69.925 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Grenzbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIGBO/1925/11_07_1925/TIGBO_1925_07_11_8_object_7746826.png
Seite 8 von 12
Datum: 11.07.1925
Umfang: 12
„Es war Wohl auch einmal eine Zeit, .wo ich gerne zu sagen pflegte: der Schorl ist meine Braut. Nun, jetzt ist es eben anders geworden, jetzt fist es halt 's Hederl —!" „Doch, Otto, du weißt aber, daß ich den Brettern trotzdem versprach, — Treue zu halten. Aber, Otto, wollen Wir doch lustiger sein und Schluß machen wit der trübseligen Plauderei: Hoch lebe der Sport, unsere Freundschaft und — und, na ja, das Hederl —!" — und Ralf und Otto wurden wieder lustiger. — Das Schicksal des Freundes

liest Otto nicht schlafen. Was tun? Am besten nachmachen! Setzt sich hin und schreibt eine Heiratsannonce! „Machen es denn doch viele so, wenn sie kein besonderes Glück bei Mäderln haben!" Aus einend kleinen Wisch mußte sie Platz haben. Kurz, vielsagend, offenherzig, klar und deutlich wußte sie sein. Als Otto schon so weit war, daß er an eine stilgerechte Reihung der zusammenge suchten Worte denken konntie^, war die Uhr mittler weile auf mehr als 2 Uhr vorgerückt. Aber trotz dem fand

: „Wünschen Sie einersiZettel, damit Sie sich das Inserat vielleicht noch einmal aufschreihen?" Otto blickte verstutzt auf. Das Schalterftäulein — ausgerechnet Hedwig wurde sie genannt — schaute ihn ftagend an. Otto begann — zu versinken in seiner Betrachtung: dies schöne, blonde Haar, die himmelblauen Augen, die silberhelle Stimme! „Wünschen Sie vielleicht^ daß ich schreibe und der Herr mir den Text diktiert?" „Ja, ja, bitte! — oder nein? Ich meine, bitte,, wenn ich Sie—">— dabei schaute

er ihr so verstoh^- len in die Augen — „bitten darf, wollte ich sa gen, und — ja, ich Möchte — nämlich auch hei— ra—ten " Das Fräulein am Schalter lachte hell auf, Otto zuckte dabei zusammen, aber doch von ihrem Hel len Lachen entzückt. „Soll ich also schreiben -?" „J-aa!" Aber welchen Inhalt das Inserat haben sollte, das wußte Otto, nun selbst nicht mehr und meinte: „Den Text müssen Sie, Fräulein, mir an geben." „Aber bitte, ich weiß doch Ihren Geschmack und Ihre Forderungen und Wünsche

nicht!" „Ja, aber ich meinte — — nun, wie würden denn Sie schreiben?" „So ganz kurz müßte es sein: Junger, fescher Herr, am liebsten Sportsmann —" Otto unterbricht: „Aber bitte, Fräulein, nicht nur am liebsten SPortsmann, ich bin es doch ganz!" Verlegen antwortete ihm das Fräulein Hed wig am Schalter: „Ich meinte doch nur, .wie ich schreiben würde." Otto stutzt im! ersten Moment und dann kommt's wie ein Volltreffer so sicher und kräftig: „Ja, ja, schreiben Sie, schreiben Sie — jetzt weiß ich, was für eine Frau ich brauche

1
Zeitungen & Zeitschriften
Reuttener Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3073642-0/1930/11_07_1930/ZDB-3073642-0_1930_07_11_4_object_8213531.png
Seite 4 von 6
Datum: 11.07.1930
Umfang: 6
, er sagte, daß er einen Besuch zu machen habe. Ja, ja, gewiß sogar, denn er trug einen besseren Anzug und einen Überrock." Marietta gab diese Auskunft ganz unbefangen und schien bestimmt nichts weiter zu wissen. Otto verließ sie nach kurzem Gruß und entfernte sich mit raschen Schritten, eigentlich ziellos, denn er wußte nicht mehr, welche Richtung er Einschlägen Da ließ sich eine Stimme knapp neben ihm ver nehmen, und Otto, der tief in Gedanken versunken gewesen, zuckte zusammen. Der Fischer Enrico

be grüßte Otto : „Begegnet man denn heute der ganzen Familie ? Nur schade, daß man dem armen Patrok- les nicht mehr begegnen kann," fuhr er wehmütig fort. Otto hörte diese teilnehmenden Worte kaum, denn seine Gedanken weilten bei Salvatore, und durch die Mitteilung des Alten erwachte die Hoffnung in ihm, seinen Bruder nun doch zu finden; er stellte daher hastig einige Fragen an den Fischer. „Ja, natürlich habe ich ihn gesehen. Schade, daß der Junge immer ein wenig zu sehr angeheitert

ist." Hatte denn alle Welt Salvatore gesehen, nur Otto nicht, der ihn so dringend suchte ? „Wo trafen sie ihn, Enrico?" „In unmittelbarer Nähe des schönen eleganten Hauses der Witwe Burg. Mir kam es vor, als ob er aus dem Palais selbst auf die Straße hinausgetreten wäre." „Wie? Aus dem Palais Burg ?" „Ja, aber ich verstehe nur nicht was er dort zu suchen hatte. Ich rief ihn an, aber vermutlich hörte er mich nicht, denn er gab keine Antwort." Auch Otto ließ sich nicht weiter in ein Gespräch ein, sondern eilte schleunigst

davon. Mitleidig den Kopf schüttelnd, ging der Fischer seiner Wege. Otto aber fühlte sich noch bedrückter als zuvor. Salvatore war im Palais Burg, was soll das zu bedeuten haben ? Was hatte er dort zu tun ? Dieser Gang hängt sicherlich mit dem Fund zusammen, den er in dieser Nacht gemacht hat. Es schien Otto nichts übrig zu bleiben, als zurück nach Hause zu gehen ; er vermutete nun, den Bruder dort zu finden. Mit raschen Schritten ging Otto weiter, nur schlug er jetzt eine Seitenstraße

ein, und so fügte es sich, daß er nicht mit dem Gesuchten zusammentraf, den er sonst jedenfalls an dem verhängnisvollen Besuch verhindert hätte. 6. Kapitel. Der Morgen war der armen Annetta unermeßlich lang vorgekommen, sie zählte die Minuten, seit Otto sie verlassen. Gleich ihm hatte sie das Gefühl, daß ihnen irgend ein großes Unheil drohe. Seit dem ent« setzlichen Unglück, daß durch die Verhaftung ihres Mannes über sie alle hereingebrochen, hatte die arme Annetta immer schlimme Nächte in denen der Schlaf

2
Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077641-7/1933/19_08_1933/ZDB-3077641-7_1933_08_19_4_object_8455841.png
Seite 4 von 10
Datum: 19.08.1933
Umfang: 10
ONKEL OTTO £in fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urheberrcchtsschutz Drei-Quellen-Verlaß Könifsbruck Sa. 45. Onkel Otto kehrt quietschvergnügt eben die Gast stube aus. Die unvermeidliche Zigarre fällt ihm fast aus dem Munde, als er Sindelaer über die Schwelle treten sieht. „John — sind Sies oder Ihr Geist!" „Selber, Mr. Käsebier! Und das ist meine liebe Frau Anne!" Onkel Otto ist ganz verdattert. In der linken Hand hält er den Besen, die Rechte streckt er Sindelaer zum Willkommen

entgegen. John schüttelt ihm sehr kräf tig die Hand. Da sieht er in das lachende Gesicht Annes. „Mein Gott, wie sehe ich aus! Einen Augenblick, Mrs. Sindelaer — meine Hand — John hat sich die Hübscheste hevausgesucht. Bitte nähertveten und Platz nehmen. Aber jetzt erlauben Sie erst, daß ich mich einmal umkleide." Das tut er schleunigst. Er lauft in die Küche. „Peter, Besuch aus Amerika! Sei so nett und un terhalte sie einmal, bis ich wieder zurück bin. Ich ziehe mich nur um." „Wird gemacht, Otto!" sagt

Peter Lenz, und be grüßt draußen die Gäste in seiner herzlichen gewm- nenden Art, während sich Onkel Otto umkleidet. Als er dann wie aus dem Ei gepellt in der Küche erscheint, sagt Lina erstaunt: „Nee, nee Otto — wie Sie man aussehen! Nobel wie ein Graf! So prop- per!" „Na, na, Lina, Sie wollen mir schmeicheln!" „Tu ich nicht! Aber heute sehen sie höchstens wie een juter Fuffziger aus!" „Freut mich, Lina, ganz besonders von ^Hnm! „Sie haben Besuch aus Amerika jekriegt?" „Jawoll, Mr. Sindelaer

