Das mit dem tschänder.- (¬Der¬ fahrende Skolast ; 2010, 2)
, als sie ins Hinterzimmer geht, um Kleingeld zu holen, aber dafür noch ein paar Mal später. Wo wir uns hinstellen, rechts in der Ecke, hängen eine gemalte Szene aus der Formel 1, ein Blatt Papier in einer Klarsichthülle, auf dem steht, wann und wo der nächste Truckerstammtisch stattfindet (am Mittwoch in Herzsprung) und eine große Deutschlandkarte. Wo sind wir, frage ich, und er zeigt nörd lich von Berlin, aber auch westlich. Viel westlicher als ich dachte. Er erzählt von Seen im Umland und ich schlage
vor, 72 skolastin IHM lllinillllllllllHIII mal nach Polen zu fahren. Da war ich auch noch nie, sagt er. Ich schaffe meine Portion nicht und biete ihm an, bei mir mitzuessen. Er schüttelt den Kopf: Das macht dick. So ein Quatsch, sage ich, obwohl er recht hat. Wir beginnen ein lei ses Gespräch über Kilos. Ich erzähle, dass ich meine Waage mit achtzehn entsorgt habe. Er sagt, dass er zum ersten Mal, seit er die Medikamente nimmt, wieder zweistellig wiegt. Plötzlich scheint es verrückt, hier zu stehen, neben
eine Sendung über die Bundeswehr in Afghanistan ein, wo dreckige Jeeps in trockenen Flussbetten fahren. Als wir auf Asphalt sind, kurz hinter der Autohofausfahrt, leuchtet sein Telefon. Es liegt auf dem Armaturenbrett, laut los geschalten. Er sieht nach, wer anruft, zögert und legt es zurück. Ich frage nichts, aber als es nicht aufhört zu blinken, sage ich: Vielleicht macht sie sich Sorgen. Er schaut links aus dem Fenster statt vorn auf die Strasse: Solange sie nicht zwei mal anruft - Er lässt
zum Hals als müsse er rülpsen. Wir erzählen uns, wem wir gern mal die Meinung sagen würden, und auch, warum wirs nicht tun. Meine Rum-Cola schmeck ich gar nicht, so schnell trink ich sie. Er streckt mir seine halbvolle Büchse hin und erklärt, er müsse noch fahren. Dann wieder das rhythmische Telefonlicht, sehr lange. Er seufzt und ich finde, der Abend könnte so schön sein, so gut, wenn dieses Licht nicht wäre, das ständige, wenn es mal dunkel bliebe. Wir fahren auf einer Allee. Hinter den Pappeln
ein, unbekümmert, und legt seinen Kopf an die Scheibe für einen Moment, bevor er sein Hemd unter seinem Hintern vorzieht und mir reicht, damit mach ich mich sauber. Ein Taxi fährt vorbei, schon zum zweiten Mal. Halb im Sitzen noch zieh ich die Hose an, schnell und stumm. Wie eine Nutte, denke ich, nur ohne Geld. Bevor wir zurück in die Stadt fahren, raucht er noch eine. Er sitzt auf dem Fahrersitz, seitlich zum Lenkrad, Tür offen, die Beine im Freien. Ich steh vor ihm, meine Ellbogen auf seine Knie gestützt