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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 21.06.1933
Umfang: 8
. Das Auto überschlug sich und begrub die Insassen unter sich. Fünf Personen, vier Männer und ein Mädchen. Ae schwarze Reisetasche 1,2 Der Liebesroman eines ehrenhaften Hochstaplers Von Ernst Otto Bergemann Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle (Saales Paul war zwar dieser Ausdruck fremd; aber er konnte flch denken, was er bedeutete. «Vorläufig noch nicht," erwiderte Paul. «Wenn nötig, gebe ich Ihnen Bescheid. Das Merkwürdigste ist, daß Sur- koff mir, bevor ich meine Beteiligung zugesagt habe, bereits

achthundert Pfund zur Verfügung gestellt hat. und zwar ;in Schweizer Franken auf den Crödit Lyonnais. Ich habe einen Teil des Geldes abgehoben und den Rest auf den Na men meines 'Sekretärs gutschreiben lassen. Ich möchte Sie übrigens bitten, sich diesen Namen, Paul Lestmann, zu mer ken, denn es wird praktisch sein, daß ich, wenn ich Sie an- rufe, mich dieses Namens bediene." «Sehr gut," meinte Basset. der anscheinend kein Freund von vielen Worten war. «Möchten Sie nicht auch wisten," fuhr er fort, „wer

Surkoss dies Geld gegeben hat?" «Herrgott!" Paul sprang aus. «Auf diesen Gedanken bin ich noch gar nicht gekommen. Kennen Sie Surkoff?" Bastet sah auf feine Armbanduhr. «Wo sind Sie heute um sieben Uhr zu erreichen? Oder bester: rufen Sie mich gegen sieben Uhr an; ich bleibe bis halb acht Uhr hier. Dies ist meine Telephonnummer. Sie können auch nachts an- rufen; wir stehen immer zur Verfügung." Der junge Mann brachte den Zettel zurück. Bastet warf einen Mick daraus und sagte dann: «In London

haben wir keine Akten." „Ja, aber um sieben Uhr . . .," begann Paul. Bastet lächelte. «Um sieben Uhr," sagte er, «wissen wir, was in unseren Pariser Akten steht. Das Honorar beträgt zwanzig Pfund. Beschatten dreißig Schilling den Tag und die Spesen." Bastet schien einverstanden, und Paul erhob sich, um zu gehen. «Einen Augenblick!" sagte Bastet. «Hat man Sie hierher verfolgt?" «Ich glaube, ich habe ihn abgeschüttelt." Und er erzählte von seiner Autofahrt. «Wir wollen uns lieber vergewissern." Bastet stand

aus und trat an einen hinter Pauls Stuhl stehenden Schrank. Bevor er die Tür öffnete, sagte er zu Paul: «Wollen Sie, bitte, in diesen Schrank treten! Sie kön nen von seinem Innern aus die ganze Straße übersehen. — Nehmen Sie sich ruhig Zeit, jedes Individuum kommt in Frage." Paul wurde die Sache unheimlich. Er zögerte erst. Wilde Vorstellungen aus Detektivgeschichten und dem Film durchschwirrten seinen Kopf. War das eine Falle? Dann trat er beherzt hinein, und Bastet drückte die Tür hinter ihm zu. Paul

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Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 28.06.1933
Umfang: 8
, Innsbruck und Salzburgs wieder nach Wien zurückkehren. Mit dem Schleppsegelflug können Flugpostsendungen bis zum Gesamtgewicht von 220 Kilogramm befördert werden. Wenn der angetretene Schleppsegelflug aus irgend einem Grunde nicht vollständig zur Durchführung gelangt, werden Die schwarze Reisetasche 1,8 Der Liebesroman eines ehrenhaften Hochstaplers Bon Ernst Otto Bergemann Copyright bh Martin Feuchtwanger, Halle (Saale)' „Herzlich gern", sagte Paul, den schon wieder ein Schauder bei dem Gedanken

ergriff, mit neuen Menschen zu sammenzukommen. Gebe Gott, daß keine Schweden dabei sind!" Evelyn ließ nicht locker — er mußte immer wieder mit ihr tanzen, während er mit einigem Neid sah, wie gut der Major mit Nadja tanzte. Sie warf rhm häufig einen schel mischen Blick zu, der ihn etwas tröstete. Schließlich gelang es Paul doch, Nadja von ihrem Partner zu trennen. Und wie am Abend im La Plaza, gab er sich ganz dem Glück hin, sie im Arm zu halten. Paul fragte: „Bor Tisch im Salon, was wollten

Sie mir da gestehen?" Sie sah ihn fragend an und wurde rot: „Ach, gar nichts; ich weiß nicht mehr!" Er ließ sie los, und sie ging und setzte sich neben Evelyn Hunter, die den Tanzenden zugeschaut hatte. Es war fast Mitternacht, als man sich trennte. «Ich darf doch noch zu dir kommen?" sagte Evelyn zu Nadja. „Wir plaudern noch ein bißchen." So war Paul die Möglichkeit genommen, Nadja noch einmal zu fragen, was sie ihm hatte sagen wollen. Im stillen hatte er gehofft, er könne sie bis an ihre Zimmertur beglei ten

. Da Hallings abgesagt hatten, waren sie beide doch die einzigen, die im Gästeflügel wohnten. Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als der Aufforderung Hunters, im Billard zimmer noch eine Pfeife zu rauchen und einen Whisky zu trinken, Fr^ge zu leisten. Die Sonne brach strahlend durch den Novembernebel, als das Auto vor dem Klubhause vorfuhr. Der Major, Nadja neben sich, hatte es gesteuert, während Evelyn und Paul hinten gesessen hatten. Paul hatte das unbestimmte Gefühl, als ob Evelyn sich zu ihm hingezogen

, und daß er ihr gegenüber liebenswürdiger sein durste, als im allgemeinen üblich war. Sie hatte ihn nach allem möglichen gefragt, und Paul hatte ausweichend geantwortet. Er konnte doch ihr am we nigsten die Wahrheit sagen. Immerhin war er heute nicht so zurückhaltend und abweisend gewesen wie am gestrigen Abend in seiner Angst vor dem schwedischen Ehepaar. Und als Evelyn bei einem plötzlichen Stoß deS Wagens näher an ihn herangerückt war und sogar versehentlich ihre Hand die seine berührte, war Paul

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 2 von 6
Datum: 11.04.1952
Umfang: 6
Steinmassen ge tötet. * Das syrisch-jordanische Grenzgebiet wurde von einer 12 km langen Heuschreckenwolke heimgesucht, die, aus Jordanien kommend, sich in dem Gebiet niederließ. Zur Bekämpfung der Heuschreckenplage wurden Sofortmaß nahmen eingeleitet. Englands Sozialisten bereiten sieb vor Die Lady aus Marmor Von He nz Scfaarpf Paul hält sich für den schönsten Mann des Kontinents. Das sagt alles. Sein Weg ist mit gebrochenen Herzen gepflastert Vielfach gekitteten Frauenherzen- Dieser glückliche Paul

betritt eines Tages das Stadtcafe setzt sich in die Nähe eines ebenso verrückten wie berückenden Damen hutes und fixiert prüfend dessen Trägerin. Die Prüfung fällt günstig für die Dame aus. Paul betrachtet sie weiter. Erfahrungs gemäß pflegt in solchen Fällen die holde Weiblichkeit in den Spiegel zu gucken, um sich davon zu überzeugen, ob sie einer der artigen Betrachtung und eines solchen illu- stren Beobachters würdig ist. Aber die Dame scheint über keinen Spiegel zu ver fügen

oder sie ist mit Blindheit geschlagen, sie bemerkt den schönsten Mann des Kon tinents gar nicht. Paul, mit dem Raffinement der Frauen vertraut, funkt ihr dennoch zündende Blicke zu, die sie ebenfalls völlig kalt lassen. Ha, aber jetzt! Jetzt greift sie nach ihrer Zigarettendose. Aha! Die Frau ohne Feuer, die in Brand gesetzt werden will. Paul, oh, Paul springt nicht auf, sondern erhebt sich und knipst ohne Hast sein Feuerzeug an. Sie kommt ihm mit einem Streichholz zuvor und bläst kühl den Rauch ihrer Zigaretten

an ihm vorbei in die Luft. Paul nimmt vorderhand wieder Platz. Doch wie er sich auch in Positur setzt und seine sieghafte Erscheinung wirken läßt, die Schöne reagiert auf keinerlei Annäherungs versuche. Gott, muß die dumm sein, denkt schließ lich Paul und verläßt das Lokal. Erhobenen Hauptes schreitet er an der Unnahbaren vor bei, ohne sie eines letzten Blickes zu würdi gen. Jetzt hat sie das Nachsehen! Unter der Tür trifft er mit seinem Schul freund Raul zusammen. Die beiden haben sich schon lang

nicht mehr gesehen. Raul läßt Paul nicht so ohne weiteres ziehen. „Du willst schon weg?“ meint er, „nichts Sehens wertes im Lokal, keine schöne Frau?“ „Eine einzige Lady“, näselt Paul, „aber die ist aus Marmor“, und er deutet in der Richtung der Dame mit dem verrückten, be rückenden Hut- Raul blickt kurz hin und seine Augen wesiten sich. „Donnerwetter“, ruft er, „ein hübscher Kerl, ganz mein Typ. Sieht aber gar nicht so marmorn aus. Komm', die oder keine!“ „Eingebildet bist du ja nicht, du Wind hund

