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Lienzer Zeitung
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Seite 9 von 26
Datum: 07.11.1903
Umfang: 26
. Dieser mildtätige römische Feldhauptmann wurde später i» die Reihen der Heiligen der katholischen Kirche aufgenommen und erhielt den Namen Martin. Sein Erinnerni'gstag fällt anf den No vember. Soweit die Legende. Historisch ist die Tat des heiligen Martin nicht festgestellt. Spä- ter wurde St.-Martin als Schutzpatron der Bettler erwählt und im Mittelalter führten die Bettlergilden tatsächlich diesen römischen Feldhauptmann in ihren Wappen. Wie allen Heiligen, wurde auch Martinus manches Wun dertätige

angedichtet und man sagt, daß er es gewesen sein soll, der die verräterischen Gänse am Capital zuerst höite. Dafür trägt die Gans den Beinamen St.-Martinsvogel. Zu Martini ist bekanntlich dieses nützliche und wohlschmeckende Tierchen am feistesten und von diesem Tage ab gilt es als ein besonderer Leckerbissen. Im Leben der Bauern spielt der heilige Martin eine ebenso große Rolle wie seine beiden Genossen Albert und Leonhard, denn auch St.-Martinus ist Schützer der Haus tiere. Der heilige Florian

ist bekanntlich der Patron des Feuers, dagegen St.-Martin der jenige des Wassers, den sein am Hause an gebrachtes Bildnis soll, nach dem Bauernglau ben, das Haus vor der Gefahr des Wassers schützen. Als ganz besonderer Patron gilt der heil. Martin in Italien und Südtirol. Dort ist entweder sein Bild, das ihn nach der Legende darstellt, wie er eben seinen Mantel zerschneidet und die Hälfte desselben dem Bett ler darreicht oder seine Statue zu Pferde, in jedem Hause fast zu finden. Durchweg ist er in römischer

Feldrüstung dargestellt und wir hatten sein Bild nur einmal als Büste gesehen bei einem Bauer im Allgäu. Im Volksmunde lebt der heilige Martin oft und oft. So singt man in einigen Ort schaften Oberbayerns: St.-Marti»! St.-Martin! Du sitzst auf Deinem Roß Und schenkst an Jed'n Dein Mantel Der nackert geht und bloß! Die Buben im Zillertal in Tirol ziehen am Martinstage von Bauernhof zu Bauern hof und singen Bauer und Bäuerin an: Heunt iS Sankt Martintag Wennst uns woS geb'n magst, Gib kou Salz Und Schmalz

Und net woS alt'»! Und der heiln Martin wirb In Dein'm Haus der Hirt, DeS Dir kon Wassernot Schimmelt Dei' Brot! ' Dafür erhalten die Sänger gewöhnlich von der Bäuerin ein sogenanntes Martinibrot, das eigens für diesen Tag gebacken wird. Es besteht aus Kleienmehl und Honig. Im Geschmack hat es eine Ähnlichkeit mit unse rem Lebkuchen. Eine große Verehrung genießt der heilige Martinus auch in Böhmen. Dort gilt er als der Patron der unverehelichten Männer und daher singen die böhmischen Land- mädchen

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