104.490 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/2002/27_04_2002/NST_2002_04_27_17_object_1778653.png
Seite 17 von 20
Datum: 27.04.2002
Umfang: 20
K U L TUR 17 VON ARNOLD TRIBUS D ie nie versiegende, un zerstörbare Vitalität der Kunst ist etwas Stau nenswertes, Ergreifendes, Phantastisches und ausgespro chen Wunderbares. Da wird Paul Flora 80 und niemand sieht ihm sein Alter an, niemand hätte das gemerkt, wenn nicht Feierlich keiten zum Geburtstag angesagt wären. Der künstlerische Trieb von Paul Flora ist ebenso ausge prägt wie sein Lebenswille und sein Selbsterhaltungstrieb. Er wird 80 und arbeitet weiter, wie immer, konstant, methodisch

, nie hektisch. Kunst als Alltag, Kunst als Lebensgewohnheit. Kunst als Leben. Kunst. Solange die Menschheit weiterkämpft, solange die Menschheit denkt, wird es Kunst geben: Sie hat alle Wechselfalle und Umwälzungen der Geschichte überlebt, wie ein Phönix. Paul Flora wird 80. Er hat überlebt, den Krieg, die Zeit, als die Barbaren herrschten - wie er sagt, die Niedertracht, die Gemeinheit, die Überheblich keit, mit der ihm Ein- und Halb gebildete begegnen. Seine Kunst hat überlebt und lebt. Immer

noch, frischer denn je. Paul Flora: hochgewachsen, sehr stattlich, maskulin, un gran bell’uomo, würden die Italiener sagen, eine elegante Erschei nung, hünenhafte Figur, zart und fein seine Hände - Künstler hände, barock seine weiße Mäh ne eines Weisen, kantige Stirn, buschige Augenbrauen, kleine, wache, schelmische Augen, die verschmitzt lächeln. Paul Flora, ein reifer Künstler, ein großer Zeichner, als ein Meister der Zeichnung weltweit anerkannt, von den Modernisten unter schätzt und belächelt, wahr

scheinlich einer der großen le benden Zeichner, sicherlich ei nes der bemerkenswertesten Ta lente in Europa. Er hat, nach der ersten Kubin-Phase, einen un verkennbaren Stil geschaffen, das Markenzeichen Paul Flora. Was fasziniert, ist seine vollen dete Kunst, die Ausgefallenheit seiner Bilderwelt, aber vor allem das Phänomen seines schier un erschöpflichen kreativen Elans und seiner künstlerischen Vita lität. Seit 60 Jahren hat er nicht aufgehört zu schöpfen, zu wagen, zu experimentieren, seine Tech nik

zu verbessern, seine Umwelt zu studieren, das Unterbewußte zu erforschen, immer neue Sym bole und Parabeln zu erfinden, Botschaften deutlich zu machen. Aufzuklären. Paul Flora ist ein Aufklärer. Er hat Vieles erlebt, schwierige Zeiten durchstehen müssen und ist zu einer ausgegli chenen, erfahrenen Persönlich keit geworden und zu einem bes seren Künstler. Ich stelle mir Paul Flora, diesen lebaften klu gen Mann, mit seiner aufhellen den Gescheitheit, immer gerne als die Verkörperung der Kunst

1
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/1998/15_12_1998/NST_1998_12_15_4_object_1790219.png
Seite 4 von 16
Datum: 15.12.1998
Umfang: 16
S f: » t i r o Der Undurchsichtige Das Berufungsgericht in Trient hat Peter Paul Rainer vom Vorwurf des Mordes an Christian Waldner freigesprochen. Damit ist aber noch nicht gekirnt, warum Rainer eine Waffe gekauft, im Freiheitlichen-Büro geschossen hat und welche Projekte ihn mit dem Mordopfer verbunden haben. Selbst engste politische Freunde fragen sich: Wer ist Peter Paid Rainer? 3 * 355^1 flfV-' :J| Von Aiitik Ohkhhofek und Christoph Fhantkschim A lles begann damit, wie Pe ter Paul Rainer

am vor vergangenen Mittwoch eine Minute nach 19.00 Uhr, kurz vor der Urteilsverkündigung, in den Saal geleitet wurde: Er lächelte. Er war entspannt. Fast gelöst. Die Leichtigkeit, mit der er die wohl wichtigsten Schritte seines^Lebens tot, stand in tota lem Kontrast zu der im Saal herr schenden Spannung, ja fühlbaren Dramatik des Augenblicks. Es ging schließlich um lebensläng lich oder nichts. Im nachhinein möchte man fast annehmen, Pe ter Paul Rainer hätte das Urteil bereits gekannt. Die Gefühlskäl

te eines Mannes, der nach 21 Mo naten aus der Hölle entsteigt? Oder die Unnahbarkeit einer Person, die aus irgendeinem Grund gewußt hat, daß das Urteil zu seinen Gunsten ausfällt? Mit der fast schon unheimlich an mutenden Distanziertheit, ohne den geringsten Anflug menschli cher Betroffenheit, begann Peter Paul Rainer denn auch den zwei ten Tag seines zweiten Lebens. Kaum Schlaf gefunden, besuchte er am frühen Morgen die Messe, ehe er sieh als mediales Opfer lamm den ganzen Tag über von der Journalistenmeute

ausneh men ließ. Ein Interview frei Haus. Dazwischen zwei Telefonintervie ws. Ein Fototermin. Eine live- Sendung im Fernsehen. Dazwi schen die Entgegennahme der te lefonische Glückwünsche. Peter Paul Rainer der Medienstar. Peter Paul Rainer mag es gut ge- Der Aufdecker Der Fall Hager, der Fall Stubrier, der Mordfall Lamprecht: In allen drei Fällen war Peter Paul Rainer der große Aufdecker. Warum? (arob/fra) Als Thomas Hager im Jahr 1992 zum Landessekretär der Jungen Generation in der SVP ernannt

ab in die Anonymität einer haupt amtlichen Verbandstätigkeit. Einer der Informanten der Wo chenzeitung war. Peter Paul Rainer. Auch als kurz vor Weihnachten 1994 der mutmaßliche Agent Provocateur Helmut ßtubner aufflog, hatte Rainer maßgebli che Hintergrundarbeit gelei stet Der Wiener hatte ver sucht in Südtirol eine Art Ter ritorialarmee aufzubauen. Mit anderen Worten: Helmut Stub- ner wollte Schützen und Spit- zenexporienten der volkstums politischen Szene Waffen un terjubeln. Der Union für Südti rol überließ

2
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/1997/01_03_1997/NST_1997_03_01_5_object_1804721.png
Seite 5 von 24
Datum: 01.03.1997
Umfang: 24
Ta geszeitung S Ü 1) T I R 0 Sa/So 1/2.3.1997 Nf. 43 Peter Paul Rainers Schatten Die Ermittler haben gestern im Haus von Rainers Schützen-Freund, Günther Messner eine Hausdurchsuchung vorgenommen. Messner war bei der Schießerei im Freiheitlichen-Büro mit von der Partie. Welche Rolle spielt der Student? Von Artur Oberhofer F ür Günther Messner hat Reinhard Gaiser, der Kommandant der Sehüt- zenkompanie „Sepp Kerschbau- mer“ in Eppan, vor zwei Jahren eine Ausnahme gemacht: In der Regel

werden nur ortsansässige Männer und Burschen in die Schützenkompanie aufgenom men. Aber da es Peter Paul Rai ner, selbst Mitglieder der Kerseh- baumer-Kompanie, gewesen war, der für seinen Kumpel Messner um Aufnahme angesucht hatte, hat Kommandant Gaiser selbst verständlich ein Äuglein zuge drückt. „Der Günther wohnt zwar in Bozen“, so Gaiser gestern gegenüber der Tageszeitung, „aber er hat dort keine Beziehun gen. Aus diesem Grund haben wir ihn aufgenommen.“ Wer ist Günther Messner? Der junge Mann, 25 Jahre alt

, studiert Jus, Betriebswirtschaft und Geschichte in Innsbruck und war in den vergangenen Jahren in erster Linie als Schatten des Peter Paul Rainer aufgefallen. In guten wie in schlechten Zeiten. Als Rainer beispielsweise am ver gangenen 4. November am Sie gesdenkmal den Alarm ausgelöst hatte, hieß sein Komplize Günther Messner. Und auch bei der Schießerei im -Freiheitlichen- Büro war, wie Rainer vorgestern zugegeben hat, der Mann aus Gries mit von der Partie. Die Rolle des Günther Messner im Mordfall

