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Tiroler Stimmen
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Seite 5 von 6
Datum: 16.09.1871
Umfang: 6
und so kam es, daß die alte Frau M ... . und Matchen sich allein und brod- los sahen, denn Herr Professor M . . .. war eben nur Pri- vatdozent; aber Respekt vor Fräulein Malchen! Sie ist die Ernährerin der alten Fran, die nichts mehr schaffen kann, — 82 Jahre sind auch ein hübsches Sümmchen!" Der alte Schwätzer hätte Gott weiß wie gern noch weiter geplaudert, aber Oskar gab ihm ein Geldstück und er trollte sich. Wir waren einige Tage später hinüber gegangen. Mal chen wurde über und über roth

, als wir kamen. Sie kannte uns bereits, da sie Oskar eines Tages gegrüßt hatte und sich ihr jetzt als Hausgenossen präsentirte. Die Wohnung war einfach, aber äußerst reinlich. Ein Clavier und eine kleine Bibliothek zeigten, daß die Bewohnerin des Zimmers nicht ohne Bildung sei, worin wir auch durch die kurze Unterhaltung mit ihr bestärkt wurden. Malchen war eine jener schönen Naturen, die fesseln und zugleich das Herz gut machen. Ewig heiter, spielte um ihre Lippen immer ein schelmisches Lächeln. Oskar

hatte sich in ihrem Herzen bald festgesetzt, sie war seinem schon lange theuer. So gingen die Dinge zu Aller Zufriedenheit ihren ruhigen Gang. Oskar und ich waren viel bei dem lieben Mädchen, das ich mit der Zeit bewunderte und, wäre nicht Oskar der Bevorzugte gewesen, vielleicht zu lieben begonnen hätte. Die alte Frau hatte anfänglich über unsere Besuche den Kopf geschüttelt, nachdem aber Oskar um Neujahr bei ihr in aller Form um Malchens Hand angehalten, war alles wieder gut. Oskar schien neu aufzuleben

in seiner Liebe. Wie er alles mit seinem edlen und vollen Herzen ganz und tief er faßte, so war auch Malchens Liebe sein Alles geworden, ganz und ohne Rückhalt gab er sich dieser Liebe hin und war in ihr glücklich. Malchen arbeitete nach wie vor fleißig, denn sie hätte von Oskar vor seiner Verehelichung mit ihr nichts ange nommen, wie auch Oskar ihr nie einen solchen Vorschlag ge macht hätte. Dazu war er zu edel und sie zu stolz. Wir hatten bereits Fastnacht vor der Thüre, als Oskar mich bat ihn zum Kommerse

der Titania, eines ihm befreun deten Corps, zu begleiten. Oskar war ein edler Charakter, dennoch hatte er seine schwache Seite. — Ich bin aus Prinzip gegen die Mensur und das Duell, Oskar verwarf zwar eben falls die Mensur, aber befürwortete das Duell. Daß die Men sur eine Spielerei sei, die sich für Männer nicht zieme, gab auch Oskar zu, aber meine Ansicht, daß das Duell ehrlos, un moralisch und unchristlich sei, theilte er nicht. Das Duell ist ein Faustschlag in das Gesicht unseres Jahrhunderts

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Volksblatt
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Seite 8 von 14
Datum: 15.09.1877
Umfang: 14
goldenen Rahmen fast spöttisch auf das „Biirgermädchen' herabblickten. Röschen mußte sich mit der Hand auf den Rand eines Tisches stützen, um nicht zusammen zu brechen. Kaum zwei Minuten warm vergangen, als die Thür aufflog und Oskar heftig erregt iiis Zimmer trat. Vorsichtig schloß er die Thüren und mit gedämpfter Stimme, die aber einen bitleren Borwurf durchtönen ließ, sagte er, vor das junge Mädchen hintretend : „Röschen, — Du hier?!' Röschen.heftete ihr großes, blaues Auge flehentlich

bittend in das sei nige und helle Thränen rieselten über ihre Wattgen; Antworten konnte sie nicht. „Welche Unvorsichtigkeit!' fuhr Oskar fort; „willst 'Du denn mit Gewalt einen unliebsamen Auftritt herbeiführen? Ich hatte doch versprochen, zu Dir zu kommen, oder zu schreiben.' V „Aber keines von beiden geschah,' entgegnete sie krampfhaft schluchzend. „Ich konnte es nicht ertragen, Oskar, halb wahnsinnig habe ich in dem Hotel gesessen und die Glockenschläge gezählt. Ich kann nicht ohnk Dich leben, laß

mich mit Deinem Vater sprechen.' ^ „Es geht nicht, — es geht wirklich nicht. Du bist erregt, komme zu Dir, sei vernünftig. Mein Vater ist schwer krank, zum Sterben krank.' „Und Deine Mutter? laß mich dann zu ihr; ich will bitten, da« ein Stein sich erbarmen soll; sie wird mich nicht hartherzig verstoßen. > O, Oskar...' ^ ^ Röschen faltete die Hände und brach in ein bitteres Weinen aas. Oskar schritt in der größten Verlegenheit auf nnd ab; das arme Mäd chen dauerte ihn; was sollte er thun; zu seiner Mutter durfte

meiner Familie nachgeben und habe mich gestern mit Anna v. Wismar verlobt!' ^ Das war zu viel! Röschen blickte einen Moment wie irrsinnig auf den Mund des Sprechenden, dann brach sie mit einem Schrei ohnmächtig', zusammen. Oskar legte den bleichen, kalten Körper auf ein Sopha und X schellte. „Bringen Sie Essenzen', befahl er der eintretenden Dienstmagd; „die gnädige Frau hier ist unwohl geworden.' ^ Den vereinten Bemühungen Oskars und der Dienerin gelang es, die Ohnmächtige nach ewiger Zeit

wieder zum Bewußtsein zu bringen; die bläulichen Lippen sogen begierig einige Tropfen Rothwein, den das Mäd chen der „gnädigen Frau' einflößte. Auf einen Wink Oskars entfernten sick^. die Dienstboten. ^ Dir, Röschen?' fragte Oskar mitleidig. „Laß mich, — ich will gehen.' „Soll ich Dich zur Bahn fahren?' „Nein, laß mich!' Mit beiden Händen währte sie jede Unterstützung Oskar's ab und wankte aus dem Zimmer auf die Straße. Die frische Luft wirkte wohl thuend auf ihre sieberude Stirn, sie eilte mit Aufbietung

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Volksblatt
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Seite 10 von 16
Datum: 01.09.1877
Umfang: 16
? . . . War es nicht derselbe, der Oskar begleitete, als sie ihn zum ersten Male bei den Ruinen getroffen? Sie sing an, ihn zu beobachten, und bemerkte, daß seine Blicke wie die ihrigen Oskar folgten, der sich eben wieder seiner Cousine näherte und leise mit ihr sprach. „Ich bin schon versagt', erwiederte Anna auf feine Bitte um den nächsten Tanz; „aber sehr lieb würde es mir sein, wenn Du einmal mit meiner kleinen Freundin, Deiner schönen Helene, tanzen wolltest. Eigent lich bin ich verwundert, daß Du es nicht schon

von selbst gethan.' „Wenn ich gewußt hätte, daß Du es wünschest, wäre es längst ge schehen,' erwiederte Oskar und eilte davon. Anna's Auge folgte ihm; aber bald wurde es abgezogen durch die selbe dunkle Gestalt, welche auch Röschens Aufmerksamkeit erregt. Sie mußte wieder und wieder nach ihr hinsehen. Weshalb er gekommen, konnte sie sich nicht erklären. Er tanzte nicht und schien nur wenige der Anwesenden zu kennen; auch mit ihr hatte er nur einige flüchtige Worte gewechselt. Jetzt stand er allein

