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Neueste Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 24.11.1938
Umfang: 6
Donnerstag, den 24. November 1938. .— — —- „Neueste Zeitung" Mr-MM SviwmW läuft weiter Venz wollte seinen Auftraggeber decken Msaiientes Srsttndniö wahren- der SeberWruas vsn SaKaa nach Faasbruck Innsbruck, 24. November. ! Bei der heutigen Vormittagsverhandlung stellte der Staats anwalt an Martin die Frage, ob er auch bei der Führer sitzung der Heimatwehr anwesend war, bei der die Errichtung von Konzentrationslagern beschlossen worden war. Martin: Nein, da war ich nicht dabei; in den Führerrat

bin - ich erst im Dezember 1933 hineingekommen. Die Errichtung von Konzentrationslagern wurde auf Antrag des Doktor Steidle im September oder Oktober 1933 beschlossen. Staatsanwalt: Wer hat die Deputation nach Wien geführt, die die Einführung dieser Konzentrationslager von der Regie rung verlangte? — Martin: Das weiß ich nicht. — Staats anwalt: Bezüglich der Befehlserteilung zur Ermordung des Honomichl werden Sie belastet durch P e n z. Sie behaupten, Laß er dies aus Gehässigkeit tue

, weil er aus der Heimatwehr hinausgeworfen wurde. Sie haben gestern den Zeugen Lang gehört, der angab, daß Sie einen Zusammenstoß mit Honomichl hatten. Ist dieser Zeuge auch gegen Sie gehässig eingestellt? Martin: Ich kann nur erklären, daß es sich hier um einen Irrtum handle. M Wellie Rsrli« nicht beigste« Verteidiger Dr. K l e p p beantragt die Einvernahme des Kriminalassistenten Fridolin G u t h darüber, daß Penz gegen Martin keineswegs gehässig eingestellt sei. Zeuge Guth gibt an: Ich habe den Rudolf Penz von Dachau

war, daß auch noch andere Heimatwehrführer dahinter steckten. Penz hat aber gesagt, daß den Auftrag nur Martin gegeben habe. MS .A-iut««t" Stti-tts zwei Schilling rischengttt Dert. Dr. Klepp: Hatten Sie den Eindruck, daß Penz den Martin hineinlegen wollte? Zeuge: Penz war erbittert über seine Vorgesetzten, er war in Wien Adjutant des Dr. Steidle, hat 2 Schilling pro Tag bekommen und geradezu Hunger gelitten. Ich habe ge sagt, daß die Führer besser gelebt haben. Erst dann hat Penz den Martin genannt. Auch Kiatßvttr ..«iß von gar

mißhandelt worden, wie bei der Heimatwehr. — Zeuge: Davon weiß ich nichts. Vorst: Haben Sie die Frau Honomichl zu sich gerufen? Zeuge: Martin ist zu mir gekommen und hat mir mitgeteilt, daß Frau Honomichl erzählt habe, daß er (Martin) an dem Tod ihres Mannes schuld sei, er hat mich ersucht, Frau Hono- michl zwecks einer Aussprache in dieser Hinsicht zu laden. Ich habe einen Beamten zu Frau Honomichl geschickt. Vorst: Der Beamte sagte allerdings zu Frau Honomichl: Wenn Sie nicht freiwillig mitgehen

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 11 von 12
Datum: 18.06.1932
Umfang: 12
Das Pferd JSort Josef Robert Harrer, Wien An einem späten Nachmittag, als sich die Sonne schon den nahen Wäldern zuwandte, saß der Krämer Martin im Gasthaus. Er tat einen langen Zug aus der Pfeife; dann blies er den Rauch langsam aus und meinte, zum Wirt gewendet: „Es wird wohl morgen ein schöner Tag werden — nicht?" „Hast du für morgen etwas vor, Martin?" Über des Krämers Gesicht flog ein Lächeln. „Ja, Wirt! Ich will morgen in die Kreisstadt und mir 'n Pferd kaufen." „Ein Pferd? So geht's

also mit dem Geschäft wieder aufwärts, Martin?" fragte der Schmied vom Nebentisch herüber. „Na ja, wie man's nimmt. Und dann sind die Pferde fetzt sehr billig." „Du, Martin, meinte plötzlich der Schmied, wenn du dir in der Stadt ein Pferd kaufst, könntest du meinen Schimmel mitnehmen? Der Schwager in der Stadt hat mich gebeten, ihm das Pferd für einige Wochen zu borgen. Mein Schimmel bringt dich! in die Stadt; das Pferd, das du kaufen wirst, bringt dich zurück." Der Krämer war damit einverstanden. — Am nächsten

Morgen holte Martin den Schimmel des Schmieds und spannte ihn vor den leichten Wagen, der viele Jahre unbenutzt in einem Winkel der Scheune gestanden hatte. Bereits vor Tagen hatte Martin ihn herausgeholt, um die Räder zu schmieren. Als er den Schimmel einspannte, sagte seine Frau, die ihm zusah: „Ium letztenmal hatte Franz —" Sie sprach nicht weiter; mit einem Zipfel der Schürze wischte sie sich eine Träne aus dem Auge. „Laß nur, Mutter", sagte der alte Krämer. „Die Zeit ist lange vorüber

. Unser Sohn Franz ist aus dem Kriege nicht mehr heimgekommen..'. Sollen wir des halb kein Pferd mehr haben dürfen? Es iß doch schade um den schönen Wagen! Sonntags werden wir immer über Land fahren. Und -für Pflug und Egge brauche ich nicht mehr ein Pferd ausleihen. Wein nicht, Mutter! Franz ist lange in der Ewigkeit..." „Und wir haben auch nicht weit mehr dahin", meinte sie leise.— Der Krämer Martin fuhr in die Stadt. Nach einer Fahrt von zwei Stunden kam er dort w und suchte den Schwager des Schmiedes

auf. „Da ist der Schimmel, den der Schmied schickt! Und den Wagen laßt bei euch stehen. Ich kaufe heute ein Pferd, das ich dann vor meinen Wagen spannen will." In der Stadt herrschte reges Leben. Neben dem Pferdemarkt, der an diesem Tage stattfand, hielt man auch den Wochenmarkt ab. Martin ging umher; er sah Bekannte, er plauderte und kaufte ein schönes, buntes Kopftuch für die Frau. Dann sah er sich unter den Pferden um... Er bemerkte, daß die Pferde doch nicht so billig waren, wie er sich das gedacht

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 25.02.1935
Umfang: 8
'J)c* 'Äcwum des 'Jjaqzs Qitqi, eine wm aas Von JxmawuL JCeun 17 „Was du dir denkst, Martin!" Gilgi lächelt mit mütter licher Verachtung. „Na, aber wenigstens zu dem alten Petrefakt brauchtest du doch nicht mehr!" „Bei dem bin ich ja sowieso in drei Tagen sertig. Im Ernst, Martin — ich muß doch Geld verdienen. Weißt du, nächstes Jahr Hab' ich soviel zusamrnen, um nach Paris und nach Spanien zu fahren. Dlartin, wir werden zusammen reisen, ohne dich seh' ich ja gar nichts richtig

, du bist doch mein besteres Auge. Olga sagt, man kann auf Mallorca furchtbar billig leben, und in Paris werden wir im Quar tier Latin wohnen — wir müssen eben tüchtig sparen — du auch, Martin, jeden Monat kannst du soundsoviel zurück logen. Ich werd' sorgen, daß das 'ne andere Wirtschaft hier wird." Und Gilgi wird energisch. Kündigt zuerst einmal Frau Boß. Das bißchen Geschirrabwaschen und Zimmerousfegen kann sie allein machen. Jetzt wird fbe dem Martin mal zei gen, wie tüchtig ulid leistungsfähig

sie ist. Dem wird vor soviel Tüchtigkeit beinahe unbehaglich. „Sind das deine ganzen Hemden. Martin? Nicht mehr zu tragen. Wie? Ich werde dir neue nähen. Ich kann das. Was? Na, hinten in der Kammer steht doch eine Näh maschine. auf die bin ich schon lange wild. Was sagst du? Egal, wie du rumläusst? Gar nicht egal. Laß jetzt die ollen Griechen. Martin, wir gehen Stofs kaufen." „Entsetzlich, wie unpraktisch du bist! Martin! Ja. bist du denn wahnsinnig? In so einem teuren Laden kamt man doch keinen Stoff — Ford vielleicht