Waldner ist eine sehr delikate: Er war es zunächst ge wesen, der Peter Paul Rainer für die (angebliche) Thtzeit ein Alibi verschafft hatte, indem er angab, sich um die Mittagszeit mit sei nem Busenfreund im Schützen- Büro aufgehalten zu haben. Be reits damals kursierten in gut in formierten Journalistenkreisen erstmals Gerüchte, daß Messner ein Informant der politischen Ab teilung der Quästur (Digos) wäre. Reinhard Gaiser zu diesem Ver dacht: „Alles ist möglich, aber ich kann das einfach nicht glauben

."“ Sonderbar ist in jedem Fall, daß Peter Paul Rainer und Günther Messner an jenen 4. November, als sie an der Um zäunung des Siegesdenkmals rüt telten und auf diese Weise den Alarm auslösten, nicht angezeigt wurden. Der Vorfall wurde bis zum Geständnis Peter Paul Rai ners geheimgehalten. Man habe, so heißt es im nachhinein bei der Digos, „die Angelegenheit im Guten beigelegt“. Kann ein hochintelligenter und besonnener Mann wie Peter Paul Rainer, der ansonsten der An stand in Person ist, in Sekunden

3
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/1997/22_02_1997/NST_1997_02_22_4_object_1804852.png
Seite 4 von 20
Datum: 22.02.1997
Umfang: 20
Sa/So 22-/23.2.1997 Nr. 38 Tageszeitung S Ü I) t I K Ein Ende für zwei Der Schütze und Freiheitliche Peter Paul Rainer hat gern in der zweiten Reihe gestanden. Als Vierzehnjähriger verspürte er die erste bewußte politische Wahrnehmung. 15 Jahre später sitzt er als Mörder in Haft Der Versuch eines Porträts. Von Artur Oberhofer D er Journalist wußte nicht, daß er die Ehefrau Peter Paul Rainers vor sich hatte: Er hielt eine Zeitung in der Hand, in der ein Bild des Schützen und FVeiheitlichen

ab gedruckt war und fragte sie: „Glaubst du, daß er es war?“ Die FYau antwortete: „Nein, das kann ich mir wirklich nicht vor stellen.“ Und so wie Rainers Ehefrau ging es vielen gestern vormit tag: Eigentlich niemand, der Peter Paul Rainer gekannt hat, hätte dem gescheiten Polit-Ak- Zwischen- durch fällt Peter Paul Rainer als Zorn Gottes auf Erden auf tivisten ein so grausames Ver brechen zugetraut. Weder seine Parteifreunde. Und schon gar nicht seine Kollegen. Wer ist Rainer? Peter Paul Rainer ist eben

-Jugend macht Peter Paul Rainer eine Be kanntschaft, die fürderhin sei nen politischen Weg bestim men sollte: Er trifft auf Chri stian Waldner, damals Ortsju gendreferent der JG-Gruppe Bozen. Rainer schlüpft in die Rolle des Zuarbeiters im Hin tergrund. Eine Rolle, die er erst am 15. Februar 1997, dem Tag der fünf Schüsse am Reichrieglerhof, wieder able- gen sollte. Christian Waldner, das kleine rhetorische Wunder, marschiert voraus, Peter Paul Rainer lie fert ihm aus dem Hintergrund die Konzepte

und die Substanz. Er schiebt Waldner vor sich her, impft ihn - soweit dies notwen dig war - mit dem Selbstbestim mungsgedanken, den er über Waldner wieder stärker in die Junge Generation hineintragen will. Es ist ein Marsch durch die Institutionen: Mit Waldner trifft er sich im Kreis der soge nannten „Durchsichtigen“, die in der Jungen Generation den Putsch gegen den farblosen Landesjugendreferenten Gott fried Vonmetz vorbereiten. Über Waldner lernte Peter Paul Rainer auch den damaligen SVP

-Regionalratspräsidenten Luis Zingerle kennen. Mit 20 wird er dessen persönlicher Re ferent. Zu diesem Zeitpunkt hat Rai ner, weil durch sein politisches Engagement voll ausgelastet, keine Matura. Wer ihn später danach fragte, wo er sein Reife diplom erworben habe, dem er klärte Rainer, er habe die Matu ra in Österreich nachgeholt - was nicht ganz stimmte. Das Di plom, ein getürktes, hatte ihm - wer denn sonst? - Waldner be sorgt: Sodann absolviert Peter Paul Rainer ein Politikstudium im Eiltempo und rückt hernach

4
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/1997/14_03_1997/NST_1997_03_14_3_object_1804143.png
Seite 3 von 16
Datum: 14.03.1997
Umfang: 16
Am Ende bleibt nur mehr das Geständnis... Brisante Neuigkeiten im Mordfall Waldner: Auf der Tatwaffe wurden keine Fingerabdrücke von Peter Paul Rainer entdeckt. Und überdies ist nun auch das letzte Indiz, das daraufhinweisen könnte, daß Rainer zum Tatzeitpunkt tatsächlich am Reichrieglerhof war, kein Indiz mehr. Von Artur Oberhofer P eter Paul Rainer hatte überhaupt keine Lust, am Freitagabend gegen 20.00 Uhr noch zum Reichrieglerhof hochzufahren. Am Tüg vor der Bluttat hatten sich Christian

Wald ner und Rainer im Gasthof „Forst“ in der Goethestraße getroffen. Der Grund: Waldner wollte, daß Rainer ihm eine Pressemitteilung über die Nomaden schreibe. Als Peter Paul Rainer fragte, warum sie dies nicht liebevoll seine „Englischlehrerin“ nannte) verbracht Die FHseuse sollte denn auch am darauffolgenden Tag eine (Neben) Rolle spielen: Als Peter Paul Rai ner nämlich am Samstagvormit tag gegen 10.30 Uhr zum Reichrieglerhof hochgefahren war, wo er mit Waldner dessen ge planten Lega-Auftritt

in Mailand besprechen wollte, läutete der Ideologe der Schützen vergeblich an der Eingangstür. Als Rainer dann zu seinem Wagen zurück nachgegangen sind. Wie arg die Ermittler in der Bre- doullie stecken, beweist folgende Gegebenheit Peter Paul Rainer fragte den ermittelnden Staatsan walt Cuno Tärfusser während ei nes Verhörs, ob es denn Zeugen gebe, die zum 'Bitzeitpunkt seinen grünen Citroen AX am Reichrieg lerhof gesehen hätten. Cuno Tür- ftisser hielt trotzig dagegen

: „Sie können ja auch mit einem anderen Auto hochgefahren sein...“ Stimmt Doch die Tarfusser-Ant- im naheliegenden Frakti- onsbüro des Bündnis’ 98 im Landhaus II in der Cri- spistraße tun könnten, antwortete Waldner, er besitze keine Schlüssel zu dem Büro. Waldners Se kretär Hansjörg Koder bestätigt dies: „Der Chri stian hat die Schlüssel zum Ein gangsportal des Landhauses vor einigen Monaten verloren. Und der Schlüssel zum Büro war ihm zu lang, um ihn immer mit sich her umzutragen.“ Neu ist also, daß Peter Paul Rai ner

die Pressemitteilung über die Nomaden nicht - wie die Ermitt ler bislang behauptet hatten - am Samstagvormittag geschrieben hat, sondern bereits am Freitag abend. Und das ist ein wichtiges Detail: Denn es reiht sich nahtlos in jene von den Ermittlern im merzu ignorierte Indizienkette, derzufolge Peter Paul Rainer am späten Samstagvormittag gar nicht am Reichrieglerhof gewesen sein kann. Zurück zum Freitagabend: Peter Paul Rainer hat also in Waldners Büro am Reichrieglerhof auf einer mechanischen Schreibmaschine