sehen. Gewaltsam mußte sie sich in die Feststimmung zurückversetzen, als jetzt ihr Tänzer sie zu holen kam. Indessen hatte Oskar Röschen aufgesucht, und Sternthals Nähe be merkend, bat er sie mit den gewöhnlichen Phrasen um den nächsten Tanz. Röschen hatte ihn kommen sehen und ihr Herz bebte. Aber er sollte es nicht ahnen, wie sie sich nach ihm gesehnt, wie sie um ihn gelitten, mitten in all' der Lust. Konnte er sie meiden, so wollte sie ihm zeigen, daß. auch sie seiner nicht bedürfe. „Ich wünsche

mich ein wenig auszuruhen,' antwortete sie deßhalb, sich dankend verneigend. Oskar sah sie verwundert an. Er hatte eine freudige Zustimmung ^ erwartet ; dieser Widerstand aber reizte ihn — jetzt mußte er einen Tan erlangen. „Den folgenden vielleicht?' fragte er. „Bedaure, den habe ich schon versagt.' „Fräulein Herbold ist sehr grausam,' sagte der junge Mann, jetzt wo die beginnende Musik seine Worte für die Umstehenden übertönte „Vielleicht ist die Gräfin Scandiano gnädiger und gewährt mir diesen Tanz

?' Röschen verneinte abermals. . „Und die schöne Helene?' Dieselbe ablehnende Bewegung. ' . Jetzt blickte Oskar dem jungen Mädchen in's Auge — bittend, vor wurfsvoll. - „Und Röschen, mein Röschen,' flüsterte er, „meine reizende Fee — kann sie mir auch die Gunst, die sie so vielen gewährt, versagen?' Nein, sie vermochte es nicht, sein Blick, seine Worte hatten ihre Widerstand gebrochen und» rasch zog er sie in die Reihen der Tanzenden, Ach, das war doch noch etwas Anderes, an seinem Arm dahin z schweben

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Volksblatt
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Seite 8 von 10
Datum: 13.10.1877
Umfang: 10
zum Theil leer stehenden Arbeiter- Wohnungen in Larzarethe verwandelt und ließ auf seine Kosten eine Menge Verwundeter und Kranker darin verpflegen. Ueberall rühmte man die Wohlthätigkeit des jungen Mannes und feine Practische Weise, Alles anzu fassen; und wenn man bei den glänzenden Siegesnachrichten den Behörden der Stadt ein Ständchen brachte, so zog man stets auch vor seine Wohn ung, ihm den Zoll des Dankes abzutragen. Es war an einem der letzten Tage seines Aufenthaltes in der Stadt, daß Oskar

in augenscheinlicher Aufregung jene Wohnung verließ. Er hatte deu Freund nur im Vorbeigehen aufgesucht, um ihm mitzutheilen, daß auf seine und Anna's Bitten Frau von W^mar endlich eingewilligt habe, seine Braut zu empfangen; aber an diese Mittheilung mußte sich Wohl ein längeres Gespräch geknüpft haben, denn es war Mittag geworden, und trotzdem kehrte Oskar nicht in sein Hotel zurück, sondern setzte sich in eine Äroschke und gab dem Kutscher die- Adresse seiner Tante. „Wenn iH dem Manne helfen könnte!' murmelte

Gasthause vor dem Thore fah ren, von wo aus sie dann einen Spaziergang in die hübsche Umgegend machen könnten. Das Programm wurde pünktlich ausgeführt. Frau v. Wismar war ungewöhnlich angeregt; die frische Luft, deren Genuß sie sich zu sehr ent zog, that ihr augenscheinlich wohl. Oskar, der seine freie Zeit bisher fast ausschließlich bei Röschen zugebracht, erzählte in seiner alten lebendigen Weise von seinen Krieqserlebnisseu und Alle freuten sich des Beisammen seins. Nach kurzer Rast in dem Gasthaus

schritten sie dann durch das im schönsten Herbstschmuck prangende Wäldchen, um auf einem Umwege die Stadt zu erreichen. Aber Oskar hatte sich doch zuviel zugemuthet. Sein Schritt wurde langsamer und langsamer, und als die Damen ihn besorgt deshalb fragten, gestand er, daß die so kürzlich erst geheilte Wunde ihn schmerze und daß er fürchte, die Stadt nicht erreichen zu können. Was war zu thun? Kein Mensch zeigte sich, den man nach einem Wagen hätte schicken können; auch eine Bank war weit und breit

nicht zu erspähen, und der Boden zu feucht, darauf auszuruhen. Anna sah sich forschend nach allen Seiten um. Aber schimmerten da nicht Häuser durch die Bäume? Sie war unbekannt in dieser Gegend der Stadt, und fragte Oskar, welcher ermüdet an einen Baum lehnte, ob er sich nicht irre? Er sah scharf nach der angegebenen Richtung hin. Wahrhastig, nicht weit von ihnen ragte ein hoher Schornstein in dle Luft. Und wie war es möglich gewesen, sich so zu irren? er hatte einen ganz falschen Weg ein geschlagen

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Volksblatt
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Seite 6 von 14
Datum: 29.09.1877
Umfang: 14
', erwiderte ihre Mutter. „Oskar wird deshalb herkommen. Er hat sich, wie meine Schwester schreibt, so gründlich in die Sache Hineingearbeitet — was ihm, als stndirtem Juristen, auch nicht schwer werden konnte — daß er den Prozeß mehr als der eigentliche Anwalt leitet! Natürlich wird er ihn gewinnen.' „Und wenn er ihn verliert? . . fragte Anna. „Nun, dann haben wir mächtige Protektionen bei Hofe, die schon für ihn sorgen werden. — Keinenfalls aber', fügte sie mit bedeutungsvollem Tone hinzu

, wenn er mit ihrem eigenen nicht übereinstimmte. Jetzt, das merkte sie an der Feierlichkeit ihrer Mutter, war der Au genblick gekommen, dies zu zeigen. Oskar hatte feit der Katastrophe mit Röschen, welche seinen Austritt aus dem Militär zur Folge gehabt, die Stadt nicht wieder betreten ; aber die alten Mütter hatten lebhaft mit ein ander korrespondirt, und Anna wußte nur zu gut, daß sieden alten Plan nicht ausgegeben. Ließ Frau v. Wismar's Lage ihr die Verbindung doppelt wünschenswerth erscheinen, so hoffte die Baronin

damit übereinstimmten, hoffte Frau v. Wismar auch Anna, die ja im Ganzen so viel fügsamer geworden, als sonst, zur Einwilligung zubewegen. „Nun?' sagte Frau v. Wismar, als Anna beharrlich schwieg; „Du antwortest nichts? Sind Deine Ansichten im Laufe der Zeit vernünftiger geworden?' „Mutter', antwortete das junge Mädchen, sich hoch aufrichtend; „wir müssen endlich einmal diesen peinlichen Gegenstand zum Abschluß bringen. Du weißt, daß ich Oskar nicht zum zweiten Male mein Jawort geben

, ob sie auch nie zu dem ersehnten Ziele führe, als an der Seite eines Mannes, den ich nie geliebt, und von dem mich jetzt noch überdies ein dunkler, schrecklicher Schatten trennt.' Frau v. Wismar antwortete nicht. Sie sah ein, daß Vernunftgründe hier nichts vermochten, und setzte ihre ganze Hoffnung auf Oskar, der zu jenen Menschen gehörte, die während ihrer Abwesenheit leicht vergessen werden, doch durch den Zauber ihrer Gegenwart stets zu bestricken und selbst ihre Fehler in ein liebenswürdiges Licht

zu setzen wissen. Wenige Tage später langte Oskar denn auch an. Aber war das der frische, von Lebhaftigkeit übersprudelnde junge Mann, den Frau v. Wismar vor nicht drei Monaten zuletzt gesehen? — Mit Wehmuth bemerkte sie die deutlichen Spuren, welche Aufregung und Sorge auf seinem Antlitz wie in seinem Wesen zurückgelassen, und auch Anna zeigte sich ihm, davon ergriffen, herzlicher, als sie es sonst wohl gethan haben würde. „Du hast mir also wirklich verziehen?' fragte er sie, als er sie eines Tages

