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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 4 von 12
Datum: 04.09.1909
Umfang: 12
der Martm. „Das wäre auch noch was, armen Dienstboten ihre Sach nehmen." Die Bäuerin seufzte und ging und dachte bei sich, wie doch ein Mensch so hart sein kann mit einer armen Seel. Jahre waren vergangen. Der Martin war nach auswärts in die Arbeit gegangen — kein Mensch wußte wohin. Das war den Leuten auch sehr gleichgiltig, nur der Kloibenbäurin nicht, die es nicht verwinden konnte, daß der Martin gesagt hat, die Hose, die ihm der Bauer entwendet hat, soll auf seiner armen Seele brennen. Im Traume

war es ihr schon oft vorgekommen, als ob ihr Seliger flehentlich gerufen hätte: „Nehme die Lederhose von meiner armen «Seele]! Die brennt wie das höllische Feuer!" Die Kloibenbäurin jammerte, weil sie nicht wußte, wo der Martin ist und mit dem hätte sie so dringend reden müffen wegen der Hose. Da gab ihr einer den Rat, sie möge zu den Gendarmen gehen und den Martin auskundschaften lassen. Wie der Gendarmeriewachtmeifter die Ursache wissen wollte, sagte die Bäurin: „Wegen Rech nungslegung. Her muß

er," verlangte die Bäurin, „um jeden Preis." „Weiß schon", sagte der Wachtmeister und fertigte eine Anzeige gegen Martin Loser, ehemals Dienstknecht, aus, wegen betrügerischen Gebahrens. — Am nächsten Sonntage schon wurde der Martin eingeliefert. Ein Gendarm ließ ihn vor sich gehen und der arme, schmucke Bursche war gefesselt. Wie die Kirchleute guckten und die Köpfe zu- Die Reise des Kaisers nach Vorarlberg. Am Montag, 30. August, vormittags, erfolgte die Fahrt Sr. Majestät nach Vorarlberg. Um 7 Uhr früh

. Jetzt erklang die Volkshymne, Hüte wurden geschwenkt und Hochrufe ausgebracht. Seine Majestät dankte, am Waggonfenster stehend, durch freundliches Salutieren. In Imst war wegen Ausbleibens eines erwarteten Zuges das Stift nicht vertreten, dafür aber beim feierlichen Empfang in Bregenz, wozu sich Herr Abteisekretär, P. Eugen sammensteckten! Martin mußte das Dorf passieren, wenn man ihn zum Amtsgerichte bringen sollte. Als die Bäurin den Martin bringen sah, schlug sie die Hände über dem Kopfe zusammen

und schrie: „Laßt ihn aus! Laßt ihn aus!", faßte den Martin mit beiden Händen und hat ihn nimmer loslassen wollen. Der Martin hatte es durch seinen ungestümen Widerstand verschuldet, daß man ihn gefesselt hatte. Nun trat die Bäurin so energisch für den Burschen ein, daß der Gendarm, der nicht aus der Gegend war, die Bäurin fesseln mußte und sie wegen Ein mischung in eine Amtshandlung mit dem Martin einlieferte beim Bezirksgerichte. Wie es schon manchmal dumm geht, war von den einheimischen Gendarmen

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Tiroler Post
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Seite 10 von 16
Datum: 16.01.1914
Umfang: 16
Seite 8. Hezklk!!! MmllMMKMÄVwW Ü1 mj& ÜJl jflkS m\ m Mi LechA Beste n jkreiwaren Schuhwaren Branntwein. Preise. lau siel schmerzender ■wenigen Cara: kommen lasse Brust-Caramel schlossen. 6* Paket 20 h ur Zu h £n gr©s! transportablei brand- und Chamottezieg liefern am b< MEnfE lFsnsisi*Mi 18 Unwillkürlich lenkte er seine Schritte nach dem Theater. Die. Vorstellung hatte längst begonnen. Ende gegen 9 Uhr stand auf dem Anschlagszettel, vor den Martin getreten war. Jetzt war es acht

. Wenn er ein Glas Vier trank und dann die Werderstraße auf- und abging, mutzte er ihr begegnen, wenn sie den Heimweg antrat. Er mußte heute abend mit ihr ins reine kommen, sonst wurde er verrückt. Die Restaurants in der Nähe des Theaters waren ihm zu-vornehin; so bog er in eine Seitengasse ein, wo sich das hauptsächlich von Arbeitern besuchte Brauhaus „Zum Halben Mond" befand. Die große Gaststube war dicht ge füllt, hauptsächlich von Arbeitern der Wildauerschen Werke, die, wie Martin im Vorbeigehen hörte

" und „mit der. unteren Bilanz arbeiten" oder wie das Ding heißt, das ist alles dümmer Quatsch! Wenn ihr mir folgt, erklären wir den Streik — dann müssen sie nachgeben. Aber natürlich darf sich keiner ausschließen, und wenn die Jammerkerle, die nicht mit unterschrieben haben, weiter arbeiten wollen, dann müssen wir es. ihnen gründlich versalzen! Aha, da kommt ja einer von der/Sorte, der auch nicht mitmachen will!" fuhr er fort, als Martin Kraft näherkam. „Der will auch etwas Besonderes sein und sich ein rotes

Röckelchen bei den Herren .verdienen!" Martin Kraft hatte die letzten Worte gehört. Mit finsterer Miene trat er auf den Sprecher zu und sagte: „Wenn du Lust hast, mit mir anzubinden, Klinke, dann nimm dich in acht, daß du nicht an den Unrechten kommst! Ich verstehe in manchen Dingen keinen Spatz!" Sichtlich überrascht, als hätte er eine derartige Sprache nicht erwartet, betrachtete der Rote den in drohender Haltung vor ihm Stehenden und erwiderte merklich eingeschüchtert

waren mit einem so drohenden Ausdruck auf ihn gerichtet, daß er es verzog, zu schweigen und sich mit einem unwilligen Brummen aus seinen Sitz niederzulassen. Er kannte die Riesenstärke Martin Krasts und wußte, daß dessen Gutmütigkeit in wilden Jähzorn Umschlägen konnte, wenn man ihn reizte — da wollte er es nicht auf einen Streit an- komm'en lassen. Ohne dem Zurechtgewiesenen noch mit einem Blicke Be achtung zu schenken, schritt Martin nach einem der nächsten. Tische, wo er sich niederließ und Bier bestellte. Die neben

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 6 von 16
Datum: 08.09.1912
Umfang: 16
Wenkel auf der Well, und gar in ihrem Gesichtskreise, gäbe. Sie ging, und Martin Wenkel stand da wie Lots Weib und starrte ihr nach. Jetzt wandte das Mädchen ganz plötzlich den Kopf und lachte ihn an mit glänzenden Augen und Lippen, zwischen denen schneeweiße Zähne blinkten. „Ich geh' zu Ihrer Mutter, Herr Wenkel," sagte sie. „Haben Sie etwas zu bestellen?" Martins ehrliches, breites Gesicht ward so rot, daß man's selbst durch die schwarze Schminke bemerkte. „Das ist mal nett

von Ihnen, Fräulein Dora," er widerte er vergnügt. „Sie bleiben doch abends da?" „Vielleicht — vielleicht auch nicht!" lachte sie, kokett den Kopf wiegend, und tänzelte weiter. Martin lachte ebenfalls und schwang triumphierend seinen Hammer so lange über seinem Kopfe, bis das Mädchen verschwunden war. Etwas zerstreuten Geistes kam er zum Amboß zurück und beachtete gar nicht, daß der eine Geselle sehr eifrig auf kaltes Eisen hämmerte, und daß das Feuer neuerdings am Erlöschen war. Doch währte seine Unachtsamkeit

