat." „Und kein schlechter mein ich. Vorige Woche hat er dem Vater g schrieben. daß er Unteroffizier worden is." „Is wahr?" fragte

Regina mit pochendem Herzen. „Dös freut ihn. unfern Later, weißt. Dös is auch so ein Militärschädl. Was hast denn im Sinn jetzt, Regina?" „Eigentlich nix." Sie blieb an seiner Seite, und als sie an einem Kramerstand oorbeikamen. blieben sie stehen. Der Hans trippelte verlegen von einem Fuß aus den andern. „So ein Herzl tät ich dir ganz gern kaufen, wenn d' eins möchtest von mir." „Warum denn net? So ein rotes dort, weißt, wo kein Sprücherl draufsteht." So ließ sie sich vom Bachschmiedbuben

beim Hölzerbräu in an geregter Unterhaltung mit anderen Bauern. Vieles gab es zu be sprechen. Das Für und Wider der neuen Agrarpolitik gab dabei den gewichtigen Ausschlag. Darüber verging die Zeit wie im Fluge, und als es an der Zeit war. winkte der Sonnlechner dem Hausknecht, daß er die Rappen anspanne. Nun stand er im Hof neben seinem Gefährt, zündete sich eine seiner schwer duftenden Zigarren an und schaute auf die Uhr. „Jetzt werds bald Zeit, daß sie kommt, die Regina", sagte

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 2
Datum: 01.05.1945
Umfang: 2
. In tiefem Leid: Valentine Clement, geb. Gi rardi, als Gattin: Pepi Cle ment und Ilanny Gtsinunn, als Kinder; Dr. Ötbnmr Gls- maun; Schwiegersohn; Robert Glsmanu, Enkel; auch Im Na-' men aller Übrigen Vcrwand- > ten. Vahrn, lm April 1945. Und dos Me* tyM wettet... 52 Roman von Hans Ernst orheberrechtschutz: Deutscher Roman-Verlag Klotzsche (Bez. Dresden) Auf dem, Heimweg begegnete die Guts frau dem Mädchen Regina, das auf dein Feldweg dahinging, gesenkten .Kopfes und wie In schwere Gedanken versunken

. Frau Ilona kannte das Mädchen eigentlich nur vom flüchtigen Begegnen, und da war es immer so. daß sic heruntergeschaut hatte vom Sattel ihres Pferdes. So neben ihr stehen und neben ihr gehen, das konn te sie heute zutn ersten Male. Und weil sic vermeinte, daß Regina irgendwie traurig sei — was ja auch begreiflich gewesen wäre — glaubte sie irgendeinen Trost sa gen zu müssen, der ihr, kaum, daß sie ihn gesprochen hatte, billig genug vorkam. Alan soll in großen Zeiten nie zu billigen Worten greifen

, dachte Frau Ilona und er staunte doch ein wenig, daß dieses Mäd chen nicht trostbedürftig sein wollte. Regina zeigte zunächst Erstaunen. Woher wußte denn die Gutsfrau überhaupt von Dingen, von denen sie glaubte, daß sie ihr und des Ambros tiefstes Geheimnis seien? Vielleicht deutete Frau Ilona dieses Er- .stauntsein gleich richtig oder sie wollte eine Brücke des Vertrauens nufbanen Jena sie sagte schnell: „Du brauchst dich vor mir mcht ver stecken. Regina. Ich weiß, daß ihr beide, du und Ambros

, euch liebt. Und cs sei auch gleich zu deiner Beruhigung gesagt — ich weiß es von Ambros selber. Du kannst und darfst ruhig zu mir sprechen oder zu mir kommen, wenn dich etwas bedrückt.' Regina spürte plötzlich eine eigenartige Traurigkeit. Warum sprach die eigne M»t- nicht solche Worte zu ihr, sondern eine ii Linde Frau, deren Leben sich in gan/. „udercn Bahnen bewegt hafte, und die doch weit entfernt sein mußte von den klaren und einfachen Vorstellungen, mit denen ihr eigenes, unroniantisclies Leben

behaftet war. Und noch etwas dachte Regina in die sem Augenblick. Warum hatte Ambros ihr nicht initgetellt, daß er mit der Gutsfraii iiber ihre Liebe gesprochen hatte. , Vielleicht war nur oberflächlich die Rede davon, und er hatte darauf vergessen, in der flüchtigen Stunde zwischen Tau und 'lag. die die Stunde des Abschiedes war, zu der er sich vor dem Abmarsch nur linier schweren Umständen hatte frei,»gehen kön nen. Wie gut. daß diese Stunde noch in ihr Leben gefallen war. Gut für ihn und gut iiir

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 2
Datum: 12.04.1945
Umfang: 2
lich zu. Es kann auch sein, daß eie nur über dio Art des Mannes lächelte, aus dem mehr Unruhe als Zorn heraussclnie. Und das eben war der Frau fremd, denn wann war denn dieser Manu jemals unruhig ge wesen oder gar unsicher und ängstlich? Ja, hatte nicht gar etwa» wie Angst, aus ihm herausgesehrien, Ang-i vn,- i-iwa- Unab wendbarem! Jedenfalls wußte man Bescheid, -laß der Name Ambros Brandnnilier auf den Bauern u-le ein rotes Tuch wirkte. Regina begriff dies nicht, denn der Vater

war doch sonst nicht leicht ans der Fassung zu bringen und war ihren Wiiiisr-ben fast immer zugiingig. Ja, es War etwas Eigenartiges um dieses Mädchen Regina. Sie war so sehr mil den zwei Menschen verwachsen, die ihr Vater und Mutter waren, daß lauge Zeit für sie überhaupt kein anderer Mensch existierte, wenigstens nicht in dem Maße, daß cs ihr Leben in irgendwelcher Form beeinflußt hätte. Die geweinten Tränen mn den Baeli- -chmiedbuben waren mehr oder weniger _ neue kindlichen Trotz entsprungen, der Grab. Sio