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Volksblatt
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Seite 11 von 16
Datum: 01.09.1877
Umfang: 16
Feldern sah den Freund mißtrauisch an. Er hatte seine beobachtenden Blicke am gestrigen Abend wohl bemerkt; was wollte er von ihm?. „Es sind nur wenige Worte, die ich zu sagen habe,' fuhr Sternthal fort, die angebotene Cigarre dankbar ablehnend. „Wenige aber ernste, Feldern. Sie haben mich Freund genannt und mich gebeten, auch Ihnen cm wahrer Freund zu sein. Das Recht dieser Freundschaft nehme ich jetzt in Anspruch.' üEi, das klingt ja entsetzlich feierlich!' stotterte Oskar, einen leichten Ton

erkünstelnd. „Sie erinnern sich wohl unseres Zusammentreffens auf der Hünenburg vorige» Sommer?' fuhr Sternthal ruhig fort. „Sie klagten, daß Ihr Leben inhaltlos sei, daß Ihnen ein Ziel fehle, und ich rieth Ihnen, sich zu vermählen. Ein edeles Frauenherz ist ja wohl auch ein Ziel, unseres Strebens werth/' Oskar bewegte sich unruhig auf seinem Sessel hin und her. „Ich verstehe,' sagte er endlich, ^Sie sprechen von meiner Cousine?' „So ist es,' antwortete Sternthal leise. „Ich habe sie kennen ge lernt

— — und die Ueberzeugung gewonnen, daß sie — — daß dies reine, edle Wesen — — ich Meine, daß wenige Mädchen so geeignet wären, einem, wie Sie sagen, leeren Leben Gehalt, einem sehnenden Herzen Be friedigung zu geben.' „Ei, Sternthal, Sie sind ja ganz begeistert!' rief Oskar lachend, doch nicht ohne einen mißtrauisch forschenden Blick auf seinen Freund zu werfen. „Wenn ich Ihr ehernes Herz nicht kennte...' „Bitte, sprechen wir nicht von mir,' unterbrach ihn Benno. „Ich erlaube mir nur, meine Ansicht über Ihre Cousine

auszusprechen und ich wiederhole es, sie ist ein Juwel, das den Besitzer sicher hoch beglücken wird, nach dem aber auch nur eine ganz reine Hand sich ausstrecken darf.' „Sie reden in Bildern — wollen Sie sich nicht deutlicher erklären?' „Mein Freund, ist das nöthig? Ein so einfaches Bild? ... Nein, nein, blicken Sie nicht so finster drein, ich will gern glauben, daß ich mich getäuscht, daß es ein falscher Verdacht war, der gestern in mir aufgestiegen. Oskar von Feldern denkt zu hoch

von sich selbst, und von der, welche er einst seine Gattin nennen möchte, um ihr ein halbes Herz anzubieten.' Oskar wandte sich schweigend ab. „Doch was sage ich?' fuhr Benno lebhaft fort: „ein halbes Herz? das ist ein Unding! Der Mensch kann den besten Schatz, den er zu ver geben hat, seine Liebe, nicht stückweis austheilen; dann ist es kein Schatz mehr. Täuschen Sie mich nicht selber darüber, mein Freund . . . Sie möchten es nur zu bald und zu bitter bereuen. Wenn ich mich nicht irre — und ich hoffe es — dann zögern

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Volksblatt
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Seite 14 von 16
Datum: 01.09.1877
Umfang: 16
, unerfüllt bleiben wird.' - - Oskar las den Brief noch einmal durch, er fand ihn erst etwas ge wacht und gekünstelt und mußte die einzelnen Stellen sich zwei-, dreimal im Gedächtniß erneuern, ehe es ihm endlich gelang, sich dabei in eine ge wisse Rührung hinabzusteigern, als sei er in Wahrheit ein Opfer aristo kratischer Vorurtheile. Dann wandte er seine Gedanken Anna zu; er rief sich ihr edles, geistvolles Bild vor die Seele und gelobte sich, fortan nur ihr zu leben, ihr treu zu bleiben bis ans Ende

. So beruhigt und mit sich selbst zufrieden schlief er ein^ - Auch Anna hatte um diese Zeit ihr Lager aufgesucht; aber lange konnte sie dort keine Ruhe finden. Immer wieder stiegen Zweifel und Fragen in ihr auf, immer wieder mußte sie den Ringfinger der linken Hand fassen, an welchen Oskar ihr heute den goldenen Reif gesteckt — denselben goldenen Reif mit den blitzenden Diamanten, welchen er gestern Abend im Spiel an die Finger des Goldschmidts-Töchterlein hatte gleiten lassen

. Und wenn sie dann ihrer Unterredung mit Oskar gedachte, wie er so rücksichtsvoll und zart gewesen, so niedergeschlagen durch die traurige Kunde, die ihm geworden, so wehmüthig durch den Abschied — dann fühlte sie, daß ihr Herz ihm, wenn auch keine Liebe, doch warmes Mit gefühl zollte, und sie murmelte schon halb im Schlaf: „Armer Oskar!' Zur selben Stunde lag in einem kleinen Kämmerchen ein junges Mädchen angekleidet auf semem Lager und starrte mit weitgeöffneten, thränenlosen Augen nach der Decke und zählte die Schläge

nach allen vier Weltgegenden hin, und schreit es mit seiner schrillen Stimme aller Welt zu, daß jetzt ein Zug abgehe und jetzt wieder und wieder einer. Und die Menschen kommen herbei und drängen sich nach den Wagen; An dere kommen an und stürzen heraus ... Nein, für den Bahnhof gibt es keine Ruhe, keinen Schlaf. Oskar, denn er war der Herr in der Droschke, stieg aus, ließ seine Sachen besorgen und schickte dann den Diener, der ihn begleitet hatte, zmAck. Es war noch zu früh für den Zug; das Wartezimmer

. Unwillkürlich hielt er einen Moment an ; da trat die Dame, den Schleier lüftend, einen Schritt vor --- und mit einem Ausruf des Schreckens ftchr Oskar zurück, als habe er ein Gespenst gesehen. „Röschen! Du. hier zu dieser Stunde? Um Gottes willen, was. willst Du hier?' „Was ich will? Mit Dir reisen', antwortete sie mit einer Ruhe, die so oft nach schwerem Kampfe durch einen gefaßten Entschluß über uns kommt. „Mit mir reisen? Wahnsinn!' rief Oskar mit gedämpfter aber heftig bebender Stimme. „Weißt

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Volksblatt
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Seite 12 von 14
Datum: 18.08.1877
Umfang: 14
-sollte,' älssW'eine^'.EiMdMg'Wn^BM Sternthal/erhielt/ vor seiner Abreise ^noch'.?eineti'?Mittäg bei sMer^ TcmM znzkbriugeu, 'B'ö''er MM b^WiMjrMitlli^ttuTo'chtÄ'Mf^'^MMlutt^ '-Oskar hatteZ /eigentlich ^ ftmer'^IchWy°''^WäKfve^ versDichen ,v 'fie ^ an - diesem MMg Avch einmal' auf'der ^AMburg'k^Mw/sMe^ ^?omlte'' des KeWdes EinMünss um'so lweniget-M als dieser Hm sagte/i- die' WMn rechneten MtlSicherhett'lWf-se!ü^kschektteA kleine'Gesellschaft wat'lchön bnsamUeltjl'aV^Mkar 'eintraf: ^ «l--- -D^^.'BWni»^saßM?lseM

wird mir verzeihen. . . . Und mein liebes Cousinchen auch, nicht wahr?' fügte er leise hinzu, indem er die Hand der neben ihm sitzenden Anna drückte. Diese aber zog sie fast heftig zurück. Oskar hatte sie in letzter Zeit nur selten aufgesucht, und geschah es je, so war er ihr zerstreut und ge langweilt vorgekommen. ' Diese Vertraulichkeit jetzt vor fremden Augen, war ihr also nicht nur überraschend, sondern verletzte sie sehr, daß sie nicht umhin konnte, es ihm zu zeigen. Oskar biß sich auf die Lippen