nicht lange, dann brach das Donnerwetter desto heftiger los. Und wenn die Gesellen und der Lehrling, die mit gespitzten Ohren und heimlichem Gekicher das kurze Zwie gespräch behorcht, nun auf frühen Feierabend hofften, so sahen sie sich bitter getäuscht. Nicht eine Minute vor der gewohnten Zeit legte Meister Martin den Hammer aus der schwieligen Hand, und beim Aufräumen ward dem Lehrjungen Heinrich nichts geschenkt. Doch um eine Idee rascher wusch sich Martin und kleidete sich um, und als der Junge

hundertmal Hab' ich's gewollt, und immer kam mir etwas in die Quere, oder ich verlor plötzlich den Milt, 's ist eigentlich höllisch dumm, denn ich glaub' gar nicht, daß sie Nein sagt. I, weshalb sollte sie auch? Ich bin ein ehrlicher Kerl, der sein gutes Auskommen hat, und ihr Leben ist wahrhaftig nicht golden bei ihrem Zankteufel von Mutter und mit ihrem lumpigen Nähverdienst. Ein Prachtmädel ist sie, ja, ja! Geschickt und fleißig wie nur eine, und hübsch —" Martin lachte entzückt

vor sich hin —, „sehr hübsch! Man möcht' sie immer gleich beim Kopf nehmen und abküssen. Dock, weiß der Kuckuck, man wagt's nicht. Sie hat so eine Manier, so schnippisch und hochmütig, als wäre sie was Besseres. Da fragt sich's nicht so leicht, ob die einen heiraten will! — Na, wollen sehen, ob's heule glückt — ja, ich will's heute wagen, es mag kommen, wie's kommt. Das Hin und Her ist mir in den Tod zu wider. Donnerkeil, ich bin ja keine Memme! *— Hurra, heute abend Hab' ich einen Schatz!" Rascher eilte Martin

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Sterne und Blumen
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Seite 2 von 8
Datum: 18.01.1914
Umfang: 8
Unwillkürlich lenkte er seine Schritte nach ,dein Theater. Die Vorstellung hatte längst begonnen. Ende gegen 9 Uhr stand auf dem Anschlagszettel, vor den Martin getreten war. Jetzt war es acht. Wenn er ein Glas Bier trank und dann die Werderstraße auf- und abging, mußte er ihr begegnen, wenn sie den Heimweg antrat. Er mußte heute abend mit ihr ins reine kommen sonst wurde er verrückt. Die Restaurants in der Nahe des Theaters waren ihm zu vornehm; so bog er in eine Seitengasse

ein, wo sich das hauptsächlich von Arbeitern besuchte Brauhaus „Zum Halben Mond" befand. Tie große Gaststube war dicht ge- fiillt, hauptsächlich von Arbeitern der Wildauerschen Werke, die, wie Martin im Vorbeigehen hörte, sich sämtlich ziem lich erregt über die heute nachmittag — es war heute Sams tag, an welchem schon um vier Uhr Feierabend gemacht wurde - - im Tivolisaale gehörte Rede unterhielten. Am meisten tat sich ein breitschulteriger Mann mit rotem Voll bart hervor, der sich eben von seinem Platz erhoben

wir es ihnen gründlich versalzen! Aha, da kommt ja einer von der Sorte, der auch nicht mitmachen will!" fuhr er fort, als Martin Kraft näherkäm. „Der will auch etwas'Besonderes sein und sich ein rotes Röckelchen bei den Herren verdienen!" Martin Kraft hatte die letzten Worte gehört. Mit finsterer Miene trat er auf den Sprecher zu und sagte: „Wenn du Lust hast, mit mir anzubinden, Klinke, dann nimm dich in acht, daß du nicht an den Unrechten kommst! Ich verstehe in manchen Dingen keinen Spaß!" Sichtlich überrascht

übrigens am wenigsten das Recht, das große Wort zu führen; Leute von deinem Kaliber schweigen gescheiter still!" Klinke wollte auffahren, doch die Augen des jungen Monteurs waren mit einem so drohenden Ausdruck auf ihn gerichtet, daß er es vorzog, zu schweigen und sich, mit einem unwilligen Brummen auf seinen Sitz niederzulassen. Er kannte die Riesenstärke Martin Krafts und wußte, daß dessen Gutmütigkeit in wilden Jähzorn Umschlägen konnte, wenn man ihn reizte — da wollte er es nicht auf einen Streit

an kommen lassen. . . Ohne dem Zurechtgewiesenen noch mit einen: Blicke Be achtung zu schenken, schritt Martin nach einem der nächsten Tische, wo er sich niederließ und Bier bestellte. Die neben ihm Sitzenden, meist ältere Arbeiter der Werke, machten ibm bereitwillig Platz und nickten ihm beifällig zu.' Einer sagte: „Hast recht, Martin, daß du dem Großmaul da drüben einmal die Meinung gesagt hast. Der hetzt nur die Leute durcheinander. Sollte froh sein, daß sie ihn nicht längst zum Teufel gejagt

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 5 von 16
Datum: 22.09.1912
Umfang: 16
Beilage zum.»üritzbükeier Bote." Rchckktüm. Druck und Verlag der Kgl. Bayer. Hssbuchdrackerei von Gebrüder Reichel in AsgKur». Uur zum Spaß. Erzählung von Malwine Enckhaufen. (r. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Grete, heute hast du ein Meisterstück mit dem Eier kuchen gemacht!" lobte Meister Martin. „Genau so backte meine Mutter." Grete errötete heiß. „Dora hat heute gebacken," sagte sie mit zitternden Lippen. „Na — wenn sie's so gut ver steht, kann sie's ja öfter tun," meinte Martin

, ohne auf zuschauen, hastig. „Nicht wahr, Pe- terchen?" „Nein!" gab Peterchen entschie den zur Antwort. „Böse Tante nix kochen, Mutter so!! kochen! Böse Tante Weggehen!" Martin bekam einen roten Kopf. „I, du nichts nutziger Bub!" rief er ärgerlich, doch Dora fiel ihm ins Wort. „Er macht ja Spaß! Gelt, Pe terchen, du bist ein guter Bub?" Peterchen war- weit von der Ab sicht entfernt, ein guter Bub zu sein, er hob beide Fäust chen drohend gegen Dora auf doch ehe er zuschlagen konnte, hatte Grete ihn aus der Stube

gerettet. Martin wollte nachgehen, da hielt Dora ihn zurück. Sie legte die Hand auf seinen Arm, und als Martin sie an sah, entdeckte er, wie hübsch sie wieder in den paar Tagen geworden war. Verwirrt wandte er den Kopf. „Das Kind hat keine Schuld," sagte sie. „Es wollte mich heute morgen küssen, da schlug es Grete. Sie ist freilich die Mutter, aber so hart brauchte sie nicht zu sein." „Die Grete hart?" In seiner Ueberraschung drehte er den Kopf wie der nach Dora. „Das habe ich noch nie gemerkt

; ich will mal mit ihr sprechen." „O, bitte, nicht!" rief Dora und blick te ihm bittend in die Augen. „Ich wollte nicht klat schen. Ich sah es vielleicht schlimmer an, als es war, weil ich das Peter chen so gern Hab'. Bitte, sagen Sie nichts." Martin wollte antworten, aber es drückte ihm etwas die Kehle zu. Er nickte nur und ging rasch fort, ohne Grete in der Küche aufzusuchen. — „Was — ? Rot geweinte Augen?" lachte Dora, als Grete mit ihrer Näharbeit herein kam, so heiter, als hätte sie ihr Un- glück ganz

