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Sterne und Blumen
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Seite 2 von 4
Datum: 17.11.1918
Umfang: 4
7 •* 182 S» nicht. „Großmama!" rief sie flüsternd. Und dann noch einmal Gestalt vor sich stehen sah, dann wußte sie, Maria-Luise sprach laut, rauh und fremd, mit einem erstickten Schrei „Liebe, gute Großmama .. Da blickte die alte Baronin langsam auf. Und als sie die schwarzgeklerdete Frauengestalt mit dem langen Trauerschleier in dem Lichte stehen sah, erkannte sie die Enkelin nicht. Nun schaute Baronin Leone sie mit wehen, gramvollen Augen an, ihr Mund formte Worte, sprach

sie aber nicht aus. „Maria-Luise ...!" Die alte Dame riß es in die höhe. Gott Lob und Dank, die Enkelin lebte I was alles sonst noch von Hoffnung in ihrem Herzen gelebt hatte, erlosch bei dem unverhofften Er scheinen der schwarzgekleideten Gestalt. Ein Grauen kam in ihre Seele, was Maria-Luise noch einmal in dieses Haus brachte, war nur die Nachricht von Maurices Tod. „Großmama!" schluchzte das junge Mädchen weh, stürzte ^ dann ihr zu Füßen und verbarg den Kopf im Nock der Groß mutter. Stumm stand die Baronin eine weile

, dann hob sie Ma- ria-Luise auf und führte sie zu ihrem Sessel. Sie stand neben ihr ohne zu fragen; nur zuweilen schoß ein heißer Tropfen aus ihren Augen auf die Hände der Enkelin. Eine Starre hielt ihre Seele umkrampft und das stützte sie zugleich zum Aufrechthalten. Maria-Luise hatte sich willig zum Sessel führen lassen. Dort saß sie still und schaute in das geliebte, gütige Gesicht, in das der Schmerz >o tiefe Furchen gegraben hatte, die vordem nicht da waren. Denken konnte sie nicht, nur an schauen

immerzu und von Zeit zu Seit ihren Namen flüstern: „Groß mama!" Und dann unendlich weich, „Großmama...!" Die heißen Tropfen fielen im mer noch schwer aus den Augen der Baronin. Da schritt jemand durch das Zimmer und blieb hinter Maria- Luise stehen. Sie blieb ruhig sitzen und blickte nicht herum. „Es war Frau Leone, die an der Großmutter oorbeiging und hinter Maria-Luise trat. Sie hatte bis jetzt noch keinen klaren Gedanken fasten köniten, seit die gehaßte deutsche Nichte so unverhofft

, im Cfeufcbmuche lieblich prangt, — so schimmern schön noch die Ruinen, um die sich gold'ne Lage rankt. fällt mir ein Blitz des Strebens Tanne, der Hoffnung Schloß, — verzag' ich nie, umkränzt sie doch mit lutzem Tröste — dein heil'ger Efeu, — Poesie! Friedrich L L m. „3a," sagte sie tonlos, Maurices Wunsch und .. mama...! Er ist tot. .." Die Großmutter nickte ,nun bin ich wieder hier auf Maurice ist tot. Tot! Groß- sie hatte es gleich gedacht, sonst wäre Maria-Luise nicht hierher zurückgekehct. Frau Leone

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Sterne und Blumen
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Seite 2 von 4
Datum: 08.09.1918
Umfang: 4
4 142 S> Maria-Luise bemerkte das Bemühen der Großmutter und müde lächelnd ließ sie sie gewähren, niemand wußte ja besser wie sie, wie fest sie an ihrem deutschen Vaterlande hing; und noch nie, so lange sie hier war, war,die Sehnsucht nach ihm in ihr still geworden, bis eines Tages das Verlangen nach der Heimat fieberhaft in ihr angefacht wurde. Die Runde der Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers kam und durchdrang die ganze Welt. Oester reich-Ungarn rüstete gegen Serbien

, die grauenvolle Tat zu rächen — und in Belgien konnte man auch eine geheime, fieberhafte Tätigkeit finden. Maürice Rosanne war Reserve-- offizier und hatte plötzlich Einbe rufungsbefehl erhalten. 2TTit weiß gewordenen Mangen und niedergeschlagenen Augen hatte Maria-Luise diese Nachricht ver nommen. Zhr Inneres war ein schneidendes Meh, sie ahnte nicht, daß dieser Schlag gegen ihr ge liebtes Deutschland gehen sollte, sie sah nur die Trennung von Maurice. Von ihm, zu dem ihre Liebe in diesem einen Jahr

noch tiefer und heißer geworden . . . Nie mehr riß er sie an sich wie an jenem Sommer tage, er kam auch nicht darauf zu rück, sondern begegnete ihr zart und aufmerksam. Nur seine Augen spra chen und erzählten ihr von seiner Liebe, und das Bewußtsein dieser Liebe ließ sie die Beleidigungen der Mutter hinnehmen' und vergessen und — von neuem hoffen. Nun kam die Trennung. Mau rice wußte, was sie bedeutete. Das Schicksal nahm seinen verhängnis vollen Lauf. — Maria-Luise hielt es nicht länger

ihr bis zum halse herauf. Da — da — rief da nicht jemand ihren Namen? Sie ließ die Hände von dem Gesicht sinken und sprang rasch auf. „Maria-Luise! . . ." Maurice stand vor ihr. Das war zu viel für ihre er regten Nerven, sie schwankte — rasch hielt er sie fest. „Maria-Luise, verzeihe mein Eindringen — doch ich mußte dich noch eimnal allein sprechen — ohne Zeugen dir Lebewohl sagen." Sie machte sich frei von ihm — wollte reden — ant worten — und konnte nicht — die Rehle war ihr wie aus- getrocknet. Schwer sank

sie auf einen Stuhl und deutete neben sich hin. Maurice schüttelte den Ropf, blieb neben ihr stehen und zog sie zu sich empor. „Maria-Luise, ich liebe dich — liebe dich unendlich — willst du mein sein?" Da war sie mit ihrer Rraft zu Ende. Sie schlang die Arme um seinen hals und verbarg den Ropf an seiner Brust. „Maria-Luise, sprich — liebst du mich?" „Maurice — Maurice — ich liebe dich — mehr als mein Leben . . Fest umschlang er sie da und küßte sie auf ihr bleiches, zuckendes Gesichtchen, aus dem ihm die Augen

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Sterne und Blumen
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Seite 1 von 4
Datum: 01.12.1918
Umfang: 4
Illustriertes Unterhattungsblatt zum „Uitzbühelsr Slnzeiger" ilQOOCOCOOQÜC Verlansanstalt „Throlia" G. m. b. H. in >X"XyiOOOOOOBOOOOOOOOOOOOOOOOOPOOOOOOOOOOG ^»X-WOOOOCXXajUOüCXOOOOCaOC^ TtX-TnC30C3CI Fvv~.(V-w- 1r td i, i r w Jührgarrg 1918 Ihr Baisrland. Roman von (Emilie Lastian-Ztumpf. (Schluß) (Nachdruck verboten.) l ^Kayitel. war noch früh am Morgen und die Sonne kam erst F hinter den Bergen hervor, als Maria-Luise zum zweiten Male Ronsville verließ. Au der Biegung * des Weges

— eine Lrinn-erung an seine Liebe. Die Frau dort hinten — die ihn ihren Sohn nannte — nahm ihr alles. Lin Schauer überkam sie in ihrer Verlassenheit und rascher eilte sie vorwärts^ Line Stunde später hatte Schwester Maria-Luise «ihr altes Zimmer- chen bei Steinhausens bezogen. Sie fühlte sich durch dis Anstrengungen so erschöpft, daß sie erst ein wenig ruhen wollte, ehe sie ihre Pflichten wieder antrat. Sie lag aber kaum auf -ihrem Bette, als sie wieder auf- fchreckte. Lin feines Singen und Klingen

durchzog die Luft. ,Sie wußte noch nicht, was es war, aber es zog sie aus dem Aimmer in den Flur. Ls kam aus des Professors Gemach. Mit wankenden Knien schleppte sie sich nach der Tür und spähte hinein. Gar wundervolle! Geigenklänge schwebten über sie hin und machten ihr das bserz erzittern. Auf seinem Lager hatte sich der Professor aufgerichtet und schaute nach dem Spieler hin; er achtete nicht auf Maria-Luise, die toten blaß an der Tür lehnte. Vor dem Offizier stand ein jungcr Mensch in feldgrauer