, aber überzeugt bin ich noch nicht davon — man geht doch in ein Etagengeschäft. Martin, da ist alles um die Hälfte billiger. Du mußt be denken, wenn die Leute die teuren Ladenmieten und alles.. was? Langweilig? Gar nicht, das ist wichtig und interessant tzu wissen." „Möchtest du Streifen, Martin? Ich finde einfarbig vornehmer. Fräulein, der Stoff läuft doch beim Waschen wicht ein? Wie meintest du, Martin? 'Dir ist alles recht? Wir nehmen Bastseide — wo doch bald der Sommer kommt, du kannst dann ohne Jacke

. . „Martin, du mußt unbedingt einen neuen Mantel ha lben." „Was hast du nur gegen mein gutes Mäntelchen, das alte, treue Stück? Wenn du wüßtest, was das schon alles mitgemacht hat. . ." „Das ist's eben, das sieht man ihm so sehr an." „Ist egal, einen neuen Mantel will ich nicht. Bin ich ein Gigolo?" „Du mußt rechnen lernen, Martin, du mußt dir ange wöhnen, Einnahmen und Ausgaben auszuschreiben", be fiehlt Gilgi und schafft ein kleines Heft an, das sie mit einem Bändchen versehen neben den Schreibtisch

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 7 von 10
Datum: 25.11.1938
Umfang: 10
Dramatischer A!ilau. der vierten Berhandtungsiages „Der darf dar Hau» nicht mehr lebend verlassen!" Innsbruck, 25. November. Die gestrige Vormittagsverhandlung begann mit der Erörterung der Frage, ob Martin seinerzeit in jenem Füh rerrat der Tiroler Heimatwehr anwesend gewesen sei, in dem die Err-chtung von Konzentrationslagern besprochen wurde. Martin gibt an, daß er erst im Dezember 1933 in den Führerrat berufen worden ist. die genannte Besprechung aber schon im Oktober 1933 stattgefunden

hätte. Ter Staatsanwalt will dann von Martin wissen, ob er sich vom vorgestern vernommenen Zeugen Lang eben falls gehaßt fühle, da er doch die Belastung durch Penz nur auf dessen Gehässigkeit ihm gegenüber zurückführe. Martin gibt an. daß die Schilderung Längs auf einem Irrtum be ruhen müsse. Verteidiger Dr. Kl epp beantragt die Einvernahme des Kriminalassistenten Fridolin G u t h znm Nachweise, daß Penz Martin gegenüber keineswegs gehäflig gewesen 'ei. Pen? gesteht auf der Fahrt von Dachau Zeuge

stellen und erschießen, aber ich werde den Namen nicht nennen. Ich nehme alles auf mich!" Er habe dann Penz nochmals nahegelegt, doch seine früheren Vorgesetzten nicht zu schonen, denen er doch nur als Werkzeug gedient habe, daraufhin hätte dann Penz ein Geständnis abgelegt und gesagt, es wäre Martin gewe sen. Er habe Penz noch weiter einvernommen, da er über zeugt war, daß auch noch andere Heimatwehrführer dahin terstecken. Penz habe aber eindeutig erklärt, daß nur Mar tin d:n Auftrag gegeben

habe. Vert. Dr. K l e p p: »Hatten Sie den Eindruck, daß Penz den Martin hineinlegen wollte?" Zeuge G u th : Penz war erbittert über seine Dorge'etz- ten. Selbst als Adjutant Dr. Steidles habe er nur 2 8 pro Tag erhalten und regelrecht Hunger leiden müsien. Ich habe daraufhin gemeint, daß da die Führer wohl bester gelebt hatten. Erst dann hat Penz den Martin genannt/ Windhofer hat alles vergessen Der ehemalige Leiter des Bundespolizeikommistariates, Windhofer, erklärt als Zeuge

, daß er mit den Vor- fällen des 25. und 26. Juli 1934 nichts zu tun gehabt hätte. Die Einlieferung der Geiseln durch die Polizei sei lediglich eine Vorbeugungsmaßnahme gewesen. Von Mißhandlungen der Geiseln bei der Polizei ist ihm nichts bekannt. Frau Honomichl habe er nach dem Begräbnis nur deshalb zu sich gerufen, weil Martin um eine Aussprache mit der Frau des Ermordeten in seiner Gegenwart ersucht habe. Martin gab ihm damals an, daß Frau Honomichl ihn zu Unrecht als am Tode ihres Mannes mitschuldig betrachte

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 14.03.1935
Umfang: 8
— die arme Herrha — Hertha! Das Geld! Martin! Grlgi springt aus. rennt aus dem Zimmer — begegnet auf dem Flar dem Mädchen — „der gnädigen Frau ist schlecht geworden, gehen Sie zu ihrsofort!" 6.30 Uhr. Bis sieben kann der Hans die Ringe noch versetzen oder verkaufen. In spätestens zehn Minuten kann mail in der Friesenstraße sein. Es ist kein Umweg, wenn mail vorher bei Martin vorbeigeht. Nur ihm schnell sagen, er soll keine Angst haben. Erklären wird man später. Das alles wird sehr ruhig und vernünftig

überlegt. Schnell und sicher schreitet Grlgi alls. Alle Gesühlsbewegungen und er- ! lebten Begebenheiten sind für den Augenblick ausgelöscht, ilnr der Gedanke lebt: lch hab's geschasst. Kaum hat sie die Flurklingel überhallpt angerührt, da reißt Martin schon die Tür aus. Helle Angst und Wut bren nen aus seinen Augen. „Wo warst du! Mein Gott — gleich sieben Uhr — ich suche dich überall . . ." „Oh, Martin, ich bin doch schon manches Mal so lange fortgewesen." „Nein

, das bist du nicht, und du bist auch nie sortgegan- gen. ohne ein Wort zu sagen." ..Sieh nicht so böse aus. Martin — gib mir einen Kuß, ; ich bitte dich — schnell — ich muß jetzt eben nochmal fort — nachher erkläre ich dir . . Er zieht sie ins Zimmer, hält ihr Handgelenk umfaßt mit bösem, harten Griff. Hat ja auch allen Grund, böse zu sein. Himmelherrgott. hat er sich geängstigt. Einmal ange- sangen zu lvarten, hat's ihn immer tiefer und quälender in Angst und Unruhe getrieben. Tausend und tausend Mög lichkeiten hat er erwogen, viele

— die Haare verweht — ab gehetzt. schuldbewußt — hat einen bösen, trotzigen Zug um den Mund —' „Laß mich los. Martin, ich muß jetzt fort . . ." „Gilgichen, ich Hab' mir doch Sorge um dich gemacht, ein paar Minuten wirst du jetzt wohl Zeit haben für mich." Gr läßt ihr Handgelenk los, streicht ihr übers Haar hilflos ist Grlgi der weicheren Stimme und der sanfteren Berührung ausgeliefert. Sie legt ihm die Arme um den Hals, öffnet vergessend die Hände — die Ringe fallen zu Boden — der blaue Saphir, der grüne

Smaragd, die bei den Brillanten, die große Perle. . . Einen nach dem an dern hebt Martin auf . . . „was ist denn das — woher hast du die?" „Von meiner Mutter." „Don welcher?" „Von der Magazindame — sie ist ohnmächtig geworden — sie ist mir furchtbar fremd. Die Ringe müßten noch ver kauft werden oder versetzt — aber ob man dann fünfhundert Mark dafür bekommt? Martin — ich muß ja gehn — die warten jetzt..." „Wer wartet? —■ Komm' mit, Gilgichen, ruh' dich ein bißchen ans und erzähl' mir dann erst mal

