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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 11.01.1890
Umfang: 8
ihm beide Hände. „Danke, Oskar, für diesen Weihnachtsabend!" Er küßte ihre willigen Hände. Sie sah ihm nach, wie er stattlich hinaus schritt, und ein gar freundlicher Blick wars, und es lag etwas darin wie ein stiller Segen über ihn. # * Der Lieutenant saß auf einem Strohstuhl am flackernden Herdseuer und rauchte aus seiner kurzen Feldpfeife. Noch hatte er nicht schlafen können. Es kam ihm vor, als sei er auf Vorposten, und schlafen bringe schwere Strafe. Sein Herz in ihm brannte. Er dachte

brannten ihre Lippen auf den seinen. „So, Geliebter, nun habe ich dasselbe Nebel gethan! — Nun geh' — und komm nicht wieder!" Er senkte das Haupt aus ihre Schulter; noch lag ihre Hand um seinen Hals — „ja, komm wieder; aber morgen erst, wenn wir heimsahren sollen —" „Und dann bleiben wir immer, immer zusam men?" flüsterte er. „Immer!" „Und Du wirst mein Weib, Julie?" „Ich werde es — nun geh'! Nein, noch einmal küsse mich — Oskar, Oskar!" Er kniete noch vor ihr. „Julie

, ich habe Dir nichts zu Weihnachten ge schenkt— hier nimm dies; gib mir die Hand, die liebe, liebe Hand — hier an den Finger; nein, er ist zu groß; trag ihn an Deinem Herzen, den Ring." „Du wolltest ja gehen Oskar —" „Julie, Du hältst mich ja fest „Sonst glaube ich, daß ich noch träume — brich mir ein Reis von dem Tannenbaum, wenns Wahr heit ist —" „Hier!" Flüsternd ging die Rede zwischen ihnen. „Jetzt geh —!" „Warum?" — Der Kuckuck trat aus seinem Haus. „Ein Uhr!" „Die Lerche war's, urrd nicht die Nachtigall —" „Darum heißest

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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 6
Datum: 23.10.1880
Umfang: 6
, indem er sich zu folgenden Bemerkungen veranlaßt sieht: bestätigen. waS Dir schon der Vater gesagt hat und waS Du nicht glauben wolltest, Graf Broderode ist nicht todt. Die LVunde war allerdings lebensgefährlich, aber der meisterhaften Hand eines berühmten Wundarztes ist es ge lungen, den Grasen zu retten, Graf Broderode ist sap ganz wieder hergestellt und befindet sich mit Dir unter einem Dache.' „Sprichst Du wahr, sprichst Du wirklich wahr, Oskar ?!' rief Äeobald mit einem freudigen Herzen, das von einer Centnerlast

befreit zu sein schien. »Ich rede die Wahrheit und den Grafen Broderode kannst Du noch heute schenbetonte Oskar. „Aber so erkläre mir doch die näheren Umstände, warum Gras Broderode im Schlosse sich aufhält?' .Gras Broderode,' berichtete Oskar, „lag zum Tode verwundet ohne genügende Hilfe und Pflege in dem elen den Gasthofe. Zur Vornahme der Operation sollte er nach K., drei Stunden von hier entfernt, gebracht werden und zwar so schnell als möglich. Niemand konnte dasür «inen geeigneten Wagen stellen

das 7. Schützengabenschießen auf dem Weit schießstande !n Haslach statt. Erforderlich ist das Normalgewehr. Die Vorstehung. denn durch eine wunderbare Fügung das Schreckliche ver hindert worden. Ich will den Grafen Broderode sehen, Oskar, ich will mich mit ihm aussöhnen!' „Aber er ist doch noch Dein Nebenbuhler,' wandte Oskar mahnend ein. „Jetzt nicht mehr!' rief Theobald, ohne fein Antlitz zu verändern. „Ich habe in den letzten Wochen erfahren, wohin die maßlose Leidenschaft führt, zum Elend und zum Verderben. Ich gönne dem Grafen

Broderode fein Glück an Gabrielens Seite!' „Nach der Aussage GabrielenS brauchst Du das nicht einmal zu thun,' sagte Oskar mit fast scherzender Stimme. .Was bedeutet das?' frug Theobald hastig und tief errötheud. „Nun,' sagte Oskar kaltblütig, „Gabriele hat mir wiederholt betheuert, daß ihr, was 'Herzensangelegenheiten betrifft, der Graf Broderode gleichgiltig, sie habe ihr Herz einem Anderen geschenkt.' „Und wie heißt der Andere?' frug Theobald hastig. „Ich riskir's Dir zu sagen,' meinte Oskar

in launiger Weise. „Gabriele Mchte den Freiherrn — Oskar von Königshof zum Gemahle, wenn dieser sie haben mag.' „Wie ist diese rasche Wendung möglich gewesen?' frug Theobald lebhast. „Ich habe Gabrielen, die wir Me in einem argen Verdacht hatten, vor ihrer Abreise in ein scharfes Verhör genommen und da ist es zu diesem Geständmß gekommen; ob es wirklich wahr ist, das wage ich selbst noch nicht zu glauben,' entgegnete Oskar. ,O, dieses räthkelhaste Mädchen!' rief Theobald. (Bozner Feuerwehr.) Montag

