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Lienzer Nachrichten
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Seite 8 von 8
Datum: 09.08.1918
Umfang: 8
6—8 Joch Grund, zu kaufen gesucht. Zuschriften erbeten an Egger, Beda Webergaffe 11, Lienz. 1445 Dann Ilsens Arm noch fester in den seinen ziehend, fragte er leise und eindringlich: „Sag mol, Ilse, was ist es mit dem Herrn vom vergan genen Sonntag? Du warst ja wie mit Blut über gossen, als Onkel Peter seinen Namen nannte. Liebst du ihn?" „Und wenn ich es täte?" gcgenfragte Ilse trotzig. „Es scheint mir, Kleine, du würdest da auf einigen Widerstand stoßen bei unserem Vater", bemerkte Paul

. „Er ist strenge in seinen Ansich ten, hart in seinem Tun; seine Härte trieb mich in 'die Ferne, er wird dir dein Glück zerstören." Niemals hätte sich Ilse erlaubt, ein solches Ur- 'teil über ihren Vater zu fällen, zu dem sie mit mroßem Respekt aufzublicken gewohnt war. Und oennoch, als Paul so unumwunden den Vater kritisierte, rebellierte auch etwas in ihr gegen steine strengen Maßnahmen. Nein, er würde wohl nicht seine Einwilligung M der Verbindung geben, sein Nein entsprang einem festen, unabänderlichen

, Paul?" „Mein Wort, Schwester." „So will ich dich rufen, wenn ich deiner Hilfe bedarf." „Vorläufig also noch nicht?" „Vorläufig nicht", wiederholte Ilse. Tann trat eine kurze Pause ein. Endlich sagte Paul: „Tu, Ilse, ich möchte die sen schneidigen Offizier wohl mal kennen lernen. Kann man das?" „Gewiß, Paul. Morgen wollen wir zu den Em dens gehen. Am Nachmittag um fünf. Ich wollte dich schon immer meiner liebsten Freundin und deren Familie zuführen." „Ist es der Bruder deiner liebsten Freundin

?" fragte Paul, der offenbar überhört hatte, wie Ilse dem Onkel gegenüber diese Bemerkung gemacht. „Wen meinst du?" fragte sie. „Nun den Mann, den du liebst." „Tu irrst", lehnte Ilse kühl ab. „Ich habe keine Liebe. Wenn du den Offizier meinst, den Onkel Peter erwähnte, so hast du recht. Er ist der Bru der meiner Freundin Adeline. Doch kann von Liebe von meiner Seite wohl schwerlich die Rede sein." Es war, als habe das indiskrete Lüsten ihres verborgenen Herzenschreincs mit einem Male die Binde

Adeline, mit dein hevben, jungfräulichen und doch so sanf ten Wesen. Er glich auch nicht ihrem Ideal. Der j mußte einen männlichen Charakter besitzen; Os- ? wald von Emden hatte im Grunde nichts Männ- liches an sich. Das ward ihr mit eurem Male klar hier am Strande. „Also, morgen um fünf. Ich bin zur Stelle", erklärte Paul. „Bin neugierig, die Wundermen schen kennen zu lernen, von denen du so voll bist." > „Spotte nicht, Paul", sagte Ilse. „Das Bild meiner Adeline kannst du mir nicht trüben

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 8 von 8
Datum: 10.08.1918
Umfang: 8
und eindringlich: „Sag mal, Ilse, was ist es mit dem Herrn vom vergan genen Sonntag? Du warst ja wie mit Blut über- gossen, als Onkel Peter seinen Namen nannte. Liebst du ihn?" „Und wenn ich es täte?" gegensragte Ilse trotzig. „Es scheint mir, Kleine, du würdest da auf einigen Widerstand stoßen bei unserem Vater", bemerkte Paul. „Er ist strenge in seinen Ansich- ten, hart in seinem Tun; seine Härte trieb mich in die Ferne, er wird dir dein Glück zerstören." Niemals hätte sich Ilse erlaubt, ein solches Ur teil

über ihren Vater zu fällen, zu dem sie mit großem Respekt anszublicken gewohnt war. Und dennoch, als Paul so unumwunden den Vater kritisierte, rebellierte auch etwas in ihr gegen seine strengen Maßnahmen. Nein, er würde Wohl nicht seine Einwilligung zu der Verbindung geben, sein Nein entsprang einem festen, unabänderlichen Willen. Aber trotzdem, wenn Ilse Oswald liebte, würde sie es machen wie ihr Bruder. Sie würde alles über den Haufen werfen und zu dem Manne ihrer Wahl stehen in Not und Tod. Sie kannte

ja nichts vom Leben, das wohl behütete Kind eines reichen Hauses, nichts von Spekulation und eitlen Lügen. Sie sah mit den Augen ihrer reinen Seele. liebst du den Mann?" schlug in weichem Tou des Bruders Stimme wieder an ihr Ohr. «.Soll ich dir Helsen?" Ilse blickte überrascht aus. „Willst du mir wirklich helfen, Paul?" „Mein Wort, Schwester." „So will ich dich rufen, wenn ich deiner Hilfe bedarf." „Vorläufig also noch nicht?" „Vorläufig nicht", wiederholte Ilse. Dann trat eine kurze Pause ein. Endlich sagte Paul

: „Tu, Ilse, ich möchte die sen schneidigen Offizier wohl mal kennen lernen. Kann man das?" „Gewiß, Paul. Morgen wollen wir zu den Em dens gehen. Am Nachmittag um fünf. Ich wollte dich schon immer meiner liebsten Freundin und deren Familie zuführen." . ' „Ist es der Bruder deiner liebsten Freundin?" fragte Paul, der offenbar überhört hatte, wie Ilse dem Onkel gegenüber diese Bemerkung gemacht. „Wen meinst du?"-fragte sie. „Nun den Mann, den du liebst." „Tu irrst", lehnte Ilse kühl

an sich. Das ward ihr mit einem Male klar hier am Strande. „Also, morgen um fünf. Ich bin zur Stelle", erklärte Paul. „Bin neugierig, die Wuudermen- schen kennen 31 t lernen, von denen du so voll bist." „Spotte nicht. Paul", sagte Ilse. „Das Bild pieiner Adeline kannst du mir nicht trüben." „Will ich auch nicht, mein süßes Herz. Komm, gib mir schnell ein Küsschen, hier ist es ganz ein sam. Du bist ein zu niedlicher Käfer." „Schäm dich, Paul." „Ein Versbhnungsküßchen, süßer Racker," bat Paul und umfaßte

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Tiroler Post
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Seite 8 von 8
Datum: 09.08.1918
Umfang: 8
und Bestellort für Wiederverkäufer. I74-kr Dann Ilsens Arm noch fester in den feinen ziehend, fragte er leise nnd eindringlich: „Sag mal, Ilse, was ist es mit dem. Herrn von: vergan genen Sonntag? Du warft ja wie mit Blut über gossen, als Onkel Peter seinen Namen nannte. Liebst du ihn?" „Und wenn ich es täte?" gegenfragte Ilse trotzig. „Es scheint mir, Kleine, du würdest da auf einigen Widerstand stoßen bei unserem Vater", bemerkte Paul. „Er ist strenge in seinen Ansich ten, hart in seinem Tun; seine Härte

trieb mich in die Ferne, er wird dir dein Glück zerstören." Niemals hätte sich Ilse erlaubt, ein solches Ur teil über ihren Vater zu fällen, zu dem sie mit großem Respekt aufzublicken gewohnt war. Und dennoch, als Paul so unumwunden den Vater kritisierte, rebellierte auch etwas in ihr gegen seine strengen Maßnahmen. Nein, er würde wohl nicht seine Einwilligung zu der Verbindung geben, sein Nein entsprang einem festen, unabänderlichen Willen. Mer trotzdem, wenn Ilse Oswald liebte