, dem habe ich damals die Abwicklung meiner Geschäfte in die Hand gelegt. Ich hatte die Hase voll." , „Am Ende bringt er Sie eene Stange Jold mit? „Hat sich was! Ihm wird drüben vor Gläubigem zu ungemütlich geworden sein. Darum hat er sich ein geschifft." „Ich denke wat anderes! Onkel Otto geht in die Gaststube und setzt sich an dm Tisch. Peter zieht sich zurück. „Also, wie stehts drüben? Haben Sie alles abge wickelt? Ist mein Konzernchen vom Erdboden ver schwunden?" „ ^ „No, lieber Otto — das ist nicht der Fall

. ^m Gegenteil, Ihre Neuyorker Theaterkorporation besteht und macht glanzende Geschäfte." Onkel Otto reißt den Mund weit auf und starrt Sindelaer fassungslos an. „John — Verzeihung, Mr. Sindelaer — aber jetzt — jetzt frieren mir die Gedanken ein. Rekapitulieren wir. Als ich Ihnen drüben die Abwicklung und Auflö sung meiner sechzehn Theater und drei Zirkusunter nehmen in die Hand legte, da dachte ich, daß wir um den Konkurs nicht herumkommen. Es bestanden namhafte Schulden, und die Theater, deren Wert

3
Zeitungen & Zeitschriften
Wörgler Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077771-9/1933/19_08_1933/ZDB-3077771-9_1933_08_19_4_object_8436852.png
Seite 4 von 6
Datum: 19.08.1933
Umfang: 6
ONKEL OTTO Sin fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urheberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 44. Onkel Otto kehrt quietschvergnügt eben die Gast stube aus. Die unvermeidliche Zigarre fallt ihm fast aus dem Munde, als er Sindelaer über die Schwelle treten sieht. „John sind Sies oder Ihr Geist!" „Selber, Mr. Käsebier! Und das ist meine liebe Frau Anne!" Onkel Otto ist ganz verdattert. In der linken Hand hält er den Besen, die Rechte streckt er Sindelaer zum Willkommen entgegen

. John schüttelt ihm sehr kräf tig die Hand. Da sieht er in das lachende Gesicht Annes. „Mein Gott, wie sehe ich aus! Einen Augenblick, Mrs. Sindelaer — meine Hand — John hat sich die Hübscheste herausgesucht. Bitte nähertreten und Platz nehmen. Aber jetzt erlauben Sie erst, daß ich mich eiirmal umkleide." Las tut er schleunigst. Er lauft in die Küche. . „Peter, Besuch aus Amerika! Sei so nett und un terhalte sie einmal, bis ich wieder zurück bin. Ich ziehe mich nur um." „Wird gemacht, Otto!" sagt

Peter Lenz, und be grüßt draußen die Gäste in seiner herzlichen gewin nenden Art/ während sich Onkel Otto umkleidet. Als er dann wie aus dem Ei gepellt in der Küchje erscheint, sagt Lina erstaunt: „Nee, nee Otto — wie Sie man aus sehen! Nobel wie ein Graf! So prop- per!" „Na, na, Lina, Sie wollen mir schmeicheln!" „Tu ich nicht! Aber heute sehen sie höchstens wie een juter Fuffziger arrs!" „Freut mich, Lina, ganz besonders von Ihnen!" „Sie haben Besuch aus Amerika jekriegt?" „Jawoll, Mr. Sindelaer

, dem habe ich damals die Abwicklung meiner Geschäfte in die Hand gelegt. Ich hatte die Hase voll." „Am Ende bringt er Sie eene Stange Jold mit?" „Hat sich was! Ihm wird drüben vor Gläubigern zu ungemütlich geworden sein. Darum hat er sich ein- geschifft." „Ich denke wat anderes! Onkel Otto geht in die Gaststube und setzt sich an den Tisch. Peter zieht sich zurück. „Also, wie stehts drüben? Haben Sie alles abge wickelt? Ist mein Konzernchen vom Erdboden ver schwunden?" „No, lieber Otto — das ist nicht der Fall

. Im Gegenteil, Ihre Neuyorker Theaterkorporation besteht und macht glänzende Geschäfte." Onkel Otto reißt den Mund weit auf und starrt Sindelaer fassungslos an. „John — Verzeihung, Mr. Sindelaer — aber jetzt — jetzt frieren mir die Gedanken ein. Rekapitulieren wir. Als ich Ihnen drüben die Abwicklung und Auflö sung meiner sechzehn Theater und drei Zirkusunter nehmen in die Hand legte, da dachte ich, daß wir unr den Konkurs nicht herumkommen. Es bestanden namhafte Schulden) und die Theater, deren Wert

4
Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077641-7/1933/22_07_1933/ZDB-3077641-7_1933_07_22_4_object_8455797.png
Seite 4 von 8
Datum: 22.07.1933
Umfang: 8
ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urheberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 41. „Wo kommst du her, Otto?" „Von drüben! Ich habe mit Dixi gesprochen und auch Frank habe ich gesprochen. Er läßt dich grü ßen!" Peter macht ein finsteres Gesicht. „Du kannst von dem Frank, wie er jetzt ist, den Gruß gern annehmen. Ei,n ganz anderer ist das jetzt, gewandelt hat er sich. Er verurteilt ehrlich, daß man so schroff gegen dich vorgeht. Er leidet selber drum ter

. Er ist am nächsten Tage wieder im „Ochsen" und spricht dort mit Onkel Otto, der durch ihn von den falschen Scheinen erfährt und daß man die Kurgäste einer besonderen Kontrolle unterziehe. Onkel Otto ist sehr nachdenklich geworden. „Also, man nimmt an, daß die falschen Scheine aus Berlin eingeschleppt werden?" „Jawoll, der Rat meents. Wird wohl ooch stim men, was, alter Herr?" „Möglich ist es! Es kommen ja so viel Leute hier her." Am nächsten Morgen kommt Peter Lenz zu Otto. „Otto, du hast mir einmal dein Geld

anzeboten." „Ja, kannst es haben, Peter!" „Ich habe die Kostenrechnungen! gekriegt. Elftau send Mark soll ich zahlen. Ich mag aber nicht zur Stadt gehen, um zu verlangen!, daß mir jetzt die Summe von vierzigtausend Mark ausgezahlt wird-. Willst du mir auf ein paar' Wochen zwölftauseüd Mark geben?" „Jederzeit!" „Schönen Dank, Otto. Vielleicht zahlst du sie gleiche auf der Post ein. Rudi schreibt eins Zahlkarte aus. Es geht an den verfluchten Rechtsverdiener in Ber lin." „Ist gut, Peter. Ich gehe nachher

sowieso in bie Stadt und da nehme ich sie gleich mit." „Schönen Dank, Otto!" Nach> einer halben Stunde, früh, um 11 Uhr, geht Onkel Otto zur Post. Er seufzt auf und denkt daran, daß heute nun die Verlobung gefeiert wird. Rudi ist eingeladen worden, er selber auch und Peter da zu. Rudi will gehen. Er hats Dixi versprochen. Aber es wird ihm bitter schwer. Onkel Otto kommt zur Post. Er gibt die Scheine hin und wartet auf die Quittung. Der Beamte mustert die Scheine und zuckt zusammen. Nächtliches Lied

mit den Scheinen in das Nebenzimmer und erscheint dann mit einem fremden Herrn. „Bitte kommen Sie doch einen Augenblick herein!" bittet der Beamte höflich. Verwundert folgt ihm Otto. In dem Dienstzimmer des Postdirektors zeigt der Mann eine Marke. „Kriminalpolizei! Sie wollten eben die 11 446 Mark einzahlen?" „Die Scheine sind falsch, mein Herr! Ich! muß Ihren Namen feststellen." „Die Scheine' sind falsch?" Onkel Otto glaubt nicht recht gehört zu haben. „Sie find wohl nicht recht bei Trost?" „Sie find falsch