hatte Augst um die eigenartige noch nichts weiß um jenes tiefere Leid, um Schönheit des Mädchens. iiuu ströme diese Welle wieder verjüngt und stark anf die beiden zurück. Allerdings, was die Liebe der Eltern zu dem herai,wachsenden Mädchen Regina be traf, so war sie sehr verschieden. Des Houulechuers Liebe wur zu stark mit Stolz gepaart, und nichts schmeichelte ihm mehr, als wenn jemand ihm die Schönheit des .Mädchens pries. l)a flogen seine Gedanken zie-Isneimnd nach einem jungen Menschen, der Regina

ebenbürtig wäre; nicht im Aeußcren, sondern \vn= die Abstammung betraf und den Reichtum. Dabei dünkte ihm, daß keiner von allen gut genug sei für dio Regina und für den Souulechnerhol'. Und es rührte ihn an wie Eifersucht, wenn *-r die Lljeke der jungen Burschen sah. wie sie hungrig an der Schönheit des Mäd chens hingen. Die Matter aber war dem Mädchen mit einer beinahe schmerzhaften Liebe zugetan. Vielleicht war ihre Liebe auch nur Dank an das Schicksal und dem Mädchen gegen über, weil ihr Leben

durch Regina erst einen Sinn bekommen hatte und weil diese Regina soviel Licht um die alterndo Frau verbreitete, daß sie die ganzen Jahre wio ein Geschenk Gottes betrachtete. Oft hatte Frau Therese Angst, daß diese.- Lieht einmal zerschlagen werden könnte und dal) es dann dunkel sei wie in einem dessentwilleu Tränen fließen' Bestimmend für ihr Leben waren der Vater und die Mutter. Von ihrer Sorge lühlto sie sieh ungerührt und vou ihrer Liebe getragen. Sie selbst liebte die beiden mit einer Liebe, als hätte

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 2
Datum: 18.04.1945
Umfang: 2
Sohönwltz; HauptschrUtlclter; Al fred Strobel; Chef vom Dienst: Hermann Flak; für den Anzeigenteil verantwortlich: Hans Mohnes (sämtliche ln Bozen-Erixen) Und das JUfo&n tyM wivUc... 41 Roman von Hans Ernst Orheberreehtschutz; Deutscher Boman-Verlag Klotzsohe (Bez. Dresden) Daheim hatte sie nie mehr ein Wort über Ambras gesprochen. Die Mutter hatte sie auch nie mehr gefragt, hatte in der ersten Zeit nur zuweilen forschend ihre Augen lm Gesicht des Mädchens haften lassen, und Regina wurde die ersten

paarmal etwas ver legen dabei. Aber mit der Zelt gewöhnte sio sieh daran, ja, sie brachte es zu einer Meisterschaft im Verbergen dessen, wn» niemand wissen durfte. Und doch war Regina unruhiger denn je- Früher war sie zum Beispiel niemals nach der Bachsehmledo gegangen, und nun fand sie den Wog so oft dorthin. Sie befreundete sich mit den Kindern der Bärbel und sie schaute gern die Geschwister des Ambros an, aber es war keines so wie er. Die Kinder in der Schmiede waren mitt lerweile auch schon groß

, weil sie anmihmeu, daß die Sonnleohnertoohter des Gallus wegen käme, der fast gleichaltrig mit ihr und ein stram mer Bursche war. Einmal fragte der Llaehsehmied das MUd eben; „Was sagt denn ilejn Vater, wenn du so oft zu uns kommst 1 ' Da verplapperte sieh Regina, indem sie unbekümmert lachte; „Er weiß es ja gar net.“ „Ah, darum. Aber wenn er’s wüßt!' Regina schob dio Unterlippe vor, mul es suii aus wie eiu trotziger Widerstand. Plötz lich wirf sie den Kopf hoch. „Der Vater mag euch net leiden. Warum

. Oh, er kannte sieh aus und dachte sieh seinen Teil. Er schaute dieses blühjunge Menschenkind mit ge mischten Gefühlen au und wußte nicht recht, welchem Gefühl er am meisten nach geben sollte, dem des Stolzes oder dem des Mitleids. Da fragte Regina unvermittelt: „Wann kommt denn euer Ambros wie der ln Urlaub!' „Warnmf' Da wurde Regina rot bis unter die Haar wurzeln. Sie ärgerte sich, daß sie ihre Neu gierde nicht besser im Zaum gehalten hatte. Irgendwie aber hatte sie Vertrauen zu dem alten Manne, der sieh

seiner Gefühle mit einem Male klar war. Er war stolz auf sei nen Sohn, dem so ein prächtiges Menschen kind iu Liebe zugeneigt war — und es war Mitleid mit dieser Regina Burgmayr, weil in« Lieben als ein abwegiges Verirren be- trachtet werden würde. Und so wie er den honnleehnor kannte, war Wille und Zorn genug in dem Manne, seine Tochter wieder hinzureißen auf den richtigen Weg. „Ich weiß net wann er kommt, der Am bros . sagte er dann. „Kann sein bald - kann aber auch sein erst im Herbst

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Bozner Nachrichten
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Seite 6 von 16
Datum: 15.10.1916
Umfang: 16
7 M. 26. Mazzolini Frieda, Hausdienerskind 2 I. I. ^ Gerta Werner und. ihr Vater waren, eben falls nicht in. der Stimmung,, äuszureiten. Sie'hätten es nur. Regina Zu Gefallen getan. Da diese absagts/Mieben auch sie zu Hause. Man wärtete^gewannt auf die neuen Zei tungsberichte. ... Gerta Werner vertiefte sich mit großer Un^ Me^jn dieselben. Und die Unruhe trieb sie denn, auch zu Maina. . , Diese chatte es heute in der Stille ibras Ar- ^beitszimmers nicht ausgehalten. Ihr war; als ruckten die Wände immer näher

