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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 23.11.1938
Umfang: 6
, das der Hollen-Bastl halb sprach, halb sang, während seine knochigen, langen Finger kreuz und quer über die Zither tanzten. Die Wirtin kam und sagte, daß die Stuben bereit seien. Der unheimliche Zitherspieler brach sein Lied ab. Cr würde als rechter Fuhrmann die Nacht im Stall bei den Rappen schlafen; er wünschte eine recht gute Ruh'. Raimund stand auf; er spürte ein leises Schwanken von dem schweren Wein in sich. Die Melodie klang ihm immer noch im Ohr. Auch Luise fühlte auf einmal, wie müde sie war; darum

faßte sie nach Raimunds Arm. Dann geleitete der Wirt dis beiden über die Holzstiege mit dem schwer geschnitzten Geländer zum oberen Stockwerk. Der „Pfaff vom Kahlenberg" schaute ihnen aus dem Bilder- nahmen mit seinen Schalksaugen fröhlich nach, und der Hollen- Bastl murmelle: „Sakra, sakra, die werden a gute Nacht haben!" Dann spielte er sich selbst noch ein Lied; das hatte eine gar wilde, erregende Melodie. — Droben brachte Raimund Luise bis vor ihre Stubentür; zwei brelle Betten mit hochgetürmtem

, kariertem Bettzeug standen an der Wand. Cr reichte Luise ihren Federnhut, den Muff und den mausgrauen Mantel. „Gute Nacht, Luiserl." Der Wirt stellte unterdessen das andere Licht in die schmale, kleine Kammer auf der anderen Sette des Ganges. Dann stteg er wieder mtt schweren Tritten die Treppe hinab. Als er die Tür zur Wirtsstube öffnete, hörte man ein Stück des wilden Liedes, das sich der Höllen-BasÜ zur eigenen Freude jang und spielte. Die Melodie schwang bis vor die Zimmertür. an der Luise

und Raimund noch immer einander gute ytacht wünschten. „Du, Ferdl, hat da nix geknistert? Am End' gibt's Mäuse hier!" Raimund mußte lachen: „Mäuse gibt's überall, warum net hier." Luise zog ihn an der Hand ins Zimmer. „I furcht' Maus' wie den Tod! Geh', schau, da huscht was!" Geduldig schaute er nach, doch es zeigte sich keine Maus. Da für entdeckten sie aber eine großmächtige, schwarze Spinne, die gerade über dem einen Bett baumelle. „Uije, a Spinnen, da schlaf' i die ganze Nacht net!" Das von soviel

Zimmer. In der einsamen Kammer gegenüber aber brannte nutzlos eine Kerze herab bis zum Stumpf. . . Auf einmal hatte die Welt ein anderes Gesicht; war das der Frühling? War es die Liebe? Raimund schien endlich an einem Ziel angelangt zu sein. Jener Ausflug nach Kahlenbergdorf hatte ihn verwandelt, er begann das Leben leichter zu nehmen. Luise bedeutete ihm eine gute Lehrmeisterin. Die Kritik schrieb, das beliebte Darstellerpaar fei gelöster denn je im Zusammen- spiel. Das Publikum vergötterte

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 21.11.1938
Umfang: 6
, um de» Schein eines den Gesetzen entsprechend« Vorgehens zu wahren, sogar soweit, die Krimlnalabteilmg aus dem Leibe urrd dachte, das kann morgen gut werden wenn die Erstaufführung ist! Endlich ging die Probe zu Ende. In Raimund arbeitete im mer noch der Satz: „Jessas, waren die zwei inemand' verliebt!" Vielleicht hatte sich Luise getäuscht, ober die Beschreibung sttmmte ... Eigentlich sollte er froh sein, daß er vergessen war; die Toni verdiente es wahrhaftig, daß sie glücklich wurde... Jedoch

auf einem Maskenball, die Luise wird sich wohl geirrt haben; unter einer Larve konnte man ja niemand erkennen. Er trat auf die Jägerzelle, und ein Meer von Licht flutete ihm entgegen. Den ganzen Vormittag hatte er den scharfen, mit Leim und Staub vermischten Geruch der Kulissenlust ge atmet, zwischen wackligen Versatzstücken, aufgemalten Land schaften im Scheins künstlicher Sonne gestanden. Nun über» wälttgte ihn die unerhörte Schönheit der Wirklichkett dieses herben, sonnendurchfunkelten Vyrfrühlingsmittages