. „Welche Prüderie!' dachte er. „Ach, die gnäd'ge Mama wird das Töchterchen bald genug zu einer eben so wohlerzogenen steifen Puppe machen, wie die übrigen feinen Damen sind. Da ist meine Waldfee doch ein anderes Mädchen!' Und er gedachte seiner neulichen Zusammenkunft mit ihr, wie an muthig sie ihre Nixenrolle weiter gespielt. Und heute hätte er wieder bei ihr sein können — sie wartete ans ihn . . . . während er hier sitzen mußte in dieser steifen, langweiligen, unerträglichen Gesellschaft! Oskar wurde

..einer Mterhaltung mit<dem..jpngen: Mernthal zuzuwenden schien; diese-MnterhaltiMg wöAe^rfdurch/is^ Oskar besaß^em^bedWteudes Mnsttaysches,Ä<äeut!5 'W-<wenq!.er auch nicht Fleiß-und Ausdauew genüg gehabt: hatte, Nmi es auszubilden^- so ließ die Gabe der Improvisation, Äe ihm . geworden, . doch manchen Mangel überleben ' ^ s , ^ ! > „ES,ist heMMsW ,^ötM-Rath, zil- > i'/i. ' ^',k > ' Daß man vom^ieW^ ^H(?man ha^.,j>x scheidm' klang es leise und klagend aMien Msten.^'Oskär verstand es-v die Jnni^kttt' ünd^däs.fiefe

^Weh^''Lied rü WMfwieM der KompositMAnsMÄ/Äiederzugeben^gmg HHltztzliMzln ein rascheres Tempos zu barocken Phantasieen über und sprang' schließlich durch einige Dissonanzen,'die er ^ vergebens aufzulösen!-suchte, in.einen-?rauschenden Walzer'6c>T „ Ei, .Feldern)' das ist ja -' Heine'sche Manier, ' rief l Bennö,' als sein k „Ich mache^so -eben, wie^es Mz-uns. MldqM Bxcmch. D,.?; entgegnete Oskar. ,i^Mjt einem -tTrauermarsche ^gelnten wir, deni Wvdtey,.MtoGrabe; mit lustigem-^Spiel^ehren iwivttheim

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Volksblatt
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Seite 9 von 14
Datum: 29.09.1877
Umfang: 14
sie jetzt nie mehr zu mir, daß ich ihr wenigstens danken könnte?' „Ich sagte es Ihnen schon, Herr Baron, Ihre Frau Mutter ist noch leidend, und hat sich so sehr an die Pflege meiner Tochter gewöhnt, daß sie selbige keinen Augenblick missen will. Sobald die Frau Baronin wie der wvhler ist, wird Mathilde herunter kommen.' . Oskar schwieg, aber die Antwort befriedigte ihn nicht. Er befragte den Arzt eindringlich über seine frühere junge Wärterin, befragte selbst das kleine blödsinnige Mädchen

sein? ... Ich will Gewißheit darüber haben!' — Mittlerweile war der Monat September herangekommen, und seine ersten Tage brachten die über raschende, berauschende Kunde der wunderbaren Ereignisse von Sedan. Alles war trunken von Begeister- ung, und auch in dem ^kleinen Städtchen, in welchem Oskar sich befand, wogten die Einwohner ju belnd durch die Straßen, die „Wacht am Rhein' singend zu den Klängen eines schnell gesammelten Musik corps. * Oskar hatte schon seit mehre, ren Tagen das Bett verlassen, und saß

des Krie ges bedachte, so konnte er sich nicht verschweigen, daß der Beruf eines unbemittelten Offiziers zu Friedens zeiten seinem Ehrgeiz auf die Dauer nicht zu entsprechen vermöge, . So lag die Zukunft traurig und öde vor ihm, ein mühevoller Kampf, ohne ein Ziel, das zu erreichen sich lohnte. Nein, er konnte Denen nicht dankbar sein, die ihn am Leben erhalten! Der Eintritt Frau Geller's weckte Oskar aus seinen Gedanken. Sie fragte ihn, ob er ihr Kind nicht gesehen habe, seit zehn Minuten suche

sie es. Er erwiederte, daß Trudchen vorhin im Zimmer gewesen, aber bei den eHen Klängen der Musik hinausgeeilt sei. „Mein Gott, so ist sie in das Menschengedränge gerathen!' rief die besorgte Mutter; „da muß ich fort, sie zu suchen. Wenn ihm nur nichts Zugestoßen ist, dem armen Kinde!' ' Die Doktorin eilte fort, und Oskar sah ihr sinnend nach. ' Es war das erste Mal, seit er das Bett verlassen, daß man ihn allein ließ ; wenn er den Augenblick benützte? — Er schritt auf seinen Stock gestützt durch das Zimmer

gedemüthigten Seele noch einmal aufflammte. 7— „Oskar — dieses Mädchen? ...' „Ist Röschen, die ich verloren, todt geglaubt, und die ich nun nim mer, nimmermehr lassen werde!' „Ha, Falsche', fuhr die Baronin auf, „jetzt verstehe ich Dich. Des halb diese teilnehmenden Erkun digungen nach meiner Familie? deshalb diese mir damals unerklär liche Bewegung, als ich ihr er zählte, daß Du Niemand habest, als mich! deshalb diese Trostes worte, als ich ihr von dem un seligen Prozeß erzählte? Und ich ließ mich täuschen

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Tiroler Stimmen
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Seite 2 von 4
Datum: 18.09.1871
Umfang: 4
lung zu bringen. Der Baron war schon zum zweiten Male hier gewesen. Unter dem Vorwände, Bestellungen zu machen hatte er sich eingeführt und war heute wieder gekommen. Er beleidigte Malchen mit seinen frivolen Spässen so sehr, daß das arme Mädchen ihm zuletzt die Thüre gewiesen. Es war jedoch unverschämt genug darüber zu lachen und Malchen in ihrem Zorne noch schöner zu finden. Oskar durfte von der ganzen Sache nichts erfahren, denn er hätte den Frechen nicht ohne Züchtigung gelaffen und wäre

unbedingt einem Duelle entgegen gegangen. Malchen versprach mir gern zu schweigen, denn sie fürchtete ja selbst zu sehr für Oskars Leben. — Der Baron war wüthend nach unserer Entfernung vom Kommerse aufgesprungen, hatte in seinem Zorne den anderen Herren die Ursache des geheimnißvollen Teufelsgelächters mit getheilt und sich zu rächen geschworen. Die Herren lachten ihn weidlich aus, da er, der kühne Baron sich durch Oskar auf solche Art hatte in's Bockshorn jagen lassen. Dieser Spott reizte seinen Zorn

noch mehr. Sein Charakter gemischt aus roher Sinnlichkeit und bornirtem Stolze war jeder Handlung fähig. Er mochte lange nachgesonnen haben, wo und wie er sich an Oskar rächen könnte. Ein Duell vom Zaune zu brechen wagte er nicht, da ihn Oskar nur ausgelacht hätte. Er trug sich schon mehrere Tage mit dem Gedanken der Rache, da begegnete er eines Tages Oskar und Malchen, sich heiter unterhaltend. Malchens Verhältnisse hatte er bald ausgeforscht, sich bei ihr eingeschlichen und so seinen Plan zu erreichen

gehofft, aber A Malchens Liebe zu Oskar und ihre angeborne Reinheit ließ ihn n wenig hoffen. Es vergiengen wieder einige Tage, ich hatte bereits zwe A Rigorosen glücklich hinter mir, Oskar und Malchen waren zu frieden und lebten nur ihrer Liebe. Der Baron hatte sich nicht mehr bei Malchen blicken lassen und schien uns überhaupt zu meiden, da sollte unser Glück bitter genug gestört werden. Ich saß eines Tages in meinem gewöhnlichen Kaffeehanse und trank, während ich die Tagesblätter durchflog

