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Der Standpunkt
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Seite 11 von 16
Datum: 02.06.1950
Umfang: 16
Von Evelyn Wau&n Fortsetzung HI /y wel Wochen - verstrichen. Drei Flugzeuge landeten, wurden ent- Qy 'laden und flogen zurück. Der RAF-Offizier sagte: «Diese Flüge wer den bald aufhören. Gegen Ende Okto ber gibt’s gewöhnlich schon Schnee». Die Partisanen kontrollierten die Lie.- ferungen. mit kleinlicher Genauigkeit und unterliessen es nie, sich über ihre Menge und Güte zu beklagen. . Major Gordon vergass die Juden nicht. Ihre Not bedrückte. ihn auf sei nen täglichen Spaziergängen

und den Kom missar, die ihn zurechtgewiesen hatten. Auf so seltsamen Wegen schleicht das Mitleid manchmal verkleidet in das Menschenherz. Nach zwei Wochen erhielt er zu sei ner Freude die Nachricht: « Zentralre gierung grundsätzlich mit Evakuierung der Juden einverstanden stop Senden Sie zwei iviederhöle zwei mit nächstem Flugzeuge zur Besprechung mit XJNRRA ». Major Gordon ging mit diesem Be scheide zum Innenminister, der im Bett lag und dünnen Tee trank. Bakitsch er klärte: «Er ist krank

nicht?». «Kanyi hat einen Haufen Arbeit mit dem Dynamo». So wurde ein anderes Paar ausge wählt und nach Bari geschickt, der Ge schäftsmann und der Anwalt, die zuerst bei Major Gordon gewesen waren. Major Gordon begleitete sie. Sie schienen ver blüfft zu sein und sassen während der langen Wartezeit zusammengekauert zwischen den Deckenballen auf dem Flugplatz. Erst als das Flugzeug wirk lich da war, und von der langen Reihe der Signalfeuer ' angeleuchtet wurde, brachen sie beide plötzlich in Tränen

aus. Als ihnen Major Gordon die Hand reichte, beugten sie sich darüber und küssten sie. ' Zwei Tage später funkte Bari: « Sie erhalten vier Dakota für Sonderflug heute nacht 1130 stop Senden Sie alle Juden». In einer wirklich freudigen Stimmung begab sich Major Gordon an die Vorbe reitungen. Das Flugfeld lag acht Meilen von der Stadt entfernt. Vor dem Einbruch der Dämmerung setzte sich die Prozession in Bewegung. Einigen war es irgendwie gelungen, Bauernkarren • aufzutreiben. Die meisten gingen zu Fuss, gebückt

und beladen. Um zehn Uhr fuhr Major Gordon hinaus und fand eine dunkle Menschenmasse, die auf dem Damm einer ehemaligen Eisenbahnlinie lager te. Die meisten schliefen. Ueber dem Boden lag Nebel. Er fragte den Ge schwaderführer: «Wird sich der he ben?». «Er wird seit einer Stunde dicker».. «Werden sie landen können?». «Ausgeschlossen». «Dann wird es besser sein, die Leute wieder heimzuschicken». «Ja, ich sende gerade das Signal der Absage». Major Gordon konnte das Warten nicht länger ertragen. Er fuhr

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Der Standpunkt
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Seite 11 von 16
Datum: 19.05.1950
Umfang: 16
le Organisation, m die Major Gor- .1 | don. in der letzten Zeit des Krie- <<ii J . ges geriet, wechselte ein paar Mal ihren Namen, als isich das Geheimnis um ihre Aufgaben lichtete. Zuerst hiess sie «Verband X»; dann «Verblndungs- gruppe zu den Widerstandskämpfern auf dem Balkan»; zuletzt «Interalliierte Mission bei der jugoslawischen Befrei ungsarmee». Ihre Aufgabe war, Beob- achtungsofflziere und Funker zu Titos Partisanen zu senden. Die meisten dieser Aufträge waren gefährlich und unbequem

. Die Verbin dungsgruppen sprangen mit dem Fallr schirm über Wäldern und Bergen ab und lebten wie Briganten. Sie waren oft hungrig, immer schmutzig, immer im Aiarmzustand und bereit, bei jeder Bewegung des Gegners aufzubrechen. Der Posten, den Major Gardon erhalten hatte, war einer der sichersten und an genehmsten Begoy war das Hauptquar tier eines Partisanenverbandes im nörd lichen Kroatien. Es lag In einem söge nannten ' «befreiten Gebiet» von zehn mal zwanzig Meilen Umfang, weit

Lande abgesprungen war und den Auftrag hatte, den Partisanen die Grundbegriffe der Hygiene beizubringen. Er war seitdem immer mit ihnen unter wegs gewesen“ und hatte ihnen die erste Hilfe geleistet. Und dann waren noch hundertacht Juden da. Major Gordon begegnete ihnen am dritten Tag . seines Aufenthaltes. Man hatte ihm ein kleines Bauernhaus, eine halbe Meile von der Stadt entfernt, und die Dienste eines Dolmetschers zur Ver fügung gestellt, der einige Jahre ln den Vereinigten Staaten zugebracht

hatte und eine Art Englisch sprach. Dieser Mann hiess Bakitsch und gehörte der Geheimpolizei an. Seine Aufgabe war es, Major Gordon genau zu beobachten und jeden Abend dem OZNA-Haupt- quartier Bericht zu erstatten. Der Vor gänger Major Gordons hatte diesen über die Tätigkeit dieses Dolmetschers aufgeklärt, aber Major Gordon stand diesen Dingen skeptisch gegenüber, well sie jenseits seiner Erfahrung lagen. Drei verwitwete Slawinnen waren dem Haus halte noch zugeteilt. Sie schliefen auf dem Dachboden

und waren willige und unermüdliche Dienerinnen. Am dritten Tage erschien Bakitsch Von Evelyn Wau&n HOTEL GARDA SUISSE GARDONE RIVIERA Ideale Lage am See - Deutsches Haus : Südtiroler Leitung Hervorragende Küche . Massige Preise nach dem Frühstück und meldete Major Gordon: «D4e Juden stehn draussen». «Was für Juden?» «Die stehn schon zwei Stunden draussen, vielleicht auch noch mehr, Ich hab gesagt, warten». «Was wollen sie?» «Das sind Juden. Ich schätze, die wollen immer was. Die wollen mit der britische Major

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Der Standpunkt
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Seite 11 von 16
Datum: 26.05.1950
Umfang: 16
angezündet und waren ann geflohen. Die meisten Häuser -aren ausgeplündert, und die Bewohner austen in Kellern oder Notunterkünf ten. Dienstlich hatte Major Gordon in er Stadt nichts zu tun, denn die Mill- irs und Funktionäre waren ebenso wie r in Bauernhäusern der Umgebung ntsrgebracht, aber er besuchte täglich on kleinen Park und die öffentlichen 'romenaden. Diese waren vor sechzig ähren sehr reizvoll angelegt worden ml wurden durch zwei alte Gärtner bni-aschend gut in Ordnung gehalten, ir ruhig

asenfläche ein Beet in der Form eines wjetsterns ausgeschnitten und einen imn erschossen, der eine rohe Bank i Brennholz zerhackte. Ueber den lirten lag ein Hang mit Kastanien- iutnen und sorgsam geführten Wegen ir die Kurgäste, und alle tausend Me- r standen Kioske, wo man einst Post- irten, Kaffee und Mineralwasser ver- mft hatte. Hier konnte Major Gordon ue Stunde am Tage ln dem milden erbstsonnenscheln den Krieg verges- n Mehr als einmal traf er hier auf inen Spaziergängen Frau Kanyi, iisste

ihn dorthin. Sie fanden das Haus halber Finsternis, denn alle Fenster-’ heiben waren zerschlagen und durch etter und Blech aus anderen Ruinen ; rizt worden. Es gab keine Möbel. Die ittsbewohner lagen meistens auf klel- » Nestern aus Stroh und Lumpen. ä Major Gordon und Bakitsch eintra- t fuhren sie auf und zogen sich ge- n tlie Wände und in dunklere Ecken hick, einige ' hoben die Faust zum ' llss - andere umklammerten die Btin- ‘ ihrer Habseligkeiten. Bakitsch rief ICn von ihnen heraus und fragte ihn tSc

h in Serbo-Kroatisch. •Er sagt, die andern sind nach Brenn- ‘ z gegangen. Das hier sind die Kran- n ; Was soll ich ihnen sagen?» ‘Eigen Sie, die Amerikaner in Italien l fn ihnen helfen. Ich bin gekommen J ®‘ne Liste' der Dinge aufzustellen, •sie brauchen.» - Wese Ankündigung brachte sie in •fkste Bewegung. Sie drängten sich 'äsiim, und Immer neue -kamen aus andern Teilen des -Hauses herzu, a schliesslich war Major Gordon von 6ssl g oder mehr Menschen umgeben, Von Evelyn Wau

