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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 10 von 16
Datum: 09.08.1908
Umfang: 16
242 Nr. 2! T « ß Ohne Ohne Ohne Aku A« ein großer Freund von Ordnung und Reinlichkeit war. Hein verstand eine gute Tasse Kaffee zu brauen, auch richtete er seinem Herrn die Abendmahlzeit appetitlich her. Hein war ein Juwel von einem Diener. Wenn dennoch der Major sich nach einer Veränderung sehnte, so waren es weniger jugendliche Gefühle, die sich in dem Sechziger breit machten, als ein beginnendes Zipperlein. Dieses verflixte Reißen hatte sich ihm in den Beinen festgesetzt

, so daß diese anfingen, ihm manchmal unbequem zu werden. Und wenn Hein auch alles konnte, eines konnte er nicht. Und dieses gerade war es, wonach sich der Major a. D. sehnte. Zarte Frauenhände vermißte er in den Tagen des Leidens, die ihn sanft lindernd umgaben. Ein Frauen herz wollte er, das mit ihm fühlte und trug. Einen Frauenmund, der ihm die Schmerzen wegplauderte. Er war wählerisch. Er hätte ja viele haben können. Sie mußte natürlich nicht so ganz jung mehr sein, um seinem Leben das nötige Verständnis

entgegenzu- bringen. Sie mußte aber für sein schönheitsdurstiges Auge so recht eine Augenweide sein, hübsch, stattlich. Und sie mußte ein feines Benehmen haben. Er liebte auch einen schwebenden Gang, Grazie in den Bewegungen — kurz und gut, anspruchsvoll war er noch trotz seiner sechzig Jahre. Er war auch selber kein unebener Patron, das wußte er wohl. Eine glänzende Stellung konnte er bieten, Frau Major klingt nicht ganz übel. Freilich, das nötige Kleingeld müßte die Dame seines Herzens schon mitbringen

, wenn sie Ansprüche machte. Sonst, was seine Person anbelangte, ihm genügte ein sanftes, bescheidenes Gemüt. Und der Major paffte draus los und die Luft wurde immer dicker. Im Nebel tauchte Hein auf. Trotzdem er den Major nicht sehen konnte im Zigarren qualm, legte er doch vorschriftsmäßig die Hände an die Hosennaht. „Herr Major, der Herr Bankier Ganzlin sind da." „Ich lasse bitten," klang's zurück. Da trat auch schon der Bankier ein. „Donnerwetter, wo stecken Sie denn?" rief er in den Nebel hinein. Der Major

stieß ein kurzes Lachen aus. „Ja, ja, Sie können lachen," fuhr Ganzlin fort. „Haben's gut, sind Herr in Ihrer Bude. Unsereiner ist ein Sklave der Verhältnisse und kommt vor lauter Rück sichtnahme nicht einmal zum vollen Genuß seines Daseins." „Jeder Stand hat seine Schattenseiten," erwiderte der Major. Er legte seinen Arm in den des Bankiers und führte ihn in den Herrensalon hinüber. „Hier ist die Lust reiner," sagte er. „Bitte, nehmen Sie Platz. Sehen Sie, lieber Ganzlin, auch der Junggesellenstand

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 10 von 16
Datum: 20.09.1908
Umfang: 16
□ LI S. ai werden Er also nach. Kein Zwanzigjähriger hätte mit mehr Grazie links abschwenken können, als der Herr Major a. D. Heins verzweifeltes: „Aber, Herr Major, ich bitte, Herr Major können doch nicht —" verhallte ungehört. „Den hat's," brummte Hein und schritt langsam die Straße hinunter. Schröter grüßte militärisch. Das war ein Glück. Die kalte Dusche hatte sein ehrwürdiges Haupt in eine elende Verfassung versetzt, es glich fast einem gerupften Hahn. Der lange Paletot verdeckte

auch mancherlei, was das Licht des Tages zu scheuen hat; allein eines konnte er doch nicht verdecken, das waren die roten Sammet pantoffel, die der Major in der Hitze des Gefechts ver gehen hatte, gegen seine Stiefel umzutauschen. Josepha kannte den Diener des Majors nicht. Es war ihr daher auch nicht in den Sinn gekommen, daß jener ewig ans und ab patrouillierende Mensch es aus sie könne abgesehen h ben. Als sie das Haus ihrer Freundin verließ, sah sie ihn wie das böse Gewissen davonfliegen und sie kam

ein gewisses Staunen an, als die Signalpfeife ertönte. Wem mochte der Pfiff gelten? Josepha ging langsam weiter unter den Bäumen, die hier die Siraßen bestanden; hinter ihr her erscholl mit großem Kraftaufwand nochmals die Signalpfeife» Josepha blieb einen Augenblick stehen, denn das Ver halten des Burschen machte sie neugierig. Da sauste es heran wie die wilde Jagd . . . Täuschten sie ihre Augen? Der Major im Waffen- rock und in Pantoffeln? Josepha machte schnell kehrt und wollte wegeilen

, da war er auch schon an ihrer Seite und grüßte. „Guten Morgen, Herr Major, woher kommen Sie in aller Welt?" fragte Josepha frisch und lachte. „Direkt aus dem Bette," gestand der Major und pustete. „Das sehe ich!" Ein sprechender Blick streifte die Füße Schröters. Der Major wandte daraufhin seinen Blick abwärts» „Ei, du Donnerwetter," rief er verzweifelt aus, denn er war ein sehr penibler Herr» „Genieren Sie sich nicht," bemerkte das Mädchen, „es sieht's hier draußen ja keiner." „Aber Sie, Sie — Herrgott

, in diesem Aufzuge!" Schröter tastete vorsichtig an sich herum. Ja, aber in welcher Eile war er auch sortgekommen, es war um auf die Bäume zu klettern. Lächerlich mag niemand gern erscheinen und nun gar lächerlich vor dem Mädchen seines Herzens« „Der verwünschte Hein!" schalt der Major, seinem geknickten Herzen Luft machend, in der Absicht, alle Schuld auf seinen Diener abzuwälzen. Es war nicht hübsch, aber es war menschlich. „Was kann denn der Bursche dafür?" entschuldigte diesen das Mädchen. „Er tat

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Seite 10 von 16
Datum: 06.09.1908
Umfang: 16
W i Sk ar werden von meinem Reichtum ist an Rücksichten gewöhnt. Wenn der Major sich nicht mit der Tatsache absindet, daß ich mein Möppele, selbst nach dieser Affäre, behalte — dann — ja dann stehe ich für nichts." Sie blickte sich wie triumphierend um. Ihre Miene schien zu sagen: „Seht mal, das kann ich mir leisten. Ich habe es gottlob nicht nötig, mich einem Manne unterznordnen." Sie imponierte der Pastorin auch wirklich, so daß diese erwiderte: „O, liebe Bella, der Major wirb sicher

gemacht, langsam da herkommen. Da sie vor sich hinsah, hatte der Major Zeit, Josepha zu beobachten. Ihre Wangen waren von dem weiten Wege gerötet, das schmale, ovale Gesicht hatte etwas Feines und Zartes, der Anzug war, wenn auch einfach, so doch schick. Das dunkelblaue Kostüm mit der hellen Bluse uirter dem kurzen Bolerojäckchen umspannte straff die schlanke Gestalt. Da war keine Falte, die den Major hätte irritieren können. OiCU» OU-Ut^UMUM Ml UUCII (JUIVtH. stets vorrätig bei: Alois Bogl, Drogerie