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Bozner Zeitung
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Seite 3 von 4
Datum: 27.10.1880
Umfang: 4
von den Höhen deSPiedi- castello uns mit einem großen Zapfenstreich von Seite dex RegimentS-Copelle eingeleitet, welche nachdem sie diA belebtesten Straßen durchzogen, dem Herrn Be- zitkshauptmaiili. Hosroth von Rungg und dessen Frau Gemahlin^ welche in Vertretung Ihrer königl. Hoheit Prinzessin Stefanie von Belgien» die Stelle als Fah- g^h:',Ärstelk - ich ^ habe^gmy versäumt, im Hause ihres Voters meinen ^Bisuch^u^mSiSik.' Graf W. nickte beifällig und Baron Oskar stand eine halbe Minute später

vor Gabrielen, eine tiefe Verbeugung muhend. Gabriele, welche bei der großen Menge der Gäste den Baron OÄar auch noch nicht gesehen hatte, wurde durch Ins plötzliche Auftauchen OSkars in eine hold selige Verwirrung pebracht. Sie reichte ihm fast zitternd die Hand und die übliche Begrüßung zwischen Gabriels und Oskar fand statt, worauf Oskar Gabrielen die Ur sache seiner Anwesenheit aufklärte. GSbimtt war. sehr schweigsam und Den' flqOskar gegenüber ^n fort»^ währender Verlegenbtit zu. befinden, aus Ursachen

, die leiOlnraHm v»>en, - 'deiilr' 'offenbar wollte ^ Gabriels gern etlyaS über die Schicksal; der Personen wissen, denen sie'em^sil löwHchländ so nähe stand, 'aber sie w'-tgte) aus Furcht, Schreckliches zu ersahrm, nicht'zu fr?M- Oskar machte dieser Situation ei» Ende, indem er brMn' den Arm zum Tanz b ot und bald drehte sich nach de^ Klängen des WahnsemHaar^ weiHes^e^ill^eMme° Ausmerksamkeit auf sich zog. Nach dem Walzer flüsterte Oskar Gabrielen in's Ohr: ^ . M -'shKnchmssu M n. M. wo>>elle oe Durandot

, gestanen sie mir eineumerredung unter vier Augen.' « Gabriele wnrde aus'S Neue verlegen, doch sagte sie entschlossen: .Gehen wir in einen der kleinen Nebensäle, dort können Sie mir sagen, was hier Niemand hören darf.» Oskar führte Gabrielen in einen der kleinen Salons wo» du ° tanzeüde»«DaMn ' und Herren sich auszuruhen nenmutter' 'Übernommen hatte/nn Ständchen brächten. Der datauffölgende Tag, vom herrlichsten Wetter be günstigt. wurde ebenfalls mit Pöllerschüssen begrüßts Vormittags versammelten

WeiMllteT^A^einer.ÄAhMrmerei über meine unglückliche Neigung zu Ihnen hatte ich es niedergeichrie» be?. M>. später iß es mi.r< abhanden gekommen, ich trug ^ es mii^mir Munr inÄ»' eS^waVqWnliH im» Garten^ Jbres väterlichen Schlosses verloren.' >' AntH'.MAvh tiem, der imMsinNigk Nfthmnf. des Grasen. Broderode wP-jetzt sonnenklar. ..Ich danke -Ihn«» 'herzlich^Kr 2Jhee ^Dssenheit.' sagte Oskar mit Wärme zu Gabrielen und erzählte ihr, daß Graf Brode- rodedaS Billet damals gefunden, es aus sich bezogen

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Bozner Zeitung
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Seite 1 von 4
Datum: 11.10.1880
Umfang: 4
und Oskar beruhigten sich daher auch bald über diesen Punkt des Duells und nun kam die Frage nach dem Sekundanten. ^ Eswar keine lange Wahl möglich: In einer halben Stunde sollte das Duell statt finden und wenige Edelleute, waren im Schlosse. Theobalds Vater konnte nicht Sekundant« sein, ebensowenig TheobatdZ Onkel, der Oberst von Königshof, in dessen Regimente der Graf Broderode als Rittmeister diente, die-Wahl, konnte daher nur ans Oskar, den Bruder Theobalds fallen. OSkar verzog keine Miene, als ihir

nahe, daß, wenn Theobald im Zweikampfe mit dem Grafen Broderode fiel, Oskar an Theobalds Stelle treten würde, um die schwer beleidigte Schwester zu rächen. RathloS stand der Graf Königshof eine Weile da. dann winkte er Oskac zu sich, ergriff mit stürmischer Zärtlichkeit dessen beide Hände und sagte in erregten Worten: „Versprich mir, Oskar, mein liebster Sohn, daß Du, was auch geschehen möge. Dich in keinen zweiten Zweikamps mit dem Grasen Broderode be geben wirst,' „Sorge Dich nicht, Vater

