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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 18 von 24
Datum: 13.03.1903
Umfang: 24
. So, meine Herren, sind die politischen Rechte verteilt, so sind die Lasten im Reiche verteilt; daß dies anders werden muß, daß liegt so klar auf der Hand, daß ich darüber kein weiteres Wort zu ver lieren brauche. Wie in Oesterreich die Stenern ungerecht verteilt sind. Ich werde mir erlauben, die Steuergesetz gebung noch durch Hervorhebung einiger Beispiele, einige Details zu besprechen, weil dieselben einen Ein blick in die Verhältnisse in Oesterreich gestatten, der für die Gesetzgeber außerordentlich wichtig

haben, also immerhin noch nicht wohlhabende, reiche Leute sind. Nun bitte ich einmal die Summe von 59,462.600 K der gesamten Vermögenssteuern in Oesterreich mit anderen Steuern Oesterreichs zu ver gleichen. Schon die Grundsteuer allein mit 54 Millionen erreicht ungefähr die Höhe der gesamten Vermögenssteuern, die Gebäude- dieuer mit über 75 Millionen ist bedeutend höher als die gesamten Vermögenssteuern und auch die Erwerbsteuer ist höher als die gesamten Ver mögenssteuern. Aber noch viel höher und krasser

ist der Unter schied, wenn ich diese Steuersumme mit den in st re kt en Steuern vergleiche. Die Brannt weinabgabe allein beträgt 88,701.000K, ist also weit höher als die gesamten Vermögens steuern in Oesterreich; die Biersteuer ist präli- miniert mit 78,220.000 K, ist also ebenfalls viel höher als die gesamten Vermögenssteuern, und noch höher ist die Verbrauchsabgabe von Zucker, welche mit 99,000.000 K prälimiuiert ist und nach Abzug der Auslagen immer noch bedeutend höher ist als die gesamten Vermögenssteuern

. Viel höher sind speziell die Erträge des Tabak gefälles und die Gebühren von Rechtsgeschäften. Und obwohl es sich in Oesterreich so verhält, wurden dennoch bei der Verteilung der poli tischen Rechte nicht die wirklichen Steuer zahler, nicht diejenigen, die die 800 Millio nen Kronen indirekter Steuern und die weitaus größte Mehrzahl der direkten Steuern zahlen, berücksichtigt, sondern diejenigen, die hauptsächlich die Träger der Vermögens steuer sind. Vermögenssteuer in 'Preußen. Ich erlaube

mir, um zu beweisen, wie ungerecht diese Verteilung der politischen Rechte und Lasten in Oesterreich ist, die Vermögenssteuern Oesterreichs noch mit jenen Preußens zu vergleichen. In Preußen betrugen die Vermögenssteuern im Jahre 1897 bis 1898 — ein späterer Ausweis ist mir leider nicht zur Hand gewesen — und zwar die Personaleinkommen steuer 137 Millionen Mark und die übrigen Vermögens steuern 3 t Summe . . . 168 Millionen Mark oder zirka 199 Millionen Kronen. In Preußen betragen also die Ver mögenssteuern mehr

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Tiroler Post
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Seite 1 von 20
Datum: 20.01.1905
Umfang: 20
,,I>ie Hemeindezeitung", den „Kandels- und Geweröefreund"» den „AröeiLerfrennd", die „Kereinszeitung", die Höerländer und Außerferner Uost> die Unterländer Uost, die Uusterer und Kifaktaler Uost, die Uintfchgauer und KZfchländer Wost, die Welfchtiroler Uost, die Uorarlöerger I'ost, ferner: „Politische Rundschau", „Wochen-Chronik" „Ulaude: finde", Feuilleton rc. Heßerreich am Scheidewege. (Nach dem Vortrage des Herrn Reichsratsabgeord neten Prof. Dr. Schöpfer inJenbach am 15. Jänner.) „Oesterreich

wird sein, weil es sein muß," hat vor nicht langer Zeit Dr. v. Kor ber gesagt. Dieser Ausspruch muß ergänzt oder beschränkt werden durch den Satz: Oesterreich wird nur so lange sein, als es sein kann. Solange Oesterreich, seinem geschichtlichen Berufe getreu, ein Hort der christlichen Kul tur war, diese vor orientalischer Barbarei schützte, nach Osten hin verbreitete und den Völkern vermittelte, solange stand Oesterreich auf festem, unerschütterlichen Boden; alle Völker, die das weite Reich bewohnen, gra vitierten

nach Wien, es lag für sie kein Be dürfnis vor, aus Oesterreich hinauszustreben. Erst seit Mazzini, der Dogmatiker der Freimaurer, das Programm aufstellte, daß Oesterreich durch den Nationalitäten kampf auseinandergesprengt werden müsse, und in Kossuth und der judenliberalen Partei willige, zum Teil wohl auch ver ständnisvolle Helfer und Helfershelfer fand, ist Oesterreichs Bestand gefährdet, das feste Fundament ist erschüttert, die österreichischen Nationen sind einander in die Haare geraten

und wollen vielfach von einem ferneren Zu sammenleben nichts mehr wissen, sie sind nicht mehr davon überzeugt, daß „Oesterreich sein muß". Seit Mazzini und Kossuth ha ben wir daher die beständige Reichs krise, die wohl gegenwärtig ihren Höhepunkt erreicht hat und zu einer Entscheidung, sei es zum Guten, sei es zum Bösen, drängt. Es handelt sich um nichts weniger, als um die Entscheidung in der Frage, ob das Habsburgerreich noch in der alten Gestalt weiter bestehen oder ob es in einen ungari schen Nationalstaat

verwandelt werden soll. Den ersten Schritt dazu hat Graf Beust ge macht, als er das Reich in zwei Hälften, Oesterreich und Ungarn, zerlegte. Aus Oester reich-Ungarn will man jetzt ein Ungarn- Oesterreich machen — auf der einmal be tretenen abschüssigen Bahn gibt es eben keinen Halt mehr. Die Dinge haben sich zu einem unausweichlichen Entweder-oder zugespitzt: entweder zurück zum alten Oesterreich oder vorwärts zur Zertrümmerung Oesterreichs, vorwärts in den Abgrund! Die Politiker jenseits der Leitha

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Unterinntaler Bote
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Seite 1 von 8
Datum: 16.08.1901
Umfang: 8
befolgten Vertragssystem. . . . Gerade Oe st erreich-Ungarn ist es vor allem, gegen dessen wirtschaftliches Interesse der deutsche Tarif- Entwurf in erster Reihe gerichtet ist. Rach dem Verkehrsdaten des Handelministeriums be trug die Einfuhr des deutschen Reiches nach Oesterreich-Un garn in den drei Jahren 1898, 1899 und 1900 im Jahres durchschnitt 598,847.000 Kronen, dagegen betrug die Aus fuhr Oesterreich - Ungarn nach Deutschland 871,780.000 Kronen; es verbleibt somit eine active Handelsbilanz

zu Gunsten unserer Monarchie von 272.883,000 Kronen; das ist, niit dieser nicht unbeträchtlichen Summe führt Oesterreich- Ungarn mehr Werthe nach Deutschland aus, als das deutsche Reich nach Oesterreich und Ungarn einführt. Die Hauptwarengruppen, die diese active Handels bilanz zwischen dem deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn verursachen, sind: Getreide, Mehl, Malz, Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst, Pflanzen, Zug- und Schlachtvieh, andere Thiere und thierische Products, sowie Holz und Kohlen