Uniform und spielte. Seine Kunst — seine Musik schien ihn ganz gefangen genommen zu haben und ließ ihn die Rm- gebung vergessen. ' Maria-Luise hatte leise die Tür hinter nch zugezogen, lehnte sich an die wand und lauschte mit verhaltenem Atem den wunderbaren Tönen. Shr tiefes Musikverständnis sagte ivr, daß dort ein gottbegnadeter Künstler stand. Aber das war es nicht allein, was sie so tief erschütterte und sre bis m den Grund ihres Wesens erbeben ließ. Seit den kurzen CLaaen ihres jungen Glücks

war sie wieder wie bei dem Toce c er Mutter einsam und verlassen, ohne Lseimat und ohne Liebe. Shr ehrfurchtsvolles Gottvertrauen war ihr verloren gegan gen. Nun plötzlich — bei diesen wundervollen Tönen kam es wieder auf weichen Schwingen ihr ins perz gezogen, das hohe, hehre Lied der ewigen Liebe. Die göttliche Allmacht weckte sie auf und sandte ihr Trost und verzeihende Güte in ihr liebeleeres Leben. Mit trockenen Augen war Maria-Luise zum zweiten Male aus dem kfaufe der Großmutter gegangen — sie hatte ihr perz hart

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Sterne und Blumen
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Seite 2 von 4
Datum: 20.10.1918
Umfang: 4
' geleitet der Herr ins Vaterhaus. fj. Rademacbcr. formte an dem ZTCanne Ihrer Gebe nicht zum Mörder wer» den. Mein Leben tag m seiner Hand, und daß ich noch arme, danke ich meinem Burschen, der Rosanne mit einem Sckuß schwer verwundete, was weiter mit ihm geschah konnte ich nicht erfahren.. „Steinhaufen I" schrie Maria-Luise so laut, so verzweifelt, daß der Kranke erschreckt zusammenfuhr. „Herr Steinhaufen! — Das ist entsetzlich!" „Maria-Luise. — nur ruhig. — noch lebt Rosanne, wenn ich auch nickt weiß

wo er Ausnahme gefunden hat." Das junge Mädchen antwortete nicht mehr. Den Kopf auf die Brust gesenkt, saß sie stumm an seinem Lager, bis sie von seiner Mutter abgeiöst wurde. Steinhaufen, in dem die Aufregung noch nachzitterte, fand keinen Schlaf. Er begrüßte seine Mutter mit einem Lächeln, in dem all die Lidbe lag. die er für die tapfere 5rau empfand. Mährend sich die silberhaarige Dame an seinem Bette nieder» ließ, reichte ihm Maria-Luise mit einem Blick voll Schmerz die Hand, er zog sie an seine tippen

, dann ging sie aus dem Zimmer. — Bon dieser Stunde an wan- derten ihre Gedanken sehnsuchtsvoll nach . Ronsville. Ihren Dienst tat sie still, stark f und unermüdlich wie immer — aber in | ihrem Innern war ein Marten — ein | tauschen auf etwas, das nicht kam... § (Fortsetzung folgt.) „Komtesse Maria-Luise, wo bin ich —- wie komme ich Hierher?" „Sie sind in dem Hause Ihrer lieben Eltern, Herr Leutnant, und waren schwer krank Jetzt, Gott sei Dank, gehr es besser." „Komtesse Maria-Luise, und — und wie kommen

Sie in das Haus meiner Eltern?" „Bitte, nur Schwester Mario-Luise. Das Haus und die Spinnerei ist als Lazarett eingerichtet und deshalb bin ich hier. Aber Sie, Herr Leutnant, fallen schlafen und nichts mehr sprechen." Steinhauses gab ihr keine Antwort. Lange blickte er ihr in die Augen, während sein Gesicht zuckte, bis ein kurzes, klang loses Schluchzen feine Gestalt durchbeble. Mit Mühe hob er den Kopf. „Schwester-Maria-Luise, haben Sie schon etwas von — von Baron Rosanne gehört?" Das junge Mädchen, blaß

geworden, schüttelte das Haupt und drückte ihn in die Kissen zurück. Sie glaubte, er rede irre — im Fieber. — „Maria-Luise, ich habe ihn gesehen!" Ganz tonlos, mit fast |"® versagender Stimme, sagte er es. Maria-Luise antwortete nicht. Sie | starrte nur immer auf den Mann. Zn •$ ihren Ghren brauste es und vor ihren | Blicken flimmerten feurige Sternchen, s Nur langsain kam ihr das Bewußtsein, » daß der Professor noch mehr wußte. Mir flackernden Augen griff sie nach jj seiner Hand und hielt

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Sterne und Blumen
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Seite 1 von 4
Datum: 22.09.1918
Umfang: 4
illustriertes Anierhattungsötalt zum „Schwazer Bezirksanzeiger°° Verlansanstalt „Tyrolia" G. m. d. H. in Vrixen. Verantwortlicher Redakteur: Robert Meixner. Nr. 38 Jahrgang 1018 Nr. 38 Ihr Vaterland. Roman von (Emilie Bastian-Stumpf. (Fortsetzung) (Nachdruck verboten.)^^ O ie Sonne neigte sich dem Westen zu und kleine weiße Wolken zogen am Fimmel dahin. Stumm und ge dankenvoll starrte sie ihnen nach. — „Waria-Luise," begann Waurice leise. „Worgen wirst du meine Lrau." — „Sa morgen." Sie sagte

es mit wehem Seufzer. Das konnte sie sa eigentlich gar nicht, mein Gott! Sie konnte doch die Gattin eines Leindes nicht werden! — „Waurice," sie sagte es stockend und trat dabei vom Lenster hinweg. „Waurice, ich kann deine Lrau nie und nimmer werden!" „Waria-Luise," schrie er, ging ihr nach und riß sie an sich. „Waria-Luise, so liebst du mich denn wirklich nicht?" Sie schaute ihn liebevoll an. „Sch liebe dich — aber dein Weib kann ich nimmer sein." Sanft machte sie sich von ihm los. — „Sprich! — warum

? ich will die Wahrheit wissen!" Wühsam begann sie nun: „Waurice höre mich ruhig an, du mußt es, und wenn den kurzen Stunden meines Glücks nur Tage der C)ual folgen sollten. Sch kann und darf nicht schweigen, verzichte auf mich — reise ab — deine Frau zu werden, ist mir unmöglich — du bist der Feind meines Landes — du ziehst gegen die Deutschen in das Feld . . ,." „Waria-Luise, was geht das dich an? — Deine Heimat wird dann durch unsere Heirat! Belgien . . h Und das gibt keinen Grund — oder — du liebst

ihm, im Zorn unüberlegt, was er im nächsten Augenblick bereute. Heftig schrie er sie an: „Du mußt meine Frau werden, sonst ändert Großmama ihr Testament zu deinen Gunsten ..." — Ein Schrei rang sich aus Waria-Luises Aehle: „Ach — also darum I — Darum gab Tante Leone ihre Einwilligung und ich soll deine Lrau werden!" Froh, des Zwanges ledig zu sein, bestätigte er schadenfroh: „Sa — darum — und weiß Gott, so lieb ich dich habe, Waria-Luise, zu meiner Gattin hätte ich dich nie begehrt. könnte ich dadurch

, auch sie be gehrte er. Das fühlte er plötzlich in sich, wo er fand, daß sie ihm noch in letzter Stunde entrissen werden konnte. „Waria-Luise, mein Lieb," bat er mit weicher Stimme, „fasse dich, ich will dich nicht zwingen,. Ueberlege dir deinen Schritt, wir wollen bis morgen nicht mehr davon sprechen. Nun komm und sei mein liebes, vernünftiges Bräutchen!" Waria-Luise floh der Schlaf in dieser Nacht, wit dem ersten Worgengrauen stand sie auf, machte sich leise fertig, huschte hinaus, die Treppe hinab

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Sterne und Blumen
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Seite 2 von 4
Datum: 03.11.1918
Umfang: 4
und suchte ihre Gemächer auf. 8. Kapitel Schwester Maria-Luise ?aß in dem Zimmer, das ihr Frau von Sternhaufen eingerich tet hatte und schrieb. Ls war der erste Brief, den sie nach Ba den sandte seit ihrer Flucht aus Rousville und er ging zu Zustiz- rats Wieviel hatte sie den gü tigen Leuten zu erzählen! Sie war so in ihr Schreiben vertieft, daß sie erschrocken auffuhr, als es an ihre Lür klopfte. Schnell verbarg sie den Brief und rief: „Herein!" Lin Wärter trat ein. „Herr Leutnant von Steinhaufen möchte

