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Zeitungen & Zeitschriften
Alpenzeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 20.01.1935
Umfang: 8
- W'^st e n b e rger Sie ist-eine ganz-kleine, veàtzelte Person. Sie betreut das Sommerhaus ihn; Herrn. Sie be treut es, solange die Leute im àwrf zurückdenken können/ Niemand weiß, wie alàegina ist, aber alle entsinnen sich, daß. sie schon à alt' war zu einer Zeit, da ihr Herr noch im Mderwagen um- hergefahren wurde, und inzrviscMsind doch schon wieder aus seinen Kindern errpachswe junge Leu te geworden. Also muß Regina M wohl uralt fein. ì Trotzdem läuft und schafft sie noch wie eine Junge. Zwar ist ihr Gehen

ist sie das, was man eine Perle nennt. Nur fragt sich allmählich jedermann, der sie sieht, warum diese kleine verhutzelte. Min ine? mebr in sich zusammenfallende Frau nicht endlich ihrer schweren Arbeit enthoben und voy ihren., Herrn in den wohlverdienten Ruhestand gesetzt wird. Warum? Das ist eine spaßige, aber auch ruh rènde Geschichte, die Geschichte eines alten Mäd> chens . . ., Man hätte nämlich schon lange davon gespro chen; Regina zu pensionieren. Aber man wollte nicht so unerwartet damit herausrücken

, sondern eine günstige Gelegenheit, abwarten, um sagen zu können: Schau, Regina, wie schwer Dir das alles fällt! Wär's nicht Zeit, daß Du Dir Ruhe gönn test? Da wird Regina eines Tages krank. Das ist ihr ganzes Leben lang nie vorgekommen — wel che Katastrophe also, daß sie flun plötzlich nicht um sechs in der Früh ausstehen und die Hühner füttern und alles in Betrieb setzen kann! Es fehlt nicht viel, und sie saßt es als persönliche Beleidi gung vom lieben Gott auf. Sie »veint und jam mert, und brummt von früh

bis spät: und der jungen M'agd, die man — angeblich nur zur Aushilfe — ins Haus geholt hat, bereitet sie die Hölle auf Erden. Kein Bitten und Betteln, kein Drohen und Schimpfen der gesamten Familie nützt; Regina bleibt dabei, daß sie umgehend sel ber wieder das Zepter in die Hand nehmen muß. Sonst stürzt das Haus zusammen. So liederlich arbeitet die andere, die Junge. Jawohl, wenn man zum Beispiel im Keller den Spinnenwinkel nicht gründlich auskehrt, frißt der Dreck die Grundmauern an. und das Haus

ist hin. jawohl, von heut' auf morgen ist es hin! Und also muß Regina schleunigst aufstehen, hustend und keuchend herumhuschen und auf eigene Faust die Fremde vor die Türe setzen: raus mit Dir und basta. Die Familie senkt ergeben den Kopf, und Re gina schwingt wieder das Zepter — wenn auch mit verbundenem Hals und noch verfchrumpfterem Gesicht. Alles ist wieder gut und beim alten. Und doch ist nicht wieder alles beim alten, denn es geschehen Dinge, die Regina in ihrem ganzen Leben noch nicht erlebt

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Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 28.04.1945
Umfang: 4
die Soldaten.' „So? Wie weißt denn du dös?' „Ich -- ich weiß jetzt augenblicklich uet, vtr mir's g’sagt hat. Ja, richtig, die Hier- iiiigl Mariele hat mir’s g’sagt.“ Regina war plötzlich irülilich geworden. Das hatte seinen Grund darin, weil sic sich sagte, solange Ha oben geschossen \yurde, konnte Ambros nicht gut wegkommeii. Folg lich hatte sie ihn also noch nicht versäumt. Kam er denn überhaupt noch heute? Viel leicht kam er erst morgen oder übermor gen. Dieses Warten ist wie ein Martern. Ambros kam

noch in dieser Nacht. Aus unruhigem Schlaf erwachend hörte sie ein leises Klirren an ihrem Fenster, letzt wieder - und Hann ein perlfeines Atiiiallen des Steinchcns auf den Brettern des Balkons. Lautlos üfiuete Regina das Fenster. Am bros stand unten. Sie verstand nicht, was er flüsterte. Aber dann trat er näher ans Haus, streckte die Arme nach den Balken des Balkons und zog sicii im Klimmzug hinauf. Das alles geschah so geräuschlos, daß Regina selbst cs gar nicht merkte, bis das Gesicht des Soldaten

sich über das ihre neigte und sein heißer Mund den ihren traf. In dieser Nacht hob sich der Schleier des großen Geheimnisses \un Regina Burg- mayr. und es üifnete sieh weit vor ihr das Tor, hinter dem in wunderbarer Größe und Schönheit der Sinn des Lebens sieh ihr offenbarte. Ein Pj.ii Wochen später fuhren die bei den Hnchhichierbiiben auf dem Sonnlech- nerhof vor. Die beiden Brüder sahen ein ander sehr ähnlich, nur war Matthias um ein paar Jahre älter als der Lorenz. Mat thias war bereits verheiratet und hatte da heim

den Hof übernommen. Die zwei Schwestern hatte er schon gut unterge bracht, und cs handelte sich jetzt nur noch darum, dem Lorenz behilflich zu sein, ein warmes Nest zu finden. Dieses warme Nest sollte der Sonnlechnerhof sein und die Er bin Regina. Zunächst taten sie zwar so, als Seien sie tatsächlich nur des modernisierten Stalles wegen gekommen. Und es war nicht abzu- leuguen, daß sie einiges verstanden vom Bauernhaudwerk. Wahrscheinlich aber hat ten sie vorher schon alles besprochen

nusschaticn mußte, i» den er den Bruder mit den ■io.UÜO Mark Milgiit hineinsetzen konnte. Aber es batte den Anschein, als ob sieh der Sonnlechucr bereits ganz kompromiß los überlegt hätte, daß dieser Hochbichler Lorenz eigentlich der richtige Bauer wäre fiir den Sonnlechnerhof uml der richtige Mann für die Regina. Regina selbst war bis jetzt weder vom Sonnleclmer nocli vom jungen Hochbichler erwähnt worden. Wie eine schweigende Uebereinkunft war cs. daß Regina sich dem zu fügen hätte, was in nächster Zeit

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 14.04.1945
Umfang: 4
i/rUeberrechtschutz: Deutscher Roman-Verlag Klotzsche (Bez Dresden) was sagen.“ Er hielt und wandte den Kopf zurück. . Was denn?' ..Wann — kumin-d denn wieder, Ambro»:” ..Im Summer vielleicht!“ ,.Seb ich die /1 denn dnAmbros, du iiinDl i — mich wi-sen Ins-en. wann du (In bist.“ . In. Regina!' Nun lehrt e.' endgültig davon und gleich darauf liatle die Dunkelheit ilm verschlun gen. Regina \willlc nn lii, wie ihr geschah. Sie -land immer noch auf .lern gleichen Fleck und getraut. „Ambros! »chrie Regina erschrocken

, den Kopf, als sie mit ihren hohen Seitritten „Wart doch ein lass 1, ich muß dir ja noch ihm vorheiging. Drüben im heiler leuchteten Flur war niemand zu »eben. In der Speisekammer, deren Tür oft'enstand, surrte der Separator mit hellem singenden: Fon. Regina wurt einen Blick hinein. Die .Milch war »elion langst heriiutergelaul'eu und niemand küm merte siel: darum. Sio drückte auf den He bel des kleinen Motors utul schloß die Tür. Dann weilte sie-vergehen in die gute Stube in der Annahme, den Vater