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Außferner Zeitung
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Seite 10 von 16
Datum: 18.01.1914
Umfang: 16
Seite 8. Lech-As» Beste uni ,ereiwaren al Schuhwaren, > Branntwein, Preise. WAN sieht schmerzender Hf wenigen Carame kommen lassen. Brust-Caramellei schlossen. 618 Paket 20 h und Zu hab transportable u brand- und Chamotteziegel liefern am best M Enteis Innsbritci Ardltekt l Bans KM 18 Unwillkürlich lenkte er seine Schritte nach dem Theater. Die Vorstellung hatte längst begonnen. Ende gegen 9 Uhr stand auf dem Anschlagszettel, vor den Martin getreten war. Jetzt war es acht. Wenn er ein Glas Bier

trank und dann die Werderstratze aus- und abging, mußte er ihr begegnen, wenn sie den Heimweg antrat. Er mutzte heute atzend mit ihr ins reine kommen, sonst wurde er verrückt. Die Restaurants in der Nähe des Theaters waren ihm zu vornehm: so bog er in eine Seitengasse ein, wo sich das hauptsächlich von Arbeitern besuchte Brauhaus „Zum Halben Mond" befand. Die große Gaststube war dicht ge stillt, hauptsächlich von Arbeitern der Wildauerschen Werke, die, wie Martin im Vorbeigehen hörte, sich sämtlich

Bilanz arbeiten" oder wie das Ding heißt, das ist alles dummer Quatsch! Wenn ihr mir folgt, erklären wir den Streik — dann müssen sie nachgeben. Aber natürlich darf sich keiner ausschlietzen, und wenn die Jammerkerle, die nicht mit unterschrieben haben, weiter arbeiten wollen, dann müssen wir es ihnen gründlich versalzen! Aha, da kommt ja einer von der Sorte, der auch nicht mitmachen will!" fuhr er fort, als Martin Kraft näherkam. „Der will auch etwas'Besonderes sein und sich ein rotes Röckelchen

bei den Herren verdienen!" Martin Kraft hatte die letzten Worte gehört. Mit finsterer Miene trat er aus den Sprecher zu und sagte: „Wenn du Lust hast, mit mir anzubinden, Klinke, dann nimm dich in acht, daß du. nicht an den Unrechten kommst! Ich verstehe in manchen Dingen keinen Spatz!" Sichtlich überrascht, als hätte er eine derartige Sprache nicht erwartet, betrachtete der Rote den in drohender Haltung vor ihm Stehenden und erwiderte merklich eingeschüchtert: „Du wirst mich auch nicht ausfressen und sagen

auf ihn gerichtet, daß er es vorzog, zu schweigen und sich mit einem unwilliger« Brummen aus seinen Sitz niederzuiassen. Er kannte die Riesenstärke Martin Krasts und wußte, daß dessen Gutmütigkeit in wilden Jähzorn Umschlagen konnte, wenn man ihn reizte — da wollte er es nicht auf einen Streit an kommen lassen. - Ohne dem Zurechtgewiesenen noch mit einem Blicke Be- ■ achtung zu schenken, schritt Martin nach einem der nächsten Tische, wo er sich niederließ und Bier bestellte. Die neben chm Sitzenden, meist

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Lienzer Nachrichten
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Seite 2 von 20
Datum: 20.01.1914
Umfang: 20
bücher, Kassenscheine. Konto-Korrent Einlagen zur vorteilhaften Ver zinsung. Urin srijütirr Minier ohne sie! Bvn Millionen im Gebrauch gegen lüften, Heiserkeit, lampf und Keuch husten, Brust- 18 Unwillkürlich lenkte er seine Schritte nach dem Theater. Die Vorstellung hatte längst begonnen. Ende gegen 9 Uhr stand'auf dem Anschlagszettel, vor den Martin getreten wnr. Jetzt war es acht'. Wenn er ein Glas Bier trank und dann die Werderstraße auf- und abging, mußte er ihr begegnen, wenn sie den Heimweg

antrat. Er mußte heute abend, mit ihr ins reine kommen, sonst wurde er verrückt. Die Restaurants in der Nähe des Theaters waren ihm zu vornehm; so bog er in eine Seitengasse ein, wo sich das hauptsächlich von Arbeitern besuchte Brauhaus „Zum Halben Mond" befand. Die große Gaststube war dicht ge füllt, hauptsächlich von Arbeitern der Wildauerschen Werke, die, wie Martin im Vorbeigehen hörte, sich sämtlich ziem lich erregt über die heute nachmittag — es war heute Sams tag, an welchem schon um vier Uhr

wir den Streik — dann müssen sie nachgeben. Aber natürlich darf sich keiner ausschließen, und wenn die Jammerkerle, die nicht mit unterschrieben haben, weiter arbeiten wollen, dann müssen wir es ihnen gründlich versalzen! Aha, da kommt ja einer von der Sorte, der auch nicht mitniächen will!" fuhr er fort, als Martin Kraft näherkam. „Der will auch etwas'Besonderes sein und sich ein rotes Röckelchen bei den Herren verdienen!" Martin Kraft hatte die. letzten Worte gehört. Mit finsterer Miene trat

auf seinen Sitz niederzulassen. Er kannte die Riesenstärke Martin Krafts und wußte, daß dessen Gutmütigkeit in wilden Jähzorn Umschlägen konnte, wenn man ihn reizte — da wollte er es nicht auf einen Streit an kommen lassen. Ohne dem Zurechtgewiesenen noch mit einem Blicke Be achtung zu schenken, schritt Martin nach einem der nächsten Tische, wo er sich niederließ und Bier bestellte. Die neben ihm Sitzenden, meist ältere Arbeiter der Werke, machten ihm bereitwillig Platz und nickten ihm beifällig

zu. Einer sagte: „Hast recht, Martin, daß du dem Großmaul da drüben einmal die Meinung gesagt hast. Der hetzt nur die Leute durcheinander. Sollte froh fein, daß sie ihn nicht längst zum Teufel gejagt haben — verdient hätte er es schon hundertmal." „Merkwürdig, daß immer die das größte Mundwerk haben, die am wenigsten leisten können", fügte ein anderer hinzu. „Wenn sie den roten Spitzbuben zum Wortführer machen, dann ist die ganze Sache schon von vornherein im falschen Gleis.". Martin Kraft achtete

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 6 von 16
Datum: 15.09.1912
Umfang: 16
3, 3 , bei Er ohne und F 10 , 1 < 4, 4 , Beste in eh gesunkene Gestalt, die ein wimmerndes Kind in den Armen hielt. „Aus Barmherzigkeit, nehmt mich auf! Ich kann nicht weiter," klarg es von uralten Lippen, ein blasses abgezehrtes Gesicht h.b sich ein wenig und sarrk sofort wieder kraftlos zurück. Martin starrte auf das junge Weib herab, als sähe er einen Geist . . . „Dora!" stammelte er verstört. „Dora!" Und „Dora!" stammelte neben ihm Grete und wich angstvoll zurück. Im nächsten Augenblicke ale" kniete sie schon neben

der jetzt Ohnmächtigen. Sie nahm das Kind.mil dem einen Arm, mit denr andern richtete sie Dora empor, die sich wieder erholte. „Bitte, faß mit an; wir wollen sie in die kleine Kammer bringen," wandte Grete sich an Martin, der fassungslos dastand. „Das Bett ist rasch gemacht. Wärme du die Si ppe, welche auf dem Herde steht, und bring sie. Dann kannst du dich ruhig wieder hinlegen. Ich werde allein fertig." Schweigend tat Martin, was sie ihm hieß. Als Grete nach einer Weile wieder in die Kammer kam, richtete

er sich im Bette auf. „Nun?" fragte er rasch, mit seltsam heiserer Stimme. G ete vermied seinen Blick. „Sie war eben im Einschlafen. Ihre Kräfte sind arg mitgenommen, ihre Füße wund. Sie mnß tagelang in Wind und Wetter gewandert sein, man sieht's an ihren Kleidern. Sie sagt, sie wcue in Hamburg am Theater ge wesen. Da ist zuerst die Mutter gestorben, dann hat sie monatelang bei der Geburt des Kindes im Krankenhaus gelegen, und nun ist sie, ohne einen Pfennig, hierher ge wandert." „So, so!" murmelte Martin