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Der Oberländer
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Seite 11 von 12
Datum: 27.12.1929
Umfang: 12
Stigger und Frau Lase Oberstadt -oh. Kieuel, Speuglereiu. Glase Haus- und Küchengeräte » rei Gebrüder Ambacher Kunstschlosserei und Installation Firma Aosa Weißeubach Glsriede Gstrein Martin Krismer und Frau Duto-Anternehmung August Krabichler und Frau Sattler und Tapezierer Firma Karl Pokupec Filialleiterin Glsriede Gstrein Duchhandluug Loses Grissemar 10 Schuhgeschäft Anna Grissemaun Georg Wibmer und Frau I Spezerei-, Papier-, Obst- und Gemüsehandl roses Weder ung Herren-Mode-Geschäft Loses

nicht schwer festzustellen, nach welcher leite hin die Empfindungen des Herrn Martin üsschlügen. Reserl fühlte auch sofort, woran es .g, daß sich Martin der andern zuwandte. Sie war todunglücklich und weinte sich die Augen aus. Da kam ihr am nächsten Sonntag, als sie wieder beim Gloria waren, eine ganz wunder bare Eingebung. Ein himmlischer Trost senkte sich auf ihre Seele, stärkte sie und gab ihr neuen Lebensmut. Nur ihrer Mutter vertraute sie sich in dieser Angelegenheit an. Für die übrigen

hatte sie ein drohendes, beängstigendes Schweigen. Einige Tage später fuhr Reserl nach der Stadt und kam erst Ende der Woche wieder zurück. Am nächsten Tag, dem Sonntag, saß der Martin mit einigen Burschen und mit der schö nen Paula beim „Blauen Stern" und zechte lustig, als sich etwas begab, was sich im „Blauen-Stern"- Wirtshaus noch nie begeben hat und nicht wie der begeben wird. Plötzlich wurde die Tür sperr angelweit aufgerissen, und im Rahmen derOeffnung stand eine elegante Stadtdame, die ein himmel blaues

Modekleid, seidene Strümpfe und seine Lackschühlein trug. Die ganze Wirtsstube starrte die Erscheinung an, die Gespräche verstummten, die Scherze erstürben auf den Lippen, und die Mienen der Leute erblaßten. Da öffnete die Er scheinung den Mund und rief in befehlendem, ge bieterischem Tone, wobei sie mit den scharfen Augen unverwandt auf den Martin sah: „Du — Mar — tin — komm — her . .." Jetzt wußten alle, wer die Erscheinung war: die Lindhofbauer-Reserl. Sie sah famos aus, die Stadtkleidung stand

ihr ausgezeichnet. Nun sah man erst ihre gute Figur, ihren hübschen Wuchs. Sie trug auch die Stadtkleider mit Anstand und Würde. Der Martin war namenlos erschrocken, einfach entsetzt. Er wollte sich den Blicken Reserls ent ziehen, aber er vermochte es nicht. Diese scharfen, blaugrauen Augen sandten Blicke aus, die den Martin wie mit Polypenarmen umfingen und von der Wirtshausbank hochzogen, so daß er nicht anders konnte als aufstehen und zur Tür zu schwanken. „So ist es recht, Martin," sagte da die Reserl

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 7 von 10
Datum: 24.11.1938
Umfang: 10
Der Leidensweg der Frau Honomichl dritter Berhaudlungrtag im Prozeß gegen Marti«. Penz und Tomasche! Innsbruck. 23. November. Nach Beginn der Verhandlung richtet der Staatsan walt an Penz die Frage, ob er sich noch erinnere, wie der 'christliche Befehl zur Aushebung der Geiseln ausgeiehen habe. Penz schildert dann, daß der Befehl mit Schreibma schine auf Kanzleipapier geschrieben worden war und eine Unterschrift, aber nicht die des Martin getragen habe. Er habe eigenmächtig einige Namen

sich nun an Polizeidirektor Windhofer. war die für alle Beteiligten erschütternd: Vernehmung der Frau Honomichl beeidet. Irr Lokalannenschein im ehemaligen Heimatwehrhaus Die Verhandlung wird hreant geschloffen und der Ge- r chtshof begab sich zur Vornahme eines 2okalaugen'chtmes ur das Gebäude der ehemaligen Heimwehr.andeslettung in die Wilhelm-Greil-Straße. Fortsetzung des zeugeuverhörr Nach Beginn der nachmittägigen Verhandlung richtet der Staatsanwalt an Martin die Frage, ob er den Abkür- zungsnamen kenne

, den die Freunde Honomichls für ihn gebrauchten. Martin sagt, daß ihm bekannt sei, daß dieser „Honv" und auch Träger genannt worden sei, da er als Geschäftsmann Wert darauf legte, mit dem Namen seiner Firma genannt zu werden. Johann Lang, als Zeuge einvernommen, gibt an. daß er im Jahre 1933 gelegentlich eines Aufmarsches der Heimatwehr mit Honomichl auf der Maria-Theresien- Straße gestanden sei und daß sie beide ihr Mißfallen zum Ausdruck gebracht hätten. Als Martin bei ihnen vorbeimar- ichiert sei

. habe er das Verhalten Honomichls mit den Wor ten quittiert: „Träger, dieses Schwein, wird mir dies noch büßen!" Es entspinnt sich dann eine längere Debatte, ob Martin im ersten Glied seiner Abteilung, oder wie er be hauptet. am Rande seiner Abteilung gegangen sei. Martin ist nur erinnerlich, daß die Heimatwehr ein einzigesmal auf der Straße bei einem geschloffenen Aufmarsch beschimpft worden sei. An den eben geschilderten Vorfall könne er sich ab'olut nicht erinnern. Der Staaten iwalt beantragt die Einvernahme

des von Martin genannten Tirler R., der nach dessen Angabe beim genannten Aufmarsch hinter ihm gegangen sei. Ter Staatsanwalt fragt Martin neuerlich, ob er ir gend einmal im Heimatwehrhaus oder irgendwo anders eine Liste gesehen habe, aut der Geiseln daraufgestanden seien. Martin sagt, daß er nur im Februar 1934 bei der Sicherheitsdirektion eine solche Liste gesehen habe. Der Staatsanwalt beantragt, nun den bereits einvernommenen Zeugen Baumgartner neuerlich zu befragen. Dieser Zeuge habe durch Penz erfahren

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 6 von 12
Datum: 26.08.1933
Umfang: 12
hinaus, „schätze, es gibt da Plätze genug, die unver gleichlich sind. In der Wirtsstube wollen wir uns treffen —" Las Mädel blickte ihm nach. Das Herz sehnte sich nach diesem eigensinnigen grünen Mann. Er aber ging schnurgerade zum Wirt. „Du lie ber Gott", sagt dieser hocherfreut, „auch wieder einmal da? War ne lange Zeit!" Martin schluckte herum. „Mister — eine besondere Sache!.— Einer Ihrer Gaste — ein Versehen ver mutlich — na> ich suche einen Menschen, der sich Lolli Bergmann nennt!" „Loui

Bergmann?" Der Mann tat, als besänne er sich. „Ah, gewiß, geht in Ordnung — aber Loui ist kein Mensch —!" „Kein Mensch, also ein Tier? Merkwürdig!" „Herr Martin, Herr Martin —!" Der Wirt lachte und trank den Wacholder hinunter, als gösse jemand drei Tropfen in das Heidelberger Faß. „— ein har ter Standpunkt — eine harte Nuß! — Loui — eeh - da drinnen ' in der Stube — soeben — gehen Sie hinein — Loui Bergmann sitzt seit drei Minuten drin nen — großer Gott — und — und wartet volle vierzehn Tage

auf Martin, den Grenzer!" Er wackelt hinaus, Tränen von Spottlust um die versunkenen Augen. Dias Papier raschelte in Martins Hand. Dann schüt telte er den Kopf und ging — in die Stube. „Fräulein Luise, pardon — war eben nicht jemand hier, der sich Loui Bergmann nennt und der kein Mensch sein soll?" „Herr Martin, das war gemein von Ihnen —" Der blonde Kopf fuhr herlrm. „Loui Bergman'n bin ich!, verstehen Sie?" „Der Wirt — der Wirt — pardon!" „So gehen wir! Ich will hinaus!" „Ja, gehen wir!" Martin starrte

der Bevölkerung ro»i der Stadt aufs Land. Während im Jahre 1930 die bäuerliche Bevölkerung in Amerika mit 30 Mil lionen angegeben wurde, ist sie heute auf etwa 32 Millionen gestiegen. Die Arbeitslosen, die nur irgend wie in der Lage sind, fliehen aufs Land, da sie dort ben — „Ja, gehen wir!" Aber er tat keinen eini gen Schritt. „Was denken Sie jetzt?" „Ach so. Das ist eine Sache — wissen Sie!" „Draußen, bitte — draußen!" und diese Sache ist mir sehr peinlich!" „Nicht doch, Herr Martin