Schwester Maria-Luise in einer sehr dringenden Angelegenheit sprechen." Da zuckte plötzlich die Schwe ster zusammen. Zn letzter Zeit war immer ein sonderbares Ge fühl in ihr gewesen, das ihr sagte, daß ihr durch den Profes sor noch ein großes Leid zuge- fügt würde. Sie 'wäre am lieb- >ten garmcht dem Rufe gefolgt. — „Sagten Sie dem Herrn Leutnant nid]t, daß ich Buhe notig l]abe?" „Doch, aber er sagte, er habe Zhnen eine wichtige Mit teilung zu mad]en. Dann war der Herr Leutnant so auf geregt

. so verwirrt, daß ich glaube, ec hat Fieber. Ls wäre doch gut, wenn die Schwester nad] ihm schauen würde." Maria-Luise zögerte nod] eine Weile. Dann kam das Lmpfinden über sie, Steinhaufen habe etwas von Maurice erfahren. — „Zch werde sofort kommen," sagte sie. Der Wärter verschwand und gleich darauf erhob sid] Maria-Luise. Ruhig und gefaßt trat sie in das Zimmer, das das ihre war, und in welchem Steinhaufen immer noch lag. Bleich und abgespannt ruhte der Professor auf seinem Lager. Seitdem

ihm das Bewußtsein wiedergekehrt war, hatte er schon schwere Stunden durchlebt. Lr konnte an gar- nichts anderes denken, als an die Liebe, dreier für Maria- Luise im Herzen trug, ebenso an den Haß und die Verachtung, die er gegen den Baron^hegte, seit ihm seine Mutter die Ge- sd]id]te des Mädchens erzählt hatte. Und trotz alledem war er nid]t schuld an seinem. Lode. „Mein Gott, Herr von Steinhaufen, haben Sie wieder Schmerzen? Sie sehen so Meid], so verstört aus", rief Ma- ria-Luise betroffen, als sie am Bette

des Kranken stand. Dem Leutnant sd]1ugen die Zähne wie im Frost zusammen. Maria-Luises Anblick tat ihm unsagbar weh. Ls war ihm, als ntüsie er sie in seine Arme reißen, und an seinem Herzen sesthatten. um sie zu sd]ützen vor dem Sd]recklichen, dem sie durch ihn eutgegeuging. „Rein, Schwester Maria-Luise," entgegnete er auf ihre Frage, „ich habe fast keine Schmerzen mehr, id] bin nur tief erschüttert. Zch habe Zhnen etwas mitzuteilen, das mich schmerzt, aber es muß sein!" Erinnerung. (Nachdruck verboten

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Sterne und Blumen
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Seite 2 von 4
Datum: 10.11.1918
Umfang: 4
^•^i-^‘^-^-'>^'«^»^^rffc«<vw>^;>- ai !i^^r>'<&,<> < sb<^v’ s S(- r> 178 ^ fchaft war. In wenigen Morten teilte er dies dem Direktor mit und er Wichte selbst nicht, wie os kam, woher er das Ver trauen faßte. Als er ihn nach einer Stunde verließ, hatte er ihn zu feinenr Beichtvater geinacht. Mas sie beide miteinan der gesprochen, blieb ihr Geheimnis. Zwei Tage später stand Steinhaufen wieder , or dem Bette des Barons. „Baron Nosanne, Komtesse Maria-Luise von Mildenstein befindet

sich hier — als Scifwester — sie wird heute noch bei Ihnen sein." „Maria-Luise lebt?" jauchzt Maurice. „Mein Gott, wie danke ich dir, daß diese Schuld von mir genommen ist... Maria-Luise kommt zu mir — G, sie hat mich noch lieb...!" Tin fieberhaftes Not war wie Feuer über fein abgemager tes Antlitz geschossen. Seine dunklen Augen glühten und tauchten in die Ferne — vor ihnen erstand das süße Bild Maria-Luises in ihren! jungen, bräutlichen Glück. Doch plötzlich verzerrten sich seine soeben noch leuchtenden Mienen

und wurden aschfahl, seine Hände griffen mit qual vollem Aufstöhnen nach seinem Leibe. Steinhaufen kannte die großen Schmerzen, an denen der Baron litt, und wußte von dem Arzt, daß ihm nicht mehr zu helfen war. Auch Nosanne fühlte das Ende seines Lebens immer näher herankommen, er wehrte sich nicht dagegen — wenn nur die qualvollen Schmerzen ihn nicht so peinigen würden — sie brachten ihn womöglich noch um das Wieder sehen mit der Ersehnten. „Maria-Luise," stanrmelte er, „mein geliebtes Mädchen! — Herr

Direktor, machen Sie schnell — sie soll kommen — sonst — sonst ist es zu spät..." Steinhaufen beugte sich über den Kranken. „Herr Baron, die Komtesse wird bald hier sein... Ich glaube, sie ist glück lich, Sie wiederzusehen." Das Erbarmen trieb den Direktor dazu, diese Morte aus- znsprechen — er ahnte noch nicht, wie Maria-Luise das Wie dersehen aufnehmen würde. „Glücklich!" Ein fahles Lächeln zuckte um Nofannes blut leere Lippen und seine Hand strich zitternd über seine Decke. „Das Glück

— ich habe es verscherzt — verloren!" Seine fiebrigen Augen wurden starr und gingen in die trübe Ferne. Auf einmal fuhr er auf. „Und daß ich mein Glück verlor — daran ist meine Mutter schuld..." „Nosanne — Sie müssen sich beruhigen — sonst kann ich die Komtesse nicht zu Ihnen führen." „Wird sie auch kommen?" „Sie kommt, lieber Baron, wenn ich Ihnen das sage..." „Dann gehen Sie schnell und holen Sie Maria-Luise ..." Er wiederholte zärtlich den Namen mit einem tiefen Seufzer, und fieberglühend preßte sich sein Haupt

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Sterne und Blumen
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Seite 2 von 4
Datum: 06.10.1918
Umfang: 4
wir im versteck sein.. Mit zitternden Knien folgte Maria-Luise Herrn von Stein haufen. Draußen schloß sich auch Friedrich, der Bürodiener, ' ihnen an; es ging nach einem sicheren versteck, das aushalten würde, bis die Deutschen kamen. Frau von Steinhaufen befand sich bereits in dem dunklen Keller, als ihr Gatte Maria-Luise zu ihr brachte, was die silberhaarige Frau der armen Waise versprochen, das hielt sie auch. Maria-Luise ward liebevoll ausgenommen, war auch der Zufluchtsort, den sie hatten, klein und eng

, es waltete Licbe und Güte darin .. - Allzulange dauerte der Aufenthalt nicht in dem Keller. Der treue Friedrich brachte bald die Kunde, daß die Menge sich entsetzt zerstreut habe infolge der Nachricht, daß Lüttich von den Deutschen erobert sei. Da zog das Ehepaar mit Maria-Luise und dem Diener in die gewohnten Gemächer zurück. Das junge Mädchen erhielt ein freundliches Zimmer, das der in Deutschland weilenden Tochter gehörte. Dort saß Maria-Luise mit wehem Kerzen und ihre Augen gingen

gekämpft hatte, um Siegerin über ihre Liebe zu bleiben, aus Treue zum Vater lands. wie würde sich jetzt ihre Zukunft gestalten? Heiß wallte es in ihren, Herzen auf — an ihrer Hilfe würde es nicht fehlen — wenn sie nur sprechen wollte! Abe^ die Lip pen des jungen Mädchens blieben geschloffen. Maria-Luise sah auf die Straße, in der sich das Volk oft staute in wilder Flucht, dies Volk, das vor kaum zwei Tagen die Spinnerei stürmen wollte, um die verhaßten Deutschen her auszuholen. Dies Volk