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Tiroler Wastl
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Seite 5 von 8
Datum: 03.03.1917
Umfang: 8
aber spricht der 'Ernst, der bittere. Paul's Eheirrung. Ein „provisorisches" Liebesverhältnis mit „grauenhafter" Umarmung. Wer Paul ist? Ein Mann von „Beziehungen". Wo seine Wiege stand, erzählt diese Geschichte nicht. Nur wenig auch ist sonst aus seine,n Leben uns bekannt. We der Gutes, noch Schlechtes. Es müßte denn sein, daß man seinen Beruf als eiueu auserwählten betrachte, gut im Verdienste — nicht in persönlicher, sondern in geschäft licher Hinsicht, - - oder schlecht in der Art seiner Ausübung. Paul

ist nämlich Agent. Und zwar ein ganzer. Er ver steht sich auf sein Geschäft. Er agentiert in erster Linie für sich selbst; d. h. er arbeitet nicht um schnöden Lohn an Provisionen, er geht auf's Ganze. Kapitalist. Daß dabei nicht immer alles glatt abgeht, das er da manchmal mit dem Aerinel an's Kriminal streift, was hat das zu bedeuten in diesen Tagen des Wuchers aller Art? Paul ist nicht dumm, er versteht die Welt „zu nehmen", wie sie ist. Aber sein jüngstes Debüt, es hat ihn nicht nur um eine Liebe

baumes. Paul, ein Mann in des Lebens hastigster Blüte von 28 Jahren lernte 1912 die 75 Jahre alte Dame seiner Wahl kennen; und so sehr günstig fällt ihm diese Wähl, daß er durch fünf Jahre hindurch den Galan spielen darf, den Vertrauten des ho *• Vaqteit jugendli chen Herzens einer ihn, „alles" gebenden Frau von selten so ausgeprägtem Liebreiz; ausgeprägt i,t^ 50.000 baren Kronen und'im Glanze wertvollsten Temant'schmucles. äü wertvoll unter Brüdern,^ daß sogar das Versatzamt ihm darauf 5000 Kronen

zu leihen sich keinen Augenblick besann. „Du hast wohl Diamanten und Perlen, Mein Liebchen, was willst du noch mehr . . ." lind doch! Nicht O-eld, nicht Gut, man sieht's bestimmt und klar in diesem Falle, vermag die wahre Liebe zu ent falten. Durch!sie 'verkehrt die reinste Liebe sich in Haß. Und so steht Paul vor dein Gerichte, zum Schwindler gestem pelt von ihr, von ihr, seine Freundin, die zärtlich sich in seinen Armen nie alternd dem heißen Atem hingab, der — ach, armer Paul, ich will nicht rechten

—^grauen hast eisig kalt mir's übern Rücken frösteln macht, daran zu denken nur. Und Paul erzählt es seinen Richtern: Wie er die Greisin in Marienbad, wo er bei seinen Eltern war, kennen gelernt, sie dann zufällig in Wien getroffen habe, .daß.sie — beim Zeus, das Lu erleben muß allein schon göttlich sein — im Wartezimmer eines Arztes ihn angesprochen und ihm gesagt, er könne, falls er Oleld brauche, in ihre Wohnung kommen, sie iverdc ihm Geld borgen. Er habe das Anerbieten angenommen und zunächst

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 4
Datum: 06.02.1915
Umfang: 4
und Gretel". Sonntag abends geht neueinstudiert die luftige Ope rette „Ein Tag int Paradiese" von Edmund Eysler in Szene. (Außer Abonn.) Eingesendet. Die Affäre des Operetten-Tenors Paul. I n n s b r u ck, den 5. Februar 19 l5. j Sehr geehrte Schriftleitung! Der Geferttgte ersucht um Aufnahme der nachste henden Zeilen: Herr Paul Paul, der kontraktbrüchige Operetten tenor unseres Theaters, hat den Mut aufgebracht, die Direktion zu beschuldigen, daß sie unwahre Bezich tigungen gegen ihn erhoben

und Tatsachen entstellt habe. Herr Paul Pa Ul entrüstet sich über den Vorwurf, er sei seinerzeit aus Mödling „mit Vorschuß verschwunden", und hält es für ein unerhörtes Wagnis, „eine solche Beschuldigung auszusprechen." Das^ Gedächtnis des Herrn Paul scheint noch etwas mangelhafter zu sein, als seine Grundsätze über Ver tragstreue. Vielleicht frischt der Nachdruck des folgen den Schreibens seine schlummernden Erinnerungen wie der auf: „Oesterreichischer Bühnenverein. Sektion Rechtsschutzbüro. Zl. 2177

C/14. Wir erlauben uns mitzuteilen, daß Herr Paul Paul unter erschwerenden Umständen in ANödling kontraktbrüchig wurde, derselbe mit einem Vorschuß an einem Sonntag, wo das Re pertoire gewissermaßen auf ihn aufgebaut war, durch ging " usw. „Herr Direktor Bauer und das R echtsschütz- ( büro haben seinerzeit Herrn Paul eine Frist zur! Ordnung der Angelegenheit (Rückzahlung des ' Vorschusses und Ersatz der Kosten) gestellt. Herr Paul hat bis zum heutigen Tage in dieser Angele- genheit gar nichts unternommen

'und sich in das j tiefste Stillschweigen gehüllt. Wir teilen ihnen dies zur Orientierung mit und zeichnen mit vorzüglicher Hochachtung Für das Rechtsschutzbür.) des Oesterr. Bühnenvereines: der Obmann i. V. Heinr. Fried." Einen Kommentar zu diesen Zeilen zu geben, ist überflüssig. Herr Paul faselt davon, daß die „B ü h- nenverbände in Wien über Direktor Thur- ner vollauf im Klaren seien". Das ist insoweit richtig, als dort der Name Th urner als der^eines treuen Vorkämpfers für die genossenschaftlichen Ideale bekannt

ist, während der Name Paul Paul offenbarl keine weitere Aussicht hat als die auf eine Kandidatur für die Kontraktbruchsliste. ! Herr Paul Paul wirft schließlich mit dunklen An deutungen um sich, als ob er Enthüllungen zu machen habe; er hat diese erst der Direktion an g e bo t e n, mit der Bitte um eine Unterredung unter vier Augen, und soll so wenig einer öffentlichen Antwort gewürdigt werden, als er eine private er hielt. Die „Enthüllungen" des Herrn Paul sind verdächtig, seit er in einer hiesigen Anwaltskanzlei

