war's in Tirol, — still, wie auf dem Friedhof in der Mitternachtsstunde! Im gleichen Mo nat, bald nach der un glücklichen Schlacht am Berge Jsel, saßen Mayr und der be kannte Herr v. Kolb eines Tages in der Stube des Mahrge höftes. Kolb schien heute in besonderen Eifer versetzt zu sein, denn das kleine Herr- chen^fuchtelte mit den Händen in der Luft herum und sprach so laut und eindringlich, dass Mayrs '.Gattin, Maria, ihn in Heller Angst mehrmals zur Vorsicht mahnte. Das war aber auch nöthig
, denn wenn wir auf den Inhalt des Ge spräches lauschen wol len, so hören wir, dass nichts anderes als ein neues Losschlagen der Bauern gegen die verhassten Fremdlinge im Plan lag. „Ich versichere euch, Mayr,' begann Kolb wieder, „es ist kein Friede geschlossen, alles nur Lug und Trug. Erzherzog Johann steht bereits zu unserer Hilfe im Pusterthal und jeden Augenblick kann ein neuer Aufruf des Sandwirts eintreffen. „Ach, da ist er ja schon', rief er, als ein Vauern- burfche in die Stube trat und Mayr vorsichtig ein Schreiben
überreichte. Thatsächlich war es ein Brief Andreas Hofers, der, durch falsche Rathgeber bethört, nochmals das Volk unter die Waffen rief. „Nun, nun, hab' ich nicht recht?' fragte der fanatische Kolb den Mahrwirt, welcher mit leisem Kopfschütteln das Schreiben durchflog, „ist es nicht Lug und Trug mit dem Friedensschluss? Ein neues Losschlagen', Kolbs Stimme sank bei diesen Worten zu einem geheimnisvollen Flüstern herab, „ein neues Losschlagen liegt im Befehle des Allerhöchsten. Als ich, — euch, Mayr
Gemüth wohl kannte, „du werft do nöt wieder unhöb'n wölln (anfangen wollen)? Die Geistlich'« olle hob'n g'sogt, dass Fried' sei; Peater, sei do g'scheid, i bitt' di.' „Ober Host nöt g'heart (gehört), wos der Hear Kolb g'sogt Hot?' versetzte Mayr. „Geah, geah, glab do den Holbnorr'n nicht (geh', geh', glaub' doch dem Halbnarren nichts)'' war der Gattin ärgerliche und um Kolbs Anwesen heit unbekümmerte Antwort, „seine Erscheinungen sein decht (doch) nicht onderst as Norrethein (als Narrheiten
)!' Jetzt aber war es an Mayr, zornig zu werden. „Pfui, schäm di, Weib, fürchtest nit die Sünd ? Moanst denn, a so a frnmmer Hear, wia der Hear Kolb ist, a Tiroler, dear that lüag'n in aner a so wichtig» und heilig'n Soch!' „Gewiss nicht', erwiderte der Fanatiker schein heilig, „seht, Frau Wirtin, hier sind so gar Briefe ansPuster- thal, welche das He rannahen eines öster reichischen Heeres zu unserer Hilfe bestä tigen.' Die Wirtin wollte noch Einwendungen machen, Mayr jedoch schnitt sie mit den Worten ab: „Es ist guat