. Diese Warengruppen allein geben einen Ueberschuss zu Gunsten Oesterreich-Ungarns von 420,628.000 Kronen, also nahe das Doppelte des Ueberschusses des Gesammiverkehres. Daraus kann jeder ersehen, welches Gewicht Oesterreich- Ungarn auf den Verkehr der erwähnten Warengruppen zu legen hat, und diese Warengruppen sind ausschließlich Gruppen der Land- und Forstwirtschaft. Ohne die Entwicklungsgeschichte des gegenwärtig gelten den Handelsvertrages Oesterreich-Ungarns mit dem deutschen Reiche zu kennen, müsste

jeder, der diesen Wagenverkehr vor sich sieht, genau sagen, dass Oesterreich-Ungarn auf den Vertragsverhältnis mit dem deutschen Reiche eingehen kann, wenn die Ausfuhr land- und forstwirtschaftlicher Producte gesichert ist. Trifft dieses nicht zu, dann schwindet der Hauptgrund für einen Tarifvertrag mit Deutschland, dann beabsichtigt eben das deutsche Reich die ernstliche Aus schließung unseres Hauptverkehres und haben wir für die leichtere Einfuhr deutschen Provenienzen nach Oesterreich- Ungarn keine Gegenconceffionen

zu machen. . . . Der eingangs erwähnte Fachmann bringt dann eine Menge Beispiele für seine Behauptungen, ferner statistische Daten für die Aus- und Einfuhr in Jndustrie-Producten und kommt dann zu folgendem Schluffe: Im großen Ganzen ist der Tarif-Entwurf für die In dustrie Oesterreich-Ungarns nicht so gefährlich und könnte

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Unterinntaler Bote
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Seite 2 von 12
Datum: 06.07.1906
Umfang: 12
Als eines der Kinder, ein Knabe von zwölf Jahren, einem katholischem Institut übergeben wird, zwingt die Behörde den geistlichen Vorsteher desselben, den Knaben in den jüdischen Religionsunterricht zu schicken. Ja, noch mehr, sie verbietet ihm sogar, den Knaben mit den übrigen Zöglingen an dem katholischen Re ligionsunterrichte teilnehmen zu lassen. Solche und ähnliche Fälle sind in Oesterreich durchaus keine Seltenheit. — Und dieses Oesterreich >,wird von Rom beherrscht"! Wer

wird dieser „zwingenden Logik" des Herrn Grasen zu widersprechen wagen? In Oesterreich erläßt ein Behörde in bezug auf den Übertritt von Mohamedanern zum katholi- schen Glauben eine Verordnung, von der der oberste Leiter der katholischen Kirche erklären mußte: „Was sie (die Regierungsverordnung) vorschreibt, ist der art, daß es nicht nur in keiner Weise gebilligt, son dern auch nicht toleriert und nur unter dem Zwange von Gewalt und Unrecht geduldet und gelitten wer den darf." Und einer in weitesten Kreisen ange

sehener Kirchensürst, der dieser Verordnung nicht Folge leistet, wird zu einer Geldstrafe von 500 K verurteilt. Daraus ergibt sich doch sonnenklar, daß „der Staat in Oesterreich zum Lakai degradiert worden ist; daß Rom, statt Mietspartei im Staate zu lein, Hausherr geworden ist", nicht wahr, Herr- Graf ? In Oesterreich wird alles, was dem Katholi ken heilig ist, in der Presse in frechster Weise ge lästert, entstellt, geschmäht. In Oesterreich wird die Moral der katholischen Kirche in öffentlicher

Parlamentssitzung in den Kot gezogen. In Oester reich wird das Allerheiligfte Altarsakrament in em pörendster Weise öffentlich gelästert. In Oesterreich werden die Kinder katholischer Eltern ungläubigen, jüdischen, sozialdemokratischen Lehrern ausgeliesert. In Oesterreich müssen die katholischen Eltern darum kämpfen, daß ihre Kinder in der Schule das heilige Kreuzzeichen machen und das Vaterunser noch beten dürfen. An Oesterreichs Universitäten wird unter den Augen der Regierung mit den Mitteln rohester Gewalt

ein Vernichtungskampf geführt gegen die ka tholischen Studentenverbindungen. Bei all dem fin det der Herr Graf Auersperg, daß „sich in Oester reich eine ultramontane Willkürherrschaft etabliert hat, daß in keinem Lande der Ultramontanismus eine solch gewaltige Macht ist, wie bei uns". In Oesterreich ist der katholische Priestcrstand in bezug auf seine Ehre vogelfrei; in der unflätig sten Weise wird der sittliche Charakter eines jeden Priesters verdächtigt. Keine Lüge, keine Verleum dung

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 2 von 16
Datum: 28.02.1902
Umfang: 16
und sie zufrieden zu stellen. Sein Rathgeber war dabei der Minister Ben st, der Oesterreich mehr geschadet hat als der unglückliche Krieg vorn Jahre 1866. Dieses Uebereinkommen zwischen Oesterreich und Ungarn wird der „österreichisch-ungarische Ausgleich" ge nannt, weil sich dabei die zwei streitenden Theile verglichen habeil. Durch diesen Ausgleich hat Ungarn die ersehnte Selbständigkeit zum großen Theil erlangt. Unsere Monarchie wurde nänilich im Jahre 1867 in zwei Staaten getheilt, in Oesterreich und Ungarn

, in Ungarn recht hohe Steuern getrieben werden, dass diesseits der Leitha, bei uns, das beste Einvernehmen Nlit der Kirche herrscht, jenseits aber der Cultur- kanipf brennt und ähnliches nlehr. So sind Oesterreich und Ungarn zweiStaaten, sie bilden aber dennoch zusammen eineMonarchie, nicht bloß deshalb, weil beide Staaten von einem Herrscher regiert werden (der bei ulls Kaiser, drüben aber König heißt), sondern rveil sie nach außen gegenüber den anderen Mächten als ein einziges Reich, als Oesterreich

-Ungarn auftreten. Oesterreich und Ungarn hat jedes einen eigenen Ministerpräsidenten, aber mitsammen haben sie nur einen Minister des Aeußern, der die Ver handlungen mit den auswärtigen Reichen zu führen hat; Oesterreich-Ungarn zusammen hat einen Kriegsminister und für die gemeinsamen Aus lagen auch einen Reichsfinanz min ist er. Die auswärtigen Reiche, z. B. Deutschland, Italien, Frank reich haben es also nicht mit Oesterreich, auch nicht mit Ungarn, sondern mit der österreichisch-ungarischen

Monarchie zu thun, so im Frieden, so im Krieg. Gienge der Frieden in die Brüche und käme es zum Krieg, er würde von der einheitlichen Gesammt- monarchie, nicht von einem der beiden Staaten geführt. Noch in einer anderen Hinsicht silld beide Stckaten nach allsten hin Eines, und darauf machen wir die Leser ganz besonders aufmerksam: Oesterreich- Urlgarn bilden ein gemeinsames Zollgebiet. Was will dies sagen? — Dies will sagen, dass die Zölle für beide Staatsgebiete, für ganz Oesterreich- Ungarn

die gleichen sind. Ob eine Kuh, ein Stier rc. in Oesterreich oder in Ungarn eingeführt wird, ist für den Einfuhrzoll ganz gleich. Wird in Oester reich Weizen eingeführt, muss für den Metercentner 1 fl. 50 kr. gezahlt werden, ebensoviel in Ungarn; werden Erbsen eingeführt, muss bei uns 1 fl. Zoll gezahlt werden, ebensoviel in Ungarn. Für einen Stier sind 4 fl. zu zahlen, gleich, ob er in Cis- oder Transleithanien eingeführt wird. So hat die öster reichisch-ungarische Monarchie einen gemeinsamen autonomen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 1 von 10
Datum: 14.04.1909
Umfang: 10
RrdaMon und Administration Maximilianstraße 7/II. — Manuskripte werden nicht retourniert, anonyme Einsendungen bleiben unberücksichtigt. — Inserate nach Tarif. — Bei wiederholter Einschaltung entsprechende Ermäßigung. — Die „Volks-Zeitung" erscheint jeden Montag, Mittwoch und Freitag mittags. Bezugspreise: Für Oesterreich: Durch Austräger monatlich 1 K, vierteljährig 3 K, halbjährig 6 K, ganzjährig 12 K; durch die Post monatlich 1.20 K, vierteljährig 3,60 K f halbjährig 7.20 K, ganzjährig 14.40