, würde sie es machen wie ihr Bruder. Sie würde alles iiber den Hausen werfen und zu dem Manne ihrer Wahl stehen in Not und Tod. Sie kannte ja nichts vom Leben, das wohl behütete Kind eines reichen Hauses, nichts von Spekulation und eitlen Lügen. Sie sah mit den Augen ihrer reinen Seele. „Ilse, liebst du den Mann?" schlug in weichem Ton des Bruders Stimme wieder an ihr Ohr. „Soll ich dir Helsen?" Ilse blickte überrascht auf. „Willst du mir wirklich Helsen, Paul?" „Mein Wort, Schwester." „So will ich dich rufen

, wenn ich deiner Hilfe bedarf." „Vorläufig also noch nicht?" „Vorläufig nicht", wiederholte Ilse. Dann trat eine kurze Pause ein. Endlich sagte Paul: „Tu, Ilse, ich möchte die sen schneidigen Offizier wohl mal kennen lernen. Kann man das?" „Gewiß, Paul. Morgen wollen wir zu den Em dens gehen. Am Nachmittag um fünf. Ich wollte dich schon immer meiner liebsten Freundin und deren Familie zuführen." „Ist es der Bruder deiner liebsten Freundin?" fragte Paul, der offenbar überhört hatte, wie Ilse dem Onkel gegenüber

auch nicht ihrem Ideal. Ter mußte einen männlichen Charakter besitzen: Os wald von Emden hatte im Grunde nichts Männ liches an sich. Das ward ihr. mit einem Male klar hier am Strande. „Also, morgen um fünf. Ich bin zur Stelle", erklärte Paul. „Bin neugierig, die Wundermen schen kennen zu lernen, von denen du so voll bist." „Spotte nicht, Paul", sagte Ilse. „Das Bild meiner Adeline kannst du mir nicht trüben." „Will ich auch nicht, mein süßes Herz. Komm, gib mir schnell ein Küßchcn. hier ist es ganz ein sam

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Alpenländer-Bote
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Seite 4 von 12
Datum: 08.12.1918
Umfang: 12
zu können, so wohlgemut war ihm in inem Leben nie gcw/m. Viel leichter tat wr chaul. seine Werbung bei der Stasi anzub-n^en, denn Paul hatte ein viel Leichteres Blut. IAa Geschäft machte ihm beson dere Beschwerde, und er fand leicht, wo an und wo aus. Der Bruder der Stasi war seines Handwerks rin Drechsler, pfuschte in etwas in das Geschäft des urlvslUicken Tubaldain, der ein Hämmerer war und ein Schmied in allem Erze tmb Eisen werke und verstand es infolgedessen nicht übel, bei defekten Musikinstrumenten

chirurgische Ope rationen vorzunehmen. Er war zudem ein Morösmusikant; Paul war oft zu ihm ins Haus gekommen und darum war diesem auch die Stasi keine unbekannte Persönlichkeit. ^ Glücklicherweise war dem Aaul an seinem Flügelhorn um diese Zeit eine Feder gesprungen und für diesen Unfall mußte beim Bruder der Stasi Schützenhilfe gesucht werden. Auch Pauls Werbung bei dieser roar vom Glück begünstigt und das Endresultat bestand in diesem, daß die beiden ansmachten, am nächsten Sonntag um sechs Uhr

dieselben hinauf in den ersten Stock in ein Zimmer vornans gegen die Straße. Eine halbe Stunde später kam Paul und Stasi daher und kehrten in demselben Wrrtshause ein. Aus demselben Grunde wie beim ersten Paare wurde dieses in ein Zimmer im ersten Stock rück wärts getan. Daß ein zweites Paar gegenwärtig sei, wurde von beiden Seiten bemerkt und die einen unD die andern plaate die Neugierde, zu erfahren, wer im andern Zimmer sei. Dem Paul glückte es zuerst, herauszubringen, daß sein Bruder und die Lanersof

in: vorderen Zimmer sei; denn der Peter ging die Stiege hinab in die Küche, um nachzusehen, ob der Bra ten nicht bald fertig sei und die Sof war ihm entgegen gegangen; durch die etwas geöffnete Zimmertür hatte Paul beide erblickt. Bisher war alles nach Wunsch gegangen, das Geheimnis war vollkornmen gewahrt geblieben, kein Teil wußte etwas vom Vorhaben des andern, am Sontag sollte verkündet, am Montag kopuliert werden. Freilich hatten die Leiden Bräute auszustellcn. daß bei dieser Hast es ihnen unmöglich

sei, eine Ausstattung ins Haus zu bringen — rvas doch im höchsten Grade unliebsam sein müsse. Aber beiden wurde in gleicher Weise bedeutet, cs gehe dies nun einmal nicht anderst der Van- garthof sei hinlänglich mit Einrichtung versehen und der Sanier könne zur gelegenen Zeit nach geliefert werden. Wenn nur der Sonntag vorüber wäre! — dies war der innigste Wrnrsch nicht weniger des Peter als des Paul. Bei^e hatten im Sinne, an die- sein Tage nach Vorschrift die heiligen Sakramente zu empfangen

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Außferner Zeitung
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Seite 8 von 8
Datum: 10.08.1918
Umfang: 8
. Alleinvertretung für Tirol und Bestellort für Wiederverkäufer. 174-kr Dann Ilsens Arm noch fester in den seinen ziehend, fragte er leise und eindringlich: „Sag mal, Ilse, was ist es mit dem Herrn vom vergan genen Sonntag? Tu warst ja wie mit Blut über gossen, als Onkel Peter seinen Namen nannte. Liebst du ihn?" „Und wenn ich cs täte?" gegenfragte Ilse trotzig. , „Es scheint mir, Kleine, du würdest da auf einigen Wderstand stoßen bei unserem Vater", bemerkte Paul. „Er ist strenge in seinen Ansich ten, hart

in seinem Tun; seine Härte trieb mich in die Ferne, er wird dir dein Glück zerstören." Niemals hätte sich Ilse erlaubt, ein solches Ur teil über ihren Vater zu fällen, zu dem sie mit großem Respekt aufzublicken gewohnt war. Und dennoch, als Paul so unumwunden den Vater kritisierte, rebellierte auch etwas in ihr gegen seine strengen Maßnahmen. Nein, er würde wohl nicht seine Einwilligung zu der Verbindung geben, sein Nein entsprang einem festen, unabänderlichen Willen. Mer trotzdem, wenn Ilse Oswald liebte

, würde sie es machen wie ihr Bruder. Sie würde alles über den Haufen werfen und zu dem Manne ihrer Wahl stehen in Not irnd Tod. Sie kannte ja nichts vom Leben, das wohl- behütetc Kind eines reichen Hauses, nichts von Spekulation und eitlen Lügen. Sie sah mit den Augen ihrer reinen Seele. „Ilse. liebst du den Mann?" schlug in weichem Ton des Bruders Stimme wieder au ihr Ohr. „Soll ich dir helfen?" Ilse blickte überrascht aus. .„Willst du mir wirklich helfen, Paul?" „Mein Wort, Schwester." „So will ich dich rufen

