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Tiroler Wastl
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Seite 7 von 8
Datum: 26.08.1925
Umfang: 8
, Mutter Maiers Ur großvater soll doch anno 1809 kaiserlicher Offizier ge wesen sein. . .!— f£et Major kam nach Hause. ' i Mutter Maier verschwand in die Küche, Anneliese trug einen mit der Vormittagspost eingetaufenen Brief aus England in des Majors Zimmer. jDer Major bat um ein Glas Wasser. Anneliese holte es. Der Major las indessen den Brief. Anneliese brachte das Wasser. „Well, Fräulein Anneliese" — der Major zeigte sein liebenswürdigstes Lächeln — „habe Sie schon gestern fragen wollen — möchten

Sie mit mir nach England gehen —?" Anneliese wurde rot, feuerrot. Sie wollte etwas sagen, aber der Major sprach weiter: „Ich reise nämlich übermorgen ab!" „Herr sMajor", Anneliese stotterte vor Erregung, „Herr Major, Ihr — Ihr Antragt — verzeihen Sie — Ihr Antrag kommt'mir so überraschend Ich Wollen Sie nicht mit meiner Mutter reden —?" Frau Maier erschien in diesekü Augenblick mit einer frisch gefüllten Vase unter der Tür: „Ein paar Blumen, Herr Major —!" j ,^Jch danke, werden wohl die lebten

—" „Wie? Was? Die 'letzten? — Wollen Herr Major?" „Ja, ich muß — übermorgen! Aber", und des Majors und Anneliese Blicke kreuzten sich für einen Augenblick, „ich wollte vorher noch —" „Mutter, der Herr Major bat mich soeben gefragt, ob —" ,>Ja, Frau Maier, ob Ihre Tochter mit mir nach England gehen wollte —" Wrrwe Katharina Maier wuchs. Um einen Zoll — um einen weiteren Zoll — wurde Würde — wurde Mama, ganz, ganz Mama. . . „Herr Major, Ihr Antrag ehrt uns —!" „Oh. bitte nur keine Förmlichkeiten, liebe Frau Maier

: ,,Es tut uns wirklich s e hr'ckeid, Herr Major, aber — nicht wahr, Anneliese — du bist aus Oesterreich absolut nicht hin auszubringen !? Anneliese nickte melancholisch. — Mit Mutter und Tochter verschwand auch die frisch gefüllte Blumenvase.. „ Gasthof „Speckbacher ' 4 Innsbruck, Maximiiianstrafie 35 vr i. Tiroler Weinstube “W Gut bürgerliche Küche — Fremdenzimmer — Telephon Nr. 1003/4 Wastls Gerichts-Chronik. Ein recht vielseitiger Herr, der seine Fähig keiten auf den verschiedensten Gebieten bewies

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Lienzer Nachrichten
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Seite 3 von 12
Datum: 26.06.1925
Umfang: 12
Gesicht von zahlreichen Furchen durchzogen. Auch sein Anzug war nicht mehr so tadellos wie früher; die Bügel falte der Beinkleider war verschwunden und der Rock zeigte am Kragen und an den Aer- meln einige Spuren des Alters. Ein Herr ließ sich am Tische des Majors nieder. „Sie erlauben wohl, Herr Major," sagte er höflich>. Ter Major würdigte ihn keiner Antwort. „Herr Major scheinen mich nicht mehr zu kennen." Ta sah dieser auf unp erkannte den „Dok tor" Arnoldi. „Ich glaubte, Sie säßen noch in Moabit

," knurrte er ungnädig. Arnoldi lachte. „Doch nicht, Herr Major," erwiderte er. „Die paar Wochen Haft, die man mir auf- gebrumMt hat, sind schon längst abgesessen." „Hm — ja — und was treiben Sie jetzt?" Arnoldi zuckte die Achseln. „Gelegenheitsarbeiter, Herr Major," sagte er spöttisch „Lassen Sie sich nur nicht wieder fassen," fuhr der Major fort. „Werde mich schon in Acht nehmen, Herr Major —" Dieser wandte sich ab. Die Gesellschaft des „Doktors" war ihm sichtlich unangenehm. Man konnte auch wirklich

er sich zu dem Major hinüberbog. „Zum Glück war ja der Hofrat verschwunden, sonst hätte man ihn auch festgesetzt. Na, jetzt hat er ja seine Ruhe. Herr Major wissen doch, daß der Hofrat ge storben ist?" „Woher wissen Sie das?" „Nun, ich sollte es doch wohl wissen. Ich habe den Schaden davon. Er hatte mir eine kleine Rente zugesagt, aber er hat ja sein ggnzes Vermögen in Monte Carlo verspielt und ist dann gestorben — schon vor Monaten, Herr Major. Denken Sie auch manchmal noch an Herrn von Winnefeld

?" „Was ist mit ihm? Er hat ja schon iw Frühjahr den Abschied genommen, um sein Gut zu bewirtschaften." „Ja, und er hat sich verheiratet." „Davon weiß ich nichts." „Er hat auch in aller Stille geheiratet. Wohl, wegen der Familientrauer", setzte er mit spöttischem Lächeln hinzu. „Wer ist denn gestorben?" „Na, der Vater der Braut." „Und diese Braut — ?" „Ist Fräulein Ella Mohrmann, Herr Ma jor. Nicht währ, eine sehr passende Heirat für einen Herrn von Winnefeld?" „Darüber steht Ihnen kein Urteil zu," un terbrach ihn der Major

, der sich über das höhnische Grinsen des verkommenen Menschen ärgerte. Tann erhob er sich!, zahlte, griff flüchtig grüßend an den Hut und entfernte sich', Groll und Aevger im Herzen. Er schlenderte die Friedrichstraße entlang. Ta sah er vor dem Schaufenster eines Ju weliers einen Herrn und eine Dame stehen, die ihm bekannt vorkamen. Unbemerkt beobachtete er sie, und jetzt erkannte er das Arm in Arm dastehende Paar: es war Henning Winnefeld uno Ella Moyrmänn: Ter Major wollte dem jungen Paare aus biegen. Aber schon

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Lienzer Nachrichten
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Seite 4 von 12
Datum: 26.06.1925
Umfang: 12
u. mehrmonatlich gebundene und ebenso kündbare Einlagen. Lienzer Sparkasse Tiroler Bauernsparkasse. Zahlstelle Lienz Tiroler Genossenschafts-Verband r. G m. b. H. Innsbruck, Niederlassung Lienz. + 618 r „Ich danke Ihnen, Herr Major," entgeg- nete sie schüchtern. Sie wußte nicht recht, wie sie sich dem Major gegenüber verhalten sollte. Aber dem allen. Freunde ihres Vaters wollte sie nicht unfreundlich ^begegnen. Von all den Herren, die in dem Lalon ihres Vaters verkehrt hat ten, war der Major

ihr noch der liebste ge wesen. „Tie Herrschaften sind wohl auf der Hoch zeitsreise?" fragte Bietendüwel lächelnd. „Doch nicht, Herr Major," entgegnete Hen ning. „Ein Geschäft führte mich nach Berlin, ich mußte eine Mähmaschine kaufen. Wir sind ja schon alte Eheleute! Sechs Wochen schon verheiratet," setzte er lächelnd hinzu. „Gratuliere aufrichtig!" „Aber jetzt ist mein Geschäft beendigt und wir wollen irgendwo essen," fuhr Henning fort.^ „Haben Sie etwas vor, Herr Major? Sonlt würden Sie uns ein Vergnügen

machen, wenn Sie mit inte kämen. Ich.' denke, wir gehen nach> Habels Weinstuben." „Wenn ich nicht fürchten muß, zu stören." „Aber durchaus nicht, Herr Major! Ich bitte Sie, feien Sie heute mein Gast." In fröhlicher Stimmung begab man sich nach dem Restaurant. Es waren behagliche Stunden, hie inan bei einem vorzüglichen Mahle und einer guten Flasche Wein verlebte. Seit langer Zeit hatte sich, der Major nicht so wohlgefühlt. 'Er lebte ordentlich wieder auf. Doch auch ernste Augenblicke gab es, in denen das Gespräch

stockte und jeder in ernste Ge danken versunken vor sich hinblickte. Es war spät geworden, als man sich trennte. Als Ella in das Auto stieg, das sie und .Henning nach dem Hotel bringen sollte, reichte sie dein Major noch einmal die Hand. „Auf Wiedersehen, Herr v. Bietendüwel," sprach sie lächelnd. „Besuchen Sie uns doch eiilwal in Lantow." „Ich würde glücklich sein, gnädige Frau." Herlning legte ihm die Hand auf den Arm. „Wahrhaftig, Herr Major," sagte er. „Sie müssen kommen. Nächstens habe ich große