. Langsam egte und den Rest des Weges zurück, and „lim: daß .»io es wallte, sang sie vor »ich bin, io einer nie gekanntem seligen St im jiiung. Gilt nnd tr j»l -ad leuchteten auf dem Sonnleeluiei-hor die Lichter. Regina »teilte den Schlitten in den Schoppen. »Hell au der breiten Stullliir d-'ii Schnee von den Selm heu and trat ein. ihr war zumute, al» miis»i: dir jeder .Mensch unsebeii, doll et wä hl ihr geschehen war, denn das, was so hell und glückselig in ihrem Innern läutete, da» mußte »hdi

sie den Kopf ein wenig Regina waltete. Di.- .Mutter mußte <s d '■ „Iidlieli merken. Wh kiiel: die .Mutter wandte nun zum zweiten Mal den Kopf and — lächelte. ’ „Spät hist dran, Regina. Die kalte J.uft tut dir aber gut.' Schaust aus wie 'i blü hende Leben und — wie deine Augen leuch ten.. war es schön!“ Regina atmete tief. Dann nickte -Je leb haft und sprudelte heraus: \ „Freilich war’s schön. Der Ambros war Lei mir.“ „Wer war bei dir!“ „Na, der Ambros halt. Der Bachsohmied- AuiBros. Vierzehn Tag

hat er Urlaub g’liabt uml ich hab gar nix g’wußt davon. Eia liliiek, daß ich ihn grnd heut noch getrof fen hab.“ Die Sotiuleehnerm fahr herum. Ja ihrem Gesicht stand Schrecken und Angst. —Du. Regina. Schau zu, daß dös ja der Vater net zu hören bekommt. Es .hat euch doch hoffentlich niemand g’selm?“ „Das war ja grnd das .Schöne, daß uns niemand g’sehu hat.“ „Um Gotteswilien, Madl, was lange mir denn du mit Der Vulcr, wenn (lös er fuhrt :..“ su - Regiua wurde plötzlich hellhörig. Mit schmal geklemmten Augen

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Bozner Tagblatt
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Seite 1 von 2
Datum: 07.05.1945
Umfang: 2
. „Ich glaub, du wartest darauf, dali ich naeligib. Da kannst aber lang warten.“ „Ich kann — warten!“ ..Bis ich stirb, meinst.“ „Ach, was seid ihr doch für Menschen', brach es aus. Regina zornig heraus. „Ich habe —“ „Was heißt ihr?“ unterbrach 'sie der Bauer und sah sie durchdringend an. „Du redest ja grad daher, als ob du net zu uns g’liürii .tijtst.“ „Ja, manchmal liab ich schon das Geiiihl, als ob ich nicht zu euch g’hören würde. Ich liab immer aui dich g’scliant. Vater, mit einer Art Bewunderung

und Stolz, weil es mir geschienen hat, daß du ein eigenwilli ger Mann bist mit einem stolzen Herzen. Und ich. liab die Mutter lieb g’liabt. weil sfe voller Güte war und so still. Aber so wie ihr euch jetzt zeigt, das ekelt mich an, da frag ich mich oft unwillkürlich: wo hab denn ich die andere Art her, die/ gar nicht hinlinden will zu eurem Verhalten der letz ten Wochen und Monate.“ Hätte Regina früher so gesprochen, der Vater wäre brausend aufgefahren und hätte sie zurechtgewiesen. Jetzt aber war fast

ein leises Erschrecken in seinem Gestellt, mau sali cs ihm an, daß er an einer rich tigen Antwort suchte. Schließlich wandte er sich ab. Da sagte Regina abschließend: „Wenn du .auf deinem Willen bestehst, dann werdet ihr mich eines Tages ver lieren müssen.“ ' Ein jähe Wendung seines Kopfes. „Was heißt verlieren?' „Wenn der- Ambros da net rein darf, dann muß lialt teil zu ihm geh».“ „Dann gehst halL.zu! Aber inert; dir's, reinkominen tust mir nimmer,' Und es begann wieder das verbissene

fjebencinanderlcben. Es blieb nicht aus, daß auch die breitere Oefientlichkeit da von erfuhr. Die Dienstboten am Hof hör ten und sahen zuviel, denn es legte sieb niemand mehr Schranken auf von den dreien. Im Dorf wußte man es überall, daß der Sonnleclmer de» Ambros nicht als künftigen Manu fiir seine Regina, haben wollte. Und da erwies es sieh, daß die mei sten auf der Seite des Ambros standen. Das aber bestärkte den Sonntecliner nur in seiner Starrköpfigkeit. Und daß nun sogar die Gutsiraii sich in die Sache

misclUe und ihm eines Tages, als sie auf den Feldern draußen zusainmentraien, rückhaltlos ihre Meinung sagte, schlug bei ihm mm vollends dein Faß den Boden aus. Er erklärte ihr ziemlich grob, dal) dies seine Sache ganz allein sei und daß sich niemand dreinzu- misclien habe, auch die Gutsfrau nicht. „Nein“, sagte sic, „dreinmischen will ich mich sicher nicht. Das werden Ambros und Regina sicher auch gar nicht wollein. Aber wenn .der Somdecliner auf seinem Hof kei nen .Platz hat für einen Mann

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 2
Datum: 24.04.1945
Umfang: 2
“, sagte Regina noch völlig bc- weckend an die Türen schlug, vollends ah sich. Und lm nächsten Augen* flammte Licht auf ira Stall. Zum Glück nur nomnjen von dem Schrecken und zuckte Als der Vater am Vormittag gelegent- blick lag sio schon in den Armen Ambros', eine Birne vorne im Futtergnng. Der Senn- dann als er es tat, doch zurück unter dieser lieh in die Küche kam, sagte er: du rinttlrlpi*. ffisfanrini* \fnnrl smilitn sinn Ipnhnop hpfrnt. sIpii RtAll. r(n»iilit«nnn» flßUt' HflCllt llUtt lOll (llCtl

bAl(i QUfKQ Berührung. Ambros konnte schon wieder lachen. weckt, weil ich ein Trank!'braucht hlltt für den Rappen. Ich hab Ihn aber gut abge rieben, und heut ls er schon wieder gut.“ Regina fühlte, wie sie weiß wurde wie die Mauer, Es war gar nicht auszudenken, vor was geschehen wäre,, hätte der Väter wlrk- Ein dunkler, tastender Mnnd suchte den lechner betrat den Stell, ihren und fand Ihn nnch gleich. Ihre Arme Regina glaubte, das Blut ln ihren Adern noch das andere. Während der Vosperzoit

um das Mädchen. „Aber einmal muß er es ja doch orfah- “* früher der Inspektor immer getan hatte, und Lebeasfrlsehe, und als sio einmal hoi und ihm sagen, daß ich immer auf ihn Was geschah jetzt! Regina wußte nichts ron. Ambros.' l-’iir dio jungen Gutsmügdo hatte er keine ihren heimlichen Zusammenkünften einem warten werde*. * ’ davon, daß eines der Pferde am Abend ein „Meine Güte, da wird er binnen ein denn Ambros dachte an Regina und fremde Ehepaar begegnetcu, das in Birkoti- Trotz aller guten Vorsätzo

- diese Nacht paar leichte Kollkanfftlle gehabt hatte, wes- Zorn.“ lieh seinen Entschluß wahrgemaoht und m den morgigen Tag. zell zur Kur weilte, blieben diese zwo! war an ders als die anderen Stunden. Sie wegen der Bauer jetzt nochmal nach- „Dös derf uns aber nix ausmachen, Am. hätte sie dann ln der Kammer nicht vor- Ambros und Regina wurde zwei ueue Menschen stehen und schauten dieser wuu- fühlten beide die dunklen Nöte des Blutes, schaute. Sie dachte nur, daß er aus Ir- hros. Es kommt allwell bloß

auf uns zwei gefunden. Schon würde die erste Kerbe ire- Menscheu. Wer das Mädchen in diesen dervollen, blonden Jugend nach, die ihre und doch hatte Regina noch nicht den gendeinem Grunde Ihre Abwesenheit in der an. Was will er denn maeh'n, wenn wir net schlagen in das Leben dieser jungen Liebe lagen genauer ansohaute, dem mußte die Stirn so frei uud stolz dem Wind entgegen- Mut, dem Geliebten gänzlich zuzufallen. Sie Kammer bemerkt hatte und sie nun suchen voneinander lassen! Er kann mir höchstens