an sie her- iür. Sie war hinausgegangen in den Garten 'Ahd promenierte da auf und ab. ^7? -7.'- ^0 traf sie Gerta. .. ^ 5 -Die- beiden Freundinnen kanien »ich ent- gegen. ^ ^ >-- ^,Du willst wir wohl Vorwürfe' ntächen,'lie be Gerta, weil ich^ heute Morgen nicht mit äusgsritten bin?', fragte Regina, nachdem sie die Freundin herzlich begrüßt, hatte,.-j,- ' Gerta schüttelte den Kopf. Auf ihnm-rei zenden Gesicht, das so anmutig von blondem Kraushaar umgeben war, lag heute'ekn ern ster Ausdruck. Sjß schob

siehst auch so ernst aus u. Mama weint schon im Voraus.- Denke dir, unsere! Regimentes sind heute Morgen gar nicht ausgerückt. Leut nant von Trebin und einige andere Offizier waren heute bei uns An Tisch geladen, Haben aber alle abgesagt wegen dienstlicher Abhal tung. Natürlich sind die Offiziere stark in Anspruch genommen. ^ du heute schon ei nen von ihnen (''eben?' , „Nein, Gerta, ich bin noch gar nicht aus dem Hause gewesen/ . .Gerta.stieß.einend zitternden Seufzer aus. - ,,Ach, Regina — 5venn

sie fort müssen — in den Krieg ^ ich weine mir die Augen aus!' Mit starren Augen sah Regina vor sich hin. „Tritt das Furchtbare wirklich an uns her an, dann Hilft'nichtis', als tapfer sein, Gerta. Mit einem wehen'Äächeln sah diese in Re ginas Gesicht. - „Das sagst du, Regina.'Nr wird es leicht, tapfer zu sein. Du hast za keinen lieb, der mit fort muß.' . - In Reginas Augen trat ein . seltsamer Schein. - - . . ^ ^ - > „Und du — Gerta? Hast denn du einen lieb?'.. .. . ' / ^Gerta neigte das. Haupt

. Ihr liebes Ge- Ncht war sehr bleich. „Ja, Regina — so lieb, daß ich sterben müß te/ wenn er fallen timrde.' Regina legte den Arm um dte zierliche Ge stalt. ^ . „Es ist Trebin/-Nicht 'wahr, Gerta?' es, wt Diese würgte die aufsteigenden Tränen hin unter, aber ihre Augen - schimmerten feuchl- „Dir kann ichs ja sagen, Regina, du Plau derst es nicht ans. Ja — as ist Trebin. N habe ihn schon lange lieb. Und er — ach, gina, das weiß man doch — man fühlt ohne daß es ausgesprochen wird' er mich anch lieb

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 2
Datum: 25.04.1945
Umfang: 2
Mahnmate seiner Weltkriegs- * ® pcrlicher Rüstigkeit Frische Herr Georg Zyprian Jörg, sein 90. Lebensjahr. Der Jubilar war in früheren Jahren in den Schützenkreisen des Landes als ebenso eifriger wie guter Schütze bekannt. Heute noch amtiert er als Obmann der hiesigen Raiffeisenkas.se. pi. Welschnofen. Todesfälle. Nach längerem Krankenlager starb, 49 Jahre alt. Frau Regina Ne ul ich- e d 1 geh. Pardeller. Kattschneiderin da hier. Der Gatte und sechs Kinder trau ern um die gute. Mutter. — Ebenso

von un- stiidte in den Händen einer Magd,.die der Gewissen, an das ein Mann vom Weltruf bekannten Dieben mehrere Rasiermes* Hausfrau zu abendlicher Stunde „heim- Gerhart Hauptmanns sonst appellierte, das 47 Roman von Hans Ernst Orhebsrrechtschutz: Deutscher Roman-Verlag Klotzsche (Bez. Dresden) „So sclileckig uic du warn wir auch“ sagte das Katherl. „Was sagst du, Regina? Regina sagte gar nichts, sie durfte nichts sagen, obwohl alles in ihr fiebert?, dep dreien zu sagen, daß ihr Wünschen völlig abwegig sei

. weil der Ambros ihr gehörte und sonst niemandem. Es war manchmal schwer, zu schwelgen, zumal die Hierangl Marille Ihr sehnsüchtiges Verlangen ohne Scham vor den andern ausbreitete. „Da müssen sich die andern Buben alle verstecken vor dem. Bloß, Knrasche hat er net recht viel.“ „Wieso?“ fragte Regina pochenden Her zens. „Wieso? Dös wirst gleich hören. Aber ich bitt mir aus. daß cs unter uns bleibt. Wie er kürzlich in Urlaub da war. hat» ich ihn einmal getroffen, am Abend, wie er bei uns vorbeigegangen

hab ich 's Fen ster ofien lassen die ganze Nacht und hab fast kein Aug zug’macht vor lauter Angst, ich könnt ihn net hören. Und net is er kommen. Aber vorbeigegangen is er um drei in der früh. Ich hab Ihn gleich am Schritt kennt. Es kann net anders sein, als daß er bei einer andern war. Aber da kimm Ich schon noch dahinter, was 'dös für eine is.' „Was Imst da»» davon, wenn du's weißt?' fragte Regina. „Und. woraus möchst denn überhaupt schließ'», daß er keine Kurascb hat, der Ambros?' „Ja, dös möcht

ich auch wissen?' sagte eitrig die Loferer Ngndl. Hier lächelte nun die Marille, und zwar mit so weitem Mund, daß man den golde- •neu Zahn sah, über den sic sich schon oft geärgert hatte, weil er so weit hinter war, „Wenn man einem ein Butterbrot hin hebt, dann möcht man doch meinen, er müßt neinbeißen. Der Aschauer Sepp hätt sich die Finger abgeschleckt, wenn ich dem sowas g’sagt hätt. Noch dazu hab ich einen Spenser angbabt, der hübsch weit ausge schnitten, is. Aber der Bub war scheinbar blind.” Für Regina

