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Autor:
Vinzentinum <Brixen>
Ort:
Brixen
Verlag:
Vinzentinum
Umfang:
Getr. Zählung
Sprache:
Deutsch
Anmerkungen:
Nebeneintr. Sachtitel: Jahres-Bericht des f.b. Knabenseminars Vinzentinum in Bressanone am Schlusse des Schuljahres // Jahresbericht des fürstbischöflichen Privat-Gymnasiums am Seminarium Vincentinum in Brixen a.E. // Jahresbericht des fürstbischöflichen Privat-Gymnasiums am Seminarium Vinzentinum in Brixen a.E. // Jahresbericht des f.b. Privat-Gymnasiums am Seminarium Vinzentinum in Brixen a.E. // Programm des f.b. Privat-Gymnasiums am Seminarium Vincentinum in Brixen // Programm des F.B. Knaben-Seminars der Dioecese Brixen, Privat-Lehranstalt // Programm des Knaben-Seminars der Diözese Brixen // Jahresbericht des f.b. Knabenseminars Vinzentinum in Bressanone // Programm des Privat-Gymnasiums am Seminarium Vincentinum
Schlagwort:
c.Brixen / Vinzentinum Brixen ; f.Bericht
Signatur:
II Z 104/1933-37
Intern-ID:
506184
Prof. Patrizius Plattner Erst vor fünf Jahren hatte der unerbittliche Tod zwei Opfer aus unserem Kollegium gefordert und schon wieder riß seine rauhe Hand einen lieben Kameraden mitten aus voller Tätigkeit heraus. Schon bald nach Beginn des Schuljahres merkte man es dem sonst so kräftigen und gesunden Patrizius an, daß bei ihm eine Krankheit im Anzug sei. Doch, ein Feind jeder Empfindlichkeit und Wehleidigkeit, hielt er seinen Unterricht in vollem Umfang weiter, bis der Arzt am 5. November
Spital pflege forderte. Nach dreiwöchiger Kur, die nur eine vorübergehende Erleich terung brachte, kehrte Prof. Plattner wieder ins Vinzentinum zurück und verlangte dringend nach der gewohnten Lehrtätigkeit. Auf die Vorstellungen, er bedürfe noch der Ruhe und Schonung, entgegnete er hartnäckig: „In der Schule ist mir am wohlsten'. So ließ man ihn denn mit ärztlicher Gutheißung gewähren, obwohl keine Hoffnung auf Besserung des Übels bestand, und Patrizius unter richete wieder ab 12. Dezember
in einer Klasse und nach Weih nachten sogar in zweien, unter sichtlicher Anstrengung und Verbergung der Beschwerden, ohne jede Klage und jedes Angebot einer Erleichterung lehnte er entschieden ab mit der Begründung: „Es geht ja ganz gut'. Doch alle Willenskraft und Selbstbeherrschung konnte das Fortschreiten der tödlichen Krankheit nicht hemmen und mit Ende Februar erschien Prof. Plattner zum letztenmal in der Schule. Wie schwer ihm der Abschied von der so liebgewonnenen Beschäftigung fiel, zeigt
ein Vorkommnis, das mich wegen eines peinlichen Mißverständ nisses doppelt ergriff. Während Prof. Plattner krank im Spital lag, glaubte ein Schüler bei der Lateinkomposition ein übriges tun zu sollen und fügte in wohlwollender Besorgnis um den Zustand des kranken Lehrers, aber in sträf licher Unkenntnis def Konstruktion der „verba timendi' den Satz an: Timeo, ne magister noster Plattner in scholam red eat. Bei der Korrektur wurde der Satz als nicht zum Thema gehörig eingeklammert und damit wäre die Sache
erledigt geblieben, wenn nicht dem guten Patrizius drei Monate später der Einfall gekommen wäre, vor der Faschingskonferenz alle Schulhefte zu über prüfen, und zwar auch in jenen Teilen, die die Arbeiten während seiner Ab wesenheit von der Schule füllten. So stieß er auch auf diesen ungeschickten Satz und mußte natürlich einen lieblosen Sinn darin finden. Tief gekränkt, aber mit verhaltenem Groll suchte mich Prof. Plattner auf und fragte unter Hinweis auf den Satz im Heft