. Aber die silber haarige Frau mußte ihr ansehen, was sie empfand, sie behan delte sie noch schonender, noch zartfühlender wie seither. Die Tage vergingen, die ersten deutschen Truppen mar schierten singend vorüber. Maria-Luise hatte sie an sich vor überziehen lassen, ohne auf sie zu achten- Erst als sie Einlaß begehrten und in dem Hause (Quartier bc'legten, schaute sie wie erwachend um sich. Was nun? was wurde mit ihr? Sollte sie hinabgehen und der Frau des Direktors helfend zur Seite stehen? Sie, die Braut

ihr darüber hinweghelfen — nichts als Arbeit. wieder woran einige Tage vergangen und Maria-Luise hatte Arbeit in Hülle und Fülle gefunden. Verwundete Sol daten waren in das Haus gebracht worden — da ward sie ihnen Pflegerin. Und nicht lange darnach war das Direk tionsgebäude ein Lazarett, von dem die Note Kreuz-Fahne wehte und in dem eine schlanke, blonde Schwester die Leitung hatte. Schwester Maria-Luise ... * Die Wochen rannen und immer weiter drang das sieg reiche deutsche Heer in Belgien vor. Immer

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Sterne und Blumen
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Seite 2 von 4
Datum: 01.12.1918
Umfang: 4
4 ) 190 * Der.Romlesse griff es ans Herz. Sein Bruder! Darum mutete sie das Gesicht so seltsam an. Und er war der sunge Künstler, dessen Spic-l ihr Herz öffnete und es wieder für fremdes Leid sehend machte! Freundlich reichte sie dem Jüngling die Hand. „Ich freue mich mit Ihren Litern, Sie gesund wieder- Zusehen", sagte sie einfach. Der Jüngling nickte. „Schwester Maria-Luise, ich mache nur einen kurzen Besuch, habe aber schon viel Gutes von Ihnen gehört und dieses gibt mir Mut zu einer Bitte

: Seien Sie meinem Bruder eine Trösterin und helfen Sie ihm über das Schwerste hinweg — er kann des Königs Nock nicht mehr tragen..." Maria-Luise war tief ergriffen und drohte ihre Fassung zu verlieren. Aber der Jüngling machte der Spannung schnell ein Lude; er neigte sich zu dem Bruder und schüttelte ihm kräftig die Hand. „Nun muß ich gehen, Rudolf, und bei den Eltern Abschied nehmen; meine Zeit ist abgelaufen. Dich Übergabe ich jetzt Schwester Maria-Luise, bei ihr wirst du Ver ständnis finden

" Auch die Schwester erhielt einen Händedruck, dann verließ er mit kräf- | ligen Schritten das Zintmer. Maria-Luise wußte nicht, wie es geschah, daß sie plötzlich neben dem Professor am Bette saß und erzählte; es trieb sie etwas an, dem Kranken ihr Herz auszuleeren. Mährend sie sprach, sah er ihr in das feine, blaffe Antlitz und die Sehnsucht wurde m ihm wach, den lieblichen Kopf mit dein Nacken an sich zu ziehen und ihr junges Schick sal, das schon wreder so tapfer ein sam im Leben stand, an das seine zu ketten

und sie so vor allem Un- gemach zu bewahren. Lr sah ihr tief und voll Liebe I in die Augen. „Maria-Luise, lassen Sie mich gleich jetzt bei Ihrer Er- J zählung eine Frage an Sic- richten: vfaben Sie bei Ihrem Abschied von Ronsville abgeschlossen mit der Ver gangenheit? Hoffen Sie noch auf ein neues Glück?" Tief erregt faß das junge Mäd chen vor dem Bette und erglühte in dem Banne seiner Augen immer mehr und mehr. „Ich hoffe auf ein späteres Glück," sagte sie dann endlich leise, mit zitternder Stimme und stand

genesen, nur den Arm trug er noch in der Schlinge. Mit Maria-Luise kam er nur wenig in Berührung; nur des Abends, wenn die Pflicht sie nicht rief, fand sie sich in dem Wohnzimmer seiner Litern ein. Dort überkam sie immer ein stilles Gefühl des Geborgen seins. Und dort tauchte auch die Ahnung von einem per sönlichen Glück leuchtend in ihr auf. Da wich sie den bitten den und werbenden Augen des Professors nicht aus. Sie trank ihren Schimmer in sich hinein und machte sich mit dem Gedanken an eine sonnige

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Sterne und Blumen
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Seite 1 von 4
Datum: 04.08.1918
Umfang: 4
-Stum^j (Fortsetzung) (Nachdruck »«rSsten.) m andern Morgen stand Maria-Luise wie be täubt in ihrem Zimmer und preßte die Hände gegen die pochenden Schläfen. „Mütterchen will es," sprach sie dann leise vor sich hin. Und sie begann langsam und mechanisch einzupacken, hielt sie inne und ihr grübelnder Blick flog zum fmjter daraus, dorthin wo der Friedhof lag. .Mütterchen," kam es in trockenem Schluchzen von ihren Lippen, „Mütterchen, könnte ich doch neiden dir ruhen . . Lrnen Augenblick lauschte

sie hinaus — als müsse ihr Sr&a dort drüben Trost und Hilfe kommen. Aber StEle herrschte, niemand kam — doch soeben ging die CS*. das verweinte Gesicht der alten Zette schaute herein um ihr Romteßchen zu mahnen, daß Zustizrat Bauer aus sie warte. Mama-Luise nickte, sprechen konnte sie nicht. Ls würgte liT im Hahe . . . Noch einmal ging sie durch die liebe» Nämn*. dann eilte sie hinaus um ihr Leben in andere Rahnen zu lenken. Dann stand sie vor dem alten Zustizrat, der ihr freundlich dr« Hand reichte

, während- fehle Frau sie liebevoll in die Arme schloß. „Willkommen, liebes Rind, wir haben Sie schon lange «narrtet." ,Zch nahm Abschied von unserer Zette — und von allem. HocH einmal ging ich durch das alte, liebe Haus, in dem niii bald Fremde wohnen werden." „Nickn bitter werden, Maria-Luise," tröstete der Zustiz- rat. „ein jeder Mensch hat seine Schicksale. Bis jetzt war Zbr Leben sorglos und wir wollen —" „Es wieder heiter gestalten," fiel die alte Nätin dem Satten ins Wort „Bleiben

Sie bei uns — als unser Töch- tercben. wir sind alt und ohne Rinder, wir wollen schon dafür sorgen, daß die fröhliche Maria-Luise wieder ausersteht und uns mit ihrem silbernen Lachen erfreut . . ." ..Denn," fügte Bauer hinzu, „die Nachriclch von den verwandten Zhrer Mutter, erweckt keine Hoffnung einer liebevollen Aufnahme." Maria-Luises Gesicht ward bleich bei diesen Worten. „Warum?" fragte sie tonlos. — „Und was sind es für Verwandte?" „Zhre Mutter ward von den Zhren verstoßen und enterbt, weil sie die Gattin

eines Deutschen wurde. Zhrr Großmutter lebt noch. Sie antwortete auf meine Briefe, aber nur wider willig erkennt sie die Lnkelin an. Sre ist bereit, Sie auf zunehmen, doch ihre worr« sind kalt und lieblos. Und Sr«. Maria-Luise, können Liebs nicht entbehren, darum bitte ich. bleiben Sie hier, bei uns wird es Zhnen an nichts fehlen! Das junge Mädchen ward von diesen Worten tief ge troffen- _ Sie sank auf einen Stuhl und bedeckt» das Gesicht mit beiden Händen. Tin schwerer Rampf durchrüttelte