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 20.06.1933
Umfang: 8
regelte, und fragte nach dem nächsten Telegraphenamt. Nachdem er Auskunft erhalten I hatte, blieb er an einer Straßenecke plötzlich stehen und ver- : suchte, während er sich eine Zigarette ansteckte, sich vorsich tig nach dem Polen umzusehen. Es gelang ihm nicht. Wazinsky schien verschwunden. Nach langem Suchen fand Paul das Papiergeschäft, das ihm der Schutzmann beschrieben hatte und in dessen Hinter- räumen ein Postamt mit Schaltern untergebracht war. Hier gab er folgendes dringendes Telegramm

an Margot auf: „Dringdrahtet Sven Soop Earlton Hotel, ob und zu .welchem Preis Buddenberg zwanzigtausend Tonnen Kohlen meta mit Soop London verkauft stop. Meine Adresse bleibt Crödit Lyonnais. Gruß Paul. Beim Verlassen des Ladens sah sich Paul vorsichtig um. Von. dem Polen war keine Spur zu entdecken. Entweder war es ein Zufall, oder a'ber der Mann ver stand sich auf das Verfolgen. Die Auskunftei, die der Bankbeamte Paul empfohlen hatte, befand sich in einem anderen Stadtviertel, lag aber nicht weit

vom Hotel entfernt. Paul bestieg einen Omnibus und setzte sich trotz der Kälte auf einen der Deckplätze. Es war ihmg leichgültig, wohin der Omninbus fuhr, da er sich doch nachher ein Taxi nehmen mußte, um das Büro zu finden. Als er am Trafalgar-Platz angekommen war, sprang er vom Omnibus und ging zu einem Autohalteplatz. Ob ihm Wazinsky noch verfolgte? Der durste es keines falls erfahren, daß er eine Auskunftei aufsuchte. Das beste war, Paul fuhr in sein Hotel zurück, das Ausgänge nach zwei

verschiedenen Straßen hatte. Er würde in der einen Straße den Chauffeur entlohnen, die Treppe hinausgehen und über die zweite Treppe das Hotel wieder verlassen. Nachdem Paul in den Wagen gestiegen war, schaute er durch das rückseitige Guckfenster., Eben stieg in Pas hinter seinem Wagen haltende Auto ein Mann ein, der aber kei nen Schlapphut auf hatte, wie Wazinsky vorhin aus der Straße, sondern eine Reisemütze trug. War es Wazinsky oder war er es nicht? Paul merkte sich die Nummer des Autos und paßte

auf, ober der Wagen den feinen verfolgte. Kurz vor dem Hotel merkte Paul daß die Taxe nach rechts in die Regent-Street abschwenkte, während sein Fahrzeug vor dem Piccadilly-Eingang vorfuhr. Nun war er so klug wie zuvor. Jedenfalls war das andere Auto nicht mehr in Sicht. Paul blieb daher im Wagen sitzen und gab dem Chauf feur die Adresse des Detektivbüros, ohne das Hotel zu be treten. Das Büro, das Paul aufsuchen wollte, befand sich in einem alten Haufe, gegenüber der vornehmen Kirche Sankt George

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 4
Datum: 30.01.1915
Umfang: 4
, überragen also die bisherige Type um 30 Meter. Sie sind mit vier Mo toren ausgestattet. Außerdem sind sie mit Scheinwer fern ausgerüstet, die eine Leuchtfläche von 6 Kilometern haben, und mit einer Telefunkenstation. Die neuen Luftschiffe können 36 Stunden in der Luft bleiben. Wie es heißt, sind diese Luftfahrzeuge bestimmt, einen gro ßen „Raid" gegen England auszuführen. Gedenket der darbenden und frierenden Vögel! Theater. »er KoHtralitbr«cb des Herrn Paul. Von der Direktion des Stadttheaters geht

uns fol gende Zuschrift ZU: Sehr geehrte Schriftleitung! Unter der Spitzmarke „Der a u g e b l i ch e Kontrakt- bruch Unseres Operettentenors" bringen Sie eine Zu schrift des Herrn Pa u l Paul, die den Sachverhalt voll ständig unrichtig darstellt. Ich ersuche daher um Auf nahme folgender Berichtigung: 1. Herr Paul ist »nicht angeblich kontraktbrüchig ge worden, sondern wirklich kontraktbrüchig geworden und zwar unter den erschwerendsten A m st ä n d e n. 2. Herr Paul hat bis zur Stunde kein ärztliches

Dr. Viktor Tschamler erklärt in einem ausführlichen Attest wört lich folgendes: „Die objektive Untersuchung ergab kei nerlei Anhaltspunkte für die Annahme einer Ver letzung. Auch das allgemeine Befinden schien ob jektiv normal, sodaß eine sonstige Erkrankung ausge schlossen werden konnte." — Herr Paul hat also ohne jeden Grund eine angesetzte Vorstellung unmög lich gemacht, was an und für sich einen schweren Kon traktbruch darstellt. Wie schwer die innere Verletzung des Herrn Paul war, geht daraus hervor

, daß er sich schon tags darauf für den nächsten Tag „gesund" mel dete. Die Aufführung des „Bettelstudent" ließ sich nur durch Zuziehung eines Gastes und unter fühlbaren Geldopsern retten. Der mir erwachsene Schaden betrug erweislichermaßen über 200 Kronen. Ich nahm Herrn Paul in eine diesem Betrag gegen über bescheiden zu nennende Strafe von 100 Kronen, die ich bei weiterer guter Führung erlassen hätte, wo von ich ihn in Kenntnis setzte. Ob ich berechtigt bin, für so grobe Pflichtverletzung

, die ich mit sofortiger Ent lassung strafen könnte, Bußen zu verhängen, Me das einzige Mittel sind, Mitglieder vonr Schlage des Herrn Paul in den Schranken der Disziplin zu halten, da rüber lehne ich jede AuseinandersetzuUg mit Herrn Paul ab. Den Vertragspunkt, wonach Abzüge nicht erfolgen sollen, faßt Herr Paul gar zu buchstäblich auf; sonst hätte er wohl nicht vergessen, daß er mir auch noch eiuen Vorschußrest schuldig blieb. Aebrigens wird Herr Paul nicht zum erstenmale des Kontraktbruches beschuldigt

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Der Arbeiter
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Seite 6 von 10
Datum: 23.02.1913
Umfang: 10
des l i e b e, woran sich mit. der sozial demokratischen materialistischen Presse und der roten Parteierklärung Bebels im Deutschen Reichstag leider auch Paul Kunschak nicht gehal ten hat. Weiter erklären s o z i a l d e m okra tische Zeitungen, z. B. das Reichenberger Blatt, und Redner und Bücher irrtümlich, daß kein Gott, keine. Seele, sondern nur Materie, also keine Verantwortung, keine zeitliche oder ewige Strafwürdigkeit, alles nur naturnvtwen- diges, unzurechenbares Gehirnphosphoreszie ren Welch unsinnige

wackelten so manche Genossen am näch sten Morgen durch die Gassen und küßten.zeit weilig den Boden. Von der eigenen Waffe getroffen. Unter dieser Ueberschrift berichteten wir in un serer letzten Nummer über das Attentat auf den Abg. Schuhmeier. Die „Christlichsoziale Arbeiter- Zeitung" schreibt über den Fall u. a. folgendes: Die unselige Tat wird für im§ noch schrecklicher durch die Person desjenigen, der sie verübte. Paul Kunschak — ein älterer Bruder unseres Herausgebers — war früher

Hinsicht vollständige Gleichgültigkeit an den Tag legte. Was ihm die Sozialdemokratie verekelt hatte, darüber hat er sich niemals geäußert. . Zu einem erbitterten Gegner der Sozialdemo, kratie wurde er erst durch das unduldsame Verhalten der sozialdemokratischen „Vertrauensmänner", seiner Person gegenüber. Es hatte sich bei der Firma Sie- mens und Schuckert folgender Fall zugetragen: Paul Kunschak war dort am 21 . Juni 1905 als Metalldreher in Arbeit getreten. Es stellte sich ihm sofort der Ver

. trauensmänn der sozialdemokratischen Arbeiter» Gen. Friedrich Saumwald, vor und fragte ihn, ob er der Organisation (dem sozialdemokratischen Metallarbeiter- verband) angehöre. Paul Kunschak verneinte dies, worauf der „Vertrauensmann" ihm den Nutzen der Organisation darlegte und ihn ersuchte, es sich doch noch zu überlegen, ob er beitreten werde. Paul Kun- schak sagte, er habe nichts zu überlegen, denn) er sei schon, früher organisiert gewesen. Ein zweiter Ver- trauensmann, Genosse Franz Schwarzböck, sagte

zu Paul Kunschak: „Sie werden doch wissen, wohin ein anständiger Arbeiter gehört — in die Organisation. Wir dulden keinen Arbeiter, der nicht der Organisa- iiön (wohlgemerkt: dem sozialdemokratischen Metall- arberterverband) angehört." Da Paul Kunschak-bei sei ner Weigerung verblieb, begaben sich die „Genossen" zum Werkführer und ersuchten ihn, Paul Kunschak zu entlassen, da sie sonst die Arbeit niederlegen würden. Ter Werkführer sah sich darauf genötigt, Paul Kun schak zu entlassen