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Tiroler Volksbote
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Seite 5 von 24
Datum: 04.04.1913
Umfang: 24
XXl. Jahrgang. ^tro!e- Bvtrsvvte« Gelbes fes Brüten, Immer rätsechafter wurde ihm der ganze Fall. Hatte Regina wirklich an ihrer gesunden Ur teilskraft Schaden gelitten? Nein, nein, sie war ja immer so klar und vernünftig gewesen. Ihr umsich tiges, kluges Schaffen deutete > auf einen starken Geist. Erst, seitdem er ihr den Heiratsantrag gemacht hatte, zeigte sich die Unruhe in ihrem Wesen . .. Sollte sie ihm die Gattin vorenthalten, um selber die Bäuerin spielen zu können? Dagegen sprach

ihr Edel mut und ihr ganzer Charakter. — Aber ein Geheim nis hatte sie und dieses bezog sich vielleicht gerade auf ihre chemalige Freundin, die Margret. Offenbar wußte sie mehr von seiner Gattin, als sie verraten hatte. Doch wozu die Unaufrichtigkeit? Welche Gründe drängten sie, zu schweigen? Der Burg^ner fand aus dem Wirrsal der Gedanken und Vermutungen nicht heraus. Nach langem Sinnen beschloß er endlich, der Regina einige Tage Zeit zu- lassen und sie dann noch einmal inständig um Eröffnung

der vollen Wahrheit zu bitten. . ^ . Regina litt aber in diesen Tagen grö ßere Seelenqual als der Bauer. Auf der einen Seite fürchtete sie, der Gatte möchte hinter ihr Geheimnis kommen, auf der anderen Seite wünschte sie es. Ost schaute sie ihm heimlich mit zehrenden Blicken nach und verschlang förmlich mit den Augen seine liebe Gestalte Dann kam wieder die Angst. Es stand ja immer noch der Schatten jener nächtlichen Zusam menkunft zwischen ihnen. Sie durfte ihm nicht die Wahrheit gestehen

Ratlosigkeit brachte sie die Sttucken hin. Mächtig drängte die Sehnsucht, der Täuschung ein Ende zu Machen und sich dem Gatten erkennen zu geben; aber die Furcht vor den schlimmen Folgen war noch größer. — Nein, sich selbst verraten durfte sie um keinen Preis. Am folgenden Montag abends ging der Burg ebner etwas zeitiger vom Felde nach Hause, um eine neuerliche Aussprache mit Regina zu versuchen. Als er sich der Hofstatt näherte, kam ein fremder Mann in Bauernkleidung über den Wiesenpfad

auf ihn zu und sägte nach kurzem Grüß: ^ ^ „Ist da s hier der Burgebnerhof und gehört Ihr vielleicht zum Hause?' „Ja, ich bin der Burgebnerbauer,' erwiderte der Gefragte. „Ich bin der Seidl Änton von Glogau; Hab' ge hört, daß meine Schwester Regina bei Euch als Magd diene. Weil sie schon anderthalb Jahre nichts mehr don sich hören läßt, möcht' ich doch einmal schauen,' wie's ihr geht.' „Ja, die Regina Seidl steht bei mir in Diensten. «.. Sie ist doch nach dem Unglück einmal in der Heimat gewesen?' „Bewahre

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Bozner Tagblatt
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Seite 1 von 2
Datum: 08.05.1945
Umfang: 2
. Und das 57 Roman von Hans ILrnst OrUeberrechtschutz: Deutscher Roman-Verlag Klotzsche (Bez. Dresden) 0 »» Da sacte die Trau: „Uebrigens, Herr Rechtsanwalt — wir tlnd davon abgekommen. Sie müssen mir die Sache noch genau erzählen. Dieses Mädchen also, diese Regina, ist nicht die leibliche Tochter des Sonnlechners?“ Hier gab cs dem Oberleutnant einen leichten Riß. Aber er beherrschte sich. „Nein, nicht die leibliche Tochter. Aber sie weiß es nicht und wird es auch nie erfahren.“ „Sie hätte ja schließlich

eilt ja nicht so. Dann tippte er an den Mützenrand und ver schwand im Gewühl der Reisenden des Umsteigebahnhofes. ln den Sonnlechnerhof kam ih diesen Ta gen ein Brief: Es schrieb, der Oberleutnant Ambros Brandmüller an den Bauern Gre gor Burgmayr: „Es gibt noch Zufälle im Leben. Durch so einen Zufall erfuhr Ich. daß Regina gar nicht Euer richtiges Kind ist. Folglich hätte ich sie gar nicht von Euch zu erbitten. Re gina würde, wenn sie es wüßte, vielleicht im ersten Augenblick unglücklich

sein, um dann uin so glücklicher zu werden, weil niemand mehr das Recht hätte, ihr Vor würfe zu machen, wenn sie sich offen zu mir bekennt; Aber ich will gar kein Druck mittel anwenden, und es soll Schweigen bleiben über dem, was Ihr Euer Leben läng verschwiegen habt. Es ist kein Nutzen dabei, wenn es aus Licht des Tages kommt. Aber es Hegt ganz allein bei Euch. Solltet Ihr Regina nur den leistesten Vorwurf ma chen, weil sie nun das werden wird, was die Sonnlechnerin vorzutäuscheu gezwun gen war, werde Ich laut

und deutlich ie- den, zu jedermann in der Gemeinde. Nun wißt Ihr cs. Regina wird Mutier sein. Mutter vielleicht meines Sohnes. Sollte das Schicksal es gut meinen, mit mir und mich wieder in einen Urlaub heiinkommen las sen. werden wir heiraten. Ob mit oder ohne Eure Einwilligung. Nichts kann uns In dem Entschluß beirren, ich habe nie auf Euren Hof spekuliert und tue es auch fer nerhin nicht. Das bleibt Euch Vorbehalten, was Ihr zu tun gedenkt in dieser Hinsicht. Sollten wir uns aber wider Erwarten ver

ständigen können, so wird sich darüber nie mand mehr freuen wie Regina und ich. Ambros Brandmiiller, Oberleutnant und • Kompanieführer.“ Das war die Höhe. Der Sonnlechner fühlte, wie seine Hände zitterten. Die erste Regung war, den Brief verschwinden zu lassen. Aber noch während er es dachte, rannte er in die Küche zu Frau Therese. „Bist allein?“ Verwundert schaute sie auf, zumal er jetzt auch noch das Fenster schloß. Diese Aufgeregtheit war ihr fremd an ihm. Es mußte etwas Besonderes vorgefallen

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 2
Datum: 13.04.1945
Umfang: 2
Roman-Verlag Klotzsche (Bez. Dresden) Regina war zunächst recht erschrocken. Aber als sie den Menschen erkannte, mußte sic recht lachen. „Moin Gott, hast du mich jetzt erschreckt, A mbros.“ ..Du hist es, Rcginat“ „Ja, ich biu9. Geil, da schaust, weil ich huch so weit heroben hin und ’s wird schon Nacht. Aber seit wann bist denn du im Dort', Ambros?' „Heit vierzehn Tag. Urlaub lmb ich.“ Kr glitt auf seinen Schiern näher heran, -ließ dio Stecken in den Schnee, nahm die Mütze ab und wischte

sich mit dem Hand rücken über die nasse Stirn. ..Als Soldat liab ich dich uoch gar net g'schn, Ambros. Da schaust ganz anders all-5.' „Sot Wie denn?“ „Größer mein ich.“ „Weil ich halt gewachsen hin in dev Zeit, sind ja doch schon zwei Jahre hör, daß ich fort bin. Und da drin heim Barras, da Streckens einen schon.“ ..Klein warst vorher auch net.“ Regina neckte sich ein wenig und lachte. „Ui joggen! Ich geh dir kaum bis zum Hais.“ „Ich steh auch ein hißt weiter oben wie du. lm übrigen brauchst ja auch noch gar

net so groß sein, denn schließlich bist ja gegen mich noch ein Kind.“ Regina .schwieg darauf. Sie war im No- . »mher siebzehn Jahre alt geworden, stand i.uu iiu achtzehnten. Da fragte er in ihr 'innen hinein: AVn- tu-' denn eigentlich noch da her- 'djent I- ja ■n.-hon Nacht.“ da i -ii weiß schon. Hält nimmer rauf- gs-> weit. Aber mit dem Sehlit ten hin ich gleich drunten. Fahr runter mit mir. Ambros.“ , Er faßte es so auf, daß sic wogen der Dunkelheit den Mut nicht mehr hätte, allein zu steuern

, und kam sich vor wie ein gü tiger Helfer in der Not. Ohne langes Be sinnen schnallte er die Schier ab, nahm sie unter den Arm und setzte sich zur Regina auf den Schlitten. Es war nichts! Nichts weiter als ein ra sender Flug durch Schnee und Nacht. Aber Regina Jcbnte an ihm. Er fühlte die Wärme ihres Körpers an seiner Brust, und seine Hand lag um ihre Hüfte. Und sie waren su allein in der Nacht voller Schnee, es war mit einem Male wie eine Fahrt durch tau send niegekannte Seligkeiten . . , Als sic

unten ankamen und der Schlitten langsam ausgelaufen war, war ihnen bei den zu Mule als seien sia verzaubert wor den, als dürften sie nicht aufstehen jetzt, als müßten sie so aneinandergeschmicgi, bleiben, Körper an Körper, weil sonst der Zauber zerbrach, Regina streifte einen Handschuh ab und legte ihre Hand auf die Hand des Soldaten Ambros Braudinüller. Eine lange Weile blieberi sie so, bis Axubros entstand und seine Schier wieder ansohuallte. „Ein Stück! haben wir noch den gleichen Weg“, sagte