! erwiderte Oskar sanst und mit Rührung. »Dein Wille wird ersüllk werden, ich kenne meine Pflichten gegen Dich.' — Hieraus umarmte der Graf Königshof herzlich Oskar und dann auch Theobald, dem er auch einen Kuß auf die Stirn preßte und verließ, sich mit Gewalt zwingend, seine Söhne. > Theobald und Oskar begaben sich hierauf nach dem Was- sensaal und wählten dort unter den vielen vorhandenen Säbeln und Degen, je zwei vollständig gleiche Kavallerie- Säbel- aus, deren Klingen scharf und tadellos

waren. Ein Diener trug in einer Umhüllung die Waffen nach dem be zeichnete» Gasthause und auch Theobald und Oskar, die noch einiges Verbandzeug mit sich nahmen, begaben sich unmit telbar darauf nach dem Gasthause. DoU^Mrden sik von dem Onkel des Grafen Broderode empfangen ^ und dem Baron Veley in einem abgelegenen Zimmer empfangen, in welchem sich auch der Graf Brode rode befand. Der Baron Veley machte Theobald und Oskar darauf aufmerksam, daß es nicht gut angehen werde, in diesem Gasthause das Duell abzuhalten

. Der Wirth mache Schwierigkeiten und dann könne man diesem Manne doch auch leine Fatalitäten, die er von der Polizei wegen des Duells haben könne, zumuthen, er schlage daher im Eia» Verständniß mit dem Grasen Broderode vor, das Duell, im Freien auszusechten, vielleicht in dem nahen Walde. Theobald und Oslar waren sofort mit diesem Vorschlage einverstanden und >0 wenig auffällig als möglich begaben sich Theobald, Oskar, Graf Broderode und Baron Beley, sowie der Diener, welcher die Waffen trug

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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 25.10.1880
Umfang: 4
zu philojophiren. „Wir wollen heute auch plaudern,' sagte Oskar scher» zend, „aber von einigen ernsten Dingen, liebe Schwester.^ Anna sah ihren Bruder verwundert an, denn sie ahnte nicht, welche Richtung sein Gespräch annehmen würde. „Es haben sich nämlich in letzter Zeit in unserem Schlöffe Geheimnisse und Wunder vollzogen,' fuhr Oskar fort, „von welchen Du keine Achnung hast, Anna.' „Du willst wohl einen Schabernack mit mir treiben, um mir meine Schwermuth zu verjagen,' entgegmte Anna. „Schabernack?!' rief

Oskar, „Schabernack, ein Scha» bernack ist's nicht, was ich vorhabe, aber den Schabernack des Schicksals, der Dich heimgesucht hat, will ich Dir auf klären, dazu bin ich heute gekommen.' Anna wurde ernst, sprach kein Wort und setzte sich am Fenster nieder, auf die ferneren Worte ihres Bruders wartend. — Oskar hMe sich seinen Plan, auf das Gemüth Anna's versöhnend einzuwirken und dieselbe mit den ihr unbekann ten Ereignissen vertraut zu machen, gut ausgedacht, aber bei der Haltung, die Anna schon

bei der leisen Berührung dieses Thema's zeigte, begann der junge Diplomat doch an dem Erfolge seiner Beredtsamkeit einem schwer gekränk ten weiblichen Herzen gegenüber zu zweifeln, fein Plan mußte aber doch wenigstens versucht werden.' „Meine theuere Schwester,' begann Oskar, „ich möchte zunächst bei Dir die Hoffnung erwecken und stärken/ daß Gabriele wahrscheinlich die Verrätherin und Heuchlerin Dir gegenüber nicht gespielt hat/ich habe manchen Beweis für die Wahrscheinlichkeit, daß Gabriele mit dem Grasen

Broderode kein Verhältniß unterhalten hat, welches diesen zu jenem Schritte veranlaßte.' „Wie willst Du das beweisen, Oskar?' fragte Anna, Welcher die Worte Oskars doch wie Balsam für das be trogene Herz erschiene». „Nun,' antwortete Oskar, „Gabriele, hat in der Un terredung, die ich vor ihrer Abreise mit ihr hatte, mit großer Entschiedenheit ihre Schuld in Abrede gestellt Mb den Grafen Broderode als Zeugen dafür gefordert.' „Sie behauptet also durch kein Äort und keine Zeile den Grafen Broderode

zu jenem Schritte aufgemuntert zu haben?' fragte Anna scharf. „Dies behauptete sie mit Beharrlichkeit,' betonte Oskar. „Freilich war der Gras Broderode im Besitze eines kleinen Gedichtes, welches von der Hand Gabrielens geschrieben ist, aber der'Gras Broderode hat erstens selbst erklärt, daß er das Billet nicht direkt von Gabrielen empfangen, sondern bei einer zufälligen Begnung mit Gabrielen im Gartm am Fuße der Bank, wo Gabriele gesessen, gesun den habe. Der Graf Broderode hat Damals den Inhalt des 'BilletS