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Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 2 von 6
Datum: 20.11.1899
Umfang: 6
die Sternschnuppen der letzten Nacht allen Weltuntergangstheorien heimleuchten. Nun können wir dreiunddreißig Jahre wieder ruhig schlafen. Auch hier blieben Zustimmend nickte Paul, wurde aber nur noch mehr verlegen. „Ich bin auch nicht gekommen, Dir deshalb Vorwürfe zu machen, lieber Paul, nein, ich komme, Dir zu Helsen." Der junge Bankier fuhr zusammen und starrte den Freund an. Dieser nickte lächelnd: „Ja, ja, mein Junge, ich weiß alles, ich kenne Deine Lage, — . Du bist vor dem Ruin. Und eben deshalb

bin ich hier. Also wie viel brauchst Du?" Noch immer fand Paul keine Worte. So sprach der Freund weiter: „Damit Du also Klar heit hast: ich weiß es von meiner Schwester Frieda; die ist, Ä Du nicht zu wissen scheinst, in dem Bankgeschäft von Wolter als Buchhalterin angestellt; dort hat man Deine Dis positionen und Deine Lage discutirt und da hat sie mir alles wiedererzählt." Jetzt war Paul ganz niedergeschlagen. Ein neuer Vor wurf traf ihn. Denn dies junge Mädchen war dereinst seine Heimlich-Verlobte

Du?" Ohne ein Wort zu erwidern, reichte Paul den Zettel hin, vor dem er bis jetzt gebrütet hatte. „Donnerwetter! 26.000 Mark? Darauf war ich nicht gefaßt", sagte der Freund. Angstvoll und zitternd sah Paul ihn an. Schon drohte auch diese letzte Hoffnung wieder zu versinken Doch der Freund besann sich und sagte kurz entschlossen: „Ich gebe Dir das, Geld; morgen Mittag kannst Du darauf rechnen. Aber ich muß Dich warnen, Paul, laß' Dich nicht wieder guf leichtsinnige Spekulationen ein. Ich gche Dir fast die Hälfte

meiner Ersparnisse. Ich vertraue Dir, Paul, wirth- schafte gut mit dem Geld, bedenke, däß ich es meiner Famme entzog, um Dir zu helfen. Und Paul umarmte den Freund und mit thränendurch-

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Lienzer Nachrichten
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Seite 2 von 16
Datum: 01.07.1914
Umfang: 16
kaltblütig, wodurch sich Onkel Leo sehr ge schmeichelt fühlte. „Ja, aber du mußt nicht mit ihm plaudern, wie du dies gestern am Gartengitter getan hast." Der Knabe schaute sie erstaunt an und schwieg. „Warum bist du gestern heimlich sortgegangen, Nando, als ich dir gesagt hatte, du solltest schlafen?" Er schwieg immer noch, aber er hörte auf, Kuchen zu essen. Leo und Paul schauten Helene an und ersterer sagte: „Wie kann das Kind heute noch wissen, was es gestern getan/hat?" „O, er weiß es sehr gut

", erwiderte Helene gereizt; „er hat mit demselben kleinen Jungen gestern gespielt, Martha hat es mir erzählt." Paul legte die Hand auf seines Kindes Kopf und nahm nun seinerseits das Wort: „Hast du gestern mit dem bösen Jungen geredet, Nando?" „Mit welchem bösen Jungen, Papa?" „Mit dem, von welchem Tante sagt, daß er Blumen abreiße." „Aber, Papa, ich habe ihn ja nie gesehen; wenn ich ihn aber sehe, so sage ich ihm, daß man die Blumen nicht an rühren darf." Paul schaute seine Schwester vorwurfsvoll an, Leo

eines Gartens und sah reinlich und wohlerhalten aus. Glück licherweise war auch noch ein Platz frei. „Vorgestern hätten wir niemand aufnehmen können," sagte die Vorsteherin, „dies Bett ist erst seit gestern frei." „Wie kommt das, mitten im Semester?" fragte Paul. „Die Eltern haben das Kind mitgenommen." „Und war es nicht krank?" „Nein, nur leicht erkältet." „Wer ist's denn?" fragte Helene, um anderwärts Er kundigungen einziehen zu können. Nach einigem Zögern nannte die Vorsteherin einen un bekannten Namen

. „Die Eltern wohnen auf dem Lande", fügte sie bei. „Kommt dir die Sache nicht bedenklich vor?" sagte Paul zu seiner Schwester. Diese lachte über seine Befürchtungen. „Du siehst überall Gespenster. Ein k»ankes Kind schickt man nicht aufs Land, sondern ins Kinderspital." Paul erschrak. Wenn sein Kind während seiner Ab wesenheit krank werden sollte, schickte man es ins Kinder spital. Ein Gefühl des Hasses gegen seine L-chwester erfaßte ihn; doch er war gewohnt, sich zu beherrschen und verlangte

das Krankenzimmer zu sehen. Man zeigte ihm einen im Garten liegenden Seitenbau, welcher nur zwei Zimmer enthielt. „Wir brauchen sie nur selten", sagte die Vorsteherin. „Kranke Kinder werden gewöhnlich von den Eltern zurück genommen." „Wenn sie aber keine Eltern haben?" warf Paul mit düsterer Miene ein. „Lo haben sie Tanten", sagte Helene. Paul beachtete diese Worte nicht weiter, es war ja nur der Form wegen gesagt worden, denn die wirklichen Gefühle seiner Schwester glaubte er zur Genüge zu kennen. So be stand

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 05.07.1933
Umfang: 8
, würden sie wahr scheinlich zu hören bekommen, daß er über den Sonntag zu Lafont nach Nantes gefahren sei. So würde Surkoff den erforderlichen Vorsprung gewinnen, um den Dampfer in Marseille zu erreichen! Eines blieb Paul unklar. Woher nahm Suvkoff den -Mut, seine verbrecherische Tätigkeit so offen zu betreiben? Das war eben nur dadurch erklärlich, daß er das Ver trauen von Lafont und Ribolett genoß und daß er den angeblichen Soop weit vom Ort der Tat in London wußte. Die Polen w-urden ja nur insoweit

geschädigt, daß sie um ihrer: Anteil an der Beute kamen. Sie rechneten wohl nicht damit, daß Surkoff schon jetzt mit der Beute abzog, bevor Soop seinen Anteil eingezahlt hatte. Was sollte er, Paul, nun tun? Der Motorradfahrer siel ihm ein, der abgesertigt werden mußte. Da er sowieso entschlossen war, am Montag mit Nadja nach Paris zu fahren, war es das Nächstliegende, Basiet aufzufordern, den Bericht aus Nantes nicht nach London kommen zu lassen, sondern nach Paris, wo Paul Montag nachts ein- zutreffen

gedachte. Paul brachte schnell diese Mitteilung zu Papier und gab als feine Adresse diesmal das Hotel „Parisien" an, das ganz in der Nähe vom Hotel „Meurice" lag. Nachdem Paul den Brief dem pünktlich zurückgekehrten Diener mit einer Psundnote für den Boten gegeben hatte, überl^te er nochmals, was zu tun sei. Sollte er Surkoff die Möglichkeit geben, mit dem Geld zu verschwinden? Oder mußte er die Gesellschaft und Lafont alarmieren? i Hunter kam nicht in Frage, denn er hatte noch gar nichts eingezahlt

-Notverordnung Salzburg, 4. Juli. (AN.) Heute hatte sich vor dem Salzburger Schwurgericht der 54jährige Kleinbauer Jo- Lafont? Der war doch in Nantes! Und da war Surkoff hingefahren! Paul stellte sich vor, daß Surkoff gerade bei Lafont sein konnte, wenn seine warnende Depesche ein- traf. Dann hätte er sich unsterblich lächerlich gemacht! War denn nicht auch die Möglichkeit gegeben, daß Lafont und Surkoff mit dem Geld der Gesellschaft irgendeine finan zielle Transaktion in Brasilien vornehmen wollten

erreichte, dann würde er sich sicherlich nicht scheuen, sie hilf- und mittellos in Europa zurückzulassen. War eL nicht wirklich das beste, Paul schwieg? Und wie sollte er sich Nadja gegenüber benehmen? Nicht ein Wort durfte über seine Lippen kommen, daß er ihren Va ter verdächtigte, bevor er nicht den untrüglichen Beweis dafür hatte, daß er tatsächlich ein Verbrecher war. Und diesen Beweis hatte auch der heutige Bericht Nummer zwei seiner Ansicht nach nicht erbracht. Paul verschloß dos Papier sorgfältig