; er blieb ge blendet unter der Tür des Theaters stehen. Luise trat hinzu; die scharfe Luft verursachte ihr Gähnen. Em Glück, daß heute abends eine Tanzpantomime von Rai- noldi ausgeftxhrt wurde. Eine Kalesche mit zwei flinken Gäulen Aappertg vorbei. „Schön, so hinauszufahren . . . vielleicht hie Donau ent lang „ . Raimund machte mit der Hand eine unbestimmte Bewegung. Luise blinzelte frierend in das Licht; sie hatte sich mehr für die Insassen der Kalesche als für die Fahrt interessiert. „War das Net

der Fürst ...?" „I wollt', i war' auch a Fürst; ich ließ ganz Wien Wien sein und würde der Sonne nachsahrn .. Luise möchte etwas antworten, aber ein emerttes Gähnen überfiel sie. „Heute müßte man den Tag ausnutzen, heute, wo spielfrei is . . Schlafen werde ich, dachte das nrüde Luiferl; aber bann kam ihr blitzartig ein guter Einfall. Sie verschluckte tapfer ihre WMgkett, um die günstige Gelegenheit auszunützen. „Weißt wag, Ferdl", sie tupfte bei diesen Worten auf seinen Arm, „wir nehmen uns a Wäger

! und fahx'n irgendwohin... Vielleicht nach Schönbrunn oder Hietzing oder ..." Luise steckte auf einmal voller Plane. „Schön wär's schon, aber . . Raimund sah betrübt auf das Rollenheft in seiner Hand. „I muß noch lernen; die Ross'n sitzt gar net und morgen . . „Ach was, Rolle; dir tat' es so gut, wann'st an die Lust kämst. Nimm die Rollen mit; i hör' sie dir unterwegs ab. Du kannst ja auch noch am Abend lernen und außerdem, wozu ist der Souffleur da?" „Ist schon wahr, und der Tag so blau

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 5 von 12
Datum: 15.08.1935
Umfang: 12
und euch bei der Kapelle zusammen bestellt habt." „Pauli", bat Luise. „Laß mich in Ruh'!" gebot der junge Zimmermann, „du bist eine falsche Katze, Luise." Und Pauli wandte sich erzürnt ab- er hätte den Hackenstiel abbrechen mögen vor Grimm. Leonhard stand schweigend auf der Seite. Aber sein bleiches Gesicht und der finstere Blick seiner schwarzen Augen sprachen deutlich genug. „Pauli", nahm er jetzt das Wort und trat näher, „du tust der Luise unrecht. Uebrigens hast du dich nicht einzu mischen, wohin ich gehen

soll. Wenn's dir nit recht ist, daß ich da bin, dann brauchst du es nur Zusagen, weißt, soviel Schneid wie du hat unsereins auch." „A so geht der Wind", versetzte Pauli, dessen Erre gung sichtlich wuchs. Dabei legte er den Finger auf den Mund, um anzudeuten, daß die Tapferkeit des anderen bloß in Worten bestehe. Aber er hatte sich geirrt. Wie ein gereizter Eber schoß Leonhard auf Pauli los, der ihn indes furchtlos herankommen ließ. Da warf sich Luise zwischen die beiden. „So, jetzt ist genug geredt worden