&n die alle auf . ihn einredeten, jeder wünschte das, was ihm zuerst einflel — eine Nadel, eine Lampe, Butter, Seife, ein Kissen; anderehatten fernere Träume: eine Ueberfahrt nach Tel Aviv, ein Flugzeug nach New York, Nach richt über eine Schwester, die zuletzt in Bukarest gesehen worden war, ein Bett In einem Krankenhaus. «Sehen Sie, jeder will etwas anderes haben, und dabei ist das erst die Hälf te von ihnen». Zwanzig Minuten etwa blieb Major Gordon dort, überrumpelt und halb er stickt. Dann sagte er: «Well, ich denke

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Der Standpunkt
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Seite 11 von 16
Datum: 19.08.1949
Umfang: 16
Fortsetzung 34 « CD ir ,haben uns lange nicht gesehen.» Yusef stützte sein mächtiges Haupt müde in' die Hand, die so gross war wie eine Suppenschüssel. «Die Zeit vergeht für zwei Menschen so verschieden rasch — schnell für den einen, langsam für den andern. Entsprechend ihrer Freund schaft.» «Darüber gibt es wahrscheinlich auch ein syrisches Gedicht.» « Gibt es, Herr Major », stimmte ihm der Syrer eifrig zu. «Sie sollten Wilsons Freund sein, Yusef, nicht meiner. Der liest .Gedichte. Ich dagegen

habe ein prosaisches Ge müt.» « Einen Whisky gefällig, Herr Major?» «Da sage ich nicht nein.» Er liess sich auf der andern Seite des Schreib tisches nieder; der unvermeidliche blaue Siphon stand zwischen ihnen. «Und • wie geht es Ihrer Frau Ge mahlin? » . « Warum schickten Sie mir den Dia manten, Yusef? » «Ich war in Ihrer Schuld, Herr Major.» « Nein, das waren Sie nicht. Sie zahl ten mich voll aus mit einem Stück Papier.» «Und Ich bemühe mich so sehr zu vergessen, dass das unsere Abmachung war. Ich sage

mir, es war wahre Freundschaft; Im Grunde genommen war es auch nur Freundschaft.» « Es hat keinen Sinn, sich etwas vor zumachen, Yusef. Seine eigenen Lügen durchschaut man allzu leicht.» «Herr Major, wenn ich öfter mit Ihnen beisammen sein könnte, würde ich ein besserer Mensch werden.» Das Sodawasser zischte in die Gläser, und Yusef leerte das seine gierig. Dann begann er wieder: «Ich fühle es in meinem Herzen, dass Sie Kummer ha ben, bedrückt sind... Ich habe mir immer gewünscht, Sie. möchten in der Not

zu mir kommen.» Darauf entgegnete Scobie: «Und ich habe über den Gedanken gelacht, dass ich jemals zu Ihnen kommen müsste.» «In Syrien haben wir eine Geschich te von einem Löwen und einer Maus...» «Wir haben dieselbe Geschichte, Yusef. Aber ich kann Sie mir nicht als Maus vorstellen, und ich bin auch kein Löwe — absolut kein Löwe.» «Sie haben Schwierigkeiten wegen Mrs. Rolt — mit Ihrer Frau, Major Scobie? » « Ja.» «Vor mir brauchen Sie sich nicht zu schämen, Herr Major. Ich habe in meinem Leben

viel Scherereien mit den Frauen gehabt. Jetzt ist es besser, weil ich mich auskenne. Das einzig Richtige ist, sich den Teufel um die Weiber zu scheren. Sagen' Sie zu Jeder: ,MIr kömmt’s nicht drauf an; ich schlafe, mit wem ich will. Entweder nimmst du mich,, so wie ich bin, oder du lässt es bleiben, Mir .ist es ganz gleich.’ Sie nehmen einen immer, Herr Major.» Er seufzte in sein Whiskyglas. «Manchmal wäre es mir .schon lieber gewesen, sie hätten mich nicht genommen.» «Ich habe mir die grösste Mühe ge geben

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Der Standpunkt
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Seite 11 von 16
Datum: 04.03.1949
Umfang: 16
, das von der Strasse her in sein Grundstück eln- bog, und die Scheinwerfer, die über das Fenster glitten, weckten ihn wieder. Er meinte, es sei ein PoUzelwagen — heute nacht war er der Offizier vom Dienst, und er hatte die Vorstellung, dass ir gendein, dringendes und wahrscheinlich überflüssiges Telegramm eingelaufen sein, müsse. Er öffnete die Tür und fand Yusef davor. «Entschuldigen Sie, Herr Major, Ich sah beim Vorüberfahren Ihr Licht, und da dachte Ich mir...» «Kommen Sie herein», sagte Scobie einladend

. «Ich habe Whisky, oder möchten Sie lieber Bier?» Ueberrascht antwortete Yusef: «Sie sind aber gastfreundlich, Major Scobie!» «Wenn Ich einen Menschen gut genug kenne, um Geld von ihm zu borgen, dann muss ich schon auch gastlich sein.» «Dann würde ich um ein kleines Glas Bier bitten.» «Der Prophet verbietet es nicht?» «Der Prophet wusste noch nichts von Flaschenbier, Herr Major. Wir müssen seine Worte nach modernen Grundsät zen auszulegen verstehen.» Er sah Sco ble zu, wie dieser die Flaschen aus dem Eiskasten

Ihre Boys schlafen gln gen, und Ich habe mir einen Wagen von einer Garage ausgeUehen. Mein eigener Wagen Ist zu gut bekannt. Und Ich habe auch keinen Chauffeur mltge' bracht. Ich woUte Sie nicht in ein schiefes Licht bringen, Major Scobie.» «Ich wiederhole, Yusef, Ich werde niemals leugnen, einen Menschen zu kennen, von dem Ich Geld geliehen habe.» «Sie sprechen immer so deutlich da von. Das .war doch eine rein geschäft liche Transaktion. Vier Prozent ist ein anständiger Zlnsfuss. Ich verlange

, sie hat es ganz gemütlich.» «Als zweites, Herr Major, wollte ich mit Ihnen ein paar Worte über Dia manten sprechen.» Scobie stellte noch zwei Flaschen Bier aufs Eis. Mit bedächtiger und leiser Stimme sagte er: «Yusef, ich möchte nicht, dass Sie mich für einen Menschen halten, der sich heute Geld ausleiht und morgen seinen Gläubiger beleidigt, um sein Ehrgefühl wiederherzustellen.» «Ehrgefühl?» «Oder Selbstachtung, wenn Sie wol len. Ich gedenke nicht vorzugeben, dass wir nicht gewlssermassen Kollegen

in einem Geschäft geworden sind; aber meine Verpflichtungen beschränken sich ganz strenge darauf, Ihnen vier Prozent Zinsen zu zahlen.» «Ich gebe Ihnen vollkommen recht, Major Scobie. Das alles haben Sie schon einmal gesagt, und ich gebe Ihnen voll kommen recht. Ich wiederhole, dass mir nie im Traum einfallen würde, von Ihnen auch nur die geringste Gegen lelstung zu fordern. Lieber möchte Ich etwas für Sie tun.» «Was für ein. sonderbarer Kerl Sie doch sind, Yusef. Ich glaube fast, Sie haben mich gern