, wie ihm eine leichte Nöte in die Wangen stieg. Er grüßte, und eine ganze Welt voll Zärtlichkeit lag in seinem Blicke. Auch Josepha war errötet. Cie fühlte einen stechen den Schmerz in der Herzgegend und es wurde ihr ganr klar, sie hatte den Mann da oben schrecklich lieb. Es war nicht die Versorgung allein, die sie gelockt. Für sie war er kein alter Mann, sondern ein Mann den sie mit ihrer Liebe so gern umsorgt hätte. Vorbei, vorbei . . . Und letzt rvar Josepha auch an dem Hause vorbei und der Major blickte

der geliebten Gestalt nach, wie sie so graziös die einsam unter Bäumen liegende Strafe dahiuschritt. Aber m't dem Egoismus des Mannes fragte er sich doch: „Soll ich dieses Mädchen mit zu beit Erinnerungen werfen?" Er war nachdenklich geworden. „Hein!" „Zu Befehl, Herr Major." Ter Major erfaßte einen Knopf von Heins Livree und zog ihn au das Balkongitter. „Schnell, schau dort nach rechts!" „Zu Befehl, Herr Major." „Siehst du was?" „Zu Befehl, Herr Major, dort gebt eine schlanke Dame in Blau, ziemlich am Ende

der Straße." „Bon. Setze ihr nach und sieh, wo ne abbiegt, ver standen?" „Zu Befehl, Herr Major." Hein war bereits in der Küche, riß seine Mühe vom Nagel und stürmte hinaus. Der Major läckelte. „Liebe Josepha," murmelte er, „wenn du mir altem Sünder verzeihen kannst, 0, nicht heute, nicht morgen, es hat ja keine Eile, aber überhaupt verzeihen kannst, dann-" Hein war ein Filou. Da stolzierte er hinter Fräulein Kosegarten her. Jetzt bogen sie um die Este und nun waren sie seinen Blicken entschwunden

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Seite 9 von 16
Datum: 20.09.1908
Umfang: 16
Beilage zum „Ütifebfibeler Bote." Redattw». Druck und Verlag der Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei vo» Gebrüder Reichel i» SlugSburg. Das Möppels. Humoristischer Heiratsroman von A. Wllcken. sto. Fortsetzung.) (Nachdruck verbüken.) Neuntes Kapitel. „Hem," sagte der Major andern Tages zu seinem Diener, „ich habe einen besonderen Auftrag für dich." „Zu Befehl, Herr Major." Hein stand so stramm wie nur je an der Tür, den Daumen an der Hosennaht. „Wir müssen sie kriegen, da hllft kein Gott." „Die Blaue

, Herr Major?" „Die Blaue!" „Wir kriegen sie, Herr Major," kteverte Hein mit seiner treu herzigsten Miene. „Wir müssen, Hein! Das chönste Donnerwetter soll hernieder- »hren, wenn wir die kleine Wider- stige nicht kriegten." „Was befehlen der HerrMajor?" „Du stehst jeden Nachmittag in der T-Straße, das neunte oder zehnte Haus, Schildwache, Hein," gebot der Major. „Und wenn sie dhs Haus verläßt, gibst du hier auf dieser Signalpfeife an der Straßen ecke einen Pfiff. Das Weitere be sorge ich." „Zu Befehl

, Herr Major, und tvenn wir nun die wichtige Zeit Verpassen, indem daß die Blaue die Morgenstunde wählt —" „Deibel, Kerl, du könntest recht haben. Sie sagte zwar nachmit tags. aber traue einer den Weibern. Die eine hält sich einen Mops und Versteckt ihn und die andere sagt Nachmittags und meint morgens. Ha. Frauenlist soll über Eos gehen, aber wir übertrumpfen sie doch. Hein, du W sofort aus Wache!" »Zu Befebl, Herr Major." Hein marschierte ab. Die Uhr war bereits elf vorüber« Rudolf v. valentini

, der jetzige «hes im Leheimev Zwilkabtnerr de« Deutschen Kaiser». Schröter hatte lange geschlafen, denn die Harmonie des gestrigen Verlobungstages war durch nichts gestört worden und der Major hatte erst gegen drei Uhr zum Rückzug geblasen. Ein guter Feldherr harrt ja aus auf seinem Posten biS zum letzten Atemzuge. Er reckte und streckte sich wohlig auf seinem Lager, ttank von dem Kaffee, den Hein fürsorglich ihm auf ein kleines Tischchen an sein Bett hingestellt, aß ein Brötchen

dazu und wollte sich gerade seine Pfeife zur Erhöhung der Gemütlichkeit anzünden, als er noch eben zur rechten Zeit inne ward, daß er aus Freiersfüßen ging. Also heraus aus der Bequem lichkeit, weg mit der gemütlichen Pfeife. Eine kalte Dusche erfrischte; es ging schon besser. Der Mensch kann eben alles, was er will. Die Uhr holte mit langem Schlage aus. Es war zwölf. Jetzt schnell in die Kleider — da — was war das? Die Signalpfeife! Donnerwetter — die Signal pfeife ! Der Major war ganz kopflos. Er rannte hin und her

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Seite 11 von 16
Datum: 06.09.1908
Umfang: 16
Seit der Verlobung, die mit einem zerrissenen Beinkleid ihr Ende gefunden, schien der Major in Geschmack ge kommen zu sein. Uebrigens Geschmack hatte er, das mußte ihm selbst Hein nachsagen. Hein patrouillierte wie eine gewissenhafte Schildwache immer in angemessener Entfernung an der gegenüber liegenden Seite des betreffenden Hauses auf und ab. Stunden reihten sich an Stunden — Hein rückte nicht. Es war schon ganz dämmerig geworden, als endlich der Diener atemlos angesetzt kam. Major Schröter

ein. „Guten Abend. Fräulein Joseph«," sagte der Major ^harmlos, wie es eben nur ein Mann zuwege bringen kann. Joseph« wandte sich um beim Klange der ihr nur zu wohl bekannten Stinime. „Guten Abend, Herr Major," erwiderte sie den Gruß und hot ihm ihre Hand, die er zärtlich an seine Lippen führte. Diese Hand zitterte wieder und Josepha stand da, wie mit Blut übergossen. „Sie gehen nach Hause, Fräulein Josepha?" fragte der Major. „Ja," sagte Josepha, „ich werde die Elektrische benutzen." „Tun

Sie das nicht, liebes Kind," riet Schröter als wohlmeinender Mann. „Der Abend ist so herrlich, ich begleite Sie. wenn Sie nichts dagegen haben." Natürlich konnte Josepha nicht anders, als sich fügen; gerade nach dem Vorgefallenen mochte sie nicht den Schein des Gekränktseins auf sich laden. „Sie gehen z,l Ihrer Brarck, Herr Major?" fragte Josepha, nach einem Thema suchend. „Zu meiner B>aut?" Schröter dehnte das letzte Wort Mungebührlicher Länge aus. Josepha schaute verblüfft drein. „Oder waren Sie schon

dort?" fragte sie in ihrer Verwirrung. „Nein. Ich war nicht dort, gehe auch nicht dahin, dkm ich habe keine Braut mehr." Josepha sah so verwirrt aus, daß der Major ver wert hinzusetzte: „Wissen Sie denn nicht, daß die Ver lobung aufgehoben iß?" Nein, davon hatte Josepha ja nicht die geringste Ahnung. „Ausgehoben?" stammelte sie. „Wegen Möppele?" „Ja, glaubten Sie denn, liebes Kind, ich ließe mich dm einem verwöhnten Köter anbeißen?" Und der Major setzre dem aufhorchenden Mädchen bm Fall ganz

anders auseinander, als vielleicht gerade A dieselbe Stunde Tante Bella ihren Verwandten. Josepha sagte gar nichts, auch als der Major geendet. „Nun, es scheint, Sie billigten meine Handlungsweise nicht,". entfuhr es dem Major. „Und doch war es das Einzige, was mir als Manu zu tun übrig blieb." „Herr Major," sagte Josepha abweisend, „wie käme ich dazu, Ihre Handlungsweise einer Kritik zu unterwerfen. 8ch dachte nur, wenn Sie Tante Bella liebten —" „Ach, Kind, Kind, was wissen Sie. Vielleicht kommt