", rief sie. „Ich kann das Streiten nit leiden. Leonhard, du gehst heim und bist vernünftig und du, Pauli, gehst an deine Arbeit." Leonhards Lippen zuckten. Seine nervigen Fäuste zitterten vor verhaltener Wut. „Ich geh' heim, Luise", sagte er, mühsam seinen Zorn hinabwürgend, „weil du's so haben willst. Pauli, mit dir rech'n ich schon noch ab!" Cr schüttelte drohend die Faust und verließ grollend den Platz, um alsbald im Walde zu verschwinden. Fetzt waren Pauli und Luise allein, allein mitten

' ist er mir zuwider gewesen, du weißt es selber, Luise. Gestern Hab' ich ein paar Wörtln mit ihm geredet nach langer Zeit, und heut' geht die alte Feindschaft schon wieder an. Mir ist der Mensch verhaßt — und wer ihn in Schutz nimmt, den mag ich auch nicht. Das kannst du dir merken, Luise." Ein herber Klang lag in Paulis letzten Worten. Sie beschlossen sein Gespräch mit Luise, denn unmutsvoll ging er, das Mädchen sich selbst überlassend, zur Kapelle hin an seine Arbeit. Luise blieb äußerlich ruhig. Sie sah

dem erbosten Freunde nach und wog ab, ob sie zu einem letzten Versöhnungsversuche die Hand bieten solle. Da aber über kam 'sie der Trotz. Nein, sie wollte es nicht tun, er hatte den ersten so schnöde abgewiesen. Jetzt wollte auch sie ihren Stolz zeigen. Sie fühlte sich in ihrer Ehre verletzt, denn Pauli hatte ihrem Worte nicht geglaubt. Und stumm entfernte sie sich, ohne auch nur einen Blick mehr auf den Burschen zurückzuwerfen. Kaum aber war Luise den Augen Paulis entrückt, kaum sah sie sich allein

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Tiroler Wastl
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Seite 18 von 28
Datum: 08.12.1912
Umfang: 28
da ist." Allein Luise berief sich auf die Aussagen ihrer beiden Sachverständigen, und während wir durch die Straßen miteinander dem grauen Hause zutrabten, ergänzte Luise ihren ersten knappen Bericht mit allerlei grausigen Einzelheiten. „Aber Du darfst Mama nichts von alle dem verraten. Sie zankt mich sonst nur recht aus und nennt alles Getratsche. Bis ich einmal in eine schwarze Katze oder in einem Raben verwandelt bin, daun hat sie's", schloß Luise fast befriedigt. „Ich werde Deiner Mama nichts sagen

", versprach ich zerstreut, denn je grusliger Luisens Erzählungen und Vermutungen ge worden waren, umso unbezwinglicher fühlte ich eine wilde Abenteurerlust in mir er wachen. Es war sehr dämmerig, als wir den er sten Stock des grauen Hauses erstiegen. Das karge Licht, das durch das Vorhausfenster fiel, ließ uns nur mit Mühe die Stufen erkennen. „Geh auf den Fußspitzen", mahnte Luise, als wir uns der zweiten Treppe zuwandten, „und gib mir Deine Hand, ich fürcht' mich so . .. Um Gottes willen, was machst

Du denn? Links halten, rechts ist ja die Tür". Sie zog hinüber, ich herüber und halb zufällig, halb in trotziger Abwehr polterte ich an die verfemte Tür. . . „Nein!" schrie Luise und hastete ein paar Stufen empor — — aber plötzlich duckte sie sich mit dem Ausrufe: „Alle guten Geister!" wehrlos zusammen. .. Die kleine Tür tat sich auf und in ihrem Rahmen erschien eine kleine, alte, vornüber gebeugte Frau: mit der einen Hand stützte sie sich auf einen Stock, mit der anderen hielt sie ein seltsam geformtes