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Sterne und Blumen
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Seite 1 von 4
Datum: 10.11.1918
Umfang: 4
Beilage zum „Eixxsxringer Anzeiger". vir 4L Jahrgang 1918 || Nr. 45 j j s Ihr Vaterland. 1 1 1 ♦♦♦<*♦♦»••• ++*+++++*+++ ♦♦♦ Roman van Emilie Bastian-Stumpf. (Fortsetzung) (NachdruL verboten.) | ? 0 f Unfähig, sich zu rühren, kraftlos und gebrochen, lag Ma- ^ L ria-Luise am Boden, aber ohne das Bewußtsein nur einen Augenblick zu verlieren. Nichts half ihr über den neuen Schmerz hinweg, über die von neuem auf- gerissene Wunde. Ihr stacker Geist blieb lebendig, wenn auch der Rörper seinen Dienst

versagte. Immer nur das eine konnte sie denken: „Nun ist keine Hoffnung mehr, alles ist zu Ende, das Cebert ist wertlos." Von diesen Gedanken gepeinigt lag sie noch da, als die Tür geöffnet wurde und Frau von Steinhaufen, vom Sohn nachgesandt, einlrat. Erschrocken beugte sie sich zu ihr hinab. „Rind! Rind! Um Gotteswillen, was ist Ihnen?" Bei diesen Worten kam Maria-Luise zu sich, die Lähmung wich und starr sah sie in das gütige, besorgte Gesicht. „Was ist? — Was wollen Sie von mir?" hauchten

die trockenen Lippen. „Maria-Luise — Rind — kennen Sie mich denn nicht? Was ist Ihnen nur? Weshalb liegen Sie am Boden; sind Sie krank?" fragte die alte Dame mitleidsvoll und half ihr in dis bföhe. Sorgsam führte sie die Schwankende zu einem Stuhl und ließ sie niedorgleiten. „Soll ich den Arzt rufen?" Maria-Luise schüttelte das Haupt und ein wehes, irres Lächeln huschte um ihren Wund. Ihr konnte kein Arzt helfen. Sie schluckte mehrmals Die Rehle schien ihr völlig ausge dörrt. Dann sprach sie schwer

schlafen. Leise verließ Frau von Steinhaufen das Zimmer,^ um ihrer« Pflichten nachzugehen; später wollte >ie nach der Rran- ken wieder schauen Als sie nach einer halben Stunde wiederkam, war das Zimmer leer. . „ ., . Regungslos, wie schlafend, lag Maria-Lulie auf rarem Bette, w'ie lange? — Sie wußte es nicht, bis mit einem jähen Ruck die Tür aufgerissen wurd- und Direktor Stern haufen auf der Schwelle stand. „Schwester Maria-Luise! Romtesss Wildenstein, kommen Sie sofort. Baron Rosanne liegt schwer

verwundet in der Spinnerei und verlangt nach Ihnen." Da fuhr sie von ihrem Lager empor und wankte nnt zitternden Rnien auf den Direktor zu. „woher weiß Maurice, daß ich hier bin?" wollte sie fragen, aber der Mund formte die Worte nur, aussprechen konnte sie dieselben nicht. Der Direktor verstand sie auch so. Er reichte ihr die Hand und hielt sie fest. „Mut und Starksein, Schwester Maria- Luise! Es wartet Schweres auf Sie." Sie nickte nur und schritt an seiner Seite den Gang ent lang

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Sterne und Blumen
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Seite 2 von 4
Datum: 01.09.1918
Umfang: 4
Blicke zuwarf, solange bis ihm die Böte in die Mangen stieg. An weiteres, oder gar an eine Heirat dachte er nicht. Seine weiche Anwandlung von gestern war weggewischt — überwunden -- er sah wieder klar. Und dann machte ihm auch das neckische Spiel mit der Kleinen Spaß Einige Tage später saß er in dem Wohnzimmer der Großmutter und Maria-Luise gegenüber. Baronin Leone war ausgefahren, Besuche machen, sie brauchten heute ihre kalten Augen tlicht zu fürchten. Das wußte Maurice und umgab deshalb Maria

-Luise mit zarter Auf merksamkeit, indem er dabei der alten Dame herzlich zunickte. Da ging ein Heller Schein über das Gesicht der Baronin und neues hoffen ward in ihr wach . . Die zwei fanden sich doch noch in Liebe. Maurice sah das und ein heim liches Freuen kam über ihn, er wußte selbst nicht warum. Von neuem wandte er sich dem jungen Mädchen zu. „Du bist so still, Kusinchen?" „Es ist so heiß hier." Er sprang aus. „Mir wollen einen Spaziergang machen in den Gartert, dort ist es kühler. Du erlaubst

es uns doch, Großinama?" Die Augen der Baronin gingen zwischen den 'beiden jungen Men schen prüfend hitt und her. „Vorsicht!" rief ihr Lserz. „Laß die beiden nicht allein, so schnell kann sich doch wahrlich 'keine Gesinnung ändern. . . ." Und dennoch gab sie nach und entließ die beiden. . . . Schweigend durchschritt Maurice mit Maria-Luise den Garten, er überlegte, wie er am besten zu dem Ziele kam, das er sick» gesteckt hatte. Vielleicht war es besser, wenn er Maria-Luise zum Schein an sich band, die Großmutter

vertraute ihm dann sicher und ließ sie in dem Glauben, daß sie ihr nichts hinter ließ. Als sie außer Sehweite des Hauses waren, nahm er ihren Arm und legte ihn atff den seinen. „Es geht sich besser, Maria-Luise, und ich denke, wir ver lassen den Garten und suchen den schattigen Mald auf." — Das Herz des Mädchens klopfte bang, als er ihre Finger fest an seine Brust preßte. Eine Angst kam in ihr hoch und ließ sie nicht mehr los. Se tiefer er sie in den Mald hinein führte, desto langsamer folgte

, treu dem steiche, treu der deutschen steimatslur! sllag die Sturmflut donnernd schlagen über unser deutsches staus: treu und deutsch bleibt fest gegründet steimatland in S a b e r n. 6. Jacobs. ) Den deutschen Schulen gewidmet. ^ COiOOlOC^C^C^O^OsOO^OCSäOCföO U erschüttert, auf diesen Ausbruch war 0 er nicht gefaßt gewesen. 8 „Maria-Luise," sagte er leise 0 und innig. „Blaurice," das klang warnend und verzweifelt zugleich. „Maria-Luise, ich liebe dich . .. . liebe dich!" Das junge Mädchen lauschte

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Seite 1 von 4
Datum: 27.10.1918
Umfang: 4
erwachte allmählich. Lin Smrm war * durch das Haus gebraust; er hatte nachgelassen. Die alte Baronin Nosanne war ruhiger geworden. Sie saß in ihrem Zimmer und schaute in den Kegen, der eintönig an die Fenster schlug. Ls fröstelte sie und sie zog den Schah den sie über sich geworfen hatte, fester um die Schultern. Seit Maria-Luise heimlich geflohen war, konnte sie des Nachts nicht mehr schlafen und am Morgen fror sie immer. Zhre Gedanken weilen stündlich bei der verschwundenen, wie sehr sie das holde

Mädchen mit dem lieben Lächeln ver mißte! — Und wie rasch die Zeit dahin flog! — Mehr als ein halbes Zahr war vergangen, seit Maria-Luise das Scbloß verlassen hatte — ohne je ein Lebenszeichen von sich zu geben. )n der Baronin stieg plötzlich herzbeklemmend __ eine Angst auf, daß sie nie wieder etwas von Maria-Luise Horen würde! „Nie wieder! Mein Gott...!" Dieser Gedanke nahm völlig von ihr Besitz. Lr machte sie erschauern und trieb sie ruhelos in dem Zimmer hin und her, bis sie die Einsamkeit

nicht gedacht. „Mama... !" Die Stimme verschlug ihr. „Das ist die Sühne — die Nache — die das Schicksal an uns nimmt." Mit todestraurigem Blick sah sie auf die Schwie gertochter, die auf einen Stuhl sank und zum ersten Riale in ihrem Leben in ein heißes, verzweifeltes Weilten aus- brach. „Fasse dich, Leone — sei standhaft — das, was dich trifft, ist gerecht. Du hast Maria-Luise — du und dein Sohn Mau rice — aus dem Hause, das ihr eine zweite Heimat sein sollte, gejagt. Wo sie weilt und ob sie noch lebt

— ich weiß es nicht, aber das weiß ich gewiß, daß Gottes Hand dich in dei nem Hochmut und Haß strafen muß." „Mama — Mama ... I" wimmerto Leone. Dann sprang sie jäh in die Höhe und starrte mit entsetzten Augen in das Gesicht der Sprecherin. Sie griff nach den Armen der alten Dame, schüttelte sie und schrie dann wild und gellend auf. Der ganze Haß, der sie gegen Maria-Luise beseelte', trat ihr in die Augen. Sie kannte kein Zurückhalten mehr, laut — schreiend gellte ihre Stimme durch das Zimmer. Die Baronin

mußte die verächtlichsten Bemerkungen über Maria-Luise, deren Mutter und Vater hören. _ Die sonst so kalte, besonnene Leone war maßlos in ihrem Haß. Stumm stand Frau Nosanne vor diesem seelischen Ausbruch. Die Kehle war ihr zugeschnürt vor Schreck und Ueberraschung. „Du sagst nichts — du gibst mir recht — nicht ich — du — du bist die Schuldige —du hast die Giftschlange in das Haus gebracht..." Nun war es genug! Die Lmporung ließ die Baronin nicht länger schweigen. Flammend vor Zorn, trat