, aber was ist das für ein zitterndes Papier in Ihrer Hand? Stecken Sies doch ein!" Schwach versuchte sein Arm eine Wendung in die Richtung des Mädchens. Dann sank er hilflos zurück. „Alles erledigt? Das ging schnell! Wissen Sie, ich hasse alle amtlichen Dingen!" hassen — alle amtlichen Dinge? Ich auch, Fräulein Loui, manchmal bis zur Bewußtlosigkeit!" Loui zog ihn fort. „Weg damit! Ist Ihr Dienst zu Ende, Herr Martin?" „Hm, hm — Sie haben auf mich, gewartet, mein Fräulein, vierzehn Tage? Stimmt das? Dann ist die Sache doch wohl

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 10
Datum: 01.03.1935
Umfang: 10
' die erste Schachtel auf, findest die zweite toiit versteckt — immer so weiter — weißt jedesmal ein biß- fo mehr und — sehr viel weniger." Ist etwas betrunken, der Martin — there's a rainbow Md mH shoulder . . . Gilgi legt ihm die Hand aufs Kinn, drückt seinen Kopf in sich herab — „Ach, Martin, mein Liebling ..." — so Mshungrige Zähne, möchf wohl die ganze Welt auf ressen! Ist so verliebt ins Leben, liebt alle Dinge, alle tzmschen — das hat nichts zu tun mit Milchbrei-Toleranz B Haserflocken-Güte — liebt

bei mir Msen. . . könnt' man gleich laut losheülen vor Glück, isdmnm auch — ist wirklich unmöglich, Martin mit sol<- Söt Stfmgen zu kommen. Gehn einem ganz plötzlich so'n ifdjen die Augen aus für die Art seines Wesens. Ein kleines chchm von Warum und Wozu. Man fühlt den Zauber M Unbekümmertheit, Unbeschwertheit, seine liebenswür- HNreitschast, sich an allen: zu freuen und alles ernst zu chnm in der Freude, alles wichtiger zu finden als sich ®. Er ist mit seinem Verstand den dreietappigen

Weg WM — vom Einfachen übers Komplizierte wieder zur «Ichheit. Ist klug genug, um nicht mehr klug zu reden. Acht nicht alles zu sagen, was er weiß. Ist nicht geist- ch - sind so ekelhast, geistreiche Leute — und wer wirk- j $ Stift hat, braucht doch nicht geistreich zu sein. 1 Ist ein richtiger Mensch, der Martin — Pas grande !«!«- aber echt und wirklich, und er ist wunderbar, so er ist, man will ihn nicht anders haben, kein bißchen tes. . «Martin, daß du gar nicht müde bist! Geh', sei lieb, E mir die dicke

Apfelsine aus dem Eßzimmer . . . Schäl' - mir, ja? Tu ich so ungern. — Du, Martin, ^t du, es ist doch eigentlich furchtbarer Quatsch, was Unedel wird — zum Beispiel: wenn eine Frau einen ; M liebt, will sie stolz auf ihn sein und Achtung vor ihn: 1 ^ Ist gar nicht wahr. Wenn man einen Mann liebt, 1 toitt man nicht stolz aus ihn sein, dann ist man ein- ; 7 ltolz auf ihn, furchtbar stolz — ist gar nicht anders | W — ganz gleich, ob's nu' der Exkaiser von China M Willy Fritsch oder ein Buckliger

, der an 'ner Stra fe Radieschen verkauft. Und Achtung! Na, damit ^ keinen Hund vor'n Ofen. Was nützte mir schon der j Weste fleißigste Gelehrte, wenn er nicht richtig zu ^.versteht " 1 Passiert ein Wunder: Martin arbeitet drei Tage ' Einander — Tag und Nacht. Gilgi geht auf Fuß- J durch die Wohnung. Stellt ihm lautlos das selbft- 2* Mittagessen auf den Schreibtisch — verschwindet 7 r ' Nachher sind ein paar Sätze aus den beschriebenen ? nicht mehr zu lesen, weil Spinatstecke draus sind, — ^an morgen

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 27.06.1939
Umfang: 6
Seite 4 Nr. 142 Dienstag, den 27. Juni 1939 „Neueftc Zeitung* Mortvrozeß -onomichl Vas Mordkomplott der „oberen" Nettere zeMnauSlagea beWea Martin - AuWlußreiKr Erhebungen in Auiiig 0. Innsbruck, 27. Juni. Zu Beginn der heutigen Berharrdlung stellte der Vorsitzende aus dem ärztlichen Gutachten fest, daß Rudolf P e n z in seinen vielen Kämpfen im Krieg, bei der Reichswehr, gegen die Mar xisten und schließlich gegen die Nationalsozialisten eine ganze Reihe von Verletzungen erlitten

H o l l e n st e i n e r Rudolf gibt an. er sei mit Penz im Spätsommer 1934 bekannt geworden und er habe von Penz verschiedenes herausgeholt. Penz habe ihm 'mitgeteilt, er werde, wenn der Mord an Honomichl vor Gericht komme, die volle Wahrheit sagen. Zu Weihnachten 1934 habe ihm Penz auch die Namen Martin, Gerber, Chizzali und Speckbacher ge nannt, die zum Morde an Honomichl in Beziehung stünden. .Elm große Lavverel- Zeuge Mois H i n t e n a u s erklärt, er.kenne den Rudolf Penz schon seit längerer Zeit

, er habe das bestimmte Gefühl, daß Penz die Wahrheit spreche. Penz habe ihm gegenüber des öfteren die Aeußerung gemacht, daß der Auftrag zur Ermor dung des Honomichl von oben gekommen se!, er könne nichts dafür, es sei eine große „Lapperei" von ihm gewesen. Auf die Frage des Zeugen, wer die Oberen feien, haöe Penz einige Namen ehemaliger Heimatwehrführer genannt. Penz habe ihm mitgeteilt, daß Martin von Penz die Scharfschützenliste ab gefordert habe und daß Martin dann aus der Liste den Tomaschek ausgesucht

, habe ihn aber nicht erwischen können, bei der Einlieferung habe er dem Honomichl dann ein paar „Zünftige geschmiert". ErkrlmkMa über Martin in «affig Der nächste Zeuge, Kriminalassistent Friedl Guth, gibt interessante Ausschlüsse über den Angeklagten Ernst Martin. Der Zeuge erklärt, er habe den Rudolf Penz von Dachau abgeholt und in Innsbruck einvernommen. Auf die Frage des Zeugen, von wem Penz den Auftrag zur Ermordung des Honom'chl erhalten habe, habe Penz nach längerem Zögern angegeben: „Der Martin war es." Martin sei

zu ihm gekom men und habe ihm gesagt, die oben (er meinte damit die Lan desleitung der Heimatwehr) haben beschlossen. Honomichl muß weg. Der Zeuge erklärte weiter, er sei nach Aussig gefahren und habe dort vernommen, daß die Mutter des Martin Selbstmord begangen habe, weil ihr Sohn des Mor des angeklagt sei. Zeuge habe im Laufe seiner Erhebungen feststellen können, daß Frau Martin zwei Abschiedsbriefe ge schrieben habe, die in einem Zimmer aufbewahrt gewesen seien. Der Zeuge habe während seiner Anwesenheit

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 28.06.1939
Umfang: 6
Irr dritte Lag des SonomiKl-DroMrs Martin schildert den 25. luli 1954 Martin will schuldlos sein - Echwerdelastende Aussagen des Rudels Renz Martin: Ich war nicht anwesend. Vorsitzender: Und als Dr. B u d s ch e d l eingeliefert wurde, mit dem die Komödie oder wohl besser gesagt. Tragödie des Erschießens aufgeführt wurde, da waren Sie doch dabei. Martin: Ich habe Penz nur gesagt: Macht ihm Angst und werft ihn dann hinaus. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob er dem Rudolf Penz den Auftrag gegeben

habe, den Hauptmann Honomichl zu erschießen, erklärt Martin: „Ganz b e st i m m t nicht!" Dreimal rum Mord besohlen Penz erklärt darauf: Ich habe den Befehl von Martin erhalten, dreimal habe ich den Auftrag bekommen. Martin kam zu mir und sagte, ich habe für Sie einen wichtigen Auftrag, Sie wissen was los ist. Dollfuß wurde erschossen, ebenso Hickl, in Kärnten geht es los. in der Steiermark ebenfalls. Die Landesführung hat beschlossen, daß eine der Geiseln erschossen werde, und zwar der Honomichl, der viel Schuld