5
Zeitungen & Zeitschriften
Wörgler Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077771-9/1933/22_07_1933/ZDB-3077771-9_1933_07_22_4_object_8436826.png
Seite 4 von 6
Datum: 22.07.1933
Umfang: 6
OfoniaAvSifeitC ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urheberrechtsschutz Drei-Queilen-Verlag Königsbruck Sa. 40. „Wo kommst du hier, Otto?" „Von drüben! Ich- habe mit Dixi gesprochen und auch Frank habe ich gesprochen. Er läßt dich grü ßen!" Peter macht ein finsteres Gesicht. „Du kannst von dem Frank, wie er jetzt ist, den Gruß gern annehmen. Ei,n ganz anderer ist das jetzt, gewandelt hat er sich. Er verurteilt ehrlich, daß man so schroff gegen dich vorgeht. Er leidet selber

herum. Er ist am nächsten Tage wieder im „Ochsen" und spricht dort mit Onkel Otto, der durch ihn von den falschen Sheinen erfährt und daß man die Kurgäste <iner besonderen, Kontrolle unterziehe. Onkel Otto ist sehr nachdenklich geworden. „Also, man nimmt an, daß die falschen Scheine aus Berlin eingefchleppt werden?" „Jawoll, der Rat meents. Wird wohl ooch stim men, was, alter Herr?" „Möglich ist es! Es kommen ja so viel Leute hier her." Am nächsten Morgen kommt Peter Lenz zu Otto. „Otto, du hast

mir einmal dein Geld angeboten." „Ja, kannst es haben, Peter!" „Ich habe die Kostenrechnungen! gekriegt. Elftau send Mark soll ich zahlen. Ich mag aber nicht zur Stadt gehen, um zu verlangen, daß mir jetzt die Summe von vierzigtausend Mark ausgezahlt wird. Willst du mir auf ein paar Wochen zwölftaNseind Mark gebm?" „Jederzeit!" „Schönen Dank, Otto. Vielleicht zahlst du sie gleich auf der Post ein. Rudi schreibt eine Zahlkarte aus. Es geht an den verfluchten Rechtsverdiener in Ber lin." „Ist gut, Peter. Ich gehe

nachher sowieso in die Stadt und da nehme ich, sie gleich mit." „Schönen Dank, Otto!" Nach einer halben Stunde, früh- um 11 Uhr, geht Onkel Otto zur Post. Er seufzt auf und denkt daran, daß heute nun die Verlobung gefeiert wird. Rudi ist eingeladen worden, -er selber auch und- Peter da zu. Rudi w-ll gehen. Er hats Dixi versprochen. Aber es wird ihm bitter schwer. Onkel Otto kommt zur Post. Er gibt die Scheine hin und wartet auf die Quittung. Der Beamte mustert die Scheine und zuckt zusammen

euch nicht allein. Er geht mit den Scheinen in das Nebenzimmer und erscheint dann mit einem fremden Herrn. „Bitte kommen Sie doch einen Augenblick herein!" bittet der Beamte höfliche Verwundert folgt ihm Otto. In dem Dienstzimmer des Postdirektors zeigt der Mann eine Marke. „Kriminalpolizei! Sie wollten eben die 11 446 Mark einzahlen?" „Die Scheine sind falsch, mein Herr! Ich- muß Ihren Namen feststellew" „Die Scheine sind falsch?" Onkel Otto glaubt nicht recht gehört zu haben. „Sie find wohl nicht recht

6
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3091117-5/1912/19_11_1912/ZDB-3091117-5_1912_11_19_6_object_8494864.png
Seite 6 von 16
Datum: 19.11.1912
Umfang: 16
Sohn Otto aus seiner Ehe mit Mathilde schon mit 24 Jahren zur Negierung. Bereits 936 empfing er in Aachen die Huldigung der Großen, die ihm beim Festmahle als Kämmerer, Marschall, Truchseß und Schenk Hofdienste leisteten. Die feierliche Krönung geschah durch den Erzbischof Hildebert von Mainz. Im Gegensatz zu seinem Vater betonte Otto gleich in den ersten Jahren seiner Regierung stärker die königliche Gewalt; er wollte das Reich zunächst in: Innern kräftigen, die partikularistifchen Bestrebungen

beseitigen, um über kurz oder lang ein Einheitsreich zu gründen. Mit dieser seiner Politik stieß er auf harten Widerstand. Eine Empörung gegen ihn folgte der anderen, bis schließlich alle glücklich niedergeworfen wurden. Am meisten mußte es Otto schmerzen, daß selbst sein eigener Bruder, Herzog Heinrich von Bayern, auf seiten der aufrührerischen Herzöge stand. Zwei kleinere Siege Ottos bei Birten unweit Xanten und Andernach machten diesem Aufstande ein vorläufiges Ende. Alsbald verschwor sich Heinrich

jedoch wieder von neuem mit vielen sächsischen Adligen gegen ben König, wobei sogar der Entschluß gefaßt wurde, diesen in Quedlinburg zu ermorden. Der Plan ward jedoch verraten, und so schlug auch dieser letzte Versuch der Gegner, Ottos Politik ein Ende zu machen, fehl. König Otto nahm jetzt eine geschickte Verteilung der Herzogtümer vor: während er selbst Franken übernahm, gab er, gleichzeitig mit der Hand seiner Tochter Liutgard, dem tapferen fränkischen Grafen Konrad dem Roten Lothringen; Bayern

erhielt sein nunmehr ihm treu er gebener Bruder Heinrich; Schwaben bekam sein Sohn Lindolf. Die Herzogtiiiuer befanden sich also jetzt in Händen ihni nahverwandter Großen, die von ihm mehr oder weniger abhängig waren. Das früher seiner Krone so gefährlich gewordene Anwachsen der Herzogsgewalt suchte er zudem uoch dadurch zu verhüten, indem er neben den Herzögen mehrere Pfalzgrafen ernannte. Das Ergebnis von Ottos Politik war naturgemäß die erhoffte Begründung einer starken Königsgewalt. Nachdem Otto

deutscher Kultur aufzunehmen. Immer weiter und weiter mußten die Slaven zurückweichen, und damit die Erfolge auch von Dauer sein sollten, ließ Otto in den eroberten Gebieten Burgen und Befestigungen an- legen, deren Besatzungen königliche Lehensleute waren. Was aber noch wichtiger war, der König ließ jetzt die ost- elbischen Lande 'durch deutsche Einwanderer besiedeln, ein Schritt, mit welchem erstmalig die Bahn betreten wurde, auf der die an die Slaven verlorenen Gebiete für das Deutschtum für immer

7
Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077641-7/1933/15_03_1933/ZDB-3077641-7_1933_03_15_2_object_8455643.png
Seite 2 von 4
Datum: 15.03.1933
Umfang: 4
, 19.10 Uhr in St. Johann ein. Abfahrt Sonntag 19.24 Uhr m St. Johann, 19.37 Uhr in Kitzbühel. Jahreshauptversammlung des Kaiserjägerbundes Die Ortsgruppe Kitzbühel des Kaiserjägerbundes hielt am Sonntag, den 12. März vormittags urt Gast hof Harisch die Jahreshauptversammlung unter Teil- ONKEL. OTTO (Hin fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin \ 'rbeberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 22 . „Ich verstehe Sie, Herr' Lenz!" „Und ... es ist doch. . . Nicht nur ein beliebiger Baum

sich seiner schönen Stimme. ' Mag da Burgemeister läßt ihren Humor leuchten. Alle haben sie gern und scheinbar der Rudi auch, ein bißchen. Da erscheint plötzlich Onkel Otto mit Sack und Pack. Peter empfängt ihn. „Otto . . . Otto . . . wieder ausgezogen? Schön willkommen!" „Jawoll! Ich habe mich mit dem Theodor verkracht! Ausistö!" ' „Wie ist denn das gekommen?" Onkel Otto zwinkert vergnügt mit den Augen und sagt: „Das erzähle ich dir nachher! Jetzt muß ich dich erst fragen. . . nimmst du mich! auf?" „Wie kannst

du nur fragen, Otto! Hast du dich endlich besonnen? Ich wußte doch, daß du kommen würdest! Dein Zimmer habe ich frei gehalten." „Du bist ein guter Kerl, Peter!" sagt Onkel gerührt. Rudi nimmt ihm das Gepäck, Hut und Maptel vom Arm d> und schafft die Sachen aufs' Zimmer. Otto setzt sich mit an den Tisch!. „So, mein lieber Otto, jetzt erzähle mir a!ber ein mal. Ich bin bloß froh, daß du nicht noch die Reise zu dem Nolte fortgesetzt hast." „Da war ich schon, aber Noldes holde bessere Hälfte hat mir die Tür

vor der Nase zugeschlagen: Wir haben keinen Platz! War sehr nett!" „Herrgott im Himmel, sind denn alle drei Lum pengesindel?" Onkel Otto Nickt ein wenig trübselig. „Scheiitt so, nähme von ungefähr fünfzig Mitgliedern, ab. Obmann Krismer begrüßte die Erschienenen herzlich und ge dachte der verstorbenen Mitglieder Thomas Salven moser, Matthias Berger und Anton Werner. Die Versammlung erhob sich zum Zeichen der Trauer von den Sitzen. Dem Tätigkeitsbericht zufolge hat der Verein einen Zuwachs von zwanzig

hat sich Onkel Otto mit dem Neffen Theo dor verkracht? Peter Lenz wollte es wissen, und er erfuhr es auch. Das Ganze hat sich so abgespielt. Auf dem Platze Theodors, wo er seine Baumateria lien untergebracht hat, sind neue Vorräte eingetroffen. Fünfzig Säcke Kalk stehen brav nebeneinander. Und unweit von ihnen steht ein Sack mit Mehl. Theodor hat längst alles Liebenswürdige Onkel Otto gegenüber abgelegt. Er behandelt ihn wie einen Hand langer und nicht anders. ,',Otto!" „Jlt!" „Ehe du den Sack Kalk