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Seite 10 von 16
Datum: 23.08.1908
Umfang: 16
258 Nr Je näher er den: Hause kam, um so schwüler wurde ihm zu Siun. Nicht, daß er einen Korb befürchtet hätte; darüber war er ja zu sicher. Fräulein Jsabella hatte ihm in der letzten Zeit derartige Avancen gemacht, daß ein Zweifel von vornherein ausgeschlossen schien. Brrr . . der Wagen hielt. Jsabella stand am Fenster; sie hatte schon Ausschau gehalten, denn sie wußte ja, der Major wollte kommen; sie wußte auch, was die Folge seines Kommens sein würde. Als sie das ungefüge, in Seidenpapier

gehüllte Etwas auf dem Bänkchen herumwippen sah, packte sie die Rührung. Der gute, liebe Major! Er wollte ihr doch eine Freude machen; ach, und jede Blume würde ihr von seiner Liebe reden. Major Schröter zahlte, nahm seinen Strauß und steuerte in das Haus hinein. Mite öffnete. Erst kam das Riesenbukett, dann, halb dahinter versteckt, der Major. Da wußte Mike genug. Jsabella stand klopfenden Herzens mitten im Zimmer. Sie hatte ein hellgraues Kleid gewählt; es stand ihr gut, sie wußte es. Der weiche

Stoff fiel anmutig an ihrer junonischen Gestalt hernieder, die halben Aermel ließen den wundervollen Arm voll zur Geltung kommen. So sah sie dem Major, mit einem verklärten Lächeln um den Mund, entgegen. Der Major schlug die Hacken zusammen. „Mein verehrtes, gnädiges Fräulein, darf ich Ihnen mit dieser kleinen Blumenspende den Ausdruck meiner Verehrung, hm, hm, meiner innigen Gefühle für Sie, hm, zu Füßen legen," Hub er an. „Jsabella — Sie werden mir das Vorrecht • einräumen, Sie bei Ihrem Taufnamen

anzureden —, liebe Jsabella, Ihnen kann es nicht verborgen geblieben sein, hm, hm, welche Gründe mich seit Wochen immer wieder in Ihr Haus zogen. Sie, liebe Freundin, hm, sind der Magnet . . ." Jsabella Hartmann hatte mit stiller Resignation dieser langatmigen Auseinandersetzung gelauscht. Ihrer resoluten Natur widersprach die herangezogene lange Rede; unfehl bar hatte das Ganze einen Stich ins Lächerliche. Der Major hielt noch krampfhaft seine „kleine Blumenspende" mit der Rechten umspannt, die Linke

hielt ebenso krampfhaft den Helm. Da aber die Rede noch nicht zu Ende war, mußte Jsabella schon ein wenig Geduld haben. Wie alles aus dieser Erde schließlich doch ein Ende erreicht, so machte auch der Major endlich Schluß. Und der Schluß war befriedigend. Jsabella erhielt den Verlobungskuß; dann saß das Brautpaar auf dem Sofa nebeneinander und trank auf sein gegenseitiges Wohl und eine schöne, helle Zukunft. Die kleine „Blumenspende" prangte in einer krug artigen hohen Vase

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Tiroler Wastl
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Seite 3 von 12
Datum: 30.05.1908
Umfang: 12
Rocca )und ein Major. Ein österr. nngar. Militärgericht „nach dem nur etwas aufgebügeltem Codex Maria Theresia", bestünde aus dem allgewaltigen Auditor, einem Stabsossiizer, Hauptleuten und Subalternen. Ter Prozeß selbst wickelte sich bei offenen Türen ab, in der Aula gab es gar aktive Soldaten des M a n n s ch a f t s st a n d e s als Zuhörer, nicht zu sprechen von den Offizieren, Damen rc. auf den reservierten Plätzen. Und was nun die Prozeßführung selbst anbelangt

selbst ist auch nicht uninteressant. Er zeigt, Paß man im italienischen Heer dem Paragraphen der „Insubordination außer Dienst", — auch mensch lich berechtigte Deutungen zuläßt darnach nicht nur nach des „Dienstes gleich gestellten Uhr" — das Züng lein spielen läßt auf der Waage der Frau Justitia. Lebte da in Ternie ein braver Artilleriehaupt-- mann namens Zironi, belobt in Friedens- und Kriegs zeiten, (Afrika 1896, 1897) glücklich verheiratet, der seit 1905 einen Kameraden, den späteren Major Pao lucci zum Freund

hatte. Letzterer wußte sich alsbald in der Familie als treuester Dritter im Bunde festzusetzen, und scheint, weil vermögender, auch mitunter mit Geschenken rc. nicht gegeizt zu haben. Man weiß es ja: „Geschenke — erhalten die Freundschaft warm! —" Es kam so weit, daß man im kleinen Terni bereits zu „munkeln" begann. Kleinliche Menschen im Zi vil und kleine Garnisonen fürs Militär, gibt es eben überall. Da jedoch der Faun Bosheit aus dem Dreieck Hauptmann Zironi, Frau Zironi, Major Paolucci

, eine nur allzuabgedroschene „Gerichtssaal-^zene" hätte zusammenstellen können, so führte er noch eine vierte Person, den Hauptmann Corazzi, in die Garnison Terni, der mit dem Zironi von Afrika her befreundet war. Bald erweckte dieser Vierte die Eifersucht des Majors. Zuerst versuchte er es mit gutem den Ein dringling hinaus zu eckeln, zu verleumden, rc., so lang, his selbst Frau Zironi dessentwegen ihren Mann bitten mußte, er möge sie vor Paolucci schützen. Der Hauptmann verbot dem Major das Haus. Ta trafen

nun am 28. Dezember 1907 an ihn drei mit obzrönen Bildern und beleidigenden Beischriften ver sehene Karten unter Kuvert ein. Ein Buchstabe, das „Z" in Via Mazzini brachte Zironi zuerst auf den Verdacht, der Absender könnte Paolucci sein. Umso mehr als dieser mittlerweile nach Rom abtransferiert worden war, Auch die Hauptmannsgattin erhielt ähnliche Karten. Am 29. Dezember wiederholte sich dies anonyme Treiben der Niedertracht. Als nun der Major aus Rom an Frau Zironi ein Packet mit Büchern, Noten rc. sandte, ging

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Seite 10 von 16
Datum: 30.08.1908
Umfang: 16
ft. 9 er be di Ui W! D M ra m aui werden z M - i und der exquisiten Weine, den Arm um die Taille seiner Braut legte und einen Kuß auf ihren Mund drückte, stürzte sich Möppele in blinder Wut auf den besagten Herrn. Was kümmerte es ihn, daß jener glänzende Herr seine erste Garnitur auf dem Leibe trug; er packte ihn in das Beinkleid und grub seine scharfen Zähne tief in das Zeug hinein und zerrte und zerrte — daß es einen Riß gab. Da erst wurde der Major auf das kleine Ungeheuer aufmerksam