trage an dem Aufruhr. Sie werden wohl ein paar Schützen haben, die den Houo- mich! aus der Flucht erschießen. Wenn etwas herauskommt, wird alles von der Landesleituug gedeckt. Später fragte mich Martin wieder: „Penz, was ist los, ist die Sache ausgeführt?" Auf meine Antwort, daß die Sache Schwierigkeiten habe, erklärte Martin: „Sie haben den unwiderruflichen Befehl, den Honomichl zu be seitigen." Nachdem ich mit Trebo gesprochen hatte, hielt mich Martin abermals an und erklärte

mir: „Sie haben den Be fehl, schauen Sie, daß es weitergeht." Vorsitzender zu Martin: „Sie hören, was Penz sagt." Martin: „Das ist eine niederträchtige Lüge." Penz: „Aber von Ihnen. Wenn mein Freund im Geifelzimmer ist, dann hält mich kein Teufel ab, ihn aus dem Zimmer herauszuholen. Sie, Herr Martin, sind absichtlich nicht in das Geifelzimmer hineingegangen." Die Verhandlung dauert an. $&eatec+&lu/tt+&unß Erstmalig und einzig Das Fest der deutschen Chormufik in Graz In G r a z begann nun, wie schon angekündiot, ein Fest

zum Dortrag bringen. -- Max Lorenz singt den Siegfried in Bayreuth. Max Lorenz singt bei den diesjährigen Bayreuther Festspielen den Siegfried in beiden Ausführungen des „Ring des Nibelungen". Die Aufsuhrungen finden statt am 31. Juli, 2. August sowie am 22. und 24. August. So leben wir bra iieoea Film „Stärker als die Liebe" o. Innsbruck, 28. Juni. Bei der heutigen Verhandlung am dritten Tag des Hono- michl-Prozesies forderte der Vorsitzende den Angeklagten Ernst Martin auf, die Ereignisse des 25. Juli

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 26.02.1935
Umfang: 8
J)ex Jloman des ‘Juges Qilqi, eiw iwt uns Von Jjtmawid JCeun 18 Gott sei Dank stimmte. Zweimal die Woche kommt's vor, daß Martin von einem akuten Anfall von Arbeitswut heimgesucht wird und vom Abend bis in den frühen Morgen hinein schreibt. Glückliche Stunden, in denen Gilgi nachts wach liegt und Martins knirschende Feder übers Papier fahren hört. Glückliche Stunden, in denen der Platz im Bett neben ihr leer ist — weil Martin ,xrrbeitet". Nichts Ver ächtlicheres gab's früher kür

sie als einen Mann, der nichts tut. Und Gilgi würde lieber alle erbärmlichen, elenden Eigenschaften der Welt an sich selber feststellen, als an Mar tin den geringsten Fehler entdecken. Es ist ihm gelungen, sie halbwegs zu überzeugen, daß Nichtstun nicht unbedingt minderwertig zu sein braucht, noch mehr: wenn Martin ein ein — ein Nichtstuer ist, so ist das eben ein Beweis da für, daß es — Nichtstuer gibt, die prachtvolle Menschen sind. Trotz dieses Beweises: stolzer und glücklicher ist sie, wenn Martin arbeitet

. Und wenn Gilgi in kurzem Beisammen sein mit Olga beiläufig erwähnt: „er arbeitet immer die Nächte durch", so glaubt sie's, weil sie's glauben will. „Na. was denn, was denn — meine Kleine — unzu frieden mit mir?" Sie krallt die Hand in sein dichtes Haar: „Ich bedaure die Mädchen. Martin, die sich in einen Glatzkopf verlieben — muß wenig vergnüglich sein, so ver geblich suchend auf 'ner kahlen Platte rumzukratzen — ja, Martin, ich meine — ich — ob du nicht arbeiten willst — für Geld arbeiten!" „Du mußt

mir nicht mit solch demoralisierenden Vor schlägen kommen, Gilgichen. — Reich gelebt — arm gestor ben! — Geh', zieh' dein rotes Kleid an, schmink' dir die Lippen — junge, hübsche Frauen macht Schminke noch hübscher — alte und häßliche noch häßlicher. Eine der Liebenswürdigen Ungerechtigkeiten des Lebens. Geh', Gil gichen, mach' dich schön heute abend. — Ich geh' nochmal fort — bin in einer halben Stunde zurück." — Wo er hin geht? Braucht Gilgi gar nicht zu fragen. Martin hat neuerdings den Apostelkirche-Kompler

: „Hab' selten so einen reinen Stil gesehen!" Mindestens dreimal jeden Tag läuft er hin und sieht sich die Kirche an. Liebe, gute Apostelkirche, weiß ja nicht, was nun so besonders an dir ist. aber wenn du so ein bißchen mithilfst. Martin in Köln festzuhalten, dann gehörst du für mich zu den schönsten Dingen, die es auf der Welt gibt. Gilgi z-eht das korallenrote Kleid an. In weichen Falten gleitet es bis aut die Füße. Hat eine helle frohe Farbe, leuchtend und Östlich. Einen Gürtel aus Gold fäden bindet lle

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Reuttener Nachrichten
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Seite 4 von 6
Datum: 14.03.1930
Umfang: 6
Seite 4 Die Tochter des alten Reeders. Roman einer Kindesliebe. Von Erich V. Horst. Urheberschutz durch L. Ackermann, Stuttgart. 5) (Nachdruck verboten.) Präsident: „Erzählen Sie, was sich Ihrer Meinung nach zugetragen hat; die Herren Geschworenen werden sich ein Urteil bilden können.“ „Ich beschränke mich auf Tatsachen und schwöre, daß ich die lautere Wahrheit spreche. Fünfzig Jahre sind es her, seit ich Martin Burg zum ersten Male gesehen. Sie begreifen also, Herr Präsident, daß unsere

Freundschaft nicht neuern Datums ist Seite an Seite haben wir Jahre hindurch treu ge arbeitet. Der Anfang ist zwar hart gewesen, aber bei Gott, niemals hätte ich mir träumen lassen, beschuldigt zu werden, meinen Freund Martin ermordet zu haben. Es gibt jedoch wahrlich seltsame Dinge auf Erden.“ Präsident: „Beschränken Sie sich auf Tatsachen.“ Angeklagter: „Ich werde dieselben sofort kund geben, aber Sie müssen mir doch gestatten, Herr Präsident, daß ich, um klar sprechen zu können, alles berichte. Martin

und ich sind von jeher gute Freunde gewesen ; mit sechzig Jahren erinnert man sich immer gern der gemeinsam verbrachten Jugendzeit, selbst wenn m^n damals mitunter kaum ein Stück Brot zu verzehren hatte. Wir haben so manchen tollen Streich miteinander vollführt, Martin aber war vom Glück begünstigt nnd verdiente viel Geld, während es mir weniger gut ging. Er ist aber trotzdem niemals stolz gewesen und besuchte mein bescheidenes Heim ge rade so gern, als ob wir in gleichen Verhältnissen geblieben wären. Er kam sogar

Söhne, Otto und Salvatore, sahen sich gar nicht ähnlich, weder im Äußeren noch im Charakter. Der ältere, Otto, ist ein sanfter Knabe, der all das beherzigte, was er in der Schule gelehrt wurde, und hauptsächlich seinetwegen liegt mir alles daran, Ihnen zu beweisen, daß ich kein ruchloser Mörder bin. Der Junge hat fleißig gelernt, und wenn mein Freund Martin lebte, würde ich ihm zu einer tüchtigen Merkantillaufbahn verholfen haben. Martin ist tot, aber ich bin stolz darauf, mir sagen

zu können, daß mein Sohn doch seinen Weg machen wird. Freilich ist es nur der Sohn eines armen Fischers, aber trotzdem wird er ein tüchtiger Mann werden. Gebe der Himmel, daß ich diesen Tag noch erlebe! Verzeihen Sie mir, meine Herren, wenn ich mich für die Dauer eines Augenblickes von meinen väterlichen Gefühlen hinreißen ließ, wenn ich aber an die Zu kunft meines Ältesten denke, dann schlägt mein Herz höher. Um der Ehre meines Jungen wegen möchte ich, daß Sie einsehen lernen, daß ich Martin Burg nicht ermordet