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Bozner Zeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 31.12.1880
Umfang: 8
als ihre Aufgabe betrachtet, durch deutschen Geist und deutsche Bildung das einigende Band für die Nationa litäten zu schaffen, welche der Szepter der Habsburger Eine hochmoderne Weihnachtsgeschichte. Und Oskar nahm zweimalhunderttausend Gulden aus der Kasse und verschwand. Christoph Kolumbus, habe Dank für das Asyl, das Du für uns entdeckt, für uns AuSgestoßene der bürgerlichen Gesellschaft, Geächtete einer Gesetzgebung starrer Herzlosig keit, Verworfene aus freier Wahl, Verbannte aus eigenem Entschluß

. An Deinen freieren Gestaden will ich frei sein, und reich inmitten Deiner Reichthümer. Oskar hatte seine Zeit gut gewählt. Er hatte drei Tage Vorsprung. Und alle Maßregeln waren getroffen, die auf einen Selbstmord deuten konnten. ES mußte ihm glücken. „Liverpool!' rief der Schaffner. Der Zug hielt. Man stieg aus. Oskar verließ leichten Schrittes das Coupse; in wemgen Stunden sollte er in Sicherheit sein. Und doch, feltsaineS Gefühl; wenn man sich verfolgt weiß, sieht man sich auch überall verfolgt. Er wischte

sich ins dichteste Gewühl,, um-unbemerkt zu bleiben. Einmal fuhr er un willkürlich nach seinem Barte, den er doch hatte abnehmen lassen ... ihm war einen Augenblick gewesen, als sei ,der große schwarze Bart plötzlich wieder aus seinem Kinn her, vorgeschossen in voller Länge, um ihn im letzten Moment zu verrathen. Nein, es war eine thörichte:Regung gewe sen ; der Bart war weg, bis auf seine dunkle, bläuliche Spur. Vorwärts,-Oskars Du bist ja in'Sicherheit. Nie mand kennt Dich hier. Muth! ' Oskar rief einen Cab

herbei und fuhr direckt nachdem Hasen. Da lag der englische Dampfer, der in zwei Stun den nach Amerika abgehen sollte. Dort der amerikanische, der erst um Mitternacht die Anker zu lichten hatte. Warte die paar Stunden bis Mitternacht, Oskar, Dich kennt ja Niemand in Liverpool. Ein amerikanisches Brett unter den Füßen ist für Dich sicherer als ein englisches. Und Oskar löste sein Billet im Bureau des Amerikaners. »Hin und zurück ist um zwanzig Percent billiger,- bemerkte der Billeteur. Nein, Oskar

! Wird überhaupt spio- nirt, so wird es gewiß da am meisten. Oskar vertiefte stch in'S Gewirr der Straßen. Alle Kaufladen waren zu, wenig Leute eilten durch das abend liche Dunkel, meist mit einem Packet beladen. Desto lusti. ger schien es in den Häusem zuzugehen. Greller Lichtschein drang aus zahllosen Fenstern, und frohes Gelächter, Heller Kinderjubel. Und unter vielen Fenstern blieben außen ver mummte Kindergruppen stehen und sangen uralte, einfäl tige, rührende Lieder für goldene Nüsse und Kuchenstücke

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Bozner Zeitung
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Seite 1 von 4
Datum: 07.10.1880
Umfang: 4
. (5. Fortsetzung.) Statt der blauen Augen hatte der Freiherr Oskar braune Augensterne, die für gewöhnlich eine gewisse Melancholie zeigten, aber sehr häufig auch Leben und Feuer durchblitzen ließen. Leiät gewelltes dunkelbraunes Haar zierte Ostars Haupt, die Form seines Gesichts. daS von einem mäßigen Vollbarte umrahmt war, erinnerte an den Typus der alten. Römer. Wundem konnte Man sich Äber OskarS feine, kleine, weiße Hände und noch mehr über feine' kleinen, feinstge- formten Ohren. O-kar war von ziemlich

' großer Gestalt, aber wenn er feurig wurde, schien seine Gestalt noch um einen halben Fuß zu wachsen: O-kar sprach für gewöhnlich Nicht inet^ er ließ lieber andere sprechen und hörte mit Ruhe, ja mit Kälte an, was man sprach; ergriff er aber selbst das Wort^ dann Mach er mit einem eigenthümlichen Nachdruck etwas Durchdachtes, -etwa» Ueberzeügendeh aus/gewöhnlich? gefallen? Äihten immer'die Blicke b'tS alten Grafen au^ Oskare «>»»» '^skar'Äar ein'tLibtioer iunaer wenn dieses sprach. 'OSkar-Äar

ein'tüchtiger junger Dihlo^' mDÄd Win'ÄMsem^ schwierigsten alter 'Lebensberufe mehr noch 'älS d'trBajir'zu'i^ien,''^'i>ies« Genugthuung las man deutlich aus den Blicken deS alten Grafeiu' ES war eine Freude, Oskar spreche,!, zu hören, wie er ohne jede Trivialität/ ohne feizeAbschw^ifung von Peters burg und Rom erzählte, wo er sich in diplomatischen Dien» sten in letzter Zeit aufgehalten hatte. Mehr als einen Blick hinter die Coulissen des politischen WelttheaterS hatte Oskar auch schon gethan, dies ging