, — denn ein * passionirter Politiker war ich nie, — ruhig meinen Kaffee, als ich A die Stimme des Baron im anstoßenden Billardzimmer ver- A nahm. Ich achtete nicht auf ihn. Da trat Oskar ein und setzte sich zu mir. — Der Baron mußte Oskars Kommen bemerkt

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 4
Datum: 15.09.1871
Umfang: 4
.) In demselben Hause, mit Oskar und mir, wohnte auch eine alte Frau mit ihrer Enkelin. Die beiden Frauen wohnten ' in dem mir gegenüberliegenden Flügel des Hauses, während Oskar mehrere Zimmer auf der gaffenseitigen Front inne hatte. e Wenn ich des Morgens mein Fenster öffnete, sah ich am , gegenüberliegenden Fenster bereits ein Mädchen über eine weib- t liche Arbeit gebeugt sitzen. Ich sah, daß das Mädchen schön sei, kümmerte mich aber wenig darum. Ich weiß nicht wie es kam, daß ich Matchen, — wie die fleißige

mir an den Hals zu hängen. Oskar aber sah Matchen mit anderen Augen an. — Es war gegen Ende November. Ich hatte Oskar nicht mehr nach seinem Leiden gefragt, auch schien es mir, daß er ruhiger ge worden. Da kam er eines Tages gegen Abend zu mir. Ich hatte, da ich während des ganzes Tages nicht aus dem Zimmer gekommen und der Rauch, den meine Pfeife im Zim mer verbreitet, mir lästig zu werden begann, das Fenster ge öffnet und ließ die kalte, aber erfrischende Novemberluft in das Zimmer streichen. Oskar setzte

sich zu mir und sah, während er mit mir sprach, unverwandt auf das gegenüberliegende Fenster. Endlich wurde ich es gewahr. „Oskar", sagte ich scherzend, „mein vis-ü-vis scheint Dich zu interessiren?" — Oskar sah auf nud wurde roth. „Ich sehe dieses Mädchen nicht zum ersten Male" sagte er auf Matchen deutend, die nicht bemerkte, daß sie beobachtet wurde, „vor einigen Tagen sah ich es in der Buchhandlung

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Meraner Zeitung
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Seite 1 von 12
Datum: 01.05.1880
Umfang: 12
An trage vorgeschlagene» drei Ehrenbürger nicht als würdig erachtete, er schätze sich sogar glücklich, dieselben z» seinen ehemaligen Lehrer» zu zählen. Kochen und sorgen kommt jeden Morgen. AuS dem »Kleinen Journal'. Ach ja, eS ist in der Welt Vieles recht mangel haft eingerichtet! Nicht wahr, liebeS jungesFrauchen? Sie hatten «S sich so köstlich gedacht, ein« reizende eigene Häuslichkeit zu haben, in der Sie — Sie ganz allein die gebietende Herrin sein würden, — den» der theuere OSkar

Trojas Zerstörung bessere geworden, und schritten Sie vielleicht tief bewegt, aber doch voll von Glück und stolzer Freude am Arm deS Geliebt.» über die Schwelle des Eltern hauses in daS eigene neue Heim, fest entschlossen, «s zum Tempel der Mück'eligkeit zu machen! Und warum sollte denn daS auch nicht geschehen? Liebten ^Sie und Ihr Oskar sich nicht, daß die Agel im Himmel ihr Vergnügen an Ihnen Beiden haben mußten? Und hatten Sie sich bis jetzt doch noch nicht ein einziges Mal gezankt—l Vier volle

für die Frau Tochter gemiethet, ist ausgezeichnet — darin stimmen Manv und Frau, wie in allen übrigen Dingen, ganz überein, nr.d selig durch die Liebe fühlte sich unser jungeS Pärchen im siebenten Himmel. Doch mit deS Geschickes Mächten Zst kein ewiger Bund zu flechten, Und daS Unglück schreitet schnell. DaS Juwel von einer Köchin wird ganz plötzlich krank — recht krank —; man muß die Aermste fortschicken, und nun hat OSkar gut rufen l „Jetzt helft, Ihr Musen!' Die lassen sich nichts merken

, und an den verwaisten Küchenherd kommen als Ersatz für dieKravke inrascherFolge dreiweibliche Wesen — man vimwt eben in der Noth die erste als die beste — welche alle Drei als Musterkarten für weibliche Untugenden gelten könne». Frauchen verzweifelt. Oskar wird mißlaunig, und als die letzte ider drei Küchendamen den Staub ihrer Küche von den Füßen geschüttelt —denn Fegen und Putzen gehö.t nicht zu ihren Liebhabereien — da miethen OSkar und sein holdes kleines Weibchen eine sechSzehnjährige Unschuld vom Lande

, von der man erw.ilten dars, daß sie noch »unver dorben' ist, und geben sich gerührt einen Kuß, denn Frauchen hat erklärt, sie wolle dieS Elend nicht länger tragen, sondern selbst kochen, und die Unschuld vom Lande wolle sie sich selbst „anlernen', wie Mama daS auch machte! — Oskar ist selig — und Frauchen fühlt sich sehr gehoben von dem eigenen Thatendurst. Im tiefsten Herzensgründe ist sie zwar ganz fest überzeugt, daß sie vom Kochen eben soviel versteht, wie voir der Entzifferung der Keilschrist, aber »der Mensch

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Zeitungen & Zeitschriften
Volksblatt
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Seite 12 von 14
Datum: 15.09.1877
Umfang: 14
der Diener, „streiten sich die beiden jungen Herren um das Erbe— und wer weiß, wie die Sache endet!' Allerdings hatte der alte Stephan Recht, wenn er meinte, daß diese Angelegenheit der Herrschaft schwere Sorgen verursache; aber für Oskar war es nicht die schwerste. Der Gedanke an Geld und Gut erblich vor dem an das unglückliche Mädchen, das er in's Verderben gestürzt. Sein Rechtsanwalt wunderte sich, ihn so gleichgiltig, so zerstreut zu finden; die Baronin war außer sich darüber und machte schließlich

, überzeugt, daß nur die Gewißheit ihm die Ruhe wiedergeben würde, Oskar selbst den Vor schlag, persönlich Nachforschungen über das Schicksal des Mädchens anzustellen. So reiste er denn fort, reiste Wochen, Monate lang umher — aber vergebens. Nirgends war eine sichere Spur von ihr zu finden. Nur in Berlin hatte man ihm eine Mittheilung gemacht, die man mit der Verlo renen in Verbindung brachte, die er aber schaudernd als unmöglich ver worfen. Beim Aufgang der Spree hatte man im Wasser die Leiche

eines jungen Mädchens gefunden, aber so gänzlich unkenntlich, daß man nicht hatte ermitteln können, wer (sie war. Mit Entsetzen hatte Oskar diesen Bericht gehört. Aber nein, so furchtbar konnte er nicht gestraft werden! Der Gedanke war zu schrecklich —- und doch, doch kam er immer wieder, er verfolgte ihn bei Tage, er gestaltete sich Nachts zu den entsetzlichsten Träumen: Oskar sah dle Verlassene einsam, hilflos, eine Bettlerin, umherirren! er sah sie in dumpfer Verzweiflung am Ufer stehen, hinabschauen