. „Wo ist denn ihr Mann?" „Ich weiß nicht," entgegi ete G ete und wandte sich rasch ab. „Sie sprach nicht davon; vielleicht —" sie stockte. „So, so!" Martin legte sich nieder. Er schlief in dieser Nacht nicht. G' ete hätte etwas darum gegeben, seine regelmäßigen, tiefen Atemzüge zu hören — vielleicht hätte sie darm auch schlafen können. * * * Dora hatte sich am andern Tage ein wenig erholt, konnte aber das Bett noch nicht verlassen. Doch schon ihre Gegenwart im Hause lastete wie ein Druck auf dem jungen Paare

. Die beiden sprachen nur das Notwendigste, ja, sie vermi den es, einander anzublicken. Peterchen fühlte sich zurückgesetzt, und strenger als sonst zu Ruhe gemahnt, schlich er gelangweilt und vau ig im Hause umher. Zwei Tage vergingen. Am Abend des zweiten saß Martin beim Ofen, neben dem Lehnstuhl seiner Mutter, der wie ein Heiligtum geschont ward. Am Tisch nähte Grete an einem Kinderhemdchen. Es war still im Stübchen; keins der beiden redete ein Wort. Grete blickte dann und wann scheu auf ihren Mann

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Lienzer Nachrichten
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Seite 1 von 20
Datum: 14.05.1912
Umfang: 20
der katholischen Kirche stritt, der hun dertjährige Geburtstag des Bischofs von Paderborn, Konrad Martin, der sich späterhin den Ehrennamen eines Bekennerbischofs erwarb. Bischof Konrad Martin wurde am 18. Mai 1812 in Geismar im Eichsfeld als sechstes Kind der frommen Eheleute Landwirt Kon rad Martin und dessen Gattin Re gina geborene Schuchardt geboren. Der Geist katholischen Denkens und Handelns herrschte in dem Martin- schen Hause nicht nur dem Namen nach, er wurde auch praktisch geübt

. In seinen Zeitbildern schreibt Bi schof Martin selbst hierüber: „Mein elterliches Haus gehörte zu jenen, in denen nach altväterlicher, ehr würdiger Sitte ein regelmäßiger, gemeinsamer Hausgottes dienst stattfand, woran das Gesinde ebenso wie die Kinder und die Eltern selbst sich beteiligten. Insbesondere wurde derselbe an den Winterabenden geübt. Es wechselten dann Gebete sim Advent und in der Fastenzeit ward jeden Abend gemeinschaftlich der Rosenkranz gebetet) mit Gesang, näm lich dem gemeinsamen Absingen

jener schönen, herzerquicken den, alten, religiösen Lieder, wie sie in dem damaligen soge nannten Erfurter Gesangbuch ausgenommen waren, wovon Dr. theol. konrad Martin sich mehrere, weil sie zu schön sind, als daß sie Hütten abge lehnt werden können, auch in die neueren kirchlich appro bierten Gesangbücher hinübergerettet haben. Wir Kinder von elf, zwölf und dreizehn Jahren konnten eine Menge dieser religiösen Lieder, wie ihre schönen Melodien, aus wendig und sangen sie mit einer Freude und Lust, womit

war, uns die Grundsätze christlicher Gottes furcht einzupflanzen und uns zum Gebete und zu den öffentlichen, wie häuslichen religiösen Hebungen anzuhalten." Daß die Kinder einer solchen wahrhaft katholischen Fa milie eine tiefe Religiösität mit in das Leben hinübernahmen, ist selbst verständlich, und nächst Gott ver dankt die Diözese Paderborn ihren großen Bischof Konrad Martin jener braven, echt katholischen Fa milie in Geismar. Von seinem fünften Lebensjahr an wurde Konrad Martin in Lengenfeld erzogen

, wo seine El tern inzwischen die Bewirtschaftung eines ihnen durch Erb schaft zugefallenen Landgutes angetreten hatten. Auf seine religiöse Erziehung wirkte der damalige Pfarrer Kopp be sonders erfolgreich ein. Die Vorbereitung der Kinder auf die erste heilige Kommunion ließ sich der Pfarrer Kopp be sonders angelegen sein. Bischof Martin bezeichnet die Feier seiner ersten heiligen Kommunion so schön, so würdig und ergreifend, wie er sie sonst nie in seinem Leben wieder gesehen habe. Den ersten Unterricht

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Lienzer Nachrichten
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Seite 2 von 20
Datum: 14.05.1912
Umfang: 20
sei erwähnt, daß Haendly, später Geistlicher Rat und Geheimer päpstlicher Ehrenkaplan, am 26. Mai 1874 sein fünfzigjähriges Prie sterjubiläum feierte, bei welchem Anlaß der Bischof Martin bie Festpredigt hielt und seinem Firmpaten das Bild des Heiligen Vaters mit dessen eigener Widmung überreichte. Martin absolvierte das Gymnasium in Heiligenstadt inner halb fünf Jahren. Am 30. September 1830 verließ er die Anstalt mit dem besten Zeugnisse, um sich nunmehr dem Studium der Theologie zu widmen

. Zunächst bezog der junge Student die Universität München, wo der große Görres und der ausgezeichnete Allioli seine Lehrer waren. Bei Allioli hörte er Exegese und erlernte bei ihm das Arabische. Kirchengeschichte hörte er bei einer dritten theologisch-wissenschaftlichen Autorität, bei dem berühmten Döllinger, der später leider ein Vor kämpfer des Altkatholizismus wurde. Von München wandte sich Martin nach Halle, von dort nach Würzburg, wo er zur Promotion in der Theologie angeregt wurde

. Die schriftliche und mündliche Prüfung hatte er bereits bestan den und nach den Herbstferien sollte seine Promotion statt- finden. Der Doktorandus durfte aber nicht nach Würz burg zurückkehren, weil die preußische Regierung den Be such einiger süddeutscher Universitäten, darunter auch Würzburg, wegen studentischer Umtriebe verboten hatte. Nun begab sich Martin (1834) nach Münster, wo er am 3. Mai 1834, obwohl er noch nicht einmal die niederen Weihen empfangen batte, unter Beiwohnung des Bischofs Kaspar Max

sich mit aller Entschiedenheit, dem Breve Geltung zu verschaffen. Unter dem Pseudonym Dr. Lange ver faßte der Rektor 7>r. Martin damals eine Schrift gegen den Hermesianismus, die ihn zum Freunde des «späteren Erzbischofs und Kardinals Johannes von Geissel machte, der 1845 Nachfolger von Klemens August wurde. Als Religionslehrer wurde Rektor Martin im Jahre 1840 an das Gymnasium von Köln verseht, wo Kolping, der Gründer der Gesellenvcreine, einer seiner ersten Schüler war. In Köln gab Dr. Martin sein Religionsbuch heraus

, das an allen katholischen Gymnasien Preußens eingeführt wurde. Im Kulturkampf urteilte man freilich über dieses Buch ganz anders. Kultusminister Falk erklärte damals: „Es ist weniger nachteilig, wenn gar kein Lehrbuch dem Re ligionsunterricht zu Grunde gelegt wird, als ein solches." Ein sonderbarer Widerspruch! Im Jahre 1836 fragte die Regierung bei Rektor Martin an, ob er geneigt sei, eine Professur der Exegese in Brauns berg zu übernehmen, im Jahre 1843 bot man ihm eine Professur der Dogmatik in Paderborn