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Volksbote
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Seite 4 von 28
Datum: 14.01.1926
Umfang: 28
für Wort wahr zu fein. Möge der darin so deut lich sichtbare Finger der Vorsehung den sie ben »»sehr kultivierten, sehr gut erzogenen und gebildeten' Menschen, abseits von der Auto straße der täglichen Hast nach Vergnügen und Zerstreuung, den Wog zur wahren Ein kehr weisen. Der Winkersenner. Ei« Erzählung von Reimmichl. , 4. Fortie-ung. Unterdessen hatte der Stnibenbcmer-Kon-. rad mit feinem jungen Weibe daheim in der FamMenkammer eine Auseinandersetzung. Regina hockte mit verweinten Augen am , Tische

und zupfte beklommen an ihrer Schürz«, während Konrad mit schweren Schritten im Zimmer aus und ab ging. Jetzt blieb er vor der Gattin ■ stehen und sagte ruhig: „Schau', Regina, wir haben während der Zeit unserer Ehe noch nie etwas miteinander gehabt — heute ist's das erstemal... Darfst mir's nicht für übel nehmen, aber ich muß dich schon eindringlich an dein Versprechen mahnen, daß du mir vor der Heirat gegeben hast.' „Ich Halit'» schon, Ikonrad, ich halt's schon I' beteuerte das junge Weib

; „aber ich dann nicht helfen, es kommt mir g'rad' immer vor, unter diesen schweren Umständen, in dieser Rot und Bedrängnis inüßte es do'ch «ine Nachsicht geben.' „Regina, glaubst du, mir kommt's leicht an? Ich muß auch schweigen.' «Du weiht gar nicht, Konrad. wie mir ist. Dieser. Kummer und dieser Druck! Bei Tag' getrau ich auch vor Scham und Schande kaum vor die Haustür und in der Rocht läßt mich die Furcht und Sorge nicht schlafen. — Ich bin so elerÄ), so unglücklich — ooohl' Sie weinte kaut auf. — Eine ZoiÄang stand

der Mann» bebend vor ihr, dann trat er ganz nahe heran, schaut« ihr zärtlich ins Ge sicht und sagte mit zitternder Stimme: „Weißt du, Regina, du bist meine Liebe, mein einziges Glück. Immer noch habe ich die Stund« gesegnet, wo ich mit dir in dieses Haus getreten bin. Selbst im Kerker, im tiefsten Elend, hat mich, der Gedanke an dich mit Glück und Trost erfüllt . .. Aber heute, Regina . . . heute . . > heute reut es mich, daß ich gehet,ratet Hab'.' ■ „Konrad I' schrie das Weib grell aus und keß

den Jtopjf schwer auf die Tischplatte fallen. Ebnen Augenblick stand der Mann er schrocken, dann nahm er zärtlich ihre Hand in die feine und sprach flehend: „Regina, fei so gut, tu' mich nicht falsch verstehen.' „Ich Hab' dich schon recht verstanden, Kvn- rod,' schluchzte das jung« Weib, ohne den Kopf zu erheben: „du bist unglücklich mit mir ... O mein Gott, das drückt mir noch das Herz ab!' „Ich hob' dir ja gesagt, Regina, daß du mein« Webe, mein einziges Glück bist.' „Aber auch deine Last, deine Qual

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Tiroler Volksbote
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Seite 5 von 40
Datum: 21.03.1913
Umfang: 40
. —- Jetzt Hab' ich noch den alten Bauern und andern Standespersonen ein Wörtl zu sagen. Dies aber nächstesmat. Ädie! Die Weiße Magd- Eine Erzählung von Reim m rch ü Nachdruck verboten. Die Neigung des Burgebners zu Regina wurde im Lause des Sommers und Herbstes zu einer tiefen, mächtigen Liebe, welche ihn antrieb, die Magd um ihre Hand zu bitten. Vorher wollte er aber doch genaue Erkundigungen über den früheren Lebenslauf und ihre Familienverhältnisse einziehen. Da es ihm pein lich war, Regina selbst über ihre Angelegenheiten

, als die Frau plötzlich ein ausfallend kühles und zurückhaltendes Wesen annahm. Jetzt schien es dem Burgebner, als ob diese hohe, stättliche Figur ihm bereits einmal vor die Augen gekommen sei und auch der harte Klang ihrer Stimme deuchte ihm so merkwürdig bekannt. Aus seine etwas plumpen Fragen äußerte die Dame kurz und Ungeduldig, sie wisse von der Regina Seidl nur Gutes. Das Mädchen sei vor zehn Jahren aus dein Unterland heraufgekommen und habe außer einem verheirateten Bruder in Glögau keine Verwandten

« In der Fabrik sei Regina immer brav, treu und flei ßig gewesen und man habe nur beklagt, daß das Mäd chen nach dem großen Unglück aus dem Betriebe ge schieden sei. Sie wäre bei Vorgesetzten und Kame radinnen beliebt gewesen und habe die Arbeit verstan den wie keine zweite. Das Madchen habe noch sechs-^ hundert Gulden Ersparnisse, welche es nebst einer silbernen Uhr und einigen Schmucksachen ihr, der Fabriksfrau, zum Aufbewahren übergeben habe, da liegen/ Es sei recht merkwürdig, ja beinähe ausfallend

, daß die Seidl, als sie fortging, ihr Eigentum nicht zu holen gekommen wäre. Da sie jetzt beim Burgebner Magd sei, könne er ihr wohl ausrichten, daß das Ka pital unverzinslich liegen bleibe, salls sie es in einem halben Jahre nicht behebe. Voll wunderlicher Gedanken kehrte der Burgeb ner heim. Am nächsten Äbend traf er mit der Haus- magd allein zusammen und nachdem er von ein paar gleichgültigen Dingen gesprochen hatte, sagte er:. „Du, Regina, ich bin draußen in Altenstadt ge- Wesen

, um wieder einmal das Grab der Margret zu besuchen. Auch in der Fabrik Hab' ich zugekehrt.' „Was, in die Fabrik hineingegangen bist? Hast Mit den Leuten^geredet auch?' rief die Magd in jähem Erschrecken; „um Gotteswillen, Bauer, meid' das Fabrikshaus!' „Aber, Regina, was hast denn?' tat der Bauer verwundert; „die Pest wird doch nicht sein in der Fabrik:' „O, ö, ö, mir schaudert's immer noch, wenn ich an das Unglück denke/' entgegnete die Magd ver wirrt, „und darum mag ich von der Fabrik nichts mehr Hörem

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Volksbote
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Seite 3 von 24
Datum: 21.01.1926
Umfang: 24
viel in den Wäldern rmd Bergen her um und war bloß in der Nacht zu Hause. Die Leute munkelten schon, es passe ihm auch auf dem S-t-u>iben>t)ofe nicht und er werde näch stens ausziehen. Aber darin sollten sie sich täuschen. Dem Amerikaner gefiel es immer besser bei den Sdutbenleuten. Mit Regina und Konrad sprach er zwar wenig, aber man merkt« sein Bestreben, sich ihnen zu nähern. Am meisten verkehrte er mit Hauser, dem Knecht. Dies mußte um so mehr verwundern, als Hauser ein sehr schlechter Gesellschafter

, damit kommt man am sichersten durch di« Well.' Allmählich kürzte der alte Herr seine Spa ziergänge ab und hielt sich mehr in seinem Zimmer aus, wo er entweder las oder an seinen fremdländischen Gegenständen herum- kloubte. Rach und nach km« er auch, öfters in die Wohnstube herunter, besonders an den Feierabenden, beobachtete das Treiben der HauÄeute und sprach etwas Weniges rnit ihnen. Auf Konrad, den Bauer, schaute er hin mid wieder mit wohlgesälligen Blicken; wenn er «mf Regina sah