K, Einzelnummer in Innsbruck und auswärts 10 Heller. Deutschland vierteljährig 3.S0 K, Schweiz vierteljährig 4.50 K. Nr. 45 Innsbruck, Mittwoch, 14. April 1909 17. Jahrg. Die Ursache. Innsbruck, l£ April. Also gehen die Verhandlungen mit Serbien wegen Wiederabschluh eines Handelsvertrages zu Ende. Nicht etwa daß, wie allgemein erwartet, durch ein positives Ergebnis der Unterhandlungen Normen für die künftigen Beziehungen Oesterreich- Ungarns zu Serbien geschaffen worden wären. Nein \ Der Tragödie letzter Teil

endet anders, als er nach aller menschlichen Voraussicht, den Geboten po litischer Klugheit hätte enden müssen: nicht bei einem Handelsvertrag, sondern beim AeußeHen, bei einem Zollkrieg! « Wohl mögen Optimisten hoffen, daß die näch- f sten Tage noch eine Wendung bringen, denn die Un- Dterhandlungen sind ja noch nicht abgebrochen. Aber d wer den großen Mut nicht besitzt, der vonnöten ' ist, um bei der Haltung Oesterreich-Ungarns bei den Verhandlungen sich noch zu einer Hoffnung auf ein günstiges

Endergebnis aufzuschwingen, mutz sich sagen: Der Zollkrieg mit Serbien ist eine Tat sache. Wenn nun der verderbliche wirtschaftliche Krieg eintritt, der allerdings keine Menschenleben kostet, aber unserer Volkswirtschaft unermeßlichen Scha den zufügt, dann drängt sich die Frage auf: Warum ist es so gekommen? Wo sind die Schuldigen, welche die Verantwortung für alles Kommende zu tragen haben? Schuld ist Oesterreich-Ungarn, schuld ist un sere Negierung, die eigentlich nicht mehr ist als ein Vollzugsorgan

bei den Vertrags- Verhandlungen bezweckte? Eigentlich kann mari von ' Vertrags-Verhandlungen gar nicht sprechen, denn Oesterreich-Ungarn und Serbien ha ben im Grunde genommen überhaupt nicht wegen Abschluß eines Handelsvertrages unterhandelt, son dern nur herumgefeilscht, auf welcher Basis die Verhandlungen gepflogen werden sollen. Serbien verlangte nämlich: als Grundlage der Vertrags- Verhandlungen soll das Handelsprovisorium gel ten, welches am 31. März abgelaufen ist, also die Einfuhr jener geringen Mengen

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 5 von 16
Datum: 23.05.1902
Umfang: 16
Das wichtigste beim Verkehre von Oesterreich- Ungarn mit den auswärtigen Staaten sind die Z o l l- und Handelsverträge. Die Einfuhrzölle wer den nicht von Oesterreich und von Ungarn eigens festgesetzt, sodass sie nach Oesterreich eine andere Höhe hätten, wie nach Ungarn, sondern Hesterreich- Angar« bilden zusammen ein einheitliches Zoll gebiet. Dies ist ein sehr wichtiger Satz, den sich der freundliche Leser in seinem Gedächtnisse auch recht dick anstreichen wolle. Darin ist nämlich

ein Zweifaches gesagt: 1. Zwischen Oesterreich und Ungarn besteht keine Zolllinie; bei der Einfuhr von einem dieser zwei Staaten in den anderen wird kein Zoll eingehoben; 2. Oesterreich und Ungarn zusammen haben für die Einfuhr von außen die gleichen Zölle und schließen mitsammen (als österreichisch - ungarische Monarchie) die Z o l l v e r t r ä g e mit den anderen Staaten ab. „Kritische Tage" hat der Leser als Ueberschrift dieses Aufsatzes gelesen und beim ersten Anblick vielleicht an die Maifröste

oder gar an die vulcanischen Aus brüche auf den Antillen-Jnseln gedacht. Was hat denn diese Aufschrift „Kritische Tage" mit diesem Aufsatz zu thun? Das soll der Leser recht bald herausfinden. Weil Oesterreich-Ungarn ein einheit liches Zoll- oder, wie man auch sagt, ein einheitliches Wirtschaftsgebiet sind, müssen gar manche wirtschaft liche Angelegenheiten zwischen beiden Staaten ver einbart werden. Diese gemeinsame Regelung der wirtschaftlichen Angelegenheiten geschieht durch den sogenannten

Regierungen früher „über Ort kommen". Und da nun steckt's, und dies bringt uns kritische Tage. Oesterreich ist nämlich beim Ausgleich mit Ungarn immer zu kurz gekommen, um Hunderte und Hunderte von Millionen. Den größten Nachtheil hat dabei insbesondere die österreichische Landwirtschaft gehabt. Wenn es heute den österreichischen Bauern so schlecht geht, ist nicht an letzter Stelle der schlechte „Ausgleich" daran schuld. Es haben nämlich, wenns zum „Ausgleich" kam, immer die Ungarn commandiert

und an geschaffen, die österreichische Regierung und auch der österreichische Reichsrath haben immer klein beigegeben, bis sich endlich schon in den 80er Jahren, Dr. Lueger voran, im Abgeordnetenhause Männer gefunden haben, die von diesem fortwährenden Nachgeben nichts wissen wollten und verlangt haben, wenn's wieder zum Ausgleich komme, solle einmal von Oesterreich ein gerechter Ausgleich verlangt werden. Den Ungarn ist aber mit dem Essen der Appetit ge kommen, und so wollen sie jetzt von einem gerechten

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 6 von 16
Datum: 24.03.1905
Umfang: 16
Pie ungarischen Landwirte rühren sich! Aus Anlaß der Annahme der Handelsverträge im deutschen Reichstage verlangen die ungarischen Landwirte, daß angesichts der neuen Handelsverträge mit Deutschland Oesterreich-Ungarn sich unbedingt der serbischen Vieh- und Fleischeinfuhr verschließe. Unter keinen Umständen dürfe man Serbien und Rußland einen Handelsvertrag bewilligen, durch den die Vieh- und Fleischeinfuhr nach Oesterreich-Ungarn weiterhin anstandslos betrieben werden kann. Per Handelsvertrag

ein wachsames Auge. Die „Deutsche Agrarkorrespondenz" vom 27. Februar 1905 bespricht unseren neuen Handelsvertrag mit Deutschland und kommt hiebei zu folgenden Schlußfolgerungen: „Für Deutschland gilt es noch eine künftige Schädigung zu verhüten, die aus einem neuen öster- reichisch-ungarisch-serbischen Handelsverträge wiederum drohen könnte. Oesterreich-Ungarn hat den jetzt geltenden Vertrag mit Serbien, sowie das damit verknüpfte Viehübereinkommen neulich gekündigt. Dieser Vertrag enthielt sowohl

nach Oesterreich-Ungarn eingeräumt werden. Stellt man vom deutschen agrarischen Jnteressenstand- punkt aus die Frage, was für uns wichtiger sei: die Verhütung besonderer österreichisch.serbischer Begünstigungen im Viehverkehr, oder deren Uebertragung auch auf der deutschen Ausfuhr, dann kann die Antwort nicht zweifelhaft sein. Serbien bildet die beständig frisch sprudelnde Quelle der Seuchenverschleppungen aus den Balkanstaaten über Oesterreich- Ungarn nach Deutschland. Serbien ist gegen seine Hinterländer

ganz geöffnet; vermöge der jetzt auf ein Geringes begrenzten Be schränkungen des serbischen Viehoerkehres nach Oesterreich-Ungarn gewinnt bas von deutscher Seite an unser Nachbarreich leider wiederum bewilligte Viehübereinkommen die ganz besonders schäd liche Bedeutung, die uns Anlaß gab, uns gegen dieses neue Tier seuchenübereinkommen mit Oesterreich-Ungarn so heftig zu sträuben. Würde nun die deutsche Diplomatie dafür sorgen, daß Oesterreich- Ungarn das gekündigte Seuchenloch im Osten

durch einen neuen Vertrag nicht wieder aufmacht, dann würde sie sich das bei der „künftigen Durchführung der Verträge" jetzt so reichlich stark be tonte Verdienst wirklich erwerben können. Dieser Abschluß Oester- reich-Ungarns gegen den Balkan wäre für die Interessen der ge- samten deutschen Viehzucht weitaus wichtiger, wie die Erlangung der Teilnahme an der Meistbegünstigung für die deutsche Vieh ausfuhr nach Oesterreich Ungarn. Diese letzte Forderung stellen wir nur für den schlimmen Fall, daß es unserer