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 6 von 16
Datum: 22.09.1912
Umfang: 16
sich aber nicht merken lassen, wenn Sie ein bissel eifersüchtig werden — das wär' schön dumm. Und mir dürfen Sie's nicht Nachträgen, ich kann nichts dafür." Dora streckte so freundlich bittend, so harmlos heiter ihre Hand aus, daß Grete nicht anders konnte, als die ihre hineinlegen, ja, sie machte sich innerlich Vorwürfe, weil sie denken mußte: sie meint es nicht ehrlich; sie sieht doch, wie unglücklich sie uns macht! Dora plauderte lustig weiter von vergangenen Zeiten, erzählte lachend, wie Martin immer

, daß du mir den ganzen Abend kein Wort gegönnt hast?" fragte Martin, als die beiden allein waren. Gretes Herz klopfte bis an den Hals; sie machte eine Bewegung, sich ihm in die Arme zu werfen, um ihm alles, was sie bedrückte, zu gestehen, doch zog sie sich rasch wieder zurück. Konnte er es nicht vielleicht übel auslegen oder sie gar auslachen? „Komm den Männern nicht mit Eifersucht, das macht sie rebellisch," das hatte Dora und auch schon oft die Mutter ihr gesagt. .. Die freundliche Frage Martins war ja ein Beweis

es doch nicht immer weiter. Könntest du ihr nicht dazu raten?" Martin zuckte unbehaglich mit der Schulter. „Das geht nicht gut an, weil sie unser Gast ist. Sie könnt's anders auslegen; wird auch selbst schon daraus kommen. Grete!" — er umfaßte sie jäh mit den Armen und drückte sie fest an sich —, „du bist mein liebes Weib!" flüsterte er heftig. Grete war selig — sie blieb es einige Tage, obwohl Dora, ohne sich an ihren Widerstand zu kehren, die Herrschaft am Kochherd in Besitz nahm, und triumphierend Martins Lob

am Mittag in Empfang nehmen konnte. * * * „Es ist heute so schönes Wetter, Grete! Wir wollen nachmittags einen weiten Spaziergang machen!" Mit den Worten kam Martin in die Küche, wo Grete ausnahmsweise am Herd stand, weil Dora eine Besorgung zu machen hatte. „Zieh Peterchen aber warm an; gegen Abend wird's jetzt schon kühl." Grete drehte sich nicht nach ihm um; er durfte ihr Gesicht jetzt nicht sehen. „Du mußt allein mit Peterchen gehen," erwiderte sie stotternd. „Ich — ich — kann nicht gut

— ich — habe — Zahnweh." Schwer brachte sie die Lüge heraus, aber unmöglich hätte sie sagen können : „Ich Hab' zum Ausgehen kein Kleid. Als Dora kam, gab ich ihr eins, und heute morgen bat sie mich um meinen guten Anzug, weil sie ausging. Sie hatü nun behalten, und ich kann's ihr nicht abfordern»" Das hätte ja geschienen, als wollte sie sich loben! Wie erschrak sie aber, da Martin ärgerlich ries: „Mit der ist gar nichts mehr anzufangen. Einmal hast du dies, ein andermal das, wenn ich vergnügt sein will." Er schlug

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 7 von 16
Datum: 15.09.1912
Umfang: 16
2S1 — mit Peterchen beschäftigt war, ließ sie es sein. Sie naf>m ihre Arbeit wieder auf — große Tränen fielen mit den Kartoffeln in die Schale» Am andern Abend fand Martin bei seiner Heimkehr Dora in seiner Mutter Stuhl. Sie sah viel wohler und frischer aus, machte aber sehr traurige Augen. Grete und Peterchen waren nicht im Zimmer. Kaum hatte Martin die Tür geschlossen, als Doras Augen eine Tränenflut entströmte. „Was ist denn wieder?" fragte er kurz, einen Schritt näher herankommend. „Ach

, Sie sind so gut!" schluchzte sie, „aber der Grete ist es nicht recht, daß ich da bin. Ich verdieu's nicht besser, aber daß sie meinem armen Würmchen das bißchen Milch nicht gönnt, ist hart. Sie schalt mich, als ich ein wenig genommen, ohne zu fragen." Martin zuckte ärgerlich die Achsel. „Na, na, es wird so arg nicht sein," murmelte er. „Weinen Sie man nicht; ich will schon nach dem Rechten sehen." Er ging in die Küche, wo Peterchen ihm, wie immer, jauchzend in die Arme lief. Martin nahm ihn hoch, ließ

ihn aber sofort wieder auf den Boden gleiten. Das war dem Peterchen ungewohnt; er lief wei end zur Mutter, die hastig einen Topf vom Feuer nahm. „Das Abendbrot ist in fünf Minuten fertig," sagte sie mit gepreßter Stimme. Martin stand noch auf demselben Fleck. „Grete," begann er endlich, nicht gerade unfreundlich, Loch sichtlich verstimmt, „kaufe so viel Milch, als sie haben will. Da sie nun einmal da ist, soll sie nicht zu klagen haben." „Ja, Martin," antwortete Grete nur. Sie nahm das ob des Vaters

Gleichgültigkeit ganz verdutzte Peterchen auf den Arm und trug ihn in die Kammer. Es zuckte schmerzlich um ihre Lippen. „Er fragt nicht einmal, wie es mit -er Milch gewesen ist!" dachte sie, drängte aber tapfer die aufsteigenden Tränen zurück, um Peterchen nicht noch mehr zu beunruhigen. Als sie nachher das Essen auftrug, war ihr Gesicht freund lich und sanft wie sonst, nur etwas blässer wurde es, als sie sah, wie Martin immer wieder die Schüssel zu Dora hinschob, und wie deren Augen glänzten. Dora ging

nach dem Essen zu ihrem Kinde. Martin steckte sich die Pfeife an und hüllte sich in eine Rauch wolke. Grete nähte. „Soll sie fort?" fragte Mar tin plötzlich. „Sag's, wenn es dir lieber ist." Vor freudigem Schrecken ließ Grete ihre Arbeit fallen. Wie gern hätte sie „Ja" gesagt! So fort aber schämte sie sich ihres Wunsches, ihrer Angst, ihrer un freundlicher! und eige.n. tzigen Gedanken. „O nein!" sagte sie hastig. Ich habe" i- sie stockte, fuhr aber tapfer fort —, „sie ganz gern hier, ja, sehr gern

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 5 von 16
Datum: 29.09.1912
Umfang: 16
14. Jahrgang- Nr 39. „Kitzüüyeier Bote" DeUsge zum..Wtzbübeler Dote." Krä.>Eon. Druck und Berlaa der Kgl- Bayer. Hofbuchdruckerei vs» Gebrüder Reichel in Augsburg. Mur Ml Spaß. Erzählung von Malwine Enckhausen. (Schluß.) (Nachdruck verbotrn., „Was? Peterchen krank?" rief Martin erschreckt. „Was ist^s denn? Was sagt der Doktor?" „Ach, die Doktors machend immer schlimmer, als es ist," meinte Dora leichthin; sie sah ihm dabei mit einem Blicke in die Augen, vor dem er, feuerrot werdend, den Kopf

wandte. „Peterchen hat sich gewiß ein bissel erkältet, und dann ist Grete heute hart mit ihm umgegangen, das kann er nicht ver tragen, der kleine, liebe Trötzkopf. Es wird schon besser werden, und nächsten Sonntag gehen wir wieder spa zieren, gelt, Martin?" Er ward noch röter, es ging ein Beben durch seinen starken Körper, da sie ihre Hand aus seinen Arm legte; scheu streifte sein Auge ihr hübsches Gesicht. Doch jäh fuhr er herum und ging, ohne Dora eine Antwort zu geben, zu seinem Kinde. Der Riese