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Seite 1 von 4
Datum: 01.09.1918
Umfang: 4
? Sie gestand cs sich eiit. Km der geliebten Enkelin die peimat zu retten^ suchte sie diese Heirat zu erzwingen. Sie glaubte es der Tochter im Grab schuldig zu sein, wenn sie jener gab, was sie dieser acnommen. Ait das deutsche Blut, das in den Adern der Enkelin floß, dachte sie nicht — sie sah in ihr nur das Kind ihrer Tochter — den Vater hatte sie vergessen. Aber noch etwas anderes trat an sie heran. Tat sie denn Maria-Luise recht, mit dieser peirat? Mürde sie auch glück - lieh werden? Sie sah Blaurice

vor sich — er war schön, begabt — aber ohne perzcnstiefe und — genußfreudig. Konnte es einem Mädchen, wie die Kleine es war, gelingen, ihn für immer zu fesseln? Das .waren Fragen, die sich ihr plötzlich schwer auf das perz legten und an die sie vorher nicht gedacht hatte. Mas sollte sie jetzt tun? Gab sie ihren Plan auf, so hatte Maria-Luise nach ihrem Tode hier kein peimatscecht mehr. Und das sollte sie, die eigene Großmutter, ihr zerstören? Unmöglich I Die beiden gehörten zusammen — mußten unzertrennlich

werden. Das war die beste Lösung. Still drückte sie ihren Kopf tiefer in den Sessel. Eine Sehnsucht nach der sanften Stimme Maria-Luises behauch sie. Sie hatte dos junge Mädchen mit einem Auftrag weg- geschickt, um ungestört mit dem Enkel zu sein — jetzt dauerte ihr das Fernbleiben zu lange. Sie zählte die Kanuten bis endlich der leichte Schritt an ihr Ohr klang. Baron Maurice Nosanne war fest entschlossen, Maria- Luise aus dem Mege zu gehen — dem Ansinnen der Groß mutter kam er auf keinen Fall nach. Er ging

nach der Spinnerei und stürzte sich in die Arbeit, aber all die nüchternen Zahlen konnten den süßprickelnden Neiz des Blicketausches mit der schönen blonden Kusine nicht verwischen. Die Zuflucht zu der Arbeit erwies sich als ungeeignet, um die Leere zu bannen, die sein Inneres mit unbekannter Spannung quälte, seit er Maria-Luise mied. Es dämmerte unter der Lindenallee, als er heimwärts schritt. Ein Sehnsucht erweckender Sommerabend stieg hinter den Bergen , empor und sank in das Tal. Er erweckte in Maurice

eine weiche Stimmung, die er in träumerischer Ein gebung genoß. Und als er dann zum Abendbrot in dem Schlosse an langte utid seine Mutter allein an dem Tisch fand, stieg ein Zorn gegen sich selbst in ihm auf. Einsilbig antwortete er auf die Fragen seiner Mutter. Die Großmutter und Maria-Luise fehlten ihm, trotzdem konnte er sich nicht entschließen, nach ihrem Verbleib zu fragen. Früh zog er sich . in sein Zimmer zurück und träumte — und träumte — ja von was denn? Am andern Tag fand er sich im Garten

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Seite 1 von 4
Datum: 08.09.1918
Umfang: 4
** Belletristische» Unterhaltungsblatt. *** 'HlitKarmAl eMSaMMer-A. f~$~ pijifippQ®aPT?tWrg (.,Laicus)m)AL Nr. LG Jahrgang 1918 /r. Ihr Vaterland. } ! Roman von Emilie Va st ian-Stumpf. z z (Fortsetzung) (Nachdruck verboten.) ? § 3. Kapitel. 'aria-Luise wußte nicht wie der Tag zu Ende ging. Mechanisch begab sie sich, als der Gong ertönte, in den Spcifefaal. Sie lebte wie im Lieber und nur verschleiert sah sie Maurice am Fenster stehen, ihm zur Seite ein großer, blonder Mann — ein Gast

sie klar und deutlich, daß ihr bserz ihm gehörte und daß sie ihn liebte mit der Kraft ihres jungen, unberührten lherzens. „Sch liebe dich!" klang es ihr bei seinen heißen Blicken wieder in die "Ohren und hielt >ie im Bann. Dazu kehlte aber noch ein Nachsatz, der noch kommen mußte, auf den sie wartete. Und sie wartete vergebens. Das Mahl gina zu Tnde, der Gast verabschiedete sich sie waren allein wie jeden Abend. Sbre Augen suchten Maurice, er sprach mit. seiner Mutter im leisen Tone. Maria-Luise schrak

durch die offenen Fenster in den Speisesaal. Maurice war der erste, der sich erhob. Tr habe noch zu arbeiten, sagte er, und ging mit kaltem Gruß, ohne sie nur mit einem Blick zu streifen, an Maria-Luise vorüber. So, als wäre es nichts gewesen, ein schnell entschwundener (vraum Dann erhob sich auch die alte Baronin und rief die Tnkelin an ihre Seite. Auf den Arm des jungen Mädchens /gestützt, begab sie sich in ihr Zimmer. Maurice Nosanne hatte unter dem Vorwand, zu arbeiten, sich zurückgezogen. Zn Wirklichkeit

schritt er mit brennender Zigarre in dem Garten auf und ab. Tr hatte es nicht länger ertragen, in die fragenden Augen Maria-Luises zu blicken. Tr ahnte, auf was sie wartete — an das er gar nicht dachte. Maria-Luise!' Sie ließ ihn nicht zur Ruhe kommen, die Gedanken an sie peinigten ihn würde sie sich der Groß mutter anvertrauen? Und wenn — dann war er ver pflichtet, sie als seine Braut zu betrachten. Seine Braut! Sein Weib sollte sie niemals werden. Aber wenn sie geschwiegen hatte — denn Maria-Luise

hatte. Und doch war etwas in ihm, das ihn ihr entgegen zwana. was sollte er tun? vorläufig nichts — und äbwarten. Ucber ein Zahr weilte die junge Waise in dem ksause der neuen verwandten. Ueber ein Sahr war Großmutter be müht, Maria-Luise in eine graziöse, junge Belgierin umzn- stempeln. Sie wollte nicht sehen, daß ihr das schlecht ge lang, und daß die schlanke Lrscheinung mit dem Reichtum blonder Uaare und den blauen Augen gar nicht zu einer Belgierin paßte.

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Seite 1 von 4
Datum: 18.08.1918
Umfang: 4
und Maria-Luise. Ich bringe hier ZHaina, die gar zu gern unser neues Saustöchterchen kennen lernen möchte/? Die alte Baronin neigte auf den fröhlichen Gruß des En- kels nur leicht das Saupt, ihr Antlitz war ernst und undurch dringlich geworden. Maria-Luise aber war zusammengefahren und richtete blaß und wartend ihre Augen auf die unbekannte Tante. Die verwitwete Baronin Nosanne mußte einst sehr schön gewesen sein, jeder Zug in ihrem feinen, aber hochmütigen Gesicht sprach dafür. Sie grüßte nur kalt

die alte Dame mit einem Neigen des immer noch schönen Sauptes und wandte sich dann Maria-Luise zu. prüfend glitten ihre Blicke über das junge Alädchen, dabei glomm ein sonder bares Cicbt in ihren Augen auf. Sie reichte ihr die Sand, doch die Bewegung war gleichgültig und barg nichts lie benswürdiges in sich. Zn der Saltung einer Herrscherin stand sie vor dem jungen Alädchen, das ganz in sich zusammen sank bei dieser Musterung. Maria-Luise ward bedrückt von dem Gefühl, diesen kalten Augen

nicht willkommen zu sein und Von ihnen gehaßt und zu Boden gedrückt zu werden. „Es sreut mich," begann Baronin Leone jetzt eisig, „die Tochter meiner Schwägerin hier zu sehen, und bei einigem guten Villen, wirst du dich hier wohl fühlen. Großmaina fehlt schon lange eine junge Gesellschafterin, diese Stellung kannst du einnehmen, damit hast du gleich einen Wirkungs- kreis." Es waren nur wenige Worte, die die Baronin sprach, aber sie trafen Maria-Luise in das Serz. Zhr Btolz half ihr jedoch über den kalten

schweigen. . . Nach dem Frühstück bestand die Großmutter darauf, trotzdem Leone gereizt widersprach, daß Maurice Maria-Luise zuerst durch das Schloß und dann durch den Garten führte. Mit großen, verträumten Augen wanderte das junge Mädchen an der Seite des Vetters durch das alte Gebäude. Die Runstwerke, die die Zimmer schmückten, die Ahnen, die in dem Saal hochmütig auf sie herabblickten, erzählten ihr nichts — sie hörte nur die weiche Männerstimme, die in ihrem Znnern forttönte, und sie empfand