, in das lockende, rauschende Wasser, daß schon so manche brennende Herzenswunde gekühlt hat, sich tiefer und tiefer niederbeugen, — ihr blasses immer noch so liebliches Bild spiegelte sich in der klaren Fluth . . . jetzt — ein Schrei! sie ist verschwunden! ein weißer Arm hebt sich hervor — dort eine blonde Locke . . . Oskar! Oskar! tönt es herzzerreißend aus der Tiefe empor — dann Alles still! ... In Schweiß gebadet erwachte der Unglückliche, und ein langer, trüber Tag folgte der qualvollen Nacht. Rös chen

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Volksblatt
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Seite 9 von 16
Datum: 01.09.1877
Umfang: 16
der vornehmsten Gesellschaft erscheinen, dieser Gesellschaft, deren Mitglied sie künftig sein würde; sollte Oskar treffen, mit ihm tanzen, ihm zeigen, daß er sich ihrer nicht zu schämen habe, daß sie hinter keiner der feinen Damen dort zurückstände! Denn war sie nicht hübscher, als die meisten derselben? Und wie gut würden ihr die reizenden Costüme stehen, und ihr Ballkleid, daß die Schneiderin ihr noch rasch zu machen versprach! Sie war ganz in diese Träume versunken und hörte nichts von den Reden der Tante

, war so überraschend schön und. edel, daß alle Blicke sich mit dem Ausdruck fast ehrfurchtsvoller Bewünderuna auf sie richteten. Auch Oskar, der bei dem Bilde nicht betheiligt war und es von der Coulisse aus betrachtete, fühlte diesen Einfluß, — hätte zu ihr hintreten und ihr zuflüstern mögen: „Laß mich Deiner Fahne folgen — führe mich!' Aber Ä hatte jetzt nicht Zeit, an sich selbst zu denken; eben schloß sich der Vorhang unter dem rauschenden Beifall der Menge, und er mußte fein Kostüm als Ritter

in „des Goldschmieds Töchterlein' noch vervollständigen. „Schnell, Oskar, Deine Helene wartet schon!' flüsterte Anna ihm zu, als er in einem Nebenzimmer vor dem Spiegel sein Barett zurecht rückte. Oskar eilte auf die Bühne, wo Frau v. Wismar beschäftigt war, der „schönen Helene' ' die Falten ihres langen, blauen Gewandes zu ordnen. Aber mit einem nur schlecht unterdrückten Ausruf fuhr Oskar zurück; ... das war des Goldschmieds Töchterlein? Ihr sollte er den Ring an den Finger stecken! ... Eine dunkele Nöthe färbte

seine Wangen, als er, dem jungen Mädchen durch feine Tante vorgestellt, sich tief verbeugte. Er sah nicht, mit welchem erstrahlend glücklichen, dann befremdeten Blicke sie ihn ansah, sah nicht, wie sie die Hand ihm entgegenstreckte und dann verletzt zurückzog. Aber zwei andere Augen sahen es. Frau v. Wismar beobachtete verwundert die augenscheinliche Bewegung der beiden jungen Leute, die, wie sie geglaubt, sich hier zum ersten Male trafen; und als Oskar jetzt aufsah, bemerkte er gar wohl den forschenden

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Volksblatt
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Seite 7 von 14
Datum: 15.09.1877
Umfang: 14
und fuhr in raschem Trab nach dem bezeichneten Gasthause. . „Du hast Dir diese Rolle selbst auferlegt,' wandte Oskar sich an Röschen, als sie dahin fuhren. „Von Deiner Klugheit und Deiner Liebe zu mir erwarte ich, daß Du sie weiter spielst, wie ich Dir gesagt. Jeden falls hörst Du im Lause des Nachmittags von mir; entweder komme ich/ selbst, oder, sollte mein Vater mich nicht loslassen, so schreibe ich. BiK dahin adieu, mein Herz.' ./ Er führte ihre Hand an feine Lippen und half ihr dann in der ritter

,' antwortete Röschen leise. Mehr wagte sie nicht zu sagen, denn sie fühlte, wie die Thränen ihre Stimme erstickten, wie das nächste Wort sie verrathen haben müßte. Oskar überzeugte sich noch, daß ihr ein hübsches Zimmer angewiesen wurde, dessen Nummer er sich merkte; dann verabschiedete er sich — und war fort. War fort! Und mit ihm die mühsam bewahrte Fassung, die fast un natürliche Kraft des unglücklichen Mädchens. Schluchzend warf es sich auf den Boden nieder. Wie mit einem Schlage stand das ganze

als Frau von Wismar,' hatte Oskar ihr einmal gesagt und Frau von Wismar war schon so kalt und unnahbar. Ueberdies fühlte das Mädchen instinktiv, daß sie auf Männer leichter Ein druck machte, als auf Frauen. Sie war der Liebling aller Freunde ihres Vaters: wer hatte ihr je widerständen, wenn sie ernstlich um etwas ge beten? Jetzt wollte sie diese Macht auch auf die Probe stellen; und fugte sie, dann war sie glücklich für immer! Eben trat der Kellner mit dem Mittagsessen ein. Röschen dankte Gott

; wenn sie fort ist, kann man auch das Schloß sehen, das ebenfalls sehr merkwürdig und antik ist.. Gnädige Frauinteressirt sich doch gewiß für Antikes?' „Allerdings!' antwortete Röschen, der plötzlich eine Idee kam. Oskar hatte gesagt, er wolle entweder selbst kommen, oder ihr schriftliche Nach richt geben. Kam er, so war es, um sie abzuholen; im andern Falle würde der Brief ihr sagen, was sie zu thun habe. Aber wenn er ihr darin verbot, auf's Schloß zu kommen? — Nun, dann mußte sie selbst ihren Weg finden

den geschwätzigen jungen Menschen mit dem Reste der Speisen; sie hatte nur wenig genossen und schritt in fieberhafter Aufre gung in dem Zimmer auf und ab. Sollte sie warten bis Oskar oder ein Schreiben von ihm kam, oder sollte sie ihn selbst aufsuchen? Sie zählte jede Minute, jede Sekunde. Eine Viertelstunde um die andere verrann, — von Schloß Feldern kam keine Nachricht. Matt und erschöpft sank das junge Mädchen auf ein Sopha und stierte gedankenvoll in's Leere; ihre Stirne glühte, ihre Pulse flogen

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Meraner Zeitung
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Seite 2 von 12
Datum: 01.05.1880
Umfang: 12
, die Brüder hatten ebenfalls mit größter Festigkeit behauptet, Onkel Adam hatte Recht und die Mama auch mit ihrem Ausspruch, und OSkar hatte zwar protestirt, war aber mit siegender Majorität über stimmt worden. — Und so war denn der Schritt in die. Prosa deS LebniS geschehen! — Ach, ach! Hinter den Pforten der Ehe liegt ein ganzer Scherbenhaufen zertrümmeiter Mädchen-Illusionen^ Der Glaube kann Berge versetzen, aber der feste Wille allein bringt kein Mittagsmahl fertig, selbst wenn eine sechSzehnjährige

Beinen aus die Tafel kam und selbst den Kopf nicht verloren hatte bei der ihm widerfahrenen Behandlung, lachte OSkar wie anSgelassen und küßte dann seines Frauchens Zähren tröstend hinweg von den in dunkelster Glnth brennenden Wangen; auch alS der Hecht in der Suppenterrine schwimmend und zur Vorsicht nur halb g'kocht, damit er daS hübsche Aussehen behielte, servirt wurde, auch da behielt er noch seine Fassung und aß sich in Bntterbrol und Käse satt; aber die oft ans Wunder bare streifenden