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Der Standpunkt
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Seite 11 von 16
Datum: 29.04.1949
Umfang: 16
haftete allen diesen Dingen an. Es gab keinen Bücherschrank, denn Yu sef konnte nicht lesen; keinen Schreib tisch, well er nicht schreiben konnte. Es wäre zwecklos gewesen, nach irgend welchen Papieren zu suchen, denn Pa -1 Piere waren für Yusef nutzlos. Alles Wissenswerte war in dem grossen Rö merkopf verzeichnet. «O... Major Scobie...» Die Augen standen jetzt offen und suchten die Scobles, verschleiert vom Schlafmittel konnten sie nichts scharf ausnehmen. «Guten Morgen. Yusef». Zum ersten Mal

hatte ihn Scobie ln der Klemme. Einen Augenblick lang schien Yusef wieder ln seine Betäubung zurtickzu- slnken; dann stützte er sich mit aller Anstrengung auf einen Ellenbogen auf. «Ich möchte mit Ihnen über Talllt sprechen, Yusef». «TalUt... entschuldigen Sie, Major Scoble...» «Und Uber die Diamanten». «Ganz versessen auf Diamanten», brachte Yusef mit schläfriger Stimme hervor. Er schüttelte den Kopf so hef tig, dass seine fette schwarze Haar strähne hin- und herschwang; dann tastete er mit einer unsicheren

Hand nach der Sodawasserflasche. «Haben Sie Talllt absichtlich in fal schen Verdacht gebracht?» Yusef zog die Sodawasserflasche über den Tisch zu sich heran und stless da bei das Glas um; dann richtete er die Oeffnung der Flasche gegen sein Ge sicht und drückte auf den Hahn; das Sodawasser prallte an seinem Gesicht ab und spritzte rund herum auf die violette Seide. Er seufzte erleichtert und befriedigt auf wie jemand, der an einem heissen Tag eine kalte Dusche nimmt. «Was Ist los, Major Scobie

? Stimmt etwas nicht?» «Talllt wird nicht vor Gericht ge stellt werden». Yusef war wie ein erschöpfter Schwimmer, der sich mit Mühe aus dem Meer ans Land arbeitet; die Flut wollte ihn nicht loslassen. Er sagte: «Sie müssen entschuldigen, Herr Major. Ich habe ln letzter Zeit kaum Schlaf finden können». Nachdenklich schüt telte er seinen Kopf, so wie man eine Dose schüttelt, um festzustellen, ,ob etwas drinnen ist. «Sie sagten vorhin etwas über Talllt». Dann brachte er wieder eine Erklärung

vor: «Die In ventur ist schuld daran. Die vielen Zahlen. In drei, vier Geschäften. Die Leute versuchen, mich zu betrügen, well Ich alles Im Kopf haben muss.» Scoble wiederholte; «Talllt wird nicht vor Gericht gestellt werden». «Macht nichts. Eines Tages wird er zu weit gehen». «Waren es Ihre Diamanten, Yusef?» «Meine Diamanten? Man hat mich bei Ihnen verdächtigt, Major Scoble». «War der kleine Boy in Ihrem Sold?» Yusef wischte sich mit dem Hand rücken das Sodawasser aus dem Ge sicht. «Natürlich

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Der Standpunkt
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Seite 11 von 16
Datum: 09.06.1950
Umfang: 16
9. Juni 1950 DER STANDPUNKT Seit* Tt .4 - Schiusa IV 5 5 1e hatten die Hütte erreicht, und Major Gordon trat ein, um sein Bündel nahe dem kleinen Ofen abzusetzen. Er hatte einen flüch tigen Eindruck reinlicher Armut und war dann gleich wieder draussen im Schnee. «Hören Sie, Frau'Kanyi», sagte er, «verlieren Sie den Mut nicht. Ich bin nach Bari zurückger'ufen worden. Sobald die Strasse frei ist, gehe ich. Wenn ich drüben bin, das verspreche ich Ihnen, werde ich Himmel und Hölle in Bewegung

setzen. Sie haben eine Menge' Freunde dort, und ich werde ihnen die ganze Geschichte klarmachen. Wir kriegen Sie alle heraus, ich ver spreche es Ihnen». Major Gordon hätte noch einmal mit Frau Kanyi zu tim, ehe er abreiste. In der einen Nacht fiel-ein riesiges Paket ausgewählter Literatur vom Himmel — die Spende einer dieser albernen Orga nisationen, die es haufenweise in Bari gab. Diese Abteilung wollte den Balkan durch die Verteilung von Zeitschriften wie «Fortune», «The Illustrated London News

» und Handbüchern altmodischer, positivistischer Populärwissenschaft umerziehen. Solche Pakete waren schon mehrfach während Major Gordons Kommandierung angekommen. Er hatte sie. bisher immer in dem leeren Amts zimmer des Direktors für Kultur und Erziehung eingelagert. Bei diesem letz ten Mal aber dachte er an Frau Kanyi. Sie hatte einen langen, einsamen Win ter vor sich. Sie konnte vielleicht etwas Unterhaltsames in dem Haufen finden. So liess er ihr den Packen durch eine der Witwen bringen

, die sie vor dem Hause fand und das Paket im Schnee absetzte. Ein paar Tage später wurde die Strasse zur Küste für passierbar er klärt, und Major Gordon trat seine be schwerliche Reise nach Split und Bari an. Von Evelyn Waus-h Bari besass noch vieles andere ausser den Gebeinen des heiligen Nikolaus. Die Leute, die dort stationiert waren, beklagten sich zwar, waren aber doch der Montparnasse der alliierten Armeen. Man fand hier in der letzten Zeit des Krieges in den Messen und Klubhäu sern mehr alte Freunde

als irgendwo sonst auf der Welt, und den Balkanur laubern erschienen die bescheidenen Genüsse von Bari als der Gipfel des Luxus. Aber Major Gordon hatte wäh rend der zwei Wochen zur «Berichter stattung im Hauptquartier» tiefere In teressen als sonst. Er war entschlossen, die Juden aus Kroatien herauszuschaf fen, und. nach mancherlei Umwegen und Umfragen, Besuchen bei Ausschüs sen und' Einheiten und Vorsprachen in obskuren Büros mit nichtssagenden Bezeichnungen gelang es ihm tatsäch lich, Aufmerksamkeit

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 4
Datum: 25.04.1941
Umfang: 4
Zement eingemauert, geht das Tier, umgeben von einem Kranz wartender Aasgeier, langsam ein. Nur zu fällig vorbeikommende Hirten können es mit dem Lasso aus dieser Einmauerung befreien. (Fortsetzung folgt.) Lin Gläschen Steinhäger Soldaten-Anekdote aus unseren Tagen von H. v. d. Weihe Major X. hatte einen neuen Burschen. Ein williger, treu herziger Kerl. Ein stämmiger Westfale, dem man zutrauen konnte, daß er, wenn man es von ihm verlangte, junge Eichen- bäume mit den Händen 'rausreißen

und zu einem hübschen Strauß zusammenbinden würde. Aber — der neue Bursche hatte eine schwache Seite, und das war die deutsche Sprache. Er sagte züm Beispiel immer wieder: „Haben Herr Major mir gerufen?" Er konnte es eben durchaus nicht verstehen, warum er, wenn er sich selbst meinte, mal mir und ein andermal wieder mich sagen sollte. Der Major wollte versuchen, dem neuen Burschen ein besseres Deutsch beizubringen, zumal derselbe eben wirklich ein brauch barer Kerl war. Der Major wußte, daß die Deutschen

mit dem schlechten Deutsch noch lange nicht die schlechtesten Deutschen sind. Vor einigen Tagen nun saß der Major vor Beginn einer Geländeübung mit anderen Offizieren im Zimmer eines länd lichen Gasthofes bei der Aussprache über den Verlauf der Uebung. Die Feldküche hatte heute eine kräftige Erbsensuppe verab reicht. Wahrscheinlich lag diese Erbsensuppe dem Major etwas schwer auf dem Magen, denn er rief seinen Burschen und be auftragte Hy, aus der Gaststube ein Gläschen Steinhäger zu holen. Der Bursche klappte

die Hacken zusammen — daß die gerade vorbeischleichende Hauskatze entsetzt zur Seite sprang — und sagte: „Iawoll, Herr Majori" Es verstrichen einige Minuten. Der Major wurde schon un geduldig. Endlich kam der Bursche zurück. Der Major fragte: „Wo bleibt denn mein Steinhäger?" Der Bursche hielt ein kleines Tablett, auf dem ein Glas Steinhäger stand, und sagte: „Hier, der ist für Ihnen, Herr Major!" Der Major verbesserte sofort: „Der ist für S i e!" Dem Burschen kam ein dankbares Leuchten in die Augen