, wenn ich deiner Hilfe bedarf." „Vorläufig glso noch nicht?" „Vorläufig nicht", wiederholte Ilse. Dann trat eine kurze Pause ein. Endlich sagte Paul: „Du, Ilse, ich möchte die sen schneidigen Offizier wohl mal kennen lernen. Kann man das?" „Gewiß, Paul. Morgen wallen wir zu den Em dens gehen. Am Nachmittag um ftinf. Ich wollte dich schon immer meiner liebsten Freundin und deren Familie zuführen." „Ist es der Bruder deiner liebsten Freundin?" fragte Paul, dev offenbar überhört hatte, wie Ilse dem Onkel gegenüber

auch nicht ihrem Ideal. Ter mußte einen männlichen Charakter besitzen; Os wald von Emden hatte im Grunde nichts Männ liches an sich. Das ward ihr mit einem Male klar hier am Strande. „Also, morgen um fünf. Ich bin zur Stelle", erklärte Paul. „Bin neugierig, die Wuudermen- schen kennen zu lernen, von denen du so voll bist.* „Spotte nicht, Paul", sagte Ilse. „Das Bild meiner Adeline kannst du mir nicht trüben." „Will ich auch nicht, mein iühes Herz. Komm, gib mir schnell ein Küßchcn. hier ist es ganz ein sam

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Alpenländer-Bote
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Seite 5 von 8
Datum: 17.11.1918
Umfang: 8
»er. to. tsetre «. Gleichnis aus der Baukunst gebrauchen wollen, war Peter im Spitzbogenstil gebaut, Paul aber im Rundbogenstil. Ersterer war eine hochgewach- jene, schmächtige Gestockt, welche durchaus mehr in die Länge als in die Breite strebte, ein schmaler Kopf, ein schmales Gesicht, eine schmale Brust — leicht und schlank wie ein gotischer Kirchturm. Sein Aeußeres war keineswegs unangenehm, seine scharfkluge Miene, sein geistreiches Auge zeugte von Verstand, und kluger, berechnender

, umsichti ger Verstand war ihm auch in bedeutendem Maße zuteil geworden — der gute Peter trug das Ein maleins ins Gesicht geschrieben, es war ein aus gemachter Oberländer. Der runde Kopf des Paul mit seinem blon den Haar, seinem Vollmondgesicht mit blauen Augen, aus welchen die Freude strahlte, mit roten, etwas wulstigen Lippen, die einem Juchhe stets freie Passage gewährten, das hübsche Porta- tile, das schon mehr als in bloßer Anlage sich zeigte, Arme und Beine, die sich eben so weit vom Don Quixote

entfernten, als dem Sancho Pansa näherten — dies alles ermutigte zur Ansicht, daß Paul zu den Fettern zähle und somit auch zu den Gemütlichen. So war cs auch. Paul hatte eine schöne Stimme und sang gern, er war Mitglied der Musikkapelle von Kematen und blies das Flügelhorn, daß es eine Freude war, er war ein fleißiger Leser des „Deutschen Hausschatzes", der „Alten und neuen Welt" und ein besonderer Verehrer des Bolanden, aber auch der Heiligenlegcnde, und das Einsiedlerleben in der The* ,is schien

, zu blühen und. Früchte zu tragen, neue Schulden wurden kein« mehr gemacht, die alten nach und nach bezahlt, und die Wagschale, welche Ausgaben enthielt, zog jenen der Einnahmen gegenüber mehr und mehr den Kürzern; es ging ihr wie den Sonnenuhren in der jetzigen Zeit, die auch den Bahnuhren ge genüber mehr und mehr an Gewicht verlieren. Mit dem Bangarthof waren auch dessen künf tige Besitzer, die Erbprinzen Peter und Paul, herangcwachsen, aus Kindern Knaben und aus Knaben Junggesellen geworden

. Ein halbes Dutzend von Geschwistern Ware« in frühester Kindheit weggestorben, so daß diese beiden allein sich in die Habseligkeiten zu teile» hatten, welche Veit und Gertraud ihren Nach kommen zurückließen. Es wurde öfters beraten, was aus dem Pet« und dem Paul Werder: solle. Als die Knaben di« Schule besuchten, zeigte es sich, daß ihnen Talent und geistige Begabung nicht fehle. Besonder- der Paul mit seinen blauen Augen, blondem Haar und runden Wangen war ein recht aufge weckter, gemütlicher Bursche

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Alpenländer-Bote
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Seite 4 von 12
Datum: 15.12.1918
Umfang: 12
. Die Brautexamen hatten ihren gewöhnlichen Verlauf, Hindernis war keines vorhanden. ledig zu bleiben Halle keines gelobt, und mit dem Katechismus waren alle vier hinlänglich vertraut; sie hatten das Christentum fleißig geübt und wer die Religion eifrig übt. der weiß auch etwas von ihr. Der Peter und der Paul baten den Pfarrer in gleicher Weise, er möge die Güte haben und sorgen, daß ihr Eheantrag nur einmal auf die Kanzel kommen dürfe. »Sie möchten nicht lange den Leuten in die Mäuler kommen" — sagten

. Sie weinte, daß es so gekommen sei; da sei kein Mittel, die eine oder die andere Heirat mäße unterbleiben. Auch sie kam auf den Bangarthof, um sich mit dem Paul zu besprechen, aber auch für sie war der Paul nicht um die Wege. Jeder der beiden Bräutigame hatte sich einen guten Freund bestellt, um nach dem Gottesdienst die notn>endigen Einladungen zu machen und das Hochzeilsmahi beim Wirt zu bestellen. So zogen die beiden Hochzeitsbitter am Nach mittage in Kematen herum, von Haus zu HauS. und luden tapfer

zur Hochzeit. Der Abend kam und mit dem Abend die Nacht und der Peter und der Paul auf dem Heustocke waren herzlich froh, als es zu dunkeln begann. Es hatte aufgchört zu regnen, der Himmel klärte sich auf und durch die Dachspalien wurde ein und der andere Stern sichtbar — für morgen war schönes Wetter in Aussicht. Beiläufig um zehn stbr abends glaubte der Peter den Heustock verlaßen zu können, denn er konnte annehmen, daß jetzt alles im Hause zur Ruhe gegangen sein werde. Er tat es und kam unbemerkt

in feine Kammer und in sein Bett. Der Paul entschloß sich auch über Nacht in seinem Zufluchtsorte zu bleiben, dos duftende Gastheu bot ja die angenehmste Lagerstätte. Der gesündeste Schlaf bewirkte. daß ihm die Nacht kurz vorkam. Die ausgehende Sonne hatte schon begonnen, am Noßkogel niederzukogeln — wie die Leute die Erscheinung ausdrücken — als Paul auf dem Heustock noch ganz gemütlich träumte. Er träumte von einem nerven Marsch, der van der Musikkapelle eben einstudiert wurde und am Schutzen gelsonn

Paul: »Was ist denn heute — und wo hin ick?" — und es brauchte einiges Bcstnnen. bis er heraus brachte. daß er aus dem .Heustacke sei und daß heute nickt der Schuhengelsonntag, sondern sein Hochzeitstag sei. Er rafite sich ans und mit einem kräftigen: »Jetzt. Paul, Courage!" sprang er vom Heustock und eilte in seine Kammer. Dort warf er sich in seinen festlichsten Staat nnd gedachte in reso luter Weise den Gang ins Wirtshaus hinab on- zu treten. In bräutlichem Staate kam der Peter

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 3 von 12
Datum: 30.03.1950
Umfang: 12
deinem Herrn allen Ernstes einen stillen zwar, aber einen dauernden Einzug in dein Herz. »Na, also“, meinte Paul nach einer guten Weile, •jetzt wollen wir endlich einmal die göttliche Vernunft sprechen lassen.“ Peter Anemont hatte wohl gar nicht richtig zu- ?ehört. Er schüttelte nur den Kopf: „Ich begreife wirklich nichts mehr.“ »Ach, laß doch“, wehi"te Paul Henkel ab, „was wird da viel zu begreifen sein. Einen anderen wird sie haben, dem sie weisgemacht hat, daß es 8 dn Kind wäre.“ »Nein