in seinen Worten inne und zeigte sich auch im Privat» geipräche wie ein ächter Diplomat. Der Freiherr Oskar von Königshof gehörte zu jener auserlesenen Klasse der Menschen, die nicht nur als etwas Besonderes erscheinen, sondern die eS auch wirklich sind, die nicht nur etwas In teressantes bieten, sondern auch dauernd zu fesseln vermö gen. Müßte unter diesen Umständen der Freiherr Oskar hberall, wo er gekannt wurde, den besten Eindruck machen^ so' war dies bei der ' Jugend und dem Jungge elkenstant e Oskars

am meisttn Sei der aristökräiischen Damenwelt der' Fall' sik deren heirathssähige Mitglieder der hochgebildete und talentvolle junge Diplomat, der noch dazu Aussi.st hatte, einmal einen der höchsten Ehrenposten im Staate einnehmen zu können, eine sehr begehrenSwerthe Partie sein müßte. WiM^gaG/ HoWiunktn^ und' Pläne hatten bis jetzt hei'dem Freiherrn Oskar aber wohl gar keinen Elfolg ge- havk^wenigMnS konnte sich Niemand im Kreise feiner Be- kanntÄ lähmend von irgendeinem zarten Verhältnisse Oskar'S

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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 31.12.1880
Umfang: 8
: eS ganz und gar ruiniren. Ob der Pole Dunajewski weiß, was uns noththut? Wir zweiseln; aber unsere Abgeordneten find da, eS ihm zu sagen. Sie mögen also ihre Pflicht thun. die Brusttasche voll Geld, ein freier, reicher Mann.. . - Hast Du nicht die schönsten Weihnachten in ganz Liverpool ? Ein leises Weinen in der Nähe störte ihn aus. Ein etwa vierjähriges Kind kauerte verlassen, verzweifelt auf einer Treppenstufe und schlotterte vor Kälte. „Armer Wurm!' sagte Oskar. E» that ihm so wohl, fremdes

Un glück zu sehen, das ihn von seinem eigenen ableitete. Er trat zu dem Kinde hin und fragte es, warum es weine, wer seine Eltern seien und ob es heim wolle. Das Kind weinte sort und antwortete nicht. „Das ist eins, woran Christkindlein ganz vergessen hat.' murmelte Oskar spöt tisch, als habe er die göttliche Güte aus einen Fehler er tappt. Er hob das Kind auf und bemerkte ein Blechtäfel- chen an dessen Halse. Kleinen Kindern hängt man in den großen Städten Englnnds die Adresse um den Hals

.) Oskar hatte sich freiwillig in die Höhle des Löwen begeben. „LegeKohlen auf, Mama, denGentleman friert,' sagte eins der Kinder. Nur mit Mühe konnte Oskar einige Worte der Erwie derung stammeln. - ' „Ach, Sie find fremd hier, Sir, sind kein Engländer und sprechen unsere Sprache schlecht,' bemerkte der Police mann. „Aus welchem Lande kommen Sie, wenn ich frage« darf?' „Aus . . . der Schweiz,' stotterte Oskar, nach Fas sung ringend. „Aus der Schweiz! So weither! Und am Christabend

nicht bei -den Seinen zu-Hause, das ist hart.- Das muß harr sein sür Sie, Sir, denn Hie müssen ein gutes. Herz, baden.; W stehst KHjtieS! 6«dkrn Mgetü UWjGGMk Er sprach nicht weiter. Mit zitternder Hand setzte er den Helm wieder auf. Seine Lippen zuckten in höchster Aufregung und seine Augen hingen starr an den Zügen O-kars. Oskar ließ sein Glas fallen, daß es in Scherben ging und sank stöhnend in den Lehnstuhl zurücke Erschreckt, suhren die Kinder zusammen,, die Mutter starrte verblüfft aus die unbegreifliche Scene

. Der Policemann aber, der mitilerweile nach hartem Kampfe seine Ruhe wieder ge wonnen hotte, zog eine Photographie aus der Brusttascke. Oskars Photographie. I „Kohlschwarze, ungewöhnlich buschige Brauen,' sagte der Policemann, das Bild mit Oskars verzerrtem G-sichte vergleichend, „tiefliegende schwarze Äugen, leichtgekrümmte Nase, dichtes schwarzes Kraushaar, ungewöhnlich schöner, schwarzer Vollbärt . . . - ' i «Ich hab' ja keinen!' rief Oskar krampfhaft. „Sie haben ihn rasirt, Sir,' und die Farbe der Haut