Kompositionen der jungen Haus frau hatten doch, wenn auch den Vorzug unbe strittener Originalität, nicht gerade oft seinen Beifall, und alS Frauchen eineS TageS dahinter kam, daß der arme hungernde OSkar ein Beefsteak im Restaurant gegessen — Himmel, wenn daS die Mama erführe! da war daS Maß deS Elends voll und Frauchen lernte einstimmen in Göthe'S Wort: Wer nie sein Brod mit Thränen aß — Ach, sie weinte recht viel, — denn sie konnte mit dem Ernst deö Lebens und der Küchenprosa gar nicht / recht zu Stande

kamen, um, mit einem leisen mitleidigen Lächeln auf daS Haus» frauliche Walten unseres FrauchenS, ein Wort deS Bedauerns über die Unmöglichkeit deS Mit» gehenS fallen zu lassen und weiter zu flattern. Und dabei soll man nicht melancholisch werden? OSkar hat, älS von einer neuen Köchin die Rede war, in Erinnerung an Erlebtes gesagt: »Ich möchte, liebes Herz. Du machtest doch zuvor erst Dich selbst durch Uebünz fs tüchtig, daß Du nachher durch verständiges Befehlen der Person zu imponiren weißt

,' und OSkar hat Recht! -^Frauchen ist eine durchaus gute verständige kleine Frau, sie verschließt sich der besseren Einsicht nicht, aber — ach —! Immer und immer Pflichten zu haben! — — LiebkS Frauchen! Dein Mann hat auch Pflichten! Alle,Tage bis zum Abend lebt er nur seiner Pflicht, er arbeitet für Dich, er ringt und strebt, einer Familie den Unterhalt zu schaffen, er kämpft den Kampf mit dem Lebe» seinerseits auch und Du hast noch keine Phnnaz

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Volksblatt
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Seite 8 von 10
Datum: 04.08.1877
Umfang: 10
Das ^junye Mädchen hatte sie schon bemerkt, und schnell aufspringend eilte sie nnt einem leisen Aufruf fort. Aber Oskar war nicht gewillt, seine einmal angeregte Neugier un befriedigt zu lassen. Sein scharfes Auge bemerkte auf der Stelle, wo das junge Mädchen gelegen, ein Buch; rasch nahm er es vom Boden auf, und ihr nacheilend, vertrat er der Fliehenden den Weg und überreichte es ihr. „Verzeihen Sie, schöne Wäldfee', sagte er, „daß ein Sterblicher es wagt, Sie anzureden

Worten und Blicken; sie wußte nichts zu erwiedern und ließ das Köpfchen tief und tiefer auf die Brust herabsinken. Beide waren indessen bis an den Rand des kleinen Plateau's vorge schritten, von dem aus an dieser Stelle ein sehr steiler, wenig benutzter Fußpfad den Weg hinabführte. Oskar blieb lächelnd stehen. „Wenn ich auch weiß'/ sagte er, ..daß für Feen die Schwierigkeiten nicht existiren, mit? denen wir gewöhnliche Menschenkinder zu kämpfen Haben, so ist doch die Gestalt, welche Sie, schöne

nicht bei mir führe, ersetzen wollen. — , O, Sie brauchen es nicht schwer zu erkämpfen!' fuhr sie lachend fort, als der Offizier sie verwundert anblickte; „ein Zweig jener Zaubereiche dort genügt mir. Aber Sie müssen ihn mir aus der Spitze Ihres guten Schwertes bringen!' Oskar eilte, ihr Begehren zu erfüllen.. Wie groß aber war sein Er staunen, als er, nach wenigen Augenblicken zurückkehrend, keine Spur wehr von dem jungen Mädchen erblickte. „Waldfee!, holde Waldfee!' rief, er nach allen Seiten

hin. Aber nur das Echo antwortete seiner Stimme. Sternthal stand lachend daneben. Er war zu weit entfernt von dem Platze gewesen, an dem Röschen verschwunden, um das Wie ? bemerken zu können. So amüsirte auch er sich über das kleine Abenteuer, ohne indeß das lebhafte Interesse dafür zu empfinden, das Oskar an den Tag legte. Dieser ließ es sich nicht nehmen, den steilen Bergabhang hinabzn- klettern, und überall nach der Verschwundenen zu forschen; allein vergebens. „Es war die Tochter des Wirthes der Hünenburg

,' sagte Sternthal. „Ja,' versetzte Feldern, „und wie ich vermuthe, auch die Schulfreundin meiner Cousine, für welche diese einen kleinen Strauß mit ihrer gnä digen Frau Mama ausgefochten. Kein Wunder, daß sie für das Mäd chen eingenommen ist. War es nicht das reizendste Dornröschen, daß Sie sich vorstellen können?' „Mir fiel noch ein anderes Bild ein, als ich Sie neben dem blonden Kinde stehen sah,' sagte Sternthal ernst.. „So? und welches?' fragte Oskar. . „Faust und Gretchen.' „Auch nicht übel

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Volksblatt
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Seite 10 von 14
Datum: 29.09.1877
Umfang: 14
, wenn ich mein cwarmes Herz mit einem kalten, mir fremden vereinigte? Nein, Mutter, als freier Mann will ich mir die Güter des Lebens erkämpfen; aber als freier Mann auch die Gefährtin in diesem Kampfe wählen!' — Der Abend war schon hereingebrochen, als Oskar, auf den Arm der Dienerin gestützt, in die Wohnung Frau Geller's zurückkehrte. Hier fand Alles in großer Aufregung. Die Doktorin war mit Trudchen zurück- igekehrt, hatte aber ihre Pflegetochter ganz verstört gefunden. Sie wollte fort, und auf ihre Mittheilungen

hin Dar Frau Geller ihr selbst behülf- lich, ihre Abreise zu beschleunigen. „Nur für kurze Zeit', tröstete sie das weinende Mädchen; „sobald Pe fort sind, kommst Du wieder, und so lange bist Du bei meiner Schwester -gut aufgehoben.' Da trat Oskar herein. Er hatte die letzten Worte gehört und war in fieberhafter Aufregung. „Nein', rief er, „nicht zum zweiten Male sollst Du mir entfliehen, wenigstens nicht, ohne mich gehört zu haben. Röschen, nur eine Viertelstunde gönne mir ...' „Es fei, Herr Baron

', antwortete das junge Mädchen bleich aber -ruhig. „Doch, was ich eben gesagt, davon werde lch nie abgehen.' Frau Geller verließ das Zimmer, die Beiden blieben allein. Auch -wir wollen ihn nicht belauschen, diesen Austausch zweier Herzen, die viel gefehlt, aber auch schwer gebüßt hatten. Eine Stunde später betraten Beide zusammen wieder das Zimmer der Baronin. Oskar lehnte auf Röschens Arm, die erröthend und selig lächelnd zu ihm aufblickte. „Matter, segne meine Braut', sagte er zu der Kranken

vermöchte die Empfindungen zu beschreiben, welche die Herzen dieser beiden Menschen bewegten, wer die Worte wiederzugeben, die, erst abgerissen, unter Thränen, dann deutlicher, bestimmter zwischen ihnen aus getauscht wurden? Worte der Reue, der Bitte, der Verzeihung, aber vor Allem des Dankes gegen Ihn, der nach so langer, schmerzlicher Trennung sie wieder vereint. Wer aber könnte Margarethens Staunen und Ent zücken schildern, als sie erfuhr, daß Oskar von Feldern als Verlobter ihrer Schwester

, die Geschichte der letzten drer Jahre — die Geschichte ihrer Schuld und ihrer Buße. Sie schilderte ihr das erste verhängnißvolle Zusammentreffen mit Oskar ihre späteren Zusammenkünfte, den Ball, ihre Flucht aus der Heimat, die schreckliche Scene in Schloß Feldern, und ihre noch schrecklichere zweite Flucht, bis sie tvdtmüde aus jenem'Kirchhose niedergesunken war, wo das Bewußtsein sie verlassen hatte. „Als ich wieder zu mir kam', fuhr Röschen fort, „sah ich im helle« Mondenscheiu eine Frau neben mir knien