8
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Wastl
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIWAS/1909/25_04_1909/TIWAS_1909_04_25_3_object_7945558.png
Seite 3 von 16
Datum: 25.04.1909
Umfang: 16
gemein, aber was kannst denn machen? Die ganze Welt mit der einzigen Aus nahme des Herrn Friedrich Otto hat halt amal am Hofer an Narren gfressen, während ihr die vom be sagten Otto Fritze äußerst wirksam verteidigte beson dere Waffenehre Bayerns so gut wie unbekannt, jeden falls aber nix Extras ist. Der Hofer ist seit der sensa tionellen Enthüllung der wahren Wahrheit durch den Herrn Otto trotz seines scheinbaren Heldentodes, den Herr Otto erst übertrumpfen wird, eben kein Held und kein Sieger

, und es ist daher, um es mit Herrn Friedrich Otto auf gut deutsch zu sagen, ganz einfach ein Skandal, daß man ihm, nämlich den lächerlich unbedeutenden Hofer, auf dem Berg Jsel eilt Denkmal gesetzt hat, während der Herr Friedrich Otto noch immer ein unausgehauenes, obskures Leben führt. Das ist ganz einfach eilt unerträgliche Gedanke, und darum ist es doppelt ärgerlich, daß die Tiroler so furchtbar selbstsüchtige Leut sein, daß es koaner von ihnen der Mühe wert erachtet, nach München zu fahren, um den Herrn

Friedrich Otto aus- oder durchzuhauen, wie er es ehrlich ugd redlich um unser Land ilnd unser Volk verdienet. Beinah noch ärgerlicher ist dies, daß es, wie der Herr Friedrich Otto sagt, gleichsam nur eine „Geschmackslaune" der Geschichte ist, daß uns die unberechenbare Ehre vorenthalten worden ist, tlns net als engere Vaterlander des Herrn Friedrich Otto betrachten zu dürfen. Das ist, zumal in Anbetracht der Tatsache, daß alle unsere klerikalen Häupter miteinander die Frömmigkeit des bayerischen

Häuptlings, des Herrn voil Öfterer, uet aufzuwiegen vermögen, ein selbst trotz unserer Selbstsucht wahrhaft unverdientes Pech, voll dem uns net anral der Herr Friedrich Otto befreien kann, denn lueitu er sich's einfallen ließ und in zehnmal so großer Zahl daher kam, als in Bayern Leute wachsen, war er hin. A Stuck a zwölfe Otto nahm a jeder Tiroler auf sich, dear beit frechen Artikel g elesen hat, denn so a Zorn gibt oam a Kraft, daß man mit a Dutzend söllener Maulhelden mit der nackten, unbewehrter Hand

fertig wur. Die Furcht ist an Unkraut, das nirgends seltener wachst als auf unsere Bergen. Das haben unsere Altvordern bewiesen, und daran hat sich seither nix geändert. Keinesfalls aber ist der Herr Otto Friedrich der Mann, uns das Fürchten zu lehren. Er mag den gußeisernen Hofer am Berg Jsel verschlucken, aber lebendigen Ti roler wird er köan fressen. Huk beimatferner. fremder €rde verstorben ist am letzten Sonirtag der Goaßer von Rum, den sein trauriges Schicksal von: fernen Ungarnland mutter

9
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Post
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIPOS/1912/15_11_1912/TIPOS_1912_11_15_22_object_8206181.png
Seite 22 von 24
Datum: 15.11.1912
Umfang: 24
CLC_. • r~ —»• 366 Zum 1000. Geburtslage Kaiser Ottos 1. (Geboren 22. Dovember 912. gestorben 7. Mai 973.) (Nachdruck »erboten.i ährend Heinrich I., „der deutsche König" — wie ihn Ernst von Wildenbruch in seinem gleich namigen Schauspiel mit Recht nennt —, erst im K 3 blühenden Mannesalter die Königskrone erhielt, gelangte sein ältester Sohn Otto aus seiner Ehe mit Mathilde schon mit 24 Jahren zur Regierung. _ Bereits 936 empfing er in Aachen die Huldigung der Großen, die ihm beim. Festmahle

als Kämmerer, Marschall, Truchseß ttnd Schenk Hofdienste leisteten. Die feierliche Krönung geschah durch den Erzbischof Hildebert von Mainz. Int Gegensatz zu seinem Vater betonte Otto gleich in den ersten Jahren seiner Regierung stärker die königliche. Gewalt; er wollte das Reich zunächst im Innern kräftigen, die partikularistischen Bestrebungen beseitigen, um über kurz oder lang ein Einheitsreich zu gründen. Mit dieser seiner Politik stieß er auf harten Widerstand. Eine Empörung gegen if)tt folgte

der anderen, bis schließlich alle glücklich niedergeworfen wurden. Am meisten mußte es Otto schmerzen, daß selbst sein eigener Bruder, Herzog Heinrich voir Bayern, auf seiten der aufrührerischen Herzöge stand. Zwei kleinere Siege Ottos bei Birten unweit Alanten und Andernach machten diesem Aufstande ein vorläufiges Ende. Alsbald verschwor sich Heinrich jedoch wieder von neuem mit vielen sächsischen Adligen gegen den König, wobei sogar der Entschluß gefaßt wurde, diesen in Quedlinburg zu ermorden. Der Plan ward jedoch

verraten, und so schlug auch dieser letzte Versuch der Gegner, Ottos Politik ein Ende zu Machen, fehl. König Otto nahnt jetzt eine geschickte Verteilung der Herzogtümer vor: während er selbst Franken tibernahm, gab er, gleichzeitig mit der Hand seiner Tochter Liutgard, dem tapferen fränkischen ©trafen Konrad dem Roten Lothringen; Bayern erhielt sein nunmehr ihm treu er gebener Bruder Heinrich; Schwaben bekant sein Sohn Liudolf. Die Herzogtümer befanden sich also jetzt in Händen ihm nahverwandter Großen

, die vott ihnt mehr oder weniger abhängig waren. Das früher seiner Krone so gefährlich gewordene Anwachsen der Herzogsgewalt suchte er zudetn ttoch dadurch zu verhüten, irtbem er neben den Herzögen mehrere Pfalzgrafen ernannte. Das Ergebttis von Ottos Politik war naturgemäß die erhoffte Begründung einer starken Königsgewalt. Nachdem Otto im Innern das Reich so gut wie eben möglich gefestigt hatte, suchte er durch eine kräftige äußere Politik feilte Macht ztl erweitern. Dert von seinem Vater schon

10
Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077641-7/1933/11_01_1933/ZDB-3077641-7_1933_01_11_4_object_8455539.png
Seite 4 von 4
Datum: 11.01.1933
Umfang: 4
ONKEL OTTO W» fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin UA«b«rr*chUschutz Drei-Quellen-Verlag Königtbruck Sa. 6 . „Mer Onkel... mit dem Lenz kann man ja nicht ver- Gchren!" Lieber Neffe!" entgegnete Onkel Otto mild. „Er ist Mei ster Schwester Mann. Wie ihr auch miteinander steht, ich Eomme nicht drumherum, ihn aufzusuchen. Das dürft ihr snir nicht übelnchmen. Ich tue es nicht, um euch zu krän- *ml" Die ruhigen Worte versöhnen wieder. Onkel Otto geht nachmittags gegen drei Uhr hinüber

gesehen hat. Nachdem er bedient hat, kommt er zu Onkel Otto, der m dem großen Stammtisch, mitten unter den Bauem, Platz genommen hat, und begrüßt ihn, wie jeden Gast iminer, mit Handschlag. „Was darf ich Ihnen bringen?" „Ein helles Bier, Herr Lenz . . . nicht wahr?" „Jawohl... mit wem habe ich die Ehre?" „Ich bin dein Onkel Otto von drüben!" Er freut sich, als er den herzlichen Ausdruck der Freude Mf Rudis offenen Zügen sieht. „Schön willkommen, Onkel! Schön willkommm! Da muß Ich gleich Vater mfen