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Unterinntaler Bote
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Seite 2 von 12
Datum: 23.10.1908
Umfang: 12
in seiner Eigenschaft als General- Truppcninfpektor vorzunehmenden sonstigen Inspizie rungen erfolgen nach den mit allerhöchster EntschUe- Hung vom 14. März 1895 ergangenen Befehlen, die auch in allen übrigen Belangen vollinhaltlich in Kraft bleiben. v. Georgi m. p. Feldmarschalleutnant." Die Balkankonferenz u. Oesterreich- Ungarn. Oesterreich Ungarn würde sich der Teil nahme an einem neuerlichen europäischen Kongreß kerineswegs verschließen, wenn vorher die Bürgschaft dafür gegeben wird, daß derselbe die Annexion

Bosniens und der Herzegowina als vollzogene Tat sache betrachten und sich in keinerlei Kritik dieses Schrittes der habsburgischen Monarchie einlafsen wird. Ebenso sei die von Oesterreich Ungarn freiwil lig proklamierte Räumung des Sandschaks Noviba- zar als eine lediglich Oesterreich-Ungarn und die Türkei angehende Sache von den Beratungen der Konferenz auszuschließen. Wenn man nun hört, daß auf dieser Konferenz auch über an Serbien und Montenegro zu gewäh rende Kompensationen beraten

werden soll, so wird man seitens Oesterreich-Ungarns zweierlei klipp u. klar erklären müssen: Erstens: für die Annexion Bosniens und der Herzegowina, welche eine Angelegenheit zwischen uns und der Türkei ist, hat Serbien keinerlei Kompen sationen zu beanspruchen und zweitens: es muß ganz ausgeschlossen bleiben, daß der Sandschak als Kompensationsgebiet in Frage kommt. Wie wir aus sehr guter Quelle hören, wird Oesterreich-Ungarn von der befriedigenden Aufklärung über diese zwei Punkte seine Teilnahme an der geplanten

, Oesterreich-Un garn werde von diesem Standpunkte durch irgend- welch diplomatischen Schachzüge abzubringen sein, so würde er in Bälde eine sehr unangenehme Enttäu schung erleben. Die Bilanz der Okkupation. Der Berliner Vertrag vom 13. Juli 1878 erteilte an Oesterreich-Ungarn den Auftrag in Bosnien und der Her zegowina europäische Zustände herzustellen. Aus diesem Mandate entstanden nun ein Recht und eine Pflicht, ein Recht gegenüber den zu besetzenden Ländern. Daß Oester reich-Ungarn diese seine Pflicht

redlich und erfolgreich er füllt hat, darüber besteht bei den Großmächten keine Mei nungsverschiedenheit ; mit welchen Lasten aber diese Pflicht für die Völker Oesterreich-Ungarns verknüpft war, das schei nen die Mandatgeber bisweilen zu. vergessen, und auch in der europäischen Presse wird davon fast nicht mehr gespro chen. Zur Besetzung mußten wie das „Deutsche Volksblatt" erinnert mehr wie vier Armeekorps aufgeboten werden. Die Türkei leistete Widerstand, den zu brechen die Großmächte uns ganz

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 05.04.1909
Umfang: 8
in Tirol und Nsrarißerg «edaktion und Administration MaxmManstrahe 7/II. — Manuflripte werden nicht retourniert, epuptzme Smseoduugeu -lech« rmberAcksichtigt. — Inserate nach Tarif. — Bei wiederholter Einschaltung esOsrecheerde ErmiWgMß. — Die „Bott»-Zeitung" erscheint jeden Montag, Mittwoch und Freitag mittag-. Bezugspreise: Für Oesterreich: Durch AuSttäger monatlich 1 K, oierteljiihrig 3 K, halblährig S K, ganzjährig 12 K; durch dir Kost monatlich 1.26 K, vierteljährig 3,60 K, halbjährig 7,20

, die Hand reichen, war also eine Mahnung an Serbien, ab zurüsten, eine Oesterreich-Ungarn genehme Erllärung abzugeben und wieder gut Freund der Donaumon archie zu werden. Dafür sollte Serbien aus unserer Hand jene wirtschaftlichen Vorteile erlangen, um welche es einen blutigen Krieg zu führen sich an- schsickte. Auch über den Charakter der in Aussicht gestellten „wirtschaftliche Vorteile" konnte kein Zweifel obwalten. Das serbische Volk braucht und verlangt keine anderen Vorteile, als daß Oester reich

ihm seine Grenzen zur Einfuhr seiner Pro dukte öffne; von einem Absatzgebiet für sein Fleisch, sein Getreide hängt die Existenzmö glichlkeit seines Volkes ab, uno diese wollte Oesterreich nach der Er llärung 'Bienerths und her offiziösen Aehrenthal- Presse dem serbischen Volke in großmütigster und ausreichender Weise sichern. Serbien hat nun den Rat Oesterreichs befolgt; es gab eine Erllärung ab, wie sie demütiger nicht mehr gedacht werden kann. Aehrenthal hat die Er klärung, welche der serbische Gesandte

muß: Oesterreich hat schnöde sein Wort gebrochen und benimmt sich jetzt Serbien gegenüber so, als wenn es schlechterdings nur die Abrüstung verlangt hätte, ohne irgend welche Ge genleistung damit zu verknüpfen. Der österreichisch-ungarische Gesandte in Bel grad, Graf ForgaG hat am Freitag, wie das offiziöse Aehrenthal-Blatt, die „Wiener Allgemeine Zeitung" meldete, der serbischen Regierung neuer dings mitgeteilt, die Donaumonarchie wolle mit Serbien behufs Wiederherstellung geregelter Han

delsbeziehungen möglichst rasch in Unterhandlungen treten. Man wird vielleicht sagen: Mehr kann Oesterreich doch nicht tun! Allein es kommt nicht darauf an daß zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien wegen Abschluß eines Handelsvertrages Unterhandlungen gepflogen werden, maßgebend ist, auf welcher Grundlage diese Unterhandlungen ge führt werden sollen. Und hier zeigt es siG wie schmählich sich unsere unter der Fuchtel der Groß grundbesitzer stehende Regierung benimmt. Die Ver tragsverhandlungen mit Serbien

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 6 von 16
Datum: 28.02.1902
Umfang: 16
, dass die Anarchisten den Ausstand veranlasst haben. Nicht einmal die Socialdemokraten waren mit dem allgemeinen Arbeiterausstand einverstanden, obwohl sie den Dr. Ellenbogen nach Triest schickten und jetzt zu ihren Gesinnungsverwandten halten. Vier Anarchisten sind eingekerkert worden. Manche Gebäude in Triest, Trient u. s. w. tragen Trauer fahnen. Unsere Welschen haben eine Freude, wenn irgendwo ein Scandal gegen Oesterreich veranstaltet wird. Gegenwärtig ist in Triest wieder Ruhe. Das Genauere

