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Brixener Chronik
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Seite 9 von 12
Datum: 14.03.1903
Umfang: 12
Jahrg. XVI. Samstag, „Brixener Chronik.' März 1903. Nr. 32. Seite 9. Z>ie Steuernwrat in Oesterreich und Jorderungen des WoMes. Anläßlich des Beginnes der ersten Lesung des Staatsvoranschlages am 10. ds. hielt Abgeordneter Schrafsl im Abgeordnetenhause folgende Rede: Hohes Haus! Endlich, nach mehr als viermonatlichem Warten und Hangen und Bangen in schwebender Pein kommen wir mit gütiger Erlaubnis der glücklichen Besitzer von Dringlichkeitsanträgen dazu, die primi tivste Pflicht

, in welcher die Aenderung eintritt oder erzwungen wird. Ein Staat wie Oesterreich, der sich im Herzen Europas befindet, kann sich nicht abseits der modernen Strömung halten, ohne in seinen Grundfesten er schüttert zu werden. - Das furchtbare Anwachsen der bäuer lichen Hypothekverschuldung, das An wachsender Exekutionen, die grassierende Land flucht, der notorische Niedergang des Gewerbe- und Bauernstandes beweisen daß die breiten Volksmassen überlastet sind, daß es hohe Zeit ist, daß die öster reichische Gesetzgebung

eine andere werde, wenn nicht die Massen zu Gunsten ganz weniger zn Hrnnde geyen soffen. Anders werden muß daher vor allem anderen die Steuergesetzgebung in Oesterreich. Der gegenwärtige Voranschlag weist an direkten Steuern 285,932.050 15 auf, an indirekten Steuern samt Zöllen 893,704.!50 15, Summa 1.179,636.200 15. Das Verhältnis der di rekten Steuern zu den indirekten ist daher gegenwärtig in Oesterreich wie 1 : 3. Das Verhältnis, daß bei der Verteilung der politischen Hechte in Oesterreich an gewendet erscheint

zu ver lieren brauche. Ich werde mir erlauben, die Steuergesetz gebung noch durch Hervorhebung einiger Beispiele, einige Details zu besprechen, weil dieselben einen Ein blick in die Verhältnisse in Oesterreich gestatten, der für die Gesetzgeber außerordentlich wichtig ist. Die Vermögenssteuern sind in dem vorlie genden Staatsvoranschlage ausgewiesen, und zwar: die Rentensteuer mit' .... 8,300.000 15, die Personaleinkommensteuer mit 49,275.000 „ die Besoldungssteuer mit. . . 1,887.600 „ die Summe

der gesamten Ver mögenssteuer daher.... 59,462.600 15. Bekanntlich entfällt von der Personaleinkommen steuer die HÄfte oder etwas mehr als die Hälfte auf jene Steuerträger, welche nur 1200 bis 2000 15 Einnahmen haben, ein weiteres Viertel entfällt auf jene, welche 2000 bis 4000 15 Einnahmen haben, also immerhin noch nicht wohlhabende, reiche Leute sind. Nun bitte ich einmal die Summe von 59,462.600 15 der gesamten Vermögenssteuern in Oesterreich mit anderen Steuern Oesterreichs zu ver gleichen. Schon

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Brixener Chronik
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Seite 1 von 12
Datum: 19.12.1907
Umfang: 12
Be seitigung war unmöglich, ohne das ganze Werk zu gefährden. Und faßt man das Ganze ins Auge, insbesondere in wirtschaftlicher und finan zieller Beziehung, so muß jeder Unvoreinge nommene zugeben, daß die Vereinbarungen im Vergleich zum bisherigen Zustand für Oesterreich entschieden besser sind als früher, ja, daß ein gleich günstiger Ausgleich bisher überhaupt noch niemals geschlossen worden ist. In staatsrechtlicher Hinsicht drang aller dings die ungarische Auffassung durch, welche dahin zielte

, daß Ungarn neben Oesterreich als staatlich selbständig hingestellt werde und beide Staaten zusammen die völkerrechtliche Einheit der „österreichisch-ungarischen Monarchie' zu bilden haben. Wie schon an anderer Stelle auseinander gesetzt, ist diese Auffassung vom ungarischen Standpunkte aus nicht ohne Berechtigung und unser Bestreben, in den Begriff „Oesterreich' auch Ungarn einbeziehen, das aus allen früheren Ausgleichsgesetzen hervorleuchtet, konnte angesichts des entschiedenen Verlangens Ungarns

befindliche Ausgleich „Trennungsausgleich' genannt und es ist auch nicht zu leugnen, daß alle seine Be-- sthmMmgW MM MWDfft wurden, daß sie an Ungärn sowohl wie Oesterreich im Rahmen der durch die pragmatische Sanktion gesteckten Grenzen der Gemeinsamkeit völlig freies Ver fügungsrecht erlangen. Handelsminister Kossuth sprach es vor kurzem auch ganz unverhohlen aus, daß diese Errungenschaft das für Ungarn wert vollste Ergebnis der Ausgleichsmühen gewesen sei. Ob aber im Jakire 1917 diese Trennung

, welche einerseits erhofft, andererseits befürchtet wird, tatsächlich auch Platz greifen wird, das ist noch durchaus nicht entschieden und steht zu mindest in Frage. Oesterreich und Ungarn sind wirtschaftlich so seht aufeinander angewiesen, so innig mit einander verquickt wie kaum irgend welche andere Staatsgebiete. Das, was dem einen Teile mangelt,«erzeugt der andere Teil und umgekehrt. Oesterreich liefert an Ungarn jährlich um eine Milliarde industrieller und gewerblicher Waren und ebensoviel Güter liefert

die Einsuhr derselben Er zeugnisse aus Oesterreich innerhalb der gleichen Zeitdauer nichtsdestoweniger um 200 Millionen zu. Daraus ist wohl zu ersehen, daß der Wechsel verkehr zwischen Oesterreich und Ungarn, trotz aller künstlichen Hemmungsversuche, noch fort gesetzt in einem gesunden, gedeihlichen Aufschwünge begriffen ist. Ungarn setzt 7b'/g aller ausgeführten Warm in Oesterreich ab, während es 72'/g seiner Einfuhr von dort deckt, Oesterreich hingegen be zieht 35°/y seiner Bedürfnisse aus Ungarn

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Brixener Chronik
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Seite 2 von 5
Datum: 27.10.1910
Umfang: 5
der „Innsbrucks Nachrichten' zum Ausdruck kommt. Patriotismus in Oesterreich. Wenn wir die Karte von Europa besehen, so finden wir im Herzen des Kontinentes einen Staat, der durch Schönheit und Reichtum der Natur in gleicher Weise hervorragt wie durch die Verschiedenartigkeit seiner Bewohner, seiner geographischen, klimatischen, kulturellen und wirt schaftlichen Verhältnisse. Dieser Staat ist unser Vaterland Oesterreich. Daß dieses Reich trotz der verschiedenartigsten Verhältnisse und der widerwärtigsten

Umstände, unter denen der Nationalhader an erster Stelle steht, daß dieses Staatengebilde trotz einer jahrzehntelangen Bevor mundung seiner Völker und einer heute noch schleppenden Verwaltung dennoch immerwährend starke Fortschritte macht, ist der beste Beweis für seine Bestandsberechtigung. Wir brauchen uns deshalb gar nicht zu berufen auf jenes Wort, das einmal einem französischen Diplomaten, das anderemal Bismarck und wiederum Palacky in den Mund gelegt wird und welches heißt: „Wenn Oesterreich

nicht bestünde, so müßte es geschaffen werden.' Wie aber sieht es im gewöhnlichen Leben — wir wollen nicht von den Augenblicken der Gefahr sprechen — in diesem Lande mit der Vaterlandsliebe aus? Passiert es z. B., daß ein Fremder, sagen wir ein Preuße, der den strammen Polizeistaat gewohnt ist, nach Oesterreich kommt und hier die Lässigkeit in allem bekrittelt, so kann er dessen sicher sein, daß er bei dem Oester reicher vollste Zustimmung und Bekräftigung im Schimpfen findet. Eine Ausnahme gibt