! Vater! Vater!" Peter Lenz, der gerade in der Küche ist, kommt und er nennt den Schwager gleich wieder. Er strahlt über das dicke, gutmütige Gesicht, und seit langem läuft er — die Gäste stellen es fest — wieder einmal schnell. „Aber das ist schön, Otto, daß du den Weg zu mir Herüber findest! Aber das freut mich!" Einnial ums anderemal schüttelt er ihm die Hände. Die .ehrliche Freude des Mannes tut dem Amerikaner wohl. Er fühlt sich sofort wie zu Hause. Im Lokal schaut alles neugierig

auf den sagenhaften On kel aus Amerika. Peter Lenz setzt sich zu Otto, und sie plaudern miteinander. Es gibt so viel zu erzählen. Zuerst spricht Peter Lenz von seinem toten W'ibe und gesteht, daß sie ihm bitter fehlt, heute noch mehr als vor drei Jahren. „An was ist denn Dorothee gestorben?" fragt Onkel Otto. „Am Gallenfieber, lieber Otto. Sie hatte immer mit der Galle zu tun, und jede Aufregung mußte ihr in den letzten Lebensjahren ferngehaltm werden. Ging auch ganz gut, aber ... vor drei Jahren . . . du weißt

und schafft ... da liebt man schließlich auch ein Städtchen, das noch viel weniger Hübsch ist wie Pulkenau. Aber das sehm sie ja alle nicht ein!" Die Bauern nickten ihm mit beifälligem Murmeln zu. „Siehst du, Otto, auf mich hat nun die Stadt einen wahnsinnigen Zorn. Mein alter „Blauer Ochse", der steht doch rund zehn Meter vor, und vor ihm ist noch der große Nußbaum. Der Nußbaum soll weg. Und der „Blaue Ochse" auch. Soll einrücken. Neu bauen soll ich, mich mit Schulden beladm, so einen großstädtischen

11
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1930/26_09_1930/TIRVO_1930_09_26_4_object_7649022.png
Seite 4 von 8
Datum: 26.09.1930
Umfang: 8
. 23. September. Vor dem Schwurgericht in Feldkirch hat heute die Ver handlung gegen Gebhard Scheyer,JosesScheyer und Albertina Scheyer wegen Mordes an dem eigenen Bruder beziehungsweise dem eigenen Sohn Otto Scheyer begonnen. Der Anklage liegt folgender Sachverhalt zugrunde: An der Bundesstraße in Götzis, Richtung Hohenems, liegt das Anwesen der Familie Scheyer. Eigentümer des Hauses ist der Angeklagte Gebhard Scheyer, der sich eines gewissen Wohlstandes erfreut. Mit ihm im gemeinsamen Haushalte lebt

seine Gattin Rosina sowie die Kinder Josef und Albertina. Das dritte Kind der Eheleute Scheyer war der am 1. Jänner 1897 geborene Otto Scheyer, welcher aber schon seit langem nicht mehr im Elternhause wohnte. Letz terem wird nachgesagt, daß er dem Trünke ergeben war und ein unstetes Leben im Umherziehen führte, wozu allerdings beigetragen haben dürste, daß sein Vater das Haus ver- wiesen hatte. Dabei hing aber Otto Scheyer mit großer Liebe an seiner Mutter. Heimlich nur schlich er sich hie

und da zur Mutter, die ihm auch des öfteren Geld zusteckte, heimlich legte er sich in Stall oder Tenne seines Elternhauses zur Ruhe von seinen Landfahrten. Am 2. Juni dieses Jah res gegen 9 Uhr abends näherte sich Otto Scheyer wieder um seinem Elternhause, um dort Nächtigung zu finden. Seine Geschwister Josef und Albertina waven vor dem Hause mit Arbeiten beschäftigt. Diesen Augenblick benützte er, um bei der offenen Schupfentüre hineinzukommen. Er wurde von Josef und Albertina angerufen, was er denn hier suche

und gab die Antwort, daß er schlafen gehen wolle. Sofort eilten sie ihm nach, um ihn aus dem Haufe zu weisen. Otto Scheyer eilte durch den Wagenfchupfen in die Tenne und von dieser in den Stall. Es kam zu einer Balgerei und durch den Lärm erwachte auch der Vater Scheyer, welcher sich bereits zu Bette be geben hatte. Er begab sich in den Pfevdestall, wo er Josef sowie Albertina im Kampfe gegen ihren Bruder Otto vor fand, und ging ebenfalls gleich auf Otto los. Otto

hatte sich einmal gegen seine Schwester erwehrt und sie zu Boden in die Streue neben das Pferd gestoßen, ohne sie jedoch zu verletzen. Ihr Grimm war aber nun erwacht. Otto kam im Verlaufe der Balgerei in eine Ecke des Stalles und wurde dort von seinem Vater und den Geschwistern so geschlagen, daß eine Reihe von Mutstecken an der Wand zu ersehen waren und Otto eine Menge von Verletzungen erlitt, die im ärztlichen Befunde an geführt sind, aber als Todesursache n i ch t in Betracht kom men. Seine Schwester Albertina war ganz außer

12
Zeitungen & Zeitschriften
Alpenländer-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ALABO/1930/30_11_1930/ALABO_1930_11_30_2_object_8271776.png
Seite 2 von 14
Datum: 30.11.1930
Umfang: 14
werden. Daß wir unsere Mahnung gerade bei diesem Anlasse Vor bringen, ist kein Zufall. Denn das ganze Haupt schulgesetz zeigt Schritt für Schritt die unüberlegte Kompromißlerei einer überstürzten Juli-Session. Kaiser und König Otto volljährig erklärt. Am 20. November wurde der älteste Sohn Kaiser Karls selig 18 Jahre alt. Nach den Gepflogenheiten des Hauses Habsburg wurde er damit volljährig. Die Volljährigkeitserklärung fand am gleichen Tage im bel gischen Schlosse Steenöckerzeel verbunden mit einer kleinen

Feierlichkeit statt. Für solche, welche es nicht wissen sollten, sei hier mitgeteilt, daß die kaiserliche Familie seit einem Jahre rm genannten Schlosse im Winter wohnt, weil sich so leichter Gelegenheit bietet, die Kinder ausbilden zu lassen. Otto besucht die Uni versität in Löwen, nachdem er heuer mit Auszeichnung die Maturitätsprüfung abgelegt und somit das Gym nasium beendet hat. Otto macht seine Studien wie je der andere Jüngling und studiert sehr fleißig. Er ist für seine Jahre sehr ernst

hatte man auch den grei sen Grafen Albert Apponyi erwartet, er hatte aber in letzter Stunde von der Reise Abstand genommen und als Vertreter den ungarischen Grafen Sigray entsen det. Nur ein einziger Belgier war anwesend, der Graf Emar d'Ursel. Bischof Seydel las hierauf in der Schloßkapelle die Messe mit einer Ansprache. Während der ganzen Dauer der Messe kniete Otto vor dem Altar. Bischof Seydel legte ihm am Schlüsse die Hand aufs Haupt und segnete ihn. Otto dankte dem Bischof, indem er dessen Hand küßte. Hernach

fand ein einfaches Mahl statt. Otto dankte dabei den Gästen in herzlichen Worten. Er gedachte seines verstorbenen Va ters und erklärte, in diesem feierlichen Augenblicke habe er den Wunsch, ein nützliches Mitglied der Gesell schaft zu werden. Im Empfangssalon waren die Geschenke ausgestellt worden, unter denen sich viele außerordentlich wert volle Gegenstände befanden. Aber auch sehr einfache und bescheidene Geschenke von armen Anhängern der Familie waren eingetrosfen. Ein ungarischer Soldat

hatte einen Sack ungarischer Erde geschickt. Ein ehe- , maliger österreichischer Soldat schickte ein einfaches Holzkreuz, das in Lourdes geweiht worden war. Vielfach har man gemeint, daß Otto an diesem Tage eine feierliche Proklamation (Kundgebung) erlassen werde. Er hat klugerweise davon abgesehen. Manche waren der Ansicht, daß er unmittelbar darauf nach Un garn ziehen und dort den Thron besteigen werde. Manche munkelten gar von einem Putsch, wenn nicht schon in Oesterreich, so doch gewiß in Ungarn. Weder

13
Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077641-7/1933/07_01_1933/ZDB-3077641-7_1933_01_07_5_object_8455532.png
Seite 5 von 8
Datum: 07.01.1933
Umfang: 8
Samstag / 7. Jänner 1933 Seite 5 ONKEL OTTO Emu fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urbeberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Köni’jjs'br'uck Sa. 5. ,„hoffentlich. gefällt dirs wieder in deiner Hennatstadt, Onkel!" „Ich denks doch Nichtchen! Eigentlich bin ich ja der Großonkel und du meine Großnichte." „Sage nur ruhig Nichte, lieber Onkel. So sehr viel Unterschied ist ja nicht zwischen Vater und dir!" „Zehn; Jahre wohl. Dich Vater ist 55 und ich 65. Du mußt wissen, deines Vaters Bruder