über die Vorgänge wird die Untersuchung lehren. Per Zucker. Der Zucker ist ein sehr nothwendiges und gutes Nährmittel. In Oesterreich wird sehr viel Rüben zucker erzeugt. Große Felder in Böhmen und Mähren sind mit Zuckerrüben bebaut, viele Fabriken beschäf tigen eine Unmasse von Arbeitern. Nun ist aber das seltsam: Wir in Oesterreich verzehren im Jahre per Kopf beiläufig 10 Kilogramm Zucker und ein Eng länder kann sich jährlich 44 Kilogramm vom guten österreichischen Zucker vergönnen. Der Grund hierzu

ist der, dass unser Zucker in England viel billiger verkauft wird als bei uns. Die wenigen Zuckerbarone lassen uns im Heimailande den österreichischen Zucker so theuer zahlen, wie wenn er in England erzeugt und dann nach Oesterreich geliefert worden wäre. Umgekehrt bekommen die Zuckerbarone jedes Jahr eine Vergütung dafür, dass sie Zucker ins Ausland, hauptsächlich nach England, verkaufen. Das ist ein sehr ungesunder Zustand. Jetzt hat England verlangt, dass der Einfuhrzoll für Zucker nach Oesterreich

herabgesetzt werden soll. Darüber sind die Zucker barone, die Regierung und die Abgeordneten sehr erschrocken. Denn der Zucker muss dann im Staate Oesterreich billiger werden. Das ist nun gewiss recht, aber Böhmen und Mähren kann zu großem Schaden kommen. Die Regierung will den Mittelweg einschlagen, den Einfuhrzoll etwas herabsetzen und doch schauen, dass der übrige Zucker im Auslande verkauft werden kann. Die Zucker barone sind aber nicht zum Nachtgeben geneigt. Sie haben Geld und wollen noch mehr Geld

durch die Oesterreicher in Bosnien. Oesterreich hat sehr viel geleistet zur Hebung des Wohlstandes von Bosnien und Herzegowina. Das Militär musste selbst mit helfen, Wege und Straßen herzustellen. Die vorige Woche hatte sich der Reichsrath in Wien mit den beabsichtigten Bahnbauten für Bosnien zu beschäftigen. Abgeordnete warfen der Regierung vor, dass die neuen Bahnen zum Theil unpraktisch sind und den Verkehr nach Budapest leiten. Weil Oesterreich für die besetzten Länder hohe Opfer gebracht, sollte der Nutzen

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 1 von 12
Datum: 19.03.1909
Umfang: 12
Land-Zeitung" zu senden. — Zuschriften ohne Unterschrift werden nicht angenommen, Handschriften nicht zurückgestellt. — Offene Reklamationen sind portofrei. M IS. Imst, Freitag, den 19. März 1909. 22. Jahrgang. Die serbische Antwort. Der Gesandte Serbiens am Wiener Hofe, Dr. Simitsch, hat am 15. März dem Baron Aehrenthal die Antwort der Belgrader Regierung auf die Note des österreichisch - ungarischen Gesandten, Grafen Forgach, überreicht. Oesterreich-Ungarn hatte be kanntlich anfangs dieses Monats

das serbische Kabinett verständigt, daß die österreichisch-ungari schen Regierungen nicht in der Lage seien, solange Serbien gegenüber der Monarchie eine unfreund liche Haltung einnehme, den Handelsvertrag der parlamentarischen Erledigung zuzuführeu. Die österreichische Note hatte damals auch die Hoffnung ausgesprochen, Serbien werde seine Haltung in Bezug aus Bosnien ändern und die Absicht, mit Oesterreich in friedliche und freundschaftliche Be ziehungen zu treten, bekanntgeben. Zweideutig und hinterhältig

ist nun die Antwort des Belgrader Kabinettes. Die Note der serbischen Negierung lehnt sich an die serbische Zirkulardepescye an, die als Antwort Serbiens auf den freundschaftlichen Ratschlag Rußlands allen Großmächten unterbreitet wurde. Serbien bleibt bei der Phrase, daß die rechtlichen Beziehungen zwischen Serbien und Oesterreich unverändert ge blieben, daß das Königreich die Ausübung der nachbarlichen Pflichten und die Pflege der Bezieh ungen, welche den beiderseitigen Interessen ent sprechen, sortzusetzen

bemüht sei. Die serbische Re gierung meint, daß es am besten wäre, wenn die Regierungen Oesterreich-Ungarns ihren Parlamenten den Handelsvertrag zur Erledigung unterbreiten würden. Durch eine Verwerfung des Vertrages würde entweder ein verläßlicher Ausgangspunkt für eventuelle neue Vertragsverhandlungen erlangt werden, oder man würde sich im gegenteiligen Falle auf Grund der Dispositionen in den Parla menten und der agrarischen Strömungen über zeugen, daß man die Idee des Abschlusses

eines Tarifvertrages zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien überhaupt aufgeben müsse. Die serbische Regierung spricht weiter die Bereitwilligkeit aus, falls der Handelsvertrag bis Ende dieses Monates parlamentarisch nicht erledigt würde, die Giltigkeit desselben provisorisch bis Ende dieses Jahres zu verlängern. Diese Antwort der serbischen Regierung wird in Oesterreich als vollkommen ungenügend bezeichnet. Oesterreich verlangt vor allem Klar heit, ob Serbien überhaupt ein freundschaftliches Verhältnis

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Tiroler Wastl
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Seite 2 von 12
Datum: 16.04.1911
Umfang: 12
der österr. Staatspolitik aufzuklären. Geradezu verbre cherisch ist es von ihnen, daß sie z. B. das Ministerium Bienerth, das doch dem Mini der i uni des seligen Ta affe wie ein Ei dem anderen gleicht, als deutsch freundlich hinzustellen suchen und durch diese Vor spiegelung einer falschen Tatsache es den: slawisch- klerikalen Regime in Oesterreich ermöglichen, das Bündnis mit dem Deutschen Reiche zu Sl awisierungszw ecken zu iniß br au ch en . Oesterreich selber ist durch! das Bündnis erstarkt

mit den erklärten Feinden des Deutschreiches, Frankreich und England, genreinsame Sache machte, daß wenigstens Kaiser Franz Josef den wiederholten Versuchen König Eduards VII., Oesterreich für seine Pläne eines Koa litionskrieges gegerr das Deutsche Reich zu gewinnen, noch widerstand. Um so eifriger setzte man dafür aber die deutschfeindliche Innenpolitik fort, als ob man sich beeilen wollte, Oefterreich zürn Anschlüsse au die deutschfeindlichen Großmächte Europas geeigneter zu machen. Das heilige römische

Reich slawischer Na tion müßte erst fertig gestellt werden, wenn man den Verlockungen Frankreichs und Englands folgen und vor allem dem ftürrrrischen Begehren der eigener: Sla wen nach einem Rassenkriege gegen die Deutschen Er- füllrrrrg gewähren wollte, vor allem nach einem Ver nichtungskriege gegen das neue protestantische Kaiser turn, auf welcher: das Papstturn und fein jesuitischer Anhang schon seit dessen Gründung, vor: infernalischem Hasse erfüllt, los arbeiteten. Von Oesterreich

aus sollte das große Kesseltreiben gegen die deutsch-protestantische Welt ir: Szene gehen. Kaiser Franz Josef Aufgabe war es nur, alles in Oesterreich für diesen Riefenkampf vorzubereiten, das habsburgische West- und Südslawen reich ir: feste Form zu bringen. Der: Krieg selbst wollte er nicht mehr erleben, den mag fein Nachfolger führen. Dies Liedchen pfeifen heute alle Spatzen in Oesterreich auf den: Dache. Wer mag sich auch wundern, daß man am Wiener Hofe für Deutschland nichts we- niger als freundschaftliche

Gefühle übrig hat? Frank reich hat ar: Deutschland nur zwei kleine, ihm einst geraubte Provittzen zurückgeben müssen und brütet noch fort Rache deswegen. Das Haus Habsburg hat ein 600jähriges Kaisertum an das .Haus Hohenzollern ver loren und soll heute ein aufrichtiger Bun desgenosse seines Verdrängers sein? Wer kann so etwas glauben? Und lehrt nicht die ganze Haltung des Hauses Oesterreich; deutlich genug, von welchen Gesinnungen man in der Wiener Hofburg gegen die Deutschen erfüllt