, es ist so“, sagte Peter Anemont wie ab wesend, „daß von einem Kind gar keine Rede lNehr ist.“ Paul Henkel sah ihn an. »Und zu sehen ist auch nichts mehr davon. Nur — nur sehr blaß sieht sie eben aus.“ Paul Henkel pfiff kurz durch die Zähne. Dann sah er wieder eine ganze Zeit sein Gegenüber an, na chdenklich und prüfend. Und als er lange ge- nu S geprüft hatte, sagte er lieber nichts. Inzwischen hatte Peter Anemont sein Bier hin gestellt bekommen. Und Paul Henkel hielt es dann für das beste, erst

einmal „Na, denn Prost!“ zu sagen. Seinen ersten Plan hatte er also wieder auf gegeben. Aber was macht das schon weiter aus. Bitte, hier ist zum Beispiel ein neuer; Erstens bleiben wir natürlich zusammen. Und dann zwei tens: Weg von hier! Und zwar, so weit das Geld reicht, mit der Bahn. „Aber wohin denn?“ „Nun“, sagte Paul nach einigem Überlegen, „zum Beispiel nach Hamburg. Da wollte ich im mer mal hin.“ „Nach Hamburg? Was sollen wir denn da?“ „Was wir da sollen? Wie kann ich das heute und von hier aus schon wissen

,ja‘?“ „Fahren wir also meinetwegen nach ..., ich weiß nicht mehr, wohin du eben meintest.“ „Na, siehst du wohl, endlich ein vernünftiges Wort, ein Wort, das Hand und Fuß hat.** „Und du glaubst, daß man dort wirklich gut verdienen kann? Es ist nur, weil ich doch meine Mutter unterstützen muß. Du weißt doch selbst, daß ich ihr bis heute nichts mehr habe schicken können in der letzten Zeit.“ Paul Henkel machte ein erschrockenes Gesicht. „Hast du ihr viel geschickt

?“ „Ja, einiges, aber ich habe ja selbst noch ge nug.“ Paul Henkel mußte sich ein wenig räuspern: „Na, und wenn du mir vielleicht sagen würdest, wieviel du noch übrig hast?“ „Etwas mehr als zwanzig Mark.“ Paul schwieg. „Ja, ich denke doch auch, daß wir bald etwas verdienen“, fing Peter Anemont wieder an. „Immer dieses leidige Verdienen“, sagte Paul Henkel ärgerlich. „Verdienen ist nur so ein unmoralischer Vor wand dafür, daß man es sich mit seinem breiten Hintern auf den Köpfen der anderen bequem machen will. Ein Philosoph fragt nicht nach Ver

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 3 von 14
Datum: 06.04.1950
Umfang: 14
— ihm nachlief, ihn in der Kirche erreichte, mit sich fort in einen Keller zog. Was sie nie getan hatte, tat sie nun. Sie frug ihn: „Was willst du denn mit dem Ker- zerl, das du immer anzündest?“ Unter dem Don nern der Flak und den dumpfen Einschlägen, die vom Stadtinneren kamen — sprach er stockend von seinem Geheimnis. Sie hielt ihn fest an sich gepreßt. „Weißt du, Mutter, ich tu immer ein Alle Rechte Vorbehalten. Nun hat der Paul aber gar nicht darüber* ge lacht, nicht einmal gelächelt

, sondern ihn nur eine ganze Weile versunken angesehen. Seltsame Augen konnte dieser Paul mitunter machen! Dies mal zum Beispiel glänzten sie, gerade als ob sie ein wenig feucht wären. Übrigens muß er es dann s °gar selbst gemerkt haben, denn er griff plötz lich sehr hastig nach seinem Glase und kippte den ganzen Rest hinunter. Dann räusperte er sich n °ch einmal: »Also, mein Junge, Vertrauen gegen Vertrauen! Und dann vor allem keine falsche Sentimentali tät! Das ist das Schlimmste! Wollen wir?“ Nun wußte Peter endlich

keinen andern Rat mehr als zu nicken. , »Gut“, meinte Paul darauf, „dann wollen wir jetzt erst mal gemeinsame Kasse machen.“ Und griff dabei in seine Tasche und was er auf den üsch legte, waren fast noch sieben Mark. Peter zählte vierundzwanzig daneben. „Na, wenn ich meine größere Einlage an Erfahrung und Charak ter in Betracht ziehe, ist es nicht eben viel, was du an barem Gelde mehr einschließt als ich“, er klärte Paul. „Aber laß nur, ich bin ja nicht klein lich“, fügte er hinzu, indem er die Kasse

an sich nahm. Ja, und mit dieser Stunde begann dann eigent lich zwar keineswegs schon die abenteuerlichste und seltsamste Zeit. in Peter Anemonts Leben, aber doch jedenfalls die bunteste. Seltsame Dinge können in einem Menschenherzen vorgehen Eine kleine Woche wänderten sie, eine kleine Woche arbeiteten sie in einem Torfstich. Dort gab es mit den drei fremden Arbeitern ein biß chen Streit und für Paul Henkel ein blaues Auge. Aber Peter hat die Sache für ihn wieder in Ordnung gebracht und einem Arbeiter

vor, daß man Krähen schreien hört, ohne sie entdecken zu können. Sieht man sie aber, so sind es ihrer gleich so viele, die kräch zend durch die Luft flattern oder unruhig suchend über die kahlen Ähren hüpfen, daß einen ein unangenehmes Frösteln dabei ankommen will. Am Nikolaustag liegt der erste Schnee. Und das kam unerwartet. Als Peter und Paul ihr Geld zusammenzählten, ist es nicht mehr sehr viel und an eine Eisenbahnfahrt nach Hamburg gar nicht zu denken. Diesen Nachmittag waren Peter und Paul gut

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 5 von 12
Datum: 30.03.1950
Umfang: 12
aber vielmehr dein eigenes Herz, wie es sich vor und nach der Osterbeichte verhält und dann bereite deinem Herrn allen Ernstes einen stillen zwar, aber einen dauernden Einzug in dein Herz. »Na, also“, meinte Paul nach einer guten Weile, ■jetzt wollen wir endlich einmal die göttliche Vernunft sprechen lassen.“ Peter Anemont hatte wohl gar nicht richtig zu- Sehört. Er schüttelte nur den Kopf: „Ich begreife wirklich nichts mehr.“ »A.ch, laß doch“, wehrte Paul Henkel ab, „was wird da viel zu begreifen

sein. Einen anderen "ird sie haben, dem sie weisgemacht hat, daß es !e in Kind wäre.“ »Nein, es ist so“, sagte Peter Anemont wie ab wesend, „daß von einem Kind gar keine Rede »lehr ist.“ Paul Henkel sah ihn an. »Und zu sehen ist auch nichts mehr davon. Nur — nur sehr blaß sieht sie eben aus.“ Paul Henkel pfiff kurz durch die Zähne. Dann iah er wieder eine ganze Zeit sein Gegenüber an, nachdenklich und prüfend. Und als er lange ge- geprüft hatte, sagte er lieber nichts. Inzwischen hatte Peter Anemont sein Bier

hin gestellt bekommen. Und Paul Henkel hielt es dann für das beste, erst einmal „Na, denn Prost!“ zu sagen. Seinen ersten Plan hatte er also wieder auf gegeben. Aber was macht das schon weiter aus. Bitte, hier ist zum Beispiel ein neuer; Erstens bleiben wir natürlich zusammen. Und dann zwei tens: Weg von hier! Und zwar, so weit das Geld reicht, mit der Bahn. „Aber wohin denn?“ „Nun“, sagte Paul nach einigem Überlegen, „zum Beispiel nach Hamburg. Da wollte ich im mer mal hin.“ „Nach Hamburg? Was sollen