Treibjagd auf Hasen. Dazu müssen Sie kotn- men." „Gern, gern, lieber Winnefeld!" „Also abgemacht! Ich teile Ihnen noch den Tag der Jagd mit. Und dann bleiben sie einige Zeit unser Gast." Er schüttelte dem Major die .Hand und sprang in den Wagen. Lächelnd nickte Ella dem Major noch ein mal zu, dann setzte sich das Auto in Be wegung und verschwand im Dunkel der Nacht. Langsam schritt der Major die Linden entlang. „Das hat der Winnefeld gut gemacht," murmelte er. „Aber ich gönne ihnen ihr Glück von ganzem

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Tiroler Wastl
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Seite 7 von 16
Datum: 23.08.1919
Umfang: 16
Gloffen zur Zeit 0 m Wie nennt man das, Herr Piech?? „Neueste Morgenzeitung", Sonntag, 27. I u l t 1919. Der Urtasdrief. Bon Roda Roda. In Banjaluka ist's geschehen. Da war ein sehr stren ger Etappenkommandant. Major Mirkowitsch, der hielt auch im Krieg noch auf haargenau vorschriftsmäßige Klei dung. Eines Tages, als er durch die Stadt ging, ward er eines Deutschmeisters gewahr, eines Wiener Fiakers, der aller hand Kinkerlitzchen, Bänder und Medaillen an der Kappe trug. Der Herr Major sauste

wie ein Habicht los. Der Deutschmeister suchte wie ein Stieglitz abzuflattern. Ge- riet aber vor ein verschlossenes Haustor und mutzte dumm Achen bleiben. Der Herr Major hätte den Mann nun anbrüllen kön nen. Er wollte das Gericht aber kalt genießen Er sah das verschlossene Haustor an, den bunten Vogel, -er ihm hatte entwischen wollen, und fragte sehr ruhig: „Wie heißen Sie? — Nun? Wtrd's? Wie heißen Sie, Himmelherrgott noch einmal, können Sie nicht reden?" Der Deutschmeister in seiner Not stammelte: „Nem

tudom nemetm." (Ich kann nicht deutsch.) „Ach so, ein Magyar vom Theresienregiment," sagte der Major. „Auch blaue Aufschläge. Auch weiße Knüpfe." Schrieb in seinen Block: „Dieser Mann ist zu verhaften und mir morgen beim Rapport vorzuführen. Mtrkowitsch, Major." Ritz das Blatt aus dem Block und reichte es dem Deutschmeister. „Hauptwache! Verstehst du? Trag es „Jgen is!" rief der Deutschmeister. Marschierte auf die Hauptwache zu. Der Major sah ihm zufrieden nach. Der Sckurk aber, der Deutschmeister

, der Schuft bog in der -ritten Gasse ab, nach der Wohnung des Majors, und fand dort den Offiziersdiener Ibrahim Hamalowitsch. „Du", sagte er, „Bosniak! Kennst mich?" Ibrahim schüttelte den Kopf luptwache banl" achte kehrt und „Alsdann trag diesen Zettet auf die Hauptwache! Hier 7 - unterschrieben dein Major: Mirkowitsch. Stehst? Er hat bekohlen. Auf die Hauptwache. Verstehst." An diesem Abend verließ den Herrn Major feine Ruhe. Denn er hatte niemand, der ihm die Stiefel auszog und den Ter ans Bett brachte

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 10.09.1926
Umfang: 8
des Nachkömmlings keinen Anspruch > erhebt, in irgend einer gesetzlich ftstzulegenden Form die Ein- tmltigung zur Fruchtabtreibung zu geben, und dafür zu sor gen, daß dieser Eingriff mit der geringstmöglichen Gefahr für die Mutter vorgenonnnen werden kann." Maria D u c i a. Aus Um Gerichtssaal. Set k. u. k. Ztimdesdiinlel vor dem Richter. Es war gewiß kein weltbewegendes Ereignis, das ge stern den Major M o l l i n g des AIR. 12 Innsbruck vor die Schranken des Innsbrucker Bezirksgerichtes brachte

. Der Sachverhalt ist kurz der: Bor einigen Wochen kam der Herr Major nach Ablauf der Amtsstunden in die Kanzlei des Richters Dr. Morend beim Bezirksgerichte in Hall, um in einer Legalisiernngssache eine Auskunft zu erlangen. Bei dieser Gelegenheit tarn es anscheinend wegen des anmaßen den Verhaltens des Herrn Major zu einigen Kontroversen mit dem Richter, bei welcher Gelegenheit der Herr Major gegenüber dein Richter u. a. die Bemerkung machte: „Reden Sie keinen Unsinn daher" und „Sie sind mir gegenüber

noch zu jung" usw. Der dienstführende Landesgerichtsrat Dr. Peskvldernngg lehnte wegen Ablauf der Amtsstunden die Aufnahme eines Protokolles in dieser Angelegenheit ab, weshalb Major Molling im Dienstwege eine Beschwerde an das Landesgerichtspräsidium richtete, in der er gegen den Richter verschiedene Beschuldigungen erhob. U. a. auch die, „er habe sich nicht benomnren w'e ein Richter, habe geschrien und gebrüllt und habe den Major mit speichelnassen Frngern (schrecklich!) an der Achselklappe

hin- und hergezerrt". Der Richter Dr. Morend erhob nun wegen dieser diversen Schmähungen gegen Major Molling die Anklage wegen Ehrenbeleidigung. Nebenher lies auch eine Uffizialanklage der Staatsanwaltschaft wegen Amtsehrenbeleidigung. Das Beweisverfahren beschränkte sich auf die Einvernahme der Frau Major Molling, die unter Eid vernommen, die An gaben ihres Mannes natürlich bestätigte, während der da mals amtierende Schriftführer für den Richter aussagte. Der Vorsitzende Dr. Hohenleitner kam zu einem Schuld

spruch und verurteilte den Major Molling zu 50 Schilling Geldstrafe und Tragung der P> ozeßlosten. Major Molling war durch Dr. Schnßnigg und der Richter Dr. Morend durch Dr. Meier aus Hall vertreten. Der Vertreter des Majors meldete gegen Schuld und Bestrafung die Berufung an. (Vor Beginn der Verhandlung stellte Major Molling pflichtgemäß den Antrag auf Ausschluß der Oefsentlichkeit, welcher Antrag aber vom Richter naturgemäß abgelehnt wurde.) An und für sich ein ganz unbedeutender Vorfall