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Unterinntaler Bote
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Seite 2 von 12
Datum: 09.10.1909
Umfang: 12
läge? Die großdeutsche Idee für die Deutschen im Reiche. Dank der Opserwilligkeit der deutschen Fürsten, die für die Gemeinsamkeit gar manche Vorrechte dahingaben, war dem deutschen Volke eine glänzendere Gegenwart beschieden als je zuvor. Aber um so unheilvoller gestaltete sich das Schicksal der Deutsche» in Oesterreich-Ungarn, unserer Nachbar monarchie. Van Deutschland, zu dem sie von jeher gehörten, seitdem es eine deutsche Geschichte gibt, mit Gewalt losgerissen, waren die Deutschen

in Oesterreich-Ungarn nicht mehr imstande, die leitende Stelle, die sie in der ganzen Monarchie inne hatten, aufrecht zu erhalten. Sie verloren zunächst Ungarn und wurden bedrängt in verschiedenen Königreichen des Reiches; da, wo sie mit einer großen Anzahl einer fremdsprachigen Bevölkerung verbunden waren, wurden sie von einer Stelle in die andere gedrückt, und sogar in rein deutschen Ländern gerieten sie in! eine nichts weniger als leichte Stellung. Es war das ja ganz natürlich, denn, wenn Oesterreich

-Ungarn ebensoviele Jahrhunderte, als jetzt Jahrzehnte her sind seit dem Gefechte bei Helmstadt — über 400 Jahre, nämlich seit 1437, als Kaiser Albrecht II. den Thron bestieg — mit kurzen Unterbrechungen an der Spitze Deutschlands gestanden, mußte durch das gewaltsame Hinaustreiben Oesterreich-Ungarns aus Deutschland die Herzschlagader des Deutschtums in Oesterreich-Ungarn unterbunden werden. Das fortwährend Oesterreich zufließende deutsche Blut kam nicht nach Oesterreich-Ungarn, und die Deutschen

und tüchtige, hervorragende Menschen zu sein, dann wird es ihnen wieder ge lingen, die Stellung einzunehmen, die ihnen zu kommt. Aber etwas dürfen sie nicht tun: sie dürfen durchaus nicht über die Grenze schielen. Das ist Hochverrat und eine Schädigung aller guten staats treuen Deutschen in Oesterreich-Ungarn. Es ist auch nicht zulässig, daß von Seite des Deutschen Reiches in die Verhältnisse unserer Nachbarmonarchie einge- grifsen werde. So wie wir es uns verbitten, daß das Ausland sich in unsre Geschäfte

mischt, so hat auch Oesterreich-Ungarn das Recht, es uns zu verbieten, daß wir hineinschauen. Ich möchte das Wort König Ludwigs I., das er in der Befreiungshalle, die er fünfzig Jahre nach der Schlacht bei Leipzig eröffnet hat, niederlegte, und das ich vor zwei Monaten an der Spitze der bairischen Turner sprach, wieder holen : „Mögen die Deutschen nie vergessen, wodurch die Befreiungskriege notwendig wurden und wodurch sie gesiegt!" Diese Worte gelten jetzt ganz besonders für das Verhältnis

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Tiroler Post
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Seite 5 von 20
Datum: 20.07.1906
Umfang: 20
. Es werden sprechen: ReichSrats- und Landtags abgeordneter Josef Schraffl, Sekretär Unterkircher aus Innsbruck, Bauernräte B a u h o f e r und N i e d r i st. Zum Zolltarifflreil zwischen Aester- reich und Ungarn. (Bom Reichsratsabgeordneten Dr. S ch ö p f e r.) Im früheren Aufsatz über diesen Gegen stand habe ich gezeigt, wie das wirtschaftliche Verhältnis zwischen Oesterreich und Ungarn von 1867 bis 1899 und dann von diesem Termin bis zum Mai 1906 beschaffen war. Als im April des Jahres die zwei Mo nate früher

wegen ihres geradezu revolutio- nären Treibens aus dem Parlament verjagten Koalitwnsführer in Gnaden ausgenommen und sogar zur Regierung befördert wurden, hörte man allgemein, sie hätten der Krone versprochen, an dem bestehenden wirtschaftlichen Verhältnis zu Oesterreich nichts zu ändern und die für Oesterreich bereits sanktionierten und auch in Ungarn durchgeführten Gesetze über Zolltarif und Handelsverträge auch für Ungarn nach träglich zu genehmigen. Dies konnte nichts anders heißen

. Dies führte zunächst zum Streite zwischen Wekerle und Hohenlohe, zwischen der ungarischen und österreichischen Regierung. Da der gemeinsame Zolltarif und die Handelsverträge der Monarchie in Oesterreich bereits Gesetz waren, konnte und durfte öer österreichische Mtntsterprästdent dem Ansinnen Wekerles in keiner Weise nachgeben. Wie fast immer, so erwies sich auch in diesem Fall die ungarische Regierung als die maß gebende Partei; Wekerle erwirkte für die For derung der Koalition die Zustimmung der Krone

dies geschehen ist). — Nun ist ab'er die Gemeinsam keit deS Zollgebietes, der Bestand des einheit lichen Wirtschaftsgebietes, der erste und wich tigste und darum grundlegende Punkt des Zoll- und Handelsbündnisses zwischen Oesterreich und Ungarn. Die Einführung des ungarischen Zolltarifes kommt also der Aufhebung des Zoll- und HandelSbündniffes gleich. Wie im vorigen Artikel erwähnt wurde, ist das Zoll- und Handelsbündnis bis Ende 1907 in Gel tung, bei uns auf Grund kaiserlicher Verord nung, in Ungarn

: WaS wird nun geschehen, wie wird in Zukunft das wirtschaftlich: Verh ältnis zwischen Oesterreich und Ungarn beschaffen sein ? Der ungarische Handels minister Franz Kos- suth erklärte wiederholt, von einer Erneuerung des Zoll- und Handelsbündnisses könne keine Rede mehr sein; Ungarn werde mit Oesterreich nur mehr einen Handelsvertrag wie mit einem auswärtigen Staate abschlreßen, da das Bundesverhältnis nach österreichischem und un garischem Gesetz, wenn es nicht erneuert wird, am 31. Dezember 1907 zu Ende geht

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 2 von 16
Datum: 05.03.1909
Umfang: 16
worden ist, hat allgemeine Befriedigung erregt. Schon seit Jahren war man sich klar, daß es nichts Gefährlicheres gebe, als den Klofacleuten ihre ftaatszerstörende Tätigkeit zu erlauben. Aber die verschiedenen Regierungen, die Oesterreich in den letzten Jahren besaß, waren viel zu feige, in daS revolu tionäre Wespennest zu greifen. Baron Beck schloß wiederholt mit Klofac faule Uebereinkommen und für die augenblickliche SchonungS- zeit im Abgeordnetenhause ließ Beck diese Leute ungestraft

ihre verbreche rische Tätigkeit in ganz Böhmen entfalten. Klofac ging später zur Zeit der leidenschaftlichsten Kriegsdrohungen gegen Oesterreich nach Belgrad, verabredete dort die Straßenkrawalle, die später pro grammäßig mit Hochrufen auf Serbien in der böhmischen Landeshauptstadt stattfanden. Klofac und Genoffen hetzten auch die tschechischen Rekruten in direkt verbrecherisch er Weise auf. Ein weit verbreiteter Jugendbund trug den Haß gegen das kaiserliche Heer, den direkt revolutionären Geist

in die Kreise der zukünftigen Soldaten. Die Anarchie machte sich in vielen Teilen Böhmens schreckenerregend geltend. Nim soll es hoffentlich anders werden, wenn jetzt nur nicht wieder Halbheiten begangen werden. Hesterreich und die Fürkei. Mit der Türkei sind wir endlich ins Reine gekommen. In der vorigen Woche wurde das Protokoll über das Uebereinkommen zwischen Österreich und der Türkei unterschrieben. Damit gibt die Türkei alle Rechte auf Bosnien und die Herzegowina auf und Oesterreich zahlt

in Belgrad wohl schon verstummtssein. So meint Rußland, eö müsse sein seit dem ruffisch-japanischen Kriege gesunkenes Ansehen auf dem Balkan durch eine Unterstützung Serbiens wiederherstellen. Rußland ließ durchblicken, daß es Oesterreich angreifen werde, wenn es zwischen uns und SerbienIzum Kriege kommen sollte. Die Russen wollen dadurch Oesterreich schrecken. Das hat Rußland aber nicht erreicht. Oesterreich weiß nämlich ganz gut. daß sich Rußland seit dem Kriege in Ostafien noch nicht erholt

hat und mit uns nnter den heutigen Verhältnissen nicht anbinden kann. Ein guter Kenner Rußlands hat gesagt, daß Oesterreich, wenn es auch gleichzeitig mit Serbien kämpfen müßte, die Russen besiegen würde und zwar würde die Niederlage für Rußland noch größer sein, als im Krieg« mit Japan. In Petersburg scheint man das auch eingesehen zu haben und seit dem letzten Sonntag gibt sich Rußland im Vereine mit Deutsch land, Italien, Frankreich und England in Belgrad alle Mühe, )en Frieden zu erhalten. Man sieht eben