... das will er nicht einsehen? Warum?" „Ach, er sagt: ich will meine Ruhe haben. Pulkenau tvar nnmer eine freundliche Landstadt und solle bleiben. Es gäbe tausendmal schönere Orte, die zuni Bad geeignet »värm, man soll aus einem Kätzchen keinen Löwen machen!" Onkel Otto blickt irachdenklich lächelnd vor sich hin. „So, das sagt er?" „Ja, und er handelt auch darnach. Vor seinen: Haus ist doch ein großer Nußbaum, der sollte weg, weil er den ganzen Mmkt einengt, man hat ihm zugeredrt, daß er feisten „Blauen Ochsen" - schon

und wenn bisweilen einer sagte, es Kitzbühsler Nachrichtett eine. . . eine gewisse Poesie hat er schon." „Ncht rvahr?" „Und, wenn ich ganz ehrlich bin . . . wenn er belaubt ist, dann verdeckt er ja den „Blauen Ochsen", der wie erst Landgafthof aussieht." Onkel Otto sieht sie fremwlich, beinahe zärtlich an. Das hübsche Mädel gefällt chm gut. „Nicht rvahr, Dixi? Wie geht es denn meinem Schwager Peter?" „Dias weiß ch nicht!" entgegnet Dir: verlegen. „Weißt du. . . Onkel, Vater verkehrt nicht mit ihm. Sie grü ßen

der un begrenzten Möglichkeiten?" Onkel Otto lacht für sch. „Ach Kind, dort drüben sind heute die Möglichkeiten auch so begrenzt wie hier. Das Geschäftemacher: ist schwer, wenn man als ehrlicher Ge schäftsmann handelt." „Darum hast du drüben wohl auch dein Geld ver loren?" „Ja!" spricht Onkel Otto beinahe fröhlich und zwinkert ihr munter zu. „So ists! Ich hatte spekuliert, alles auf eine Karte gesetzt, und eines schönen Tages war alles futsch." „Das muß dir bitter leid gewesen sein, Onkel?" Onkel Otto wiegt

den Kopf nachdenklich. „Ich weiß nicht! Vielleicht! Das kann ich heute noch nicht sagen. Das kommt auf die Zukunft an." Es ist ein gutes Verstehen zwischen beiden. Onkel Otto kommt in die Küche und ftndet Lina, das alte Mädchen, allein vor. Große Freude und Beweg:mg malt sich auf seinen Zügen. „Lina... Lina Schulze... dche ich recht? Hier :m Grünen Kranze?" Lina lacht munter, trocknet sich die Hände ab und reicht ihm die Hand. „Jawoll, die Lina Schulze, Herr Otto . . . mit der Sie früher mal getanzt

14
Zeitungen & Zeitschriften
Wörgler Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077771-9/1933/14_01_1933/ZDB-3077771-9_1933_01_14_4_object_8436654.png
Seite 4 von 12
Datum: 14.01.1933
Umfang: 12
ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin l/rheb errechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 5. hoffentlich gefällt dies w-ieder in deiner Heimatstadt, Großonkel tmd du meine Großnichte." Onkel!" „Ich denks doch, Nichtchcn! Eigentlich Lin ich ja der „Sage nur mhig Nichte, lieber Onkel. So sehr viel Unterschied ist ja nicht zwischen Vater und dir!" „Zehn Jahre wohl, Dixi. Vater ist 55 und ich 65. Du mußt wissen, deines Vaters Bruder war 15 Jahre älter

: ich will meine Ruhe haben. Pulkmau war immer eine freundliche Landstadt und solls bleiben. Es gäbe tausendmal schönere Orte, die zunr Bad geeignet wärm, man soll aus einem Kätzchen keinen Löwen machen!" Onkel Otto blickt nachdenklich lächelnd vor sich hin. „So, das sagt er?" „Ja, und er handelt auch darnach. Bor seinem Haus ist doch ein großer Nußbaum, der sollte weg, weil er den ganzm Markt einengt, man hat ihm zugeredct, daß er seinm „Blaum Ochsen" — schon der Name — umbaut, damit er in das nme Stadtbild paßt

bin . . . wenn er belaubt ist, dann verdeckt er ja den „Blauen Ochsen", der wie ei«! Landgasthof aussieht." Onkel Otto sieht sie fteundlich, beinahe zärtlich an. Das hübsche Mädel gefällt ihm gut. „Nicht wahr, Dpi? Wie geht es denn meinem Schwager Peter?" „Das weiß ich nicht!" mtgegnet Dixi verlegm. „Weißt du . . . Onkel, Vater verkehrt nicht m.'t ihm. Sie grü ßen sich nicht. Schon immer nicht, solange ich denken kann." Onkel Ottos Gesicht ist ernst geworden. „Und du, Dixi?" Das Mädchm ist verlegen. „Ich, ach

. . . Onkel... ich .... mich geht das ja alles nichts an. Aber... ich habe auch keine Verbindung mtt drüben. Wir wollen die nme Zeit, die aus unserem Städtchm etwas Bedeutendes schafft, und drübm . . . die kleben am Alten." „Hm!" „Onkel, du bist doch auch ein nmzeitlicher Mensch?" „Das bin ich wohl!" „Du kommst doch von drübm, aus dem Lande der un- begrenztm Möglichkeiten?" Onkel Otto lacht für sich. „Ach Kind, dort drüben sind heute die Möglichkeiten auch so begrmzt wie hier. Das Geschäftemachen

ist schwer, wmn man als ehrlicher Ge schäftsmann handelt." „Darum hast du drübm wohl auch dem Geld ver- lorm?" „Ja!" spricht Onkel Otto beinahe fröhlich und zwinkert ihr immtet* zu. „So ists! Ich hatte spekuliert, alles auf eine Karte gesetzt, und eines schönen Tages war alles futsch." „Das muß dir bitter leid gervesen s'in, Onkel?" Onkel Otto wiegt dm Kopf nachdenklich. „Ich weiß nicht! Vielleicht! Das kann ich hmte noch nicht sagen. Das kommt auf die Zukunft an." Es ist ein gutes Verstehm

15
Zeitungen & Zeitschriften
Wörgler Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077771-9/1933/27_05_1933/ZDB-3077771-9_1933_05_27_4_object_8436776.png
Seite 4 von 6
Datum: 27.05.1933
Umfang: 6
ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urbeberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 24. Warum hat sich Onkel Otto mit dem Neffen Theo dor verkracht? Peter Lenz wollte es wissen, und er erfuhr es auch. Das Ganze hat sich so abgespielt. Auf dem Platze Theodors, wo er seine Baumate rialien untergebracht hat, sind neue Vorräte einge troffen. Fünfzig Säcke mit Kalk stehen brav nebenein ander. Und unweit von ihnein steht ein Sack mit Mehl. Theodor hat längst

alles Liebenswürdige Onkel Otto gegenüber abgelegt. Er behandelt ihn wie einen! Hand langer und nicht anders. „Otto!" „Ja!" „Ehe du den Sack Kalk auf den Bau fährst, schaffst du den Sack Mehl zu meiner Frau, verstanden?" „Jawohl!" „Du brauchst ihn nur vor das Haus zu setzen und meiner Frau Bescheid sagen. Das Menstmädchen mag ihn in die Wirtschaftskammer tun." Also spricht er und geht ab. Onkel Otto nimmt beide Säcke auf den Wagen und fährt dann mit dem anderen zum Bau. Dort entleert er den Kalk in das große

Becken und beginnt, ihn einzurühren,. Komischer Kalk! denkt der Polier und schaut in teressiert zu. Onkel denkt es auch und grinst innerlich. Und rührt unverdrossen. Der Polier kommt heran! und sieht Otto kopfschüt telnd zu. „Was ist das für ein! komischer Kalk, Otto?" „Ja, mir fällt das auch auf!" „Mensch, das ist doch keen Kalk nich! Det sieht man doch! Mensch, was hast du denn da gebracht? ' Das ist doch — Mehl gewesen!" „Heiliger Bimbam!" markiert Otto Schrecken. „Jetzt habe ich den Kalk

bei dem Chef abgeladen, und das Mehl — das habe ich eingerührt!" Auf dem Bau hat die Arbeit zehn Minuten ge stockt. Man konnte einfach nicht arbeiten- man lachte, daß die Seiten und der Leib weh taten. „Otto hat Mehl als Kalk eingerührt!" Man lachte bis Theodor kam. Als der erfährt. Flammen der Bedrückten Roman von Erich A. Mayer 43. Fortsetzung Sie findet ihn im Unterstand lang ausgestreckt lie gend, das Gesicht in den verschränkten Armen ver graben,. Sie wirft sich neben! ihn und redet ihn« an, sucht