. „Danke sehr, Herr Major!" sagte er und schon war der Stein häger hinter zwei blendendweißen Zahnreihen verschwunden. Einer der Herren Offiziere konnte noch gerade „Prost!" sagen. Der Major war sprachlos und die anderen Herren lachten laut und schallend. Worüber der Bursche sich sehr wunderte, denn er fand es nicht witzig, sondern nur sehr anständig, wenn Männer sich zuprosteten. vor Grippe, Hals- und Mandel entzündung durch dieORTIZON- Pastillen. Sie entwickeln aktiven Sauerstoff, den stärksten Feind

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 6
Datum: 12.04.1944
Umfang: 6
braten Sowjet-Widerstand in der Bukowina Der Abwehr erfolg siktittih Pietkau-Kample an der Notdh o nt der Kt im können. Drei von ihnen lchuliern «in Gewehr, der Vierte hak eine Maschinenpistole mit. Fröhlich geht Major Rudel ihnen entgegen, klopft dem ersten freundlich aus die Schulter, steckt di« Pistole zurück und ruft: «Pnma. rum8nisck)e Soldaten! Wir sind deutsche Me» ger. Rotgelandet. ®it kommen Mit Euch- auf. ist «,«dcr hellwach und arbeitet sich her aus. Und stapft und stolpert wieder vorwärts

- deutschiand ein. Im Dorf sind Bolschewisten Kaum hat der Major das gesagt, da reißr der Rächststehende di« Pistol« heraus. Schaffe krachen. Major Rudel macht einen Satz und ist auf und davon. Eine Kugel trifft i^n tn die Schulter, Es wird ihm schwarz vor den schießt, Maschinengewehre ^bellen. Der Major schlangelt sich durch. Um vier Uhr erwacht da» Tageslicht. Er marschiert querfeldein. Rur niemand begegnen! Irgendwo mutz einmal die Bahnlinie kommen. Die Bahnlinie, denkt er. Im selben Augenblick liegt

er am Boden. Hai er geschrien? Et Miß es Mchi. M spurt nur einen rasenden Schmerz im rechten Fuß Eine scharf« Steinkante hat die Blasen aus. gerissen. Ausweis: Die Schwerter VtillantentrSger Major R«d«t - PK-Äufnahme: Kriegsberichter Sperling (W) Sa schfag sieb Stadel dartii Von den Sowjets gehetzt - aber immer entwichen der Hauptsache nur ein gertes und auf größere ewaltig gestel» lächenziele ge- .an die Grundgesetze gehalten, daß jedem mas sierten Feuer die Angriffsbewegunz auf lenftes Fernfeuer

, das weit ins feindliche Erde möglichst unmittelbar folgen Hintergelände schlägt und seine Ziele muß oder sein Nutzeffekt ist buch wieder ..., im Marz. Major Rudel. Träger des Eichen laubs mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen 'Kreuzes, hat, wie der im Schwinden. Eigentlich hätte man das rasch wechseln kann. Aber ihm fehlt jedes , . .... . echte Moment der Bewegung und damit 'uch dem ersten Weltkrieg wissen müssen, auch der Eroberung. So ist der Luftkrieg Der scheinbar bequemste Weg wochen- trotz

und Flächenziele gerichtetes Fernfeuer fchwe- m tiefsten Schlamm herauszukommen, aber alles vergeblich. Die Sowjets kommen . . . . Der Major gibt noch einmal Gas. da kam» heutige Wehrmachtbericht meldet, im m«n ln etwa '400 m Entfernung zehn Bol- Kanipfraum zwilchen Diijestr und schewisten angelauscn. „Los. Jungen», jetzt Pruth wiederum neun feindliche Pan- aber gewetzil'' Der Major hat es gerufen In ' zer vernichtet. Rudel hat damit in mehr rasendem Laus geht es zum Fluß. Die Sa als 1800 Einfätze» allein 202

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 2 von 16
Datum: 21.10.1997
Umfang: 16
ge Bande und deren Parteilokal als institutionelle Schießbude ge-, geißelt hatte, nicht unbedingt zur Ehre - Toni Ebner, im Hauptbe ruf Chefredakteur der Tageszei tung „Dolomiten". Man schrieb das Jahr 1985, als ein junger Südtiroler Student im Range eines Fuchs-Majors stand und solcherart die Geschicke in der Rhenania federführend mit bestimmte. Der Fbchs-Major ist in der Studentenverbindungs hierarchie - nach dem Senior und dem Co-Senior - die Nummer drei und hat insonderheit die Auf gabe

, sich um die „Füchse“, wie man die neu eingetretenen Bur schen nennt, zu kümmern. Der Fuchs-Major ist im Probejahr ge wissermaßen deren Ausbildner. Der Füchs-Major aus Südtirol war ein sehr rühriger junger Mann: Er warb, weil die Rhena nia unter chronischem Mitglie- dermangel litt, fleißig Füchse an. So beispielsweise den späteren Landtagsabgeordneten Chri stian Waldner oder den amtieren den Bundesmajor des Südtiroler Schützenbundes, Stephan Gut weniger („Wir sind durch den Toni hineingeglitten und hängen

geblieben“). Der Major sorgte sich selbstverständlich um das Freizeit-Wohl der Neuen. Er lehrte die Fuchsen, wenn nicht gerade eine Sitzung angesagt war oder ein guter Film im Fern sehen lief, das Dartsspielen. Es wurde gewaltet. Und selbstver ständlich wurde auch fest disku tiert. Über Gott und die Welt und über Seichteres. So richtig Stimmung kam in den Räumlichkeiten in der Blasius- Hueber-Straße allerdings erst auf, wenn der Major oder einer der Füchse den fast schon rituel len Griff in den Schrank

den Hut nehmen müssen.“ Gewundert ob des publizistischen Luftdrucks aus dem Weinbergweg haben sich freilich die Füchse von damals. Einer von Ebners Schieß kameraden: „Es ist schon lustig, wie der sich auf einmal aufspielt: Damals in Innsbruck hat er selbst drauflosgeballert, daß es nur so eine Gaudi war. Und jetzt...“ Ballistischer Saubermann Toni Ebner, Schießkamerad Stephan Gutweniger: Publizistischer Luftdruck aus dem Weinbergweg Major schoß, die Füchse schos sen. „Es war eine Riesengaudi

“, erinnert sich einer von damals. Der Gang als Heimschießstand. Aber die Zeiten ändern sich. Und wohl auch die Fbehs-Majore. Gestählt unter anderem durch die Rhenania-Schule, hat der Fbchs- Major in der Folge eine verant wortungsvolle Aufgabe übernom men, die es ihm selbstverständlich nicht mehr erlaubt, so zu sein, wie er einmal war. Schüsse in geschlos senen Räumen sind ein Ibbu, müs sen ein Tabu sein, wenn man Tbni Ebner heißt und als Chefredak teur der Tageszeitung „Dolomi ten“ nur mehr

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Der Standpunkt
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Seite 12 von 16
Datum: 17.12.1948
Umfang: 16
an der Wand. Sein bleiches Gesicht glänz te und troff wie nasser Mörtel. Er hatte seinen Tropenanzug offensichtlich von einem Händler gekauft, der ihm einen Ladenhüter andrehen wollte; er war sonderbar gestreift und leberfarben. «Sie sind Wilson, nicht wahr?» fragte ihn Reith. «Ich sah Ihren Namen heute im Vormerkbuch des Kolonialsekretärs.» «Ja, der bin ich,» war Wilsons Ant wort. «Mein Name ist Reith. Ich bin der Stellvertreter des Kolonialsekretärs. Und dieser Herr ist Major Scobie

?» «Gerne, Sir.» «Hier ist meine Frau,» sagte Scobie. «Louise, das ist Mr. Wilson.» «Ich habe schon viel von Mr. Wilson gehört,» antwortete Louise steif. «Sehen Sie, sind schon berühmt, Wilson,» sagte Scobie. «Sie sind ein Mann aus der Stadt, und Sie haben sich hier oben in den Klub von Hill Station gedrängt.» «Ich wiisäte nicht, dass ich damit etwas Unrechtes tat. Major Cooper hat mich eingeladen.» «Da fällt mir ein», sagte Reith, «ich muss mich bei Cooper vormerken las sen. Ich glaube