, dann hatten seine Augen «inen weichen Glanz. Rur blitzartig rusch, hÄrkchi''üiis«ohlen schaute er auf sie und es lag viel Zärtlichkeit in diesem Schauen. — lieber einige Zeit bemerkte «r an mehreren auseinandersolgenden Tagen daß Regina mit rotgeweinten Augen herum ging- während Konrad eine auffallende Unruhe bewies. Diese Wahrnehmung stimmte den Amerikaner über aus düster. Er verschloß sich jetzt stundenlang in sein Zimmer und rumorte, mit den Sesseln polternd, darin hemm. Als am Sonntag abends der junge

sich die Sache an? — Bist du glücklich mit Regina?' „Ich darf nick)t reden, hab's Ihnen ja ge schworen', erwiderte der Dauer fast trotzig. „Wenn ich Du zu dir sag', magst auch zu mir Du sagen. Und was den Schwur an- liangt, fo entbinde ich dich für heute, will sagen für diese heutig« Aussprache, davon, lltachher mußt W/n wieder halten. Ich möchte doch einmal wissen, wie ich daran bin. Also ved', wie liegen die Dinge?' ©inen Augenblick stand Konrad schweigend da, dann holt« er ttes Atem uni) sagte dumpf

: „Das Geld ist unser Unglück.' „Wieso,' lärmt« der Greis, „könnt ihr euch nicht alles anjä-affen, was euer Herz ver langt? Seid ihr nicht frei von jeder drücken den Sorge? Um Geld kann man alles haben.' „Um Geld kann man alles kaufen, nur reicht ein Herzensglück . . . Das Geld er- mürgt di« Herzen und tötet die Liebe.' „Oooh', stöhnte der Greis, „also wieder? — Affo wieder das alte Verhängnis, der Nüch der Goldes? . . . Und du liebst Regina nicht inehr?' »Ich liebe sie noch und fast ebenso heiß

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 2
Datum: 01.05.1945
Umfang: 2
. In tiefem Leid: Valentine Clement, geb. Gi rardi, als Gattin: Pepi Cle ment und Ilanny Gtsinunn, als Kinder; Dr. Ötbnmr Gls- maun; Schwiegersohn; Robert Glsmanu, Enkel; auch Im Na-' men aller Übrigen Vcrwand- > ten. Vahrn, lm April 1945. Und dos Me* tyM wettet... 52 Roman von Hans Ernst orheberrechtschutz: Deutscher Roman-Verlag Klotzsche (Bez. Dresden) Auf dem, Heimweg begegnete die Guts frau dem Mädchen Regina, das auf dein Feldweg dahinging, gesenkten .Kopfes und wie In schwere Gedanken versunken

. Frau Ilona kannte das Mädchen eigentlich nur vom flüchtigen Begegnen, und da war es immer so. daß sic heruntergeschaut hatte vom Sattel ihres Pferdes. So neben ihr stehen und neben ihr gehen, das konn te sie heute zutn ersten Male. Und weil sic vermeinte, daß Regina irgendwie traurig sei — was ja auch begreiflich gewesen wäre — glaubte sie irgendeinen Trost sa gen zu müssen, der ihr, kaum, daß sie ihn gesprochen hatte, billig genug vorkam. Alan soll in großen Zeiten nie zu billigen Worten greifen

, dachte Frau Ilona und er staunte doch ein wenig, daß dieses Mäd chen nicht trostbedürftig sein wollte. Regina zeigte zunächst Erstaunen. Woher wußte denn die Gutsfrau überhaupt von Dingen, von denen sie glaubte, daß sie ihr und des Ambros tiefstes Geheimnis seien? Vielleicht deutete Frau Ilona dieses Er- .stauntsein gleich richtig oder sie wollte eine Brücke des Vertrauens nufbanen Jena sie sagte schnell: „Du brauchst dich vor mir mcht ver stecken. Regina. Ich weiß, daß ihr beide, du und Ambros

, euch liebt. Und cs sei auch gleich zu deiner Beruhigung gesagt — ich weiß es von Ambros selber. Du kannst und darfst ruhig zu mir sprechen oder zu mir kommen, wenn dich etwas bedrückt.' Regina spürte plötzlich eine eigenartige Traurigkeit. Warum sprach die eigne M»t- nicht solche Worte zu ihr, sondern eine ii Linde Frau, deren Leben sich in gan/. „udercn Bahnen bewegt hafte, und die doch weit entfernt sein mußte von den klaren und einfachen Vorstellungen, mit denen ihr eigenes, unroniantisclies Leben

behaftet war. Und noch etwas dachte Regina in die sem Augenblick. Warum hatte Ambros ihr nicht initgetellt, daß er mit der Gutsfraii iiber ihre Liebe gesprochen hatte. , Vielleicht war nur oberflächlich die Rede davon, und er hatte darauf vergessen, in der flüchtigen Stunde zwischen Tau und 'lag. die die Stunde des Abschiedes war, zu der er sich vor dem Abmarsch nur linier schweren Umständen hatte frei,»gehen kön nen. Wie gut. daß diese Stunde noch in ihr Leben gefallen war. Gut für ihn und gut iiir

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 2
Datum: 12.04.1945
Umfang: 2
lich zu. Es kann auch sein, daß eie nur über dio Art des Mannes lächelte, aus dem mehr Unruhe als Zorn heraussclnie. Und das eben war der Frau fremd, denn wann war denn dieser Manu jemals unruhig ge wesen oder gar unsicher und ängstlich? Ja, hatte nicht gar etwa» wie Angst, aus ihm herausgesehrien, Ang-i vn,- i-iwa- Unab wendbarem! Jedenfalls wußte man Bescheid, -laß der Name Ambros Brandnnilier auf den Bauern u-le ein rotes Tuch wirkte. Regina begriff dies nicht, denn der Vater

war doch sonst nicht leicht ans der Fassung zu bringen und war ihren Wiiiisr-ben fast immer zugiingig. Ja, es War etwas Eigenartiges um dieses Mädchen Regina. Sie war so sehr mil den zwei Menschen verwachsen, die ihr Vater und Mutter waren, daß lauge Zeit für sie überhaupt kein anderer Mensch existierte, wenigstens nicht in dem Maße, daß cs ihr Leben in irgendwelcher Form beeinflußt hätte. Die geweinten Tränen mn den Baeli- -chmiedbuben waren mehr oder weniger _ neue kindlichen Trotz entsprungen, der Grab. Sio

hatte Augst um die eigenartige noch nichts weiß um jenes tiefere Leid, um Schönheit des Mädchens. iiuu ströme diese Welle wieder verjüngt und stark anf die beiden zurück. Allerdings, was die Liebe der Eltern zu dem herai,wachsenden Mädchen Regina be traf, so war sie sehr verschieden. Des Houulechuers Liebe wur zu stark mit Stolz gepaart, und nichts schmeichelte ihm mehr, als wenn jemand ihm die Schönheit des .Mädchens pries. l)a flogen seine Gedanken zie-Isneimnd nach einem jungen Menschen, der Regina

ebenbürtig wäre; nicht im Aeußcren, sondern \vn= die Abstammung betraf und den Reichtum. Dabei dünkte ihm, daß keiner von allen gut genug sei für dio Regina und für den Souulechnerhol'. Und es rührte ihn an wie Eifersucht, wenn *-r die Lljeke der jungen Burschen sah. wie sie hungrig an der Schönheit des Mäd chens hingen. Die Matter aber war dem Mädchen mit einer beinahe schmerzhaften Liebe zugetan. Vielleicht war ihre Liebe auch nur Dank an das Schicksal und dem Mädchen gegen über, weil ihr Leben

durch Regina erst einen Sinn bekommen hatte und weil diese Regina soviel Licht um die alterndo Frau verbreitete, daß sie die ganzen Jahre wio ein Geschenk Gottes betrachtete. Oft hatte Frau Therese Angst, daß diese.- Lieht einmal zerschlagen werden könnte und dal) es dann dunkel sei wie in einem dessentwilleu Tränen fließen' Bestimmend für ihr Leben waren der Vater und die Mutter. Von ihrer Sorge lühlto sie sieh ungerührt und vou ihrer Liebe getragen. Sie selbst liebte die beiden mit einer Liebe, als hätte

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Bozner Nachrichten
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Seite 6 von 8
Datum: 25.08.1916
Umfang: 8
Höchstpreisen besorgt wäre, da man mit Käse und Kartoffel allein nicht kochen kann und die Bewohner von Gries und Quirain in Bozen w eder F e t t noch But ter bekommen! Viele Einwohner von Gries und Quirain. Kiirenpmk außergewöhnlich starkes braunes Packpapier Papierhandlung Gotthard Ferrari. ger Mann gewesen; er hatte seine Tochter so viel lernen lassen, daß sie nach seinem Tode ihr Vermögen selbst verwalten konntö. So kam es, daß Regina, sich täglich einige Stunden wit ernster Arbeit beschäftigte