kniete an dem Bettchen nie der nnd starrte angst voll auf das vor Hitze glühende Köpfchen, das sich unruhig aus dem Kissen hin und her warf. Große Tränen standen in des Mannes Augen. Schüchtern berührte Grete seine Schulter. „Es kann wieder besser werden," flüsterte sie und stockte vor seinem bösen Blick, mit dem er sie zurückstieß. Peterchen stöhnte — mit bebender Hand erneuerte sie den kalten Umschlag. Martin ging aus der Kammer, ohne ihr ein Wort zu sagen. Sie durste nicht daran denken, wie weh

das tat — ihr Kind bedurfte ihrer Gedanken, ihrer Sorge jetzt allein. Sie ahnte in verzweifelnder Angst, daß der Tod vor der Tür stand. Sie beach tete kaum, daß Martin unruhig kam und ging, sie sprach ihn nicht wieder an, und als er einmal hart hervor stieß: „Wie konntest du ihn schlagen —!?" schüttelte sie nur den Kopf. Sie konnte nicht darüber Nachdenken, was er meinte. Gegen Abend kam der Arzt wieder. Was er sagte, klang hoffnungsvoll— Grete glaubte ihm nicht . . . Trostlos warf sie sich neben

dem Bettchen nieder, ihren Schmer zensschrei erstickte sie in den Kissen. Martin hielt den Arzt draußen fest. „Herr Doktor," flüsterte er mit gequäl ter Stimme, „wäre es möglich, daß ein —, ich meine, was halten Sie für die Ursache der Krankheit?" Dom Kesuch des Deutschen Kaisers in der Schwei?: Kaiser Wilhelm im Gespräch mit dem Sundesprästdrnten Fsrrer.

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Sterne und Blumen
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Seite 1 von 8
Datum: 01.03.1914
Umfang: 8
** Belletristisches Unterhaltungsblatt. «hw- ^ilferünSef e G>'v von ^-hilippWasterburq („Laitus)in ÄtainZ^ ^ Nr. S. i Sonntag, den 1. März. L9L4. 86 86 W W Trügender Schein. 86 86 36 88 Erzählung von Krih Htthcl. (Fortsetzung.) ' . ' (Ncichdr.uk s:v'j3:e;t.) Staatsanwaltschaft sah sich veranlaßt, gegen Cgi Martin Kraft die - Anklage wegen vorsätzlichem feJi/J Mord und gegen Redakteur 'Schütz die wegen ‘^ Anstiftung zu diesem Morde zu erheben. -Da beide Verhafteten ihre Schuld beharrlich

in Abrede stellten und niemand direkt bezeugen konnte, daß ' Martin Türgriffs mit der Starkstromleitung. hergestellt hatte, wie auch, daß er da zu von dem Redakteur Schütz ange stiftet worden war, so konnte nur auf Grund der vorhandenen Indizien beweise verfahren werden: doch bildeten diese eine so festgeschlossene, überzeugende Kette, daß eine Ver urteilung zweifellos erfolgen mußte. Es läßt sich denken, daß die Nach richt von der Verhaftung Augusts bei dessen Familienangehörigen die ver

ihn aufsuchte und zu irgend einer Versammlung abholen wollte. Sie sollten ihn in Ruhe lassen, hatte er einem der Besucher gesagt, er habe die ganze Geschichte bis zum Halse satt. Der Streik, in den er leider sich hineirr hätte Hetzen lassen, sei an seinem ganzen Unglück schuld. Selbst die so ver hätschelte Henriette hatte unter der furchtbaren Stimmung des Vaters zu leiden, der ihr in seiner derben Weise ihr leichtsinniges Gebaren vorwarf, durch das sie sich einen braven Mann wie Martin Kraft verscherzt

habe. Sie sei im Grunde genommen an allem Unglück schuld; nur wegen ihr habe der Monteur mit Lippert angebunden, wegen ihr nur sei die Feindschaft zwischen ihrem Bruder August und dem Ingenieur zum Ausbruch gekommen, so daß jetzt alle \ Welt und auch das Gericht glaube, Martin Kraft habe den Lippert umgebracht und August habe ihm dabei geholfen. Eine solche Spräche von dem Vater, der früher alle ihre Überspanntheiten lächelnd übersehen hatte, war Henriette /nicht gewöhnf; sie weinte jämmerlich, fingierte

Wesen eine gewisse Genugtuung, ein Stolz darauf, daß ihretwegen eine so grausige Tat be gangen worden war. Auch die Verhaftung ihres Bruders August ließ sie recht kalt; in ihrer nachlässigen Art äußerte sie nur, daß die Herren vom Gericht einfach verrückt wären, wenn sie in August einen Mitschuldigen vermuteten; dagegen schien ihr das Schicksal Martin Krafts mehr am Herzen zu liegen, denn mehrmals warf sie die ängstliche Frage hin, ob Martin wirklich die Tat begangen haben könne und was ihm wohl

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 7 von 16
Datum: 08.09.1912
Umfang: 16
, wie er wollte, und kein Vorwurf kam über ihre Lippen. Eines Nachts aber hörte er sie weinen, seitdem kam er immer nach Feierabend heim. — — — Fast ein Jahr war vergangen, seit Dora Eggers Ballet teuse geworden. Eines Abends saß Martin nach dem Abendessen am offenen Fenster. Er hatte ein Buch in der Hand, kam aber mit dem Lesen nicht recht vorwärts. Durchs Fenster flutete die weiche, warme Luft des schönen Sommerabends, dmchhaucht von dem Dufte des Jasminstrauchs im Garten. In der Ferne sang eine Nachtigall. Nun war Martin

nur ein einfache ', gewiß nicht empfindsamer Mensch, aber ihm ward doch seltsam weich zumute, und plötzlich stand Doras Bild vor seinem inne en Auge. Er aber schämte sich der Weichheit; unmutig stand er auf und ging in dem kleinen Zimmer auf und ab. Seine Mutter hatte, während sie fleißig strickte, ihn von ihrem Platze am andern Fenster aus beobachtet; man sah, daß sie sich mit Gedanken beschäftigte, die nicht leicht über ihre Lippen wollten. Endlich faßte sie Mut. „Martin, ich möchte etwas mit dir besprechen

," begann sie, zaghafter doch, als sonst ihre Art war. „Ja, Mutter, was ist's?" Sie zögerte eine Weile, ehe sie fortfuhr. „Sieh, mein Junge — ich wollte es dir schon immer sagen: ich werde alt, und es könnte sein, daß ich dich bald verlassen müßte —" „Bist du krank, Mutter?" unterbrach der Sohn sie erschreckt. „Nein, nein, Martin, ich bin so weit ganz gesund, doch alte Leute müssen mit dem Tode rechnen, und ich möchte dich nicht gern allein zurücklassen. Martin — meinem Vetter seine Grete nähme

dich sicher." Martin hatte der alten Frau aufmerksam zugehört — bei den letzten, rasch gesprochenen Worten fuhr er heftig auf. „Nein, Mutter, das kann ich nicht," erwiderte er schroff und ging aus dem Zimmer. Die Alte ließ ihn, kam auch nicht wieder auf ihren Wunsch zurück. * * * In den nächsten Tagen war Martin still und wort karg; am Sonntag stand er frühzeitig auf. Schweigend aß er das Frühstück, trat dann ans Fenster und starrte hinaus. Plötzlich drehte er sich um. „Da du's gerne willst, gehe

. Es hing nur an einem Faden. Die Grete tat ganz recht, sich die Sache zu überlegen; ja, ich hätt's ihr kaum verdacht, wenn sie gar nicht wollte, nachdem ich ihr erzählte, daß ich —" „Na ja," fiel die Mutter hastig ein, als er stockte. „Nun ist alles gut. Heirate nur bald, damit ich —" ihr fehlte plötzlich der Atem, und sie lehnte sich an die Wand. „Mutter, was ist das?" rief Martin erschreckt. „Ick geh' sofort zum Doktor." Sie hielt ihn fest.