5
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/2006/21_04_2006/NST_2006_04_21_7_object_1813654.png
Seite 7 von 24
Datum: 21.04.2006
Umfang: 24
Häftling Peter Paul Rainer: Bereitet Rückkehr ins zivile Leben vor Freitag, 21.4.2006 Nr. 80 Mordopfer Christian Waldner: Vor neun Jahren erschossen Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass das Überwachungsgericht dem Antrag der Anwälte auf Rück stufung entsprechen wird, da die gerichtspsychiatrischen Sachver ständigen für Rainer günstige So zialprognosen erstellt haben und der Häftling - ein eventueller Aus schlussgrund - nie Kontakte zur organisierten Kriminalität hatte. Diese erste Hürde

genommen, können die Rainer-Verteidiger Hafterleichterungen sowie alter native Vollzugsmaßnahmen bean tragen. Diese reichen von bis zu 15-tägigen Freigängen und Haft urlauben bis hin zu Hausarrest und Halbfreiheit. Der eigentliche Überwachungsrieh- ter ist allerdings der Rechenschie ber. Die italienische Gefängnisord nung sieht beispielsweise vor, dass Die Rechtsanwälte von Peter Paul Rainer bereiten dessen Rückkehr ins zivile Leben vor. Der wegen Mordes an dem Landtagsabgeordneten Christian Waldner

zu 20 Jahren und 6 Monaten Gefängnis verurteilte Ex-Ideologe der Schützen könnte bereits im April nächsten Jahres in Halbfreiheit entlassen werden. von Artur Oberhofer D as Fax eines Überwa chungsrichters aus Padua ging vor erst wenigen Pagen im Büro des Leitenden Oberstaats anwaltes am Landesgericht in Bo zen, Cuno Tarfusser, ein. Darin hieß es, dass der Häftling Peter Paul Rai ner einen Anfrag auf „alternative Vollzugsmaßnahmen“ gestellt habe. Cuno Tarfusser wurde von dem Pa- duaner Überwaehungsrichter

er sucht, einen Bescheid darüber abzu geben, ob der Häftling im Zuge des Prozesses zum Mordfall Christian Waldner „mit der Justiz zusammen gearbeitet“ habe. Der Bozner Chefstaatsanwalt teil te dem Überwachungsgericht zu Beginn dieser Woche mit, dass Pe ter Paul Rainer den Mord an - Christian Waldner in der Nacht auf den 21. Februar 1997 gestanden und dieses Geständnis in der Folge noch mehrere Male wiederholt habe, um es dann im Juli 1997, zu Beginn des erstinstanzlichen

Schwurgerichtsverfahrens in Bo zen, zu widerrufen. Tarfussers Schreiben an den Pa- duaner Überwachungsrichter ist frei von jedweder Wertung. Die ser Fax-Verkehr auf der Achse Pa dua-Bozen ist der Startschuss für ein komplexes verteidigungstech nisches Manöver: Die Anwälte be reiten im Stillen Peter Paul Rai ners Rückkehr ins zivile Leben vor. Wenn alles glatt läuft, dann könnte der ehemalige Schützen- Ideologe, der im Juli dieses Jah res 39 Jahre alt wird, bereits im kommenden Jahr in Halbfreiheit entlassen

6
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/1997/05_03_1997/NST_1997_03_05_3_object_1804499.png
Seite 3 von 16
Datum: 05.03.1997
Umfang: 16
S Ü D T I R O 3 Canestrinis kurzer Prozeß Die Verteidigungsstrategie von Rainer-Anwalt Sandro Canestrini: Der brillante Strafverteidiger aus Rovereto ist optimistisch, daß sein Mandant nicht wegen vorsätzlichen Mordes angeklagt wird. Und daß Peter Paul Rainer nicht lebenslang, sondern höchstens drei bis vier Jahre wird sitzen müssen. P eter Paul Rainers „Ge ständnis“ war erst wenige Stunden alt, als Sandro Canestrini bereits mit leiden schaftlicher Vehemenz auf der Psycho-Schiene losfuhr

; Sein Mandant, so der Roveretaner Strafverteidiger, sei eine ausge sprochen labile und depressive Person. Ein Häuflein Elend und folglich nur beschränkt zurech nungsfähig. Um diese seine The se zu vertreten, wird der Füchs in der schwarzen Robe auch ziem lich deutlich: „Ich bringe dem Pe ter Paul jedes Mal einen Nylon sack voller Medikamente, Psy chopharmaka, ins Gefängnis mit.“ Daß er zum Zwecke einer bes seren verfahrenstechnischen Ausgangsposition den Chefideo logen der Schützen und der Frei heitlichen

. Vor dem Hintergrund der Ver teidigungslinie erhält auch Peter Paul Rainers „Geständnis“, mitt lerweile von Rik van den Driesch und Günther Messner bereits in zwei entscheidenden Punkten widerlegt, den Stellenwert einer Zweck-Wahrheit, mit der in die ser Phase beide Seiten, Verteidi gung wie Anklage, leben können. Es sei denn, Peter Paul Rainer zieht, was die engsten Bekann ten des Volkstumspolitikers glauben, sein Geständnis am Ende zurück und rückt mit der vollen Wahrheit heraus. Wie legt also Sandro Canestri

sind vorhan den.“ Denn fiele die Anklage des vorsätzlichen Mordes, würde dies bedeuten, daß die Ausgangsposi tion in dem für Herbst zu erwar tenden Schwurgerichtsverfahren schon nicht mehr lebenslang, sondern nur mehr 21 Jahre Haft wären. Da Peter Paul Rainer nicht vor bestraft war, könnte sein Anwalt ein erstes Mal mildernde Um stände geltend machen. Das hieße, daß aus 21 Jahren Haft nur mehr 14 Jahre Haft würden, da das italienische Strafrecht dies falls einen Strafnachlaß im Aus maß eines Drittels

der Basistrafe vorsieht. Entschädigt der ehema lige Ideologe der Schützen dann auch noch die Zivilpartei finanzi ell, so kann dessen Anwalt ein weiteres Drittel Strafnachlaß be antragen. Und man wäre bereits bei knapp elf Jahren Haft. Über ein psychiatrisches Gut achten und Zeugenvorladungen (die beispielsweise bestätigen sollen, daß Peter Paul Rainer be reits als 14jähriger andauernd von Selbstmord gesprochen ha ben soll) will Sandro Canestrini die beschränkte Zurechnungs fähigkeit seines Mandanten

7
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/2000/23_05_2000/NST_2000_05_23_5_object_1778594.png
Seite 5 von 16
Datum: 23.05.2000
Umfang: 16
Taaeszeiiunq Di 23.5.2000 Nr. 102 Für die italienischen Sicherheitsbehörden iväre es ein Leichtes gewesen, Peter Paul Rainer in dessen Exil im Oberallgäu verhaften zu lassen und eine Flucht zu verhindern. Die Hintergründe einer Einladung zum Abtauchen. Von Aktor Oiikkhofki: E ntlang der IVisstraße türm ten sich Anfang März die ses .Jahres noch die gewal tigen Schneelterge. Der Termin für das Berulüngsverfahren in Bres cia stand damals noch nicht fest. Und für I’eter Paul Rainer

mich also gefunden." Das mehrstündige (iesprüch, das folg te. war Rainers vorläufig letzter Direktkontakt mit .Journalisten. Den (icdanken. möglicherweise vor Prozi-ssl leginn inhaftiert zu wen len, verdrängte IVter Paul Rainer in dem Interview mit Sarkasmus: „Hs ist nicht so. »biss ich am Morgen zum Fei ister geheund schaue, ol > ein Poli zeiwagen vortährt." Der Schock im Molgenmantel sollte dem ehemali gen Schützen-Ideologen denn auch eisglatt 1 ik-ilx-tt. Als am entgangenen Donnerstag - im Schwuigenchts

- prozelJ in Brescia zeichnete sich lie- teits eine Verurteilung des Ange klagten ab - ein (ziviler) Kinsatzwa- gen der Rilizei-Sonderheit DIGOS vor dem Pfarrhaus in Balder schwang vorfuhr, war Rainer aus dem bayrischen Hengottswinkel be reits verschwunden (siehe (Lizu auch ünteustehendes Interview). Wie ist es möglich, dass sich Pe ter Paul Rainer mit einer frappie renden Leichtigkeit aus dem Staub machen und die Behörden solcherart blamieren konnte? Der Unbekümmertheit, mit der Peter Paul Rainer

ist insofern un verständlich, als der stellvertre tende Generalstaatsanwalt in sei nem Schlussantrag von Peter Paul Rainerdas Bild eines gefähr lichen Verbrechers gezeichnet hatte, der sich als Opfer eine Ver schwörung sehe und mit ultrana tionalistischen Kreisen im Aus land in Kontakt stehe und eben dort Unterschlupf finden könnte. Auch die Sicherheitsbehörden in ner sich von der Widumhüuserin in Balderschwang verabschiedet hat, um nach ihm zu fahnden. In Kreisen der deutschen Polizei ist das Verhalten

hatte der t Iperaliotis plan dann so aussselteu können: Wäre der Angeklagte am ersten Prozesstag in Brescia nicht er schienen, halten die italienischen Behörden immer aut' dem kur zeit Dienstweg eine vorläufige Festnahme Rainers beantragen können. „Wir hätten ihn dann ?l Stunden lesthalten können", so erklärt der Krimiualliauptkom- missar. Die .Justizbehörde hatte in dieser Zeit die offiziellen Kanäle aktivieren können, damit gegen Rainer ein Haftbefehl er lassen wird. Peter Paul Rainer hat die Hinla dung zur Flucht