Onkel Otto aus, wird ein Flegel, seine Wut artet so aus, daß er tätlich gegen Onkel Otto werden will. Onkel Ottos Gesicht ist mit einem Male todernst geworden. Er weicht nicht aus, als Theodor sich auf ihn stürzen will, als er aber ran ist und ihn vorn an der Brust packen und schütteln will, da gibt ihm Onkel Otto ganz, plötzlich unerwartet einen Kinnha ken, der Theodor die Luft nimmt, er taumelt, will sich halten, klappt zusammen und — wohin setzt er sich? Ausgerechnet in den Mehlpamps. Otto steht

16
Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077641-7/1933/21_01_1933/ZDB-3077641-7_1933_01_21_6_object_8455557.png
Seite 6 von 10
Datum: 21.01.1933
Umfang: 10
ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urheberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 9. Als Peter Lenz die Treppe Hinabstieg, stieß er unten im Flur auf Frau Antonie, die mit wütendem Gesicht herumlief. „Was wollen Sie hier?" rief sie Peter Lenz zu. „Wissen Sie nicht, daß Ihnen der „Grüne Kranz" verboten ist?" Der Ochsenwirr lachte dröhnend auf. Oben ging eine Tür auf. Frank rief herunter: „Antonie . . . ich bitte dich!" Peter Lenz hörte nicht mehr zu, was Mischen

den Ehe leuten gesprochen wurde, das übe.l'eß er d m Piccolo. Am nächsten Morgen war eine neue Köchin da. Sie hieß Mariechen Lengerich, war sehr schlank und dürr und hatte ungute, stechende Augen. Ihr Organ hatte eine Aehnlichkeit mit der Stimme dev Frau Antonie. Es war immer halb in Aufregung. Mariechen Lengerich nahm die Arbeit auf. Zugleich nahm auch Onkel Otto seine Arbeit auf. Im Schweiße seines Angesichtes, angetan mit der grünen Schürze des verflossenen „Friedrichs", putzte er früh um fünf Uhr

Schuhe. Dann half er der neuen Köchin, die zu komman dieren verstand. Er war ganz vergnügt. Beim Schuheputzen pfiff er ein Liedel, und als Dixi am Morgen ganz verlegen an ihm vorbeistrich, da nickte er ihr lustig zu, daß dein Mädel, das sich schämte, leichter ums Herz wurde. Am Morgen entwickelte sich zwischen der neuen Köchin und Onkel Otto ein ergötzliches Gespräch. „Na, Sie sind auch nicht mehr der Allerjüngste, Otto!"- „Fünfundsechzig, Mariechen!" „Daß sich der „Grüne Kranz" keinen jüngeren Haus

abhängig. Ich muß arbeiten, ich muß mich nützlich machen. „Fällt Ihnen das nicht schwer?" „Bewahre, so ein bißchen Arbeet, die ist wie das Salz zur Suppe! Ich habe meinen Humor, und damit kommt man schon noch! eine Strecke." Mariechen hat ihm nicht so recht geglaubt und hat die Madam gefragt. Frau Antonie ist wütend und hat sich daraufhin den Onkel Otto vorgenommen. „Ich wünsche nicht, daß Sie das Dienstpersonal über unsere verwandschaftlichen Beziehungen unterrichten", sagt sie scharf. „Ich liebe

unschuldig „Und im übrigen... Sie müssen mich jetzt Frau Käse bier anred en." „Madam klingt besser!" erwidert Onkel Otto sanft mit stillvergnügten Augen. „Madam. . . gut, das können Sie auch." Onkel Otto ist in Gnaden entlassen und Frau AntoNie sagt zu ihrem Gatten: „Onkel Otto ist vernünftiger wie du denkst, der arbeitet noch ganz gern. Der macht sich. Wir sparen Geld." „Wir müssen ihm doch Friedrichs Gehalt geben!" „Kommt nich in Frage, er soll erst mal die Verpflegung der vergangenen Wochen abarbeiten

17
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1938/15_10_1938/TIRVO_1938_10_15_5_object_7675688.png
Seite 5 von 24
Datum: 15.10.1938
Umfang: 24
Freizeit » Unterhaltung - Missen Miertthals Mitarbeiter erzählt Zur gahrestagimg der Lilienthal-Gesellschaft — Die Lehren de» vogelfluge» Otto Lilienthal In diesen Tagen hält die Liliienthal-Gesellschaft für Luftsahrtsorschnng in Berlin ihre Iahrestagang ad. Un ser Mitarbeiter besuchte aus diesem Anlaß einen ehemali- gen Mitarbeiter des großen deutschen Krftfahrtpiomers, der der Lilienthal-Gssellschafr den Namen gab. Störche gaben die ersten Fluganregungcn Ein Haus wie jedes andere in Berlin

-Wilmersdorf, Hildegardstraße Nr. 31. In der Hauswartloge findet man dort einen noch ungewöhnlich rüstigen Sechziger, dessen Augen zu leuchten anfangen, wenn man von Otto Lilienthal spricht. Es ist Paul ^Beylich, der einstige tap fere Weggenosse des großen Toten und letzte Ueber- lebende jener Generation erster Flieger. Aus den Er zählungen des wackeren Alten und den einzigartigen Originalanfnahmen aus jener Zeit, die er dem Besucher vorweist, gewinnt man ein klares Bild der Persönlichkeit Otto Lilienthals

, der, wie alle großen Erfinder seiner Zeit, im Geiste um ein halbes Jahrhundert voraus war. Als Söhne eines Tuchkaufmanns sind Otto und Gustav Lilienthal in der Kreisstadt Anklam ausgewach sen. Schon als fünfzehnjährige Jungens studierten beide die FlugLewegungen der Vögel und zogen daraus ihre Lehren. Besonders die in den Sümpfen der Umgebung zahlreich lebenden Störche hatten es ihnen angetan. Otto und Gustav beobachteten, daß sie stets gegen den Wind aufzusteigen pflegten, dieser also den Vögeln

den für den Anfang nötigen ersten Auftrieb verleihen mußte. „Virtuosen des billigen Lebens" Im Jahre 1862 konstruierte das Brüderpaar dann den ersten „Flugapparat" der Welt in Gestalt zweier einfacher Holzbrettchen von je zwei Meter Länge, die mit Riemen an den Armen befestigt wurden. Heimlich wur den damit vor den Toren der Stadt die ersten Flugver suche unternommen. Tagsüber aber ruhte das „Flug zeug" wohlverwahrt in einem — Kornfeld. Später gin gen dann Otto und Gustav Lilienthal nach Berlin, wo der erstere

Mechanik studierte. Beide hatten dort lediglich eine einfache Schlafstelle bei einem Droschkenkutscher und entwickelten sich, wie Lilienthal selbst einmal sagte, zu „wahren Virtuosen des.billigen Lebens". Otto brachte es schließlich zu einem kleinen Fabriksbesietzr, während Gu stav vorübergehend nach Australien ging. Schon 1874 hatten die Brüder Flugversuche mit gewölbten Flächen durchgeführt und deren Vorteile gegenüber den geraden klar erkannt. Im Jahre 1889 trat dann Otto Lilienthal

18
Zeitungen & Zeitschriften
Reuttener Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3073642-0/1930/02_05_1930/ZDB-3073642-0_1930_05_02_3_object_8212132.png
Seite 3 von 6
Datum: 02.05.1930
Umfang: 6
." Und mit übermenschlicher Anstrengung sich auf raffend, schwankte er durch den großen Raum nach seinem Zimmer, in das er sich einsperte. „Er ist wahnsinnig, der Unglückliche, er ist wahn sinnig geworden 1" klagte sie, Otto aber fühlte sich weniger mitleidsvoll und spähte forschend in dem Gemach umher. Annetta rang verzweiflungsvoll die Hände. „Was kann sich ereignet haben, was er uns ver bergen will ?" murmelte er leise. „Du hast doch gehört," erwiderte die Mutter. „Wenn er sich töten würde, so kannst du überzeugt