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 28.07.1925
Umfang: 8
, als auch der Wehrbundobmann Major H anreich den allerdings mißlungenen Versuch unter nahmen, in der bürgerlichen Presse unsere Behauptungen abzuschwächen. Dabei hat Major Hanreich auch einen kleinen Teil eines Brieses veröffentlicht, den Jdl vor seinem Tode an seinen Kompagniekommandanten Major Roma ge richtet hat. Wir haben bereits vor einigen Tagen den Herrn Hanreich ausgefordert, den ganzen Inhalt des Brie fes zu veröffentlichen, damilt die Bevölkerung die Wahrheits liebe und Objektivität des Wehrbundobmannes kennen

.) „Sehr geehrter Herr Major Dr. R.! Ich danke Ihnen das letztem«! aufs 'herzlichste, 'daß Sie mich immer verschonten und stets daraus bedacht waren, mich aus die sem -Sumpfe zu befreien. (Jdl meint hiemit die wiederholten Ver suche seines Kompagniekommandanten, ihn aus 'den rechten Weg zu bringen und seine äußerst verworrenen Geldverhältn-isft zu ordnen.) Der eigentliche Grund (des Selbstmordes) war immer, das Ansehen zu retten, nicht die Knechtschaft oder Druck meiner Vorgesetzten, sondern ich muß dar

- über schwelgen, weil ich es ehrenwörtlich versprach. Ich bitte Herril Major um Verzeihung und lassen Sie mir 'den Frieden, den ich durch meinen Tod in den Bergen suchte. Möge Gott mir nicht so hart die Strafe zumessen, denn ich konnte diesen seelischen De pressionen nicht mehr standhalten. (Jdl meint seine verschiedenen Liebschaften, Aliurmtationsverpslichturigen und sonstigen Schulden.) Ich danke Ihnen im Nachhinein für Ihre Geduld mit mir und glaube, Sie werden n i ch t z u h a r t über mich urteilen

. Werter Herr Major, was ich besaß, das war ein gnter Kern, der jedoch durch meinen wahrlich großen Leichtsinn geschädigt wurde, aber ehrlich, Herr Major, das war ich immer, und glauben Sie nicht, daß ich Angst hatte vor meiner Verhandlung. Nein, der Grund meines Todes bleibt verborgen, denn es muß so sein. Ihr ergebener, verlassener Untergebener Jdl." Und nun l-assen wir den Brief im Original folgen. Die von Hanreich gestrichenen Stellen sind durch Fettdruck her vorgehoben. Das Original. Verehrter

Herr Major Dr. Roma! Ich -danke Ihnen das letztemal auf das herzlichste, daß Sie mich immer verschonten und stets daraus bedacht waren, mich aus diesem Sumpf zu befreien. Ich habe meine Mutter, die im Jahre 1923 starb, mit sechzehn Jahren schon erhalten, und ich könnte heute in einer andern Bahn stehen, die mich zum Wohle aller be stimmt hätte. Meiner Mutter ihr erster Verlobter wollte sie nach San Franzisko bringen, wo er ein Hotel besaß, doch ich war da mals sechs Jahre und die Mutter hatte Angst

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Lienzer Nachrichten
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Seite 4 von 12
Datum: 07.03.1925
Umfang: 12
ist sie, aber als Gesellschafterin Ellas ganz am Platze. Sie geniert in keiner Weise." Das Gespräch verstummte wieder, bis sie die Potsdamer Straße erreicht hatten, auf der das großstädtische Leben noch in vollem Strom weiterflutete. „Wo wollen wir einkehren?" fragte Hen ning. „Wenn es Ihnen recht ist, führe ich Sie in unseren Klub ein, Sie werden da eine nette Gesellschaft kennen lernen. Ein bißchen ge mischt, aber Herren der besten Kreise." „Es wird wohl gespielt?" fragte Henning lächelnd. „Bisweilen," erwiderte der Major

. Aber undurchsichtige Stores verhüllten die Fenster. Auf einer bequemen, mit einein roten Läufer bedeckten Tische stieg man zu den Räu men des Klubs emppr. Im Vorzimmer empfing die Eintreten den ein älterer Mann mit zerknittertem, fal tenreichen Gesicht, der ihnen die Mäntel ab nahm. „Viel Gesellschaft da, Behrens?" fragte der Major. „Es geht, Herr Major," erwiderte der Garderobier mit einer dumpfen Grabesstimme. „Ach, Herr Major!" rief plötzlich eine Stimme. „Je später der Abend, desto schöner die Gäste. — Darf

ich bitten, mich vorzu stellen?" „Ich sollte meinen, lieber Doktor, Sie kennen den Herrn," erwiderte der Major. „Ja -— in der Tat! — Ach, jetzt entsinne ich' mich! Herr Oberleutnant von Winnefeld! Nicht wahr?" „Allerdings," sagte Henning, der zu seinem Erstaunen in dem eleganten, kleinen Herrn den Sekretär Arnoldi, den „verbummelten Studenten", wiedererkannte. „Sehr erfreut, Sie wiederzusehen, Herr von Winnefeld," fuhr der kleine Sekretär, der jetzt Doktor genannt wurde, fort und- schüt telte Henning

Kellner bediente lautlos die Herren, die ein Glas Wein, eine Tasse Tee oder dergleichen tranken. Als der Major und' Henning eintraten, sahen die Herren auf und begrüßten den Majßsr mit einem Winken der Hand. „Darf ich den Herren meinen Kameraden, Herrn Oberleutnant von Winnefeld vorstel len?" sagte der Major. Man erhob sich halb aus den Sesseln und murmelte einige Namen, die Henning nicht verstand. „Das sieht verflucht langweilig hier aus," lachte der Major. „Gehen Sie nur ins Spielzimmer

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 9 von 16
Datum: 26.01.1928
Umfang: 16
!" Ein Artillerie-Leutnant, der in der Ecke gehockt, die Knie angezogen bis zur Brust, steht, wie nun auch der Major hereinkommt, langsam aus: „Aber keene Munition!" Major von Bünau umspannt den Lauf der Muskete, die auch er genommen, mit beiden Händen: „Ich habe mich eben mal umgesehen draußen, über die Bauernkerle passen höllisch aus. Kaum halt' ich die Rase rausjesteckt, da ging die Schießerei auch schon los. Sogar aus dem Walde? Fragt Hauptmann von Schönberg: „Tragen denn die Stutzen bis hierher?" ,/öewißl

" meint der Major, und nun sehen sie erst, daß es ihm rot vom Arme tropft. Der Feldmedikus will zuspringen, doch der Major wehrt ab: „Nichts von Bedeutung!" Und er spricht mit den anderen Offiziers von Ausfall und Durchschlagen nach Sterzing. Aber schon bringen Bauernhausen auf den Widum ein. Wer versucht zur Schmiede hinüber zu kommen, bleibt liegen. Draußen schreien die Lackl. Die Sachsen verstehen nicht. Da tritt einer vor, so nah, daß Korporal Dose den Major fragt: „Soll ich 'n umlegen, Herr Major