, dort seine Waren zu beziehen, wo er sie am besten und zugleich am billigsten erhält. Wie viele Waren aber sehen wir aus dem Auslande einführen, die der Betreffende vielleicht bei etwas weniger Bequemlichkeit und etwas mehr Patrio tismus in Oesterreich zum gleichen Preise, aber in geschmackvollerer und zuweilen auch gediegenerer Ausführung erhalten könnte! Wählen wir einen anderen Fall: Vor zwei Jahren feierte auch die Stadt Brixen das 60jährige Regierungsjubiläum unseres Kaisers. Gewiß, ein ebenso seltener als eminent

Jahren für die Auswanderung aus Europa das stärkste Kontingent liefert. Durch diese Tatsache haben Schiffahrts gesellschaften Millionen verdient, leider fremde, denn in Oesterreich fand sich bei dem Mangel an Unternehmungsgeist und an Patriotismus bis vor kurzem keine Gesellschaft zur Rettung dieses Volksvermögens. Seit wenigen Jahren besorgt diese Auswanderungsreisen die Austro-Americana. Wenn es — selten genug einmal — vor kommt, daß österreichische Kaufleute als Pioniere des Handels sich in fernen

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Seite 6 von 8
Datum: 10.03.1908
Umfang: 8
, daß der Rest von den Interessenten aufgebracht werde, fehlen zu den Kosten der Ausarbeitung des generellen Projektes nur noch Kr. 1090, ein Betrag, der in kürzester Frist aufgebracht werden kann. Mit Konstatierung dieses Ergebnisses wurde die interessante Versammlung unter Dank an die Erschienenen von Herrn Mumelter geschlossen. Das private und öffentliche Oesterreich. (Rede des Hochw. ?. Viktor Kolb 8. auf der L6. Generalversammlung des Katholischen Polkzvexeins fM Oberösterreich zu Linz am Z5. Februar

1Z08.) Hochansehnliche Versammlung! Es ist ein herrliches Land, das wir unser Vaterland nennen, ein herrliches Reich. So reich an Geschenken der Natur, wie kaum ein zweites auf Erden. Reich an Forsten und Wäldern, an Wiesen gründen und Weizenfeldern, in den Kohlenschächten und Erzbergwerken seiner Tiefen, reich an Weide gründen und Weingeländen, in den großen Ge werkschaften und Fabriken, in unvergleichlichen Heilquellen feiner großen Bäder, in Ackerbau und Viehzucht, Oesterreich ist reich

. Und Oesterreich ist unvergleichlich schön, schön in den ernsten Wäldern des Erzgebirges und der Sudeten, in den lieblichen Zügen des Wienerwaldes, schön an den romantischen Seen Oberösterreichs, schön im Eisglanze seiner mächtigen Gletscher und in den zackigen Kronen der Dolo miten, in den prächtigen Alpentälern Tirols und Salzburgs, schön an den Ufern der Donau wie am Laufe der malerischen Etsch, an der Drau wie an der Save; und welche Zauberpracht bergen die unterirdischen Riesenräume der Adels- berger

Grotte und St. Canzian, die blaue Grotte von Busi; welchen Zauber übt das weite, leuch tende Meer, welche Schönheit strahlt unter den blühenden Zitronen und Orangen, den Oelbäumen und Dattelbäumen dalmatinischer Inseln, in den Myrtenwäldern Chersos, über denen die Adler kreisen! Schön ist Oesterreich. In allen Gauen begrüßen uns stattliche Ge höfte. schmucke Dörfer, industriereiche Flecken und Märkte und von den Höhen schauen schimmernde Kirchen und Kapellen; in großen, historisch denk würdigen

Städten reihen sich die Prachtgebäude der Neuzeit an die ehrfurchtgebietenden Denkmale einer ruhmvollen Vergangenheit. Oesterreich ist reich und Oesterreich ist schön. Und in all diesen gesegneten schönen Ländern, welch ein gesegnetes, herrliches Volk! Gesund und kräftig; arbeitsfreudig und hoch entwickelt, für alles Gute und Edle empfänglich, *) Wir entnehmen diese herrliche Rede des gefeierten Rhetors der „Katholischen Kirchenzeitung', Nr. 17 und 18. „Brixener Chronik.' von einer Bescheidenheit

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Seite 10 von 12
Datum: 14.03.1903
Umfang: 12
als in Galizien. Da sich vor der Teilung Polens die wirtschaftlichen Verhältnisse beider Provinzen kaum wesentlich voneinander unterschieden haben dürsten, so erkennt man an der genannten Zahl, welchen Vorsprung Posen gewonnen hat. Daraus ist mit Klarheit zu ersehen, daß die Steuermoral in Oesterreich nur in schwa chen Ansätzen vorhanden ist und nach obenhin in progressiver Weise abnimmt, daß die Steuermoral in Oesterreich um so schwächer wird, je höher das Einkommen ist. Das sind Verhältnisse, die gewiß

kein höheres Wahlrecht und keine höheren poli tischen Rechte begründen, und deshalb werden wir immer verlangen, daß endlich die Lasten mit den Rechten im Staate in einen har monischen Einklang gebracht werden und daß die in Oesterreich herrschenden ungesunden Verhältnisse geändert werden. Die Grundsteuer in Oesterreich, die Höchste der ganzen Welt. Ich komme nun zu einer anderen Steuer, zur Grundsteuer. Die Grundsteuer wird gemeiniglich als eine Steuerlast hingestellt, die das Volk wohl ertragen könne

der ganzen Welt sei, und dem wurde auch von keiner Seite widerspro chen. Ich möchte nun einen Vergleich zwischen der österreichischen und der sächsischen Grundsteuer ziehen. Dort ist sie viereinhalbmal niedriger als in Oesterreich. An der sächsisch-böhm ischen Grenze kommt es vor, daß ein Bauer die Hälfte seines Ackers in Sachsen, die andere Hälfte in Oesterreich liegen hat. Ein solcherLandwirt zahlt in Sachsen für den Hektar 3-93 fl., in Böhmen samt Ge meinde-Umlagen l9 06 ft., in Oesterreich also rund

. Meine Herren! Dasjenige, was in Sachsen, dasjenige, was in Preußen möglich ist, muß auch in Oesterreich möglich sein. Freilich sind solch e Dinge nur dann möglich, wenn diejenigen, die Geld in der Tasche haben, einmal inihre eigenen Haschen hineingreifen und nicht im mer nur in die Taschen anderer Leute. (Zustimmung.) Wenn in Oesterreich einmal die Steuermoral in allen Schichten, besonders aber nach obenhin so ausgebildet sein wird wie in Preußen, wenn die jenigen bei uns, welche die Millionen besitzen

, einmal entsprechend zahlen werden, dann kann man auch in Oesterreich dazu schreiten, die Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer wie in Preußen als Staatssteuer aufzuheben und nur mehr als Umlagebasis für die Gemeinde fortbestehen zu lassen. Dadurch wäre den Gemeinden ein Mittel geboten, sich wieder aufzuraffen, und es könnten die furchtbaren Gemeinde-Umlagen, welche ganze Gemeinden jetzt zu Grunde richten, wirksam herabgemindert werden. Dadurch würde auch in Oesterreich dem Bauern- und Gewerbestand

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Seite 1 von 10
Datum: 16.05.1908
Umfang: 10
Freiexemplar für den Adressaten. Aus jedes weiter» Dutzend ebenfalls ein Freiexemplar. — Ankündigungen für den „Tiroler Volks boten' pro fünfgespaltene Nonpareillezeile (2 6 Zentim. breit, 10 Zeilen — 2Z Millim. hoch) So t». Hlr. 59. Brixen, Samstag, den ^6. Mai XXI. Jahrg. Oesterreich am Kalka« «nd Italien. Gar häufig hört man von einem zwischen uns und Italien drohenden Kriege munkeln und doch wissen die Wenigsten, aus welchen Gründen ein solcher in Aussicht steht; denn daß die Ge rüchte