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Tiroler Post
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Seite 13 von 20
Datum: 10.05.1912
Umfang: 20
dertjährige Geburtstag des Bischofs von Paderborn, Konrad Martin, der sich späterhin den Ehrennamen Mes Bekennerbischofs erwarb. Bischof Konrad Martin wurde am 18. Mai 1812 in Geismar im Eichsfeld als sechstes Kind der frommen Eheleute Landwirt Kon rad Martin und dessen Gattin Re gina geborene Schuchardt geboren. Der Geist katholischen Denkens und Handelns herrschte in dem Martin- schen Hause nicht nur dem Namen nach, er wurde auch praktisch geübt. >;tt seinen Zeitbildern schreibt Bi schof Martin

selbst hierüber: „Mein elterliches Haus gehörte zu jenen, m denen nach altväterlicher, ehr- ,Nachdruck verboten.; vr. tb6o1. fionrad Martin !T; Ür a 0 rf regelmäßiger, gemeinsamer Hausgottes orerist stattsand, woran das Gesinde ebenso wie die Kinder und dre Eltern selbst sich beteiligten. Insbesondere wurde derselbe an den Winterabenden geübt. Es wechselten dann d/bete üm Advent und in der Fastenzeit ward jeden Abend gememschaftlrch der Rwenkranz gebetet') mit Gesang narrt* f dem gemeinsamen Absingen

christlicher Gottes furcht einzupflanzen und uns zum Gebete und zu den öffentlichen, wie häuslichen religiösen Hebungen anzuhalten." Daß die Kinder einer solchen , wahrhaft katholischen Fa milie eine tiefe Religiösität mit in das Leben hinübernahmen, ist selbst verständlich. und nächst Gott ver dankt die Diözese Paderborn ihren großen Bischof Konrad Martin jener braven, echt katholischen Fa milie in Geismar. Von seinem fünften Lebensjahr an wurde Konrad Martin in Lengenfeld erzogen, wo seine El tern

inzwischen die Bewirtschaftung eines ihnen durch Erb schaft Zugefallenen Landgutes angetreten hatten. Auf seine religiöse Erziehung wirkte der damalige Pfarrer Kopp be sonders erfolgreich ein. Die Vorbereitung der Kinder auf die erste heilige Kommunion ließ sich der Pfarrer Kopp be sonders angelegen sein. Bischof Martin bezeichnete die Feier seiner ersten heiligen Kommunion so schön, so würdig und ergreifend, wie er sie sonst nie in seinem Leben wieder- ( iPl'pfiprt ftnfip <3Vn prfton ltnfafftdU

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Sterne und Blumen
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Seite 3 von 8
Datum: 11.01.1914
Umfang: 8
sie: „Sie wissen ja, lieber Martin, daß das Mädchen etwas sehr verwöhnt ist. Mein Mann läßt ihr in allein den Willen, und ich rede 'des lieben Friedens halber schon längst kein Wort mehr. Seitdem sie den Verkehr mit der Lotte Westen, der Erna Goldner und der Grete Sander pflegt, die nichts kennen als Rad zu fahren, Tennis spielen und ins Theater zu laufen, ist sie wie verwandelt. Dabei von einer unbeschreiblichen Launenhaftigkeit! Sie haben ja gesehen, wie kurz angebunden

sie gegen Sie gewesen ist." „Und ohne, daß ich den geringsten Grund dazu gegeben habe", setzte Martin Kraft bekümmert hinzu. „Offenbar - hat sie etwas gegen mich oder schämt sich mit mir über die Straße zu gehen, weil ich nur ein einfacher Monteur bin. Vor sechs Wochen war ich ihr doch noch gut genug, aber jetzt scheint sie nichts mehr von mir wissen zu wollen." „Das wären aber trübe Aussichten, lieber Martin! Ge rade von Ihrem Einflüsse habe ich gehofft, daß Henriette sich darauf besinnt, daß sie einfachen Standes ist. Sie schien doch immer viel auf Lie

zu halten." „Das war einmal!" sagte Martin Kraft bitter. „Lassen Sie mich ein offenes Wort reden, Frau Röder. Gerade Ihnen möchte ich nicht in falschem Lichte erscheinen. Sie wissen, daß Ihre Henriette es mir angetan hat. Keinen größeren Wunsch kenne ich, als sie zu meiner Frau zu machen. Und irre ich nicht, dann bin ich sowohl Ihnen als Herrn Röder als Schwiegersohn willkommen!" „Gewiß, lieber Martin", sagte Frau Röder lebhaft, in dem sie die Hand des jungen Mannes erfaßte. „Sowohl ich wie mein Mann

des schüchternen, etwas linkisch aussehenden Jünglings stand da plötzlich ein Mann, in dessen ganzer Haltung etwas wie wilde Energie, rücksichtslose Ent schlossenheit lag. Erschreckt sah Frau Röder zu ihm empor imb flüsterte ängstlich: „Aber, Martin, ich kenne Sie ja nicht wieder. Lassen Sie sich die Sache doch nicht so zu Herzen gehen. Es sind gewiß nur Mädchenlaunen, wie sie Henriette eben leider hat —" „Das habe ich im Anfang auch geglaubt und Hab' gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Äber nachdem Henriette

Sie nichts meinem Manne, lieber Martin! Er ist heute so gereizt, daß man alles vermeiden muß, was ihn noch mehr anfregen könnte. Ich werde mit Henriette sprechen." Der Eintritt Konrad Röders unterbrach das Gespräch. Wären dessen Gedanken nicht so ganz mit dem vorher- gcgangenen stürmischen Auftritte beschäftigt gewesen, so hätte er wohl trotz der eingetretenen Dämmerung die Aufregung des Besuchers genrerkt. So jedoch suchte er selbst eine gleich gültige Miene anzunehmen und schickte sich an, die über dem Tische

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 6 von 16
Datum: 29.09.1912
Umfang: 16
könnte das Kind unglücklich gefallen oder aus den Kopf geschlagen sein —, lieber Meister, Sie dürfen den Mut nicht sinken lassen," unterbrach er sich, als Martin zusammenzuckte —, „ist die Nacht glücklich vorüber, können wir das Beste hoffen." Der Arzt wickelte sich fester in seinen Mantel, denn das Wetter war plötzlich winterlich geworden. Der Wind wehte eisig von Norden, und Schneeflocken wirbelten in der Luft. Martin trat in das Haus. Aufstöhnend warf er sich m der Stube auf einen Stuhl. „Er wird sterben

sich — bewußtlos sank sie nieder. Der Sturm entriß ihr das Tuch — fie erwachte nicht . . . Lautlos fiel der Schnee auf sie nieder, dichter und dichter — scheinbar sanft und erbarmend, und doch so grausam hüllte er sie ein. * * * Dore hatte vorhin, als Martin in seinem verzweifelten Schmerz hereingekommen, rasch die Kammertür geschlossen — nicht rasch genug. Ihr war's unbehaglich zumute, das ließ sie sich aber nicht merken. „Mein Himmel, stellen Sie sich nicht so entsetzlich an," sagte sie. „Peterchen

wird nicht gleich sterben, s o schlimm hat sie ihn gar nicht geschlagen, und der Doktor gab ja noch Hoffnung." Martin hörte nicht auf sie. Er sprang wieder auf — mit drei Schritten stand er in der Kammer — da ertönte ein Schrei, wie der eines zum Tode getroffenen Tieres. Dora lief ihm nach — er lag vor dem Bettchen und hielt feilt totes Kind in den Armen. „Peterchen, wach auf! Peterchen — mein Junge — du bist nicht tot — das ist unmöglich — so mach doch die Augen auf!" stammelte er in Tränen, die selbst Doms