?" Major von Bünau schüttÄt den Kovf: „Rein, erst hören, was er sagt!" Ruft der drüben, die Hände rechts und links am Mund: ,-Seid's gescheit! 's nutzt nix! Wann ihr euch nit geben tut's, schüren wir's Haus an!" Aber der Major entscheidet: „Rein! Weiter! Meder hebts an . Wie es da Nachmittag wird, meldet der Leutnant von Seebach: „Keine Patronen mehr!" Immer näher, immer dichter kommen die Lackl Heran. Was soll ihnen geschchn? Einer steht da, den noch rauchenden Stutzen in der Hand, den Rock Wer

der Achsel. Ruft mit blitzen den Augen: „Zum Schießen habt ihr nix. Mörder und Mordbrenner wie euer Marschall san wir nit. Gebts euch!" Der Major blickt sich um. Hauptmann von Schön berg liegt vor der Schwelle, unbeweglich, mit seinem Loch über dem rechten Auge. Der Artillerie-Leutnant sitzt wieder an der Wand, die Knie angezogen, aber der Kops hängt ihm seltsam zur Seite. Wie so der Major seine paar Leute ansieht, beißen die Sachsen die Zähne aufeinander. Mag ihn keiner anblicken. Inzwischen aber lebt

eingetan. Stchen herum, untersuchen sie, legen an, zielen: können sie gut brauchen, statt der alten ausgöschossenen Scheiter. Der Spöck verlangt, bie Sachsen sollen auch die Patronen abgeben. Haben keine mchr, sagen sie. Wollen sie die Lackl betrügen? Und gleich wendet man ihnen die Taschen um. Finden nichts. Gcht da der Spöck auf Major von Bünau zu, streckt ihm die Hand entgegen: „Ähr seid's tapfere Leut!" Finster nimmt der Major des Bauern Hand. Fast ist's, als wie einst, als dem Spöck am Brenner

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Alpenländer-Bote
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Seite 4 von 12
Datum: 01.10.1922
Umfang: 12
für fünfzig Zei tungen zugleich. Eben war wieder ein solch furchtbarer Tag, der : >ie ein Abbild der beginnenden Sintflut sich an sah, als der alte Major Sturm in den Speisesaal trat. Von seinem Loden rieselte der Regen so rcich- . ich, daß sich rings um ihn auf dem Estrich kleine Seen bildeten, und aus der Krempe seines Hutes el m kleiner Wasserfall nieder. „Meine Herrschaften," ries er, sich leicht vernei-- nd, „ich habe eine Entdeckung gemacht!" „Haben Sie vielleicht irgendwo die Sonne ent- ckt

dort einen jungen Blinden, der prächtige Körbe macht und verschie dene Bürsten verfertigt." „Ah, wohl auch Haarbürsten?" unterbrach bos haft eine Dame und sah scharf nach des Majors Kahlkopf. Der Major schluckte eine galant^ Ungezogenheit hinunter. „Ein arbeitender Blinder," fuhr er fort, „der sich durch seine Geschicklichkeit ehrlich durch die Welt schlägt, ist immerhin schon eine Entdeckung. Aber wenn ich Ihnen sage, daß der Blinde ein Vir tuose aus dem Klavier, aus der Violine und Zither

ist! Habe ich dann zu viel gesagt, wenn ich mich mei- uer Entdeckung freue und rühme?" „Mein lieber Major!" versetzte die eine Schrift stellerin mit etwas hochgelegener Nase, „Sie sind vom Regimente her den Lärm Ihrer Militärmusik gewöhnt; verzeihen Sie, wenn wir. die wir von und in der höheren Aesthetik leben, Ihr Urteil vor erst noch anzweifeln." Nun riß dem guten Major das bißchen Geduld, über das er mühsam verfügte. „Alle Wetter." ries er und stampfte mit dem Fuße, „Ihr Weiber habt immer recht, wenn Ihr nur den Mund

ausmacht? Morgen kommt der ^lmde hierher, und dann sollt Ihr hören, daß der Major auch etwas von Musik versteht. Mer das sage ich Euch: Galant bin ich morgen nicht; mor gen rede ich Kommiß; meinetwegen sind alle Frauen der Welt da!" Am selben Abend sah man den braven Haudegen nicht wieder; jedoch am anderen Morgen erzählte die Wirtin geheimnisvoll, der gnädige Herr Major hätte am vergangenen Abend mehr roten Tiroler als je auf seinem Zimmer getrunken. Aber wie viel? sagte

sie doch nicht. Am anderen Tage nach dem Mittagstische kam Hans in Begleitung seiner Schwestern mit seiner Geige bepackt in dem Bade an. Der alte Major nahm ihn mit der Miene eines wohwollenden Be schützers auf, die übrige Gesellschaft aber hielt sich in eiyer gewissen vornehme Entfernung; man konnte an ihm den Ungezogenheiten städtischer Bil dung um so leichter freien Laus lassen, als der „Bänkelmusikant" ja blind war und man ihn dar um um so ungenierter durch die Lorgnette mustern konnte, und aus seine Schwester

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Tiroler Wastl
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Seite 3 von 8
Datum: 14.04.1926
Umfang: 8
s -. B r u d e r s ch a f t". Der Kerr Major und das Loch. 1 In den Neunziger-Jahren lag in Innsbruck das tschechische k. u. k. Infanterie-Regiment Prinz von Sachsen Nr. 11, aus Pisek in Böhmen, aschgraue Aufschläge, gelbe Knöpfe, in Garnison. Da sich die einheimische Be völkerung, insbesondere der weibliche Teil, mit den Böh maken nicht besonders gut vertrug, sich aber trotzdem auch Evastöchter fanden, die sich der Soldaten aus dem Po- vidlland annahmen und mit ihnen Freundschaft schlossen, gab's häufig Reibereien

und Streitigkeiten, die ihren Höhe punkt in der berühmten Schlacht von St. Nikolaus fanden, wo eine als Assistenz ausgerückte Kompagnie vor den wildggwordenen Koatlacklern beiderlei Geschlechts kapitu lieren und abziehen mußte. Doch davon ein anderesmal. Ich will ja vom Herrn Major und dem Loch erzählen. Also, da war bei den Elfern ein Major, gefürch.et weit und breit wegen seiner Strenge und Grobheit, hinter der er sein etwas fadenscheiniges Wissen verbarg. An einem warmen Frühlingstag befahl

, nicht für immerwährende Zeiten bestehen lassen konnte, erging der Befehl an das Bataillon^ die mit so vieler Mühe hergestellten Erdlöcher am nächsten Vormittag zuzuschütten. Bei diesem Zuschütten bäeb nun trotz des Feststampfens eine ganz beträchtliche Menge Erde Übrig, die in Gestalt eines mannshohen, pyramidenför migen Haufens mitten am Prügetbau thronte. Als der gestrenge Herr Major angeritten kam, um sich vom Fort schritt der Arbeit zu überzeugen und die Melüung erhielt, daß alles wieder eingeebnet sei, zeigte

er wutflammenh auf den oininösen Erdhaufen und schrie: „Was, einge ebnet!? Was ist das für ein Sauhaufen?" Der Pionier oberleutnant meldete,schück)tern, daß das die übriggebliebens Erde fet, man könne die aufgegrabene Scholle trotz Fest- stampfens nicht nrehr auf ihr ursprüngliches Volumen zurückbringen!" „Das ist mir ganz Wurst, der Haufen muß weg!" brüllte der Major. „Zwanzig Mann mit Schaufeln antreten und die Erde zum Jmr hinüber schaufeln und dort hineinwerfen!" befahl nun der Oberleutnant

. Als der Major diesen Befehl hörte, donnerte er los: „Was befehl'n S' da, Sie unprak tischer Unglücksmensch! Das weite Stück zum Inn hinü ber wollen S' die Erd'n trag'n lass'n? Da machen S' doch viel einfacher gleich hier a Loch auf und werfen S' die Erd'n nein!" Ueber das was weiter geschah, schweigt die Chronik. Austria-Tauz-Palast Innsbruck, Anichstraße 24 Vornehmstes Vergnügungs - Lokal Max Ambach, Besitzer.