. Nun konnte aber der würdige Herr solche Attacken auf seine Person nicht vertragen, war ja auch nicht darap gewöhnt, und für die Komik einer derartigen Situation ging ihm das Verständnis ab; so nahm er einfach den Fuß und schleuderte Möppele in die entlegenste Ecke des Zimmers, daß das Tier wie ein Häuflein Unglück ganz betäubt dalag. Doch nur so lange, um sich klar zu werden, daß der Stärkere stets Sieger bleibt. Dann giug er unter ohren betäubendem Geheul zur zweiten Attacke über. Der Major

mir nur nicht, ach, stirb mir nicht!" War die Situation vorhin schon peinlich gewesen, so erreichte sie durch dieses Benehmen den Höhepunkt. Was würde der Major tun? Würde er sich entschul digen? Würde Tante Bella sich besinnen und ihren Ver lobten um Verzeihung bitten? Nichts geschah. Der Major besah sich eingehend den Schaden seines Beinkleides und redete dann ein paar Worte mit einem der anwesenden jungen Verwandten. Dieser ging hinaus und gab Mike den Auftrag, eine Droschke zu besorgen. Tante Bella

war in ihr Wohnzimmer geeilt und bettete Möppele vorsichtig auf sein Kissen in der Sofaecke. Sie würde hernach gleich zu einem Tierarzt schicken, ihr Möppele könnte einen inneren Schaden erlitten haben. Und sie zürnte dem Major ernsthaft. O, er sollte Abbitte leisten, bei ihr und bei ihrem herzigen Möppele. Als sie nach einiger Zeit den Salon wieder betrat, wohin sich die Gesellschaft begeben hatte, war der Major bereits davongefahren. Das kränkte Fräulein Jsabella tief. Ohne Abschied, an ihrem Verlobungstage

gemacht. Er hatte auch eine Braut, es war das Kleinmädchen aus der Nachbarvilla. Da nun der Major in seliger Zufriedenheit mit sich und seinem Schick sal beim Fortgehen seinem Diener ein glänzendes Zehn markstück in die Hand gedrückt mit den Worten: „Da, mach dir mal einen vergnüg en Tag," so hatte Hein be schlossen, auch so eine Art Verlobung aufzuführen. Er thronte auf dem Sofa neben seiner Geliebten, und ein gutes, ausgiebiges Abendessen stand vor ihnen auf dem Tische. Auch hier saß eine kleine

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Seite 9 von 16
Datum: 16.08.1908
Umfang: 16
Beilage zum „Wtzbübelei' Bote." Redaklion, Druck und Verlag der Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerer von Gebrüder Reichel m Das Möppele. Humoristischer Heiratsroman von A. Wilcken. <k. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Wir sind ganz unter uns, Herr Major," hatte in entgegenkommender Weise bemerkt. „Das ist mir lieb, mein verehrtes Fräulein," hatte der Major darauf geantwortet und ein zündender Blitz seiner noch jugendlichen Augen hatte die Dame viel sagend getroffen. „Großen Geselligkeiten

bin ich im Grunde abhold," setzte der Freiersmann hinzu — jupp — es zuckte ihm eben wieder fatal in seinem rechten Bein. „Aber so ein Abend zu Deien" — wieder kam ein viel sagender Blick unter den buschigen Brauen hervor. Jsabella fing den Blick auf Md sie errötete wie ein junges Mädchen. „Wir werden uns schon die Zeit vertreiben, lieber Major," erwiderte sie und ließ ihre Augen ein wenig spielen, so daß der kalte ^lanz verschwand. Sie reichte dem Major mit Herzlichkeit die Hand mit dem großen funkelnden

Brillanten. Der Major beugte sich über wese feingeformte Hand und küßte ße. Der Brillant funkelte ihm lockend entgegen. Ganz in der Ferne kläffte Möppele seine Wut aus. Von diesem Tage an legte ßch der Sturm im Hartmannschen Hause. Mike bekam gute Tage. , Es wurde ein Souper zu- Ä sanimengestellt, das selbst den 0as Noleggcr.venkmal Ruinen eines Gourmands kitzeln w"nte. Champagner sollte der Stimmung die rechte ^eihe geben. Mike war nicht so dumm. Sie witterte etwas, "n solches Gehabe um einen Mann

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Seite 11 von 16
Datum: 30.08.1908
Umfang: 16
— 267 — Mit diesem Gedankengang sickerte er sanst in den Schlaf hinüber. Siebtes Kapitel. Ja, was wird nun werden? Das fragten sich die lieben Verwandten alle Tage. Niemand fand den Mut, Tante Bella aufzusuchen; der Vorfall war delikater Natur. Man kam allgemein in seinen Ansichten zu dem Schluß: „Möppele mußte weichen." Immerhin war der Major dieses Opfer wert. Jsabella hatte eine böse Nacht hinter sich. Das also war ihr Verlobungstag gewesen! So hatte er enden müssen! Sie saß

willig gekaut. „Ja, was wird nun werden?" fragte sich auch Fräulein Hartmann wohl zum hundertsten Male in dieser Nacht, während der Major sanft in seinem Bette schlummerte. Gegen Morgen war Tante Bella soweit mit sich einig, daß sie vorerst in abwartender Haltung beharren wollte. Unfehlbar würde der Major heute kommen, und — wenn auch, am Ende nicht sich entschuldigen, so doch die Taihe zur Klärung bringen. Eine Jsabella Hartmann gab man natürlich nicht um eines Mopses willen auf. Jsabella wartete

vergebens. Der Morgen verging, der Major kam nicht. Sie wartete weiter, obgleich sie nicht an Warten gewöhnt war. Schröter brauchte sich doch wohl als Bräuiigam nicht an die Visitenstunde zu binden. Ausgehen konnte Wulein Hartmann nicht, sie könnte den Major verpassen, abgleich sie wegen Möppele ruhig hätte einen Spazier gang machen können. Dieser war wieder soweit hergestellt, daß er alles, was ihm gereicht wurde, mit wahrem Heißhunger ver lang; dadurch stiegen natürlich die Lebensgeister

Bellas Ungeduld hatte schließlich ihren Höhe- Mt erreicht. Die Uhr war sieben geworden, der Major wicht gekommen. Da — mit der letzten Post — kam ein Brief von ihrem Verlobten an. Sie kannte die steile, feste Handschrift nur zu gut, Me sie doch manches kleine Billetdoux in den letzten Wochen erhalten. Nun war also alles gut. Jsabella war zu einer Versöhnung so aufgelegt, wie ^ben eine Braut gleich nach der Verlobung und nach W zwölfstündigem Warten sein kann. »Der gute, liebe Kerl," dachte Jsabella

mit Rührung. Natürlich schämt er sich. Vielleicht ist er auch krank!" Das Kouvert flog herunter. Schon die Ueberschrift sah keineswegs nach Ver- Ivynung aus. ^Sehr geehrtes gnädiges Fräulein"! Das klang kalt, abwesend, unversöhnlich. Und so war es auch. Der Major hatte sich nicht einmal die Mühe gegeben, viele Worte zu machen. Kurz lautete das Schreiben: „Ich bedaure den gestrigen Vorfall aufrichtig. Der selbe ließ mich einen Einblick in Verhältnisse tun, die meinem Innern widerstreben. Ich möchte