, ich habe einen Zahn abszess.» Er schlüpfte davon. «Major Cooper erzählte mir von der Bibliothek», sagte Wilson, «und ich dachte mir, vielleicht....» «Lesen Sie gern?» fragte ihn Louise, und Scobie bemerkte zu seiner Erleich terung, dass sie zu dem armen Teufel nett sein würde. Bel Louise war das nämlich immer schwer vorauszusagen. Manchmal konnte sie der ärgste Snob im ganzen Standort sein, und es kam ihm voll Mitleid der Gedanke, dass sie jetzt wohl glaubte, sie könne es sich nicht leisten, ein Snob

. «Die Autos sind alle vorbeigefahren, und ich habe mich schon gefragt, wann wohl der Barmherzige Samariter kommen wird.» «Ich habe aber kein Oel übrig, um- es in Ihre Wunden zu giessen, Yusef.» , «Haha, Major Scobie, das ist sehr gut! Aber wenn Sie mich nur in die Stadt mitnehmen wollten...» Yusef machte es sich im Morris. ; be-r quem und streckte seine dicken Schen kel gegen die Bremse. v - «Ihr Boy soll hinten einsteigen.» ; «Lassen-Sie ihn ruhig hier», ent gegnen Yusef. «Er wird den Wagen reparieren

, wenn er merkt, dass dies die einzige Möglichkeit ist, nach Hause und ins Bett zu kommen.» Dabei faltete er seine grossen.dlcken Hände überm Knie und sagte:' «Sid^haben einen sehr schö nen Wagen,-Major Scobie. Sie müssen vierhundert Pfund dafür bezahlt haben.» «Einhuridertfünfzig», sagte Scobie. «Ich würde Ihnen. vierhundert dafür geben.» «Er ist nicht zu haben, Yusef. Wo würde ich einen andern hernehmen?» «Jetzt nicht, aber vielleicht, wenn Sie von hier Weggehen.» «Ich gehe

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 4
Datum: 21.11.1941
Umfang: 4
Vas unverwundbare fter; des deutschen Miers Bildnis eines Majors—Dann ging er als Erster durch die Sperre — Nicht um des Brotes willen — Geist und Herz sind stärker als der Krieg (P: K.) Der Major. Er gehört zu jenen Führern, an d:e sich der Glaube ihrer Männer hängt, wenn alles andere vorübergehend fast zu sehr in den stürmischen Windzug des ungewissen Kriegsschick- sals gezogen wird. Oder soll man diesen Glauben der Soldaten einen Aberglauben nennen? Die Männer seines Bataillons halten

ihren Major für unverletzlich... Die Eigenart des Ostfeldzuges in unserem Ab schnitt: meist stehen die Bataillone einzeln wie Ml mitten im Feind — kann sein, daß schmale Wegfurten nach rückwärts frei find, auf denen die Verbindung zum Regimentsgefechtsstand und von da aus wieder nach vorne zu den Nachbarbatail- lonen laufen kann, die wiederum rund und stachelig in der feindlichen Masse liege,i. Gegen die Igel setzt der Bolschewist seine Kanonen und Granat werfer und endlich den überraschenden Angriff

aus Geländeftreifen, die dem Auge verschlossen waren und auch dem Fuß ungangbar schienen — aus Sumpfwald und Gebüschwildnis. Ist der Igel ein Bataillon stark, so gibt es drei Kompanien, die solcher Art angegriffen werden können. Es gilt gleich: nach den ersten Schüssen haben die Sowjets nicht nur gegen eine Kompanie, sondern auch gegen den Major anzurennen. Er ist immer da. wo es brennt, und hat noch vorher Zeit gefunden, eine andere Kompanie in der Flanke oder im Rücken des angreifenden Feindes anzusetzen

-Aussetzen. ohne daß der Atem rascher ginge oder der Schritt hastiger würde — kann das ein Mensch, der nicht unverwundbar ist? Als das Bataillon im Angriff gegen D. an die Baumsperre kam, befahl der Major zu halten und sagte der Spitzengruppe, daß die Baumsperre wahrscheinlich vermint sei. Dann ging er gegen sie an, fand einen schmalen, wirklich nur schulter- schmalen Durchlaß im seitlichen Gestrüpp, durch schritt ihn, nach ihm die Offiziere des Bataillons stabes. Als diese die Sperre

hinter sich gebracht hatten, befahl er, durch den Durchlaß vorsichtig nachzurücken. Das ganze Bataillon durchging die Baumsperre auf diesem Wege — die Pioniere auf den Fersen des Bataillons fanden dort neben den Fußspuren, die das Bataillon hinterlassen hatte, eine große Kiste voll von sorgfältig versteckten, teuflisch raffiniert angebrachten Sprengladungen, deren getarnte Fangschnüre auf den leisesten Zug ansprechen mußten. Aber wiederholen wir doch noch einmal genauer, was der Major in den, Augenblick

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Volksbote
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Seite 5 von 24
Datum: 04.10.1979
Umfang: 24
, Libanon, Malta, Neuseeland, Nigeria, Peru, Puer to Rico. Simbabwe-Rhodesien, Singapur, Südafrika, Togo und Zaire. (sta) An einem Sonntag morgen R O'M A N VON HANS ERNST Copyright by Rosenheimer Verlagshaus Alfred Förg - Rosenheim 7 „Nein, Herr Major.“ „Und trotzdem hat es einer auf mein Leben abgesehen gehabt." „So müssen Sie das nicht sehen, Herr Major.“ „Ja, ja, ich weiß schon, was Sie sagen wollen. Zwanzig oder mehr Jahre sind Sie mit der Büchse in den Wald gegan gen, und nun stehen

Sie mit einem Berg stecken neben mir. Und Hundert ande ren ergeht es genauso. Aber das Kon- trollratsgesetz habe ich nicht gemacht, Rehbusch — und es wird auch nicht ewig bestehen. Einmal werden Sie und die anderen wieder wirkliche Förster oder Jäger sein, mit Büchse und Schuß recht. ln einem Jahr vielleicht oder in zwei, ich weiß es nicht. Also, wer war der Kerl?“ Rehbusch hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. „Sie haben anscheinend die Situation - noch nicht richtig erfaßt, Rehbusch“, sprach der Major

und• sonstigen Schikanen. Sie hatten ja zu allem die Macht in der Hand. Auf der anderen Seite dachte er an den Schlegl vom Holz, an den Balthasar Löschauer und seine Frau, über die nun das iganze Unglück hereinbrechen wür de. Einen Sohn hatten sie im Krieg ver loren und jetzt auch noch dies! Nein, er brachte es einfach nicht übers Herz. „Ich weiß es wirklich nicht, Herr Ma jor.“ „Doch, Rehbusch. Sie wissen es. Sie haben ja seinen Namen gerufen.“ Bis jetzt hatte der Förster gehofft, daß der Major

dies überhört hätte. Nun wollte die Falle doch, noch zuschnap- pen. „Löschauer haben Sie gerufen“, sprach der Major eindringlich weiter. „Der Bauer Löschauer also. Gerade auf den hab ich immer so viel gehalten. Hab ihn als einen klugen, charaktervol len Menschen betrachtet.“ Der Förster seufzte ein paarmal tief, dann schüttelte er den Kopf. „Nicht der Löschauer war es. Sein Sohn, der Toni.“ „Na also, warum nicht gleich, Reh busch! Haben Sie so wenig Vertrauen zu mir? Bin ich nicht immer gut' gewe sen

zu Ihnen? Hab ich Sie nicht im Vorjahre zwei Böcke schießen lassen, obwohl ich mich damit strafbar machte?" Der Förster nickte schwer, griff sich in den sauber gestutzten Kinnbart, von dem seine Frau Agnes sagte, daß ihn das Silbergrau erst angeflogen hätte, seit er nur mehr ein Förster ohne Waf fe sein durfte. Dann raffte er sich auf. „Was passiert dem Anton Löschauer, Herr Major?“ „Stellen wir die Frage einmal anders, Rehbusch. Angenommen, Sie würden ei nen Wilddieb dingfest machen, der auf Sie geschossen hat. Welche Strafe hätte

