Mayer, saß auf der Anklagebank neben dem um zwei Jahre älleren Karl Ulrich. Er nennt sich Hilfsarbeiter, der junge Bursche, der Typus des Vorstadtadonis, hat aber keine Beschäftigung, arbeitet grund sätzlich nicht und hat im Laufe der letzten Jahre fünf schwere Abstra- fungen wegen Einbruchdiebstahls erlitten. Marie Mayer, das Mäd chen mit dem madonnenhaften Gesicht und dem züchtigen Augenauf- schlag ist bereits viermal vorbestraft, weil sie Einbrecherarbeit unter stützte. Auch dieser Prozeß handelt
von einem Einbruch, den Ulrich mit Hilfe der Mayer, die sich zu diesem Zwecke als Hausgehilfin verdingte, begangen hat. Die Mayer ließ einige Stunden nach An tritt des Postens den Ulrich heimlich in die Wohnung ein, er stahl sechs silberne Kaffeekannen, verbrachte die Nacht in ihrer Kammer, sah sich aber am Morgen an der Flucht gehindert, da die Woh nungsgeberin die Türe mit einem tosischen Schloß versperrt hatte. Als sie erwachte, entdeckte sie den Diebstahl, drohte mit der Verhaf tung, worauf
sie die Siibergegenstände zurückerhielt und die Mayer und der Ulrich die Wohnung verließen. Ulrich benützte aber noch schnell die Gelegenheit, von dem Schlüssel einen Abdruck zu machen. Kurze Zeit später brach er in der Wohnung ein und stahl Effekten im Werte von anderthalb Millionen. Mit einem zweiten Kömplizen, Josef Zaruba, der lang gesucht und schließlich in der Strafanstalt Stein als Häftling eruiert wurde, hat er noch andere Diebereien begangen. Von eigentümlicher Verbrecherromantik zeugt es, daß Ulrich
und die Mayer, die einander sehr lieb haben, schon seit länge- rer Zeit ein Verhältnis unterhalten, mit einem gewissen Heroismus die größten Schwierigkeiten überwanden, um einander wiederzu- fthen, als sie in Strafhaft waren. Im Winter vorigen Jahres faßen beide in Strafanstalten. Ulrich brach aus der Haft aus, verständigte auf unbekannte Weise die Mayer davon, und nach 14 Taigen gelang es auch dem Mädchen, auszubrechsn. Sie trafen sich verabredeter maßen in Wien, wo sie ein paar tolle Tage verlebten
, bis di« Polizei ihrer habhaft wurde. Das Schöffengericht erkannte die An geklagten schuldig und verurteilte Ulrich zu 354 Jahren, Marie Mayer zu 2 Jahren und dStt Zaruba zu 9 Monaten schweren Kerkers. § Verratene Gcheimn'sse bet deutschen Marine. Aus Berlin, am 15. Mai, wird berichtet: Heute vormittags begann vor dem Reichsgerichte in Leipzig die Verhandlung im Wiederaufnahme, verfahren gegen den Ingenieur Otto Wiener aus München. Der Angeklagte ist österreichischer Reserveoffizier gewesen. In feiner Stellung