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Haller Lokalanzeiger
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Seite 1 von 4
Datum: 15.10.1921
Umfang: 4
be teiligten. Auszeichnung. Die Kommission für Nachprüfung der Dekorierungs-Eingaben im Kriegsministerium hat dem Standschützen-Major Franz Fuchs, einem gebürtigen Haller, welcher sich derzeit in München aufhält, den Orden der eisernen Krone dritter Klasse zuerkannt. Hall, 15. Oktober 1921. Major Fuchs kommandierte bekanntlich das Standschützen-Baon Innsbruck II, zu dem die Haller eine Kompanie stellten. An fangs im Kreuzberg-Gebiet mit dem Ba taillon, kam es im Frühling 1916 in den Abschnitt Monte Piano

, wo das Baon seine schlechteste Stellung gehabt haben dürfte. Major Fuchs war ein unermüdlicher Begeher der Schützengräben, trotzdem das Baon damals nur ein administratives Kom mando innehatte. Im März 1917 wurde das Baon wieder ins Kreuzberggebiet ver setzt, und hier erhielt Major Fuchs die wichtigste Stellung, den vorgeschobensten Keilposten Seikofel und damit das taktische Kommando. Es hat ihm viel Mühe gekostet, ebenso wie der Mannschaft, die viel Schweiß auf den Ausbau der Stellung verwendete

Feuerzeichen auf. Major Fuchs weckte seine Umgebung mit den Worten: 3. Jahrgang. „Auf nach Italien!" Ein unsagbares Gefühl erfaßte damals alle. Neuerliche Vorstöße wurden jedoch abermals mit starkem Feuer empfangen. Das war indessen Täuschung durch den Feind, wie sich später heraus stellte. Die Haller Standschützen hatten da mals Tag und Nacht keine Ruhe. Alle Stunden mußte ein anderer Zug an die feindlichen Schützengräben heranpirschen und versuchen hineinzukommen. In der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober

schossen die Italiener zur Täuschung schon von weither ihre letzten Grüße: alle 10 Minuten eine Dreißiger-Granate. Um 7 Uhr früh des nächsten Tages drang Zugsführer Sieberer („Vindelicia "-Hall) mit seinem Zug in die Spitzstellung ein, fast gleichzeitig mit ihm rechts ein Oberjäger aus Wattens. Die Gräben waren leer, aber viel Vorräte wurden gefunden. Major Fuchs drang in Begleitung von 3 Mann weiter bis auf den Monte Croce vor. Noch 2 Tage verblieb das Bataillon, dann ging es in Tagmärschen von Ort

zu Ort, bis es einwaggoniert und nach Trient geführt wurde. Die ehrenvollste Zeit des Bataillons allerdings war die Besetzung des Seikofels. Hier gab Major Fuchs Beweise außeror dentlicher Aufopferung und wirklichen Dienst eifers. Er schlief wochenlang hindurch kaum 2 Stunden täglich. Dieser Eifer war aller dings nichts für die Mannschaft, die lieber Der Bürgermeister von *> Holzhäuser». Soziale Skizze von F. v. d. Marchfelden. So verging auch das 4. Jahr des Bürger meisters mit neuen Erfolgen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 09.07.1925
Umfang: 8
, der am meisten belastet erscheint, ist verschwunden. Eine Kindesleiche gefunden. Samstag ftüh wurde im neuen Master Friedhof die Leiche eines neugeborenen Kin des gefunden. Autofahrschule Walli, Innsbruck, Boznerplatz 9, Pro spekte kostenlos. Bez. 642 Wie weit reicht der lange Arm der Wehrbundes? Der Obmann des Tiroler Wehrbundes, Major Han- reich, hat bekanntlich die Behauptung aufgestellt, daß „der Arm des Wehrbundes weiter reiche, als die Roten glau ben". Leider war dieser Arm meist lang genug, um Ver

schlechterungen für die Wchrmänner herbeizusühren, ist aber immer viel zu kurz, wenn es gilt, für die Rechte der Wchrmänner einzutveten. Da gäbe es zum Beispiel bei der Verbindungskompagnie in Innsbruck gleich eine nette Arbeit. Eindruckschinden. Der Kommandant dieser Kompagnie, Major Gratzy, stcht auf dem Standpunkte des „Eindruckschindens". Aller dings geht dies auf Kosten der Wchrmänner, während der Herr Major sich von dieser „Schinderei" geflissentlich frei- hält. Unter dieser Devise wurde der Kompagnie

den gan zen Winter hindurch täglich eine Munde Mchrbeschäftigung angehängt. Selbstverständlich erregte dies den berechtig ten Unwillen der Wchrmänner. Der Herr Major vertrö stete die Leute jedoch damit, daß er ihnen versprach, den Sommer hindurch die Mchrbeschästigung des Winters ein-- zubringen. Der Sommer ist nun gekommen und der Herr Major hat nicht nur fein Versprechen vergessen, sondern schindet feine Kompagnie eindrucksvoll weiter. So zum Beispiel fand an dem dem Fronleichnamstag. folgenden Tage

eine Uebung statt, wobei sich Major Gratzy bereit er klärte, schon am Fronleichnamstage mit feiner Kompagnie abzumarschieren. Daß dieser Plan nicht durchging, ist wahrlich nicht fein Verdienst. Die Wehrmänner haben gar kein Verständnis .dafür, daß ihr Kommandant auf ihre Kosten Eindruck schindet, um dafür oben gut angefchrieben zu sein; wenn er schon das will, so soll er sich gefälligst selber schinden. Ein andermal erhielt der diensthabende Offizier von Gratzy den Befehl, die Beschäftigung bis 6 Uhr

abends auszudehnen, weil das am nächsten Tage stattftn- dende Baden eh' eine Erholung sei. Wenn irgendwo ein Schnackerlverein eine Festfeier 'hat, so werden die Kom- pagnieangchürigen von ihren Kommandanten so ein drucksvoll 'bearbeitet, daß sie „freiwillig" an diesen Festen teilnchmen. Daß den Wehrmännern dadurch der freie Sonntag verloren geht, kümmert den Herrn Major wenig. Blinder Urlaub. Dafür nimmt er es mit feinem Dienst aber auch sehr genau, kommt in die Kaserne, wenn es ihm gerade paßt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 13.08.1923
Umfang: 8
. Da waren vor dem Grazer Landesgericht die Vertrauensmänner Raimund Unterweger und Alois Pfneißl dieses schweren Verbrechens ange klagt, und zwar aus folgenden „Gründen": Im Frühling 1922 hat die Mannschaft gegen den Kommandanten des in Deutsch-Minihof im Bur genland stationierten Zuges, Major Getzei, immer wieder Beschwerde geführt, und der Vertrauens mann Unterweger nahm sie pflichtgemäß entgegen. Einmal mußten die Wehrmänner mehreremale das Kommando „Nieder!" ausführen — wer beim Mi litär war, weiß, wie viele

Schikanen man mit die sem Kommando verbinden kann —> und nachmit tags wurde ihnen befohlen, die Gewehre zu putzen. Die Leute beschwerten sich darüber und Unterweger begab sich zu Getzei, um ihm die Beschwerde vorzu legen. Im Laufe der Unterredung erklärte er, daß das Kommando „Nieder!" nicht notwendig gewesen sei und daß er es für vernünftiger halten würde, die Mannschaft in den Dienstesvorschriften zu unter richten, als sie die geputzten Gewehre noch einmal putzen zu lassen. Der Major verbat