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 2
Datum: 17.04.1945
Umfang: 2
schon in den ersten Morgenstunden zu geschehen. Es war alles so eingeteilt,' daß ein Fehlen Ihrer jungen, kräftigen Arme eine Lücke gerissen hätte in dos wohlgeordnete Maß der bedacht samen Einteilung. , Nein, Regina konnte nioht wog, aber ihre Augen gingen an diesem Morgen wohl hundertmal zum Dorf hinunter und in die Richtung, in der der Omnibus davonfuhr. Ihr Mund sprach viele Male den Namen Ambros aus. leise, zärtlich, leidenschaftlich und zornig. In allen Variationen wollte sie dioson Namen

aber dann die Worte der Matter zu ver- Schnee. Sie hörte, wie er die Schuhe an wischen suchten. Da kroch ea wie beklem mende Angst über ihr junges Herz. Sie sah den Ambros, wie er In nebelhaften Fernen hinschritt, gertenschlank nnd die Jägermütze mit dem Edelweiß verwegen auf dem Kopf. Und er griff lachend bald nach dieser und bald nach jener. Und die den Türstock stieß, um sie vom Schnee zu säubern. Dann trat er ins Hane. Die Uhr auf dem Erkertürmchen des Gutes schlug hell die zehnte Stunde. Aber Regina hörte

nur mehr fünf Schläge, dann übermannte sie endgültig der Schlaf. Dio kalten Tage zerbrachen allmählich, und es kam dio Zeit des wilden Föhns und dann ein lichtschöner Vorfrühling. An den Rändern der . Gewässer leuchteten die Schneeglöckchen, im Garton blühten die ersten Veilchen und über die Flanken der Berge gleißte um die Mittagsstunde das Sonnenlicht hin, daß cs dio Augen schmerzte. Und hatte Regina gedacht, daß mit der Zeit dieses Ruhelose in ihr sich wieder legen

könnte, os war alles nur ein wegloses Wünschen. Jo höher die Tago stiegen, je brausender sich der junge Frühling ins Tal stürzte, desto leidenschaftlicher ward die Sehnsucht in .Regina nach Ambros. Es Am andern Morgen gab es aber keine Mädchen hatten alle einen wartenden Gelegenheit, ins Dorf zu kommen, so sehr Mund und fielen dem Soldaten Ambros Ia- Regina auch nach dieser suchte. Einfach ehend zu, fortlaufen konnte sie nicht, denn schließ- , , . .... . . . . „ „Nein“, düsterte Regina ia dio Dunkelheit 'h'h

war es doch so, daß der ordnende Sinn.- Bf*’* 16l “® Linlo ln seinem Gesicht, die sie der Kammer hinein. „Nein, nein!“ des Vaters dem Mädchen Regina mit der ulcnt schon tausendmal ln Gedanken näch ste stützte sieh auf die Ellbogen und Xolt einen bestimmten Wirkungskreis zu- Lezeiehuet hatte. Bio sah seinen jungen, sehauto zum Fester hinaus. Bewiesen hatte. Sie konnte die übernpm- trotzigen Mund und er ebt» dabei sonder- “ ... .. menen Pflichten nicht einfach ml Jemand barerweiso, das noch Nieerlebte und noch Sterne

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Der Bote für Tirol
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Seite 9 von 14
Datum: 07.06.1890
Umfang: 14
etwas zu verjüngern. Ein frugales Mittagsmahl dürften die Herren jedenfalls gemeinsam einnehmen und könnte dasselbe nach uu- vorgreiflicher Meinung etwa im rothen Adler bestellt werden, in welchem Gasthause sich in ganz Innsbruck aus jener längst vergangenen Zeit allein noch ein Wirt (Johann Ortner) am Leben befindet, der nun Feuilleton. Die wilde Rose. von Th. Mmar. (SS. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Regina war kaum Vermögend, ihrer Unruhe Herr zu werden, so dass sie einen günstigen Moment be nutzte

, um die fröhliche Gesellschaft zu verlassen und ihr Zinnner aufzusuchen. Es war ein sternenklarer Abend! Der Schnee glitzerte und hell strahlte der Mond. Regina stellte sich ans Fenster ihres kleinen Zim mers und drückte ihre heiße Stirn an die kalten Scheiben. Von dem, was seit zwei Tagen mit ihr geschehen, gab sie sich keine Rechenschaft; sie fühlte, dass ihre Munterkeit etwas geschwunden war, doch schrieb sie dies auf Rechnung der Täuschung in Betreff ihres OnkelS; dazu gesellte sich jetzt die Angst um Hans

. Da plötzlich flog ein harter Gegenstand durch das Fenster gegen Reginas Stirn. Gleich daraus entstand Lärm auf der Straße und eine Regina nur zu be kannte Stimme rief: „Warte, Dir werde ich das Steinewerfen abge wöhnen,' worauf eine andere bittend erwiderte: „Lass mich loö, HanS, ich will eS nicht wieder thun!' Aber Hans kehrte sich an dieses Versprechen nicht, sein Stock fuhr ohne Einhalt auf JustelS Rücken nieder, bis Regina, so sehr sie auch die getroffene Stirn schmerzte, aus dem Zimmer auf die Straße

eilte und wie in den Tagen ihrer Kindheit rief: „HanS, lieber Hanö!' Da ließ HanS den Jungen frei, der nichts eiligeres zu thun hatte, als das Weite zn suchen, während HanS erschreckt rief: „Kind, Du blutest; ach, jetzt verstehe ich. Stach Dir hatte der böse Bube mit dem Stein gezielt und mnsSte Dich auch treffen.' XU Ein kühner EntfchlusS. Das Weihnachtsfest verlief sür Regina infolge ihrer Verwundung und eigentlich wohl auch sür die gauze Familie ziemlich still. Das junge Mädchen lag am ersten

