M i l l e r a n d s wie folgt: „Wesentlich ist, dass die Republik in Gefahr schwebt. Wir brauchen Thatcn, um sie zu retten. Ein Ministe rium, das diesen Muth besitzt, hat unseren Beifall, gleichviel, wie die Werkzeuge heißen mögen. Ich billige Millerands Eintritt in dieses Kampsministerium. Dass die bürgerliche Republik in der Stunde, da sie gegen eine Militärverschwörung ankämpfen will, laut proclamirt, sie bedürfe der socialistischen That- kraft, ist ein großes Ereignis, und eine kühn er obernde Partei soll derlei
zu machen, eventuell die Cabinetsfrage zu stellen. Auf dem vorjährigen Lyoner Congresse, auf dem alle Frac tionen vertreten waren und der die Einigung bringen sollte, wurde die Spaltung endgiltig. Millerand wurde nicht, wie der eine Theil beantragte, ausgeschlossen, sondern nur „außerhalb der Partei- controle" gestellt. Es wurde betont, dass Millerand nicht die ] Partei im Ministerium vertrete, sondern aus eigene Verantwortung und ohne Verpflichtung der Partei das Portefeuille annahm. Es wurde, wie Genosse
Vaillant treffend bemerkte, eine neue Sorte von „Socialisten im Urlaub" geschaffen, die nicht innerhalb, aber auch nicht außerhalb der Partei stehen. Wie un sinnig eine derartige Stellung ist, hat sich in letzter Zeit gezeigt. Der Minister kümmert sich nicht um die Beschlüsse und Aeuße- rungen der Partei, denn er steht außerhalb der Parteicontrole, aber seine antiproletarischen und antisocialistischen Thaten schädigen die Partei und deren Ansehen. Die „Ministeriellen", die im Generalcomite
der französischen socialistischen Partei vertreten sind, und die „Antiministeriellen", die sich als „Socialistische Partei Frankreichs" constituiertcn, be fehden sich aufs heftigste, während sich Millerand weder um die eine, noch um die andere Gruppe kümmert. Der Bruderzwist ist so arg geworden, dass von einer Einigung selbst dann nicht so bald gesprochen werden kann, wenn die Eiterbeule am Leibe des französischen Socialismus, die Millerandfrage, auf irgend eine Art zum Verschwinden gebracht
aus der Partei beantragt. Die Begründung dieses Antrages wurde ihm desto leichter, als ja das Generalcomite in seinem Manifest gegen den Czarenbesuch die Socialisten aufgefordert hatte, den „erniedrigenden" Empfangs-Schaustellungen zu Ehren des russischen Despoten fern zu bleiben, und den socialistischen Abgeordneten aufgegeben hatte, jeden Credit für den Czaren- empfang zu verwerfen „auf die Gefahr hin, widrigenfalls sich in den Augen des revolutionären Proletariats zu entwürdigen". Cipriani erinnert