8
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/2001/12_01_2001/NST_2001_01_12_6_object_1809858.png
Seite 6 von 16
Datum: 12.01.2001
Umfang: 16
Ff 12.1.200) Nr. 8 Tag eszeitung Grüße aus Winnebach Für die Familienangehörigen von Peter Paul Rainer hat die Verhaftung des ehemaligen Schützen-Ideologen auch eine befreiende Komponente, weil die massive Observierungstätigkeit der Sicherheitsbehörden für sie unerträglich geworden war. Den größten Anteil am Fahndungserfolg haben denn auch sie - Rainers Angehörige. Bibliotheken Ansuchen bis Ende Jänner Bis Ende dieses Monats müssen öffentliche Bibliotheken ihr An suchen um Landesbeiträge stel

mit. Von AiiTtui Oni:itnoi'i;i: A n Galgenhumor mangelt es Peter Itainei- auch in noch so misslichen Situa tionen nicht. Sein Sohn Peter Paul saß bereits seit drei Tagen in der Haftanstalt Josefstadt in Wien, als am vorvergangenen Sonntag- Abend - Peter Rainer befand sieh mit dem Rest seiner Familie in sei nem Wochenendhaus in Winne bach - jenes Klax-Max-Handy klingelte, mit dem der ehemalige Schützen-Ideologe aus seinem Wiener Versteck den Kontakt zu seiner Familie hielt. Am anderen Ende der Leitung

war FF-Che- fredakteur Hans Karl Peterlini, dem die Rufnummer von Peter Paul Rainers Wertkarten-Handy vermutlich im Gerichtspalast zu gesteckt worden war. Und wie reagierte Vater Rainer auf den Anruf' In einem Anfall von spon taner Schlagfertigkeit sagte er: „Ali, du hättest wohl gern mit dem Peter Paul gesprochen?“ Dem An rufer am anderen Ende der Lei tung soll fast die Spucke wegge blieben sein. Diese kleine Episode zeigt ein Wer seine Deutschkenntnisse zer tifizieren lassen möchte, so dass

sie in aller Welt anerkannt werden, hat dazu nun die Gelegenheit Wie das Landespresseamt in einer Aussen- dug mitteilt gibt es entsprechende Prüfungen und Diplome im Multi- spraehzentrum des Landes in Bo zen, der einzigen Prüfungszentrale des Goethe-Instituts in Südtirol. Die Zusammenarbeit mit dem re nommierten Institut verschafft dem Multisprachzentrum die Mög lichkeit Sprachprüfungen auf un- drücklich, dass die Familienan gehörigen die Verhaftung von Peter Paul Rainer mit einer be stimmten Leichtigkeit

akzeptie ren. „Es war nie eine Flucht im eigentlichen Sinn“, sagt Vater Rainer, „Peter Paul wollte sich in Hinblick der Entscheidung des Kassationsgerichtshofes der Haft entziehen.“ Auch wenn die Begleitumstände der Verhaltung Peter Paul Rainers iür die Jhmilienangehörigen zwangs läufig einen negativen Beigschmack haben, so war das Katz-und-Maus- Spiel, das sie sich mit der Pblizei ge liefert hatten, doch etwas unerträg lich geworden. Die Familienan gehörigen, allen voran Vater Peter und Bruder Martin

9
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/2001/05_01_2001/NST_2001_01_05_5_object_1809728.png
Seite 5 von 16
Datum: 05.01.2001
Umfang: 16
des Generalsstaat anwaltes am Oberlandesgericht in Brescia auf. „Es wird noch ei nige Tage dauern“, heißt es im Ministerium, „dann dürfte die offizielle Prozedur anlaufen.“ Offiziell heißt: Der Brescianer Generalsstaatsanwalt, formell in Sachen Peter Paul Rainer zu ständig, schickt den Ausliefe rungsantrag ins Justizministe rium, wo er übersetzt wird und über die österreichische Bot schaft in Rom, an das öster reichische Justizministerium weitergeleitet wird. Peter Paul Rainer sitzt seit ge stern Nacht

zwischen drei und sechs Monaten“, heißt es im römi schen Justizministerium, „aber in diesem Fall dürfte es bedeutend schneller gehen.“ Der Grund: Die Auslieferung Peter Paul Rainers wurde seit Wochen zwischen Wien und Rom bereits vorberei tet. Laut gesicherten Informatio nen der Tageszeitung hat die Staatsanwaltschaft im römischen Polizeifoto von Peter Paul Rainer: VorabKlärung zwischen Staatsanwaltschaft und Ministerium Justizministerium vor fühlen las sen, was passiert, wenn PeterPaul Rainer in Österreich

verhaftet wird. Es galt die wichtigste FVage zu klären: Liefert Österreich den mutmaßlichen Mörder Christian Waldners aus oder nicht? „Wien hat dafür schon vor Wochen Grii- nes Licht signalisiert“, heißt es jetzt im Justizministerium. Es sei denn, es gibt Querschläge der Ver teidiger von Peter Paul Rainer (siehe nebenstehenden Kasten). Der Vorgang, informelle Ge spräche bereits zu führen, bevor man die Katze im Sack hat, ist druchaus nicht unüblich. Im Fall Rainer zeigt diese Episode aber, wie sicher

“. 11. November 1998 Die Tageszeitung druckt den Tonbandmitschnitt aus der so genannten Geständnisnacht in vollem Wortlaut ab. 19. November 1998 Die Tageszeitung veröffent licht einen Bericht des Geheim dienstes SISDE, in welchem der Mordfall Waldner und die Verhaftung Peter Paul Rainers als Komplott abgetan werden. 2. Dezember 1998 Bevor sich das Gericht um 12.30 Uhr zur Urteilsfindung zurück zieht, beteuert Peter Paul Rai ner nochmals seine Unschuld: „Mein Leben liegt in euren Händen. Ich habe 21 Monate

als Unschuldiger im Gefängnis verbracht. Ich habe mit diesem Mord nichts zu tun. Macht aus mir nicht einen Mörder.“ Um 19.03 Uhr ergeht das Urteil: Peter Paul Rainer wird vom Schwurgerichtssenat in Trient in zweiter Instanz vom Vorwurf des Mordes an Christian Wald ner freigesprochen. Um 20.00 Uhr verlässt er die Haftanstalt in der Via Pilati als freier Mann. Er feiert den FYeispruch im Kreise seiner Familie. 16. Dezember 1998 Schützen-Bundesmiyor Gut weniger bezeichnet Rainer in einem Tbgeszeitung-Inter- view

10
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/1997/04_03_1997/NST_1997_03_04_3_object_1804467.png
Seite 3 von 16
Datum: 04.03.1997
Umfang: 16
„Waldner wollte in die Partei zurück“ Exklusiv in der Tageszeitung: Was Peter Paul Rainer am vergangenen Donnerstag in dem sechsstündigen Verhör ausgesagt hat. Und une er die Hintergründe der Bluttat geschildert hat. Von Artur Oberhofer D ie Welt des Peter Paul Rai ner ist seit zwei Wochen nur mehr 15 Quadratme ter groß. Die dezente Einzelzelle mit abgetrenntem Bad, Liege, Tisch, Radio und Fernseher ver läßt der ehemalige Ideologe der Südtiroler Schützen nur dann, wenn ihn seine Verwandten besu

chen. Peter Paul Rainer liest keine Zeitungen, obschon er dies dürfte. Und auch wenn Rainer mit Psychopharmaka behandelt wird, mit Medikamenten, die ihm sein Anwalt Sandro Canestrini ins Ge fängnis bringt, haben Staatsanwalt Cuno Tärfusser und Polizeiinspek tor Karl Erlacher am vergangenen Donnerstag sechs Stunden lang ei nem Mann mit klarem Kopf ge genübergesessen. Im Verhörzimmer des Gerichts- gefangnisses von Trient hat Peter Paul Rainer dem Staatsanwalt recht akribisch seine Wahrheit dar gelegt