, welche von einem Konflikte zwischen Oester reich und Italien melden, nicht ganz auf Un wahrheit beruhen, wird schon durch die fieber haften Rüstungen, welche Italien an unserer Grenze vornimmt, bewiesen. Zwei Ursachen sind es vorzüglich, welche zu dem bisher noch verborgenen Zerwürfnis zwischen Oesterreich und Italien geführt haben, und zwar die italienische Balkanpolitik und die Jrredenta. Letzterer Umstand ist vielleicht weniger schwerwiegend und würde nicht unmittelbar einen Krieg veranlassen müssen, hingegen

Bevölkerung passend zu verwenden. Kolonialpolitik soll hier nicht in der strengsten Bedeutung des Wortes aufzufassen sein, sondern der Ausdruck ist in dem Sinne zu verstehen, daß jeder Staat bestrebt sein muß, sich in einem fremden Land ein gesichertes Absatzgebiet für seine Waren und ein eventuelles Abflußgebiet für die überflüssige Volksmenge zu verschaffen. Diese Notwendigkeit ist auch für Oesterreich vorhanden und da es infolge der Abgeschlossenheit vom Meere nicht daran denken darf, Kolonialbesitz

zu erwerben, ist es gezwungen, in einem benachbarten Lande nach einer Interessensphäre zu suchen, welche voll kommene Garantie für sicheren, durch keinerlei andere Einflüsse gefährdeten Handel bietet. Der geeignetste Punkt für Oesterreich ist in dieser Beziehung die Türkei und die Mächte, welche M Jahre 1878 zur Abschließung des Berliner Vertrages sich zusammenfanden, haben unserer Monarchie das Recht, in die Verhältnisse des Möschen Staates einzugreifen, in unverblümter Weise zugestanden. Bismarck wußte

gar wohl, daß einzig und allein Oesterreich-Ungarn berufen und befähigt sei, das Erbe der Türkei — wenn man so sagen darf — anzutreten, denn Rußland, welches vielfach künstliche Interessen vorschützte, um mit der Pforte einen Krieg heraufzubeschwören, würde eine europäische Gefahr bedeuten, falls es mich noch die Vorherrschaft über den ganzen Balkan besäße. Hingegen hat Oesterreich sowohl durch die Geschichte wie auch durch die geo graphische Lage ein unverbrüchliches Recht darauf ^Kalten

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Seite 4 von 8
Datum: 19.03.1908
Umfang: 8
Seite 4. Nr. 34. Donnerstag, Die Kauern «nd der Handels- Vertrag mit Serbien, Wir erhalten von dem Sekretariate der christlichsozialen Partei in Oesterreich folgende Mitteilung: In der Mittwoch abgehaltenen Aus- schußsitzuug des niederösterreichischen Bauernbundes wurde mir Stimmeneinhellig keit folgende Resolution beschlossen: „In Übereinstimmung mit seinen früheren Entschließungen hat sich der Bundesausschuß des niederösterreichischen Bauernbnndes namens seiner 48.000 Mitglieder

in der Bundesausschußsitzung vom 11. März 1908 neuerdings dahin ausge sprochen, daß er auch jede Einfuhr von ge schlachtetem Vieh, wie sie in dem neuen Handels vertrage ans Serbien nach Oesterreich geplant ist, auf das entschiedenste ablehnen muß. Der Bundesausschuß ist von der Ueberzeugung durchdrungen, daß eine solche Maßregel eine weitere schwere Schädigung der nisderösterreichischen Viehzüchter bedeuten würde, nachdem bei den gegenwärtigen niedrigen Viehpreisen nicht einmal mehr die Eigenkosten der Aufzucht gedeckt erscheinen

Aufmerksamkeit zuzuwenden und dem Bundes ausschusse rechtzeitig Anträge zu stellen.' Das private u«d öffentliche Oesterreich. (Rede des Hochw. ?. Viktor Kolb 3. auf der 36, Generalversammlung des Katholischen Botksvereins für Oberösterreich zu Linz am 25. Februar 1908.) (Fortsetzung.) Es steht drittens auf dem Spiele, daß unser Volk sittlich zugrunde gerichtet wird. Das private Oesterreich hütet seine Söhne und Töchter mit Aengstlichkeit vor der Verführung, betrachtet das Band der Ehe als ein Heiligtum

; das öffentliche Oesterreich gibt Ehrenpreise für pornographische Dichter, feiert Jubiläen zur hundertsten Auf führung von Dirnenstücken gemeinster Art, unter hält Tausende von Zeitungen, die voll Verführung, voll Schilderungen des Lasters find, duldet in den Schaufenstern Bilder uud Büchertitel, die eine öffentliche Verführung für alt und jung, auch für Schulkinder genannt werden müssen. Das öffentliche Oesterreich richtet das private Oesterreich moralisch zugrunde? die Folgen sind bereits in erschreckender

Weise vorhanden — in der moralischen und physischen Vergiftung — die sich immer entsetzlicher ausbreitet und eine furchtbare Gefahr für unser Volkstum bedeutet. Dabei eine sittliche Heuchelei, die mit Ekel er füllt. Dasselbe öffentliche Oesterreich, das die Verbreitung aller Unsittlichkeit betreibt, entrüstet sich über den Englischen Gruß und will ihn abschaffen, weil darin vorkommt: „Gebenedeit ist die Frucht deines Leibes'. Dasselbe öffentliche Oesterreich, das vor Wut schäumt, wenn Unzuchts

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Seite 4 von 8
Datum: 14.03.1908
Umfang: 8
Rechtsauskunft, Sekretariaten usw., die sie ins Leben gerufen haben. Dies alles fowie das Verhältnis unserer Christlichsozialen zur Politik soll jedoch in einem, nächsten Artikel behandelt werden. Für heute mag das Gesagte genügen, um ein erstes Bild zu bieten vom regen Schaffen und freudigen Eifer, der in unseren jungen christlichsozialen Organisationen lebendig ist und tatenfreudig wirkt. N. Da» Private und öffentliche Oesterreich. (Rede des Hochw. ?. Viktor Kolb 3. auf der 36. Generalversammlung

des Katholischen Bolksvereins für Oberösterreich zu Linz am 25. Februar 1803.) (Fortsetzung.) Das innerste Lebensprinzip aller Völker Oesterreichs, das kann man nicht laut genug sageu, ist der katholische Glaube; er ist es, seit dem es ein Oesterreich gibt; die Völker Oesterreichs sind durch und durch christliche Völker: dem Christentum verdanken sie ihre Kultur, ihr un sterbliches Verdienst ist es, das Christentum für das Abendland gegen die Türken gerettet zu haben, auf christlichen Grundsätzen entwickelte

sich das um seines Ruhmes und seines Wohlstandes gepriesene Oesterreich vergangener Tage. Die Völker Oesterreichs haben aber auch gar nicht die Absicht, ihr christliches Gepräge auszugeben,- sie wollen christliche Völker bleiben und sie be klagen innigst die Abnahme christlicher Gesinnung und Gesittung, wo immer sie sich breit macht, sie verurteilen und protestieren gegen die Angriffe auf Glauben und Religion, von wem immer sie ausgehen. Dies sagt ihnen, hochansehnliche Ver sammelte, der Missionär, der die Volksseele

, wie auch tn Linz, trotz des Wutgeheuls des öffentlichen Oesterreich, 14. März 1908. XXI. Jahrg. der mit 10.000 betenden Männern durch die Straßen Wiens znm Stephansdome gezogen ist. Unsere Völker sind christliche und gläubige Völker deren Denken und Wollen durch den Glauben an Gott, durch die Gebote Gottes, durch den Gedanken an ein anderes Leben beherrscht und geleitet werden, die in der Religion ihren Halt, ihren Trost haben und suchen. Aber das ist das private Oesterreich, das Oesterreich der Millionen

einzeln genommen. Das Oesterreich der Oeffent lichkeit jedoch — das öffentlich? Oesterreich — ist nicht nur kein Ausdruck für diese Ueberzeugung, diesen Willen der Millionen Oesterreicher, sondern deren diametraler Gegensatz. Dieses öffentliche Oesterreich leugnet, bekämpft, verfolgt, was das private Oesterreich in den Millionen feiner Bewohner bejaht, beschützt und festhält. Wie eine feindliche Besatzung hat sich diese Oeffentlichkeit über die Völker Oesterreichs ausgebreitet und zwingt

