2 „Vozner Nachrichten,,, Donnerstag, 6. August 190^. «». t s defilirten sie vor der Leiche Pius des Neunten und versammel ten sich dann im Konsistoriensaale. An Stelle des erkrankten Kardinal-Dekans Amati legte nun der Subdekan Kardinal di Pietro (er hieß so wie der gegenwärtige Papabile) als Borsitzender der Kongregation die Frage vor, ob das Kon klave m Italien abschalten werden sollte und da stimmten nur acht Kardinäle für Rom! Auf eine so geringe Ziffer hatte man denn doch nicht gerechnet
. Crispi, der damals an der Spitze der italienischen Regierung stand und allezeit seine gu- ten Berichte über die Stimmungen im Vatikan Hatte, wußte Wohl, daß namentlich die jüngeren Kardinäle intranfigent wa ren und in ihrem Sinne und von ihrem Standpunkte aus für ein „Los von Rom' stimmten, und darum hatte er von der Linie des passiven Zuschauers abgehen zu müssen geglaubt. Er ließ di Pietro wissen, daß ein Konklave nach dem Sinne der jüngeren Kardinäle ein größer Fehler wäre; es existiere
nur, daß der Gouverneur der Insel Malta, von welchem jemand gesprochen hattet das Kollegium vielleicht zurückweisen könnte; drei Kar dinäle, und zwar Gnidi, Morichini nnd der Subdekan di Pietro, erklärten, sich der Mehrheit anschließen zu wollen. Einer, Giannelli, enthielt sich der Abstimmung. Für Rom stimmten: Hohenlohe, Benardi, Chigi, Ferneri, Caterini, Mertel, Randi, Sbaretti -- also 8 von 38! Der Kardinal-Camerlengo Pecci hatte für das Ausland gestimmt. Das Skrrltinillm überraschte alle. Ferrieri sagte: „Gehen
man viel, aber keiner der Diplomaten machte ein Anbot. Dies deprimirte sehr, und als die Kardinäle am 9. Februar zur zweiten Kon gregation zusammentraten, in welcher auf Grund der gestri gen Abstimmung die Stadt außerhalb Roms getvählt werden sollte, wo das Konklave abzuhalten wäre, da setzte di Pietro auseinander, daß es doch rathsam wäre, in Rom zu bleiben, namentlich da keine Macht dem Heiligen Kollegium eine Un terkunft angeboten habe. Er sprach auch von den Gefahren einer langen Reise, von den Schwierigkeiten der Rückkehr