und mit dem früheren vertraulichen Tone angeredet. Hier müssen wir gleichzeitig einschalten, dass Re ginas Meinung das Richtige traf, jedoch nicht im gauzen Umfange. Wohl hatte sich Justel über die hochmüthige Stadt» mamsell geärgert, aber ein wirklicher Hass gegen die ehemalige Spielgefährtin datierte sich erst von dem Tage her, als Regina zum ersten Male ZachinSkyS Wohnung betreten hatte, um diesen zu bewegen, so schnell wie möglich nach der Heimatstadt ihrer Mut ter abzureisen. Damals hatte sie kaum gewahrt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 16
Datum: 28.06.1930
Umfang: 16
be richtet: Soll da vor wenigen Wochen angeblich ein Karrner- mädl in Penken bei Mayrhofen hausieren gegangen sein und dabei etwas mitgehen haben lassen. Als dann am selben Tage die Regina Ram, vulgo Jaga Regerl, Tochter beim Jager in Jnnerberg, Gem. Finkenberg, abends um zirka 8 Uhr von ihrem Arbeitsort Altenstahl bei Penken, wo sie die ganze Woche in Arbeit stand, über den öffentlichen Weg (Fuchsreiben) nach Hause ging, erscholl' plötzlich der Ruf: „Halt, Madl!" Darob furchtbar erschrocken, stürzte

, mit ihren Gewehren nach Hause und es ging dann die Rede, daß sie nach ihrer Meinung ein Karrnermädel mit ca. 16 Jahren verfolgt und dann darauf geschossen haben. In Wirklichkeit aber war es eben Regina Ram, die ihnen in den Weg kam. borgen Johannisfeier 7« am ICraneblttboden! Das Mädchen wurde durch den ausgestandenen Schrek- ken krank und ging nach Mayrhofen zum Dr. Huber zur Behandlung, welcher konstatierte, daß ihr der Schrecken sehr in die Nerven gefahren sei und die drei Bauern für alles aufkommen müssen

. Als sie eine Woche später ein zweites- mal zum Dr. Huber kam, soll dieser erklärt haben, daß es ihr nicht mehr weit fehle, es sei nicht mehr notwendig, daß sie zu einem Doktor gehe, und die Behandlungskosten müsse jeder Patient selber zahlen. Welche Wandlung da mit dem Dr. Huber vor sich gegangen ist oder welche Einflüsse sich da geltend machten, darüber hört man im hintern Ziller tal allerhand munkeln. Regina Ram ging dann zum Doktor Rainer nach Fügen, welcher eine schwere Nervenzerrüttung konstatierte

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 10
Datum: 18.07.1890
Umfang: 10
nach, als glaübte sie, im Kopse ihres Herrn sei nicht alles in Ordnung. Wir müssen die alte Daiiie, mit ihren Gedanken allein lassen und Walberg nach Hok/r'ah begleiten. Er reitst, am.frühen Morgen des nächsten Tageö, aber es scheint, als . sehne er sich nicht, das Ziel seiner Reise zu erreichen. Schlaff liegen die Zügel in seiner Hand-und fast ist es dem Pferde überlassen, den Weg zu suchen. Jetzt erst, da Regina entschieden fort soll, unab- hänM von seinem Willen fort muss, fühlte er die ganz? Schwere

dieser Trennung. Wer lohnte ihm das schwere Opfer, welches er der Ehre brachte? Würde dieser junge Mensch, den» Regina durch ihr Wort angehörte, die Größe seines Verlustes wür digen ? . Wenn Regina demselben schriebe, sie liebe einen andern, sie könne nur mit diesem glücklich werden — wenn er jetzt versuchte, diese» Geständnis von des Mädchens Lippen zu erhalten, jetzt, wo es galt sie auf immer zu gewinnen oder für immer zu verlieren — dann — wollte er sie zur. Heimat zur Stätte ihrer Kindheit begleiten

fliehen, dahin. Sein Gesicht war drohend und finster; die Träume, die wahnwitzigen Pläne, sie waren Hirngespinnste einer zügellosen Phantasie und eines Walberg nicht würdig. Regina war Braut und durfte durch ihn nicht zum Bruch ihres Wortes verleitet werden. Mit diesem Entschlüsse langte er in Howrah an. Schon vom Wege aus erblickte er auf der Ve randa des Landhauses, das sein Ziel bildete, drei Damen, unter ihnen Regina; sie gewahrte ihn zuerst und stieß einen Schrei der Ueberraschung aus. Stolz

und kalt zog er den Hut und begrüßte alle drei Damen mit gleicher Höflichkeit; dann als er ins Haus getreten und einige gleichgiltige Redensarten gewechselt waren, sägte er, in Gegenwart der anderen, zu Regina gewandt: „Regina! Ich komme im Auftrage von Hans. Es ist dieser Brief ans Europa gekommen. Du musst unverzüglich abreisen, und zwar direct nach Deiner Heimat zurück.' DaS Mädchen erbleichte und trat ihm einige Schritte näher. „Ist dort ein Unglück geschehen?' „Nein,' entgegnete

er mit einiger Bitterkeit, welche nur ihr verständlich. „Dein Bräutigam und seine Familie befinden sich wohl!' Und da Regina unruhiger schien, erzählte er schnell, während die andern Damen sich von der Ve randa zurückgezogen, welche Nachrichten aus Europa angekommen waren. Sie hatte ihn schweigend angehört und jetzt, da er geendet, da er eine Antwort zu erwarten schien — schwieg sie noch immer, blickte ihn noch immer stumm än. „Bist Du mit allem einverstanden?' fragte Wal berg endlich. „Ja,', kam es klanglos

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Der Bote für Tirol
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Seite 5 von 8
Datum: 28.07.1890
Umfang: 8
bei dein gestrigen Gewitter ein großer Theil der Häuser abgedeckt, der Kirchthurin umgestürzt und eine Mühle zerstört. Feuilleton. Die wilde Rose. Bon Th. Almar. (7L. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Ah! darum also erhielt ich den endlosen Brief voller Vorwürfe und Kränkungen von ihm!' „Nun ja, den Brief konnte ich freilich nicht ver hindern da er fest bei der Behauptung blieb, wenn Du einst aus Calcutta heimkehrest, würdest Du Wohl für ihn nicht mehr die alte Regina fein, die' — „Still, Antouie! klopfte

eS nicht eben?' fragte Regina, bleicher werdend. Die junge Frau horchte auf, dann entgegnete sie lachend: „Du siehst Lothar gewiss schon im Geiste kommen! Dann wird er gewiss bald da sein, wie der Wolf in der Fabel.' Regina versuchte ein schwaches Lächeln und sagte: „Meine (Korrespondenz mit Lothar war nicht der Art, um von ihm viel Sehnsucht zu erwarte», ge schweige zu beanspruchen. „DaS ist wahr,' entgegnete die junge Frau. „Ihr habt höchst sparsam Eure Briefe ausgetauscht. Ferner beschwerte sich Lothar