Eine Zweckwahrheit mit der offenbar beide Seiten, Verteidi gung und Anklage, leben können. Zunächst hat Peter Paul Rainer dem Staatsanwalt seine Leiden nach dem Rausschmiß Christian Waldners aus der freiheitlichen Partei geschildert: Demnach habe er, Rainer, als Mitglied des freiheit lichen Schiedsgerichtes wohl für den Ausschluß Waldners gestimmt, sie seien aber FYeunde geblieben. Rainer im Verhör: „Christian Waldner hat sich mit dem Aus schluß nie abfinden können und auch ich habe geglaubt daß es gut wäre

für die Partei, wenn man den Christian wieder eingliedern hätte können. Und da ich sein letztes Verbindungsglied zu den FVeiheitli- chen war, hat er mir vor einigen Monaten gesagt ,Peter Paul, du mußt mir helfen, mit allen Ehren in die Partei zurückzukehren 1 . Der Christian wollte mit aller Kraft in die Partei zurück.“ Waldner hatte sich einen bislang noch nicht bekanntgewordenen, fast diabolischen Plan zurechtge legt Peter Paul Rainer im Verhör „Christian Waldner sagte mir, er habe nur ein politisches Zieh

gestockt, als er mir das alles gesagt hat“ Peter Paul Rainer gab sodann zu Protokoll, daß er bei FVeiheitli- chen-Obmann Pius Leitner wohl vorgefühlt habe, ob es einen gang baren Weg für eine Wiederinte grierung Waldners gebe. Die Aus kunft Leitners, der nicht wissen konnte, daß Rainer gewisser maßen als Erpressunsgopfer han delte: Ein kategorisches Nein. Rainer im Verhör „Ich habe dem Christian dann gesagt daß eine Rückkehr in die Partei unmöglich zu organisieren sei Dann hat er mit geantwortet

11
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/1998/15_12_1998/NST_1998_12_15_5_object_1790221.png
Seite 5 von 16
Datum: 15.12.1998
Umfang: 16
Tag eszeitung S Ü D T I R O Qi 15.12.1998 Nr. 245 5 Tatsache hätte auch ein Schuld spruch Peter Paul Rainers in Tri ent nichts geändert. Auch wenn die Urteilsbegrün dung vermutlich erst Ende Fe bruar nächsten Jahrens vorlie gen wird, so kann der Spruch von Trient bereits jetzt dahinge hend interpretiert werden, daß es der öffentlichen Anklage nicht gelungen ist, aus den we nigen Indizien ein kriminalisti sches Ganzes zu formen. Die Richter von Trient haben Peter Paul Rainer nicht seliggespro

chen, sondern feststellen müs sen, daß die prädeliktuöse Pha se von den Ermittlern als spru delnde Informationsquelle aus geklammert worden ist. Sol cherart hat die offizielle Ge schichte ihr historisch-fakti sches Fundament verloren. Die Schüsse im Freiheitlichen-Büro Bei der Entwirrung dieses Knäu els ist den Ermittlern vermutlich ein banaler Fehler unterlaufen. Denn liest man die Geschichte (arob/fra) Der Berufungspro zeß in Trient war nicht das ein zige Ereignis, das Peter Paul Rainer

im September dieses Jahres beschäftigte. Die Ta geszeitung konnte Einsicht in die Privatkorrespondenz Rai ners nehmen. Und aus einigen handschriftlichen Briefen aus dem Gefängnis geht beispiels weise hervor, daß sich der ehe malige Ideologe des Südtiroler Schützenbundes allen Ernstes mit dem Gedanken trug, bei den Landtagswahlen am 22. November als Kandidat der Freiheitlichen anzutreten. Es gibt entsprechende Briefe, in denen Peter Paul Rainer für diesen seinen Vorschlag wirbt. Es ist ein offenes Geheimnis

Leitner nicht erst aus politischem Kalkül heraus - einmütig entschieden, den Fall Peter Paul Rainer als Wahlkampfthema völlig auszu klammern (was Obmann Pius Leitner nicht daran hinderte, nach dem überraschenden Spruch von Trient zu bedau ern, daß das Urteil erst nach den Wahlen ergangen sei). Eine eventuelle Kandidatur Rainers bei den Landtagswah len hätte gewiß zu einer Polari sierung des Wahlkampfes ge führt. Wer hätte daran ein In teresse haben können? Peter Paul Rainers briefliches Vortasten

nicht besteht, bis kein rechtskräftiges Urtefl vorliegt seit dem Urteil von Trient glau ben. Nämlich: Die Schüsse im Partei-Büro wurden von Peter Paul Rainer willentlich abgefeu- ert, um den Wiedereinstieg Chri stian Waldners bei den Blauen zu ermöglichen. „An einen Lausbu benstreich habe ich nie geglaubt und werde ich nie glauben“, sagt Stephan Gutweniger. Für diese Annahme sprechen mehrere Indizien. So bestreitet Peter Paul Rainer bis heute, daß Christian Waldner von den Schüssen gewußt habe. Dabei

12
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/2006/21_12_2006/NST_2006_12_21_6_object_1819694.png
Seite 6 von 47
Datum: 21.12.2006
Umfang: 47
6 Donnerstag, 2U2.2006 Nr. 252 Tageszeitung SÜDTIROL von Artur Oberhofer D ie offizielle Bestätigung kommt vom Vertrauensan walt Peter Paul Rainere: „Ja, es stimmt", so sagt Giampiero Mat tei, der Trentin er Strafverteidiger, „das Oberlandesgericht in Brescia hat meinem Mandanten den Straf nachlass von drei Jahren gewählt.“ Also, auch Peter Paul Rainer profi tiert von dem umstrittenen „indul- to“. Für den ehemaligen Chefideo logen des Südtiroler Schützenbun des stellt der Strafnachlass

einen halben Freibrief dar. Denn mit der Zuerkennung des Strafnachlasses hat Rainer bereits mehr als die Hälfte seiner Gefängnisstrafe ab gebüßt. Das bedeutet: Er könnte bereits Anfang 2007 in Halbfrei heit gesetzt werden. Die Zahlen und Fakten: Peter Paul Rainer war wegen Mordes an dem Landtagsabgeordneten Christian Waldner zu einer Ge fängnisstrafe von 20 Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Der Politiker war am 15. Februar 1997 am Reichrieglerhof erschos sen worden. Bis Ende dieses Jahres hätte

Peter Paul Rainer - unter Einrechnung der Zeitgutschriften wegen guter Führung im Ausmaß von 90 lägen pro Jahr - neun Jahre und neun Mo nate abgesessen. Mit dem Straf nachlass im Ausmaß von drei Jahren Der Duft der Freiheit Das Oberlandesgericht in Brescia hat Peter Paul Rainer den Strafnachlass von drei Jahren gewährt. Der ehemalige Schützen-Ideologe könnte bereit Anfang 2007 in Halbfreiheit gesetzt werden. Und am 24. Jänner entscheidet sich, ob der Mordfall Christian Waldner neu aufgerollt

Halbfreiheit. Der einzige Knackpunkt: Als we gen Mordes Verurteilter hat Rai ner den Status eines so genannten „Artikel-4-bis-Häftlings“ - er gilt als sozial gefährlich. Verurteilte Mörder fallen prinzipiell in das Ar- tikel-4-bis-Regime. Die Anwälte Peter Paul Rainers werden in den nächsten Wochen ei nen Antrag auf Rückstufung des Häftlings-Status stellen, wobei die Chancen gut stehen. Die gerichts psychiatrischen Sachverständigen haben für Peter Paul Rainer güns tige Sozialprognosen gestellt

oder für Vo- lontariatsarbeit gewählt werden. Es ist also nur eine Rage weniger Wochen oder Monate, bis Peter Paul Rainer durch Bozen spazieren oder in Winnebach, wo jetzt seine Eltern wohnen, auftauchen wird. Er ist mit einem Bein in Halbfi-eiheit. Römische Entscheidung Kommt es doch noch zu einem Revisionsverfahren im Mordfall Christian Waldner? (arob) Die Richter der Vierten Sek tion des Oberlandesgerichtes in Ve nedig hatten keine Zweifel: Die The se, dass Christian Waldner am Nachmittag des 15. Februar 1997

13
Zeitungen & Zeitschriften
Der Standpunkt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DS/1955/28_10_1955/DS_1955_10_28_7_object_2576430.png
Seite 7 von 12
Datum: 28.10.1955
Umfang: 12
nach einem halbwegs erhaltenen Sack und alten Bindfäden, um die Löcner damit zu flicken. Dann begann er, altes Eisen zu sammeln. Tag für Tag schleppte er die Elsen beute zehn Kilometer weit im Sack in den Vorort, auf dem Rücken. Der Schrotthändler leerte das Eisengerüm pel auf die grosse Waage und warf die Groschen auf den Eisentisch daneben. Heimwärts schleuderte Paul mit star ken Rückenschmerzen. Er fing an, ne benher auch einzelne Räder zu sam meln, von Schubkarren, Kinderwagen, Leiterwagen. Sie hatten Jedoch

ver schiedene Grössen, passten nicht zu sammen. Da er die Hütte am Waldrand stets effenliess. zum Lüften, denn sie hatte kein Fenster, war er. eines Abends nicht übermässig erstaunt, als er drin auf dem Strohsack etwas wedeln hörte. Es war ein abgemagerter grosser, schwär zer Hund, verängstigt offenbar von vie len Fusstritten und vom Hunger. Paul fütterte ihn mit kalten Kartoffeln und nannte ihn Schwarznase. Manchmal auch Naseschwarz, well er naseweis überall herumschnüffelte. Das Wasser holte