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 8 von 12
Datum: 30.03.1935
Umfang: 12
Hände ihre Stirn mit frischem Wasser, und sie hörte eine melodische Stimme sagen: „Armes Kind, armes, kleines Mädchen!" Doris öffnete die Augen und sah Luise über sich ge neigt. Ihr Gesicht war bleich und voll Mitgefühl, und sie fragte sich, was wohl geschehen sein mochte. Sie lag auf einem Bett in einer andern Kajüte. Das Schiff war in Fahrt. Ein Sonnenstrahl drang durch das kleine Fenster. „Luise", sagte sie und versuchte den Kopf zu hoben. „Ich glaubte, es wäre neblig." „Wir hatten auch Nebel

", erwiderte Luise, „aber seit Mittag ist er verschwunden. Bleiben Sie liegen und halten Sie sich ganz ruhig." „Seit Mittag?" rief Doris aus. „Aber . . . wir sind ja gar nicht mehr auf demselben Schiss. O, ich hatte ganz vergessen, daß Sand uns gefangengenommen hat." „Ja, gnädiges Fräulein, es wird Ihnen alles wieder ins Gedächtnis zurückkommen. Sie waren sehr krank." „Oh, sie haben sich geschlagen!" Doris war bemüht, sich alle Ereignisse ins Gedächtnis zurückzurufen. „Luise, Sand und Börner

haben furchtbar miteinander gekämpft, und Herr Börner ift niedergeschlagen wor den." »Jetzt ist alles gut, gnädiges Fräulein", begann Luise wieder und reichte ihr ein Glas „Nehmen Sve das hier und ruhen Sie noch einen Augenblick, dann wird es Ihnen besser werden." Doris trank gehorsam, doch dann stieß sie das Glas zurück. „Sand hat mir etwas gesagt. . . etrvas von meinem Vater. Wenn ich mich nur erinnern könnte. Er hat gesagt... er hat gesagt. . . oh!" Ein schmerzlicher Schrei entrang sich chren Lippen

. Uns jetzt . . . Wenn sie doch nur sterben, zu ihm gehen könnte! Ganz erschöpft von ihrem Leid, blieb sie regungslos auf ihrem Bett liegen und bemerkte nicht einmal, daß Luise zu ihr kam und ihr eine warme Suppe und Arznei brachte. Unklar fühlte sie, daß die Sonne un- tergegangen war und daß tiefe Finsternis sie umhüllte. Dann bemerkte sie, daß eine Laterne angezündet wurde und sie hörte die Stimme Sands. Zorn und das Ver langen nach Rache überwältigten sie. Die Laterne schaukelte hin und her. Sand war wieder fort. Die Wellen schlugen

gegen das Schiff und der Wind heulte. Schließlich brach sie in Tränen aus, und Luise nahm sie in die Arme. Als der erste Schmerzensausbruch vorüber war, be gann Doris zu überlegen. Ihr Vater hatte sie für im mer verlassen. Sie konnte nichts mehr für ihn tun. aber sie mußte leben, bis seine Aufgabe erfüllt und seine Mörder der Gerechtigkeit überliefert waren. Sie wußte jetzt, um was es sich handelte, und wo der ge heimnisvolle Gegenstand sich befand, aber erst die Zu kunft würde lehren

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 5 von 12
Datum: 26.09.1935
Umfang: 12
sie die Harterin. „Was hast denn, Diandl?" begann die Mutter, be fremdet über das todbleiche Aussehen ihres Kindes. „Du bist ja 's reinste Wachsbild. Ist dir nit gut?" „Nein," hauchte Luise, „mir ist wie zum Sterben." ,Das vergeht schon wieder, wenn du einmal verhei ratet bist," suchte die Harterin zu scherzen. „Weißt, Luise, g'rad' Hab ich dich gesucht, um dir zu sagen, daß in drei Wochen eure Hochzeit ist. Bist du einverstanden? Geh, schau nit gar so wehleidig drein." Luise stand da, das Köpft gesenkt