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 2 von 16
Datum: 13.07.1906
Umfang: 16
für Kriegsschiffe errichten. Die Delegierten billigten diese Vor schläge, trotzdem das wieder Millionen kosten wird, weil z. B. Italien ganze Unsummen ausgibt, um sein Heer und seine Ma rine — man weiß ja gegen wen — zu verstärken. Sehr interessant und des Merkens wert ist, was der Minister des Aeußern ant wortete auf die Frage, „ob Oesterreich-Ungarn ein gemein samer Staat sei". Der Minister sagte, ein gemeinsamer Staat Oesterreich-Ungarn bestehe nicht. Das gehe schon daraus her

- vor, weil es eine österreichische und eine ungarische Staatsbürger- schaft gebe. Ter Minister kennt nur eine „österreichisch-ungarische Monarchie" auf Grund der pragmatischen Sanktion, die so ande ren Staaten gegenüber als ein Ganzes dastehe. Man sieht, w e verhängnisvoll uns der Ausgleich wurde, den Andrassy und Beust 1867 schlossen. Seit diesem Jahre zerfiel Oesterreich in zwei Hälften und wer weiß, ob in einem halben Menschenleben unser Vaterland Oesterreich nicht noch mehr gespalten sein wird. Pie Mühkeninduflrie

Stellungnahme zu der von den Budapester Mühlen geplanten Er- richtung einer eigenen Schiffahrtsgesellschaft auf der Donau behufs Verbilligung der Mehlsrachten von den ungarischen Donaustationen nach Oesterreich, weiter die Einführung einer Surtaxe (Zollauf- .schlag) auf ungarisches Mehl, sowie Stellungnahme gegen die Wiedereinführung des Mahlverkehres, in welcher Form immer, insbesondere auf Grund von Einfuhrscheinen. Die t ir o lischen Vertreter der Abordnung forderten eine energische Stellungnahme

Handeln. Die Steuerfreiheit oer Freilager der ungarischen Mühlen in Oesterreich wurde als Bevorzugung der ungarischen Mühlenindustrie bezeichnet. Per Kandeksvertrag mit der Schweiz liegt nun dem Abgeordnetenhause vor. Was die Zölle für öster reichisch-ungarische Artikel bei der Einfuhr in die Schweiz anbe langt, so sind Ermäßigungen hauptsächlich bei Malz, für das statt des bisherigen Vertragssatzes von einem Franken nur 60 Zentimcs zu zahlen sein werden, ferner bei Hopfen, dessen Zoll sogar von vier

von den Arbeitern ferne gehalten worden. Es macht überhaupt den Eindruck, daß die Fabrikanten vor der An kündigung einer Arbeitseinstellung keine Angst mehr haben, seitdem manche Arbeiter immer mit Arbeitseinstellungen drohen. Per Zollkrieg mit Seröien. Wir haben seit dem 6. Juli den Zollkrieg mit Serbien. Oesterreich'Ungarn hat die Grenzen für serbisches Vieh und ser bisches Fleisch gesperrt. Es ist dies die härteste Maßregel, die Oesterreich gegen Serbien machen konnte, da Serbien auf die Ausfuhr

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 3 von 16
Datum: 24.08.1906
Umfang: 16
beantworteten, ge radezu eine Kriegserklärung gegen Ungarn, eine Verletzung des ReziprozitätSprtnzipeS (GegenseitigkeitSgrundsatzeS) und drohten mit den weitestgehenden Repressalien (Gegenmaßregeln). Hiezu müssen wir vor allem feststellen, daß die österreichischen Müller niemals Unbilliges verlangten, sogar niemals eine Bevorzugung der österreichischen Mühlenindustrie gegenüber der ungarischen forderten, sondern nur dagegen entschieden protestieren, daß un garisches Mehl unter Bedingungen nach Oesterreich

, ja gezwungen ist, ihnen Rechnung zu tragen und sie, wenn er den Kampf mit der in Oesterreich immer mächtiger wer denden agrarischen (landwirtschaftlichen) Bewegung nicht geradezu herausfordern will, in sein Programm aufzunehmen. Die Ungarn haben kein Recht, auf den Gegenseitigkeitsgrundsatz zu pochen, nachdem sie ihrerseits denselben schon lange unbeachtet ließen. Man soll sich in Ungarn nur gefälligst daran erinnern, wie man dort vorgeht, um unsere Industrie vom dortigen Markte zu ver drängen. ES geht

denn doch nicht an, daß die Herren Ungarn immer nehmen und niht daran denken, auch etwas zu geben. Die österreichischen Müller tun nichts anderes, als gegen jede fer nere Sonderbegünstigung bei der Einfuhr ungarischen Mehles nach Oesterreich Einsprache erheben und hiezu find sie voll be rechtiget. Kaiserreife. Unser Kaiser wird im September den vereinigten See- und Landmanövern an der dalmatinischen Küste und in Dalmatien bei wohnen und hierauf Bosnien und Herzegowina bereisen. Seit 28 Jahren sind diese Gebiete von Oesterreich

. Was man den Revolutionären in Ungarn und den Vaterlandsverrätern in Oesterreich nicht alles zuliebe tut! Traurig, sehr traurig! Wer gewinnt öei der Zosstrennung? Bekanntlich fordert die ungarische Revolutionspartei immer die Lostrennung von Oesterreich. Mit dieser Loslösung wäre aber auch die Zolltrennung Oesterreichs von Ungarn verbunden. Wenn Zollschranken zwischen Oesterreich und Ungarn errichtet würden und Oesterreich nur die Mindestzölle gegen Ungarn auf Getreide einführte, nämlich 6 K 30 h auf Weizen

, 5 K 80 h auf Roggen, 2 K 80 h auf Gerste, 4 K 80 li auf Hafer, 2 K 80 h auf Mais, so würden diese Zölle nach den Ausfuhrergebnifsen der letzten fünf Jahre für den österreichischen Staat 65,670.000 K ein tragen. Da bei dem Zollsätze von 15 K ungarisches Mehl überhaupt nicht mehr eingeführt und durch Weizen ersetzt würde, das heißt statt sechs Millionen Meterzentner Mehl etwa acht Millionen Meter zentner Weizen L 6 L 10 d Zoll mit 50,400.000 K Zollertrag für Oesterreich, so würden sich rund 116 Millionen Kronen

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 1 von 24
Datum: 08.03.1902
Umfang: 24
, daß nicht nur diese Prämien fallen gelassen, sondern auch der Schutzzoll auf Zucker, der bisher in Oesterreich 11 Goldgulden beträgt, auf 5 Franken, also nicht ganz 5 Kronen ermäßigt werde. Im Weigerungsfälle drohte England mit Strafzöllen in der Höhe der Differenz dieser Zollsätze. England machte dabei geltend, daß hohe Zölle die Möglichkeit für die Kartellbildung der Zuckerindustrie bieten, und die Kartelle den Export von Zucker zu den billigsten Preisen ermöglichen, weil sie sich durch die höheren Inlandspreise ent