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Seite 3 von 4
Datum: 06.01.1942
Umfang: 4
ich kein Glied. Geduckt und mit verhängtem Zügel reitet er an mir vorüber, doch im gleichen Augenblick wird ihm das Pferd zwischen den Beinen totge- fchossen, und er, ein Gefangener, rollt Hals über Kopf erdwärts, bis er, Himmel und Erde ver fluchend, liegen bleibt. Wer so reitet, sag ich mir, hat gutes Recht, an ständig zu fluchen und gehe zu ihm hinüber, um zu sehen, was passiert ist. Des Abends sitzen wir in der Schenke. Ein französischer Major hat dem Gefangenen gegenüber Platz genommen, und ich entdecke

erst beim Lampenschein, daß der rechte Arm des Bri gadiers völlig zerschossen ist; trotzdem, mit keiner Wimper hat er gezuckt — wie es ja einem preußi schen Reiter wohl zukommt. Der Brigadier hat Durst. Man sieht es ihm an; denn noch stehen ihm die Schweißtropfen auf der Stirn von seinem tollen Ritte. Und der Major weiß: ein Reiter, der so guk fluchen Kann, verträgt auch ein anständiges Maß, und schickt mich nach Wein. Dann gießt der Franzose ein. Er ruft: „Cs lebe Kaiser Napoleon

!" Der andere bleibt stumm, hebt mit der linken Hand sein Glas und wartet bis der Major getrun ken hat; dann schüttet er den Wein auf die Erde, obgleich ihm die Kehle wie Feuer brennt. Er weiß, denk ich, was er auch als Gefangener seinem König schuldet und sehe plötzlich auf der Stirn des Majors eine gefährliche Falte; aber der entgegnet nichts und trinkt ruhig sein Glas aus. Ich zittere, als der Major dann zum zweiten Male nach der Flasche greift. Und er gießt wieder ein und ruft ein neues Mal: „Es lebe Kaiser

Na poleon!" „Es lebe König Wilhelm!" stößt der Brigadier hervor und hat. ehe der Major zur Besinnung kommt, mit einem Schluck das Glas geleert. Beide springen auf; stehen wie aus Erz gegossen. Beide sehen einander an. Dann höre ich als ersten den Major: er, als Beleidigter, fordere den Briga dier zum Duell. „Auf Pistolen." „Auf Gewehre!" ruft der Brigadier, der es nicht zulasten will, daß der andere wegen feines zer schossenen Armes Mitleid üben soll. Der Major nimmt an. Dann die Bedingungen, und beide

verlassen die Schenke. Ich wußte, daß der Major den preußischen Briga dier nur demütigen wollte; denn ich erhielt auch Befehl, ungefähr zur Stunde des Duells den Reise- wagen fahrbereit zu halten, da die ungünstige Wendung der in der Nähe tobenden Schlacht den Major an eine andere Front rief. Aber es kam anders. Zur festgesetzten Zeit ist der Brigadier am vor- bezeichneten Platz, mit geladenem Gewehr und fest verbundenem Arm. Er wartet. Vergebens. Dann geht er selbst zur Schenke zurück und fragt

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Der Standpunkt
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Seite 11 von 16
Datum: 11.02.1949
Umfang: 16
gef ängnis von Liverpool Dienst» «Haben Sie eine Vorstellung, warum er es getan hat?» «Ich kannte ihn nicht gut genug. Wir sind nicht recht miteinander ausge kommen». «Die einzigen Weissen hier. Schade», «Er machte sich erbötlg, mir Bücher zu leihen, aber es war ganz und gar nicht die Sorte Bücher, die ich gerne lese — es waren Liebesgeschichten, Romane...» «Was lesen Sie, Pater?» - «Alles über die Heiligen, Major Sco bie. Meine besondere Verehrung gilt der Heiligen Therese von Llsieux

». «Er hat viel getrunken, nicht? Wo hat er es hergekriegt?» «Aus Yusefs Geschäft, vermute Ich». «Ja. Vielleicht hat er Schulden ge habt?»' «Das welss ich nicht. Es Ist furcht bar, furchtbar». Scobie trank sein Aspirin , aus. «Ich glaube, ich muss jetzt hingehen». Draussen war es jetzt Tag, und das Licht hatte eine merkwürdige Unschuld an sich; es war zart und klar und frisch, ehe die Sonne aufging. «Ich komme mit Ihnen, Major Scobie». Der Sergeant sass vor dem Bungalow des Bezirkskömmandanten in einem Liegestuhl

; er dreh te sich gegen die Steinwand und schlief sofort wieder ein. Im Traume weinte Louise still an seiner Seite; er streckte seine Hand aus und berührte die Mauer. «Alles wird sich regeln lassen. Alles; Tlckl verspricht es dir». Als er erwachte, stand Yusef neben seinem Bett, «Ein Fieberanfall, Major Scobie. Es tut mir furchtbar leid, Sie so krank zu sehen». «Es tut mir leid, Sie überhaupt zu sehen, Yusef». «O, Sie machen sich immer über mich lustig». «Nehmen Sie Platz, Yusef. Was hat ten

Sie mit Pemberton zu tun?» Yusef Hess seine mächtigen Schenkel auf den harten Sessel sinken; däbel bemerkte er, dass seine Hose vorne of fen stand, und streckte eine riesige, behaarte Hand danach aus, um sie in Ordnung zu bringen. «Gar nichts hatte Ich mit ihm, Major Scobie». «Es ist; doch ein merkwürdiges Zu sammentreffen, dass Sie ausgerechnet In dem Augenblick hier sind, wo er Selbstmord begeht». «Ja, Ich glaube auch, dass es ein Werk der Vorsehung ist». «Er war Ihnen Geld schuldig, nehmt

Ich an». «Er war meinem Gecchäftslelter Geld schuldig». «Und welchen Druck haben Sie auf ihn ausgeübt, Yusef?» «Herr Major, geben Sie einem Hund einen schlechten Namen, und der Hund ist erledigt. Wenn der Bezirkskomman dant in meinem Geschäft einkaufen will, wie kann mein Geschäftsleiter den weiteren Verkauf an ihn verweigern? Wenn er es tut, was geschieht dann? Früher öder später gibt es einen erst klassigen Skandal. Der Pollzelkomman- dant der Provinz erfährt von der Sa che. Der Bezirkskommandant wird nach Hause geschickt

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Der Standpunkt
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Seite 11 von 16
Datum: 18.02.1949
Umfang: 16
Fortsetzung 9 J hre Worte sind härter als Ihr Herz, Herr Major. Ich will Ihnen erklären, warum Ich mich Im mer als Ihren Freund betrachtet habe, ßie habqn mir das Gefühl der Sicher heit gegeben. Sie werden mich nicht fälschlich beschuldigen. Sie wollen Tat sachen haben, und-die Tatsachen wer den immer für mich sprechen». Er wischte die Asche von seiner welssen Hose und Hess dabei einen grossen, grauen Schmutzfleck zurück. «Das sind die Tatsachen. Ich habe alle Schuld scheine verbrannt