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Seite 2 von 8
Datum: 06.11.1906
Umfang: 8
. Oesterreich-Mgir» auf drm Sslka«. Em soeben erschienenes Buch von Freiherrn v. Chlumecky könnte als äußerst interessantes Lehrbuch der Geschichte österreichischer und italienischer Politik seit 1866 jedem Interessenten gute Dienste leisten. Zuerst werden wir in die Entwicklung des Dreibundes eingeführt. Diese ist kurz folgende: Schon elf Tage nach der für Oesterreichs Marine so glorreichen Seeschlacht sprach der damalige italienische Minister des Aeußern Visconti-Venosta, um die Stimmung im europäischen

Großstaatenkonzert zu sondieren, in einer Note an den damaligen Pariser Botschafter Nigra von den „wichtigen Gründen einer Grenz regulierung, durch welche insbesondere das Trento den mit Italien zu vereinigenden Gebietsteilen angegliedert werden' müsse. Als später Oesterreich- Ungarn von dem Berliner Kongreß das Mandat zur Okkupation Bosniens und der Herzegowina erhielt, war man in Italien verstimmt, weil man mit „leeren Händen' von Berlin heimgekehrt war. Die dort von Bismarck und Andrassy den Italienern

gegebene Anregung, daß seitens Deutsch lands und Oesterreich-Ungarns einer Okkupation von Tunis durch Italien nichts im Wege stehe, blieb damals unbeachtet. Als dann aber Frank reich auf Tunis die Hand legte, war Italien für den Dreibund reif geworden. Als erstes Experiment unternahm Italien den Kolonialversuch in Abesstnien, der bei Assua ein so unrühmliches Ende fand. Die Schuld will man in Italien noch heute den Alliierten beimessen. Im Jahre 1896 zeigten sich die ersten Anzeichen einer Annäherung

, daß sie „in allererster Linie darauf bedacht sein müsse, daß unser ernstester Konkurrent am westlichen Balkan, Italien, nicht die Zeit (des Ausschubes der Lösung durch das österreichisch russische Zusammenwirken) benütze, um auf Ziele hinzuarbeiten, die unsere Wege durchkreuzen'. Jetzt droht nicht aus dem russischen Osten, sondern aus dem Westen die Entwicklung eines Jnteressen- konfliktes. Oesterreich-Ungarn könne eher noch ein russisches Konstantinopel als ein italienisches Valona oder Salonichi dulden

. Durch eine künstliche italienische Agitation wurde in Albanien Mißtrauen gegen Oesterreich-Ungarn wachgerufen. Das war die erste Etappe. Dann kam die Losung vom „adriatischm Gleichgewicht'. Und Oesterreich-Ungarn selbst war es, das den ersten und lebensfähigsten Keim zur Jtalianisierung Albaniens legte, indem es kraft des ihm zustehenden Rechtes der Ausübung des katholischen Protektorates in den konfessionellen Schulen den Albanesen die Kenntnis der italienischen Sprache vermittelte. Nicht bloß auf die katholische

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Seite 3 von 10
Datum: 02.12.1898
Umfang: 10
Ja hrg.. XI. Freitag, Wo die Rebellen auf dem Reichstag von De- Aeczm am 14. April 1849 die Dynastie Habs burg für abgesetzt erklärt hatten. Kossuth ließ sich zum „Gubernaior der provisorischen Republik' ernennen. Am 21. Mai erstürmte der ungarische General Görgey die von Lentzi bis AM ^Heldentods vertheidigt Festung Ofen. Ungarn schien rettungslos für Oesterreich verloren. Da bot Russland dem bedrängten Wiche seine Hilfe an, und so wurde der- Auf stand in einer Reihe von Schlachten, niederge

- war für Oesterreich ein schweres Unglücksjahr. Feldmarschall Radetzky war im Jahre 1858 hochbetagt gestorben. So lange er lebte, fürchteten ihn die Piemontesen, gewitzigt durch die Schläge von 1848 und 1849. Nach seinem Tode drängte aber König Victor Emanuel sofort im Bunde mit der Revolntions- Partei Italiens auf Krieg gegen Oesterreich, und Kaiser Napoleon III. lieh dazu französische Hilfs truppen. Die Entscheidungsschlachten bei Magenta und Solftrino verlor Oesterreich, obwohl nach Feindeszeugnis unsere

würdig.^ Gegen 40.000 Todte von beiden Seiten deckten die Schlacht felder. Unter dem furchtbaren Eindrucke dieser mörderischen Blutopfer schloss unser Kaiser mit Napoleon HI. den Frieden von Villafranca und Äat die Lombardei sür Piemont ab. Napoleon hatte unserem Kaiser den Vorschlag gemacht, er wolle auf die Lombardei verzichten und sie bei Oesterreich lassen, wenn der Kaiser einwillige, dass Frankreich das linke Rheinufer erhalte. Aber entrüstet wies Franz Josef dieses ab und sprach: „Niemals

Bundesländer unter Preußens Führung, kurz, der Aufrichtung eines deutschen Kaisertums — ohne Habsburg. Der preußisch-österreichische F-ldzug gegen Dänemark im Jahre 1864 galt von Bismarcks Seite der- Ausspionierung der österreichischen Waffentüchtigkeit. Oesterreich that dabei gewiss seine Schuldigkeit. Unter der Führung des tüch tigen Generals Freiherrn von Gablenz hatten die österreichischen Truppen das Danewerk, eine starke Grenzfestung in Schleswig, genommen. Bei Oherselk, bei Oeversee, bei Veile

wurden die Dänen geschlagen, und am 9. Mai erfocht unser Tegetthoff einen Sieg bei Helgoland. Allein die Früchte dieses Feldzuges riss Preußen gänzlich an sich. Um Oesterreich zwischen zwei Mühl steine zu bringen, setzte Preußen in Turin alles in Bewegung, um Sardinien in den Kampf gegen Oesterreich zu verwickeln. Selbst die Ungarn wurden gegen Oesterreich aufgehetzt, ja alle Unzufriedenen in Oesterreich suchte man sür Preußen zu gewinnen. Der preußisch-österreichische Bruderkrieg in Böhmen vom Jahre

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Seite 4 von 8
Datum: 21.03.1908
Umfang: 8
.' Habe zurücklassend, kaum notdürftig bekleidet, trachteten, sich dem fanatischen Hasse des blutbe rauschten Pöbels zu entziehen. Wir knirschten vor Wut und Scham, solchen Gegnern weichen zu müssen, und schworen blutige Rache. Sie war milde genug, als wir nach den Nnhmeötagen von Santa Lucia, Custozza, Vieenza und Volta jnbelnd wieder einzogen in die Tore Mailands! E. Cavon. Das private «ad öffentliche Oesterreich. (Rede des Hochw. ?. Viktor Kolb 8. auf der 36. Genernwetsammlung des Katholischen Bolksvereins

für Oberösterreich zu LmZ am 25. Februar 1908.) (Schluß.) Nun aber erhebe ich die Frage, hochansehnliche Versammelte, wer in aller Welt, wer in ganz Oesterreich hat denn ein Interesse daran, daß es so kommt, so kommen mnß? Wem ist damit gedient, daß mit solcher Wut, mit solcher Einmütig keit, mit solcher Beharrlichkeit in dem öffentlichen Oesterreich nach solchen Zielen gedrängt und ge hastet wird, daß alles gefördert, beschützt, unter stützt wird, was uns je eher einer solchen Zukunft überliefert

, wenn die Völker des Christentums endlich mit Gewalt beraubt sind? Also, nochmals, wessen Interesse ist es denn, wer hat denn ein Interesse daran, den christlichen Gast aus einer durch Jahrtausende hindurch christlichen Bevölkerung hinüuszutreiben ? Was erzwecken denn die treibenden Mächte des öffentlichen Oesterreich mit ihrem Vernichtungskampf gegen jede christliche Regung und Einrichtung? Was wollen sie denn? Oester reich zugrunde richten nnd seine Völker mit ihm! Seltsame Tatsache! Um in Jnner-Asrika