Geleise zu bringen, oder nicht.“ „Ja“, sagte Peter kleinlaut. „Was heißt ,ja‘?“ „Fahren wir also meinetwegen nach ..., ich weiß nicht mehr, wohin du eben meintest.“ „Na, siehst du wohl, endlich ein vernünftiges Wort, ein Wort, das Hand und Fuß hat.“ „Und du glaubst, daß man dort wirklich gut verdienen kann? Es ist nur, weil ich doch meine Mutter unterstützen muß. Du weißt doch selbst, daß ich ihr bis heute nichts mehr habe schicken können in der letzten Zeit.“ Paul Henkel machte ein erschrockenes

Gesicht. „Hast du ihr viel geschickt?“ „Ja, einiges, aber ich habe ja selbst noch ge nug.“ Paul Henkel mußte sich ein wenig räuspern: „Na, und wenn du mir vielleicht sagen würdest, wieviel du noch übrig hast?“ „Etwas mehr als zwanzig Mark.“ Paul schwieg. „Ja, ich denke doch auch, daß wir bald etwas verdienen“, fing Peter Anemont wieder an. „Immer dieses leidige Verdienen“, sagte Paul Henkel ärgerlich. „Verdienen ist nur so ein unmoralischer Vor wand dafür, daß man es sich mit seinem breiten Hintern

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Alpenländer-Bote
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Seite 4 von 12
Datum: 24.11.1918
Umfang: 12
aber würden Gelegenheit finden, in jeder . Zeziehung tüchtiger zu werden, da ihr Wirkungs reis jetzt ein viel größerer und freierer war. . Es verging ein Jahr um das ander"; es wurde > pommer und Winter und auf dem Bangarthof ' rar alles in Ordnung, der Peter und der Paul . hasteten kräftig und in Eintracht, daß es eine ! treude war. und Ne Mutter waltete. } Bei diesem einträchtlichcn und freundlichen - .ufammcuwirken wurde es per Gertraud mehr - nd mehr hart, eine Teilung vorzunchmcn. Stets : >ar das Anwesen

mit einer 'ilung den Dolch ins Herz stoßen würde, ja. sie illte unverändert zurücklasten, was sie von rem Vater erhalten hatte, sie wollte nicht als ; Mörderin ihres väterlichen Anwesens aus der l Vclt scheiden und den traurigen Nachruhm mit sich forttragen, die letzte Bangarterin gewesen zu sein. Gertraud verfügte m ihrem letzten Willen, daß der Bangarthof mit allem, was dran und drum war. mit allem, was dazu gehörte, ihren beiden Löhnen Peter und Paul zum ungeteilten Eigen tum zu übergeben sei. Sie drückte

die Hoffnung aus. daß dieselben gewiß in brüderlicher Liebe und Eintracht, wie bisher, auf ihrem mütterlichen Erbe schalten und walten werden, gab ihnen ihren mütterlichen Segen dazu und die Versicherung, daß sie des Segens von oben dann auch gewiß nicht ermangeln würden. So waren denn der Peter und der Paul mit sammen, gleichsam als eine Person, Besitzer des Bangarthofes geworden. Es war dies eine etwas ungewöhnliche Sache, die in Kematen' viel zu reden gab. aber die beiden Brüder focht das Ding

und vereinigt alle diese Portefeuilles in seiner Hand. Auf dem Bangarthof hatte sich der Beter und der Paul in tie Verwaltung der Ministerien ge teilt. Was maßen der Peter um zwei Stunden früher sein Erdenbürgertum anaetreten ba.te. glaubte cr stets mit Reckt einen Vorzug beanspruchen zu können; war er ja doch unstreitig der Erstgeborne und als solcher betrachtete er sich als das Haupt der Familie. Peter war weise genug einzuschen, daß in einem Hauswesen das Ministerium der Finan zen eine große Rolle spiele

, daß ein tüchtiger Fi- nanzmmisier für dasselbe eine große Wohltat sei. Deswegen war cs das Portes,uille der Finanzen, welches er vor allem für sich in Anspruch nahm. Peter war ferner weise genug, einzusehen, daß Viehzucht und Waldkultur aus einem Bauernhof die vorzüglichsten Einnahmsgueücn seien. Des wegen stand der Stall und der Wald mit allem, was drum und dran war. unter seinem Kom mando; auch Kauf und Verkauf waren seine Sache; das Portefeuille des Handels lag in fer ner Hand. Dem Paul ward

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Lienzer Nachrichten
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Seite 7 von 8
Datum: 02.08.1918
Umfang: 8
. „Nun komm mal ein bißchen ran, Paul, und laß dir in die Augen gucken", sagte er gemütlich. „Ja, Onkel Peter," hielt Paul dagegen, „da wird nicht mehr viel von dem Paul übrig sein, dem du die Wunder der Welt hier in dem klei nen Raum eröfsnetest." „Er ist Gesine wie aus den Augen geschnitten", stellte der Großkaufmann herantretend fest. „Ist es nicht ihre Nase? Sind cs nicht ihre Augen? Und die Stirne? Sieh mal hin, Peter, die Partie ' um das Kinn?" Peter blickte lange den Sohn seiner Schwester

, dann sind wir froh wie die Kinder. Und schließlich wird Schluß gemacht und wir hocken still und zufrieden an Mutters Herd. Du bist auch so ein Blankeneser Schlag.' Es wird dir schon daheim gefallen, mir ist nicht bange." Endlich konnte Metta von Eppen den dampfen- den Trank in die Tasse mit goldenen Rändern und Sprüchen gießen. „Un nun lang man zu", nötigte sie. „Trina, sorgsil böschen, daß unser Junge nicht zu kürz kommt. Hab die Kuchen selber gebacken, Paul. Weißt wohl, dein Lieblingskuchen mit die vie

le Karentens und Rosinens drin." Sie nickte ihrem Neffen wohlwollend zu. Die ser aber empfand plötzlich einen solchen Lachkitzel in der Kehle, daß er fast an „die Karentens und Rosinens" erstickt wäre. „Diesen Kuchen mit das viele Zuckerwerk drü ber, habe ich von Bäcker Schlegemilch, der ist auch gut." „Ach, Mudder, laß doch die Kuchen," mischte sich der Kapitän ungeduldig ein. „Was fragt Paul noch groß nach deinen und Bäcker Schlege- milchs Kuchen. Der steckt sich nachher lieber eine Zigarre

an. Und nun laß Paul ans Wort." „Doch Paul wollte mal wiederkommen und er zählen. Nur kurze Brocken gab 'er zum Besten, so daß das Gespräch ziemlich allgemein wurde. „Na, nun bekenn mal Farbe, klein Jlseken", schmunzelte der alte Kapitän, sich an seine Nichte! wendend, „was war denn das fürn schneidiger

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 3 von 10
Datum: 20.04.1950
Umfang: 10
- lendes Gebet. Mancherlei geriet darin ein wenig durcheinander, und es war im ganzen ein ver worrenes Gebet. Aber Gott wird wohl alles richtig verstanden haben. »Und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind!“ Paul hatte zwei Puppen geschnitzt. Eine für ^tje und eine für Christa. Es sind sonderbare ^ppen. Arme haben sie nicht. Und eigentlich such keine Beine, sondern der Rumpf geht ein ersten Worten will ich der Nation dafür dan ken, daß sie ihr Vertrauen bezeugt und durch eine Mehrheit