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Seite 1 von 4
Datum: 29.09.1918
Umfang: 4
. was sie in das Glück tragen sollte. Daun aber drückte sie einen einfachen Gut aus den Kopf, nahm Mantel, Schirm und Tasche, trat aus dem- Zimmer, schlich durch den Korridor nach der Hinteren Trappe, die nur von der Dienerschaft benutzt ward. Maria-Luise hatte Glück, niemand begegnete ihr. Nuhig und unbelästigt schritt sie aus einem schmalen Fußpfad nach der Spinnerei, den sie in glücklicher Zeit oft mit Maurice gegangen war. Kapitel. Baron Maurice Nosanne war in das Wohnzimmer seiner Muttbr eingetreten. Zur Feier

schon gerichtet, empfing sie ihn. Lr küßte ihr die Gand und führte sie nach ihrem Fenster- platz, dort saßen sie sich gegenüber. Das Gesicht des Barons hatte alles Kalte verloren, Freude und Glück strahlte jetzt aus seinen Zügen- „Mama, ich habe gesiegt, Maria-Luise wird doch meine Frau." „Glaubst du, sie dadurch vor dem Pöbel, der nach pdem Deutschen sucht, und den Direktor Steinhausen in deiner Spinnerei halbtot geschlagen hat, schützen zu können?" Ein hämisches Lächeln begleitete Frau Leones

Worte, wenn Maria-Luise es gesehen hätte, wäre sie erschrocken. Frau Leone hätte sich gefreut und das ihre dazu getan, wenn sie auf die Art und weise die ausgezwungene Schwieger tochter losgeworden wäre. Sie zürnte der Mutter, die mit ihren Drohungen, sie beide zu enterben, Ernst machen würde, wenn das Mädchen nicht Maurices Gattin würde, wie sic diesen Eindringling haßte! * Die alte Baronin Nosanne befand sich noch nicht in dem ^ Gemach Sie billigte die Kriegslrauung und freute sich auf Maria

-Luises Glück. Sie ahnte nichts von den Zweifeln des jungen Mädchens und von ihrem weigern. Dis alto Dame saß regungslos in ihrem Sessel und wartete, bis das junge paar sie zur Feier holte- Heiße, innige Liebe für dis Enkelin erfüllte ihr Herz. And sie ahnte auch, daß Maurice Maria-Luise doch nicht liebte, wie sie es verdiente. Sie verdammte ihn deshalb nicht, aber sie wußte, was der junge Offizier ihr galt; da tat sie ihr leid. „Liebes, gutes Kind", dachte sie sehnsuchtsvoll

, — und cs war ihr, als müsse sie die Hände über sie breiten, damit sie niemals erfuhr, daß sie den Gedanken an eine Ehe mit ihr in Maurice fcstgelegt hatte, fjier in ihrem Herzen und in ihren Armen sollte die Kleine eine wahre Heimat gefunden haben. Die alte Dame fühlte in ihrem Innern: Frau Leone emp- fand keine Liebe für Maria-Luise. Bisher hatte sie nicht weiter darüber nachgedacht, bis heute, wo Enkel und Enkelin ein Paar werden sollten- Leone gab nur gezwungen durch sie ihre Einwilligung und sie konnte grausam

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Seite 1 von 4
Datum: 24.11.1918
Umfang: 4
Belletristisches Unterhaltungsblatt. ^StuSeaxüi^l ^3fyifipp333 asierdurg („Lmtus")zn MZinZ Nr. -LV Jahrgang !9L8 Nr. 4? Ihr Vaterland. S t u nt p f. Roman von Emilie Bastian (Fortsetzung) (Nachdruck verboten.) Luise noch lebte. — So, das ist, was ich dir sagen wollte — jetzt geh — laß mich allein — ich kann nicht mehr! Unsere Wege sind getrennt — so lange das Kind ohne Heimat bei Fremden weilt.. ." Die Unis zitterten Leone, als sie zur Tür ging und sie mit bebenden Fingern öffnete

noch keine Ulacht über sie hatte. Setzt aber drückte eine schwere Schuld ihre Seele, die immer schwerer auf ihr lastete, je mehr sie sich mit ihr abquälte. Und dazu kam noch, die Mutter hatte die Wahrheit gesprochen und sich von ihr zurückgezogen. Sie hatte sie seit dent Tage nicht mehr bei sich vorgelassen. Sie mußte cs jetzt an sich fühlen, wir weh es tat, einsam zu sein und von niemand, geliebt zu werden. So hatte sie Zeit, viel über sich, sowie über Maurice und $ Maria-Luise nachzudcnken. Ls ward ihr klar

sie etwas tat, was ihr ein verrat an dem Vater- * fand dünkte. Bei dem Zwang, den Maurice auf sie ausüben wollte, hätte sich eine andere bei einem Wiedersehen mit Ver achtung von ihr gewandt, sie selbst hätte auch vielleicht so gehandelt. Das Mädchen aber, edel und gut, pflegte den Kranken und erfüllte feinen letzten Wunsch, begab sich in das ^ von ihr gefürchtete Gaus zurück. . # 2 $ a _ Maria-Luise war eine treue Pflegerin Maurices d gewesen und wäre ihm auch eine treue Frau geworden | anderen Morgen

gewesen — er — der Linzige — den sie geliebt — tot — gestorben für sein Vater land! Uiid sie — sie lebte — sollte mit ihr weiter leben. Line qualvolle Unruhe trieb sie aus dem Bette und ließ sie ihren Schmerz gewaltsam nicderzwingen. Ohne Hilfe kleidete sie sich an. Abrechnen wollte sie noch mit Maria- Luise — genau mußte sie wissen, wie Niid wo Mauricositarb. von all dent wußte sie nichts — nur daß er tot war, wußte sie — wo sein Grab lag, war ihr unbekannt warum war Ire auch gestern allend so schnell aus dem Zimmer

gegangen? Baronin Rofanns stand vor dem Fenster und blickte dem Wagen nach, der Maria-Luise fortsührte, als Leone bei ihr eintrat. Forschend schaute Frau Leone im Zimmer umher, die Mutter war allein. Sie wollte aus sie zngehen und sie begrüßen, blieb aber betroffen in der Mitte des Zimmers stehen — Großmama war so sonderbar. „Mama!" stieß sie erschrocken hervor und ging langsam einige Schritte näher hin. Frau von Rosanne wandte sich zurück und Leone erblickte ein in Schmerz versteinertes Antlitz

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Lienzer Nachrichten
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Seite 14 von 20
Datum: 31.01.1913
Umfang: 20
Dr Die „1 vollauf gerei Wissenschaft i Klarheit des gebenen Beis arbeiten erm- Die ff Friedri Johannesplatz 3 (Ba Manulaktu: 34 Geh' zu Luise Siegfried, der ältesten Schwester des Fabrik besitzers, sie wird dir eine getreue Helferin sein, ihr schließe dich an. Man hat mir soviel von ihr erzählt, daß ich sie kenne, ohne sie gesehen zu haben." „Aber Stina! Wie sonderbar du heute redest!" Bene dikte blickt betroffen in das heut so seltsam wachsbleiche Gesicht. „Ja, Kindchen, wenn man so alt ist, wie ich, muß