21. März 1908. XXI. Jahrg. man ihn auszurotten und die christliche Gesittung wird bekämpft! Will man die Zustände des heidnischen Jnner-Afrika oder will man die Greuel der französischen Revolution? Was will man denn in und mit unserem Vaterland? ^ Es ist ein Abgrund, auf den die Völker losgehetzt werden. Keinem ruhig Denkenden kann sich diese schaudervolle Wahrheit verbergen: das private Oesterreich zittert vor der Zukunft, das öffentliche Oesterreich aber steht mit der knallenden Peitsche dabei

und treibt zur wahnsinnigen Todes fahrt. Dieser Widerspruch zwischen dem privaten und öffentlichen Oesterreich ist die Todeskrank heit, an der unser Vaterland zugrunde geht. Sind wu Christen? Ja! Stehen wir ans christlicher Weltanschauung? Nein! Also kein Prinzip, keine Grundsätze, keine Konsequenz, ein ewiges Lavieren, Probieren, „Fortwursteln': uicht „nein' nicht „ja'; keine eigene Meinung, viel weniger eine eigene Ueberzeuguug: eine stete Unklar heit, eine Charakterlosigkeit unseres ganzen

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Seite 3 von 8
Datum: 16.05.1905
Umfang: 8
Jahrg. XVM. „Brixener Chronik.' 16. Mai 1905. Nr. 58. Seite 3. samkeit des Zollgebietes und »deduziert daraus das Recht, zu behaupten, daß man sich in Oesterreich gegen die elementare Forderung Un garns, seine ökonomischen und sozialpolitischen Krankheiten durch eine Revision des Verhältnisses zu Oesterreich zu sanieren, blind stellt', daß „ruhigesBlut undfreundnachbarliche Gesinnung für beide Länder ersprießlicher wäre als eine Trutz politik, welche zu einer Entfremdung führe', und fragt

zum Schlüsse — und das ist charak teristisch von diesem Herrn Lanczy — »ob es denn gar so unberechtigt wäre, wenn in Ungarn die Forderung auftauchen würde, es möge trotz eines mäßigen Zwischenzolles für Jndustrieprodukte den landwirtschaftlichen Erzeugnissen und dem Viehverkehr die volle Zollfreiheit gewahrt bleiben'. Man muß wirklich Ungar sein, um eine solche Zumutung an Oesterreich zu stellen. In der Zeitung, in welcher die Aeußerung Lanczys enthalten ist, in der »Neuen Freien Presse' wird daraus

folgendes erwidert— ich nagle das fest, weil dies die Stimme einer anderen Partei ist, damit man mir nicht Einseitigkeit, Parteistandpunkt oder einen Tiroler Standpunkt vorwerfen kann. — Die „Neue Freie Presse' sagt (liest): »Es soll hier lediglich mit wenig Worten konstatiert werden, daß eine Revision des zoll- politischen Verhältnisses beider Länder so gedacht wird, daß Oesterreich auf den bekannten aktuellen Notstand des eigenen Getreidebaues, auf den tatsächlichen Verfall der längst dezimierten

auch in jenen Zweigen heranzuzüchteu, in welchen es heute noch nicht soweit vorgeschritten ist, uw unserem Export die Spitze zu bieten. Wenn das Interesse der Industriellen tangkxt wird, dann wird es auch in Oesterreich laut. Dies will ich noch durch eine Bemerkung der »Neuen Freien Presse' erhärten, wo von der Unmöglichkeit einer Zwischenzollmie ge sprochen wird. Dort heißt es (liest): »Der Zwischenverkehr ist heute, wenn von Durchzugs artikeln und importierten Materialien abgesehen wird, mit 260 Millionen Kronen

zu Ungunsten Oesterreichs passiv' — der Zwischenverkehr Oester reichs und Ungarns ist zu unserm Ungunsten um 260 Millionen passiv, das muß festgenagelt werden, denn erst, wenn man sich dessen bewußt ist, begreift man die Unverschämtheit der fort währenden Provokationen Ungarns gegenüber dem geduldigen Oesterreich — »eine Ziffer, welche gewiß eine klare Sprache spricht'; so ichreibt die Zeitung. — »Oesterreich führt nach Ungarn Fabrikate für 580 Millionen Kronen, Ungarn nach Oesterreich für 385 Millionen

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Seite 9 von 12
Datum: 09.01.1909
Umfang: 12
Beilage zu Nr. 3/4 der „Brwener Chronik', 1909. Geldent sch iidigun g oder nicht? Die widersprechendsten Nachrichten konnten wir in der letzten Zeit in allen Zeitungen lesen; bald hieß es, Oesterreich werde an die Türkei eine Geldentschädigung leisten oder einen Teil der türkischen Staatsschuld übernehmen, bald wieder, alle diese Nachrichten seien vollständig aus der Luft gegriffen, seien gänzlich unwahr. Wie dem nun auch sein mag, Sicheres wird ja keine Zeitung wissen, da keine über den Stand

und die Basis der Verhandlungen Oester reichs mit der Türkei genau informiert ist. Versuchen wir aber die Frage zu beant worten, wenn sie also formuliert ist: Was ist besser, Oesterreich zahlt eine Geldentschädigung oder nicht? Nehmen wir an, Oesterreich zahlt eine Geld entschädigung, übernimmt einen Teil der türkischen Staatsschuld, dann wird sich gewiß das Herz jedes österreichischen Patrioten dagegen aufbäumen und sagen, es sei eine Demütigung für Oester reich, wenn es für eine Tat, die es in vollem

, noch fortdauert und die Türkei, so viel verlautet, auf einer Entschädigung besteht. Denn wenn einmal die Verhandlungen mit der Türkei zu einem glücklichen Ende gekommen find und also die am meisten interessierten Mächte sich geeinigt haben, dann können auch alle andern Mächte kaum mehr ein Jota daran ändern. Das ist entschieden die glücklichste Lösung der ganzen Streitfrage. Zerschlagen sich aber die Verhand lungen vielleicht gerade daran, daß Oesterreich keine Entschädigung zahlen will, dann dürfen

wir mit Bestimmtheit auf einen Krieg im Frühjahre rechnen. Was hat aber nun Oesterreich für einen Profit bei einem solchen Kriege? Wahrscheinlich keinen; denn wmn es auch nach menschlicher Voraussicht als Sieger hervorgehen würde, so wird es für diesen Sieg viele Milliarden aus gebet! dürfen, ohne dafür etwas zu bekommen. Denn sowohl Serbien und Montenegro wie auch die Türkei können eine Kriegsentschädigung wegen ihrer wirtschaftlichen Schwäche unmöglich bezahlen. Geld erhält also Oesterreich

keines. Würde es aber die Länder annektieren, was ja auch möglich wäre, so würden einerseits alle andern Mächte dagegen sein, anderseits aber eine Annexion solcher armer, noch dazu von einem Kriege gänzlich aus gesaugter Länder höchstens Oesterreich selbst zum wirtschaftlichen Ruin bringen. Ist es da nicht besser, Oesterreich sucht durch eine Einigung mit der Türkei tunlichst einen Krieg zu vermeiden, der ihm nur selbst Schaden bringt? Ist es da nicht besser, Oesterreich zahlt einige Millionen als Entschädigung als fast