: Sie - erledigte mit den Aktionären geschäftliche Angelegenhei ten, sie führte über ihre Einkünfte Buch, wie ein gewiegter Kaufmann. , Ihre Tante schüttelte oft den Kopf. . „Wie du das nur fertig bringst, Regina,' sagte sie eines Tages. „Ich könnte mich in sol chen Dingen nicht einmal zurecht sinden.' Regina hatte gelächelt. „Das ist leichter, als du denkst, Tante The rese,' hatte sie geantwortet. „Aber es ist doch keine Beschäftigung für eine junge Dame,' beharrte die Tante. Regina zuckte die Achseln

. / „Irgend etwas muß der Mensch doch tun. Im Haushalt hast du alles am Schnürchen, da bleibt mir kein Feld zur Betätigung, und ein nutzloses Leben zu führen, ist mir unmög lich.' „Ach, es gibt so viel Beschäftigung, Regina, die für eine Dame besser paßt. Du kannst mu sizieren, malen, Handarbeiten anfertigen und dergleichen, mehr.' Regina wehrte lachend ab. „Lauter Künste, in denen ich nichts leisten kann.' „Ich bitte dich, du spielst doch meisterhaft Klavier und singst entzückend-' „Das genügt

für einige Mußestunden als Erholung, aber nichts ^um .Mr eine ernste sticht daraus zu machen/ „Ach Gott — ernste Pflichten! Wie das bei einer so reichen jungen Dame klingt!' „Pflichten muß jeder Mensch haben.' „Schön! Du hast Pflichten. Du hast die Pflicht, dein Geld mit Anstand unter die Leu te zu bringen, aber dir brauchst nicht hinter den Büchern zu sitzen und zu rechnen, und damit einen armen Buchhalter, das Brot Wegzuneh men.' ^ . Da hatte Regina die, alte Dame an der Hand zu ihrem Schreibtisch herangezogen

Geld für einen guten Zweck «zu verwenden. Schiltst du nun noch, Tante Therese?' Diese hatte Regina umarmt'und geküßt. „Nein, du Prachtmädl! Jetzt sageich kein Wort mehr. Dil bist wirklich ein gutes, liebes Geschöpf.' Regina hatte schelmisch gelächelt. ^ „Reichtum verpflichtet Tantchen! Ich tue nur meine Pflicht.' Seit jenem Tage hatte Tante Therese nichts mehr gegen Reginas Tätigkeit am Vormit tag gesagt. Während dieser Zeit hatte die alte Dame im Haushalt zu tun. Wenn genug Die nerschaft

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Volksbote
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Seite 3 von 24
Datum: 18.02.1926
Umfang: 24
wie ein Fieberkranker. Da nahen sie ihn b ei den Händen und zog ihn empor. „Lieber Vaisr,' bat sie, „stehen Sie doch aus — so darf man nicht tunt' „Regina, verzeihst du mir? Wirst du mich nicht hassen?' „Sie sind ja mein Vater und ich Hab' Ihnen nichts zu verzeihen.' „Liebes Kind, sag' d u zu mir, ich brtt' dich, sag' d ul Ich Hab' mich so viele Jahre nach diesem Wörtlein gesehnt... Kannst du mir ein bißchen gut sein?' „Ja, Vater.' „Darf ich dich küssen, liebes Kind, nur ein einzigesmal?' Da fiel sie ihm uni

den Hals und küßte ihn innig aus die Stirne, indem sie schluchzte: „Du lieber, lieber Vater!' „Regina, jetzt hast du mir wohl getan,' atmete er auf. „Vergelt dir's Gott im Him mel zu tausendmalen!... So viel Glück Hab' ich schon seit zwanzig Jahren und länger nicht mehr gehabt. — Du bist ein gutes Kind.' Einige Zeit standen die beiden wortlos nebeneinander, dann sagte der Gneis: „Regina, wirft d» dich meiner nicht schä men ... vor den Leuten . . . wenn es auf- kommt, daß ich dein Vater bin?' „Schämen

auf Erden für mich.' Erschüttert stand der Greis vor diesem Schmerzensausbruch. „Regina', sagte er leise, „was ich tun kann, wird geschehen. Darfft dich auf mich verlas sen. Keine Mühe wird mir zu groß sein, kein Geld zu viel, um ihn aufzufinden und endlich ein wahres Glück einmal in dieses Haus zu bringen. Die Hauptsache, freilich, die Haupt sache, die muß unser Herrgott tun.' VIII. Es war drei Tag« später. Hauser, der Knecht, saß auf der Bank hinter der Scheune und hatte folgenden Disput

. — Wenn du dir bloß einmal das Schleichm und Spekulieren, das Gucken und Horchen an den Schlüssellöchern abgewöhnm könntest! Es führt zu nichts. Du kriegst nirgends einen Stiel und eine Hand habe, wirst ganz rebellisch im Kopf und ver lierst die Ruhe des Gewissens .... Aber ich tu's ja alles nur wegen der Regina, wegen meiner Bäurin, wegen dein Kind, der Ma- riann'. Ich Hab' ihr ja bei ihrem Sterben noch verfpwchen. auf das Madl zu schauen wie auf meinm Augapfel. Wenn sie mich nur besser zuschauen ließe

. Aber das Mensch, die Regina, ist jetzt falsch und zugenäht, schenkt mir kein Vertrauen und hat allerhand Heim- lichkeitm vor mir. — Ja, ja, das Hühnlein will gescheiter sein als die Henne .... Hau ser, bist etwa du gescheit? Rem, nein, du kmnist dich auch nicht mehr aus, hinten und vorn nicht. Bist blind, katzelblind wie ein Sa- lomcm in seinen altm Tagen .... Was nur mit dem Amerikaner los ist? Sie steckm alle weil beisammen, oft den halbm Tag. Sie hat ihn geküßt und umarmelt — ich hab's genau gesehen

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Bozner Tagblatt
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Seite 6 von 8
Datum: 02.12.1944
Umfang: 8
Wic- derseh’n!« . • i Burg Sclilandersberg im Viuschgau Federzeiclnumii von Lieselotte Popp Es ist allemal besser, mutig drauf los zu gehen als bedächtig. Ernst Moritz Arndt Weinbauern Ln Not Von Richard Staffier „Land' so viele Höfe ersteigern konnten. Gewiß ist damals eine üble Zelt ge wesen, wie die Rebenseuche die Wein gärten befallen hat. Aber schon wenige Jahre nach ihrem Ausbruch ist ein Imbiß. Auf seine oder ihre künftige Ver einsamung kam Regina nicht mehr zu reden, doch lag sie fragend

perlichkeit ruhig unter den Töchtern der Altbauern irgendwo um eine Bäuerin umsehen. Natürlich, wenn für dich das Heiraten gar so hart ist, dann ist’s freilich ein schwerer Fall. Aber ich muß jetzt heimgehen. Mit dem Ge scheitsein hab ich mich heut lang genug verhalten.' ' „Leb wohl Regina. Ich dank dir halt vielmals für deine letzten Tröstungen.“ „Nichts zu danken.' Mandelbaumes auf.. weiß wie Schnee. Märzveilchenduft wehte über die auf quellende, morgenfrische Erde. Der Jörg arbeitete in der Geisterlei

:. Mit starken Weidenruten band er das Weingartengestänge an den Holzsäulen fest. Nebenan, einen Steinwurf weit von ihm. war Regina in der Mairhofleit mit Rebenbinden 1 beschäftigt. Beide arbeiteten emsig und hingebungsvoll. Um die Halbmittagszeit schalteten sie nach dem Gesetz des Landes die üb liche Stärkung ein. Regina ließ sich auf einer rohgezim merten Bank ohne Rückenlehne nieder und kramte aus ihrem Handkorb aller lei Eßbarkeiten aus. Der Geisterhofer nahm der Einfach heit halber auf einem kleinen

Holz bündel Platz. Sobald -er den ersten Hunger gestillt hatte, litt es ihn nicht länger auf seinem Holzbündel. Er hatte am Fuß einer sonnigen Mauer einige Märzveilchen gefunden, die hatte er auf den Hut gesteckt und so geziert schritt er gegen die Nachbarieit. „Laß dir’s gut schmecken, Regina, du hast dein Essen heut’ ordentlich ver dient.' „Ach. 's Arbeiten hat mir immer noch Freud gemacht. Fein ist’s auph da her oben, man hat hier eine schöne Aussicht in das Tal und auf die Stadt. Schon