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 23.03.1946
Umfang: 8
Samstag, 23, Mäfrz 1946 Seite 3 Nr. 69 Welt ohne Ausweg Von Otto Krill* Der letzte Aprilmontag brachte nach laugen Regen- und Schneeschauern endlich ein lenzliches Brausen. Paul Casagrande ward seiner Mittags pause froh und schleuderte ziellos und gelassen, als ob er zu den vielen Nichtstuern gehöre, die Tag für Tag in dte Bars und Teestuben gingen, wenn er einmal von seinen Zahlenreihen den Blick durch die Fenster auf die Straße dringen ließ. Nun war die Zeit der Lebenshoffnung

wieder da. Wie schön ist doch die Welt, wenn man gesät tigt ist und nicht friert! Wenn niemand erkannte, was Pauls Herz be wegte, ein altes, hinkendes Mütterchen wurde da von ergriffen. Es blieb stehen: „Grüß Gott, Herr!“ Paul lächelte, und auf seine Frage nach einem Wunsch bat sie ihn, sie über die autobelebte Stra ße zu führen. Da sah er, daß sie hinkte. Sie hatte wegen ilves Fußleidens einen Arzt besucht, der sie kostenlos behandelte, und wollte nun nach der Vorstadt bvmpeln. „Ja, Mütterchen, warum fahren

Sie die lange Strecke nicht mit der Trambahn?“ „Das kann ich nicht, lieber Herr, das kostet Geld!“ Paul half ihr vorsichtig auf den Fußsteig, griff freudig in seine Tasche, zog das Porte monnaie, aber der Blick hinein ließ ihn erröten. Es war ja Ultimo. Die alte Frau bekam eine Rührung in die Au gen: „0, lassen Sie es gut sein, lieber Herr!“ Die Wehmut enttäuschter Hoffnung in ihrer Stimme brachte Casagrande zur Verzweiflung. Mit wenigen entschlossenen Schritten war er an der Seite eines wohlhabend

aussehenden Herren und redete hastig auf ihn ein. Der umfaßte mit einem Blick seine dürftige Gestalt, griff in die Tasche und reichte ihm im Weitergehen ein Geld stück. Doch Paul wich nicht. „Bitte schön, noch fünf. Es kostet ja dreißig!" Unmutig blieb nun der Herr stehen, suchte sorgfältig, bis er das Geldstück hatte, und blickte kopfschüttelnd dem freudestrahlend Zurücklau fenden nach, ehe er weiterging. Bedrückt kam er am Montag in die Bank. Sein Gruß wurde nur halblaut erwidert, und ehe

er sich die spöttischen Mienen recht erklären konnte, brach das Gewitter los. Leute mit so wenig Stan desbewußtsein, daß sie sich nicht schämen, wild fremde Menschen auf der Straße um Bagatellen anzubetteln, könne die Bank nicht gebrauchen. Der Direktor erklärte es mit Entrüstung. Die Kündigung traf Paul wie ein Donnerschlag. Er zitterte dem Tag entgegen, da er brotlos werden würde. Als der gefürchtete Tag da war, ging Paul wie gewöhnlich früh fort, damit man in der Pension nicht sofort wisse, daß er stellenlos sei

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 2 von 12
Datum: 07.11.1953
Umfang: 12
auf. In Vidral saß ein kleiner Stachel; Paul hatte Versetzung eingereicht — und hatte ihm nichts gesagt! Es war ja nichts dabei, vielleicht hatte er es vergessen . . Aber was war mit Paul los? Er kannte Paul so nicht, er hatte sich verändert . . . war dieses geheimnisvolle Mädchen daran schuld? Konnte sie Percy seinen Freund und Paul die Zukunft nehmen? » Robert Agott, Pauls Bruder, schien sich schnell erholt zu haben. Paul traf ihn beim Holzspalten vor der Haustür, er sah wie im mer mißmutig und blaß

aus, sein Blick hatte etwas Ausdrucksloses. Der Mutter Augen grüßten, schwacher Schein vom Glück ver klärte ihr Gesicht. Der Vater sagte nicht viel. Er legte Paul seine Hand auf die Schulter, als sie zusammen in die Stube gingen. Am Fensterplatz saß ein Mädchen, groß und schwer, mit glattgeflochtenen braunem Haar. Paul erinnerte sich flüchtig: eine Base, Margot hieß sie, Weinbauerntochter aus Tan nes am Neuenburger See. Er reichte ihr un befangen die Hand, sie sprachen ein paar Worte, wie man sie so spricht

. Das Mädchen wurde dunkelrot bis in die Stirn hinauf, ein mal versuchte sie ein ungeschicktes Lachen. „Margot hilft uns“, erklärte der Vater, „sie bleibt jetzt hier.“ Paul begriff sofort: Ach so, darum sollte ich kommen! Sein Gesicht verschloß sich. Nach ein paar nutzlosen Bewegungen am Tisch ging er wieder hinaus und stellte sich zu Robert. Er fragte ihn: „Wie geht‘s?“ Ro bert murmelte etwas Unverständliches. Der Abend warf schon tiefe Schatten aus, die Höhen dämmerten in unklaren Linien, man wußte

nicht, ob es Berge oder Wolken waren. Ein paar Minuten lang sah Paul abwesend zu, wie Robert das Holz schichtete. Dann wollte er ihm helfen und griff einen Arm voll Scheite. „Ich mache das, ruhe dich aus!“ sagte er. Robert blieb halb gebückt stehen, die Höl zer noch in den Händen. „Mach, daß du fort kommst!“ schrie er. Sein Gesicht erblaßte förmlich vor Haß. „Laß meine Arbeit, du hast hier nichts zu suchen!“ Paul machte den Mund auf, aber es fiel ihm kein Wort ein. Er stand erschrocken, dann stapelte er stumm

weiter. Zwischen seinen Brauen drängte sich eine steile Falte. Der Bruder tat ihm leid. Beim Abendessen mußte Paul neben seiner Base Margot sitzen. Das Mädchen war stumm vor Verlegenheit. Wenn sie aß oder ihm Brot reichte, hatte sie unbeholfene, fast kindliche Bewegungen. Einmal lächelte er halb. Er dachte: Du brauchst wirklich keine Angst zu haben. Dann fing er den Blick von Robert auf und erschrak zum zweitenmal. Nun war Roberts Gesicht voll Gram. „Bleib noch ein wenig da“, forderte der Vater später. Paul stellte

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 28.05.1929
Umfang: 8
und in Stiefeln, und fragte in liebenswürdigen: Ton: „Sie brau chen Träger? Aber da find Träger — nur, sie schlafen." Tatsächlich lagen hinter dem „Bahnhofsgebäude" drei toll verbrannte Jungen. Zwei von ihnen schliefen; der dritte, ein vielleicht zwölfjähriger Bursche, sprang auf, wie er uns sah, und fragte in geschäftlichem Tone: „Sachen tragen, was?" „Ja, Gepäck ... das Köfferchen ... ist nicht schwer." „Gemacht!", sagte der Junge, „nur. jetzt ist Paul an der Reihe — und Paul schläft — warten

Sie!" „Na, kannst du denn nicht . . .?" „Doch, aber ich kriege Senge von Paul; er ist an der Reihe." Der Stationsvorstand zwinkerte mir zu. Er lachte: „Das ist ein gefürchteter Bursche, wild, na . . ." Und offenbar, um mich näher bekannt zu machen: „Paul Ja: Jafchoff heißt er. Eine Mvrdsangst hat man vor ihm. Ein wilder, waghalsiger Kerl." „Ich Hab' keine Angst", ereiferte sich der Kleine, „nur. jetzt ist Paul an der Reihe . . ." ; Paul Jaschoff lag auf dem Bauch, die Nase im Grafe. Auf seiner schmutzigen