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Seite 2 von 8
Datum: 20.09.1892
Umfang: 8
- und Handelsbündnis mit Oesterreich und Deutschland erhoffen. So ganz verclansuliert und unbestimmt oder besser ge sagt „harmlos' wurde dabei ein Punkt, nämlich die famose Weinzollclausel, in die Welt gesetzt. Nur wenige, vor allem der Abgeordnete Baron Dipauli, haben der Bestimmung eine große, folgen- schwereWirknng verheißen. Die Warnungen wurden mit einigen spöttischen Bemerkungen abgethan. Aber die Herren haben die Kraft des Weines unterschätzt. Immer deutlicher, immer offener wurde diesseits und jenseits

der-Grenzen der wahre Sachverhalt aufgedeckt, bis auch die letzten Herzens geheimnisse entschleiert wurden. Wir wollen den Gang der Entwicklung von Stufe zu Stufe ver folgen, bis zu dem Grade der Be—geisterung, wo sich zeigt, welche Zukunft die ganze Frage hat. Der Weinzoll werde, so hieß es in Oesterreich, herabgesetzt, aber erst, wenn Italien seinerseits den Zoll herabgesetzt habenwürde, und Italien würde sich nicht beeilen; es würde soviel Conlance (Rück sicht, Wohlanständigkeit, diplomatische Noblesse

) haben und nicht mit einemmale Oesterreich schädigen. Man suchte selbst die Ansicht zu ver breiten, dass von der Weinzollclausel sogar ein zelne Gebiete unserer Monarchie Nutzen ziehen werden. Es ist anders gekommen. Nachdem man in Italien erst einmal die Kraft der Weinzoll clausel verkostet hatte, war man davon ganz be rauscht und stürmte thatsächlich vorwärts mit un ersättlicher Gier. Das Land der Orangen und Deficits fcheute sich nicht, die höchste Eilfertig keit anzuwenden. Die italienischen Weinbergbe sitzer „konnten

es nicht erwarten, dass die Herab setzung des Weinzolles in Kraft trete, welche durch die Clausel in Aussicht gestellt wurde, und d a e s von de r i ta-l i« n i s ch en R e g i e r u n g abhieng, dieselbe ins Leben zu rufen, so ward sie in der Presse und im Parlament so lange gedrängt, bis sie nachgab, den Weinzoll selbst herabsetzte und Oesterreich dadurch nöthigte, das Gleiche zu thun'. („N. Fr. Pr.' v. 30. August.) Damals wurde das erstemal der Schleier der Wahrheit gelüftet. Aber der Appetit wächst

der Bestimmung. Warum kommt Italien nicht frisch auf den Ein fall, die eisernen Reservoirs anzustreichen und ihnen die Holz färbe zu geben? Das würde so ungefähr die gleichen Dienste leisten. — „Dafür (!) aber,' schreibt das „Vaterland' weiter, „verlangt Italien, dass die österreichische Regierung von der chemischen Analyse (genauen Untersuchung auf den Gehalt) der Weine verzichten solle.' (Oesterreich hatte einen Alkoholgrad vorgeschlagen, den die süditalienischen Weine nicht besitzen.) Sie würden schon

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Seite 2 von 8
Datum: 27.03.1913
Umfang: 8
Seite 2.— Nr. 35/36. Donnerstag, „Brixener Chronik.' 27. März. Jahrgang 19z». tene Erklärung unterfertigte, wonach er in San Giovanni di Medua unbehelligt geblieben und ihm keinerlei Unrecht widerfahren sei. Oesterreich, das sich natürlich solche Anrempelungen von einem Zwerg staate nicht gefallen lassen kann, hat sofort ener gische Schritte eingeleitet. Die montenegrinische Re gierung hat auf Oesterreichs Vorstellungen bereits geantwortet. Aber die Erklärungen, die sie abgegeben

hat, werden in Wien für unzureichend gehalten und nicht für eine genügende Erledigung der zwischen beiden Staaten schwebenden Angelegenheiten ange sehen. Der Schritt, den die österreichisch-ungarische Regierung in Cetinje unternommen hat, findet die Zustimmung der Mächte, von denen Italien beson ders dabei interessiert ist. Die Kabinette von Rom und Wien befinden sich in stetem Meinungsaus tausch. Vie Forderungen Oesterreich-Ungarns. An maßgebender informierter Stelle wird über die Schritte, die Oesterreich

-ungarischen Geschäfts- trägers den Befehl gegeben, damit eine Untersuchung dieses Falles eingeleitet werde, und gleichzeitig die Erklärung abgegeben, daß sie alles tun werde, um unsere Schiffahrt in San Giovanni di Medua in Hinkunft zu ermöglichen. Selbstverständlich hat sich Oesterreich-Ungarn damit nicht begnügt und besteht auf strenger Bestrafung der Schuldigen. In der Angelegenheit der Ermordung des Franzis kanerpaters Palic ist ein zweiter energischer Schritt in Cetinje erfolgt. Es wurde

der montenegrinischen Regierung bekanntgegeben, daß der Erzbischof von Uesküb Miedia nnd der Vizekonsul von Prizrend Pöltzl an einem von der österreichisch-ungarischen Re gierung zu bestimmenden Tag zur Vornahme der Untersuchung an Ortund Stelle in Djakowa eintreffen werden. Gleichzeitig wurde der montenegrinischen Regierung bedeutet, daß sie schonjetzt die entsprechenden Vorbereitnngen zu treffen habe, damit die Untersuchung anstandslos vor sich gehen könne. Oesterreich-Ungarn hat weiter gefordert

sind in der Geschoßfabrikation so mit Arbeit überhäuft, daß die Firma sogar ge wisse Vorarbeiten anderen Werken übertragen mußte. müssen rückgängig gemacht werden, wobei Erzbischof Miedia die entsprechenden Funktionen vornehmen wird. Ein Ultimatum Oesterreichs an Montenegro. Wien, 25. März. Wie an amtlicher Wiener Stelle verlautet, hat der österreichisch-ungarische Gesandte die volle Erfüllung der Forderungen Oesterreich-Ungarns heute in Cetinje energischer verlangt. Die Antwort Montenegros sei aus weichend

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Seite 2 von 8
Datum: 16.07.1908
Umfang: 8
«? (Von einem österreichischen Diplomaten a. D.) Der vormalige kaiserlich deutsche Legations rat Herr vom Rath hat in der „Neuen Freien Presse' einen Artikel veröffentlicht, welcher darauf abzielt, in Oesterreich-Ungarn die Geneigtheit, in den Bann der englisch-russischen Politik zu treten, wesentlich zu verstärken. Der Artikel ist eine an die dem Deutschen Reiche verbündete habsburgische Monarchie gerichtete Drohung, die selbst die leiseste Umhüllung diplomatischer Höflichkeit ver schmäht. In kürzere Worte gefaßt, sagt

der Ver fasser: England bietet Oesterreich als Belohnung für seinen etwaigen Beitritt zu der england freundlichen Mächtegruppe die Besetzung Maze doniens an. DadurH wird der slawische Be völkerungsteil unserer Monarchie verstärkt und gleichzeitig wird der Gegensatz Oesterreich-Un garns zu Rußland ein schrofferer. Ebenso wird Oesterreich in einen Gegensatz zu Italien ge bracht. Wenn trotzdem Oesterreich aus das An erbieten Englands eingeht, so kann es Deutsch land auch nur recht sein. Letzteres

wird dann seine Armee soweit verstärken, daß es jeder mili tärischen Koalition gewachsen ist, und gleichzeitig wird sich Deutschland durch Einstellung des Baues von Panzerschiffen mit England aussöhnen. Wenn dann Oesterreich von seinen Rivalen angegriffen wird, so wird Deutschland keine Hand rühren, vielleicht sogar... Soviele Worte, soviele Torheiten! Jeder Oesterreicher, dem das Bündnis mit dem Deutschen Reiche wirklich am Herzen liegt, muß sich ver wundert fragen, ob denn wirklich in den Berliner diplomatischen

Kreisen so wenig weltpolitische Einsicht und so geringe Kenntnis der Verhält nisse Oesterreich-Ungarns vorhanden ist? Fast scheint es jedoch, als wenn Herr vom Rath seinen englischen Freunden tüchtig aufgesessen ist. Er ließ in seinem ersten Aufsatz deutlich erkennen, daß er eine Wiederaussöhnung Deutschlands mit England wünscht, und aus seiner Londoner Diplomatenzeit wird er dort wohl noch viele Freunde haben. Diese dürften ihn in wohlbe rechneter Absicht zu seinen Kundgebungen ver anlaßt