». «Vielleicht finde Ich aber doch noch Anhaltspunkte dafür, wie Sie sich mit Pemberton ausglelchen wollten. Diese Folizelstation beherrscht eine der Haupt routen über die Grenze von... Ver dammt, mir fallen mit diesem Schädel keine Namen mehr ein». «Viehschmuggler. An Vieh bin Ich nicht Interessiert». «Aber andere Dinge können ln umge kehrter Richtung verschoben werden». «Sie träumen immer noch von Dia manten, Major Scobie. Seit wir Krieg haben, ist alles wegen der Diamanten rerrückt geworden». «Fühlen

entgegen und mit einem Lächeln, wie er es seit Jahren nicht mehr ln ihrem Gesicht gesehen hatte. Sie sagte: «Ich bin so glücklich, so glücklich», und er erwachte wieder, während ' Yusefs Stimme besänftigend forttönte: «Es sind nur Ihre guten Freunde, die Ihnen nicht trauen, Major Scobie. Ich dagegen traue Ihnen. Sogar der Schuft von einem Tallit hat Ver trauen zu Ihnen». Scobie brauchte einen Augenblick, um das Gesicht des andern ln die richtige Sehweite zu bringen. Sein Gehirn stell te sich schmerzend

nicht». «Jeder hat es : schon erraten, nur Sie nicht. Wilson Ist es». «Das ist doch zu dumm! Sie sollten nichts auf die Gerüchte geben, Yusef». «Und noch etwas Drittes. Tallit er zählt überall, dass Sie mich besuchen». «Tallit! Wer glaubt schon, was Tallit behauptet?» «Jeder Mensch glaubt Immer und überall das Allerschlechteste». «Gehen Sie weg, Yusef. Warum wol len Sie mich Jetzt beunruhigen?» «Major Scobie, Ich möchte 8ie nur zu der Einsicht bringen, dass Sie sich auf mich verlassen können. Ich habe Freundschaft

für Sie ln meiner Seele. Das Ist wirklich wahr, Major Scobie». Der Geruch von Haaröl kam näher, als -er sich über das Bett beugte; ln . den tiefbraunen Augen schimmerte feucht etwa«, was man für eine Gemütsbewe KOM A N VO N ;■€? R.AHA-M '^R E E N>E gung halten konnte. «Lassen Sie mich Ihr Polster zurechtklopfen». «Zum Teufel, lassen Sie Ihre Finger davon», fuhr Scobie auf. «Ich weiss, wie die Dinge liegen, Herr Major, und wenn ich helfen kann — ich bin ein wohlhabender Mann». «Ich bin nicht auf Schmiergelder

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 10
Datum: 12.11.1949
Umfang: 10
, bei dem er geschätzt und angesehen war. Sie waren gerade dabei, im Landhause des Majors einen neuen Fußboden zu legen. Es war ein schönes, reich ausgestattetes Landhaus, das der Major allein mit einer alten Haushälterin be wohnte. Der Major lebte ganz für sich zurückge zogen als ein höhnischer Menschenverächter. Es hieß, sein ganzer Stolz sei ein einziger Sohn, der Das interessiert unsere Frauen Schöße — praktisch und modern Die heurige Mode bringt eine große Auswahl von Schößen. Hauptsächlich

vorkommt. D e Länge der neuen Schöße entspricht der allgemer- nen Kteiderlänge, die bereits auf 35 Zentimeter vom Boden zurückgcgangen ist. fern in der Stadt lebte und den man nie sah. Es ging allerdings das Gerede, dieser Sohn sei kein rechter Gegenstand für väterlichen Stolz, ein Taugenichts und Tunichtgut, der sich in zweifel hafter Umgebung bewege, das väterliche Geld ver schwende und unnütz seine Tage hinbringe. So viel steht jedoch fest, daß der Major jedem, der zum ersten Male sein Haus betrat

, mit großem Stolz die vielen Rennpveise, Pokale, Dosen. Ba sen. Skulpturen, Bronzestatuen und Plaketten vorsührte, die der Sohn als erfolgreicher Renn- reiter gewonnen hatte und die in einer wunder vollen Vitrine prangten. Uebrigens konnte der Major zu einfachen Menschen leutselig, fast gütig sein und Christian hatte er geradezu ins Herz geschloffen. Wiederholt bot er ihm Zigaretten aus einem kostbaren Etui an und Christian dankte herzlich. m . ..Nur so weiter!" schnarrte der Major

und Christian hatte viel Verdruß mit ihm. Immerhin kamen sie aber doch zu dritt schneller vom Fleck. Der Major er schien, musterte den alten Kerl mit durchdringen dem Blick, verteilte Zigaretten und sagte «Nur so weiter!" Dann ging er wieder. Schließlich ging auch diese Arbeit einmal zu Ende und der neue Fußboden lag vollendet und glänzend da. Oberhueber nickte zufrieden und der Major äußerte „Tadellos!" Er bat dann noch den Meister, daß man ihm an der Vitrine mit den Rennpreisen seines Sohnes

rief nach Ober- hueber und eilends sah man den Meister in der Richtung auf das Haus des Majors zu entschwin den. Man hörte den Major fluchen und toben. Die silberne Dose fehlte, das Prachtstück unter den Rennpreisen des befähigten Reiters, das wert vollste Exemplar der ganzen Sammlung, und es konnte sich nur darum handeln, daß Christian und der alte Arbeiter sie entwendet hatten! Oberhue ber protestierte; er werde die Sache schon in Ord nung bringen! Für Christian lege er seine Hand rnS Feuer

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Der Standpunkt
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Seite 11 von 16
Datum: 24.06.1949
Umfang: 16
Ansichten wer diese Dinge». ■ «Nein, ich bin nicht katholisch.» «Aber die Katholiken denken .tat-, sachlich so streng darüber, nicht wahr,: Scobie?» ., ....... Scobie antwortete: «Unsere Lehre be sagt, dass es die unverzeihliche Sünde HOMAN VON (/HAHAM ^REENE «Und dass Sie in die Hölle kommen?» «In die Hölle.» «Aber glauben Sie wirklich allen Ern stes an eine Hölle, Major Scobie?» fragte die Aerztin. «Ja, das tue ich.» «An Flammen und Marterqualen?» «Das vielleicht nicht. Aber man lehrt uns, dass

, aber wie haben unsere Gesichter ausgesehen?» Wilsons Stim me sagte: «Wir dachten schon, es gebe eine tätliche Auseinandersetzung. Wir hörten das Glas zerbrechen.» «Mrs. Rolt Ist um ihr ganzes Bier ge kommen.» ^Nennen Sie mich um Gottes willen doch Helen», sagte sie düster, «alle an- dern tun es doch auch, Major Scobie.» • ‘«Störe- Ich vielleicht?» - • - - • «Ja.inltten-inelner Szene der zügel losesten Leidenschaft», höhnte Helen. «Ich bin ganz erschüttert. Ich möchte nach Hause.» «Ich bringe Sie im Wagen heim

: «Entschuldigen Sie, dass Ich hier eingedrungen bin, Herr Major.» «Wollen Sie etwas trinken? Bier oder Gin. Mein Whisky ist nämlich aus.» «Darf ich Ihnen eine Kislfe schicken?» begann Yusef automatisch und brach dann ln Gelächter aus. «Ich merke mir das nie; Ich darf Ihnen Ja nichts schicken!» Scobie liess sich am Tisch nieder und legte das Schreiben offen vor sich hin. Nichts konnte an Wichtigkeit den nächstfolgenden Sätzen •gleichkommen. Er fragte: «Was wollen Sie. Yusef?» und las

weiter: «Als ich von Dir er fuhr, dass Deine Frau zurückkommt, erfüllten mich Groll und Erbitterung. Aber das war dumm von mir. Dich trifft keine Schuld an der ganzen Sache. Du bist Katholik. Ich wollte. Du wärest e3 nicht, aber selbst wenn Du es nicht wärest, würdest Du Dich doch dagegen streuben, Dein Wort zu brechen.» «Lesen Sie nur ruhig weiter, Major Scobie, ich kann warten.» «Es ist nicht so wichtig», log Scobie und riss seinen Blick von den grossen, imgelenken Buchstaben und von dem Rechtschreibfehler los

, den er wie einen körperlichen Schmerz ln seinem Herzen empfand. «Sagen Sie mir, was Sie wol len, Yusef», sagte er und seine Augen kehrten wieder zu Helens Brief zurück: «Deshalb schreibe ich Dir Jetzt. Well Du mir gestern abend versprochen hast, mich nie zu verlassen, und weil Ich nicht ‘will, dass Du Dich jemals durch Versprechungen an mich gebunden fühlst. Mein Liebster, alle Deine Ver-. sprechungen...» «Major Scobie, als ich Ihnen Geld lieh, geschah es aus Freundschaft, aus 1 reiner Freundschaft, das schwöre