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Volksblatt
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Seite 10 von 12
Datum: 28.07.1877
Umfang: 12
zurück und setzte sich mit einem scheuen Blick auf ihre Mutter nieder. > . „Ich hoffe, Du bist mir nicht böse, liebe Mama,' sagte sie bittend, „daß ich hingegangen bin; Du weißt, ich gewann Röschen in der Schule lieb, Du erlaubtest mir, mit dem Kinde zu Verkehren, — warum soll ich das erwachsene Mädchen jetzt nicht aussuchen dürfen?' „Ich habe Dir meine Ansicht hierüber schon früher mitgetheilt,' ant wortete Frau von Wismar gelassen. „Es handelt sich', wandte sie sich dann an Oskar, „um ein Mädchen

geworden, die sie vor ihren Gefährten auszeichnen?'Aber eben nur vor ihren Gefährten; unter ihnen können sie die Ersten werden; sowie sie aber sich in höhere Kreise schwingen wollen, werden sie stets die Erfahrung machen, daß sie dort die Letzten sind. Die göttliche Ordnung läßt sich nicht umstürzen.' ° Anna, obgleich durchaus noch nicht überzeugt, antwortete nicht; Oskar hatte den kleineu Ideenaustausch schweigend und mit halb unterdrücktem Lächeln zugehört und überlegte eben, ob und welcher Partei

dienstbeflissen in den Wagen, wobei er Anna's Hand einen Augen blick in der seinen festhielt, und mit mehr Wärme als sonst an seine Lip pen drückte. Als der Wagen davon gefahren, sah Oskar ihm nach, bis der Staub der Chaussee ihn seinen Blicken entzog. Dann wandte er sich wieder nach dem Garten und war eben im Begriff, sich zu einigen Kameraden, die er bemerkte, zu gesellen, als ein anderer Herr, welcher allein an einem Tische saß, seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Es war ein Mann von mittlerer Größe

sind Sie denn von England zurück?' „Erst seit einigen Tagen', erwiderte der Angeredete. „Und Sie, Feldern, in Uniform?' »Ja', sagte der Offizier, sich zu ihm setzend, „ich habe umgesattelt, wie Sie sehen. Mit der Juristerei wird es nichts. Da hat man immer nur mit Worten zu thun, und ich möchte handeln.' „Thut mir trotzdem leid', versetzte der Andere, „bei den schönen Kenntnissen, die Sie bereits besaßen/ und Ihrer entschiedenen Rednergabe.' Oskar zuckte die Achseln. » „Was nützte mich das Alles in einem Duodezstaate

. —- Uebrigens haben Sie Recht, daß Ihr Rang Ihnen manche Beschrän kung auferlegt. Sie können nicht'ungehindert einem innern Berufe, einer Neigung folgen; Ihr Platz in der Gesellschaft ist Ihnen angewiesen, für Ihre Beschäftigungen ist Ihnen wenig Wahl gelassen; — Sie müssen das Vorrecht Ihrer Geburt gewissermaßen mit Ihrer Freiheit bezahlen.' „Nun', meinte Oskar etwas gezwungen, „so schlimm ist es wohl nicht. Indessen — noblosso obli^o!' „Rodlksss odli^s, ja wohl,' wiederholte Sternthal, „doch kann man eben

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Tiroler Stimmen
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Seite 2 von 4
Datum: 13.09.1871
Umfang: 4
entgegen kam, der an mir vorübergehend mich anblickte und stehen bleibend mir nachsah. Ich war bereits an ihm vorüber, als es mir einfiel, daß ich diese Züge kennen sollte. Ich sah mich um und da auch er stehen geblieben war, blickten wir uns gegenseitig an. Ich wußte, daß ich dieses Gesicht kannte, aber in welchen Winkel meines Erinnerungs-Departe ments es gehöre, wollte mir nicht einfallen. Endlich sprach der Fremde unsicher: „Gustav!" Jetzt hatte ich's. „Oskar" rief ich ich freudig und eilte

auf ihn zu. „Junge bist du's wirklich?" Oskar G .. . war der Sohn eines höheren Beamten in meinem Geburtsstädtchen. Als ich noch das Gymnasiium mei ner Vaterstadt besuchte, war ich mit Oskar, der zwei Jahre hinter mir war, bekannt geworden. Mein seliger Vater, ein kleinerer Beamter, hatte sich das Vertrauen seines Vorgesetzten, Oskars Vater, gewonnen und ich wurde ersucht bei Oskar den Repetitor zu machen. Wir wurden bald dicke Freunde. Ich habe in meinem Leben noch keinen so zart fühlenden und edlen Charakter

kennen gelernt, als es Oskar war. Schon als Gym nasiast hatte ich diese Erfahrung an ihm gemacht Ernst und mehr ein geistiges Sein lebend, war er gegen die Außenwelt zwar nicht todt, aber zurückhaltend. Ich fragte ihn eines Ta ges, warum er gegen seine Mitschüler so verschloffen sei? — „Ich habe doch Niemanden beleidigt?" erwiederte er mir, mich mit seinen seelenvollen Augen anblickend. Als ich es verneinte sprach er: „Gustav, Du kannst Dir nicht denken, wie ich mich Al Ns Al Ai Al Ai AI Ai

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Volksblatt
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Seite 7 von 10
Datum: 13.10.1877
Umfang: 10
erzählte Scene sich zu trug, befand sich Oskar bei seinen Verwandten in dem Gärtnerhäuschen. Er hatte ihnen die doppelte Kunde zu bringen vom Tode seiner Mutter und von seiner kurz vorhergegangenen Verlobung. Die erstere Nachricht hatte er ihnen allerdings schon brieflich mitgetheilt; die letztere aber war ihnen neu. Frau v. Wismar war tief ergriffen von dem Tode ihrer Schwester Und ließ sich von Oskar alles darauf Bezügliche erklären. Er theilte ihr mit, daß die Aufregung während der langen Zeit

so sehr, daß alles Andere davor in den Hintergrund trat. Unter Thränen der Rührung und des Dankes hörte sie Oskars Erzählung von dem wunderbaren Wie dersehen an und wäre am liebsten gleich fortgeeilt, die alte Freundin zu begrüßen. „Jetzt wirst Du wirklich eine Freundin an ihr finden', sagte Oskar; „sie ist. wie ich, nicht vergebens durch eine Leidensschule gegangen.' ^ Frau v. Wismar saß lange stumm da. Sie besaß ^u viel Selbst beherrschung, um ihrem Neffen zu zeigen, wie tief dies Erelgniß, das alle ihre stets

noch gehegten Hoffnungen vernichtete, sie getroffen. Endlich sagte sie ziemlich bitter: „Und meine Schwester ... Du sagst, sie habe diese Verbindung gesegnet?' „Röschen würde ohne ihren Segen selbst nicht darein gewilligt haben', antwortete Oskar. „Ach, Tante, die Schläge d?r letzten Zeit hatten ihren Stolz tief erschüttert uud die Mhe des Todes macht alle Vorur theile zu nichte.' „Wohl ihr, daß sie todt ist!' versetzte Frau v. Wismar düster. „Für mich ist's auch Zeit... wir passen nicht mehr in die jetzige

Welt.' — — Oskar konnte nur kurze Zeit in der Stadt bleiben, um seine Ange legenheiten dort zu ordnen. Dann beabsichtigte er nach der Universität zu gehen, um nach kurzer Vorbereitung sein juristisches Examen zu machen, wonach er auf eine baldige Anstellung hoffen durfte. Eine Rede, die er bei Gelegenheit seines Prozesses gehalten, hatte Aufsehen erregt; auch als

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