Stimmung, die ihre Todes ahnungen wachgerufen, hinweg zu scherzen, aber es gelingt ihr doch nicht ganz. Wohl geht Benedikte hinab, aber eine bange Ahnung liegt wie ein Alp auf ihrer Seele und läßt sich nicht abwälzen. In der Rosenvilla stehen zu derselben Zeit die beiden Schwestern in ihrem Ankleidezimmer. Anni befestigt eben einen Zweig blühender Heckenrosen in ihrem blonden Haar. „Ach, Luise, warum können wir nicht auch aus adligem Geschlechts sem, und einen Stammbaum haben!" seufzt sie dabei. Luise

sieht sie verweisend an. „Ist das wirklich meine Schwester, die so spricht? Jst's Papas kleine Anni, die sich jetzt fortsehnt aus einem Stand, in dem sie geboren, dem ihre Eltern und Geschwister an gehören? Glaube mir, Anni, jeder Stand ist ehrenvoll, wenn nur derjenige, der ihm angehört, ihn in Ehren hält." „Ach, Luise, bitte, keine Predigt! So Hab ich's jg auch gar nicht gemeint. Ich dachte nur, wenn wir auch von adligem Geschlecht wären, dann hätte die Baronin kein Recht, so hochmütig

auf uns herabzusehen." „Ein Recht hat sie auch so nicht dazu. Tut sie's aber dennoch, so mag sie's ruhig tun, wir bleiben darinn doch, was wir sind. Aber Anni, ich fürchte, du hast einen anderen Grund für deinen sonderbaren Wunsch. Fred Tournay ist ja ein ganz hübscher Mensch, er mag auch gut sein, aber er hat keinen Charakter und ist viel zu sehr von seiner Mutter abhängig." „O Luise! Nun zerrst du ans Tageslicht, was ich mir selbst kaum eingestehen mochte!" „So ist's also doch! O Anni, ich bitte dich, verwahr

dein Herz gegen diese Liebe, sie kann dir nichts Gutes bringen." Annis sonst so fröhliche Augen füllen sich mit Tränen. „Ach Luise, ich habe ihn doch so lieb und er mich. Ist denn gar keine Aussicht, daß wir einander angehören können?" Liebevoll schlingt Luise den Arm um der Schwester Nacken. „Wir wollen sehen, was sich tun läßt, einen schweren Kampf wird's freilich kosten. Aber nun mach schnell wieder ein fröhliches Gesicht, ich höre Leos Stimme im Flur." „Na, Mädels, seid ihr noch nicht fertig

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Seite 2 von 4
Datum: 11.08.1918
Umfang: 4
. Schüchtern, den Kopf auf -die Brust gesenkt, stand sie neben der Tür, bis eins freundliche klimme ihren Namen rief. — „Maria-Luise!" Da blickte sie auf. Nicht weit von ihr saß eine alte Dame — „Großmutter" sollte sie sie nennen — mit einem Gesicht — das ganz und gar ihrem seligen Mütterchen glich. Nur die Haare waren weiß, sonst war es die- lelbe zarte Gestalt, mit den dunklen Augen. Mit einem unbestimmten Gesichts ausdruck schaute die Baronin Ro sa nne dem jungen Mädchen, ihveo unbekannten Enkelin

, entgegen. Ein Gefühl der Enttäuschung kam in ihr hoch, als sie das blonde Kiild sah, das so gar nichts von der dunkeln Schönheit der Mutter an sich hatte. Erst wie dem jungen Mädchen die Röte in das Gesicht stieg, bei ihrem prüfenden Blick, und der Mund etwas trotzig zusammenpreßte, glitt ein lä cheln über ihr Gesicht, daran erkannte sie das Kind ihrer Tochter. „Maria-Luise", rief sie nochmals freundlich und streckte ihr die Hände entgegen. „Willkommen in Ronsville, das jetzt deine Hei mat

ist." Die Schüchternheit, der Bann von Maria-Luise wich» „Großmama", rief sie und eilte zu der Baronin. Sie ergriff die ihr entgegengestreckten Hände, küßte sie eine nach der anderen und verbarg dann ihr Gesicht darin. Ein. wehes Schluchzen durchrüttelte ihren Körper bei diesem Empfang, sie dachte an ihre Mutter, die von dieser Frau verstoßen ward und der die Heimat für immer verschlossen geblieben war. „Großmama," mit zitternden tippen sprach sie, „warum, wenn du mich willkommen heißt, hast du Mama nicht ver ziehen

du, und er legt feiner Himmel schönste Krone dir auls Haupt, leidst kreuddewegt. LchenKe denn auch deinen Kindern freude durch dein OiorienNcht! Mutter, bleibe Trost uns Zündern und vergitz uns fermste nicht! Wilhelm Reisch»!. Einen Augenblick zögerte Maria-Luise mit der Antwort, dann sagte sie schnell und fest: „Za, Großmama, so gut wie deutsch." Die alle Dame nickte. „Maria-Luise," kam es weich von ihren Lippen, „ich werde dich Maria nennen, das herßt die Barmherzige, das mußt

du mit uns allen hier sein, um uns aus den rechten Weg zu bringen. Und das bist du auch, denn dein Gesicht ist edel, deine Stimme klingi rem mit in die Ohren und ich fühle so auch dein Denken- Habe Ver trauen zu mir, ick bin gut. wenn es mir oft auch schwer fällt. Für die Hartherzigkeit der andern kann ich nicht. " Baronm Rosanne wandte ihr Gesicht, das die trefe Be wegung m ihrem Znnern verriet, von dem jungen Mädchen ab. Groß und starr gingen ibre Augen nach dem Fenster und in die Ferne. Maria-Luise folgte erschreckt der Bewegung der Groß

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Seite 2 von 4
Datum: 18.08.1918
Umfang: 4
Finger fest drückte und daß seine Lippen auf ihrer Sand ruhten, hatte niemand bemerkt. Maria-Luise fühlte ihre Seele erschauern bei diesem Kuß und unwillkürlich warf sie noch einen Blick auf Tante Leone, ehe sie aus deren Tür ging. Dann stand sie in ihrem Zimmer am Fenster und at mete die milde Nachtluft eilt. Und wie sie hinaus schaute in die Ferne, wo hinter Bergen die Seimat lag, da erbebtä siö xlötzlkch vor der Erkenntnis des Neuen, das der Lag ihr gebracht. Shre Sand zitterte

, als sie nach einer Weile das Licht an drehte. Nasch entkleidete sie sich und flüchtete in ihr Bett, preßte das Gesicht fest in die Nissen, um das Schluchzen zu ersticken, das aus ihres Ser* zens Tiefe sich empor rang und ihren Körper und ihre Seele erschütterte. Wochen waren vergangen, seit Maria-Luise Wildenstein ihren Einzug in die neue Sei- mat gehalten. Sie hatte sich in Nonsville eingelebt und wid mete ihre Zeit der Großmutter, sie war ganz die Gesell schafterin geworden, die Frau Leone wünschte, — still — ruhig

hatten. Ein leuchtender Sommermorgen lag über dem Schloß, und vorwitzige Sonnenstrahlen schlichen sich durch die Bämne und auf die breite Terrasse, die mit modernen Korbmöbeln behaglich eingerichtet war. Baronin Nosanne und ihre Schwiegertochter hatten dort PAatz genommen, zwischen stand zierlich und einladend ge deckt der Kaffeetisch. Frau Leone trank soeben ihre Tasse leer, lehnte sich be quem in ihren Sessel zurück und betrachtete mit spöttischem Lächeln ihr Gegenüber. „Sonderbar, Mama, Maria-Luise kommt

nicht mehr zu rück." Der Schatten eines Lächelns flog über das ernste Ge sicht der alten Dame. „Maria-Luise l^at deinen Wink verstanden, liebe Leone, ihre Besorgung im Garten war nur ein Vorwand." Leone biß sich in die Lippen. Von der Stunde an, da die Nachricht kam, daß eine Enkelin der Baronin Nosanne lebte, haßte sie diese. Sie nannte sie bei sich einen Eindring stgpß öenevikt XV. (Nachdruck! vrrbotrn) Ijetn Herr trügt alle Wunden, die dieser Weltkrieg schlägt. ^ Die Leiden aller Wenschen sein mildes

flog über ihr Gesicht und klang auch aus ihrer Stimme. „Klein Gott, Mama." begann ste, „ich begreife dich nicht, wie du dieses Geschöpf, ans dessen Benehmen so gar kein Serz spricht, immer um dich dulden kannst." Dabei schien sie ganz vergessen zu haben, daß sie es war, die das junge Mädchen zur Gesellschafterin der alten Dame befohlen hatte. Das Gesicht der Baronin rötete sich in Unwillen. „Leone, du vergißt, daß du seihst Maria-Luise an meine Seite banntest. Und dann — Maria-Luise

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