Meile Beilage zu Kr Brauchen wir eine eigene ' Bauernpartei? Alle bäuerlichen Wähler, welche die Schacherpolitik der verschiedenen Parteien im Reichsrathe mit Aufmerksamkeit verfolgten, sind einig in dem Verlangen nach einer eigenen, freien, unabhängigen Bauern partei, und warum? Sie lasen schon vor Jahrzehnten in den Programmen, Mani festen und Wahlaufrufen fast aller Parteien, daß der Bauernstand in seiner Existenz arg bedroht ist und daher dringender Hilfe bedarf. Allein trotz
dieser einmüthigen Erklärung fast aller Parteien ward unseren Bauern keine Hilfe; trotz der schönen Versprechungen von allen, sich sonst widerstrebenden Parteien ge schah nicht nur nichts für ihn im Gegentheil, seine Lage verschlimmerte sich unter den Au gen seiner „für ihn so sehr besorgten Vor münder' von Jahr zu Jahr, ja von Stunde zu Stunde. Von jeder Partei kamen die Abgeord- neten, die es überhaupt der Mühe wert fanden, uni auch während der Reichsrach-Wahlperiode mit ihren Wählern zu verkehren, aufs Land
von einer, ihnen verhaßten Partei aus- giengen! War man genöthigt, das Militär ische (Verdienstliche) solcher, von gegnerischen Parteien ausgegangenen Anträge anzuerkennen, so pflegte man die ablehnende Haltung mit den bereits stereotyp (feststehend) gewordenen P hrasen „die wollen dem Volke nur Sand in die Augen streuen, es ist ihnen nicht ernst mit der Sache' oder „der Antrag ist nicht weitgehend genug' u.s.w. zu rechtfertigen. Und so ge schah es stets, daß der Bauernstand, dem man „weit mehr in Aussicht stellte
', als der geg nerische Antrag versprach, schließlich ganz leer auSgieng. - W der „tlicnzer Zeitung' Die Schacherpolitik der ver schiedenen Parteien, und diese allein ist schuld daran, daß trotz dervielenLandgemeindevertre- ter 30!), trotz der vielen bauern freundlichen Anträge doch nichts für unsern Stand geschehen ist. Unter diesen Umständen darf es uns gar nicht wundernehmen, wenn unter der bäu erlichen Wählerschaft der Wunsch immer lau ter wird nach einer Partei, welche, das Ver derbliche
dieser Schacherpolitik einsehend, alles mit Freuden acceptiert, was dem Bauernstande frommt, einerlei, ob es von einem polnischen Grafen, von einem slovenischen Pfarrer, einem Jungtschechen oder Italiener, einem Libera len oder Clencalen, einem Schönerianer oder Socialisten kommt! Und das kann nur eine Partei sein, welche das agrarische Interesse an die Spitze ihrer Forderungen stellt, damit es nicht — wie bei den anderen Parteien — in den Hintergrund gedrängt oder je nach Bedürfnis bald eingeschachtelt, bald ausge