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Seite 10 von 16
Datum: 13.09.1908
Umfang: 16
ungeduldig. „Mit Tantens Verlobung ist es aus. Total aus. Seit der ungemütlichen Möppelasfäre." „Ta haben wir's!" riefen alle wie aus einem Munde. „Woher hast du diese Kunde?" frag'e man indes, nachdem sich der erste Sturm der Ueberraschung gelegt, argwöhnisch. „Ist es eine sichere Quelle?" „Von dem Major selbst, den ich zufällig auf meinem Heimwege traf." Nun ging es an ein Erzählen. O, über diese Tante Bella! Sie hatte bereits die Absage in der Tasche und spielte ihnen die kleine, aller'iehste Komödie

Glück, sie hatten's doch nur ans Jsabcllas Hand empfangen. In diese fröhliche Psingst- und Vcrlobungsstimmrmg platzte der Major Schröter hinein. Seine Kriegslist war ihm nicht geglückt. Sie hatte an der Hartnäckigkeit des Feindes scheitern müssen, denn Josepha hatte das bevorstehende Fest vorgeschützt, um so unauffällig wie möglich die wiederholten freundlichen Ein ladungen der Ganzlins ablehnen zu können. Es blieb dem Major also nichts anderes übrig, als zur offenen Attacke vorzu gehen

. „Meine verehrte Frau Pastor, trotz des peinlichen Vorfalls zwischen Ihrer Verwandten Fräulein Isabella Hartmann und mir, hoffe ich, Sie werden mir gütigst ge statten, Ihnen und dem glücklichen Brautpaar meine er gebensten Glückwünsche zu Füßen zu legen." Also sprach der Major in seiner gemessenen, vor- nehmen Weise. Man schüttelte sich die Hände, man freute sich auf richtig. man sagte, was man bei derartigen Gelegenheiten zu sagen pilegt. Ans Josephas Wangen brannte eine Verlegenheits röte, die sie ungemein

Major. „Nein," cntgegncte Josepha mit Verwunderung. „Weshalb meinen Sie?" „O. ich dachte nur, hm, ich glaubte —der Major grübelte ernsthaft über einen triftigen Grund seines In teresses nach —, „nämlich, Fräulein Josepha, ich meinte, eine kranke Freundin besucht man doch öfter —" „O. das lue ich auch," siel ihm Josepha in die Nede. „Täglich wandere ich nachmittags zu Fräulein Köttm hin aus, ich helfe ihr bei den Reisevorbereiluugen." „Das macht Ihrem guten Herzen alle Ehre," lobte der Major

anerkennend. „Alle Ehre, hm.. Es wundert mich nur, Fräulein Josepha, daß ich Sie niemals wieder sah. Sie müssen nämlich wissen, ich stehe oft auf meinem Balkon und dann würde ich Sie doch wohl bemerkt haben. Josepha lachte. Es klang herzlich und froh, aber cs verballte in der allgemeinen Fröhlichkeit. Nur dem Major klang dieses liebe Lachen noch tagelang in den Ohre«. „Sie können doch nicht immer aus dem Ballon stehen/ meinte Josepha neckisch. „Uub außerdem führen viele Wege nach Nom

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 9 von 16
Datum: 09.08.1908
Umfang: 16
1908 Vellage zum „Ihifcbfibder Bote." Redaktion, Druck und Verlag dsr Kgl. Bayer. Hofbuchdrmkerei von Gebrüder Reichel m Das Möppele. Humoristischer Heiratsroman von A. Wilcken. (4. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Jsabella Hartmann hatte sich dem Zauber, den der Major auf sie ausübte, voll und ganz hingegeben, und süße Träume hatten der ernsten, strengen Frau vorgegaukelt. Und nun kam diese Frau daher und riß die süßen Träume mit ihrer rauhen, plumpen Hand entzwei. Diese kleinliche Frau

, die weiter keine Gedanken hatte, als Männer für ihre Töchter zu finden. Sie hatten sich also den Major gekapert! Ales kochte in Jsabella. Ein böser Neid glomm auf in ihr; ein wilder Haß gegen ihre Verwandten packte sie. So war durch ihre Verwandten schon einmal ihr Glück zerstört worden. Fräulein Jsabella Hartmann wütete gegen ihre Ver wandten und gegen ein tückisches Schick- > sal. Sie durchraste das Wohnzimmer mit mächtigen Schütten. Der Tep pich fing den Schall Alf. Das Möppele schnarchte. Was kümmerte ihn das Elend

zwischen Josephs und dem Major, und daher nahm man ein etwaiges Interesse seinerseits für eine Werbung hin. Der Major aber war ein bedachtsamer Mann. Wohl war Josepha ein sittsames Mädchen mit großen häuslichen Tugenden, aber sie war doch eigentlich schon ein bißchen verblüht mit ihren achtundzwanzig Jahren. Tante Bella stellte sich vor den großen Trumeau. Wie imposant, wie lebensfrisch trat ihr ihr Bild in voller Größe entgegen. Das üppige kupferfarbene Haar — eine Zierde, die ihresgleichen suchte. Hastig

Junggesellenheim und stieß gewaltige Rauchwolken von sich. Wie ein Nebel lag's über dem Zimmer. Er bewohnte eine kleine elegante Etage etwas außer halb der Stadt und seine Bedienung bestand in einem Diener, denn er war noch von seiner aktiven Stellung her an eine männliche Bedienung gewöhnt. Das Essen wurde ihm aus einem Restaurant gebracht und im übrigen verstand Hein es vorzüglich, seinem Herrn den Aufenthalt daheim möglichst angenehm zu machen. Es war immer ordentlich um den Major, der von äer Segelregatta

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 4 von 18
Datum: 27.04.1901
Umfang: 18
Sterblichen beschieden!" „Danke, Herr Major! Ist nicht so arg mit der Wohligkeit!" „Wieso?" fragte erstaunt der Major. „Ich meine das selbstverständlich nur in Bezug auf mannigfache Mängel einer Miethswohnung. Wir leben eben in einer kleinen Stadt, da ist immer wenig Komfort zu finden!" „Ach so! Nun, wie geht es in der jungen Ehe? Lebt Ihr wie die Turteltauben oder —"j „Danke, Herr Major! Ich wollte mir gehorsamft erlauben, Dir, Herr Major Gelegenheit zu verschaffen, einen inspizierenden Einblick

in meine Häuslichkeit zu thun und einen Löffel Suppe mit uns zu genießen an einem Tage, der Herrn Major paßt!" „Sehr freundlich von Dir, lieber Baron! Sehr aufmerksam! Thut einem Junggesellen wahrlich wohl und noth, einmal nicht im Kasino zu essen. Nehme dankbar an. Werde aber vorher gnädiger Baronin meine Aufwartung machen und für liebenswürdige Einladung danken!" „Darf ich dann vielleicht den nächsten Sonntag Vorschlägen?" *) Im österreichischen Heere ist es traditionell, daß sich die Offiziere außerhalb

langem nicht mehr. Som mersüber geht es zu bunt zu in den Seestädten die Dampfer sind meist überfüllt, der Verkehr ist zu groß. Zum Herbst ist es besser, leerer! Also nächsten Sonn tag bitten wir um die Ehre, wenn es Dir Herr Major, reckt ist!" „Dankbarst akzeptiert, lieber Baron! Apropos, wo steckt denn Kaisersdorf in letzter Zeit. Im Kasino ist er an dienstfreien Tagen nicht zu sehen; scheint immer auszufliegen." „Der Karsersdorf — ja — ich weiß eigentlich auch nichts. Er ,oll Fräulein Höhl gerne