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Seite 4 von 6
Datum: 20.08.1936
Umfang: 6
&en Spielen in Berlin. (Scherls Bilderdienst.) (Nachdruck verboten.) 24 Das rottende Haus. Roman von Marianne von Ziegler. Urheberrechtsschutz: Drei-Quellen-Verlag, Königsbrück. Bez. Dresden. Martin und Bläßle hatten die längsten Beine und waren daher bald allen andern voraus. Sie unterhielten sich über die Wette. Martin suchte sich selbst Mut einzuflößen, indem er mit größter Zuversichtlichkeit von dem nahen Siege sprach. So etwas konnte aber Bläßle nicht ruhig mit anhören; er fühlte .sich dann immer

nach unangenehmen Möglichkeiten. „Wenn zum Beispiel jemand passiven Widerstand leistete... etwa deine Frau — vielleicht mag sie nicht mehr — mich wundert, daß sie so lange mitgetan hat!" „Bist du verrückt?" fragte Martin, stehenbleibend. „Sie hat doch ebensoviel Interesse dran, zu gewinnen, als ich!" „Weißt du das ganz gewiß?" gab Bläßle zurück, dem sich plötzlich ein neuer Gedankengang erschloß. Martin zuckte geringschätzig die Achseln. „Was soll das heißen?" „Ja, mein Lieber, die Frauen sind immer schlauer

", gab Bläßle seelenruhig zurück. „Ich habe es doch selbst gehört neulich in Buching, als ich in der Stube Briese schrieb und die beiden vor dem offenen Fenster draußen saßen. Gewinnst du, so ist alles gut. Aber verlierst du — ja, mein Lieber, daran hättest du auch denken sollen. Sie ist eine hübsche Frau, sie stellt vielleicht allerlei Ansprüche ans Leben, die du ihr wohl nicht alle erfüllen kannst. Ich kann nicht finden, daß sie unrecht hat... Und im übrigen habe ich ja gar nichts gesagt!" Martin

liegt — am Gewinnen oder am Verlieren —, das mußt du selbst wissen, und davon wird vermutlich das Endergebnis ab- hängen!" Inzwischen war man an der Kanzel angekommen. Martin schien sie mehr ein Karussel zu sein; die Berge rings um ihn drehten sich ... „Das ... das ..." schnappte er, ohne weitere Worte zu finden. Das war ja Verrat! — Seine Frau, die Mutter seiner Kinder — er suchte sich zu fassen und lächelte etwas von oben herab mit bleichen Lippen: „Das hast du natürlich nicht recht verstanden

! Sie wird Spaß gemacht haben." „Vermutlich!" beeilte sich Bläßle beizupflichten. „Der Ge danke wäre ja auch lächerlich. Wenn man euch vergleicht, nicht wahr? Ein Mannsbild wie du, und der kleine Dicke dagegen! Nur daß der Theo eben das viele Geld hat. Aber wie du sagst: es war gewiß nur Spaß!" Martin umklammerte das Geländer. Was sollte er nun eigentlich glauben? Ruhe, Ruhe! Niemanden etwas merken lassen! Kilian kam heran, Gutrune bewunderte die Aussicht und konnte sich nicht enthalten, Pedantin

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 30.04.1934
Umfang: 8
ein wenig mit Sügemehl in Berührung bringen»." Zur allgemeinen Ueberraschung setzte Martin seinen Weg fort, als hätte er nichts gehört. Jud tauchte eben vor dem Laden aus, in jeder Hand einen Sack mit zwei Schef feln Kartoffeln. Er warf die Säcke auf den Wagen, und Martin begann sein Gespann loszubinden. „Holt vier Scheffeln Kartoffeln auf einmal!" ries Cooney. „Das muß ein großer Betrieb sein!" Er schlug sich auf den Schenkel. „Hkllo, Jungs, ich weiß! Er wird die Calkins-Wälder abholzen. Eine Lach'alve

beantwortete diese höhnische Bemer kung. Sogar Royle verzog sein Gesicht, und Martin lachte. Auch der dicke, bärtige Anführer der Polen verdolmetschte feinen Leuten die Szene und lachte verächtlich in Martins Gesicht. ' Martin nahm seine Kappe ab, legte sie aus den Kut schersitz. Dann ging er auf Tim Cooney zu. Man konnte sehen, wie sich die Muskeln seines Kinns krampften. Er räusperte sich. „Cooney, was haben Sie da über Sägemehl auf mei nem Rücken gesagt?" „Unsinn, Jungens!" lachte Royle von der Veranda

. „Ra, bedienen Sie sich doch, Cooney!" sagte Martin. Cooney wand sich in geheuchelten Entschuldigungen. „Ich hab's nicht i'o gemeint," sagte er schmeichelnd. Aber dann bückte er sich schnell und griff nach Martins Bein. Aber Martin kam ihm zuvor und drückte leinen Kopf zu Boden. Cooney wand und drehte sich auf die un glaublichste Weise. Er stieß zu. drehte sich dann mit seinem Gegner wie ein Kreisel und-hob ihn allein durch die Kraft seines Nackens vom Boden auf,'dann warf er sich-zurück und zog

den anderen mit. - Martin hielt fest. Er wurde hin und her gerissen, aber er hielt fest. Er drückte das Gesicht seines Gegners nach un ten in das Sägemehl, aber der geschmeidige Holzknecht kam wreder aus die Beine. Sein kräftiger Nacken schien jedem Angriff gewachsen. „An deiner Stelle würde ich mal einen anderen Griff versuchen, Marty," sagte Jud überlegend. „So kriegst du ihn nicht auf den Rücken. Versuches mal anders." Die beiden rangen nun schon Zehn Minuten, und sie atmeten noch ganz leicht. „Wie lange

können Sie noch so weitermachen?" brüllte Cooney. „Weiß noch nicht," sagte Martin. Noch einmal versuchte der geschmeidige Holzfäller sich frei zu machen, seinen Gegner zu überrumpeln, aber es war alles umsonst. „Verflucht," sagte er schließlich überlegend und trat zurück, „mit einem Kerl wie Sie habe ich keine Lust zu ringen. Es ist kein Vergnügen." Martin hielt ihn noch immer fest. „Wie ist's mit dem Sägemehl aus meinem Rücken?" sagte er. „Ich Hab' genug," sagte Cooney, „laß mich aus." Aber Martin schien nicht zu hören

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Neueste Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 21.11.1938
Umfang: 6
, das Leben eines Mannes, der dieses im großen Kriege für das deutsche Oesterreich und das gemeinsame deutsche Vaterland so oft in die Schanze geschlagen hatte und nun nachGangster- art von Leuten ab geknallt wurde, die unter der heuch- Nach Verlesung der AnJageschrist fragte dex Vorsitzende den Angeklagten Martin: Sie werden beschuldigt, den Penz veranlaßt zu haben, den Honomichl zu töten. Angkl.: Nein. Vors, zu T o m a s ch e k: Sie werden beschuldigt, von Martin Md Penz bestellt worden

, ich habe nur gewußt, daß er der Schwiegersohn des Hutmachers Träger ist. Gegen 10 Uhr nachts wurde Honomichl gebracht; da er nicht in den Hof gehen wollte, habe ich ihn gepackt und in den Hof hereingerisien. Einige Zelt darauf sagte der Stadtkommandant der Hel matwehr Ernst Martin zu mir, er habe für mich einen wichtigen Auftrag, der Honomichl muh weg, ich gebe dir den Befehl, der Honomichl mutz weg. Ich ging dann in die Kartothek, wo die Schützen mit der Nummer 1, 2 und 3, das heißt gut. mittelmäßig, schlecht

bis zum Tod. Penz erklärt dann weiter, daß Martin a b e r m a l s zu ihm gekommen sei und ihm den unbedingten Befehl gegeben habe, den Honomichl zu erschießen. Er habe sich dann an den Toma scher gewandt, der mit der Ermordung des Honomichl einver standen war. lerischen Devise „Oesterreich und Heimat" für ihre Verbrecher!- sche Tätigkeit sich entweder von Juden oder anderen Feinden des deutschen Volkes bezahlen ließen. So schien es auch, als ob der an Josef Honomichl begangene heimtückische Mord

über den Hergang der Tat machte. Er brachte dabei auch zur Kenntnis, daß Honomichl über höheren Auftrag, und zwar über Bestellung von seiner und von Ernst Martins Seite durch Johann Tomaschek planmäßig erschosien worden sei. Rach dem Unrbruch im März 1938 wurden Ernst Martin, Rudolf Penz, Johann Tomaschek und eine Reihe der seiner zeitigen Führer der Heimatwehr unter dem Verdacht, an der Ermordung Josef Honomichls beteüigt gewesen zu sein, von der Sicherheitsbehörde in Haft genommen. Ich habe dem Tomaschek