Paul in einer mit Lehm abgedichteten alten Giesskanne au» dem tiefen Wallgraben. Dort gab <?s viel Wasserflöhe.“Er fing sie in einem alten Sieb, trocknete' sie und verkaufte sie an die Fischfutterhandlung. An einem frühen, klaren Morgen fand er am Grunde der Schutthalden unter einem Hügel neuer, zerbrochener Klo settschüsseln und Kacheln das Fahr stell eines Leiterwagens ohne Deichsel. Ein Hinterrad. fehlte, und er. fand ln seiner Radsammlung passenden Ersatz. Dann suchte er lange nach alten Gur

ten und Stricken. Schwarznase war inzwischen wieder kräftig und übermütig geworden. Er brachte ihm täglich einen Haufen alter Knochen mit. Beim Heimkommen sprang ihm der Hund jedesmal gegen die Brust und zielte mit der langen roten Zunge nach seinem Gesicht. Am nächsten Tag flickte Paul eine Art Zuggeschirr. Dann spannte er Schwaivnase vor das Fahrgestell, aber der Hund rannte damit in den Wald und blieb verschwunden. Erst der Duft der gekochten, mehligen Kartoffeln trieb ihn zurück

. Von nun an zögen Paul und Schwarz nase gemeinsam den Sack mit dem alten Eisen in die Vorstadt. Manchmal fand Paul etwas Blei oder Messing, das besser .bezahlt wurde. Eines Abends, auf dem Heimweg, fand er auf der Landstrasse eine grosse, geplatzte Kiste. Strandgut, dachte Paul, und lud sie auf das Fahrgestell. Aber die Makkaroni ttelen unterwegs dauernd heraus. Da rupfte Paul in der Dunkelheit von der Böschung hohes Gras und verstopfte damit die Löcher in der Holzkiste. Das Fahrgestell bog sich unter der Last

14
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/1997/08_03_1997/NST_1997_03_08_5_object_1804301.png
Seite 5 von 16
Datum: 08.03.1997
Umfang: 16
Tageszeitung S Ü D TIR O Sa/So 8/9.3.1997 Nr. 48 5 Rainers Ehefrau: „Ich fürchte um Peter Pauls Leben" Nach dem fast gespenstischen Femsehauftritt Peter Paul Rainers machen sich dessen Angehörige und Bekannte große Sorgen um das Leben des 'prominenten Häftlings. Ein Blick hinter die Kerkermauem. Von Artur Oberhofer N och bevor am vergange nen Mittwoch das Ver hör mit Cuno Tarfusser losging, bat Peter Paul Rainer den Staatsanwalt, das Verhör möglichst schnell durchzuzie hen. „Wissen

Sie“, so erklärte der in Untersuchungshaft sit zende Ex-Ideologe der Schüt zen, „es geht mir heute nicht gut.“ Cuno Tarfusser zeigte Ver ständnis und brach das Verhör bereits nach zwei Stunden ab. Daß der prominente Häftling psychisch schwer angeschlagen ist und sich in einer gesundheit lich prekären Verfassung befin det, ist spätestens seit dem Tag des aufsehenerregenden (und höchst umstrittenen) TV-Ge- ständnisses klar. Peter Paul Rai ner wird mit Psychopharmaka behandelt, die ihm sein Anwalt Sandro

Canestrini („Ich nehme ihm jedesmal einen Nylonsack voller Medikamente mit“) in die Zelle bringt. Große Sorgen machen sich nicht nur jene Bekannten Rainers, die sich durch das TV-Geständnis in die bleierne Zeit der Roten Bri gaden zurückversetzt fühlten (ein Bekannter des Häftlings: „Mir ist der Peter Paul vorge kommen wie seinerzeit Aldo Moro auf den Bildern, die die Palar Paul Ralnar im Farnsahintarviaw: Psychisch stark angeschlagen Roten Brigaden als Lebenszei chen veröffentlicht

hatten“), sondern auch die Familienan gehörigen des 29jährigen Volks tumspolitikers. Peter Paul Rai ners Ehefrau Margareth Lun hat bislang, verständlicherwei se, jegliche Interviewwünsche ausgeschlagen. Der Tageszei tung gegenüber bekannte die Die verschwundene Pistole Karl Peter Schnittler hat ah Peter Paul Rainer ein Gewehr und eine Kleinkaliberpistole iveitergegeben. Wo ist diese Waffe? (fra) Am Dienstag, den 29. Okto ber, fuhren Peter Paul Rainer, Karl Peter Schnittler und zwei weitere Studenten von Wen nach Innsbruck

nach dem fast schon gespenstischen Fernsehauftritt ihres Ehemannes lediglich: „Ich fürchte um Peter Pauls Leben.“ Margareth Lun fürchtet nicht etwa, daß sich Peter Paul Rainer etwas antun könnte. Wovor sie sich konkret fürchtet, möchte sie, und auch diese Nichtantwort ist vielsagend, lieber nicht aus sprechen. Der Mordfall Waldner wird in des von Tag zu Tag mysteriöser: Und Peter Paul Rainers via TV vorgetragenes Geständnis hat nicht im geringsten dazu beige tragen, daß Licht ins Dunkel käme. Im Gegenteil

15
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/1997/30_05_1997/NST_1997_05_30_2_object_1802356.png
Seite 2 von 16
Datum: 30.05.1997
Umfang: 16
Fr 30.5.1997 Nr. 105 Tag eszeitung S : SSÖ ; 'I: : i'K:; v ® : ;;t ;£v b ■ o „Ich habe Christian nicht ermordet“ Nun ist es offiziell: Petei • Paul Rainer zieht sein Geständnis zurück. Die Tageszeitung bringt exklusiv weitere Auszüge aus einem Inseitigen Brief. Details zum Waffenliefemnten Karl Petei-Schnittler, die den Fall, zu einem wählen Polit-Krimi machen. Von Auti’K Oherhoeek E ine gewisse sehung venni Tarfusser nie gewisse Überra- rmochte Cuno nicht zu ver bergen. „Ich habe Peter Paul

Rai ner erst vor zwei Wochen im Ge- einer mehrstündigen Unterre dung zwischen Rainer und sei nem neuen Vei-teidiger Roland Riz bekannt.“ Riz bestätigte am Abend, daß sein Mandant sich als un schuldig erklärt (Rainer tagonisten die Finger be schmutzt haben dürften. Was konkret Peter Paul Rainer betrifft, so hat der ehemalige Bil dungsoffizier des Südtiroler Schützenbundes wohl einen Gut teil zu Also: Karl Peter Schnittler hat Petei- Paul Rainer die Pistole, Ka liber 22, förmlich aufgedrängt

Mein- noch: Die Pistole hatte der Waffennarr mit Zweitwohnsitzen in Wien und Innsbruck Rainer so gar geschenkt Anfang Dezember gab Rainer die U-Häftling Peter Paul Rainer, Rainer-Brief (Ausriß): ich meinen besten Freund umgebracht habe..." .Sie werden doch nicht meinen, daß langnis verhört“, so erklärte der Staatsanwalt gestern gegenüber der österreichischen Nachrich tenagentur Apa, „und dabei hat der Angeklagte zum vierten oder fünften Mal seine anfänglichen Angaben gemacht.“ Auch die gestrige Exklusivmel dung

der Tageszeitung, wonach Peter Paul Rainer sein Geständ nis zurückziehen werde, wollte der Chefermittler im Mordfall Waldner nicht weiter kommentie ren. Nur soviel: „Ich sehe das ganz gelassen.“ Und, in Richtung Tageszeitung, etwas despektier lich: „Ich bin kein Gerüchtema cher.“ Am Abend dann die Gewißheit: Um Punkt 19.10 Uhr ließ die se riöse Nachrichtenagentur Ansa einen Flash ab. Der Inhalt: „Pe ter Paul Rainer hat seine Version zum Mordfall abgeändert und sich als unschuldig erklärt. Der Fall

von dem Obermaiser Schützen und mutmaßlichen Geheim dienstmann Karl Peter Schnittler eine Waffe ent gegengenommen hatte, brauchte mit dem Schießeisen nur mehr ein Mord passieren. Von Rainers Naivität ein mal abgesehen, hat es in dem Krimi aber auch ei ner Person bedurft, die Peter Paul Rainer - im Auftrag irgendeines Schlapphüte-Vereines - „die Waffe aufgedrängt hat“ (so Anwalt Riz ge stern abend). Eben Karl Peter Schnittler, zuletzt Mitglied der Union für Südtirol, Schütze und Waffen händler