leichtsinniges Herz ergriffen. Sie war denn doch erschreckt, zumal sie Grete nicht sah. Unbehaglich wollte sie sich wieder zurückziehen, da — „Wo ist Grete?" schrie Martin auf. „Grete! Grete!" Er ließ das tote Kind auf die Kissen sinken, stürzte in die Stube und blickte verstört umher. „Wo ist Grete?" Tora hatte sich schon wieder gefaßt; kaltblütig zuckte sie die Achsel. „Wie soll ich das wissen?" „Wo ist Grete?" wiederholte Martin wild. „Warum ist sie nicht hier? Warum hört

sie nicht? Sie kann nicht ausgegangen sein, als ihr Kind starb — wo ist sie? Sie wissen es, Dora!" schrie er sie an, „ich sehe — Sie wissen es — sprechen Sie doch! Wollen Sie mich zur Ver zweiflung treiben?" Dora warf den Kopf trotziger als je zurück. „Fahren Sie mich nicht so an!" rief sie, um so zorniger, als ihr Gewissen sie mahnen wollte. „Ich kann nicht dafür, daß Ihre Frau eine einfältige Person ist. Wo sie ist? Fort gelaufen wird sie sein, denke ich mir." Martin fuhr zurück, wie von einem Hiebe getroffen. „Fort?" stotterte

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Unterinntaler Bote
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Seite 10 von 16
Datum: 21.01.1911
Umfang: 16
cxznSnxB 18 men, sagt ihr, daß sie hohe Ansprüche zu stellen hat — sie ist ehrgeizig und ahnenstolz. So tritt Ziska in die Familie des Generals Martin als Er zieherin ein. Ihr Debüt auf dieser oft traurigen, dornenvollen Laufbahn ist ein durchaus glückliches, die Familie besteht aus ein fachen, gläubigen Menschen von tadelloser Lebensführung, herzlich ster Güte und lauterster Aufrichtigkeit; sie nehmen die Fremde auf als lieben Gast, und die strenge, eifrige Pflichterfüllung, deren

verehren." Und wieder hat sie ruhig entgegnet: „Aber, Hans, ich bin auch ganz und gar nicht die „erste der Frauen" in deinem Sinn. Übrigens rst alles erledigt. Ich habe Höllenstein unsre ganze Ge schichte erzählt. Es liegt ihm nichts daran, er ist gerade so blind in mich verliebt, wie du es bist." „Ach nenne das häßliche Wort nicht!" fährt er auf; „ich bin nicht in dich verliebt, aber ich liebe dich." Gräfin Ziska hat im späteren Leben oft an diese Unterhaltung denken müssen. Hans Martin hat Wort

gehalten, und wenn sie an ihn gedacht hat, ist es stets mit der Empfindung gewesen, daß sie keinen wieder antraf, der ihm glich. Das Opfer war übrigens ganz umsonst gebracht worden, ein wenig später wollte es das Schicksal, daß der Leutnant Martin einen unangenehmen Vorgesetzten bekam, einen spottlustigen, tadelsüchtigen Herrn, der aus irgend einem Grunde sich den Leutnant Martin zur Zielscheibe seiner üblen Launen ersah und ihm den Dienst zur Qual und zur Marter gestaltete. Martin nahm

, sie war ein versunkenes Glück, das beste Glück auch, das sie je gekannt. In gewisser Weise hat es sich schwer an Gräfin Ziska gerächt, daß sie damals nur der Klugheit willen das Herz getötet, ihr Ohr ist taub geblieben für andere Stimmen. Gräfin Ziska und Dr. Martin bewohnen seit Jahren dtesclbe Stadt, eine Stadt von hunderttausend Einwohnern, in der man einander sehr gut meiden kann, wenn man es sich ernstlich vor nimmt. Dazu kommt, daß der Verkehr der Gräfin Ziska ein beinahe ausschließlich aristokratischer

ist, während Dr. Martin leinen Umgang wählt, je nachdem ein Mensch ihm gefällt, zur Gesellig keit im großen Stile hat er absolut keine Zeit. Dennoch hat Gräfin Ziska ihn nie aus dem Auge verloren, unwillkürlich ist ihr Blick an ihm klängen geblieben, wie ein Vor wurf klingt es aus seinem tadellos wahrhaftigen Leben zu ihr herüber. Sie weiß, die unverbrauchte Liebe seiner reichen Natur hat schon manchen Verzweifelnden gerettet, manchen Hungrigen ge speist, mancher trostlosen Mutter geholfen, den darbenden Liebling

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Tiroler Grenzbote
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Seite 1 von 14
Datum: 15.04.1911
Umfang: 14
wasserkatastrophe im Sommer 1910 geschädigte Be völkerung zur Verfügung gestellten Mitteln für not leidende Parteien Vorarlbergs den Betrag von 224.000 Kronen gewidmet und zwar für den pol. Bezirk Bregenz 22.000 Kronen, für den politischen Bezirk Feldkirch 38.000 Kronen, und den politischen Bezirk Bludenz 164.000 Kronen. Außerdem hat das k. k. Ministerium des Innern einen weiteren speziellen Betrag von Martin Greis und sein Biograph. In vielen hundert deutschen, französischen, englischen und italienischen

Zeitungen stand es zu lesen, daß der Dichter Martin Greif in Kufstein gestorben sei. Verschiedene französische Zeitungen ließen ihn auch einen „österreichischen" Dichter sein. So bleibt der Name unserer Stadt mit dem des Dichters für immer ver knüpft. Martin Greif kannte Kufstein längst, ehe der Schrei ber dieser Zeilen zum erstenmale den Turm der Fest ung erblickte, war ersterer ja schon vor vier Dezennien ein treuer Gast der „Klause" bei Kufstein, aber in innigere persönliche Beziehungen zu Kufstein

. Zur großen Freude übernahm Dr. Prem die schwierige Aufgabe, in 14 Tagen eine Festschrift zu vollenden und Kufstein darf immer stolz sein auf dieses Werk, an dem bedeutende Männer mit arbeiteten. Daß Martin Greif auch darunter war, ist das Verdienst Dr. Prems, der kurz vorher die erste Auflage von Martin Greifs Biographie herausgegeben hatte und schon seit mehreren Jahren mit dem Dichter befreundet war. Als der letztere ein Jahr später nach Kufstein kam und im Gasthof Egger Absteigquartier nahm, brachte

ihm die Liedertafel unter Dr. Lutzs Leitung ein Ständchen. Der Dichter war hocherfreut und widmete dem Verein sein Bild, auf dessen Rück seite ein Kufsteiner Gedicht Martin Greifs mit seiner Handschrift geschrieben war. Als das Denkmal an Dekan Hoerfarter im Jahre 1899 enthüllt wurde, dichtete Martin Greif einen Festhymnus von wunder barer Innigkeit, der von Musikdirektor Seitz vertont, am Festtage selbst zur glänzenden Aufführung ge langte. Martin Greif und Dr. S. M. Prem hatten an diesem Tage wieder einträchtig

zur Ehre der Stadt geschafft, ersterer als Dichter der Hymne, letzterer als Fest redner. Greifs dichterischen Spuren begegnen wir auch am Listdenkmal und es darf hier wohl erwähnt werden, daß kurz uach Martin Greifs Tod ein Brief an Bürgermeister Egger einlangte, in welchem die greise Tochter Friedrich List's, Frau Karoline Hövemeyer, in Dankbarkeit des Dichters gedachte, der ihren Vater so geehrt hatte. Jedes Jahr kam der Dichter nach Kufstein, um seinen aufrichtigen Freund und Biographen Dr. Prem

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