, so erzählte Penz weiter, die nöti gen Anweisungen gegeben, wie er bei der Erschießung des Ho nomichl vorgehen soll. Da Tomaschek den Honomichl nicht kannte, habe ich ihm den Honomichl gezeigt. Die Posten wur den eingezogen. Ich ging dann zum Landesführer Gerber; wie ich bei Gerber war, fielen die beiden Schüsse. Ich wußte, daß diese Schüsie dem Honomichl gegolten hatten. Tatsächlich lag Honomichl tot auf der Stiege. Vors.: Wie oft hat Ihnen der Stadtkommandant Martin den Befehl gegeben, den Honomichl

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 20.02.1935
Umfang: 8
2)e>i Jtomau des Hages Qitgi, eine am ms Von JxuiQWtd JCem 13 Gilgi steht regungÄos. Der sagt schon du zu mir. Wie sicher der ist, wie genau der weiß ... Ist der sicher, werd' ich noch sicherer sein. Gilgi ist blaß bis an die Lippen, macht eine hochmütige, kleine Handbewegung: „Sie können sich das sparen. Sie brauchen mir nicht zu erzählen, daß Sie mich hergebracht haben, um mir ein interesiantes Buch zu zeigen oder um mir einen besonders alten schottischen Whisky vorzuführen . . ." Martin

schluckt die Worte wie eine sehr bittere Pille. „Kleine, ein bißchen muß man sich schon an die Spielregeln halten!" Mit schwankenden, klei nen Schritten kommt Gilgi zum Tisch, nimmt ein Glas — „Dummes, kleines Ding", sagt Martin leise, tritt hinter sie, streicht sanft und zärtlich über ihre Schulter — „kleines Mädchen, gib dir doch keine Mühe, deine Unsicherheit hinter Ruppigkeit zu verstecken, ich hab's so gern, wenn Frauen un sicher sind." Klirrrr — Gilgis Glas fällt zu Boden. Sie will die Hand

abstreisen, die über ihre Schulter streicht und hat .nicht einmal soviel Kraft, um den Arm zu heben — zu schnell das alles — zu schnell — Schnell? Wenn man fünf lange, lange Tage darauf gewartet hat? Planlos streift Martin Bruck durch die Straßen. Misti ges Wetter, klebrig naß. Guckt man nach oben: wolkiges, .schmuddliges Grau — guckt man nach unten: schwärzliches, feuchtglitschiges Pflaster. Mißvergnügt blinzeln die Licht reklamen auf dem Hohenzollernring durch den Nebel. Ur bans Gaststätten — Cafe Wien

. Nur ein hübscher, kleiner Zigarettenboy repräsen tiert unbeirrbar hochmütig und standesbewußt die Kurfür stendamm-Ambition der Kölner Ringstraße. Martin trinkt seinen Kaffee. Wirft dem Kellner ein Zweimarkstück auf den Tisch, verzichtet nach alter Gewohn heit. sich den lächerlichen Rest von achtzig Pfennigen raus geben zu lasten. Aufgeregt begleitet der Kellner den selt samen Gast bis auf die Straße, hält ihn hartnäckig für einen Amerikaner, verspricht ihm — in drängendem Bedürfnis nach Gegenleistung

— für nächste Woche besseres Wetter und empfiehlt Dahmens Autorundfahrt. Martin biegt in die Ehrenstraße. Dorado der Haus frauen. Geschäft neben Geschäft. Metzgerläden illuminieren reizvoll ihre sinnig arrangierten Auslagen. Zwischen blu tigen Fleischfetzen ängstigen sich blaste Narzistensträußchen. Wollige, kleine Hasen starren vorwurfsvoll aus toten ver glasten Augen. Aus Fischgeschäften strömt der Rachegestank silberbäuchiger Hechte und Schellfische. Damen mit Ein- holenetzen drängeln beutegierig

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 28.02.1935
Umfang: 8
l'amour — ah Martin! Wenn man vom Esel spricht . . . Warum willst du schon gehn, Olga?" „Nee, Kinder, das könnt ihr mir nicht üb-elnehmen. Mit verliebten Leuten Zusammensein — wird mir erstens schlecht, zweitens werd' ich grüngelb vor Neid . . . also! Aus Rücksicht auf meinen Teint . . . Wiedersehn!" Gilgi liegt im Bett. Schläft. Wacht auf: ein Uhr nachts. Martin ist fortgegangen. Warum soll ein Mann nicht mal allein fortgehn? Ist ja ganz richtig so. Aber warum ist er noch nicht zurück

Vorkommen. Auf dem Schreibtisch liegen bekritzelte Blätter, Gilgi liest ein bißchen drin: handelt sich da um Sitten und Gebräuche von Südseeinsulanern — „wird eine ganz eingehende, lange Angelegenheit", hat Martin mal gesagt — „und wird vor zwei Jahren sicher nicht fertig sein." Borsichtig legt Gilgi die Bogen wieder hin, kreuz und quer — genau so. wie sie gelegen haben. Ta hat man mal irgendwo gelesen früher: wie unangenehm es empfunden wird, wenn ordnungs wütige Frauen sich über Männerschreibtische

hermachen. Nur — was auf dem Boden liegt, wird man wohl aufheben dürfen. Rechnungen! Ein ganzes Bündel. Keine bezahlt. Gilgi saßt sie mit spltzen Fingern, gerade so. als wären sie giftig. Sind sie ja auch. Sie will sie nicht ansehn, will auch mit Martin nicht mehr drüber sprechen, nie mehr. Sich selber nichts draus machen — überhaupt nicht dran denken. Aber scheußlich ist's, wenn man zusammen aus dem Hause und gleich stillschweigend auf die andere Seite rWerspaziert

. nur um nicht an dem Delikateßwarengeschäft vorbeizumüs- ien, weil... nee, Spaß macht sowas nicht, und ist und bleibt glatt gelogen, wenn man das furchtbar ulkig und zum Lachen findet. Briefe, Briefe. Bon überall her. Gilgi schichtet sie übereinander. Liegen alle ganz offen herum, die Briefe. Er hat keine Geheimnisie vor ihr, der Martin. Komische An gewohnheit. alles auf die Erde zu werfen. Gilgi fühlt eine Art ehefraulichen Stolz aufsteigen, als sie auf einem Brief den Poststempel Amsterdam sieht. Die kleine Holländerin! Oh. sie kennt

die Geschichte. Das arme Mädchen ist noch immer verliebt in Martin. Soll er ihr ruhig hin und wie der ein paar freundliche Worte schreiben, ist natürlich ga«.z in der Ordnung, daß er ihr nicht mehr schreibt, als eben nur ein paar freundliche Worte. Es kommt ihr gar nicht in den Sinn, den Briet zu lesen, geht sie ja nichts an, und außerdem ist er mit der Hand geschrieben. Handgeschrie bene Briefe haben sowas aufdringlich Intimes, peinlich sich- Offenbarendes — der Brief wandert zusammen

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Seite 3 von 6
Datum: 23.11.1938
Umfang: 6
kriecherisch sind. Ich habe meinen Mann immer gewarnt, er erklärte jedoch, Martin sei Deutschböhme und wir gehören in das nationalsozialistische Lager, es wäre sehr wertvoll, wenn wir ihn in unser Lager herüberbrächten. Vors, zu Martin: Wie ist es gekommen, daß Sie bei der Polizei auf den Tod des Hauptmannes Honomichl zu sprechen kamen? Martin: Ich bin zum Polizeidirektor Windhofer gegangen und habe ihn um eine Aussprache mit Frau Honomichl in seiner Gegenwart gebeten. Er schickte

