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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 18.04.1884
Umfang: 4
zeuges, um vom Lande abzustoßen, da vernahm er die Stimme eines Herrn, der ihn etliche Wochen zuvor, als Pietro noch in seligster Stimmung von Marietta heim kehrte und Tannhäusers Liebeslied sang, reich beschenkt hatte. „Gondoliere!' rief er ihn an, „singen Sie mir heute wieder jenes Lied, das Sie unlängst besser als unser erster Heldentenor in die Welt hinausschmetterten!' Und er intonirte mit jugendlicher Kraft: „Stets soll nur dir. nur dir mein Lied ertönen, Gesungen laut sei nur Dein Preis

von mir! Dein süßer Reiz ist Quelle alles Schönen Und jedes holde Wunder .. „Doch was ist Ihnen?' unterbrach sich Wagner, Sie stimmen nicht ein? Gar Thränen? Die holde Schöne, für die ich gedichtet, ist Ihnen doch nicht untreu ge worden?' Nachdem Pietro sein Ruder ergriffen und in gleich mäßigen Schlägen die Gondel durch die Aare, mondbe» schieneue Fluth gefuhrt, ward ihm leichter ums-Herz; er fühlte des Meisters Blick voll Theilnahme auf sich ruheu und theilte An mit, was ihn bedrückte. «Ja. ja. wer meine Worte

richtig, interpretiren soll, muß sie mitfühlen,' sagte Richard Wagner; „will'S gern glauben, daß Sie heute kein Tannhäüserlied singen kön nen! — Vielleicht aber,' fügte er nachdenklich hinzu, „ist Mutter Annetta zn bestimmen; soll ich mit ihr reden ?' Da siel Pietro dem M^nne, dessen Worte ihn wie Sphärenmusik berührten, zu Füßen; es schien ihm ganz zweifellos, daß, wenn ein so vornehmer Herr sich seiner annehmen wolle, Alles sich noch zum Besten wenden könne. Der Fremde erkundigte sich, ob er gespart

, wie viel er benöthigte, um sich ein Heim einzurichten, und als ihm Pietro mittheilte, daß, wenn er 200 Lire hätte, Mitter Annetta sicher ihre Einwilligung geben würde, lächelte er und sagte: „Versprecht Ihr, mir taglich mei nen „Tannhäuser' zu singen, wenn ich Euch die Ma rietta verschaffe?' Pietro hatte, nachdem er den Fremden nach dem Pa lazzo Bendramin geführt, uoch bis lange nach Mitter nacht in seiner Gondel gelegen uud Gott und allen Heiligen gedankt, daß er ihm einen Helfer gesandt. Doch Tag auf Tag verging

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