zum ersten Meister und die besten Aussichten in seinem Geschäft. Du brauchst ihn nit gern zu haben, Luise- die Lieb' kommt schon von selber, wenn's Zeit ist. Die Haupt sache ist, daß man sich achtet, von der Lieb lebt man nit, aber vom Geschäft, das ist das tägliche Brot, Diandl. Schau, dein Vater und ich hausen schon vierzig Vahr' mit einander- ich könnt' nit sagen, daß ich ihn aus Lieb gehei ratet hält- aber geachtet haben wir uns und fleißig gespart und gearbeitet haben wir und es ist uns immer gut

gangen. Da nimm dir ein Muster, Diandl." Luise blickte die Mutter mit einem unsagbaren Aus drucke an. War das ihre Mutter, die so sprach? So hatte sie doch in früheren Zeiten nie geredet! Hatte eine kurze Spanne Zeit ihren Sinn wirklich so unnatürlich umge staltet? Aber Luise war von Kindheit an zu einer gehorsamen Tochter erzogen worden- sie antwortete auf die Rede der Mutter nur mit einem aus tiefstem Grunde kommenden schmerzlichen Seufzer. „Du wirst sehen", begann die Harterin abermals

, „daß du keinen besseren Mann hättest kriegen können als den Leonhard. Und wie gern er dich hat, das weist selber." Aber Luise bedachte nur noch, daß auch der letzte Hoff nungsschimmer, der in ihrem Herzen geleuchtet, ausge löscht war. Sie sah sich verlassen von der ganzen Welt, selbst von denen, die ihr das Leben geschenkt hatten. Da überkam sie ein dumpfes Gefühl des Lebensüberdrusses und dieses Gefühl drängte ihr nach kurzem Erwägen die Worte auf: „Wenn's denn sein muß, so soll's geschehen

und ich werde dem Leonhard sein Weib. Aber, Mutter, das sag ich dir am heutigen Tag und vor unserem Herrgott: Den Leonhard Heirat ich und den Pauli lieb ich, so lang ich leb'. Und wenn das eine Sünd' ist, dann soll unser Herrgott mein cherz brechen und . . . er bricht's bald . . I das spür ich." Der Gram besiegte das Mädchen und sie brach in Tränen aus. Vergebens waren die Trostworte der Mutter, die ihrer Tochter die Sache in einem helleren Lichte zu zeigen suchte. Luise wies die seichten Reden zurück. „Laß mich allein

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 21.11.1938
Umfang: 6
, die sich wie ein Schleier Zwischen ihn und die Umwelt legte. Lichtenfels hätte gern dem Freund von seiner, Lebenskraft abgegeben und seine Gefühle m beruhigtere Bahnen gelenkt. Roch wußte er nicht alles, was Raimund durchgemacht hatte; er sprach nur andeutungsweise darüber. Eine fast schamvolle Scheu ließ ihn auch dem Freunde gegenüber von Toni schweigen. Noch ein zweiter Mensch war ihm während seiner Krankheit naher gekommen, seine Kollegin Luise Gleich, die ihn immer wieder besuchte. Anfänglich zog die Wirtin

ein schiefes Gesicht; dann aber gewann das Luiserl mit seinem Frohsinn und kleinen Geschenken völlig das Herz der einfachen Frau, hauptsächlich aber damit, daß sie immer gern dablieb, wenn die Wirtin einen wichtigen Gang nach Nußdorf zu machen hatte. Raimund kam langsam zu der Ueberzeugung, daß er Luise manches abzubitten habe. Sie war ja gar nicht so oberflächlich; wie rührend saß sie manchmal stundenlang an seinem Bett und fürchtete sich vor keiner Ansteckung! Dazu das Weihnachts- Die Verordnung zeigt