Maßnahmen zu ergreifen. W uni KAM W.IMWW" Ein Rubel! Augenscheinlich durfte man Paul für geringeren Lohn nicht belästigen. „Paul!", rief ich. „Er hat nicht befohlen, daß man ihn weckt", sagte der Junge, „sollen die Passagiere warten, sägte er!" Ich lachte. Der Knirps sing auch an zu lachen und sagte, wie um sich zu rechtfertigen: „Paul, das ist ein Krrl! Er hat sogar den Blinden erschlügen!" „Einen Blinden hat er erschlagen?" „Ja. den Blinden. Er hat einen Blinden geführt. Da lachten die Jungens

ihn aus — warum er einen Blinden führe . . . Paul führte den Blinden aufs Feld und rannte davon. Der Blinde hinter ihm her. Pan! in eine Schlucht. Der Blinde ertrank im Wasser . Der Kleine erzählte das alles überhastrg nnk> stoßweise, während er ängstlich zu Paul hingückte. Mir schien, als ob Paul gar nicht schliefe, und tat sächlich kehrte er sich plötzlich auf den Rücken, sah mich bl in- zelnd an .. . und gähnte. Wahrscheinlich hatte Paul vorher nicht geschlafen, er hatte nur jo getan und gut gehört

, was wir sprachen. - Er gähnte, nochmals, bohrte ein bchchen nü 'lasenlech . . . und sagte: „Sachen tragen, was? Wohin denn?" Ich gab ihn: Bescheid. Paul sprang plötzlich--'äuß und packte mein Köneicheu. Spielend warf er 's über die Schlüter und ging los .eins, zwei — fast in: Laufschritt.

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 04.08.1925
Umfang: 8
Provokationen der Hakenkreuzler zum Opfer fiel, vergießt man in der Andreas Hoferstraße wahre Krokodilstränen und kann gar nicht genug in Entrüstung über die bösen Marxisten machen. Obwohl amtlich festgestellt wurde, daß der verhaftete Mörder keiner politischen Partei angehört, sondern ein be kannter Wiener Raufbold ist, 'der aus bloßer Rauflust an Feuillstori. Sie Geschichte vom BagaSundra Paul. Von Jaroslav Hulka. Die Wiesen, welche von den kühlen Wäldern näher her an zu «dem atmenden Dorfe fliehen

, erfreuten sich eines goldenen Vormittags mit himmelblauen Augen des Vaga bunden Paul. Paul, Paul, Paul, dieser von Gott weiß wo her gelaufene, Gott weiß wohin wandernde Name lief hin ter der Marie über dunkle Stiegen aus einen Boden hinauf, erschrak auch nicht vor dem Gestank eines summenden Stal les. uud stürzte sich ihr während der Nächte kopfüber in ^re Träume, die wunderbar und geschmeidig waren wie Am Morgen hatte die Marie stets glückliche Augen. Der Paul aber war ein offenherziger Vagabund

, der nicht 'demütig um Brot und Milch bettelte, sondern schlicht- weg sagte: Bäuerin, hübt Ihr etwas zum Essen? Ich werd' mir es a'barbeiten!" Dann aß er auf und verschwand im Walde. So geschah es eines schönen, fröhlichen Tages. Wer die Augen der Marie folgten ihm hinterdrein. Und seitdem lausen sie beständig hinter ihm 'her. Dem Paul, Paul, Paul. Und Marie liebte den Paul. Und der Paul die Marie. Wenn sie beisammen sind, gibt es keine Bauernhöfe, Wiesen und Felder auf der festen Erde, sondern sie weilen

und das Glück ge worden! Ihr Wiesen, die ihr fünfzehn Stück Rindvieh, zwei Paar Pferde, einen Bauer, Gänse und eine Bäuerin ernähret, ihr traget auch die schönste Blume für die Marie!" Und der Paul findet sie. Und spricht: „Hier hast,du, Marie!" Seine Stimme klingt zufrieden und träumerisch, wie das Abendlied der Mägde beim Bache hinter dem Dorf. Paul blieb zur Arbeit aus dem Hofe, auf dem die Marie ihre Kräfte verkaufte Der Vagabund faßte Wurzel. Er entdeckte eine neue Sonne, die er nicht auf jedem Rain

wird sich jemand finden, der dich ausdrücklich daran erinnert daß du auf den Himmel erst nach dem Tod Zeit genug habest. Bei Lebzeiten schon im Himmel leben, das kostet viel Geld. Und Paul war ein armer Knecht. Der Gendarm aber hat ein gutes Gedächtnis und lange Arme. Er weiß, wem vor Zeiten im Nach-bardorse ein Huhn und Brot abhanden gekommen ist. Er weiß auch, nach wem erfahnden soll. Weshalb hast du deine Sonne so nahe entdeckt? Ja, ist denn das vernünftig von dir, fünf Kilometer weit sich von dem Orte

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 6 von 12
Datum: 07.02.1925
Umfang: 12
. E. Bello, Lochum Liane Baronin Hagmerle, Wien Direktor Paul von Guppan, Wien Frl. Margarethe Blaschke, Berlin Dr. Julius Bueb, Berlin Herr Marion Gal. Budapest Dr. prospero pio Ottavi, Berlin Herr und Frau Mittelbach, Dresden Frau Mia Weih, Wien Fratl Else Jacob, Charlottenbur Frau Hübner, Hamburg Herr unb Frau Weber, Gera Joachim Herzburg, Berlin Graf Fünfkircben, Wien Frl. Beetz. Prag Familie Naefeke, Altona-Elbe Herr Tibor von Mandg, Baranja Wendel L. Paul, Montreal Herr und Frau August Kumpe

Ge. Steiger und Frau, Dresden Nittergutöbes. (2. F. von Becker, Berlin Herr und Frau Carl Sachs, Nürnberg Vllih E. Jones, St. Albanö, England Miß K. Mintg, „ Mr. Donaldson, London Mr. and Miß N. Goode, Charlg Nittergr'.töbesitzer N. Ackermann.Wienerode Negierungsrat H. Müller, Breölau Dr. Ludwig Konstamm, Berlin Okonomierat E. Giesecke, Klein-Wanzleben Herr und Frau Bodo Sohnemann. „ Direktor Paul Arnold, Leipzig Frl. 25a Mager, Salzburg Frau Elfriede Brix, Wien' Theodor Fieger, Wien Frau Erna Stemkam

, Kassel Direktor Fritz Haarmann. Moers am Rhssjn Doktor Paul Zadow, MoerS üm Rhein Herr und Frau Kurt Johann. Hammeln Herr und Frau Direktor Hofmann, Freiberg Nittergutöbesitzer Wilh. Nafardt und Frau. Großpösna bei Leipzig Georg Eicken mit Frau, Hagen W. F. Dr. Paul Funke, Chemnitz Noöerich Baaömann, München Frau Elli Bauer, München Nobert Peters mit Frau, Berlin-WilmerS- öors Walter Hillbrich mit Frau, Berlin Getrud Grau, Hamburg Dr. Edgar Windmüller m. Frau, Hamburg Emerich Kende, Carcii Mari

, Rumänien Else Rebling, Chemnitz Hermann Dührtzen, Berlin Frau von Knierim, Mannheim Freiherr v. d. Recke, Seedorf Dr. Otto Schmidt mit Frari, Heidelberg Käthe Roth, Berlin Dr. Eduard Kunath, Chemnitz Dr. Herbert Döring, Leipzig Wilh. Bernheim mit Frau, Charlottenburg. Georg Kosterlitz, Leipzig Frau Elfriede v. Schöppenthau m. Tochter, Berlin-Grunwald Fam. Paul Gerngroh, Wien 2ng. Oöcar Bolosfio m. Frau, Görz Paul Elek, Malomözeg, S. S. R. 2ng. Heinrich Czeck, Budweiö Sima Weger, Budweiö Baron