sehen!" lachte Wimpffen. „Namen „Höhl", kenne ich nicht! Hier?" „Nein, drüben in Lindau!" „So, so!" Wimpffen verabschiedete sich, und Wolkenburg konnte seinen Gedanken nachhängen, bis es Zeit ward, das Kasino aufzusuchen, Der Major machte Ella von Wimpffen alsbald seine Aufwartung, um für die Einladung zu danken. Die jugendschöne Baronin sah durchaus nicht „ent gleist" oder sonstwie unglücklich aus, im Gegentheil konnte ihr die Lebenslust vom bildhübschen Antlitz leicht abgelesen werden. Am Sonntag

sich nicht wenig, die schlanke Flascke ohne jegliches Etiquert zu sehen. „Wohl selbst ab gefüllt, was?" Ella unterdrückte ein Kichern, und Wimpffen log dreist darauf los: „Gewiß, Herr Major. Thu ich immer selbst! Wirft staunen, Herr Major, über dieses Weincken!" „Den ersten Schluck auf das Wohl der liebens würdigen Hausfrau!" sprach Wolkenburg, sich erhebend, und hell klangen die Gläser aneinander. Dann ein ein prüfender, sorgsamer Kosterschluck, noch einer und ein Schlürfen darauf. „Alle Wetter

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 11 von 16
Datum: 23.08.1908
Umfang: 16
eine Versorgung hatte, konnte die Pastorin beruhigen. Jsabella brillierte mit einer ausgezeichneten Laune. „Ich möchte Sonntag die Verlobung im Verwandten kreise feiern," erklärte sie. „Nur streng im Verwandten- kreise. Der Major ist größeren Geselligkeiten abhold. Wir werden der Verlobung baldmöglichst die Hochzeit folgen lassen, worauf sollten wir warten. Und wenn die Hochzeit auch nur klein ausfallen wird, einen Polterabend bin ich doch gezwungen zu geben. Man hat eben seinen großen Bekanntenkreis

hervor. Man hielt untereinander geheime Zusammenkünfte «b; man urteilte scharf, spöttisch, mitleidig, erbost, je nach der Naturanlage, über diese skandalöse Affäre. Und ein Skandal war's doch, darüber waren sich die lieben Verwandten einig, ob sie die Verlobung nun belachten oder beschimpften. Die jüngere Generation konnte sich in Späßen nicht genug tun. Tante Bella mit ihrem dicken Möppele sich als Braut dorzustellen — einfach ulkig? Den Major kannten die meisten

nicht, oder doch nur sehr oberflächlich. Und die ihn kannten, äußerten sich lvenig günstig. Der Major sollte ein peinlicher, eigener Herr sein, streng, wortkarg und kleinlich, ein rechter Pedant. Außerdem war er an das Kommandieren ge ahnt und ferner an blinden Gehorsam. Und daß Tante Bella bei einem Wunsche ihres künftigen Gatten fets: „Zu Befehl, Herr Major!" sagen würde, dünkte die längere Generation doch etwas zweifelhaft. , Das war nun aber schließlich Tante Bellas Angelegen st. Für sie, die Verwandten, war es Pflicht

, was diese mit huldvollem Lächeln quittierte, verbeugte sich nach rechts, nach links, als er den Verwandten vorgestellt wurde, und man konnte wirklich an dem ganzen Gehabe nichts finden, was etwa den Spott hätte herausfordern können. Auch das Mahl verlief heiter und ohne Störung. Fräulein Jsabella als kluge Frau hatte die Tisch ordnung so eingerichtet, daß dem Major der Anblick Josephas soviel wie möglich erspart blieb. Große Blumen arrangements, die die Tafel schmückten, türmten sich zwischen den beiden

auf; dazu trennte sie die ganze Länge des Speisezimmers. Josepha war sehr blaß; aber wie sie bereits im Leben mehr Enttäuschungen hatte einstecken müssen, so mußte sie selbstverständlich auch dieses Mal drüber wegkommen, ob gleich es sie bedünken wollte, als sei ihr eine Entsagung niemals so schwer geworden, wie gerade dieses Mal. Man konnte es nicht leugnen, der Major war eine sehr sympathische Erscheinung, und sein Ernst und seine Männlichkeit, sowie sein vornehmes Auftreten mußte zu seinen Gunsten sprechen

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 9 von 16
Datum: 13.09.1908
Umfang: 16
Sonntags-Blatt Beilage zum „frikbtfbeler Bote." Tmtft und B-rla- bet Ktzl «wt Hsfb»chd««rrvN mm Gebrüder Reichel in NugSbALA. Vas Atöppele. Humoristischer Heiratsroman von A. Wilcken. (9. Fortsetzung.) lNachdruck verboten.) Trotzdem dem Major die reservierte Haltung des ge- licOtcn Mädchens sehr nahe ging, stieg doch seine Hoch achtung für sie. Lie hatte recht, tausendmal recht. Er hatte sich, um sich recht auszudrücken, sehr unkorrekt be nommen. Wozu die Ueberstürzung? Ein Mädchen, das ans

sich hält, lässt sich nicht wie ein Handschuh wegwersen und iuit) Belieben wieder ausheben. Aber gerade weil sie das nicht tat, verlangte er doppelt nach ihrem Besitz. Uub es mußte doch, beim Kuckuck, zu- gahen, wenn er nicht auch diesmal Eicger bliebe... »vorläufig nicht" hatte sie gesagt, b'ottlob — der Major atmete er leichtert auf. Das >nar wenigstens ein kleines Zu geständnis, an das man sich klam mern konnte. Nun wollte er aber nicht den Anblick seines Mädchens ganz und gar entbeh ren

. Auf dem Heimwege grü belte er ernstlich darüber nach, wie und wo er sie ben ftnt zu Zeit lassen könne... Neun er sich Frau Ganzlin offenbarte — schließlich hatte jie doch die Partie mit Josepha gewünscht. Ja, so Heß es sich machen und so sollte es gemacht Merdeu. Ter Major entwarf bei sich einen ganzen Feldzugs- pmn. Ließ sich die feindliche Festung nicht im Sturm erobern — nun, so griff er einfach zur List. . Das sind Kriegszustände. Die ^ astorin saß wie eine Glucke unter ihren Küch lein und hechelte

den Fall Schröter-Hartmann mit ihren Töchtern durch. Marga wollte sich totlachen über einen solchen Braut stand, der gerade mit dem Berlobungstage endete. Denn das Ende war vorauszusehen. Tante Bella gab nicht nach. Nora äußerte darüber Bedenken. Tante verstelle sich nur. Sie ließe den Major nicht wieder aus ihren Krallen. Und Geld besitze eine erstaunliche Klebekraft. Emmi stimmte ihrer Schwester bei. Marga hatte noch gar keine Erfahrung und könne eigentlich in solchen Sachen nicht mit- reden

