nach. Vor kurzer Zeit hat die Stina von einer Verwandten ein hundert Gulden geerbt, für sie ein Vermögen, ein Vermögen für ihr Kind ; fleißig wollte sie sein, Kreuzer für Kreuzer dazu legen, auch der Bruder gab ihr hie und da einige Kreuzer für verkaufte Schnitzlereien. Seitdem Pietro begriff, daß feine Schwester für das Kind sparte, war er weniger uuflät; nachdem die Tages arbeit-gethan, saß er am Herdfeuer und schnitzelte, früher stieg er bis spät in die Nacht hinein in den Felsen umher. Stets glänzten
seinen Augen, wenn er ihr dann ein paar Kreuzer ver stohlen in einen zerbrochenen Topf legte und so das Erbe mehrte. Die Beiden hatten den Schatz nach Bauernart natürlich bei sich. Pietro schnitzte in einen Wandbalten ein Loch und fertigte dazu einen gut passenden Verschluß, so daß ein ungeübtes Auge nicht leicht das Versteck entdecken konnte. Der Tag war zu Ende gegangen, die Nacht breitete ihren sterudurchwobenen Schleier über die Berge und silbern goß der Mond sein Licht über die einsame Lusa-Alm
. Die Geschwister saßen noch vor der Hütte, schweigend, halbschlafend. Da fährt aufeinmal Pietro aus dem duseligen Zustande auf, er hat das Knirschen eine» SchuheS auf den Steinen gehört; auf dem schmalen Steig,' welcher sich vom Thale heraufzieht, kommt langsam eine dunkle.Gestalt gegen die Alm herauf. Schweigend erheben sich die Geschwister und gehen in die Hütte, bald blitzt durch das kleine Fenster Licht und der Ankömmling überschreitet grußlos die Schwelle. Ein älterer Mensch ist'S schlank, hager
, verwahrlost die Kleider, verwahrlost der ganze Mann — der Bater ihres Kindes. Ein falsches Gaunergesicht, ein Mensch zu faul zum Arbeiteil, eine Last für seine Nächsten. Stina kocht ihm Suppe und gierig verschlingt er daS Gebotene ohne Dankeswort, die Geschwister keines Blickes achtend. Das Vieh im Stall wird unruhig und Pietro geht hinaus um nachzusehen. „Stina- flüstert der Andere heiser „gib mir die einhundert Gulden, oder ich bin verloren!' „Das Geld von unseren Bub'n? Nit nm all's in der Welt
Körper. „Luigl, Gott h'lf' mir, i kann nit, denk an unsern Bub'n!' Da fährt der Andere wild auf: „Mostro!' Er ballt die Faust, ein Schlag und die Mutter seines Kindes liegt betäubt am Boden; rasch ein Griff nach dem Wandbalken, er hat das Geld, und in wilden Sätzen flieht er gegen die Felsen hinauf. Wie ein Schatten huscht eS hinter ihm her, Pietro der Blödsinnige; keuchend rasselt ihm der heiße Athem ans der Brust, daS Gesicht wuthverzerrt, die Fäuste geballt, so rast er dem Andern in großen