Loesche, Leipzig Else Hentschel, Bautzen Familie Richard pudor, Leipzig Tugiletta Graf, Wien Walter. Gchlieper, Barmen Anng Rosenberg, Berlin Otto Keese, Hamburg Albert Taeke, Rheine Dr. Karl Wischura mit Frau Bad-Oegn- hausen Josef Löcherboch, Düsseldorf Hans Brehmer mit Frau, Hamburg Miß Elsie Milne, Bournemouth 2ng. Kart Bendix mit Frau, Berin Familie K. L. Antrobuö, London Heinrich Spiegel mit Frau, Bremen Miß Mortge Smith, Bromsgrove Paul Nitschmann, Berlin Ladiölauö von Kovacö mit Frau, Budapest

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Schwazer Bezirksanzeiger
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Seite 8 von 8
Datum: 10.08.1918
Umfang: 8
bei unserem Vater", bemerkte Paul. „Er ist strenge in seinen Ansich ten, hart in seinem Tun; seine Härte trieb mich in die Ferne, er wird dir dein Glück zerstören." Niemals hätte sich Ilse erlaubt, ein solches Ur teil über ihren Vater zu fällen, zu dem sie mit großem Respekt aufzublicken gewohnt war. Und dennoch, als Paul so unumwunden den Vater kritisierte, rebellierte auch etwas in ihr gegen seine strengen Maßnahmen. Nein, er würde wohl nicht seine Einwilligung zu der Verbindung geben, sein Nein

überrascht auf. „Willst du mir wirklich helfen, Paul?" „Mein Wort, Schwester." „So will ich dich rufen, wenn ich deiner Hilfe bedarf." „Vorläufig also noch nicht?" „Vorläufig nicht", wiederholte Ilse. Dann trat eine kurze Panse ein. Endlich sagte Paul: „Tn, Ilse, ich mochte die sen schneidigen Offizier wohl mal kennen lernest. Kann man das?" „Gewiß, Paul. Morgen wollen wir zu den Em dens gehen. Am Nachmittag um fünf. Ich wollte dich schon immer meiner liebsten Freundin und deren Familie zuführen

." „Ist es her Bruder deiner liebsten Freundin?" fragte Paul, der offenbar überhört hatte, wie Ilse dem Onkel gegenüber diese Bemerkung gemacht. „Wen meinst du?" fragte sie. „Nun den Mann, den du liebst." „Du irrst", lehnte Ilse kühl ab. „Ich habe keine Liebe. Wenn du den Offizier meinst, den Oukel Peter erwähnte, so hast du recht. Er ist der Bru der meiner Freundin Adeline. Doch kann von Liebe von meiner Seite wohl schwerlich die Rede sein." Es war, als habe das indiskrete Lüftest ihres verborgenen

. Nein, er glich nicht ihrer bezaubernden Adeline, mit dem herben, jungfräulichen und doch so sanf ten Wesen. Er glich auch nicht ihrem Ideal. Der mußte einen männlichen Charakter besitzen; Os wald von Emden hatte im Grunde nichts Männ liches an sich. Das ward ihr mit einem Male klar hier am Strande. „Also, morgen um fünf. Ich bin zur Stelle", erklärte Paul. „Bin neugierig, die Wundermen schen kennen zu lernen, von denen du so voll bist." „Spotte nicht, Paul", sagte Ilse. „Das Bild meiner Adeline

kannst du mir nicht trüben." „Will ich auch nicht, mein süßes Herz. Komm, gib mir schnell ein Küßchen, hier ist es ganz ein sam. Du bist ein zn niedlicher Käfer." „Schäm dich, Paul." „Ein Versöhnungsküßchen, süßer Racker," bat Paul und umfaßte die Schwester. Sie stieß ihn mit der zur Faust geballten Hand von sich. „Bist du verrückt?" schalt sie ungehalten und eilte davon. Paul folgte ihr lachend. — ' Pünktlich am folgenden Tage um fünf Uhr stand das Geschwisierpaar vor der Entreetür der » Emdenschen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 10.07.1933
Umfang: 8
. Es wurde Vorsorge getroffen, um die Verbindung mit ihm aufzunehmen. Mt diesen Worten hielt Paul Herrn Soop die schwarze Reisetasche hin. Herr Soop sah ihn verständnislos an. { „Meine Reisetasche?" fragte er. r „Ja, Ihre Reisetasche, die Sie verloren haben." „Ach Gott ja! Das ist ja meine Tasche, aber wieso — ich verstehe nicht, ich habe sie in Magdeburg bei einem Un fall verloren. Sind Sie mir bis hierher nachgereist?" „Nein," sagte Paul, „das ist eine lange Geschichte. Wer nehmen Sie doch Ihre Tasche

!" Zögernd nahm sie Herr Soop in Empfang. Er drehte sie um und um, und schien nicht recht zu wissen, was er mit ihr anfangen sollte. „Wollen Sie sie nicht öffnen?" fragte Paul. „Ja, das könnte ich wohl. Aber ich verstehe nicht recht, wieso — ich kann mich nicht recht entsinnen . . . Wollen Sie mir nicht, bitte, erklären?" „Vielleicht prüfen Sie erst einmal den Inhalt!" „Ja, das könnte ich wohl," erwiderte Soop mechanisch. Der Unfall schien ihn doch mitgenommen zu haben; er konnte sich wohl nicht erinnern

! Er öffnete die Tasche und zog die einzelnen Schriftstücke heraus. „Da ist mein Paß, den ich nicht finden konnte. Ich dachte, ich hätte ihn in meine Brusttasche gesteckt." Dann laS er langsam und bedächtig das Schreiben Surkoffs und seine Antwort darauf. „Sie sind operiert worden?" fragte Paul. „Operiert? Nein! Wieso?" „Haben Sie nicht einen Unfall erlitten? Sind Sie nicht überfahren worden?" „Ja, das schon. Ich bin mit dem Kopf gegen eine Bord schwelle gefallen und war lange Zeit bewußtlos

des verstorbenen Vaters des Privatanklägers, Hein rich Fürnkranz, begründet, jene Aufmerksamkeit vernachläs- sitzt, bei deren pflichtgemäßer Anwendung die Aufnahme dieses Aufsatzes strafbaren Inhaltes unterblieben wäre. Er hat hiedurch die Uebertretung der Vernachläffigung der pflichtgemäßen Sorgfalt im Sinne des 8 30 Preßges. be gangen, und wird hiefür nach dieser Gesetzesstelle zu einer Geldstrafe von 50 (fünfzig) Schilling, im Uneinbringlichkeitsfalle zu 3 (drei) Tagen Arrest, und „Nein," sagte Paul

. Und dann fügte er hinzu: „Ist der Inhalt vollständig?" „Ja, wie mir scheint, ja . . ." „Nein," sagte Paul. „Es fehlt ein Barscheck Über zwan zigtausend Schweizer Franken!" „Was! Der war auch in der Tasche? Aber wie kom men Sie eigentlich zu meiner Reisetasche? Und wo ist der Scheck?" „Sind Sie sicher, daß Sie die Tasche bei dem Unfall verloren haben?" „Das kann ich beschwören, absolut sicher!" „Hat Ihr Gedächtnis durch den Unfall gelitten?" „Ich glaube nicht — einen Augenblick, bitte." Soop erhob

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 12.07.1933
Umfang: 8
werden, da einer der Richter während der Verhandlung ohnmächtig wurde. Aber sagen Sie, hat der Mann seine Tochter mit genommen?" „Nein", sagte Soop, „sie ist noch hier und weiß von nichts." „Das arme Kind! Was wird denn aus ihr werden?" „Herr Lestmann sagte mir, sie habe gute Freunde in London." Paul nickte lächelnd und wurde wieder rot. „Ich glaube, Herr Lestmann wird sich um die Dame kümmern." „Sie ist ein reizendes Mädchen", sagte Lafont zu Paul gewandt. „Sie reiste damals mit uns nach Estland

und hat mir außerordentlich gut gefallen. Sie wiffen, daß der Mann gar nicht ihr Vater ist? Ich glaube, sie hatte auch nicht be sonders viel für ihn iibrig." Paul nickte. „Wenn ich mir in ihrem Namen eine Bitte erlauben darf, verfahren Sie gnädig mit dem Stiefvater und lassen Sie ihn laufen, wenn Sie Ihr Geld wieder haben!" „Das sicherlich", sagte Lafont, „wir haben gar kein Interesse daran, unsere schmutzige Wäsche vor Gericht zu waschen." Sichtlich erleichtert atmete Paul auf. Das vereinfachte die Auseinandersetzung

mit Nadja. Als ob er seine Gedanken erraten hätte, sagte Soop: „Kommen Sie. Herr Lestmann, die junge Dame wartet auf Sie!" Als die beiden durch die Einfahrt des Hauses dem Aus- gang zuschritten, blieb Soop, der Paul untergefaßt hatte, plötzlich stehen und sagte: ! „Herr Lestmann, Sie haben mir noch nicht geantwortet, , ob Sie die Ihnen angebotene Stellung annehmen!?" „Welche Stellung?" Paul machte sich von Soop loS und sah ihn verständnislos an. Soop lächelte. „Ich habe Sie vorhin etwas voreilig

und lMkMIMeMsdniL eiyMMn, als DirMr meiner Hamburger Filiale bezeichnet. Sie sind Deutscher, gelernter Bankier, und mit Holz umzugehen, wenigstens auf dem Papier, wird Ihnen nicht viel schwerer fallen als mit Geld. Die Stelle ist schon seit einem halben Jahre frei; der letzte Direktor ist mit der Kaffe durchgegangen. Ich brauche je manden, auf den ich mich wirklich verlassen kann!" Paul schossen die Tränen in die Augen. „Wie soll ich Ihnen danken?" „Sehr einfach", sagte Soop trocken, „gehen