. So was tut man doch nur, wenn man noch ganz jung ist. wenn man auf den Tanz platz geht und sich verliebterweise an den Fingerspitzen hält. Ich fürcht, .ich bin trotz meinen achtundzwanzig Jah ren ganz rot geworden.' „Ach was, das sieht da heroben ja niemand. Warum soll ich nicht wieder iung werden? Meinst du nicht auch?“ Regina behielt die Veilchen. Hernach gingen sie wieder an ihre Arbeit. Noch mehrere Tage hatte Regina in der Mairhofleit zu arbeiten. Am letzten Morgen bemerkte sie zu Jörg: „Mir tut’s

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Bozner Tagblatt
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Seite 1 von 2
Datum: 03.05.1945
Umfang: 2
’'wie.' jetzt steilu sie ihn ihn wie einen f Helden „Tu dich net .täuschen', regte sich der An- weit er • ausgezeichnet worden i,s' ' gennayr auf. „Umsonst geben sie’s keinem. Regina hielt den Atem an vor Glück und Es muß sicli's jeder sauer verdienen. Z-u- Seligkeit. Sie wagte nichts zu fragen und mal Erster Klass’. Aber der Ambros , is ja dachte bloß: morgen lauf iet. in die IJaeh- allweil schon ein Luder g’weseh. Warum schmiede, um Näheres zu erfahren,. wenn sollt' er jetzt ein Duckmäuser

sein?' er mir nicht selber schreibt. Natürlich,, warum sollte er jetzt cjn Die Bäuerin aber sagte: . . , , . , Duckmäuser sein. Aber der. Soimlechner „Daß du dich da so 'ärgerst. Vater. Dös Sicherheit kam nicht aus ihm selber, sou- hatie diesen Blondhaarigen nie leiden nu'i- kann dir doch gleich sein.' , >ri1 s J e kam von. dem Mädchen Regina gen.- Zudem halte er selber keine Buben :„Dös is mir eben net gleich, weil üer '. IL ‘f au ‘ 'm' Z11 -., Dieses hochmütige Zurück Baclisclunieilbubeu. Immer war das schon so. Immer

, was schwarz, unterm Nagel ist.' Es war eigentümlich, je länger er sprach desto unsicherer wurde er. Und diese U11- dic ganzen,Episoden des Sehimedbubcu der starrte Regina ah. Reihe nach erzählt wurden. Und über den „Was ist nei wa ins Leere, das spürte der Bauer wohl, und über den „Was i£t nei wahr?' ' darum wurde, er unsicher, so unsicher, daß Bogen der Jahre hinweg erhielt Jeuc Epi- . ,’l)as er ein Lump ist. der Ambros! Und er—: um wenigstens noch einigermaßen sode eine kleine „.Ausschmückung

kreiste, kam nicht, wie viele andere Soldaten nach dem Poleiiicldzug. in Urlaub nach Hause. Nein, Ambros Hrand- miililer'wurde in einen Lehrgang geschickt, den er zu Ostern des nächsten Jahres »Is nengebackner Leutnant verließ. So wie au schwülen Sommeriagvi oh ein Geyitter stundenlang iu einem Tal kessel steht,, um daun mit wildem Zorn über die Landschaft iiinzur.iseii so ähnlich war dies Geschehen, das sieh 1111 Frühling dieses Jahres auf dem Soiiuleclmerluii ab- spielte. Ambros man Regina sahen

, wagte ! vor Augst nicht, dem Manne Wahrheit einzuseiieiiken. Sie sti chelte im? auf Regina ein und machte ihr Vorwürfe, die? aber — das fühlte die Frau selbst — keine rechte Wirkung hatten, nein, die Vorwürfe hatten sämtlich« einen Untertan des Bedauerns, und Frau Therese hatte nicht den Mut. sielt das einztige- steiien. Aber seit sic die beiden jungen Menschen eines Abends durchs Abendrot »erwandern sah, ward ihr Denken abge bogen von der starrsinnigen Linie, in die sie sielt durch den Willen

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Bozner Nachrichten
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Seite 5 von 12
Datum: 03.12.1916
Umfang: 12
demütiges Erdendasein ganz dem Dienste der Nächstenliebe ge widmet war. Der Name der Heiligen aber wird durch das Bei spiel er erlauchten Landesmutter gewiß auch bei uns recht bald volkstümlich werden. ie 5. M „Ich glaube an dich' Original-Roman v. H. Courths-Mahl 48 Fortsetzung. - Zn einer sehr gedrückten Stimmung trat er die Heimreise rin. , Regina stand imBegriff, auszugehen, als ihr der Besuch Frau von Tonderns gemeldet wur- de. Tant«5 Therese befand sich gerade bei der. verwundeten Soldaten

; so empfing Regina Frau von Tondern allein. Betroffen zuckte sie zusammen und blieb aus der Schwelle des Empfangszimmers flehen — z^rau von Tondern war in tiefer Trauer. „Meine verehrte gnädige Frau?' stictz sie erschrocken heraus und trat auf die alte Dame zu. Frml von Tondern schlug den Trauerschlci- ^ Zurück und Regina erblickte ein imSchmerz versteinertes Antlitz, aus dem die Augen wie erloschen aus sie blickten. 'Ja, liebe Regina — es ist, wie Sic ver muten — mein Golm — er ist 4ot,' sagte sie tonlos

. Regina traten beim Anblick dieses Schmer- hxj^ Tränen in die Augen. Sie faßte Hrau von Toicherns Hand. .,Um Gottes willen — Frau von Tondern wegn?^ ^ach^ eine haftig abwehrende Bc — bitte, sagenSic nichts — ich kann — ich — ich habe mich init Aus- letung meiner letzten Kraft zu Ihnen bege- '^1?„einen letzten Wunsch meines Sohnes erfüllen/ Sie nahm ans ihrer Handtasche ein versie geltes Schreiben, und gab c,o der erschütten vor ihr stehcnden Regina. „Hier ist ein Brief für Sie — von meinem Sohn

. Es war sein Wille, daß ich denselben sofort nach meiner HeiiMhr persönlich in Ih re Hände legen sollte. In dieser Nacht sind wir heimgekehrt — mit der Leiche unseres Sohnes. — Mein erster Weg galt Ihnen — um seinen Wunsch zu erfüllen.. Aber nun las sen Sie mich ungefragt wieder gehen — ich — kann nicht mehr.' Sie schlug rasch den dichten Schleier herad und reichte Regina die zitternde Hand zum Av schied. Diese beugte sich, erschüttert von dem tiefen 'Herzeleid, das über dem Wesen der armen Mutter lag

, über ihre Hand — und schwieg. Sie fühlte, daß sie uicht sprechen durfte. Stumm und sorgsam geleitete sie die alte! Dame zu ihrem Wagen und kehrte in ihr Iim j mer zurück. Kaum war sie da eingetreten, als > Tante Therese erschien. Sie fand Regina in! Tränen. . ! „Mein Gott, Kind — was ist dir? Und wo ist Frau von Tondern? Ich bin herüber geeilt als ich hörte^-daß sie hier sei — und nun finde ich dich allein, und in Tränen. Was ist gesche hen?' Regina trocknete ihre Tränen und suchte sich zu fassen. „Ach

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 2
Datum: 18.04.1945
Umfang: 2
Sohönwltz; HauptschrUtlclter; Al fred Strobel; Chef vom Dienst: Hermann Flak; für den Anzeigenteil verantwortlich: Hans Mohnes (sämtliche ln Bozen-Erixen) Und das JUfo&n tyM wivUc... 41 Roman von Hans Ernst Orheberreehtschutz; Deutscher Boman-Verlag Klotzsohe (Bez. Dresden) Daheim hatte sie nie mehr ein Wort über Ambras gesprochen. Die Mutter hatte sie auch nie mehr gefragt, hatte in der ersten Zeit nur zuweilen forschend ihre Augen lm Gesicht des Mädchens haften lassen, und Regina wurde die ersten

paarmal etwas ver legen dabei. Aber mit der Zelt gewöhnte sio sieh daran, ja, sie brachte es zu einer Meisterschaft im Verbergen dessen, wn» niemand wissen durfte. Und doch war Regina unruhiger denn je- Früher war sie zum Beispiel niemals nach der Bachsehmledo gegangen, und nun fand sie den Wog so oft dorthin. Sie befreundete sich mit den Kindern der Bärbel und sie schaute gern die Geschwister des Ambros an, aber es war keines so wie er. Die Kinder in der Schmiede waren mitt lerweile auch schon groß