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Seite 14 von 16
Datum: 13.09.1908
Umfang: 16
, als ob einige Tropfen Münchhausensches Blut in Ihren Adern flösse. Nun adieu, der Major wild Sie schon voller Ungeduld erwarten." Schleunigst begab sich der „Votengänger" auf den Rückweg, da er berechnet hatte, daß der Fuchs trotz seines Alters ihm doch in der Schnelligkeit merklich überlegen sei. Jedenfalls werde der Kommandeur ungehalten sein, daß der Auftrag so lange Zeit in Anspruch genommen habe. Als er den Graben des Anstoßes wieder zu Gesicht bekain, riß er die Augen weit auf, denn von seinem edlen Rosse

er gegangen sein, als er in der Ent fernung den Major auf sich zutraben sah und neben ihm lief ganz wohlgemut der Ausreißer, der also wenigstens nicht gestohlen war. Wenn ihm durch diese Wahrnehmung auch ein Zentnerbtock von der Seele gewälzt wurde, so fühlte er sich doch sehr gedrückt von wegen der Blamage, der er unrettbar verfallen war. „Nun, Blendheim," rief ihm der Major schon von weitem in jovialer Weise zu, „es freut mich, Sie noch lebend zu treffen, ich fürchtete schon, Ihre Knochen einzeln

auflesen und nach Hause tragen zu müssen. Also so un manierlich hat sich mein „Methusalem" betragen, daß sein Gebieter in die Zwangslage geriet, sich seines eigenen Pedals zu bedienen." Inzwischen war der „Vize" an den Kommandeur herangetreten und meldete in strammster Haltung, daß der ihm gewordene Befehl ausgeführt sei. „Na, und der Abfall hat keinerlei üble Folgen gehabt," erkundigte sich der Vorgesetzte voller Teilnahme, „werden Sie sich nicht krank melden müssen?" „Nein, Herr Major, ich bin völlig

unverletzt, auch nicht abgeworfen, sondern mir ist der Fuchs, der eigensinnig nicht über den Graben springen wollte und daher von mir an dieser Seite desselben angebunden und zurückgelassen wurde, während ich zu Fuß weiterschritt, eigenmächtig ausgerückt." „Wenn sich die Sache so verhält, bin ich beruhigt, mein lieber Blendheim," sprach der Major, „ich würde Ihnen aber den Rat geben, Ihren Lehrmeister zu ersuchen, das Nehmen von Hindernissen bei seinen Unterweisungen nicht zu vergessen." Unterdessen

hatte Blendheim sich wieder beritten ge macht und folgte seinem Chef, der den Heimweg antrat. Wenige Tage später sandte der Major zu Blendheim und ließ an ihn die Aufforderung ergehen, sich umgehend bei ihm einzufinden. „Mein Lieber," so empfing ihn der „Gestrenges „es ist soeben bekanntgegeben, daß der Divisionskommandeur übermorgen das Regiment auf dem Exerzierplätze inspi zieren wird. Ich weiß nun, Sie haben schon mehrere kleine Abenteuer mit meinem Fuchs zu bestehen gehabt, sage

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 10 von 16
Datum: 30.05.1903
Umfang: 16
. Eine Mordthat aus Eifersucht wurde vor einigen Tagen im Berliner Westen verübt. Der Major a. D. August Reisch, ein in der Vollkraft des Mannesalters stehender Mann, ist bei einem Besuche in einem Hause der Steinmetzftraße von seiner früheren aus der Provinz stammenden Wirthschafterin Maria Gleditsch auf der Treppe überfallen und meuchlings mit einem langen dolchartigen Messer niedergestochen worden. Der Mörderin gelang es, aus dem Hause zu flüchten, jedoch wurde sie noch am selben Tage von der Polizei

ausgeforsckt und in Haft genommen. Nach dm bis herigen Mittheilungen hat Marie Gleditsch mehrere Jahre bei dem Major als Wirthschafterin gedient. Sie soll ihn kurz nach seinem Uebertritte ins Zivil kennen gelernt, und sich mit der Hoffnung getragen haben, die Frau des pensionuten Offiziers zu werden. Unter welchen Umständen er sie schließlich aus dem Dienste entlassen hat, ist vorläufig noch nicht bekannt. Ihre Dienstleistungen dürften wchl überflüssig geworden sein, als der Major aus der Provinz

nach Berlin übersiedelte, wo er gemeinsam mit seiner Mutter wohnte. Major Reisch war nahezu täglich Gast bei dem früheren Amtsgerichtsrathe und jetzigen Rentier Pudor, der in der Steinmetzftraße wohnt. Rentier Pudor ist ein alter, gebrechlicher und durch Leiden oft ans Bett gefesselter Herr, dessen Wirtschaft von einem Fräulein Martha Herhudt geführt wird. Zu diesem Fräulein soll der Major jetzt in Beziehungen gestanden und mir ihr oft Spaziergänge unternommen haben. Dieses Verhältniß soll der früheren

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Seite 10 von 16
Datum: 27.09.1908
Umfang: 16
Kalender pro 1000. — 306 — i i | i i pa'- ba an mi l iK Wir Kosegarlenschen Mädchen gehen weg wie warme Buttersemmel —" Da gellte die Entreeglocke durch die Wohnung. „Emmi," sagte die Mutter. „I bewahre," lachte Marga im Hinausgehen. „Man sieht's, Mutter, deine Liebesepisode liegt weit zurück." Die Kette an der Entreetür rasselte „Tante Bella —!" schallte es den Zurückgebliebenen entgegen. Das glückliche Brautpaar war aufgesprungen. Jupp! Der Major rieb sich sein rechtes Knie. Er war wahrhaftig

wie ein bei solcher Gelegenheit ausgestoßenes Gegacker, als sämtliche Verwandte durch einander ihrem Erstaunen über das plötzliche Wieder- erjcheinen der Tante Ausdruck gaben. Der Gedanke an Möppele war wie ausgelöscht aus der Erinnerung der Familie Kosegarten. Ein gewisses Schuldbewußtsein drängte mit unverschämter Vorwitzigkeit in den Vordergrund, so daß alle bessere Einsicht darin unterging. Der Major war an eines der hohen Fenster getreten; seine stattliche Figur hob sich silhouettenhaft gegen das hereinflutende

Laternenlicht ab. Tante Bella bemerkte weder den am Fenster stehenden Major, noch die Aufregung ihrer lieben Verwandten. „Ach, Kinder, Kinder, wie ihr mich hier seht, bin ich eine tief unglückliche Frau," klagte sie. „Tante Bella, 0 Gott, Tante Bella! Setz dich, beste Tante, was ist geschehen?" „Dank, ihr Guten, für euer Mitgefühl. O, das tut wohl," hauchte Tante Bella. „Ich bin so lebensmüde geworden, ich fühle, daß ich alt werde!" Dem Major wurde unbehaglich an seinem Fensterplatz. Er mußte naturgemäß

, die du durch mich so geschädigt gewesen, sag', Josepha, gibt es kein Zurücksinden eurer Herzen? Ich meine deines und des Majors — ?" Da trat der Major vor. Er reichte seiner verlassenen Braut die Hand. „Wenn Sie gestatten, Jsabella, komme ich morgen früh zu Ihnen und erkläre Ihnen alles." Jsabella war gar nicht einmal erstaunt, Schröter hin zu sehen. Ihr kurzer Brautstand lag ja schon so weit hinter ihr. „Ja, Udo, kommen Sie," sagte Fräulein Hartmann versöhnlich. „Was zwischen uns gewesen, ist ausgelöscht. Gott segne

