„Offne mir, sag' ich! — Wird es bald?' Er hört ein Geräusch da drinnen, aber niemand öffnet ihm. Da packt seine nervige Faust zu. Ein Ruck und noch einer, und mit seiner Riesenkraft hat er den Riegel gesprengt. Die Tür ist offen. Er steht seinem Bruder gegenüber. Der zittert wie ein Espenlaub an allen Gliedern und hält in der bebenden Hand den geladenen Revolver. „Fort mit dem Ding da?' ruft Jens, furchtlos dicht vor die Mündung des Laufs tretend. Max sieht, daß es bitterer Ernst
ist. Er will abdrücken, doch schon packt Jens sein Handgelenk und reißt die Waffe zur Seite. Ein kurzes Ringen. Plötzlich kracht ein Schuß; doch nicht Jens wird getroffen, sondern der unglückliche Schütze selber. Mit einem gellenden Schrei bricht Max Petersen zusammen. Die Kugel ist ihm über dem rechten Auge in die Stirn gedrungen. Das Blut strömt in dunklem Strahl über sein Gesicht; er muß tödlich getroffen sein. — Jens steht da, wie versteinert. „Herrgott im Himmel, was ist hier geschehen!' ruft da der alte
er sich wenden soll. Fort, weit fort, bis an das Ende der Welt, in ein Land, wo ihn niemand kennt, das sagt ihm ein in stinktives Gefühl, und dem gibt er nach. Unter denen, die, Böses befürchtend, Jens Petersen gefolgt waren, als er vorhin, einem Wahnsinnigen gleich, über die Straße gelaufen war, befand sich auch Edith. Voll banger Ahnung betrat sie jetzt das Petersensche Haus, sah Max in seinem Blut >egen und den alten Petersen verzweifelt die Hände ringen. „Sofort den Arzt!' war ihr erstes Wort
, und trotzdem der alte Mann auch ihr mit blödem Lachen sagte, das wäre zwecklos, der könne keine Toten auferwecken, eilte sie schnell, wie auf Windes flügeln, zum Doktor Hansen. — Der folgte ihr sofort und stellte ^est, daß Max zwar noch lebe, aber so schwer verletzt wäre, daß der Tod jede Minute eintreten könnte. Wie alles gekommen, glaubte man leicht erraten zu können. Auch Edith mußte es glauben, daß Jens den unglückseligen Schuß in seiner blinden Wut auf den Bruder abgefeuert hätte. Ihr nbrünstiges
Gebet war daher: „O Gott, laß ihn nicht sterben, laß Jens nicht zum Totschläger werden!' Daß er ihr vorhin die reine Wahrheit gesagt und daß Max ein Erzschurke war, daran zweifelte sie jetzt nicht mehr. Sie verteidigte den Flüchtling denn auch nach Kräften und suchte es als nicht ausgeschlossen hinzustellen, daß der Revolver sich beim Ringen entladen hätte, wie Jens behauptete. Sein Vater hatte 'hr das gesagt. Freilich glaubte er selber ja nicht daran. Daß sie ein Liebesverhältnis mit jenem gehabt