über die eisige Kälte Deiner stets kurz abgesassten Zeilen. Er war sogar ein wenig eifersüchtig anf Deinen Onkel. Wenn dieser . nicht ein alter Herr wäre, ich glaube, er hätte be fürchtet iu ihm einen Rivalen zu besitzen.' „Mein — Onkel — ist kein — alter Herr, An tonie.' wendete Regina gesenkteil Hauptes ein. „Wie? Dn schriebst nnS aber nie davon.' „War das nothwendig oder für Euch wichtig?' „Doch! und wiederum nur für einen wichtig. — .Darin handelst Dn übrigens klug; denn hattest Du eS geschrieben

, ich glanbe, Lothar wäre noch unruhiger geworden.' „Sc>g mir aber jetzt, ist Dein Onkel auch ein schöner^ Mann?' DaS ^Wort „schön' in Verbindung mit Walberg hörte Regina jetzt zum zweiten Male; Hans hatte ihn damals, als sie glaubte, den Mann, der sie zu beleidigen gewagt, für ihr ganzes Lebev hassen zu können, auch einen schönen Mann genannt. Ihr Herz bebte jetzt vor der Gefahr, sich der Schwester Lothars gegenüber verrathen zu können und doch trieb der Stolz sie an, ein Bild von dem Manne ihrer Liebe

, sogar erst auf meiner kurzen Hochzeits< reise nach der Residenz, wo ich mit Ferdinand das Museum besuchte.' „Sieh, etwaij von der Schönheit dieser Köpfe, in deneu sich die ehemalige Menschheit ihren Beherrscher des Weltalls vorgestellt, liegt in dem Gesicht meines OnkelS' — Regina war sehr verwirrt geworden und es war daher gut, dass in diesem Augenblick der kleine Fritz eintrat und Antouie etwas ins Ohr flüsterte, woraus diese mit einem Seitenblick anf Regina mit ihm das Zimmer verließ

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Der Bote für Tirol
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Seite 10 von 14
Datum: 07.06.1890
Umfang: 14
, aber er ist heute wieder nicht so leicht zu ermuntern, und übrigens fragte mich der Fremde, ob ein Fräulein Regina Felding zu sprechen sei.' HanS horchte auf, doch Regina erhob sich schnell vom Sopha, warf einen flüchtigen Blick auf die Toi lette, rückte ihren Verband an der Stirn zurecht und sagte schnell, der Fremde möchte nur hier zu ihr eintreten. Hans wollte dagegen Einspruch erhebe», sie sei krank :c.; aber das Mädchen winkte Liese, und als bald ließ sie einen unscheinbaren Mann eintreten

, der, als sich Regina als die von ihm Gesuchte vor stellte, um Entschuldigung bat, wenn er etwa stören sollte, und im höflichen Tone begann: „Ich komme im Auftrage meines Chefs, des Ban quier Nordheim in L.' Regina bewegte sich unruhig auf dem Sopha, HanS rückte sogleich seiueu Stuhl näher an den des Frem den heran; den L. war ihn, nicht unbekannt, eS lag nahe am Geburtsort von Reginas Mutter. (Fortsetzung folgt.) ich, dass das Glück von außen allein nicht kommt, wenn eS nicht in uns selbst wohnt.' „Es ängstigt

nicht. Für meine Person habe ich ihm gegenüber auch uie Furcht gekannt.' „Kind, was könnte Dich sonst bedrücken? Setzest Du noch immer Hoffnung auf Deinen Onkel, der doch nie kommen wird.' „HanS, mögen mir die andern diese Hoffnung ab sprechen, Du thust es nicht,' entgegnete Regina traurig. „Der Gedanke an meinen Onkel wird mich nicht verlassen, selbst nach Jahren werde ich mit derselben Sehnsucht wie heute an ihn denken. Das ist eS, HanS, was mich beunruhigt. Ich denke zn wenig an Lothar. Ich folge dem Impuls

des Augenblicks; der bewältigende Gang der Ereignisse, nicht der klare bewusste Wille hat mich handeln lassen, und ich habe nachzusinnen, ob ich Lothar werde glücklich machen können.' Erschrocken sah Hans seinen ernst blickenden Lieb ling an. „Um des Himmels willen, Kind, Du liebst xden jungen Mann nicht? Regina l dann darfst Du auch nie feine Frau werden. Du weißt, dass Deine Mutter von mir gefordert, Dich von einem Bündnis ohne Liebe zu schützen.' „HanS, Du nimmst mein Bekenntnis

seinen Kopf. „Das letztere ist eine schwache Hoffnung. Doch Du bist eine eigenartige Natur. So leicht wird Dich wohl kein Mann verstehen, wenn er sich nicht in Deine Ideen hineinfinden kann.' „Kein Mann?' lächelte Regina. „Verstehst Du mich denn nicht?' fuhr sie schelmisch fort. „Ich! — Nun, Kind ich bin ja nur so' — „Du bist mein Vater, Freund, ja Du bist niir alles, das ist freilich mehr, als man sonst in einem Manne findet,' sagte sie, ihre Arme um Hans schlingend, indem sie zugleich ihre Wangen