. Einige der Leute warfen, als sie das miserable Quartier sahen, Gewehr und Tornister weg und erklärten, in diesem elenden Loch nicht wohnen zu wollen. Sie verlangten von Unterweger Abhilfe, und der Vertrauensmann er- ; stattete dem Major Meldung über den Vorfall und die Stimmung der Mannschaft. Der Major ging hinaus und erklärte den Soldaten, daß die Scheune nur als provisorische Unterkunft für zwei Nächte ge dacht sei. Er fragte, wer darüber Beschwerde führe. Niemand meldete sich, was Getzei zu der höhnischen

Bemerkung veranlaßte: „Was ist nun mit Ihrer Meldung?" Sie soll deshalb Meuterei sein! Bei einer Inspizierung wurde Unterweger vom Oberstbrigadier auf das schlechte Verhalten des Zu ges aufmerksam gemacht und ermahnt, seinen Ein fluß als Vertrauensmann geltend zu machen, um dem übermäßigen Alkoholkonsum zu steuern. Unter weger antwortete, er habe in diesem Sinne auf die Mannschaft eingewirkt, aber es helfe nichts, da der Major selbst trinke. Hier muß eingeschaltet werden, daß der Major Getzei allgemein

als Trinker bekannt war. Vor allem aber hatte der Wehrmann Schäffler erzählt, daß er einmal mit dem Major besoffen in einem Straßengraben gelegen sei. Außerdem hatte man öfter Zeichen von Trunkenheit an ihm bemerkt, was er mit dem Einwand pariert, daß er Neurastheniker sei imb daher oft einem Alkoholiker ähnlich sehe. Jedenfalls war den Offizieren diese unerschrockene Meldung peinlich und sie schickten den Vertrauens mann hinaus. Nach einer Weile rief ihn der Briga dier wieder und ftagte

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 20.01.1921
Umfang: 8
kaserne verlautbart worden ist, trotzdem es die Pflicht der Heeresverwaltungsstelle gewesen wäre, diese wichtige Aenderung sofort an die Truppe hinauszugeben. Am Mittwoch den 12 . ds. bat nun der Ver trauensmann der 2 . Kompagnie des AIR. 12 Hhllriegl gelegentlich der. Ausrückung seinen Kompagniekommandanten Major I a k 6 B um Enthebung vom Dienste, da er als Vertrauens mann zu tun hatte. Der Major verweigerte dies. Höllriegl berief sich anf das Verordnungsblatt 26/20, Punkt 20, wonach

Vertrauensmänner in Ausübung ihres Dienstes nicht behindert werden dürfen und bat nochmals um Enthebung, welche der Herr Major abermals barsch abschlug und dein Vertrauensmanne den Befehl erteilte, aus- rurücken rvnürkal verweigerte die Durch süh- rung dieses Befehles, worauf der Major dem Offiziersstellvertreter Passerini den Befehl er teilte. den Vertrauensmann zu verhaft m. Pas-. serini aber verständigte den Regiments-Solda- tenrat, welcher sich gegen die Verhaftung aus sprach, da Höllriegl vollkommen

im Rechte sei. An diesem Tage traute- sich der Herr Major Jakob nichts mehr gegen Höllriegl zu unternehmen, kr die Stimmung der Mannschaft gegen ihren Kompagniekommandanten ohnedies nicht die beste war. Am Donnerstag zwischen 2 und 3 Uhr, als die Mannschaft bereits die Beschäftigung an getreten hatte, wurde Höllriegl in die Kompag niekanzlei. gerufen, wo sich bereits ein Oberjäger mit drei Mann mit „Bajonett auf" und je fünf scharfen Patronen vorfanden. Unter dem Schutze dieser bewaffneten Macht traute

sich der Herr Major dann, dem Höllriegl seine Verhaf tung anzukündigen, worauf dieser mittels der genannten Eskorte ins Landesgericht Innsbruck, am bellen Tage, wie ein Verbrecher, eingeliefert wurde. Dieses Vorgehen des Komvagnietommandan- ten Major Jakob sowie des Bataillonskomman danten Oberstleutnant G a st e i g e r (ein pro- nonzierter Christlichsozialer) war vollständig ge setzwidrig und erregte bei der Mannschaft izente Empörung Major Jakob war erstens nicht be rechtigt, die Verhaftung des Höllriegl

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Alpenländer-Bote
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Seite 5 von 12
Datum: 08.10.1922
Umfang: 12
Der Musikant. 6 Erzählung von F. S. Das Interesse an dem blinden Bauernjungerl, dem ein seltenes Talent eigen sein sollte, hatte die Künstlerischen und zum Wohl tun geneigten zahl reichen Kreise der Hauptstadt in Bewegung ver setzt, dazu kamen die vielen Neugierigen, die nur dann wirklich gelebt zu haben glauben, wenn sie alles gesehen und gehört haben, was ihnen erreich bar ist: was Wunder, wenn der grotze^, weite Kon zertsaal bis in den letzten Winkel gefüllt war?? Der gute Major

, wenn Sie vor dem Pubikum in jenem schlichten grauen Gewände erscheine.tr, das Sie aus dem Blinden hause mitgebracht hatten!" „Es ist mein Ehrenkleid!" entgegnete Hans be stimmt. „Die ganze Stadt kennt dieses Kleid und wird es nicht belächeln, wohl aber müßte sie dies dem Bauernjungen im Fracke gegenüber tun." Der Major gab sich gefangen, doch nicht zufrie den; allein er erkannte, daß jede weitere Einrede vergeblich, ja für die unerläßliche ruhige Stim mung des Atusikers jede Aufregung geradezu eine Gefahr

für den unverkürzten Erfolg war. Das Konzert nahm mit Ziner von einem mit wirkenden Künstler gespielten Klaviersonate sei nen Anfang. Nach deren Beendigung führte der' Major feinen Schützling mrf das Podium. Erst tiefe Stille, dann zog ein leises Flüstern durch den weiten Raum? Hans stand hochaufgerichtet auf seinem Platze, er schien auf das Geflüster zu lauschen; dann richtete er das lichtlose Auge nach oben, als redete er ein bittendes Wort mit dem Himmel. Sein Angesicht war ruhig, ernst und durchsichtig blaß

— und von jenem Augenblick an streifte er auch dem Genius seiner Musik den Blütenstaub der Poesie von den Flü geln. Und eigentümlich' Wenn er heimwärts seine Gedanken richtete, dann geschah es fast ohne Sehn- unh **h<*kiA fti* feinet Weiden. Körbe urH Bürsten, dann glitt es wie Lächeln Wer sein Ange sicht, und es war ihm wie einem Menschen, der des Spielzeuges seiner Kindheit sich erinnert. „Ich meine, wir sind hier zu Ende," sprach eines Tages der brave Major, in Hansens Zimmer tre tend. „Sie dürfen Ihre Kunst

. „Sie wollen doch nicht, daß ich mich jetzt wieder aus das einsame Dorf und in meine arme Hütte setze und meiner Finger Feingefühl an den Weiden meiner Körbe und an den rauhen Borsten meiner Bürsten Wstumpfe?" „Und Ihre Mutter?" fragte der Major nicht ohne einige Befangenheit. „Ich werde später wieder zu ihr zurückkehren, ich werde sie unterdessen unterstützen, ihr dank bare Liebe bewahren: aber heimkehren will und werde ich jetzt nicht!" „Was werden Sie denn tun?" fragte der Major mit verdüsterter Stimme. „Ich werde die Welt durchreisen." antwortete glühend