Sie und unsere liebe Josepha!" Der Major beugte sich über die Hand der Tante. Da regte sich die Eifersucht in Möppele. Er setzte sich kampfbereit in Positur: „Wauwau!" „Macht euern Frieden; keinen Kampf mehr," lächelte Tante Bella. Ende. - Meiner Irrtum. Von O. von Briefen. (Nachdruck verboten,! n dem idyllisch gelegenen kleinen Badeorte Buchwald war ein steinreicher Engländer, Mr. Johnson, ange- kommen, dem der Platz und dessen Umgebung so ^3 ungemein zusagten, daß er beschloß, den ganzen Sommer

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Seite 12 von 16
Datum: 13.09.1908
Umfang: 16
wieder hinüber auf die Straße, wo Walden hielt. „Du," rief er Blendheim zu, „der alte Fuchs hat jedensals angenommen, sein wirklicher Besitzer säße im Sattel, der als Offizier cke suue seine Runde mache. „Das wird stimmen," meinte Blend heim, „nun, das wäre somit das zweite Objekt, vor dem ich mich auf meinen Ritten in acht zu nehmen' habe." — Der Major freute sich, daß Vlend- beim die Scheu vor dem „unvernünftigen Tier" so bald verloren hatte und recht anerkennenswerte Fortschritte in der Reiterei machte

, wo die Kompagnien an verschiedenen Punkten selbständig operierten. Der Major prüfte Blendheim in allen Gangarten und sandte ihn schließlich mit einem Austrage an die entfenitcft übende Abteilung, die man des kupierten Terrains und eines da zwischen liegenden Waldes wegen nicht sehen konnte. Die Trennung von seinem Stallgesährten paßte aber dem alten Fuchs durchaus nicht, er bestand wiederum auf seinem Kopf, zu bleiben. Nachdem sich Blendheim vergeblich bemüht, den Kleber arideren Sinnes zu machen, wandte

der Major die Neilpeitsche an, mit der er dem Störrischen einige wohl gezielte Hiebe zuteil werden ließ. Das half, und in gestrecktem Galopp sauste cr von dannen. Mit der Zeit mäßigte der Gaul seinen Lauf von selbst und trappte manierlich querfeldein über Sturzäcker und Gestrüpp dahin. Nachdem Blendheim schon längst aus dem Gesichtskreise des Major gekommen war, stieß cr plötzlich auf einen recht tiefen Graben, der überschritten werden mußte, wollte er seinen Auftrag ausrichten. Ge sprungen

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Seite 10 von 16
Datum: 02.08.1908
Umfang: 16
„KitzbuhelerBote" X. Jahrgang. Eine große Ersparnis 234 röteten Wangen waren erblaßt; im übrigen hatte sich die Dame in der Gewalt. „Wen nanntest du, liebe Jette? Der Major Schröter bewirbt sich also um Josepha?" Der Pastorin, die mit der größten Aufmerksamleit an ihrer Schwägerin Mienen hing, war die Veränderung nicht entgangen. Hatte sie am Ende da eine Dummheit gemacht? Ja, aber weshalb? Von dieser Seite wurde sicher keine Attacke auf Tante Bellas Geldbeutel gemacht. Und dann tonnte

es ihr doch gleichbleiben, wen Josepha freite. Ter Major war ein Ehrenmann durch und durch. Niemand konnte etwas gegen ihn haben. Aber 'ne Dummheit hatte sie doch gemacht. Nur wußte die arme Frau durchaus nicht, worin diese bestand. Sie bejahte die Frage ihrer Schwägerin etwas zaghast; sie konnte natürlich nicht widerrufen, was sie soeben ge sagt; abschwächen allerdings ließ sich das Ausgesagte. So setzte die Pastorin hinzu: „Es wollte uns so bedünken, als bewürbe sich der Major um Josepha, liebe Bella. Hältst

zu. Und in diesem Falle war das Ganze ja so zweifelhast. Es macht schon mal jemand einem jungen Mädchen die Kur; Gott, Bella, daran bin ich ja gewöhnt, daraus mache ich kein Allshebens mehr. Xlub mit Josepha, das war eben nur eine vertrauliche Mit teilung. Der Major zeichnet Josepha aus, war auch wiederholt bei uns, ja, es ist klar, er bewirbt sich um sie, allein hier habe ich elltschieden vorgegriffcn —" „Ach, IUte, entschuldige dich doch nicht so angelegent lich; die Sache ist das wirklich nicht wert. Rege

dich nicht anf, und wenn ich dir einen guten Rat geben darf, so erkundige dich erst ganz genau nach dem Marine- iugenieur. Kann er die Kaution nicht stellen — du kannst es ja nicht. Was soll also so ein Verlöbnis? Denn worauf wollt ihr warten?" — Die Pastorin ging sehr niedergeschlagen heim. Auf die Stellung einer Kaution von der Schwägerin zu hoffen, war nach dieser Aussprache nicht mehr nötig. Die arme Marga! Und wenn der Major auch abschwenkte — da stand sie mit allen Fünfen wieder auf dem Trockenen

machten, welche Gedanken hinter der ernsten, hohen Stirn spukten. Fräulein Jsabella Hartmann hütete ihr Geheimnis wie einen Schatz. Sie schien zu dem Glauben berechtigt, der Major begänne sich für sie zu interessieren. Noch gerade aus dem Feste bei Ganzlius war er kaum von ihrer Seite ge wichen. Das heißt, eiuuml war es ihr so vorgekommen, als habe sie beim Nahen Josephas den Blick des Majors lebhafter aufblitzen sehen. Es war für die Dauer einer Minute wie Eifersucht über sie gekommen. Daun

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Unterinntaler Bote
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Seite 6 von 10
Datum: 30.11.1900
Umfang: 10
der Ausschuß einberufen. Nachdem von der Frau Präsidentin die Beschlußfähigkeit constatiert wurde, wurden die vorliegen den 20 Stimmzettel revidirt, daß im Ausschuß gewählt er scheinen: Frau Baronin Schneeburg mit 20, Frau Major Stillebacher mit 19, Frau Dr. Kathrein mit 18, Frau Major Schwetz mit 18, Frau Major Köth mit 18, Frau v. Klebelsberg, mit 18, Frau L.-Ger.-R. Vogl mit 15, Berg raths-Gattin Grüner mit 14, Frau von Alpenheim mit 12 und Frau Knittl mit 10 Stinimen. Es wurde weiter be schlossen

genommen wurde. Aus diesem geht hervor, daß laut Sparcassa-Buch Nr. 383 der Haller Sparcasse 2905 K 15 li erliegen und 32 K 50 h in der Handcasse zu Händen der Frau Präsidentin sich befinden. Zum Schluß erklärte sich die Präsidentin Frau Major Stillebacher amts müde, da sie bereits im 4. Jahre diese Stelle inne hatte und bat selbe ablegen zu dürfen. Nach einer langen Debatte, an der sich namentlich Frau von Klebelsberg, von Alpenheim und Knittl betheiligten, einigten sich die Damen dahin, Frau Major

Stillebacher zu bitten, da man ihre Wahl allgemein gewürdigt hat, im Amte zu bleiben. Auf das hin erklärte Frau Major Stillebacher bis Ende 1901 die Stelle behalten zu wollen. Hierauf wurde das Protocoll bestätigt und die Sitzung geschlossen. (Adreßbuch von Hall.) Mit dem Drucke der neubearbei teten und vermehrten Zweitauflage des „Adreßbuch der Stadt Hall" ist nun mehr bereits begonnen worden und ist es im Interesse möglichster Vollständigkeit und Brauchbarkeit drin gend geboten, etwaige diesbezügliche

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