, die sich in dieser Schublade befanden, herausgeworfen haben, denn ich entsinne mich, daß ich sie vor einigen Tagen hingelelegt habe, aber . . ." Otto hielt plötzlich inne. „Aber — was ?" forschte die Mutter angstvoll. „Es ist überraschend, das Buch, jenes bestimmte Buch ist nicht mehr da." „Welches Buch?" „Das Buch, in dem ich an jenen Abend gelesen, an dem Herr Burg zu uns kam." Annetta machte eine hastige Bewegung. „Ja, ja, ich weiß von welchem Buche du sprichst, nun, und — —" „Ich legte

ereignet haben „Du bist klüger als ich und die Männer verstehen eine Menge Dinge besser als wir Frauen, sprich dich also unumwunden aus, sage mir, was du vermutest!" Otto aber schritt, ohne zu verantworten, in außer gewöhnlicher Erregund auf die Tür zu hinter der Salvatore verschwunden war. Er pochte und rief mit lauter Stimme : „Salvatore, Salvatore, mein Bruder, öffne, denn ich muß absolut mit dir sprechen." Vergebliche Bemühung, die Tür blieb fest ver schlossen, und man vernahm nicht das geringste

Ge räusch. „Salvatore, ich beschwöre dich, zu öffnen," wiederholte Otto dringend, aber keine Antwort er# „Er muß nicht mehr in seinem Zimmer sein," sagte Otto in höchster Bestürzung, „das Fenster seines Zimmers ist niedrig gelegen und geht nach dem Hof. Er ist ohne Zweifel durch dieses Fenster hinausge sprungen. Er ist ganz gewiß nicht mehr in seinem Zimmer." „Du täuschest dich, mein Sohn, er wird sich zu Bette gelegt haben und schläft wohl schon." „Nein, Mutter, er ist geflohen, ich bin ganz fest davon

stellen, ob das rückwärtige Fenster offen ist. Ist dies der Fall, dann ist er ohne Zweifel entflohen, wovon ich mich durch einen Blick in sein Zimmer leicht überzeugen kann.“ „Nun, so gehe in Gottes Namen.“ „Sofort.“ Otto verließ den Raum, und in heftiger Erre gung lauschte Annetta seinen sich in der Stille der Nacht verlierenden Schritten. Angstvoll wartete sie auf seine Rückkehr. Ohne eine Erklärung für die Erregung ihres Ältesten zu haben, fühlte sie instink tiv. daß abermals ein Drama

19
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1946/08_07_1946/TIRVO_1946_07_08_1_object_7692892.png
Seite 1 von 6
Datum: 08.07.1946
Umfang: 6
Presse veröffent lichte gestern den Text einer Angabe an die Pariser Außenministerkonferenz, in der Bul garien seine Ansprüche auf West-Thrazien gegenüber Griechenland erneut hervorhebt. In der Note wird die Notwendigkeit eines Zuganges zum Aeg*äischeh Meer für Bulga rien betont. Ferner weist das Memorandum die von Griechenland aua strategischen Grün den geforderte Berichtigung seiner Grenze mit Bulgarien energisch zurück. Die Sozialisten Wiens gedenken Otto Bauers Die achte Wiederkehr des Todestages

Otto Bauers wurde von den Sozialisten Wiens am Frei tag durch eine Kundgebung gefeiert, die des großen Toten der Sozialistischen Bewegung wür dig war. Bundespräsident Dr. Renner, alle sozia listischen Mitglieder der Regierung, Bürger meister General Körner, Altbürgermeister Seitz, sämtliche sozialistischen Stadträte Wiens, die Mandatare der Partei und der Gewerkschaft, Ver treter ausländischer Mächte, vor allem aber tau sende jener alten Vertrauensmänner der Sozia listischen Partei, die Otto, Bauer

so viel ver danken, wohnten der Feier im überfüllten Wiener Konzerthaussaal bei. Die Klänge der Leonorenouvertüre von Beethoven und ein von vier jungen Sozialisten ge sprochener Prolog leitete die Feier ein. Dann sprach Gabriele Proft, die während ihrer jahr zehntelangen Zusammenarbeit mit Otto Bauer viele persönliche Eindrücke gewann, die sie mit einer warm empfundenen Beschreibung der Per sönlichkeit des großen Führers der österreichi schen Sozialisten zusammenfaßte. „Otto Bauer", sagte

sie, „war ein großer Mann und hatte eine große Seele. Was wir rein menschlich von ihm lernen müssen, das ist, daß wir mehr Güte zueinander haben sollen. Wie jeder große Mensch, war Otto Bauer einsam. Aber der Schatten, den er hinterlassen hat, ver bindet den einsamen Toten mit den ungezählten Millionen der nach mehr Licht und Freiheit rin genden Proletarier. Otto Bauer lebt fort mit uns, er lebt unter uns, er lebt in der Unvergänglich keit der Weltbewegung aller Arbeitenden." Karl Czernitz, Leiter des politische

^ Schu lungsreferates der Sozialistischen Partei, wür digte die wissenschaftliche Leistung des großen Toten: „Durch den Mund und die Feder Otto Bauers sprach der wissenschaftliche Sozialismus zu den Arbeitern. Otto Bauer war der klassische Reprä sentant des Austro-Marxismus, jener besonderen Schule, die über so hervorragende Männer und glänzende Namen verfügt wie Karl Renner, Ru dolf Hilferding und Max Adler. Drei große Leh ren vermittelte Bauer: Die Lehre von der Nation, die Lehre vom demokratischen

20
Zeitungen & Zeitschriften
Reuttener Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3073642-0/1930/25_04_1930/ZDB-3073642-0_1930_04_25_4_object_8212011.png
Seite 4 von 6
Datum: 25.04.1930
Umfang: 6
verdient habe, ich werde folglich nun durch vierzehn Tage nichts „Schwätze keinen Unsinn und tue lieber, was man dir sagt,“ warf Otto ungeduldig ein. „Setze dich an den Tisch und iß.“ „Nein, ich bin ein schlechter Mensch, und dies mal, Mutter, darfst du mir nicht verzeihen. Du, Otto, solltest ihr das auch einschärfen.“ Otto zündete eine Kerze an, trug sie nach dem Zimmer seines Bruders und kehrte dann zurück, um diesem nochmals den Arm zu bieten. „Wie hat er es nur getroffen, in diesem Zu stande

nach Hause zu kommen,“ murmelte Otto vor sich hin. „Warte, Otto,“ sprach der Trunkene, plötzlich lebhaft werdend, „ich will, daß ihr wenigstens wißt, weshalb ich getrunken und gespielt habe.“ „Das kannst du uns morgen erzählen.“ „Nein, heute abend noch, ich will, Mutter, daß du es erfährst, es war nicht meine Schuld. Ich habe mich wie ein Spitzbube benommen, im Grunde genommen, bin ich aber doch ein solcher, will es nicht sein, weil ich dein Kind bin, und du sollst mir nun gehören. Auch du, Otto

. „Nun also, da du dir einmal in den Kopf gesetzt hast, uns die Geschichte zu erzählen so setz’ dich wenigstens nieder,“ sprach Annetta mit gütigem Lächeln. „Nein, ich will vor dir knieen, Mutter,“ antwor tete Salvatore mit dem ganzen Eigensinn eines Trinkers. „Sei doch kein Dickkopf und stehe auf, da ich es wünsche.“ „Ich gehorche, Mutter, denn du bist die Herrin.“ Taumelnd erhob er sich und ließ sich auf einen Stuhl nieder, den Otto für ihn zurecht gerückt. „Nun, tätest du besser daran, zu essen,“ bat die Mutter. „Nein, unmöglich

eingeschüchtert starrte der Trunken bold seine Mutter mit entsetzten Augen an. „Ein schlechter Sohn — ja du hast recht, wenn du mich einen solchen nennst! - Ein schlechter Sohn I“ Otto legte sich ins Mittel, denn er wußte nur zu gut, wie furchtbar peinlich diese Szene seiner Mutter sein mußte. „Komm, Salve,“ sprach er, „gehe in dein Zimmer und leg’ dich nieder. Morgen wirst du es bedauern, daß du der armen Mutter so viel Schmerz bereitet hast.“ „Glaubst du, ich empfinde keinen Schmerz ? Alle Welt trägt

so weh tut. Als der Wagen wieder fortfuhr, sagte mir die hübsche Blumenhänd lerin : „Das ist auch eine, die es versteht! Daß sie wieder heiraten kann, hat sie auch nur den Umstand zu verdanken, daß sie so rasch und unversehens Witwe geworden.“ Annetta stieß einen Schrei aus und Otto trat hastig auf den Bruder und sprach in gebietendem Ton : „Willst du wohl still sein, du Trunkenbold ! Nun gehe augenblicklich in dein Zimmer!“ Salvatore aber blickte ihm unverwandt ins Ge sicht und erwiderte frech

21