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 8 von 32
Datum: 31.12.1926
Umfang: 32
Die letzten Stunden des deutschen Kaiserreiches. Bom früheren Bevollmächtigten des Wronvrmzen. Major a. D. Kurt Anker, der während des Krieges Nachrichtenoffizier der Obersten Heeresleitung beim Stab des deutschen Kronprinzen war. auch nach dein Krieg in naher Perbindung mit dein Kronprinzen blieb urrd eine Zeitlang als desien Wortführer und Bevollmächtigter tätig war, veröffentlicht mr „Berliner Tageblatt" einen Artikel der großes Aufsehen erregen dürfte. Major Anker schildert

in diesem Artikel die letzten Stunden des Kaiserreiches, die er miterlebt hat, irnd erklärt sich schließlich klar und ent schieden für die Republik. Major Anker hat seinen Artikel zu dem Zweck geschrieben, den Ausdruck „Novemberver brecher" zu widerlegen und den Nachweis zu führen, daß der Zusammenbruch des Kaiserreiches mit Notlvendigkeit aus den Ereignissen folgte, und daß er nicht, wie die Rechts parteien behaupten, von „sozialdemokratischen und anderen Hochverrätern" herbeigeführt worden ist. Major Anker

berichtet, daß noch in den letzten Oktober- tagen 1918 der sozialdemokratische Kriegsberichterstatter Dr. Köster, der in der Republik später Minister gewesen ist. ihn in seiner Eigenschaft als Nachrichtenoffizier beim Stab des deutschen Kronprinzen aufsuchte, um Agitationsmate rial zu sammeln, mit dessen Hilfe er die Arbeiterschaft in Norddeutschland von radikal-revolutionären Unternehmun gen zurückhalten wollte. „Wenn." schreibt Major Anker, ..die Unruhen in den Novembertagen, die mit dein Matro

senaufstand begannen, sich mit rasender Eile über das ganze Land verbreiteten, so trifft die Schuld daran vor allem auch die heimische Militärbehörde, die ohne Aus nahme dem häufig lächerlich kleinen Matrosendruck hilflos gegenüberstand und widerstandslos kapitulierte. Bon einer solchen widerstandslosen Kapitulation des Gouverneurs von Köln berichtete dem Major Anker ein Generalstabs offizier des Gouvernements von Köln in einem Telephon gespräch. Am 7. November stellte Scheidemanu der Regierung

, im Sinne der von General Grüner gemachten Ausführungen. Auch der Kronprinz war inzwischen erschienen. Die Be ratung endete in der Mittagsstunde mit dem Ergebnis, daß der Kaiser sich entschloß, auf den Kaiserthron zu verzichten, daß er aber unter allen Umständen König von Preußen blei ben wollte. Major Anker bemerkt: Wenn dieser Gedanke des Kai sers, der nur kurze Zeit bestand, mit Waffengewalt durch- gesührt worden wäre, hätte dies das Ende der deutschen Einheit bedeutet. Der radikale Monarchismus

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 12
Datum: 16.04.1929
Umfang: 12
bergunkundig sein, seine Be gleiterin war allerdings schon einmal aus der Reither- (Nachdruck verboten.) 12 ZmtaiZama. Roman von Erich Baring-Eurasburg. UrheberrschtSfchutz von Carl Dvncker Verlag. Berlin, W. 62. Keichstr. L. „Der Schuft ist imstande, Ihre Schwester zu töten, ich kenne ihn," raunte der Japaner, der neben Wu hinter einem Felsen kniete, „lassen Sie mich machen, ich werde mit ihm reden " Der Major stand aus, steckte seinen Browning in die Tasche und zündete sich eine Zigarette an. „Turtai

-Vama," rief er hinab, „ich werde mit dir ver handeln, lege aber auch du deine Waffe weg und komm mir entgegen." Der Mönch atmete auf, als er den Major sah. Wohl war die Situation äußerst peinlich für Turtai, aber jetzt würde er sich herausreden können. Es war für den Oberleutnant nicht möglich, zu ver stehen, was die beiden verhandelten, aber sie sprachen lange miteinander. „Wer konnte ahnen, Herr Major, daß das Fräulein die Schwester des chinesischen Offiziers ist. Gewiß

gemacht wurde, wird er die Anfechtung zur Kenntnis nehmen müssen und der neue Gemeinderat muß, wenn der Anfechtung stattgegeben wird, nochmals zur Wahl zusammenkormnen. ,Jawohl, Herr Major, aber um eines möchte ich bitten, haben Sie nicht wo anders Verwendung für mich, denn hier im Uliasutaibezirk möchte ich aus gewissen Gründen nicht mehr bleiben." „Und diese Gründe?" ,Jch kann sie in der Eile nicht entwickeln, denn der Oberleutnant wird schon nnrrrhig und — sehen Sie, Herr Major, jetzt kommt

er schon den Hang herab. Aber meine Gründe sind seit dem Zusammentreffen mit Ihnen und Ihren Soldaten hier sehr stichhältig." Tatsächlich näherte sich Wu, die Pistole in der Rechten haltend, immer mehr den beiden. „Nur einen Augenblick noch Geduld," bat ihn der Japaner und wandte sich dann wieder dem Laura zu, der von neuem begann: ,Oerr Major, ich bitte nochmals um Verwendung an einem anderen Platze, und zwar außerhalb der Mongolei." Der Japaner überlegte einen Augenblick. Nein, ver- lorengchen durfte

der geschickte, rührige Agent dem Generalstabe auf keinen Fall, mochte er als Mensch auch noch so minderwertig sein. „Vielleicht würde Ihnen Tsingtau liegen, Turtai? Aber nein, Sie verstehen ja kein Wort deutsch. — Doch halt, ich habe es, in Wladiwostok glaube ich, werden Sie dem Friseur Siro Oba sehr willkommen sein. Sagen Sie ihm" — einen Moment dachte der Major scharf nach — „sagen Sie ihm, wenn er einmal allein irr seinem Geschäft ist, folgende Worte: „achtundöreitzig junge Wachteln

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 9 von 20
Datum: 04.04.1925
Umfang: 20
Die Selbstmorde im Bundesheer. Erm A. Wag «-er. Mitglied der HeeresverwaltungHstelle. Im „Trroler Anzeiger" lrat öerr Major Hcm- reich irn Namen der LandeZLeirung Tirol des Wehr-- idvrwes unter odiaem Titel vor kurzem einen Ar- Mel veröffentlicht, der nicht unwidersprochen Aei- !ben darf. Der Herr Major ist erbittert über die hcharfen Anklagen . die -unsere Genossen Dr. Deutsch »nd Sever im Nationairate gegenüber dem jetzigen rStKem in der Wehrmacht, dem die Schuld an den ^häufigen Sold

« tenseWstmo rden violfach zugefchrio- ben wird, vorbrachterr. Bei einer AuseinarDer- setzung Zwischen dem christl^o:-mien Abgeordneten Jer^abek gebvarrchte Gen. Sever gegenüber „jenen Offizieren, die die Mannschaft dazu bringen, daß sie Selbstmord verÄbt", den Ausdruck «elende Kerle". Dieses Vorkommnis nimmt der Herr wrajor zum Ankaß. dem Abgeordneten Sever zu unterschieben, - er habe mit de» elenden Kerlen das ganze Offiziers korps gemeint. Weiters getraut sich der Herr Major die Behauptung amzustälen

als elerrde Kerle bezeichnet, die die Mann schaft dazu bringen, daß sie Selbstmord verübt. Tie Verallgemeinerung auf das ganze Offizierskorps hat der Herr Major Hanreich nach berühmten Wehrbuudmaximen wider besseres Wißen einfach erfunden, wenn man nicht einen schärferen Aus druck gebrauchen will. Es gibt nun Offiziere, die sich nach dem Umsturz offen zur Republik bekann ten und als aufrechte Männer auch Republikaner geblieben find. Es gibt sehr viele tüchtige und hochanständige Offiziere

in offener Parlamentssitzung die Träger dieses Systems mit jenem Namen bezeichnet hat. den sie verdienen. Wenn dann noch der Herr Major in seinem Ar tikel von republikanischen Jdealsoldaten spricht, die ün Momente der Gefahr eidbrüchig werden und meutern, so kann er wohl nur jene Gesinnungs genossen von ihm gemeint haben, die trotz des der Republik abgelegen Treuegelöbmfies gegen diese wühlen und 'hetzen, wo und wie sie nur tön-' nen. Sehr konfus ist dann noch die Behauptung