, daß sie Augen, Nase und Mund hatten. Aber mit diesem Schnitzwerk allein war es noch nicht getan. Paul hatte auch für jede ein Kleidchen genäht. Nun, genäht ist vielleicht ein bißchen zuviel gesagt. Aber „Kleidchen“ ist schon ein etwas zu üppiger Ausdruck für das, was um ihre armlosen Schultern hing. Aber jedenfalls hatten sie etwas an. Und Paul selbst war eigentlich hell begeistert, als er sie, fix und fertig, betrachtete. Auch Peter freute sich. „Sieh doch wirklich einer den Paul an! Auf solchen Gedanken

wäre er nun gar nicht gekommen“, meinte er bei sich. Als Paul sie dann noch dem Vater Glaser zeigte, strahlte der nur so. „Das wird eine Freude geben! Wenn das meine Frau sieht! Aber du mußt sie ihnen erst zu Weihnachten schenken.“ „Ja, gewiß“, meinte Paul, „ich wollte sie darum geben.“ „Wieso mir?“ fragte Martin verwundert. „Nun ja, es ist ... es war ja wirklich sehr schön hier, aber . . der Paul begann mit | nichtgeschäftliche Reisen nach Österreich zur Verfügung stehen wird. Jeder deutsche

Bauernbund, Innsbruck, einem Arm hin und her zu schlenkern. „Ja, der Paul meint, und ich meine es auch, wir müssen jetzt eben mal weiter", führte der Peter Pauls Anfang zu Ende. „Aber doch nicht vor dem Fest?“ Martin schaute sie ganz entgeistert an. „Ach sieh mal, wenn wir noch ein kleines bißchen Geld hät ten, oder so, aber ohne alles noch länger bei dir sein . . . ?“ sagte nun wieder Paul. „Weißt du, ich bin sonst gar nicht so, aber hier habe ich zu mir sagen müssen: Nein Paul, es war sehr schön

, und es wäre auch sicher weiter noch sehr schön, aber das geht nicht.“ „Aber, ihr habt mir doch dafür soviel ge holfen — und wir sind doch auch alle Tage satt geworden. — Oder ihr etwa nicht?“ „Doch, das ist es ja gerade“, sagte Peter. „Na, seht ihr! Und Raum ist doch auch genug da. — Natürlich, wenn allerdings“, fuhr Martin nachdenklich werdend fort, „meine Frau doch noch zum Fest käme? Aber nein, nein vorläufig bleibt nur!“ — Hinterher, als sie allein waren, sagte Paul zu Peter: „Weißt du, der Martin

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 5 von 10
Datum: 11.05.1950
Umfang: 10
ist ihm auch, als ob er einen tierischen Schrei höre, — hier, gleich dicht ne ben sich! Aber nein, das ist ja so weit — so Weit. — Nein, da ist es ja wieder. „Hüschei- mann, was ist denn? Ist’s schwer? — Laß mich doch Paul, nein, ich will nicht runter, ich bleib hier!“ — Hüschelmann, sag doch, ist’s so schwer? Siehst du, deine Mutter wird sich freuen, Wenn du jetzt heim . . . Was willst du denn nur - Paul? Was? Sprich doch lauter, ich hör Q och nichts mehr, lauter! Sie kommen, sagst du? Ja, da — da — ich seh schon! Nur Ruhe

— nur Ruhe! — Verdammtes Schwein, wirft hier einfach mit Handgranaten — siehst du, mein Lieber, das hast du davon! — Mensch, Paul, sieh doch, sieh, sie kommen nicht durch! Nicht durch! Jetzt aber los — Gegensturm — warte doch! Erst das Kommando! So, los!“ Und Peter brüllt aus Leibeskräften, denn Peter macht Gegensturm. Gegensturm bei Beaucourt. Peter hat Fieber. Peter hat hohes Fieber. Wie später der Arzt kommt und einen Augen blick vor Peter Anemonts Bett stehenbleibt, packt der ihn plötzlich am Arm

: „Schliefhacke“, lacht er übers ganze Gesicht, „Schliefhacke, bist du auch davongekommen? Das war wieder ein Tag!“ Schmerzen fühlt Peter Anemont noch nicht. Das macht das Fieber. Aber auf einmal hat Peter Tränen in den Augen. „Paul, kleines Paulchen! Siehst du, manch mal habe ich schlecht, von dir gedacht — aber du, Paulchen — ach, du sollst am Leben blei ben! Was sagst du? Nein, bleib still, du sollst nicht sprechen! Für die Antje und die Christa sagst du? Ja, Paul, sei nur still, bleib nur lie gen

, ich hol’s dir schon heraus! Paulchen! Wer den die sich freuen! Weißt du noch, wie sie sich über die Püppchen gefreut haben? Und wie Christa . . . das Gretchen? — Ja, ja, na türlich, das Gretchen auch! Soll ich es grüßen? — Tot, sagst du? Schon tot? In den Rhein? — — Wer ist denn das Gretchen? Warum hast du nie von ihr . . . Beten — ja . . . Paul! Paul, sieh doch, sieh doch, wer da kommt! Das . . . das . . . Paul . . . Aber das ist ja die Mutter gottes, die da auf uns zukommt! Sieh, sieh

doch nur, wie sie dich anschaut! Und . . . und ... sie trägt ja das Kind im Arm . . . Paul, nein, ich kann doch nicht hier bleiben, nein, nein, laß mich doch los! — Was sagst du? Dein Kind? Paul, bitte, bitte, ich halte es nicht aus, ich kann nicht, siehst du denn nicht, wie sie sich über dich beugen will! — Was? Was meinst du? Warum sie den Stahlhelm auf hat? — Wundert dich das? — Aber Paul... Paulchen . . . was tust du denn? Was hast du denn auf einmal? Paulchen —", schreit Peter Anemont laut, und er packt mit beiden Hän

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 7 von 8
Datum: 03.08.1918
Umfang: 8
der kleinen, rundlichen Hausfrau fast zu lange, da ihr schöner Kaffee bereits fix und fertig auf dem Herde wartete. Allein es war nur natürlich, daß sich Onkel Peter nicht so einfach mit dem Bescheid abfand: „Dies ist dein Neffe." Der Junge, dessen Augen einst an seinen Lippen gehangen, wenn er von seinen Reisen erzählte. „Nun komm mal ein bißchen ran, Paul, und laß dir in die Augen gucken", sagte er gemütlich. „Ja, Onkel Peter," hielt Paul dagegen, „da wird nicht mehr viel von dem Paul übrig

an Mutters Herd. Du bist auch so ein Mankeneser Schlag. Es wird dir schon daheim gefallen, mir ist nicht bange." Endlich konnte Metta von Eppen den dampfen den Trank in die Tasse mit goldenen Rändevn und Sprüchen gießen. „Un nun lang man zu", nötigte sie. „Trina, sorg'n büschen, daß unser Junge nicht zu'kurz kommt. Hab die Kuchen selber gebacken, Paul. Weißt wohl, dein Lieblingskuchen mit die Vie le Karentens und Rosinens drin." Sie nickte ihrem Neffen wohlwollend zu. Die ser aber empfand plötzlich

einen solchen Lachkitzel in der Kehle, daß er fast an „die Karentens und Rosinens" erstickt wäre. „Diesen Kuchen mit das viele Zuckerwerk drü ber, habe ich von Bäcker Schlenemilch, der ist auch gut." „Ach, Mudder, laß doch die Kuchen," mischte sich der Kapitän ungeduldig ein. „Was fragt Paul noch groß nach deinen und Bäcker Schlege- milchs Kuchen. Der steckt sich nachher lieber eine Zigarre an. Und nun laß Paul ans Wort. Doch Paul wollte mal w-iederkommen und er zählen. Nur kurze Brocken gab er zum Besten