, den Inlandspreis des Zuckers hoch zu halten und dadurch eine Aufzahlung aus den'Weltmarktpreis zu ' erzielen. Denn das eine läßt sich nicht leugnen. Oesterreich hat gegenüber den konkurrirenden Staaten in der Zuckerproduktion eine sehr ungünstige Posiüon — höhere Frachten, geringere Rübenernten und einen minderen Zuckergehalt. Das steigert die Erzeugungskosten gegenüber. Deutschland um ein Bedeutendes. Deutschland scheint auch dieses Uebergewicht ausnützcn zu wollen, um seinem Bundesgenossen den Rang

abzulaufen, wie wir dcs auf wirthschaftlichem Gebiete schon lange gewohnt sind. Deutschland will nämlich seinerseits diesen Forderungen Englands nachgeben und kalkulirt dabei, daß es jedenfalls die Krisis leichter überstehen könne als Oesterreich. Nimmt Oesterreich die Forderungen Englands an, und geht dabei ein Theil der österreichischen Zucker fabriken zugrunde, so wird Deutschland den Schlag noch immer aushalten und einen Theil der lästigen Konkurrenz los. Widerstrebt Oesterreich und führt England

seine Strafzöüe gegen Oesterreich ein. dann reißt Deutschland den ganzen Import Englands an sich und wirft Oesterreich aus diesem Gebiete ganz hinaus. Die Krisis auf dem Gebiete der Zuckerindustrie ist hervorgerufen durch den allgemeinen Kampf ums Dasein infolge der riesigen Ueberproduktion. Früher waren Oesterreich und Deutschland neben Frankreich die Staaten, welche die Zuckerproduktion in der Hand hatten. Es kostete der Wiener Zentner Zucker 26 fl. und darüber, oder der Meterzentner

es nur ein Heilmittel — eine starke Einschränkung der Zuckererzcugung. Heute philosophirt man darüber, ob der Weltmarktpreis des Zuckers steigen werde, wenn die hohen Zölle fallen, während man gar nicht erwägt, daß an eine Besserung nicht zu denken ist, solange die Ueberproduktion nicht aufhört. Der natürliche Gang der Heilung der ungesunden Ver hältnisse wird sein, daß sich Oesterreich allmählich auf die Deckung des Inlandsbedarfes zurückziehen wird, und die Konkurrenz am Weltmärkte, die es wegen

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 1 von 20
Datum: 24.01.1903
Umfang: 20
. — Alle Zusendungen sind frankirt an die Administration der „Tiroler Land-Zeitung" zu senden. — Zuschriften ohne Unterschrift werden nicht angenommen. Handschriften nicht zurückgestellt: — Offene Reklamationen sind portofrei — Korrespondenzen werden dankend angenommen und eventuell auch honorirt. M 4 . Jwft, Samstag, den 24. Jänner 1903. 16. Jahrgang. Ausgleich und Obstruttion. Die Ausgleichsvorlagen zwischen Oesterreich und Ungarn sind von den beiderseitigen Minister präsidenten im österreichischen bzw

. ungarischen Abgeordnetenhause kundgegeben worden, und die radikal-czechische Obstruktion im öster reichischen, Abgeordnetenhause ist am Schlüsse einer dreitägigen, über fünfzig Stunden dauernden Monstre- sitzung gebrochen worden. Der Ausgleich, um den die beiderseitigen Regie rungen durch Jahre hindurch förmlich gerungen haben, ist für Ungarn befriedigend, für Oesterreich nicht unbefriedigend ausge fallen. Daß Oesterreich keinen besseren Ausgleich er reichen konnte, daran sind unsere parlamentarischen

Sünden der letzten Jahre schuld. Es muß froh sein, so davongekommen zu sein. Vorweg muß Oesterreich die sämmtlichen § 14-Verordnungen betr. das Ueber- weisungsverfahren, das Bankstatut, die Valutareform, die Zucker- und Biersteuerung unverändert gesetzlich fest legen lassen. „All das kommt von jenen betrübenden Zuständen im österreichischen Abgeordnetenhause her, deren Folgen sich so lähmend auf allen Gebieten geltend machen und je eher zu beseitigen, unsere und aller Parteien dringendste Pflicht

ist an und für sich nur die Wiedergutmachung eines unge setzlichen Unrechts. Die Veterinärkonvention ist ein Erfolg für Oesterreich, aber nur ein halber. Es wird da unterschieden zwischen Nutz- und Zuchtschweinen und Schlachtschweinen. Nur solche Nutz- und Zuchtschweine dürfen aus Ungarn ausgeführt werden, welche 35 Tage unter Beobachtung eines staatlichen Thierarztes standen; die österreichischen Veterinär- delegirten in Ungarn haben das Recht, sich hievon zu überzeugen; ein Straßenverkehr derselben ist ver boten^ Bei weitem wichtiger

überhaupt zu begrüßen. Der Nutzen hängt jedoch wesentlich von der Loyalität der Ausführung von seiten Ungarns ab. In dieser Beziehung gab Un garn wohl eine Loyalitäts-Erklärung, aber die ver schiedenen Loyalitäts-Klauseln, welche .Oesterreich verlangt, sind leider nicht durchgegangen. Die Aufhebung des Tiroler Getreide zuschlages würde Oesterreich gezwungen haben, Tirol mit etwa 20 Millionen Kronen zu ent schädigen. Wirklich unserer Produktion zum Nutzen gereicht die Aufhebung der Besteuerung unserer

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Tiroler Post
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Seite 5 von 16
Datum: 14.03.1903
Umfang: 16
wird. Ein Staat wie Oesterreich, der sich im Herzen Europas befindet, kann sich nicht abseits der modernen Strömung halten, ohne in seinen Grundfesten er schüttert zu werden. Das furchtbareAnwachsen der bäuer lichen Hypothekverschuldung, das An wachsen der Exekutionen, die grassierende Landflucht, dernotorischeNiedergang des Gewerbe- und Bauernstandes beweisen, daß die breiten Volksmassen überlastet sind, daß es hohe Zeit ist, daß die öfter- reich i sch e Gesetzgebung eine andere werde, wenn nicht die Massen

zu Gunsten ganz weniger zu Grunde gehen sollen. Anders werden muß daher vor allem anderen die Steuergesetzgebung in Hesterreich. Der gegenwärtige Voranschlag weist an direkten Steuern 285,932.050 X auf, an indirekten Steuern samt Z öllen 893,704.150 X, Summa 1.179,636.200 K. Das Verhältnis der di rekten Steuern zu den indirekten ist daher gegenwärtig in Oesterreich wie l : 3. Das Verhältnis, daß bei der Verteilung der politischen Wechte in Oesterreich an gewendet erscheint

brauche. Ich werde mir erlauben, die Steuergesetz gebung noch durch Hervorhebung einiger Beispiele, einige Details zu besprechen, weil dieselben einen Ein blick in die Verhältnisse in Oesterreich gestatten, der für die Gesetzgeber außerordentlich wichtig ist. Die Vermögenssteuern sind in dem vorlie genden Staatsvoranschlage ausgewiesen, und zwar: die Rentensteuer mit' . ^ . . 8,300.000 X, die Personaleinkommensteuer mit 49,275.000 „ die Besoldungssteuer mit . . . 1,887.600 „ die Summe der gesamten Ver

mögenssteuer daher .... 59,462.600 X. Bekanntlich entfällt von der Personaleinkommen steuer die Hälfte oder etwas mehr als die Hälfte auf jene Steuerträger, welche nur 1200 bis 2000 X Einnahmen haben, ein weiteres Viertel entfällt auf jene, welche 2000 bis 4000 X Einnahmen haben, also immerhin noch nicht wohlhabende, reiche Leute sind. Nun bitte ich einmal die Summe von 59,462.600 X der gesamten Vermögenssteuern in Oesterreich mit anderen Steuern Oesterreichs zu ver-i gleichen. Schon die Grundsteuer

a llein mi 54 Millionen erreicht ungefähr die Höhe der gesamten Vermögenssteuern, die Gebäude steuer mit über 75 Millionen ist bedeutend höher als die gesamten Vermögenssteuern und auch die Er wer bst euer ist höher als die gesamten Ver mögenssteuern. Aber noch viel höher und krasser ist der Unter schied, wenn ich diese Steuersumme mit den in direkten Steuern vergleiche. Die Brarint- weinabgabe allein beträgt 88,701.000 X, ist also weit höher als die gesamten Vermögen s- steuern in Oesterreich

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