, weil sie anmihmeu, daß die Sonnleohnertoohter des Gallus wegen käme, der fast gleichaltrig mit ihr und ein stram mer Bursche war. Einmal fragte der Llaehsehmied das MUd eben; „Was sagt denn ilejn Vater, wenn du so oft zu uns kommst 1 ' Da verplapperte sieh Regina, indem sie unbekümmert lachte; „Er weiß es ja gar net.“ „Ah, darum. Aber wenn er’s wüßt!' Regina schob dio Unterlippe vor, mul es suii aus wie eiu trotziger Widerstand. Plötz lich wirf sie den Kopf hoch. „Der Vater mag euch net leiden. Warum

. Oh, er kannte sieh aus und dachte sieh seinen Teil. Er schaute dieses blühjunge Menschenkind mit ge mischten Gefühlen au und wußte nicht recht, welchem Gefühl er am meisten nach geben sollte, dem des Stolzes oder dem des Mitleids. Da fragte Regina unvermittelt: „Wann kommt denn euer Ambros wie der ln Urlaub!' „Warnmf' Da wurde Regina rot bis unter die Haar wurzeln. Sie ärgerte sich, daß sie ihre Neu gierde nicht besser im Zaum gehalten hatte. Irgendwie aber hatte sie Vertrauen zu dem alten Manne, der sieh

seiner Gefühle mit einem Male klar war. Er war stolz auf sei nen Sohn, dem so ein prächtiges Menschen kind iu Liebe zugeneigt war — und es war Mitleid mit dieser Regina Burgmayr, weil in« Lieben als ein abwegiges Verirren be- trachtet werden würde. Und so wie er den honnleehnor kannte, war Wille und Zorn genug in dem Manne, seine Tochter wieder hinzureißen auf den richtigen Weg. „Ich weiß net wann er kommt, der Am bros . sagte er dann. „Kann sein bald - kann aber auch sein erst im Herbst

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 2
Datum: 16.04.1945
Umfang: 2
: Direktor Kurt Schönwltz; .Hauptschrittleiter: Al fred Strobel; Chef vom Dienst; Hermann Ftnk: für den Anzeigenteil verantwortlich: Hans Mohnes (sämtliche In Bozen-Brixen) Und dos jC efon yM weitet Roman von Hans Ernst Drheberreclitschutz: Deutscher Roman.Verlng Klotzsche (Bez Dresden) „Es kommt attweil drauf an, was es für ein Mensch ist. Wenn es der Richtige ist. laßt sieh vielleicht schon drüber reden.“ ..Der Richtige ist cs ganz gNviß, Mutter. Das fiiht ich da drinnen —“ Regina lachte vernünftig

. Weil dir jetzt der vom Buch sehuiied den Kopf ein biss’t vordreht hat, rennst gleich alle Vernunft iiher den Hau- len.“ ,..,o iuui .v.. U u — ..va. uu Regina bewegte iu iingeiiiengtem Nach- _ _ WvuiJ klopfte -ich mit gebogenem Knöchel denken die Brauen. Dann schüttelte sie |em. Wahrscheinlich weiß er, daß der Sonn- an di« Brust. „Da drin' im Herzen is die 1‘oftig den Kopf. Icchnerhof ein warmes Nest wäre.“ „Ich seil auf einmal alles ganz klar, Mut- st '«Mos ungerecht, Mutter. Kein ler. War der Ambros nur net vom Bach

. Mein Colt, Dirndl. MR denn du ganz von Gott verlass«»I Was glaubst denn, daß der Valor saget, wenn er es wüßtl“ ..Gauz richtig, Regina. Düs ist cs. Auf den Sonnicehncrhof gehört ein richtiger Bauer, einer, der selber aus einem Hof raus ist und der sein Handwerk verstellt.' „Frag doch die Gutsfraü, ob der Ambros -«in Handwerk versteht.' „Sie wird wahrscheinlich ja sagen. Aber ihm fehlt auch die Lieb’ zum Bauernbund werk, sonst hält* er es not im Stich lassen .Der Vater hat mir noch selten einen und wär

zu den Soldaten gegangen, wo er »ix tun braucht den ganzen Tag und wenn es Nacht wird, hinter den Kitteln herlauft.“ Regina spürte plötzlich einen Stich im Wunsch abg’scblagen. Und — vielleicht vor -teilt mich der Vater besser wie du.' Das letzte sagte Regina so, als wenn sie beleidigt wäre. Und weil Frau Therese dar 1111 sehwieg, setzte Regina sich mit einem Ruck im Bett und faßte nach den Händen der Mutter. ..Sag. Mutter, du mußt es doch wissen, io das ist! Du und dor Vater habt euch auch gern g’habt

.“ Hier hätte Frau Therese nun ,-Ine lang'- i.e-ehichte erzählen können, die Geschieht« ir«s verlorenen, liebeleeren Lebens niiiu- > ' 1 . Aber das war nicht die Stunde dazu ■ nd Regina war noch zu jung, um solch« ' «e i-: zu la-gjeilen. Darum lenkte sie ah. - !l - 'amu,-! all«- gleich so wichtig. 'ir:.>i. !ii-i,k ilm-h „in ni— VI nach und sei weißt, Mutter, er hat net einmal zu mir g’sngl. drtß er mich gern hält, oder so.“ Wie ein Aufatmen ging e» durch die Frau. /«Na also, was phantasierst

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Der Bote für Tirol
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Seite 11 von 14
Datum: 19.07.1890
Umfang: 14
von Th. Almar. !?!. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Regina war so schweigend und sah fast ebenso fin ster vor sich nieder wie dieser. So kani man nach Ealcutta, und alsbalv stand Regina HanS gegenüber, dessen lebhafte Mittheilung sie regungslos anhörte'. Mechanisch folgte sie seinen Anweisungen, ohne Wiederspruch, ohne ein Zeichen der Billigung. Sie schien wie im Traume zu wan deln, oft erschrack sie vor ihrer eigenen Stimme. Zwei Tage vor dem Abgange des Dampfers nach Europa langte Mr. Elliot

in Begleitung seiner nun mehr Verlobten ans Alexandria a». AnsangS schaute zwar die Dame ein wenig be- stürzt drein, dass eS nicht nach London gehen sollte, wo iin Kreise ihrer Verwandten die Verehelichung mit Mr. Elliot stattfinden sollte, aber ihre vertrau ensvolle Liebe zum Verlobten und seiu bestimmt aus gesprochener EntschlusS, Regina den Wünschen Wal- bergs gemäß erst nach Deutschland zu geleiten, stiunn- len ihre Laune bald um, und sie tröstete sich mit dem Sprichwort, dass aufgeschoben

nicht aufgehoben sei. llnv so gieng es denn endlich an vaS Verpacken der Sachen. Miss Mary hatte nach Walbcrgö Willen für Regina fast die Auesteuer einer Prm- zessin zusammengebracht; doch während die junge Engländerin über die Stosse und kostbaren Ge schmeide in Jubel und Verwunderung auSbrach, wür digte Regina dieselben kaum eines Blickeö. Nur um eins halte sie Walbcrg gebeten, ihr zu gestatten, Fiamette mit nach Enropa zu nehmen, waS dieser ihr bereitwillig zugab. iu Tirol aus uud ersucht den löbl

keine Canalisierung besitzt. Fiamette war denn auch die Einzige, welche unter all den ernsten Gesichtern eine vergnügte Miene bei behielt und nicht begreifen konnte, warum die andern nicht auch so fröhlich sein mochten. Der letzte Morgen kam. Da warS, als wenn vou Regina endlich die starre Hülle wich; sie stand zum letzte»» Male an einem Fenster ihrer Z inmer, die sie geglaubt für Jahre bewohnen zu können, und die Thränen entströmten reichlich ihren Augen. Miss Mary stand neben ihr uud auch sie ver mochte

ihre Rührung nicht zu verbergen. Endlich schlang Regina ihre Arme um den Nacken der alten Dame und rief: „Miss Mary, niit frohem Gefühl habe ich die Hei mat verlassen und kam hierher — ich kehre dahin zurück — aber nie. nie kann ich dort mehr glücklich werden. Hier bleibt alles zurück! Hier lasse ich alle Hoffnungen, alles Glück! Sagen Sie ihm, Miss Mary, wenn ich fort bin, — sagen Sie ihm, dass er mir eine Welt erössnet hat, die — o, Miss Mary, ich weiß gar nicht mehr was ich spreche' — „Miss Regina

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