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Bozner Zeitung
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Seite 1 von 6
Datum: 23.10.1880
Umfang: 6
einen Monat nach der Zeit, zu welcher die Hochzeit Anna's von Königshof mit dem Grafen Curt von Broderode durch daS fatale Ereigniß unmöglich ge worden war. saßen der Graf und die Gräfin Königshof mit ihrem jüngeren Sohne, dem Freiherrn Oskar, im Schloßgarten. Wenn die gräfliche Familie auch noch nicht, wie man an den Gesichtern sehen konnte, ihr altes Glück und ihren früheren Frohsinn wiedergewonnen hatte, so war von ihr doch der Gram und der Schmerz gewichen, den sie anfangs über daS mannigfache

ist im Allgemeinen gut geeignet. Deine Mission zur Ausführung zu bringen. Dich haben auch alle drei Patienten wenig zu sehen be kommen und Dir glauben Sie eher als uns. denn, was ich und die Mutter sagten, waren sie nur zu sehr geneigt, als Worte hinzunehmen, die den Thatsachen nicht entspre chen, sondern nur zur Beschwichtigung dienen sollen.' Oskar erhob sich bald und indem er nach dem Schlosse ging, sagte er: „Ich hoffe Euch bald gute Nachricht brin gen zu können.' Oben im zweiten Stocke des Schlosses

töotlich niedergestreckt zu haben, und die Tröstungen rseiner Eltern, daß Graf Broderode noch lebe, hielt er nicht der Wahrheit entsprechend, denn er Hütte ja selbst den Grasen Broderode zum Tod« verwundet am Boden liegen sehen. — Es klopfte an der Thüre des Zimmers des Grasen Theobald und auf die Einladung desselben trat der Frei herr Oskar herein und erkundigte sich mit theilnehmenden Worten nach dem Befinden des Bruders. Theobald dankte sür des Bruders Theilnahme und constatirte, daß er sich fast

ganz wieder gesund fühle, aber das wehmüthige Aul- litz des Reconvalescenten ließ nach dieser Richtung kein vollständiges Vertrauen auskommen. „Du bist körperlich wieder hergestellt.' sagte Oskar, .aber Deine Seele. Dein Geist ist noch krank und ich will heute Dein Seelenarzt sein und hoffe Dich vollständig zu heilen.' Theobald lä chelte wehmüthig und ungläubig, aber OSkar fuhr fort: »Ich habe Dir zwei sehr wichtige Mittheilungen zu ma chen. die Deine Seele gesund mach«» müssen. Ich glaube

, daß Du beute ohne Schaden für Deine Gesundheit Alles erfadren kannst.' Theobald war noch immer von -einer tiefen Schwer- muth beherrscht, aber er sagte doch mit fester Stimme : „Sprich. Oskar, ich kann Alles hören, mein Geist ist in der letzten Zeit schon v'el von derartigen Gedanken ge quält worden, daß mich schwerlich noch etwas überraschen kann.' — .Nun,' begann Oskar, „ich muß Dir wiederholen und

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Bozner Zeitung
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Seite 1 von 4
Datum: 20.10.1880
Umfang: 4
Oskar die Rechte entgegenstreckend, Mit von Wehmuth erstickter Stimme: .Leben Sie wohl, Oskar, möge eS Ihnen und den Jhri- . en Wohlergehen und mag daS Schicksal Alles so lenken. daß Sie und die gräfliche Familie anders von Gabrielen be Duranbot denken, als es jetzt der Fall ist!' „Ich wünsche dies auch von Herzen,' erwiderte Oskar und legte seine Hand in GabrielenS Rechte. — Gabriele war in diesem Momente sehr aufgeregt, eS schien, als wenn sie fich auf immer von ihrem erträumten LebenSglücke

abwenden müßte und fich ganz ihrem Schmerze überlassend, preßte sie einen Moment Oskars Hand an ihre Lippen und eilte dann die letzten Stufen hinab, wo der Wagen hielt. Der sichtlich überraschte Oskar war kaum im Stande, ihr zu folgen, und als er an den Wagen herantrat, saß Gabriele bereits nebst dem Kammermädchen auf den Sitzpolsteru, Oskar wünschte noch Gabrielen eine glückliche Reise und winkte dem Kutscher, daß AlleS zur Abfahrt fertig sei. Zwei mulhige Pferde zogen an und in wenigrn Augenblicken

war der Wagen verschwunden. Oskar blieb an dem Portale noch einige Sekunden sinnend stehen und kehrte dann eiligst in das Schloß zurück, um dem Vater die vollzogene Abreise GabrielenS anzuzeigeu. DaS Schloß, Königshof erglänzte in der Abendsonne. Goldig glitzerten die der Sonnenseite zugewandten Fenster und Kuppeln. weit hin die Augen blendend und purpurn gefärbt war der terassenförmige Schloßgarten, in Purpur gehüllt erschien dit gauze Landschaft. aber die herrlichste Majestät des Purpur» der goldene

Theobald lag im Fieberwahnfinn nnd Freiherr Oskar befand fich in eiuem höchst unbefriedigenden Zustande. Sein Geist kämpfte mit den denkbar stärksten Grundsätzen und der junge, tiesgebildete und loelterfahrene Diplomat sah sich einem Räthsel gegenüber, welches er weder mit der Schärfe seines Geistes, noch mit dem Wohlwollen seines HerzenS zu lösen vermochte. Zuweilen erschien ihm Gabriele unschuldig und rein wie ein Engel, wenn er sich aber den verhängnißvvllen Schritt des Grasen Broderode vergegen