16
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/1998/10_01_1998/NST_1998_01_10_3_object_1797528.png
Seite 3 von 16
Datum: 10.01.1998
Umfang: 16
Tag eszeitung Süd t i R o Sa/So 10./11.1.1998 Nr. 6 3 Juridischer Suizid? Palermos zwei Schienen Staatsanwalt Cuno Tarfusser ei-mittelt nun gegen mögliche Mittäter Peter Paul Rainers. Ist dies ein investigat iver Vorbote auf die Ermittler-Gewißheit, daß das Anklagetheorem aus erster Instanz im Berufungsverfahren nicht zu halten sein wird? Von AllTUIi OlfKlIHOKKli D er wackelige Pfeiler im Gerüst steht auf Seite 74 der Urteilsbegründung im Mordfall Waldner. Zitat aus dem Dokument: „Sowohl

in der er sten als auch in der zweiten Re konstruktion der Phasen könnte die zeitliche Enge (furch die Prä senz eines Komplizen begünstigt gewesen sein; eine Hypothese, vom Staatsanwalt bereits während der ersten Verhöre angeschnitten, die aber von Rainer immer in Ab rede gestellt wurde, die aber nicht auf der ganzen Linie ausgeschlos sen werden kann, wenn man von einem Motiv ausgeht, das nicht ausschließlich auf persönlichen Grenden fußt.“ Del - C'o-Anwalt Peter Paul Rai ners, der Trentiner Strafverteidi

Paradoxon: Wie kann ein Staatsanwalt ein Faszikel gegen mögliche Mittäter eröffnen, wenn er höchstselbst wenige Wo che vorher in seinem Schlußplädoy er noch seiner felsenfesten Über zeugung Ausdruck verliehen hatte, daß Peter Paul Rainer die Tat in dem engen Zeitraum sehr wohl verebt haiien könnte. Und: allein. Aus Tarfussei-s Nachermittlungen ist zu schließen, daß er von seiner eigenen These, nämlich dem krimi nalistischen Extremfall, daß Peter Paul Rainer die llluttat am Reichrieglerhof tatsächlich

allein verebt haben könnte, mittlerweile abgegangen ist. Nichtsdestrotz ließ Tarfusser über die Nachrichten agentur Ansa verbreiten: „Die Po sition Rainers ändert sich um kei (arob) Die Nachricht ist noch nicht offiziell, aber es gibt eine Bestätigung von höchster Stel le: Cuno Tarfusser wird im Be rufungsprozeß gegen Peter Paul Rainer im Frühjahr nicht die Anklage vertreten. „Tarfusser hat mir dies“, so bestätigte der Präsident des Landesgerichts, Carlo Bruccoleri, gestern auf dings der Wunsch Vater

des Gedan kens sein. Denn wie kann man vor dem Hintergrund der Einsicht, daß am Reichrieglerhof mehrere Täter am Werk gewesen sein müssen, mit kriminalistischer Sicherheit davon ausgehen, daß Peter Paul Rainer zum Tatzeitpunkt selbst überhaupt am Tatort war? Wenn es denn Komplizen gibt, dann müßte der Fall auch wegen eines zweiten Umstandes neu geschrie ben werden: Es gibt keine gerichts medizinische Sicherheit, daß der Mord an Christian Waldner tatsächlich um die Mittagszeit ver übt worden

17
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/1997/26_02_1997/NST_1997_02_26_4_object_1804622.png
Seite 4 von 16
Datum: 26.02.1997
Umfang: 16
Ml 26.2.1997 Nr.40 Tag eszeitun g I n N D * ■ ■ Die Sicherheitsdirektion Tirol ermittelte schon seit Wochen gegen Peter Paul Rainer. Angeblich wegen des gefälschten Maturadiploms. Von Christoph Franceschini „Es stimmt, wir gehen der Sache nach“, sagt der Tiroler Sicher heitsdirektor Ferdinand Knapp. Er beeilt sich, dazu zii sagen, daß die Untersuchung auch völlig un abhängig vom tragischen Mord an Christian Waldner, den Peter Paul Rainer gestanden hat, durchgeführt worden wäre

. „Wir haben vor Wochen einen Hinweis bekommen“, sagt der Tiroler Si cherheitsdirektor. Vor einem Jahr war in Wien ein großer Maturaskandal aufgeflo gen. Verschiedene Kinder be kannter Wiener hatten gefälschte Maturazeugnisse vorgelegt. Un ter ihnen auch die Tochter des Wiener Polizeipräsidenten Günther Bögl. „Sie verstehen, daß dieser Sache deshalb bei uns besonderes Augenmerk ge schenkt wird“, erklärt Knapp. Der Hinweis, den man auf Peter Paul Rainer bekommen hat, war keineswegs anonym. Er stammt

von einem Mitarbeiter der Inns brucker Universität „Diese Per son hält sich derzeit im Ausland auf“, erklärt der Innsbrucker Po lizeichef, „sobald sie zurück kommt werden wir der Sache ge nauer nachgehen“. Dabei hat die Innsbrucker Polizei längst im Uniarchiv vorgefühlt. Ferdinand Knapp bestätigt dies zwar nicht aber es ist anzunehmen, daß seit einiger Zeit eine Kopie des Matu razeugnisses von Peter Paul Rai ner in der Tiroler Sicherheitsdi rektion liegt Peter Paul Rainer hat in Inns bruck ein Maturazeugnis vorge

- Peter Paul Rainen Maturadiplom vom Klassischen Lyzeum in Florenz legt das von einem Klassischen Lyzeum aus Florenz stammt. In teressantes Detail: Rainer hielt sich einige Tage vor dem Mord in der Toskana und auch in Florenz auf. War es ein reiner Erholungs urlaub, wie er selbst es schildert, oder hatte er von den Untersu chungen der Tiroler Sicherheits direktion Wind bekommen und wollte in der Stadt am Arno nur noch einmal sicherstellen, daß seine Matura-Legende hält? Mit größter Wahrscheinlichkeit

hätte sie das auch. Denn jeder Südtiroler, der sich an einer österreichischen Universität im matrikuliert, muß nur eine be glaubigte Kopie des Maturadiplo mes vorlegen. Das Originaldi plom braucht man erst, wenn man sich den Studientitel in Itali en anerkennen läßt Ob Peter Paul Rainer seinen Innsbrucker Doktortitel in Italien bisher über haupt anerkennen ließ, ist nur eine der noch offenen Fragen im Fall Waldner/Rainer. „Wir haben bisher noch keine Weisung von der Staatsanwalt schaft bekommen

18
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/1997/07_03_1997/NST_1997_03_07_4_object_1804566.png
Seite 4 von 16
Datum: 07.03.1997
Umfang: 16
Fr 7.3.1997 Nr. 47 Tag eszeitung Die Löcher im Geständnis Geständige Straftäter haben wohlweislich das Recht, die Unwahrheit zu sagen. Und Peter Paul Rainer dürfte, wie neue Hin tergründe beweisen, von diesem Recht reichlich Gebrauch machen. Von Artur Oberhofer I n seinem TV-Geständnis hat Peter Paul Rainer die Augen blicke vor der Bluttat wie folgt geschildert: „Am Samstag, den 15. Februar, bat Christian Waldner mich bereits am Vor abend, zu ihm auf den Reichrieg- lerhof zu fahren

, um ihm eine Pressemitteilung zu schreiben (...). Ich habe dann, als er diese Pressemitteilung las und sie ihm nicht zusagte, ihn beobachtet In diesem Moment kam dann ein Är ger, ein Zorn in mir hoch Diese Darstellung stimmt nur bis zu dem Punkt wo Rai ner behauptet die Mitteilung geschrie ben zu haben. Die Pressemitteilung hat Peter Paul Rai ner im Laufe des FVeitags bei sich zu Hause, und zwar auf seiner mechanischen Schreibmaschine ab getippt Aber über geben hat er das Kommunique an Christian Waldner bereits am Vorabend

der Hat gegen 20 Uhr im Gasthof Forst in Bozen. Dieses vorderhand winzige Detail ist von großer Bedeutung. Denn damit erklärt sich beispielsweise ein Anruf, den Christian Waldner am Samstag um 11.45 Uhr getätigt hatte: Der Politiker funk te um diese Zeit seine Freundin Lieselotte Palma im Regierungs kommissariat an und bat sie, sie möge in die Guntschna-Bar kom men, da er ihreine Pressemittei lung zum Abtippen geben wolle. Die Frage: Hätte sich Peter Paul Rainer zu dem Zeitpunkt wirklich in Waldners Büro