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Außferner Zeitung
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Seite 7 von 8
Datum: 03.08.1918
Umfang: 8
und dauerte der kleinen, rundlichen Hausfrau fast zu lange, da ihr schöner Kaffee bereits fix und fertig auf dem Herde wartete. Mein es war nur natürlich, daß sich Onkel Peter nicht so einfach mit dem Bescheid ab fand: „Dies ist dein Neffe." Der Junge, dessen Augen einst an seinen Lippen gehangen, wenn er von seinen Reisen erzählte. „Nun komm mal ein bißchen ran, Paul, und laß dir in die Augen gucken", sagte er gemütlich. „Ja, Onkel Peter," hielt Paul dagegen, „da wird nicht mehr viel von dem Paul übrig

." Endlich konnte Metta von Eppen den dampfen den Trank in die Tasse mit goldenen Rändern und Sprüchen gießen. „Un nun lang man zu", nötigte sie. „Trina, sorg'n büschen, daß unser Junge nicht zu kurz kommt. Hab die Kuchen selber gebacken, Paul. Weißt wohl, dein Lieblingskuchen mit die vie le Karentens und Rosinens drin." Sie nickte ihrem Neffen wohlwollend zu. Die ser aber empfand plötzlich einen solchen Lachkitzel in der Kehle, daß er fast an „die Karentens und Rosinens".erstickt wäre. „Diesen Kuchen

mit das viele Zuckerwerk drü ber, habe ich von Bäcker Schlegemilch, der ist auch gut. „Ach, Mudder, laß doch die Kuchen,'- mischte sich der Kapitän ungeduldig ein. „Was fragt Paul noch groß nach deinen und Bäcker Schlege- milchs Kuchen. Der steckt sich nachher lieber eine Zigarre an. Und nun laß Paul ans Wort. Doch Paul wollte mal wiederkommen und er zählen. Nur kurze Brocken gab er zum Besten, so daß das Gespräch ziemlich allgemein wurde. ^ „Na, nun bekenn mal Farbe, klein Jlseken*/ schmunzelte der alte

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Alpenländer-Bote
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Seite 5 von 12
Datum: 24.11.1918
Umfang: 12
die Leute aus den be warben Dörfern betend und jammernd der l linswand zu, um Hilfe von oben für den ' &tcu Monarchen zu erflehen. iS Liese Hilfe blieb nicht aus. Ter Paul sah < jeräbßeigen, den Engel des Himmels in lUracht, und den Kaiser heraustragen aus ichwarzen Lech. err. gib ihm die ewige Ruhe und das ewige leuchte ihm!" flehte die betende Volksmenge 1 lautem Schluchzen, als der Kaiser, lebend rchlcrhalten dieselbe überraschte, und wenn r Paul dies vorstellte, konnte- er nicht um- mt zu sagen

: :r Tausend, da hätt ich mögen dabei sein!" Mich war während dieser Betrachtungen Hanl das Feuer in der Pfeife schon lang Mgen. -chdem das Schauspiel einen so erfreulichen j mg genommen hatte und jetzt der Vorhang \ m war, war cs für Paul das erste» nach .l l Feuerstein und Zunterschwamm zu lan- md sodann, während er hämmerte, halblaut ^orte hcrzumnrmeln: der nein, so kann es bei uns in die Länge bleiben, mit diesen Wirtschafterinnen ist ; doch nichts zu machen. Haben wir eine <. ist sie eigensinnig, läßt

heiraten würde, ja, her würde eine e ins Haus bringen, daß es eine Gattung l tvürde — da hätten wir sicher das ganze Karfreitag." "ncher Paul einmal in diese Phantasien Mommen war, dann reihte sich von selbst au das Andere. { BjenMer Stasi — murmelte er fort — >ucine ich. eine Person, mit der sichs leben Mickt. in jeder Beziehung geschickt, mm und leutselig, immer gut aufgelegt. »0'ames Mädchen, wie keines in der .' r* ^ihrt sie sa dock ihrem Bruder seit bas Hauswesen, daß es eine Freude

wurmte es den Peter besonders, daß die Häuserinnen für das Hauswesen doch immer kein rechtes Herz haben, demselben fremd bleiben, nur auf ihren Nutzen sehen und nicht mit Leib und Seele für das Hauswesen einstehen. Ties würde bei einer Hausfrau — so meinte Peter — doch immer weit anders sein, die wüßte, daß sie her gehöre, daß sie zu verbleiben habe und daß sie für Mann und Kind schaffe. Von Pauls Ansicht wich aber jene des Peter hierin ab. daß er es für ausgemacht hielt, er müsse heiraten. Der Paul

zu haben, denn m seiner „Braut von Messina" sagt er: „Was sind Hoffnungen, was sind Entwürfe, Tie der Mensch, der flüchtige Sohn der Stunde, Aufbant auf dem betrüglichen Grunde?" Er hat wohl Recht, so oft sind die menschlichen Entschlüsse auf Sand gebaut, und eben bei den guten — bei den guten Vorsätzen — ist dies der Fall. Nicht dem also war es beschaffen mit dem ge wichtigen Entwurf, den unser Peter und unser Paul gemacht hatten, mit ihrem Projekte, zu hei raten, dies war nicht auf Sand gebaut. Tie bisherige

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 23.03.1950
Umfang: 8
auch die Predigt) nur kritisieren, es überhaupt nicht ernst nehmen, die froh wären, wenn es j gar kein Christentum gäbe — oder gehörst du I zu denen, von denen der Herr am Sonntag sagt: i Die aus Gott sind, hören auf Gottes j Wort. Alle Rechte Vorbehalten. „Nur scheint mir dann, daß du mit deiner Klugheit nicht gerade sehr weit gekommen bist.“ - „Nun“, hatte Paul Kenkel gemeint, „dir das naher zu erklären, werde ich mir erst gar keine Mühe geben, denn du würdest es mit deinem Plumpen Verstand doch nicht fassen

können.“ Und damit hatte er sich umgedreht. Und dann sprachen sie den ganzen Tag über kein Wort mehr. »Jetzt sag mal, was gedenkst du eigentlich zu hui, wenn du hier herauskommst?“ fragte Paul Henkel nach langer Weile. „Ich meine abgesehen v °n solchem schädlichen Unsinn wie, daß du dich a ufhängen willst?“ Peter schwieg. »Na sag schon. Ich bin direkt gespannt, was du in diesem Punkt für verkehrte Meinung ge bildet hast.“ „Gar keine verkehrte Meinung“, sagte Peter Anemont schließlich, „ich werde die Anna hei- ra ten

, denn ich habe es ihr doch versprochen.“ „Ausgezeichnet!“ lachte Paul Henkel los. „Wirk lich ausgezeichnet. Auf etwas noch Blödsinnigeres bist du wohl gar nicht gekommen? Nein, weißt du“, fügte er dann ernst hinzu, „dann möchte ich dir schon den Rat geben, dich doch lieber aufzu hängen.“ „Ja, aber du mußt doch begreifen, daß ich es ihr versprochen habe. Und es ist doch vor allem wegen des Kindes“, versuchte sich Peter zu ver teidigen. Paul Henkel schüttelte ärgerlich den Kopf. „Und überhaupt, was ich dich schon immer fra gen

wollte, woher weißt du denn mit Sicherheit, daß das Kind tatsächlich von dir -ist? Wo du mir doch selber erzählt hast, daß du monatelang un terwegs warst? Willst du mir das mal erklären?“ Aber hierüber mochte nun Peter Anemont aus ganz bestimmten Gründen nicht das geringste erklären. Und deshalb erhob er sich jetzt und packte den Paul Henkel vorn an der Brust und hielt ihn ein bißchen am ausgestreckten Arm in die Luft. Der setzte sich jedoch zu Peters Erstaunen erst gar nicht zur Wehr. „Du bist ziemlich

stark“, meinte er nur lächelnd, während er so über dem Boden schwebte. Daraufhin ließ ihn Peter Anemont wieder her unter. Und dann verstummten sie beide endgültig für heute. Und ein jeder wurde sich klar, daß er eigentlich am andern einen Freund haben könnte. Etweder du läßt dir von mir helfen — oder nicht!“ Was gibt es doch für seltsame Zufälle im Leben. Da findet die Frau des Mühlenbesitzers genau zwei Tage, bevor Paul Henkel seine Haftstrafe abgebüßt hat, den verteufelten Ring doch tat sächlich