"... (Diese Aeußerung des Staatsanwaltes löst einen allgemeinen Beifallssturm bei den Zuhörern aus.) Nach der Vernehmung dieser Zeuain ^.egab sich der Gerichts hof in die Heimatwehrkaserne, Wilhelm-Greil-Straße,10, zwecks Aufnahme eines Augenscheins. Die Augenscheinsauf nahme fand unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Jas Urteil für Samstag zu erwarten Bei der heute nachmittags 3HL Uhr beginnenden Verhand lung werden eine größere Anzahl von Akten verlesen. Mor gen werden die von der Verteidigung des Martin

vor dem Schwurgericht Die Witwe des Ermordeten sagt aus raktloieike Behandlung Frau SenomichlS nach dem Sviertode chres Mannes Innsbruck. 23. November. Bei Beginn der heutigen Verhandlung fragte der Staats anwalt den Angeklagten Rudolf Penz, ob er sich erinnere, wie der schriftliche Befehl zur Aushebung von Geiseln aus- gefthen habe. Penz: Der Befehl war auf Kanzleipapier geschrieben. Die Schrift habe ich nicht gekannt. Ich kenne die Unterschrift des Martin, seine Schrift kenne ich nicht. Die Unterschrift des Mar

, was mit meinem Mann geschehen war. Ich kannte von der Heimatwehr niemanden außer Martin. Ich suchte ihn in seiner Wohnung auf, allein er war nicht dort. Ich habe ihn telephonisch aufgerufen, allein er war nicht da oder er hat sich verleugnet. Nun habe ich das Frl. S e d l a g aufgeläutet. Ich habe ihr erklärt, mein Mann sei erschosten worden und ich halte den Martin für mitschuldig, da er sich immer verleugnen lasse. Das Frl. Sedlag erwiderte: „Wer sagt denn das?" worauf ich entgegnete: „Ich, die Witwe

!" Damit habe ich den Hörer aufgehängt. Ich habe früher nicht an eine Mitschuld des Martin gedacht, seine Weigerung jedoch, mich persönlich zu empfangen, hat in mir den Verdacht auf- kommen lassen, daß Martin ein schlechtes Gewissen habe. Bom Begräbnis des Mannes weg verhaftet Als ich vom Begräbnis meines Mannes nach Haufe kam, wurde ich auf Veranlassung des Martin ver haftet. Der Kriminalbeamte sagte zu mir, kommen Sie mit zur Bundespolizei, es ist keine Verhaftung. Ich entgegnete: Sie verstehen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 7 von 10
Datum: 22.11.1938
Umfang: 10
Marti«, Hrnz uni LsmaWel vor dem Schwurgericht Der erste Berhaadlungslag Innsbruck, 22. November. Vor dem Schwurgerichtssenat des hiesigen Land- ais Schwurgerichtes unter dem Vorsitz des OLGN. Wolf be gann gestern die sür acht Tage anberaumte Hauptverhand lung gegen den ehemaligen Stadtkommandanten der Hei matwehr und nachmaligen Direktor des Stadt. Gaswerkes, Ernst Martin, sowie gegen den seinerzeitigen Führer der Höttinger Gausturmkompagnie Rudolf P e n z und den Hei matwehrmann Tomaschek

Johann, die beschuldigt wer den, in der Nacht vom 25. zum 26. Juli 1934 im Gebäude der Heimatwehrlandesleitung den als Geisel dort befindli chen Hauptmann a. D. Josef Honomichl vorsätzlich ge. tötet zu haben. Die Anklage vertritt der kommissarische Lei ter der Oberstaatsanwaltschaft, Moser, während die An geklagten im Aufträge der Rechtsanwaltskammer von Dr. Eccher (Martin), Dr. Dauer (Tomaschek) und Dr. Klepp (Penz) verteidigt werden. Die Anklageschrift Als in Innsbruck die Erhebung

unter dem Kom- nwrtbo des Rudolf Penz stand. In einer Führerbesprechung der Heimatwehr war der Beschluß gefaßt worden, zur Si cherung des Hauses eine Reihe prominenter Persönlichkei- ten der NSDAP. als Geiseln zu verhaften. Die Durchfüh rung dieses Beschlusses siel in den Ausgabenkreis des Stadt kommandanten Martin. Nach Aufstellung der Geiselliste überließ Martin die Einlieserung der Geiseln der Gau- sturmkompagnie. Bis in die späten Abendstunden waren ungefähr 10 Geiseln eingeliefert worden

, in dem die vor ihm eingebrachten Nationalsozialisten angehalten wurden. „Honomichl muß weg!!" Es war kurz vor Mitternacht, als der Beschuldigte Ernst Martin den Rudolf Penz zu sich beorderte und ihm mitteilte, einen wichtigen Auftrag für ihn zu haben. Un ter Hinweis aus die inzwischen bekannt gewordenen Ereig nisse in Wien teilte er ihm mit, daß etwas geschehen müsse, und zwar: „Honomichl müsse unbedingt weg"'. Penz solle mit diesem machen was er wolle, man solle ihn einfach „aus der Flucht" erschießen. Penz begab

in den Kopf, dessen Projektil in den Mund eindringend, die Na chenwand durchschlug und die Wirbelsäule verletzte. Hono michl sank nach diesem schon unbedingt tödlichen Schutz zu Boden und wurde entweder im Niedersinken oder schon am Boden liegend, nochmals von Tomaschek vorne an der Stirne angeschossen. Auf die Schüsse eilten die im Hause anwesenden Hei- matwehrsührer zusammen. Während Penz s-iner Befrie digung über den Vorfall Ausdruck gab will Martin mit Unmut und Entsetzen über die Tat erfüllt worden

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 05.03.1935
Umfang: 8
Teile « Kolk »^Zeitung Dienstag, den 5. März 1938 Nr. 54 Den Roman des Jxiqes Qitgi, eine von uns Van Jjimqwid JCeun 3 4 Gilgi schüttelt den Kops: glauben kann ntoirs ja noch immer nicht so recht -- und ist last zum Lachen: l>at der Martin, der dumme Kerl, mir doch verflucht ein Kind ge macht. Und keine Ahnung hat er jetzt — denkt, ich war' auf lneinem Zimmer. Und er selber sitzt vergnügt im Asrika- silm. Ach, du lieber, dummer, ahnungsloser Martin, wenn ich nicht so müde wäre, hätt

' ich eine schöne Wut auf dich. Noch drei Wochen — drei Wochen lang werd' ich jetzt überhaupt nicht mehr an die Sache denken. „Los Martin — ausstehen! Du bist heut' an der Reihe, Kaffee zu kochen!" Gilgi boxt Martin in die Seite — er folglos. Fällt ihm gar nicht ein. die Augen auszumachen. ..Altes Faultier." Sie beugt sich über ihn. rafft ein paar Haarsträhnen zusammen und pinselt ihn damit im Gesicht herum. Nützt auch nichts. Muß man also „die unfehlbare Methode" anwenden: an den Fußsohlen trappeln

— das kann er nicht vertragen. Gilgi kriecht zum Bettende. „Ver flucht! Gilgi. wirst du wohl aufhören!" „Kukirolen Sie. mein Herr?" „Gilgi ich schlage dich tot . . ." „Gute Idee. Martin, morde mal so'n bißchen Lust, ja?" „Gilgi. es pas siert etwas Furchtbares . . ." Gilgi sitzt schon wieder aus recht im Bett. „Der Herr sind endlich wach? Bitte, würden der Herr sich endlich bequemen. Kaffee zu kochen?" „Sag mal, Gilgi" - Martin reibt sich die Augen — „sag' mal ganz im Ernst, mein süßes weißes Mädchen, warum

hat man eigentlich in Deutschland die Einstellung: wer lange schläft hat einen schlechten Charakter?" „Wie soll ich das wissen, mein Liebling!" „Man hat hier manche merkwür- dige Einstellung. Als Kind zum Beispiel — da mußte ich immer lauter Sachen essen, die mir ekelhaft waren, da exi stierte ganz unbewußt so ein dunkler Begriff: was gut schmeckt, ist Sünde." „Du, Martin — wenn du dir ein- bildest, ich hätte jetzt Lust, hier auf nüchternen Magen mit dir zu philosophieren, dann irrst

du dich — und wenn du jetzt nicht sofort aufstehst, hole ich kaltes Wasser — steh auf, du — ich glaub', wir haben heut' schönes Wetter." Gilgi springt aus dem Bett, läuft durchs Zimmer. Hat einen Pyjama an aus heller blauer Seide, die mit dunkelblauen kleinen Schwalben bestickt ist. Sie zieht den Vorhang auf: „Sieh die Sonnenstrahlen, Martin! Mit den Händen kann man sie greifen!" Mittags steht Gilgi in der Küche. Hantiert sehr fach männisch und wichtig mit einer Pfanne. „Martin, bitte — du hast jetzt in der Küche nichts zu suchen

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