, weil sich dadurch große innere Schwierigkeiten ergeben würden (Streiten sich doch schon um den Besitz Bosniens die „drei Reiche' Oesterreich, Ungarn und Kroatien!), zweitens, weil sich außer der Türkei Serbien, Bulgarien und Montenegro dem widersetzen würden, und drittens, weil dann die Italiener sehr bald in Albanien stehen und die Adria zu einem italienischen Binnensee machen würden. Die Angebote, die man Oesterreich machen wird, sind ganz anderer Art. Oesterreich hat an gewissen Stellen Nachbarn

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Seite 4 von 8
Datum: 08.12.1908
Umfang: 8
nicht die Deutschen in Oesterreich allein gewesen, welche die Verhängung des Standrechtes über Prag bewirkten, sondern auch andere Einflüsse. So meldet „Cech', daß B e r l i n e r Vorstellungen wegen der Attacken auf die reichsdentschen Stu denten wesentlich zur Verschärfung der Lage beigetragen haben. ver Natter un6 die Sultönäe in Prag. Der Kaiser ist über die Zustände in Prag sehr er griffen. Seine Mißstimmung ist an seiner ernsten Haltung leicht zu erkennen. Er hat den Wunsch ausgesprochen, man möge

selbst zu identifizieren. kusslanS anerkennt ckie Annexion Kosniens. Aus Petersburg trifft die überaus wichtige Meldung ein, daß der russische Minister des Auswärtigen dem serbischen Minister des Aus wärtigen gegenüber erklärt habe, daß Rußland die Annexion Bosniens und der Herzegowina durch Oesterreich-Ungarn anerkannt habe. Es scheint nun zweisellos, daß Jswolsky seinerseits die Zustimmung Rußlands zur Annexion Bosniens und der Herzegowina gegeben hat. Me Loge unä Äie antMerreichUche Politik in staiien

Oesterreich' von den ^ Brüdern ent facht und genährt war. Das katholische Oester reich ist den Logenbrüdern seit jeher ein Dorn im Auge gewes«n, sie haben auch alles aufgeboten, um das Volk und die jungen Studenten gegen die österreichische Monarchie zu Hetzen. Die vielen „patriotischen' politischen Vereine, die, sei es in Italien fi-atres°, „Oberdank', „Dante Allighieri' usw.) wie auch in Trieft (1.6F3. nationale (Hireolo, 6s löttura), nur ein Ziel verfolgen, d. h. gegen Oesterreich zu Hetzen

, Testamentsvollstrecker des „Ober dank', durchführen. Der Krieg um jeden Preis gegen Oesterreich ist eine der Hauptaufgaben der Loge. Obwohl heute ein Krieg mit Oesterreich sür das unvorbereitete Italien höchst verhängnis voll sein müßte, Hetzen dennoch diese falschen Patrioten das Volk gegen die österreichische Monarchie auf.' Sur internationalen Lage. In dm politischen Debatten, die in den letzten Tagen in der italienischen Kammer stattfanden, hat der Drei bund und speziell die österreichisch-ungarische Monarchie

keine besonders freundliche Behandlung erfahre«. Der Jrredentismus ist ja seit einiger Zeit in Italien wieder populär. Oesterreich hat sich erlaubt, sein Gebiet auf dem Balkan zu ver größern, ohne es der Mühe wert zu halten, Italien eine „genügende' Kompensation anzu bieten. Und die Menge hörte nun wochenlang stets, daß Oesterreich Italien perfide übers Ohr gehauen habe. Der latente Haß flammte wieder auf und in den Parlamentsreden hallte das Echo davon wider. In dem vielstimmigen Chorus klingt besonders

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Seite 4 von 8
Datum: 19.05.1908
Umfang: 8
übung Einberufenen, welche Ernährer ihrer Fa milie und hilfsbedürftig sind. Ein Vergleich mit den militärischen Leistungen der Nachbarstaaten, welchen der genannte Ab geordnete zog, tat dar, daß das jährliche Re krutenkontingent Deutschlands mit 60 Millionen Einwohnern 280.000 Mann betrage, dasjenige Frankreichs mit 39 Millionen Einwohnern 248.000 Mann und dasjenige Italiens mit 33 Millionen Einwohnern 90.000 Mann, während Oesterreich-Ungarn mit 45 Millionen Bewohnern allcs in allem nicht mehr

als 130.000 Mann zum gemeinsamen Heer und zu beiden Landwehren abstellt. Das für das Kriegswesen aufgewendete Geld auf den einzelnen Einwohner berechnet, ergibt, daß jeder Deutsche für den Unterhalt der Armee über Kr. 24, jeder Franzose Kr. 28, jeder Italiener Kr. 12, der Oesterreicher aber nur Kr. 9 40 jährlich bezahlt. Die Wehrauslagen im Verhältnis zum Gesamtbudget des Staates betragen in Deutschland 21'6 Prozent, in Frank reich 30 5 Prozent, in Italien 22 Prozent, in Oesterreich-Ungarn

aber nur 13 2 Prozent. Und der Präsenzstand der Armeen im Frieden ist fest gesetzt in Deutschland mit 614.000 Mann, in Frankreich mit 563.000 Mann, in Italien mit 254.000 Mann und in Oesterreich mit 385.000 Mann. Aus der vorstehenden Zusammenstellung ist zu ersehen, daß die Leistungen und Aufwen dungen für die Armee in Oesterreich-Ungarn im Vergleich zu allen übrigen Staaten sicherlich nur als bescheidene gelten können, und zwar um so mehr, wenn bedacht wird, daß der Jahresaufwand der österr.-ung. Monarchie seit

und alle berückstchtigungswürdigen Beurlaubungen und Dienstbefreiungen anstandslos gewährt werden können. Mit der Beistellung der Rekruten allzusehr zu kargen, liegt daher keineswegs im Interesse der Bevölkerung. Die Zahl der Mehrforderung an Landwehr rekruten beträgt für ganz Oesterreich 4740 Mann, für Tirol wird dieselbe auf 180 Mann beantragt. 500 Mann hievon sind dazu ausersehen, um der Landwehrverwaltung die Möglichkeit zu bieten, bezüglich der Befreiungen den Wünschen der Be völkerung reichlichere Rechnung tragen

, wenn sie an eine schöne Zukunft der Bewegung hofften. Dies gilt insbesondere für Oesterreich. Mehr als 40 Jahre waren die sozialdemokratischen Gewerkschaften die anerkannte Arbeitervertretung, selbst von der. Regierung gefördert. Von einer Gleichberechtigung der christlichen Gewerkschaften in Oesterreich ist heute noch keine Rede. Nur die Sozialdemokratie erkannte die Bedeutung der christlichen Gewerk schaftsbewegung und bekämpfte sie mit Mitteln, in deren Auswahl die roten Herrschaften nicht wählerisch

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Seite 2 von 8
Datum: 20.02.1906
Umfang: 8
Seite 2. Nr. 22. Dienstag, heit gesprochen haben, keiner ein Wort der Aner kennung für die Armee, die wir ja alle hochhalten, gefunden hat. Ich erlaube mir, Sr. Exzellenz die Antwort darauf zu geben und ihn darauf aufmerksam zu machen, warum in diesem Parlamente niemand dazugekommen ist, ein Wort der Anerkennung für die Zustände in bezug auf das Militärwesen in Oesterreich auszusprechen. Wir sind gewiß alle einig, wenn ich sage: der Grund hiefür darf nicht in der Armee

, sondern daß er es nur beim Kriegsminister vor tragen, anregen, ihm vorlegen könne. — In dieser ganz merkwürdigen Einrichtung, die außer in Oesterreich, wie ich glaube, in keinem Staate besteht, ist der Gmnd zu suchen, warum keiner von den vielen Abgeordneten, warum keine der hier vertretenen Parteien es für nützlich ge funden hat, ein Wort der Anerkennung gegen über der Regierung und der Militärverwaltung auszusprechen. Ein weiterer Grund, warum niemand ein solches Wort hier gesunden hat, liegt in unserm Verhältnisse

zu Ungarn. Wir wissen, daß man in Oesterreich alles das, was wir als wünschens wert anerkennen, daß man in Oesterreich das, was in anderen Staaten, wie z. B. in Deutsch land, schon längst durchgeführt ist, nicht machen, daß man bei uns vernünftige Reformen nicht einführen kann, weil der ungarische Reichstag nicht arbeitet, weil Ungarn nicht zustimmt, weil Ungarn immer und ewig das Hindernis jeder gesunden und vernünftigen Reform ist. Weil Ungarn nicht zustimmt, kann das Wehrgesetz nicht reformiert