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Seite 3 von 4
Datum: 12.10.1942
Umfang: 4
- Das andere Bild / sa Der Fliegerheld Ans dem Lehen des erfolgreichsten Jagdfliegers Ein Sonderkorrespondent des DNB. hatte in diesen Tagen im Osten Gelegenheit, sich mit Major Hermann Graf nach seinem Empfang durch den Führer zu unterhalten. Im Osten, 12/Okt. Major Hermann Graf, der Fliegerheld vonjStalingrad und erfolgreichste Jagd flieger in der (Mchichte des Luftkrieges, hat soeben aus der Hand des Führers das Eichenlaub mit ScMertern und Brillanten zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhalten. Er trägt

jetzt als fünfter deutscher Soldat und zugleich als fünfter Jagdflieger der Luftwaffe diese höchste deutsche Tapferkeitsaus zeichnung, die vor ihm nur Mölders, Galland, Gollob und Marseille verliehen wurde. Der Führer hat sich eingehend von Major Graf über seine Erfahrungen im Verlauf seiner einzigartigen Erfolgslaufbahn als Jagdflieger berichten lassen. Graf steht noch ganz unter dem Eindruck dieses Erlebnisses seiner Begeg nung mit dem Führer, dem er nun schon ein zweites Mal gegenüberstand. Das erstemal

geschah es im Mai d. I., als der Führer ihm das Eichenlaub und die Schwerter zum Eichenlaub überreichte. In zwangloser Unterhaltung erzählt Major Graf aus seinem Fliegerleben. Graf kommt unmittelbar von der Front von Stalingrad, wo er vor wenigen Tagen seinen 202. Luftsieg errang. Der Himmel über dem Schlachtfeld dieser hart umkämpften Millionen stadt an der Wolga war der Schauplatz seiner größ ten Erfolge. Hier hat er in der kurzen Zeit von vier Wochen mit seinem 127. bis 202. Luftsieg 75 Sowjet

flugzeuge abgeschossen und sich damit auch im Raum von Stalingrad als der erfolgreichste Jagdflieger er wiesen. Vorher war er u. a. in den Kampfabschnitten von Rostow, Armavir, Maikop usw. eingesetzt. Mit seiner Versetzung an die Front von Stalingrad aber begann seine große Erfolgserie und für die sowje tischen Flieger zugleich das Massensterben ihrer Bom ber und Jagdmaschinen aller Muster. von Sicdingrad der Welt — Begegnung mit Uajor Hermann Graf Nach der Schilderung von Major Graf ist die Akti vität

der sowjetischen Luftwaffe bei Stalingrad in der letzten Zeit stark zurückgegangen, was ohne Zweifel der deutschen Luftüberlegenheit in diesem Gebiet zuzuschreiben ist. Unsere Jagdflieger hatten in diesem Frontabschnitt serienweise Erfolge. An ihrer Spitze stand natürlich Major Graf, in dessen Staffel sich übrigens noch mehrere Ritterkreuzträger mit Abschußziffern zwischen 60 und 80 Flugzeugen befinden. Die Schilderung eines Luftkampfes aus dem Munde von Major Graf läßt erkennen, mit welch draufgängerischer

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Seite 4 von 6
Datum: 31.07.1939
Umfang: 6
. Und wie um seine Ansicht zu bestätigen, erschien soeben der Befehls habende mit seinem Gefolge am Portal, ein Major, in großer Uniform, von seinem Adjutanten und einigen Gerichtsoffi zieren begleitet. Emmerich fühlte fein Herz sich zusammenkrampfen; er war gewiß, daß es fo kommen würde: Begnadigt, aber nicht frei! Sondern er würde in den Kafematen liegen müssen, stumpfen Sinnes Tag um Tag abzüblen, Jahr um Jahr. Und unter dessen ginge der Krieg dahm und alles wäre vorbei. Er würde nicht teilgenommen haben, weder

Bajonette berührten ihn fast. Die Truppe bildete ein Karree um den Hof herum. Der Major trat vor. Seine schrille Stimme ertönte: „Ist der Gefangene Hontos hier?" „Zu Befehl, .Herr Major", dröhnte des Korporals Baß. „Fesseln", befahl der Major. Das war vorausgesehen und vorbereitet. Das fette Gesicht des Korporals glänzte, als er seines Gefangenen Hände, die dieser ruhig vorstreckte, mit Riemen band. Emmerich ließ die Hand niedersinken; das Leder kerbte sich.in die Haut. Der leise Schmerz tat wohl

.. Nun gab der Major ein Zeichen: der Adjutant gab dem Trompeter Befehl, zu blasen. Der Major schritt auf die Ge richtsherren zu, die an der Längsseite des Hofes Aufstellung genommen hatten: „Gefangener Emmerich von Hontos zur Exekution vorgeführt." Der Oberst, der dem Gericht vorsaß, entfaltete in großer Ruhe ein Pergament. Er las mit langsamer, gewichtloser Stimme, wie man zum Zeitvertreib aus einem Buche vor liest, das Urteil vor. Nur das „Ist schuldig befunden" sprach er mit höherem Nachdruck

und schließlich, das von weißem Haar umzogene Haupt erhebend, das Urteil: „— zum Tode durch Erschießen —" .Vorwärts!' dachte Emmerich. .Hebt den Vorhang, spielt die Komödie zu Ende!' Soldaten machen es ja kurz, — er kannte das. „An die Wand den Delinquenten!" befahl der Major als Chef des Exekutionskommandos. Emmerich mußte nicht dort hin gezerrt werden. Er ging zwischen den' drei Schergen be schwingt: „Macht ein Ende, kommt zum Schluß!" flehte er im stillen. Das lärmende Geräusch des Pelotons

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Seite 5 von 16
Datum: 16.04.1964
Umfang: 16
, um was für Informationen es sich handle, auf denen die Verdächtigungen gegen über Dr. Stanek gründen. Marasco erklärte, daß es sich um vertrauliche Informationen handelte, und konnte im Sinne der Straf prozeßordnung sich weigern, die Quellen sei ner Informationen anzugeben. „Dann ersuche ich, daß zu Protokoll komme, daß im Sinne des Art. 349 des Strafgesetzbuches diese Aus sage als nichtig angesehen werde.“ Nach einer kurzen Pause wurde Major Michelangelo Gobbi, Kommandant der „inter nen Gruppe“ der Carabinieri

im östlichen und nordöstlichen Teil der Provinz gehört. Auf die Frage des Vorsitzenden, wieviele Fest nahmen in seinem Amtsbereich vorgenommen worden seien, antwortete der Zeuge, daß es ungefähr 150 bis 200 waren. „Wir mußten, was die Festnahme, die Verhöre und die Bestä- Offensichtliche Mängel in Ueber eineinhalb Stunden dauerte sodann die Einvernahme des ehemaligen Komman danten der „Außengruppe“ der Carabinieri für den östlichen und nordöstlichen Teil der Provinz, Major Bruno Pagani, der heute

die Carabinieristation von Savona befehligt. Der Zeuge gab an, daß er am 1. Juli nach Bozen gekommen und bereits am 15. Juli die Kom mandostelle der „Außengruppe“ übernommen habe. Major Pagani hatte am 16. Juli die Hausdurchsuchung bei Dr. Stanek geleitet, in deren Verlauf bekanntlich die verhängnisvol len Flugzettel zum Vorschein kamen. Es sei ihm bekannt, so sagte der Zeuge auf eine diesbezügliche Frage des Präsidenten, daß schon vorher bei Dr. Stanek eine Hausdurch suchung durchgeführt worden war. Ebenso

habe er auch davon Kenntnis, daß im Jänner 1961 der Parteisitz der SVP in der Villa Brigl durchsucht worden war. Der Vorsitzende forderte den Zeugen sodann auf, die Vorgeschichte zur Hausdurchsuchung bei Dr. Stanek zu erzählen, sowie die Haus durchsuchung genau zu schildern. Dazu sagte Major Pagani: „Wir wußten, daß Dr. Stanek kein Außenstehender der irredentistischen Be wegung und eine der wichtigsten Persönlich keiten im politischen Leben Südtirols war. Unsere diesbezüglichen Informationen gehen hauptsächlich

auf die Aussagen der Ange klagten Pichler und Selm zurück. Außerdem hatte uns ein Konfident hinterbracht, daß im Keller des Hauses von Dr. Stanek eine Druck maschine stünde.“ Major Pagani Uber Hausdurchsuchung bei Or. Hans Stanek Zur Hausdurchsuchung selbst sagte Major Pagani: „Am 16. Juli fuhr ich mit dem Haupt mann Vetuli und dem Maresciallo Hofer sowie sechs bis sieben Carabinieri zur Villa Dr. Sta neks in der Elvaser Straße. Der Haupteingang war verschlossen. Durch die Glastür des Sei teneinganges

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