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 10
Datum: 09.05.1890
Umfang: 10
. — In der Bolpinischen Fez-Fabrik in NiklaSdors haben sämmtliche Arbeiter am 3. dS. die Arbeit wieder aufgenommen, so dass die dortselbst bisher dislocierte Compagnie nach Troppau einrücken konnte. —- In Budapest verlangen die Bürstenbinder Lohnerhöhung und zehnstündige Arbeitszeit. Fünf Arbeiter, welche anlässlich der jüngsten Unruhen bei Feuilleton. Die wilde Rose. Bon Th. Almar.< (13. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Sieh, Regina, es ist nicht hübsch, zu belauschen, was andere sprechen

, und er würde Dich sehr tadeln; aber was noch die Hauptsache ist, keiner darf er« fahren, dass Du mirs gesagt, sonst — wer weiß, ob wir nicht bald von der Mühle fort müssen. „Dem Vater soll ich auch nichts sagen?' „Keinem, auch ihm nicht.' Negina wollte noch weiter fragen, wurde aber durch den Eintritt der alten Liese verhindert, die das Mädchen im ganzen Dorfe gesucht und erst zuletzt auf den Gedanken gelommen war, es könne bei Hans in der Mühle sein. „Na, Regina, heut kannst Du was erleben, so böse hab ich die Mutter

noch nie gesehen,' begann sie sogleich; das Mädchen schwieg, und HanS be merkte, dass eS ungewöhnlich bleich aussah. „Negina, was ist Dir?' fragte er besorgt. „Ich habe so heftiges Kopfweh, ich möchte zu Bett gehen,' entgegnete sie matt. „Kind, geh sogleich.' rief er hastig. „Liese geh mit und bleib bei ihr; sage nicht, sie sei hier gewesen; sag, Du habest sie im Dorfe getroffen, und Du, Mädchen, denk an Dein Versprechen!' Die alte Magd sah den Müllerburschen misstranisch an, der Regina zum Abschied

am 6. vS. zur Arbeitseinstellung zu verleiten, wurden jedoch von der Polizei zerstreut. In den Die Magd schien durch diese Worte des Müller- bnrschen befriedigt zu sein; denn sie nickte ihm Ein verständnis zu und verließ mit Regina an der Hand durch eine lleine Seitenthür, die vom Hause aus nie mand beobachten konnte, die Mühle. Die Stiefmutter und die Männer waren in der Stube, und so konnte sie das Kind, unbemerkt von diesen, schnell zu Bette bringen ; denn seit Frau Dabette Herrin im Hause war, musste die einzige Tochter

mit der Magd den Raum im oberen Theil des Hauses einnehmen. Diese Zurücksetzung halte Regina bis zur Stunde noch nicht empfunden; ihr warS lieber, sie konnte bis zum Einschlafen noch mit Liese plaudern. Heute war ihr dieser Raum doppelt lieb; sie wollte weder die Mutter noch Leonhard sehen, indes, wenn sie wähnte, auf diese Weise beiden zu entgehen, so irrte sie sich. Als die Magd in der Stube rapportierte, sie habe Regina im Dorfe gesunden und gleich, da dein Kinde nicht wohl sei, sie auch zu Bett

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 2
Datum: 23.04.1945
Umfang: 2
bist von hlert“ „Vielleicht hab loh erst fortkommen müs sen, um auf dem Umweg au Regina zu kommen.“ „Möglich. Im Grande genommen aber ist es doch Immer so, daß der Weg eines Menschen schon von allem Anfang an 70>n Schicksal vorgezelchnet Ist Er weiß es nur nicht und das Ist gut so.“ Unter diesem Gespräch waren sie wieder zum Gatshof gekommen. Die junge Frau — der älteste Sohn hatte inzwischen das Gut übernommen, befand sieh aber zur Zelt bei einer Reserveübung — war gerade aufge standen und ließ

In dem Sinne, daß Ambros plötzlich wußte, daß — wenn er sich jemand mittuilsn konnte — dann nur dieser Frau Dieser Ge danke war ihm zageflogeu in dem Augen blick, da er Regina ansichtig geworden war auf der Wiese. Er halte ein paarmal amgeschaut, so daß Frau Ilona ihn nek- klar fragte, ob ea dort für Ihn etwas ße- -onderes zu sehen gäbe. „Jn, eigentlich schon“, sagte Ambros. Ein Blick von der Seite her in sein Ge richt. .Ach. sieh mal an. Was ilonnl Regina vielleicht!“ Vielleicht Regina!' Die Reiterin

reiten und rechnen wie Frau Ilona es tun maßte, oder tun hatte müssen seit „Weißt du, Ambros — eigentlich müßtest Jahren. Nun — da als eigentlich Feier- du dem Schicksal danken, daß cs dir als abend hätte machen können brachte sie es erstes Mädchen gleich diese Regina zu- nicht fertig, die Hände tatenlos im Schoß führte. Du hättest da drinnen in der Stadt ruhen zu lassen. Nein, es ging wirklich leicht in andere Hände fallen können, die nicht, als man es die ersten Woeben ver dick verdorben hätten

an Leib und Seele, suchen wollte. Der Sohn sah es selber ein Es entscheidet oft das ganze Loben eines und bat die Mutter, sich wieder elnzu- Manschen, zu wem sein enter Gang zur schalten ln das Geschoben des täglichen Liebe geht. An dieser Regina ist alles licht Lebens. Es war ein toter Hof, nnd erst die und klar. Freilich, der Sonnlechner wird dunkle, warme Stimme Frau Ilonas gab sich störrisch zeigen, wie Ich Ihn kenne, diesem Hof das Leben. Das wäre ein gewaltiger Stoß gegen Seinen Stolz

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Der Bote für Tirol
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Seite 11 von 14
Datum: 28.06.1890
Umfang: 14
, die Miss Ella bewohnen sollte, wenn Mr. Walberg sie als Frau heimgeführt.' Regina zog finster ihre Brauen zusammen. „Mr. Walberg hat mich noch nicht gefragt, ob ich jene Zimmer beziehen will,' sagte sie heftig und be fahl der Mulattin dann streng, alle ihre Sachen wieder an Ort und Stelle zu legen, alsdann fuhr sie fort: „Sage der Miss Marh, ich gefalle mir hier in meinem Tower, und wenn man etwas über mich be stimmen will, sollte man doch erst meine Zustimmung einholen.' „Aber Miss!?' „Fiamette