,^ daß von sozialdemokratischer Seite die Offiziere als j kapitalistische Ausbeuter der Soldaten hingestellti würden. Die Soldaten werden ja nicht von den ' Offizieren gezahlt,., sondern, wie die Offiziere, vom Staate. Hier hat die Logik den Herrn Major wohl - ganz verlassen. Aus die übrigen GeiftesprodMe- des Herrn Majors einzugehen, erübrigt sich wohil. Die .Hauptursache, warum es aber in iMserem Bundes Heere so oft zu Konflikten Zwischen Offizier' und Mann kommt, liegt in dem einen Urnstande, der sonst wohl

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 21.07.1924
Umfang: 8
der Untergebenen durch die Vor gesetzten bestellt ist, mögen nachfolgende Fälle zei gen:* Am 16. Jänner 1922 beschimpfte der Major Ferdinand Hanreich seine Untergebenen mit den Worten: „Ihr seid Lausbuben, Mistbuben, ihr seid grün hinter den Ohren, ihr Rotzbuben." Die Hee resangehörigen. auf welche diese Beschimpfungen niederhagelten, standen im Dienste und ließen da her diese Wutausbrüche stillschweigend über sich ergehen. Der Wehrmann H. führte nachher darüber beim Regimentskommando Beschwerde

. Der Jn- sterimsregimentskommandant Oberstleutnant Neus ter des Alpenjägerregiments Nr. 12 erwiderte dem Wehrmann auf seine Beschwerde: «Ich hätte euch noch viel mehr geheißen. Herr Major Hanreich hat ganz recht gehabt." Durch diese Aeußerung des Re gimentskommandanten geradezu aufgemuntert, er klärte Major Hanreich beim Regimentsrapport dem Beschwerdeführer: «Ich sage es Ihnen vor dem Herrn Oberstleutnant noch einmal. Sie sind ein Lausbub." Daraufhin blieb keine Zeit zur Entgeg nung mehr, denn der Regimentskommandant kom mandierte

dem Beschwerdeführer: «Links um; Marsch! Abtreten!" Die Staatsanwaltschaft Innsbruck fand selbst verständlich keinen Anlaß zu einem gerichtlichen Einschreiten, obwohl dem Tatbestand die Merkmale des 8 666a des Strafgesetzes zweifellos anhasten. Es blieb daher nur die Verfolgung im Disziplinar- wege übrig. Am 3. Noveutber 1923, also nach mehr als eindreiviertel Jahren, hatte die Disziplinar- kommission für Offiziere beim sechsten Brigade kommando entschieden, daß gegen Oberstleutnant Neufser und Major Hanreich

ein Disziplinarver fahren nicht einzuleiten sei, weil auch vom diszi plinären Standpunkt kein Tatbestand einer Ver letzung der Berufs- und StandesvMckten vorliege. Die Disziplinarkommission gab ihrer reaktionären Ansicht dahin Ausdruck, daß die scharfe Ausdrucks weise. welche Major Hanreich gebrauchte, nur eine zutreffende Kritik sei, die durch die Umstände ge- rechlsertigt wäre. Dieses Schandurteil konnte selbstverständlich nicht in Rechtskraft erwachsen und wurde bei der Diszi- plinaroberkommission anhängig

gemacht. Diese kam nun zu folgender Entscheidung: Major Hanreich ist schuldig, am 18. Jänner 1922 beim Regimentsrapport eine Verletzung der Berufs- und Standespflichten begangen zu haben, weil er den ihm untergebenen Wehrmann H. mit den Worten: «Sie sind ein Lausbub'!" belegte. Für diese Ordnungswidrigkeit wird Major Hanreich mit der Geldstrafe von 50.000 Kro nen bestraft. (Am 1. Februar 1924.) Hinsichtlich der an deren Beschimpfungen der Untergebenen, die in den Wor ten gipfelten: «Ihr seid Lausbuben

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Lienzer Nachrichten
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Seite 10 von 12
Datum: 22.05.1925
Umfang: 12
, aus dem 2 Stunden Weiten, mit Lawinen- und Steiuschkaggefahren verbunde nen Kirchweg nach Matrei u. der Einwohner zahl von 600 Seelen, von denen ältere und ge brechliche Leute oft 10 und 20 Jahre keinem „Schmeißt den Kerl hinaüs!" schrie der Direktor wütend. „Aus die Polizei mit ihm," schrie ein anderer. „Zuerst soll er uns unser Geld wieder herausgeben!" „Eine Tracht Prügel hat er verdient!" „Ruhe! Ruhe! Meine Herren!" ries da der Major mit donnernder Stimme. „Lassen Sie uns überlegen, Wie wir diesen unange

nehmen Zwischenfall erledigen können." „Nichts da! Der Schurke gehört ins Zucht haus !" „Laßt uns hören, was der Major zu sagen hat," Meinte Mister Hobsön in aller Ruhe. Allmählich legte sich die Erregung, so daß der Major sich Gehör verschaffen konnte. Vollständig gebrochen saß der Marquis da, mit Wilden, verstörten Augen, wie ein gefange nes Raubtier um sich blickend und mit zittern den Händen die Karten in immer kleinere Stücke zerreißend. „Meine Herren," Hub der Major an, „wir haben uns leider

überzeugen Müssen, daß jener elende Mensch uns auf das schändlichste be trogen hat. Man könnte ihn der Polizei über überliefern, er Würde seiner gerechten Strafe nicht entgehen." „Haben Sie Erbarmen, meine Herren," flehte der Verbrecher. „Ich Will alles gut Machen." „Schweigen Sie," herrschte der Major ihn an. „Mlso, meine Herren, wir könnten den Elenden der Polizei Wergeben. Aber was Gottesdienst mehr beiwohnen können. Es möge die Bevölkerung ganz Tirols und auch außer halb Tirols nach Kräften beitragen

? Wir würden nur in die Untersuchung mir verwickelt werden, wir wür den selbst mit dem Gesetz in Streit kommen, das ja das Hasardspiel verbietet ..." In den Augen des Marquis glomm neue Hoffnung auf. Seine blassen Lippen umspielte ein höhnisch>es Lächeln. „Lachen Sie nicht, Sie elender Schurke!" donnerte ihn der Major an. „Ihrer Strafe entgehen Sie nicht. Wodurch! abeiz, meine Her ren, könnten wir den Schurken härter bestrafen als dadurch daß. Wir ihn zwingen, seinen Raub wieder herauszugeben: also heraus

da mit, was Du uns gestohlen fyaft!" Er faßte mit seiner kräftigen Faust den Falschspieler an dein' Kragen und schüttelte ihn. „Lassen Sie mich los," knirschte der Mar quis zwischen den Zähnen, „da habt Ihr den Bettel!" Damit schleuderte er die Brieftasche aus den Tisch die der Major sofort an sich nahm'. „Und nun, meine Herren," fuhr dieser fort, „wollen wir den Halunken Linsen lassen. Wer Dreck anfaßt, besudelt sich und unsere Hände sollen frei bleiben. Wir nehmen nur zurück. Was uns der Elende gestohlen hat. Mer

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