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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 18.10.1880
Umfang: 4
auf diesem Wege nicht sslgen, schon weil sie den Sultan Sie wohl Abstand und haben Sie sonst einen Wunsch, so bitte ich darum.' Wider alles Erwarten zeigte sich Gabriele nach diesen Worten des Freiherrn von Oskar wie umgewandelt. Sie erhob sich, wischte die Thränen aus ihren Augen und er» klärte mit Entschiedenheit: „Bester Baron! Ihre Theilnahme ist für mich sehr wohlthuend, aber mein Schmerz ist nicht von der Art, wie Sie zu vermuthen scheinen. Ich bedaure in dem Tode des Grasen Broderode nicht den Verlust

nach diesen Worten Gabriele und Oskr sand einige Momente Zeit, über das Benehmen des räthselhaften Fräuleins nachzudenken und das Haupt über die Widersprüche, die er in dem Wesen GabrielenS bemockt zu haben glaubte, zu schütteln. ES währte auch nur eine kleine Weile und Gabriele kehrte im Reisecostüm zurück, mit bleichem Antlitz, welches viel Summer unb Herzeleid zu verrathen schien. Ein An fing ,von Freundlichkeit jedoch erglänzte auf GabrielenS Gesichte, als sie Oskar wieder gegenüberstand und sie be» ganz

, als es ihr bei mir oder in Paris gefällt.' „Diese Bitte würde Ihnen von Ihrer Frau Mutter ge wiß nicht verweigert werden und deßhalb mag das Mädchen getrost mit Ihnen reisen', entgegnete > Oskar. „Ich habe das auch vorausgesetzt', fügte Gabriele hinzu, »denn Auguste hat gleich wie ich bereits ihre Sachen gepackt und ist eben hinuntergegangen in den Schloßhof. Indessen bin ich Ihnen sür die Güte. Ihrer Frau Mutter herzlich dankbar.' Oskar öffnete jetzt die Thüre und bot Gabrielen den Arm zum Geleit. Ohne eine Silbe zu sprechen

, schritt er dann mit Gabrielen die weitm Vorsäle entlang Md die breite Schloßtreppe hinab, an deren letzter Stufe der Wa gen hielt, welcher Gabrielen zur nächsten Stadt bringen sollte, von wo dieselbe ihre Weiterreise nach Paris fortzu setzen beabsichtigte. In der Vorhalle, welche durch sechs breite Stufen von dem Hofraume getrennt war, blieb Gabriele stehen, löste ihren Arm aus demjenigeir Oskars und blickte denselben mit ihren wunderbaren, großen Äuge» lange und schmerzlich in's Antlitz. Oskar hielt

bei ihm einen schlechten Ruf zu hinterlassen.' Oskar schien um eine Antwort im Zweifel zu fein, aber antwortm^mußte und wöllte er und er sagte deßhalb ohne ' jede Härte. mehr im Tonedes Wohlwollens: „Mich und , die Meinen trifft keine Schuld, daß Alles so gekommen ist, wie es eben kam, auch wir müssen die bittere Conse- quenz eines düsteren Verhängnisses tragen. Fassen Sie Muth, Gabriele, für Sie ist bei dem Unglück Alles oder ' — Nichts verloren und jedenfalls werden Sie in Ihrer Heimath, in Paris bei Ihren Talenten

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Seite 1 von 6
Datum: 16.10.1880
Umfang: 6
Fräulein!' Gabriele wankte nach einem Sessel, worauf sie nieder sank und zu weinen begann. „Was sollen jetzt diese Thränen, wo zwei Familien un glücklich gemacht worden sind,' fuhr Oskar fort. .Als wenn man ein Unglück dadurch wieder gut macht, daß man es erst heraufbeschwört und dann hinterher beweint?' „Ich habe kein Unglück über Ihre Familie heraufbe schworen,' erwiderte Gabriele unter Thränen, »ich verstehe nicht, wie man mir ohne alle Beweise die Mitschuld ak der Handlungsweise des Grafen

Broderode andichten kann?' ^ Oskar trat einige Schritte -in Entrüstung über diese neue Betheuerung Gabrielens zurück und die Hand dro hend' erhebend, war er eben im Begriffe, eine furchtbare Anklage gegen Gäbrielen zu schleudern, da erhob, sich Ga- briele.' die'offenbar die vergrößerte Entrüstung.ideS Baro6 i^kar bemerkt hatte, eilte in raschen Schritten , auf ihn lös. fiel vor ihm auf die Kniee und die Hände bittend zu ihm erhebend nef fie mit bebender, schmerMev Stimme: .O Oskars theuerster-Oskar