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Schwazer Bezirksanzeiger
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Seite 7 von 8
Datum: 03.08.1918
Umfang: 8
eine Karte an ihren Bruder gesandt hatte, die ihr Eintreffen anzeigte, so wurden die Verwandten erwartet.. Die Begrüßung war herzlich und dauerte der kleinen, rundlichen Hausfrau fast zu lange, da ihr schöner Kaffee bereits fix und fertig auf dem Herde wartete. Allein es war nur natürlich, daß sich Onkel Peter nicht so einfach mit dem Bescheid abfand: „Dies ist dein Neffe." Der Junge, dessen Augen einst an seinen Lippen gehangen, wenn er von seinen Reisen erzählte. „Nun komm mal ein bißchen ran, Paul

, und laß dir in die Augen gucken", sagte er gemütlich. „Ja, Onkel Peter," hielt Paul dagegen, „da wird nicht mehr viel von dem Paul übrig sein, dem du die Wunder der Welt hier in dem klei nen Raum eröffnetest." „Er ist Gesine wie aus den Augen geschnitten", stellte der Großkaufmann herantretend fest. „Ist es nicht ihre Nase? Sind es nicht ihre Augen? Und die Stirne? Sieh mal hin, Peter, die Partie um das Kinn?" Peter blickte lange den Sohn seiner Schwester an. . „Ja, Karl, du magst recht hMen

." Sie nickte ihrem Neffen wohlwollend zu. Die ser aber empfand plötzlich einen solchen Lachkitzel in der Kehle, daß er fast an „die Karentens uni) Rosinens" erstickt wäre. „Diesen Kuchen mit das viele Zuckerwerk drü ber, habe ich von Bäcker Schlegemilch, der ist auch gut." „Ach. Mudder, laß doch die Kuchen," mischte sich der Kapitän ungeduldig ein. „Was fragt Paul noch groß nach deinen und Bäcker Schlege ln ilchs Kuchen. Der steckt sich nachher lieber eine Zigarre an. Und nun laß Paul ans Wort." Doch Paul

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Tiroler Post
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Seite 7 von 8
Datum: 02.08.1918
Umfang: 8
der kleinen, rundlichen Hausfrau fast zu lange, da ihr schöner Kaffee bereits fix und fertig auf dem Herde wartete. Mein es war nur natürlich, daß sich Onkel Peter nicht so einfach mit dem Bescheid abfand: „Dies ist dein Neffe." Der Junge, dessen Augen einst an seinen Lippen gehangen, wenn er von seinen Reisen erzählte. „Nun komm mal ein bißchen ran, Paul, und laß dir in die Augen gucken", sagte er gemütlich. „Ja, Onkel Peter," hielt Paul dagegen, „da wird nicht mehr viel von dem Paul übrig

an Mutters Herd. Du bist auch so ein Blankeneser Schlag. Es wird dir schon daheim gefallen, mir ist nicht bange." Endlich konnte Metta von Eppen den dampfen den Trank in die Taffe mit goldenen Rändern und Sprüchen gießen. „Uit nun lang man zu", nötigte sie. „Trina, sorg'n büschen, daß unser Junge nicht zu kurz kommt. Hab die Kuchen selber gebacken, Paul. Weißt wohl, dein. Lieblingskuchen mit die vie le Karentens und Rosinens drin." Sie nickte ihrem Neffen wohlwollend zu. Die ser aber empfand plötzlich

einen solchen Lachkitzel in der Kehle, daß er fast an „die Karentens und Rosinens" erstickt wäre. „Diesen Kuchen mit das viele Zuckerwerk drü ber, habe ich von Bäcker Schlegemilch, der ist auch gut." „Ach, Mudder, laß doch die Kuchens mischte sich der Kapitän ungeduldig ein. „Was fragt Paul noch groß nach deinen und Bäcker Schlege- milchs Kuchen. Der steckt sich nachher lieber eine Zigarre an. Und nun laß Paul ans Wort/ Doch Paul wollte mal wiederkommen und er zählen. Nur kurze Brocken gab er zum Besten

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 16.03.1950
Umfang: 8
wieder ab. „Na, auch gut“, sagte der Mann vor sich hin. Und dann wandte er sich an Peter Anemont: „Guten Morgen, ich habe die Ehre, Paul Hen kel, Paul Bruno Maria Henkel, Bettelei.“ So lernte Peter Anemont den Paul Henkel kennen. Und er ahnte damals noch nicht, daß von nun an ihrer beider Wege für etliche Jahre, nämlich bis zu Pauls stillem versöhnendem Ende, draußen während des Weltkrieges, mit einanderlaufen sollten. Nein, das ahnte er da mals wahrhaftig noch nicht, sondern er empfand zunächst

aus, denn Paul Henkel erwies sich von der ersten Stunde an als außergewöhlich gesprächig. Als Peter Anemont auf Paul Henkels Frage, warum er eigentlich hier säße, antwortete, daß er ganz unschuldig sei, fing der laut zu lachen an „Großartig! Großartig!“, sagte er. Übrigens möchte ich wetten, daß du vom Lande stammst?“ „Ja“, sagte Peter kleinlaut. Paul Henkel sah ihn eine Weile an. Dann be gann er wieder zu lachen: „Ich glaube, du sagst sogar tatsächlich die Wahrheit, wenn du sagst, daß du unschuldig

sein Gegenüber. Paul Henkel hatte ihn während seiner gan zen umständlichen Erzählung aufmerksam be trachtet, ohne auch nur eine einzige Miene zu verziehen. Dann sagte er sehr ernst: „Weißt du, du gefällst mir eigentlich ausgezeichnet. Das einzige ist nur, du scheinst ein kleines bißchen verrückt zu sein.“ Peter sah ihn betroffen an. „Nun ja, ich will ja gar nicht behaupten, daß | das viel schaden muß. Im Gegenteil, so etwas kann ganz lustig sein. Mich zum Beispiel ver setzt es in die beste Laune

, wenn ich dir s» zuhöre.“ Schweigend blickte Peter Anemont zu Boden. Ihm war fast ein wenig weinerlich zumute, j Da trat Paul Henkel an ihn heran. „Kopf I hoch, mein Junge! Wir sind uns vielleicht nicht umsonst begegnet. Scheinst noch nicht viel an ständige Menschen getroffen zu haben in dei nem Leben.“ Peter Anemont sah auf. Und er sah in eine»] stoppeligen, von tausend Fältchen durchzogene»! Gesicht ein Paar gut freundliche Augen. Vorläufig bleibt das Verhältnis ungeklärt Am nächsten Tag hatten sie den ersten

Streit miteinander. „Arbeiten ist nichts als ein Zeichen von Dummheit“, hatte Paul Henkel gesagt. Pet« r Anemont hatte darauf eine Weile nachgedacht und schließlich gemeint: „Dann mußt du wohl sehr klug sein.“ — „Bin ich auch, Gott sei Dank!“ Fortsetzung folrt

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