, wenn Dir an »leiner Gunst gelegen ist, so geh und bestelle das. Gute Nacht!' Zögernd gieng daS Mädchen hinaus. „Immer nur seine Befehle und Bestimmungen.' Als Sonverain in seinem Reiche lebend, will er auch mich zu seiner Vasallin machen. Es soll ihm nicht gelingen. Ich werde ihm beweisen, dass ich auch srei durch meinen Willen bleibe.' Mit diesen lauten Worten ihrem Herzen Luft machend, suchte Regina zum dritten Male im Hause ihres Onkels ihr Nachtlager aus und lag bald in sestem Schlafe. XVII. Der Pony

und der Hindu tempel. Eine Woche ist vorüber, seit Mr. Elliot Calcutta verlassen, und Regina wohnt noch immer in ihrem Tower. Sie hat ihren Willen durchgesetzt; sie hatte sogar in Gegenwart Fremder beim Onkel um die Erlaubnis nachgesucht, dort bleiben zu dürfen, und Walberg hat es ihr zuni Erstaunen der Miss M«ry und gegen den Wunsch des HanS bewilligt. HanS wird überhaupt mit Regina immer unzufrie dener; so aufmerksam sie sich auch gegen ihn zeigt, waS ihm jetzt gar nicht einmal lieb zu sein scheint

, so vermag er sie doch nicht, dazu zu bewegen, die Kluft zwischen sich und ihrem Onkel, welche mit jedem Tage beide mehr von einander zu entfernen scheint, zu überbrücken. Regina bleibt bei ihrem EntschlusS, sich nur als zeitweiligen Gast in Calcutta zu betrachten, und will sich nicht um das Wohlwollen der Bewohner bewer be»; und Mr, Walberg, das ist eben daS Schlimmste, wie HanS ineint, äußert nicht einmal ein Wort, der Missbilligung, wenn sich Regina noch so schroff zeigt, zum Entsetzen des guten

hat sie es auSgeschlagen, die schönen Zim mer zu bewohnen, welche nach den» Urtheil der alten Dame würdig waren, den verwöhntesten Geschmack einer Lady zu befriedigen. Darüber hat sie sich denn auch gedrungen gefühlt, Regina bei Mr. Walberg zu verklagen; aber zu ihrer größten Verwunderung —- und aus diesem Zustand der Verwunderung kam Miss Mary seit Reginas Ankunft überhaupt nicht mehr heraus — hatte derselbe geantwortet, eS sei alles in Ordnung, er sei mit dem Betragen seiner Nichte vollkommen zufrieden

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Der Bote für Tirol
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Seite 5 von 8
Datum: 13.06.1890
Umfang: 8
entlassen Inzwischen spielte sich während derselben Stunde im Hause der Vorstadt ein tiefernster Act ab. In eineni der größeren Zimmer befanden sich: der j Herr Hauptmann, die gnädige Frau, HanS und Regina. Der Herr Hauptmann saß auf seinem Canapee und sah mit ernstem Blick auf Regina, die soeben ge sprochen zn haben schien. „Kind, ich erkenne alles als berechtigt an und werde gegen Deinen Plan nicht länger opponieren. HanS beruhigen Sie Ihr Gewissen, Sie handeln nicht unüberlegt. Gehen Sie in Gottes

, sondern auch als verständiger Mann handeln. Regina hat die Entscheidung in unsere Hände gelegt, und wir haben hier nicht mit unserem Gefühl, sondern mit unserem Verstände zu rechnen Ich sehe für sie und Lothars Glück wirklich keinen andern Weg, als die Reife nach Calcutta!' „Um unfretwillen hat das Mädchen das Aenßerste gethan, an diesen Zachinsky gute Worte verschwendet, und sie haben doch nichts gefruchtet. Willst Du nun, dass sie ihren Namen bestecken soll, indem sie zu die ser Hochkirch geht? Willst Du, dass

das Mädchen Gott weiß was in der Verzweiflung thun soll, wenn man Zwang anwendet, dass sie nach Jselbach muss? Und nun die Hauptsache: hältst Du es für so leicht, der zügellosen Leidenschaft eines Zachinsky zu Wider stehen, wenn er sein Opfer erst ganz in seiner Ge walt hat?' „Außerdem wird Regina unter dem Schutz unseres braven HanS ganz sicher sein !' „Rudolf, bedenke, die gefahrvolle, monatelange Reise auf dem Wasser!' „Ich bedenke daS gar nicht, Regina ist kein ver zärteltes Stadtkind und braucht

auf ihre Nerven keine Rücksicht zu nehnien. DaS Quantum Seekrankheit wird sie schon überstehen.' „Mama, wenn Sie hätten sehen können, wie ich Zachinsky gebeten habe, mich hier bei Ihnen zu lassen!' fiel jetzt Regina ein und fasste die gnädige Fran, die einen mütterlichen KnfS auf des Mädchens Stirn drückte und darauf entgeguete: „Ich weiß eS, Kind, Liese hat mirs genau erzählt; aber sieh, da Du nun einmal meine Tochter gewor den bist, da Lothar Dich so innig liebt, ist mir um Euch beide auch das Herz schwer

.' „Mama, es ist ja nichts zn befürchten. Wir sind beide ja noch so jung, und Lothar wird die Noth wendigkeit meiner Handlungsweise einsehen, er wird ruhiger werden, wenn er sich nnt dem Gedanken ver traut gemacht hat, sein bleibe ich, wo ich mich auch befinde!' „DaS sagt sich Wohl leicht, meine liebe Regina; aber es übt sich schwer,' entgeguete die gnädige Frau und fuhr fort: „Dass Du, mein Kind, so leicht über das Ganze urtheilst, schreibe ich der Aufregung zu, in der Du Dich jetzt befindest

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