Giorgio Agosti und Alex Täbarelli wahrzunehmen. Im Vorbeifahren hätte er, dies wäre logisch, Rai ners Kommunique-Entwurf dann Lotte Palma übergeben. Es gibt noch ein weiteres Indiz, daß Peter Paul Rainer um die Mit tagszeit gar nicht am Reichrieg- lerhof war: Und zw r ar die zwei Gläser mit Orangensaft. Weder Waldner noch Rainer w’aren Orangensaft-Trinker. Der Samstagvormittag des Peter Paul Rainer ist mit aller Wahr scheinlichkeit nicht so verlaufen, wie er dies in seinem TV-Geständ- nis geschildert

, und dies haben die Ermittler verifiziert, bis 11.20 Uhr aut Laut TV-Geständis müßte Peter Paul Rainer dann abermals zum Reichrieglerhof hochgefahren sein, wofür es allerdings - Rai ners Aussage ausgenommen - keinen einzigen direkten Hinweis gibt Weder wurde Rainers dun kelgrüner Citroen AX im Bereich des Reichrieglerhofes von jeman dem gesehen noch er selbst Auch Waldners Sekretärin Erika Stuppner war kein Citroen aufge fallen, wohl aber ein weißer VW Golf der - wie ein Zeuge der FF gegenüber ausgesagt hat - „einer Frau

19
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/2000/29_09_2000/NST_2000_09_29_5_object_1775553.png
Seite 5 von 16
Datum: 29.09.2000
Umfang: 16
Fr 29.9.2000 Nr. 197 5 Ta geszeitun g SÜD T I R o „Das kommen von Spaghetti" Die ehemalige Bozner Grünen-Gemeinderätin Nietta Dondio hat gestern in Terfens in Nordtirol den Ehemann der seit mehr als sechs Jahren in Mailand inhaftierten Südtirol-Aktivistin Karola Unterkircher besucht Die Reportage einer nicht alltäglichen italienisch-österreichischen Begegnung. Nietta Dondio und Paul Unterkircher am WeiOiahn-See: „Du Tee machen für Karola" Von Almut OUEKHOFEIVTeKFENS I n seinem Gesicht

sind noch die Bügelfalten eines ausgedehn ten, aber abrupt beendeten Mittagsschläfchens zu sehen. Aber die Schlaftrunkenheit weicht au thentischer FVeude, als Paul Unter- kircher seine Freundin aus Italien zur Brust nimmt und unarmt. Sie reden so herrlich aneinander vor bei, dass sie sich verstehen. „Griaß di, Nietta. “ „Ciao, Paul, tesoro, ma come sei diventato magro!“ Es sind wahrhaft herzzerreißende Szenen, wenn der urig anmutende Mann, der als einer der „Pfunderer Buam“ siebeneinhalb Jahre hinter Gittern zugebracht

hat, und Nietta Dondio, die altgediente Grünen- Aktivistin und Brieffreundin von Karola Unterkircher, zu einem Menschenklumpen verschmelzen, schluchzen und sieh gegenseitig Mut und Trost zusprechen. „Päul, caro Paul.“ „Nietta, liebe Nietta“ Er erzählt, dass Karola Unterkir cher gar einige Kilos zugenommen habe. Sie lacht: „Das kommen von italienische Küche, von Maccheroni und Spaghetti.“ Er lacht mit Nietta Dondio hat ein Madonnen bild mitgebracht „Das ist für Karo la, wenn sie ist wieder Zuhause“, sagt

sie in fast perfektem Deutsch. Für den caro Füul gibt es eine Fla sche Cognac und eine Brieftasche. Paul Unterkircher schießt die Ziga rette in den Garten und eilt in die Küche. Er bringt Speck und Butter und Brot Und Fänta. Nietta Don dio fallt eine Anekdote ein. Vor Jah ren hatte sie der Landeshaupt mann einmal beim Wurstbrot-Es sen ertappt Damals lästerte Luis Dumwalder, der mit Nietta Dondio gar einige Jagdgeschichten ausge- fochten hatte: „Ah, das Schwein ist für dich gestorben.“ Auch gestern biss

die überzeugte Vegetarierin ins speckgewordene Schwein. Der Hausherr hatte befohlen: „Essen, oder es gibt botte!“ Er lacht Sie auch. / Nietta Dondio und Paul Unterkir cher - zwei ins Alter gekommene Türteltauben. Sie ist 75 Jahre alt, er 59. Wenn man beobachtet wie sie in trauter Gemeinsamkeit gegen die Gewalt der Tränen ankämpfen, tut sich ein Abgrund der Absurdität auf: Warum kann dieser Mann in dem majestätisch urigen Weiler Terfens - der lediglich von einem Schienenstrang der Österreichi schen

20
Zeitungen & Zeitschriften
Die neue Südtiroler Tageszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NST/1998/14_07_1998/NST_1998_07_14_4_object_1793707.png
Seite 4 von 16
Datum: 14.07.1998
Umfang: 16
des Beweisaußiahmeverfahrens im Berufungsprozeß gegen Peter Paul Rainer hat mit einem Punktesieg der Verteidigung geendet. Prozeßentscheidend wird vermutlich die Erklärung sein, mit welcher der Angeklagte im Herbst sein Geständnis erklären wird. Eine Bilanz. Von Ahti;k Oberhofer D as Manuskript ist 17 Sei ten lang. Peter Paul Rai ner hat in dem noch streng geheimen Promemoria so wohl den Ablauf der sogenannten „Geständnisnacht“ als auch die Gründe für sein Erstgeständnis niedergeschrieben. Wann der An geklagte seinen großen Auftritt

haben wird, ist noch unklar. Zunächst war geplant gewesen, daß der ehemalige Chefideologe des Südtiroler Schützenbundes seine Erklärung zu Prozeßbe ginn abgeben würde. Dem Ver nehmen nach haben die Anwälte Roland Riz und Giampiero Mattei ihrem Mandanten aufgrund des sen prekärer psychophysischer Situation davon abgeraten. Peter Paul Rainers Erklärung wird vermutlich prozeßentsehei- dend sein. Denn auch nach dem zweitinstanzlichen Bew’eisauf- nahmeverfahren ist eine Frage, vielleicht die Mutter aller Fra gen

, noch unbeantwortet geblie ben. Nämlich: Warum hat Peter Paul Rainer in der ersten Phase den Mord an Christian Waldner gestanden? Derweil können die Rainer-An wälte das Beweisaufnahmever fahren mit einem klaren Punkte sieg ad acta legen. Roland Riz und Giampiero Mattei ist es ge lungen, den Anklagebaum so zu schütteln, daß gar einige faule Äpfel zu Boden gefallen sind. Ein Beispiel: Der Zeuge Hansjörg Kofler ist von den Rainer-Anwäl ten dermaßen in die Enge getrie ben worden, daß außer ihm selbst keiner mehr

an die absolute Wet- Kofler im Prozeß von Trient die Karte der Verzweiflung spielte („Die Videomautangaben müssen falsch sein“), konnte selbst Gene- Tragödie in Verona Ein Mithäftling Peter Paul Rainers hat sich vergangene Woche erhängt. (arob) Peter Paul Rainer mach te sich Vorwürfe: „Wenn ich länger mit ihm geredet hätte, wenn ich auf seine Fragen ein gegangen wäre“, so erklärte Rainer seinen Anwälten im Ge fängnis von Verona, „dann würde der Mann vielleicht noch leben.“ Was ist passiert? Wenige läge

vor dem vorerst letzten Verhandlungstag hatte Peter Paul Rainer im Gefäng nis in Trient mit einem Mit häftling diskutiert. Bei der Ge legenheit erklärte der Mann Rainer, daß er Frau und Kind habe und es nicht erwarten terfestigkeit seines Alibis glaubt Der ehemalige Sekretär des Landtagsabgeordneten Christi an Waldner hatte immer ausge sagt, er wäre am Vormittag des 17. Februar 1997 von Salzburg kommend nach Bozen gefahren. Die Videomautanlage in Schön berg hat den Sekretär allerdings um 10.06 Uhr in Richtung

21