.' werden. — Dieses ungesunde Verhältnis zu Ungarn ist einer jener Gcünde/warum kein Ab geordneter dazu gekommen ist, sich in bezug auf den Militarismus zu exponieren, für den in Oesterreich bestehenden Militarismus irgendeine Verantwortung durch Worte der Anerkennung zu übernehmen. Ein weiterer Grund ist auch folgender: ein Abgeordneter, der heute für Bewilligungen zugunsten des Militärs, für Anschaffung von Waffen usw. eintritt, der riskiert noch immer und zur Stunde noch, daß er für etwas stimmt, was gegebenenfalls

, dann wird man auch in Oesterreich die immer geübte Opferwilligkeit wieder finden. Auf dem Weg, auf dem wir uns gegenwärtig befinden, werden wir zu einer Auf lösung Oesterreichs gelangen. Ich glaube aber, daß ein Staat Oesterreich eine europäische Not wendigkeit ist und daß daher eine Gesundung von selber eintritt und durch die Forderung der Völker erzwungen werden wird. Ich anerkenne den guten Geist, der in der Armee noch herrscht. Ich achte die Offiziere, ich kenne viele Persönlich, und ich glaube auch, im Namen

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Der Burggräfler
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Seite 2 von 12
Datum: 02.08.1905
Umfang: 12
der Gemeinsamkeit Ungarns mit Oesterreich beweisen. Diese Ziffern sind so beredt, daß man es begreift, wenn unsere Regierung nach tute vor, trotz allen Krisenlärms in Ungarn, an die Fortdauer der Gemeinsamkeit glaubt und darnach ihr Verhalten einrichtet. Ungarn selbst würde geradezu blind in sein Verderben rennen, wenn es sich zur Trennung treiben ließe. Nur so kann man es sich auch erklären, daß die Krone der Koalition es anheim gegeben hat, die wirtschaftliche Trennung herbeizuführen, wenn Ungarn sie wünscht

, wenn nur auf die ungarische Kommandosprache ver zichtet werde! Auch die Krone scheint nicht an die Möglichkeit der Trennung zu glauben. Lassen wir auch diese Ziffern reden. Einen kleinen Einbruch in die Gemeinsamkeit stellt schon die Surtaxe auf Zucker dar, sie statuert ja schon eine Zwischenzolllinie. Und das Resultat? Die Zuckerausfuhr aus Ungarn hat fast aufgehört und die Zuckereinsuhr aus Oesterreich nach Ungarn ist von 307.000 (1902) auf 304.000 (1903) und 221.000 Meterzenter (1904) gesunken. Doch weit belangreicher

und beweiskräfliger sind die Ziffern, die den Getreide- und Mehlexport Ungarns betteffen. Im Durchschnitt der Jahre 1900—1904 hat Ungarn 14.299 Millionen Meterzentner Ge treide nach Oesterreich exportiert, aber nur 4035 Millionen Meterzentner nach anderen Ländern. Mehl hat es 7909 Millionen Meterzentner nach Oesterreich und nur 1093 Millionen Meterzentner nach dem Auslande entsendet. In den fünf Jahren zusammen hat Ungarn 112 4 Millionen Meter- zentner an Körnerfrüchten produziert und davon also nach obiger

Statistik 22 21 Millionen, also 20 Prozent, in Oesterreich abgesetzt und nur 5'12 nach den anderen Ländern, das ist 4 Prozent. (Der Rest blieb im Lande.) In dieser Statistik sind aber alle Getteidesorten inbegriffen; ziehen wir aber nur das sog. Brotgetreide (Weizen, Roggen) und Mehl in Rechnung, so ergibt sich, daß Ungarn jährlich von 552 Millionen Meterzentner 15°4 Millionen Meterzentner, also 28 Prozent, nach Oesterreich verschickt, nach dem Zollauslande dagegen nur 3 35 Millionen. Zieht

man nur das Brotgetreide in Be tracht, so hat Ungarn in den letzten fünf Jahren außer dem zu eigenem Bedarf verwendeten Getreide 92Proz. des Restes nach Oesterreich exportiert und dort, laut Bericht, „zu solchen Preisen abgesetzt, wie sie Ungarn anderwärts auch annähernd nicht erreichen könnte.' Auch ist Ungarn» laut Bericht, „darauf angewiesen, auch den größten Teil seiner den eigenen Bedarf übersteigen den Mehlproduktion in Oesterreich abzusetzen'. Ungari sches Vieh, Fleisch, Milch, Butter, Käse usw

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Seite 4 von 8
Datum: 06.06.1903
Umfang: 8
Seite 4. Nr. 68. Samstag, „Brixener Chronik.' 6. Juni 1903. Jahrg. XVI. Setze gegen Oesterreich. Die Demonstrationen, welche in letzter Woche und in den Pfingsttagen fast in ganz Italien gegen Oesterreich veranstaltet wurden, zeigen, daß die Jrredenta, die alte österreichfeindliche Partei, welche auf ihr Programm geschrieben hat: «Italis, Luc» al Lrknnsro!', nur den Anlaß abgewartet hat, sich wieder einmal auszutoben. Die Re gierung tut nur, was sie tun muß, um das Völkerrecht zu wahren

, d. h. die Botschafter und Konsuln zu schützen. In Neapel, Florenz, Messina, Catama, Genua, Carrara und Pesaro fanden lärmende Kundgebungen der Studenten, der Garibaldianer sowie anderer „Patrioten' statt, wobei: „Nieder mit Oesterreich!' gebrüllt wurde. Die österreichischen Konsulate mußten durch Militär beschützt werden. Die Presse nimmt vielfach Partei für die sogenannten „zugendlich-idealistischen Patrioten'. Selbst die Professoren in Neapel veröffentlichten einen scharfen Protest gegen das Verhalten der Polizei

gleichfalls Kundgebungen statt. Es waren Auf schriften mit »Viva, Irsnw!« («Hoch Trient!') angebracht. In Rom kam es am 1. Zum bei einer Auf führung im Nationaltheater zu politischen Kund gebungen. So oft im Stück von Oesterreich die Rede war oder österreichische Uniformen auf der Bühne erschienen, begann das zumeist aus Studenten bestehende Theaterpublikum zu zischen und zu rufen: „Nieder mit Oesterreich!' Die weitere Aufführung des Stückes wurde verboten. Einige Polizisten

, welche gegen die Demonstranten zu wenig energisch vorgingen, sollen strafweise versetzt werden. (?) — Der Zugang zur öster reichischen Botschaft ist militärisch besetzt. — Am Pfingstmontag stürmten die Studenten die Lehr säle und zwangen die Professoren, die Vor lesungen zu unterbrechen. Im Hof der Uni versität wurde sodann eine Versammlung abge halten, die jedoch schon mehr gegen die eigene Regierung als gegen Oesterreich sich richtete. Der Minister des Innern, Giolitti, wurde von Rednern beschimpft. Der Rektor ließ

hierauf die Universität sperren. Die „Tribuna' in Rom brachte am 2. Zum einen Beschwichtigungsartikel. Sie entschuldigt Oesterreich, wenn es aus innerpolitischen Gründen die italienischen Elemente vernachlässigt habe, und beschwört die Studenten Italiens, das Ansehen des Landes nicht weiter zu schädigen und die Regierung nicht in die peinliche Lage zu ver setzen, Oesterreich eine Erklärung geben zu müssen. — „Die Geister, die ich rief', die werd' ich nun nicht los.' Auch die nationalliberalen Blätter

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