Sie nicht mit der Kaffe durch!" Und Sven Soop und Paul Lestmann schüttelten sich im Torflur des Bankhauses Lafont freundschaftlichst die Hand. Vor dem „Parisien" angekommen, trennten sie sich. „Vergeffen Sie nicht", sagte Soop, „wie auch Ihre Auseinandersetzung verläuft, ich erwarte Sie beide um ein Uhr zum Frühstück in dem russischen Restaurant „Le Cau- casien". Ich muß doch die zukünftige Frau Direktor meiner Filiale kennenlernen!" Und Paul eilte im Sturmschritt nach Nadjas Hotel. In einem kleinen Wartezimmer

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Der Arbeiter
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Seite 8 von 10
Datum: 17.06.1936
Umfang: 10
Unterneh mungen und in ihren Unterabteilungen darf die Dauer der tatsächlichen Arbeitszeit für Arbeiter und Reichmann bereits in einem Fabrikbureau tätig war, machen sich sehr geltend. Paul verfügt außerdem über eine geschäftliche Ader und zu allem kommt noch sein unerschütterlicher Wille hinzu, sich in jeder erdenk lichen Weise nützlich zu machen. Er bleibt jeden Abend drei Stunden länger als vorgeschrieben im Bureau, um sich fehlendes Wissen anzueignen, und es ist Theo dor ein Vergnügen

, diese Ueberstunden mit ihm zu teilen und ihn in alle Zweige des Unternehmens ein- zuweihen. Basewitz fühlt sich im Bureau immer wohler, und nachdem er nach wie vor Herr Betriebsleiter angeredet wird, steigt und wächst auch sein Selbstbewußtsein. Er läuft von Bureauzimmer zu Bureauzimmer, unterhält sich hochmütig mit den Schreibern und Buchhaltern, schäkert mit Fräulein Busch und verschwendet Scherz worte an Paul. Nachdem alles wie am Schnürchen klappt, schreibt er dies seiner Tätigkeit als .Betriebs führer

' zu. Er ist von seiner Gewichtigkeit überzeugt und hält sich dermaßen für unersetzlich, daß er gele gentlich Lust verspürt, zu arbeiten. Aber dieser gele gentliche Eifer schwindet jedesmal sofort wieder, wenn er zur Erkenntnis seiner Unfähigkeit gelangt. Bevor er einen Federstrich ausführt, muß er immer erst Paul dreimal fragen, ob er denn auch im Begriffe sei, das Richtige zu tun. In diesen Tagen geschieht es, daß Fräulein Busch häufiger als früher ins Hauptbureau kommt, um Fra gen an Paul zu stellen. Als Basewitz den Betrieb

noch .leitete', erschien sie nie. Es wäre auch vergeblich ge wesen, denn Basewitz wußte nichts. Sie hätte auch nunmehr nichts zu fragen, denn Paul ist nicht für sie zuständig. Aber sie muß doch einen Grund haben, das Hauptbureau aufzusuchen, und sie ist ehrlich genug, sich zu gestehen, daß diese Gründe lediglich ihren Wunsch bemänteln, Paul zu sehen und mit ihm zu sprechen. Er hat nie viel Zeit, aber er ist nett und Angestellte beiderlei Geschlechtes und aller Alters stufen vierzig Stunden in der Woche

die Ehre gegeben. Nach der allgemeinen Tagung hiel ten die Unterverbände ihre Beratungen ab, die Ar- liebenswürdig zu ihr, und sie versteht es immer, ihn irgendwie zum Lachen zu bringen, und an dieses La chen denkt sie hinterher noch stundenlang. Annemarie Busch ist ein nettes Ding von vierund zwanzig Jahren, aber die Gefühle, die ihr Paul ent gegenbringt, sind nicht anders als rein kollegialer Art. Sein Herz gehört nur einer. Und für die Eine ar beitet und schafft er und an sie denkt er Tag und Nacht

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Neue Inn-Zeitung
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Seite 3 von 10
Datum: 03.01.1892
Umfang: 10
Feinheit. Das gibt ein Strickzeug. Eine solche Woll' hat von den Nachbarinnen keine, keine einzige nit! — Brav bist, Paul! — Aber gar viel hast nit! Gar viel nit! Wenn ich's bedenk', daß diese Woll' einmal aufgestrickt sein wird, die Socken zertreten sein werden, das Jackerl zerrissen sein wird! Was nachher? He? — Oder glaubst du, die Fetzen wer den mir mein Lebtag am Leib halten? Hättest mich etwan schon gern unter dem Rasen? „Aber, Gertrudis! Wie kommst du auf so etwas!" sagt der Mann in höchster

Verblüffung. „Ein ordentlicher Hausvater, der auch an die Zukunft denkt, hält' vorgesehen." „Es ist wahr", gibt er bei. „Nun denn! so heb' deinen alten Knochen- schrägen und mach', daß du das Lamm bekommst, auf dem so was wachst, daß man 's alle Jahr scheeren kann". „Ist recht, ist recht", sagt der Paul, „sei nur wieder gut, Weib, ich will das Lamm bald haben". Und geht mit seinem Geldsack und will das weiße Lamm kaufen. „Helf Gott, das ist nit feil. Die beste Gattung Lämmer verkauft nmn nit

". „Aber wenn ich's zweifach bezahl'? meint der Paul. Er möchte trachteu, weiter zu kommen, ist der gute Rath. Die besten Vieher gibt man nit weg. Innsbrucker Zitherltfub. Das Vereinskonzert findet am 7. ds. Mts. itn großen Stadsaale unter freundlicher Mitwirkung der Herren G. Kaiser, Peter Unterkircher, Alexander Hummel und eines gemischten Chores statt. Die Vortragsordnung ist folgende: 1. Ouvertüre zu Lodoiska von R. Kreutzer. (En semble : arrang. von M. Spörr, Innsbrucker Zither klub.) 2. a) „O wende

gereinigt. Ueber Beschwerde mehrerer Be strafter, die erklärten, die Reinigung sei vorgenommen Weiterkommen! Leicht gesagt. Wohin soll er denn gehen, der Paul. Heim zum lieben Weib? Es ist eine gewagte Sach'. Es ist eine gefährliche Sach'. Sie hat den Kochlöffel, hat die Schmalzschanfel, hat die Wasserkübel in der Küche, hat auch alte Schuhe und Schemel und Stiefelknechte in der Stube - i - das Alles, und was sich sonst noch in einem ordent lichen Haushalt findet — schickt sie ihm scharf an den Kopf

, an den Rücken und Umgebung, wenn er ohne Lamm nach Hause kommt. Den ganzen Tag schleift der Paul im Wald um — im schönen grünen Wald! Er weiß nicht, was die Leute an einem Wald so viel Schönes finden. Lauter frostiger Schatten. Lauter Bäume mit kratzenden Aesten; im Buschwerk der Marder und ans den Wipfeln der Geier. — So hockt der Paul da und schaut von Weitem hin ans sein Haus, das dort zwischen den blühenden Gärten in der Sonne steht. Aus dem Schornstein steigt stett und lieblich der blaue Rauch

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