, ich ma? mich conipromittirt haben, aber ich habe gef-gl, was mein Innerstes bereits seit Wochen bewegt hat. Nicht Graf Broderode, nein, Sie waren und sind es, dem ich mein Herz . . geschenkt hätte, wenn Sie es der Mühe für werth gehalten hätten, dasselbe anzunehmen!' . . Der Freiherr Oskar von Königshof, der während sei ner diplomatischen Lausbahn gelernt hatte, seine Gefühls. Wallungen zu beherrschen und nur mit dem nüchternen Verstände, nicht mit dem leidenschaftlichen Herzen zu prü fen, war durch diese Scene

mit Gabrielen doch in einige Verlegenheit gerathen. Daß schöne, geistreiche Mädchen, die Sonne unter allen Frauengestirnen, die Oskar bis jetzt kennen gelernt hatte, lag um Liebe bittend zu seinen Füßen. Es wallte in seiner Brust und in seinem Antlitz ein Ge fühl der Freude und des Triumphes auf, schon fühlte Os kar Lust» seine Anne zu regen, um Gabriele zu erheben, und- dann in: ihre Arme zu sinken, aber der junge Ari stokrat, . der eine, zu gute Schule des Lebens hinter sich hatte, um übereilte Handlungen

so weit zu treiben, daß sie ein Teufel in Menschengestalt sei. Die Aussicht auf diese bei den Extreme wirkte entscheidend auf Oskar und obwohl innerlich noch heftig erregt, war er doch in seinen Geber den und Handlungen plötzlich wieder der alte. Mit ritter lichem Anstande verbeugte er sich vor Gabrielen, die mit schmerzerfiilltem Antlitz einige Sekunden vor ihm aetniet- halte, hob sie, sanft stützend, auf und führte sie nach dem nächsten Sessel und begann seine Antwort folgender maßen ! „Lassen

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Bozner Zeitung
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Datum: 27.10.1880
Umfang: 4
mit österreichfeindllcher Gesinnung gezeigt. Nun hat Gabriele. Novelle von Richard Hofmann. (Schluß.) Anna laß jetzt das Gedicht zum dritten Male und be- betrachtete das Papier, worauf es stand, von allen Sei ten: »Du hast wirklich nicht Unrecht, Oskar', sagte sie dann wie erleichtert aufathmend, »das Gedicht könne auch an einen Andern als den Grafen Broderode gerichtet fein.' -- Doch im plötzlichen Zweifel frug Anna wieder: »Aber warum hat der Gras Broderode denn das Gedicht auf sich bezogen?' »Die durchaus richtige Ursache

kann ich Dir nicht an geben,' antwortete Oskar mit beredter Stimme, »aber der Zusammenhang scheint mir folgender zu sein: Du weißt, liebe Schwester, daß Gabrielen? vollendete Schönheit, ihre wunderbare Anmuth, ihre bezaubernde Lie benswürdigkeit und ihre hohe Geistesbildung ihr alle Her zen erobern lassen, denke an Dich selbst, wie Du für Ga briele schwärmtest, wie Du sie für das Ideal aller edeln Weiblichkeit hieltest und Du wirst Dir wohl denken kön nen, daß die Männer ähnliche, wenn nicht stärkere Empfin dungen

Leidenschaft entbrannt zu allen möglichen Schritten fähig werden mußte, um sich den Besitz Gabrielens zu sichern. In eine solche Lage scheint Graf Broderode ge rathen zu sein . .- »Also Du nimmst den Treulosen, Pflichtvergessenen in Schutz!' rief Anna mit einem Anfluge von Entrüstung. »Ich nehme ihn nicht in Schutz, ich weiß, daß er pflicht vergessen gehandelt hat,' sagte Oskar kaltblütig, »aber mir scheint es, daß er es jenem schönen, blendenden Mäd chen gegenüber nur mit einer wahnfinnigen Leidenschaft

zu thun gehabt hat und glaube mit ziemlicher Gewißheit annehmen zu müssen, daß Gabriele den Grasen Broderode niemals hat besitzen wollen und wohl auch heute noch nicht zum Gatten besitzen will. Graf Broderode ist fast dersel ben Meinung, wenigstens hat er in diesem Sinne zu mir gesprochen.' »Wie, Du verkehrst noch mit dem Grafen, Deinen Worten nach scheint es so?' fragte Anna gespannt. »Ich will nicht lügen, Anna,' entgegnete Oskar mit sympathischer Stimme, »ich sehe den Grasen jeden Tag, erst

vor einer Stunde sah ich ihn.' »Nun, wo ist er denn? Ich glaube, der schreckliche Mensch ist noch im Schlosse.' sagte Anna. ' »Er wohnt allerdings mit uns schon seit Wochen unter einem Dache,' entgegnete Oskar ziemlich kaltblütig. ! Anita warf erzürnt den Kopf zurück und entgegnete: «teißl'Mt,' '«aS »Äh 'vorg»g<MM ist, habe ich denn den Verstand verloren, wie kann Graf Broderode noch im Schlosse sein?' »Nimm jetzt einmal ruhig auf diesen Sessel Platz, Anna,' antwortete Oskar zärtlich, »Du hast Deinen Ver

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