es die sternklaren Februarnächte im Maskengetriebe, sinnt auf leichte Abenteuer unter dem Schutze der Maske und aufgekleb ten Nase und summt das Wörtlein „Liebe" im Walzerrhyth mus. — Luise Gleich stand morgens gähnend auf der Probe — abends Vorstellung, nachts Redouten, um zehn Uhr Probe, da zwischen höchstens zwei bis drei Stunden Schlaf, das machte gewaltig müde! Während sie sich so schläfrig gegen einen Eichen- stamm aus Pape lehnte, dachte sie bei sich, daß alle Abenteuer einander glichen; das einzige Wahre

nach dem unsteten Schau keln zwischen den Wellenbergen der Gefühle blieb doch die Landung im Hafen der Ehe. Heiraten... heiraten... dachte Luise; endlich muß ich Madame werden. Ile Klastil des Barvik und Rokoko ln Tirol Zum Vortrag Prof. Dr. Hammers im Heimatschutzverein Am Dienstag, den 22. d. M., veranstaltet der Heimat- schutzverein für Tirol einen Familienabend, bei welchem Unioersitätsprofessor Dr. Heinrich Hammer einen Vortrag über „Die Plastik des Barock und Rokoko in Tirol" (mit Licht bildern) halten

an. „Du, sag' einmal, kennst du den jungen Spillner von der Brauerei?" „Nur so vom Ansehen." Luise merkte, sie hatte da eine wehe Stelle berührt. Gestern war ihr der Spillner vorgestellt worden; sie verstand ihn ge schickt auszuhorchen nach dem Kaffeehaus Wagner und nach der ältesten Demoiselle. Antonia hieß sie, und der Spillner sagte, sie hätte eine unglückliche Liebe; zu wem, wußte er nicht recht; es sei ein Schauspieler. Luise war aber gescheit, sie wollte jetzt den Spillner beim Raimund ausspielen

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 5 von 8
Datum: 11.04.1936
Umfang: 8
mich verpflichtet, ihr nicht in den letzten Monaten ihres Lebens noch Kummer aufzu bürden. Auch würde meine Hochzeit eine Entzweiung meiner Mutter und der Tante Luise Hervorrufen, die ich nicht verantworten könnte." „Unter solchen Umständen hätte Beharrlichkeit noch immer zum Ziele führen können, aber du hast, den großen Fehler gemacht, deine Angebetete zur Gelieb ten zu machen. Dadurch erst hast du alles verdor ben." „Willst du mir daraus- einen Vorwurf machen?" „Dazu habe ich kein Recht. Ich weiß wohl

, es ist nicht jedermanns Sache, endlos zu warten und zu entsagen, wenn Blut zum Blute drängt. Schließlich sind wir nur einmal jung und lange dauert unsere Jugend ohnehin nicht mehr. — Aber sag' nur ein mal, hat denn diese ominöse Tante Luise wirklich Geld? Heute haben doch alle reich gewesenen Leute ihr Geld verloren?" „Sie hat wirklich eine schwere Menge Geld. Die ses schreckliche Frauenzimmer war nicht nur immer sparsam bis zum Geiz, sondern sie hat es auch vor trefflich verstanden, ihr Vermögen durch Krieg

und Inflation mit verhältnismäßig geringein Verlust zu erhalten." „Dann alle Achtung vor dieser alten Dame!" „In diesem Punkt ja, aber sonst — nun, ich will nichts gesagt haben." „Gut zu sprechen scheinst du auf diese Tante Luise gerade nicht zu sein." „Du würdest es begreiflich finden, ivenn du sie nur ein einziges Mal gesehen oder sprechen gehört hättest. Ein herrschsüchtiges Weib, dessen unbeugsamen Q I“ Ik I n" Spezialität: Marke OLLINi „STEINBOCK“ Johann Karl, St. Johann in Tirol Willen kalter Verstand

ist hier." „Meine Schwester?" fragte Frau Held. „Ja, gnädige Frau." Frau Held erhob sich mühsam von ihrem Stuhl und ging der eintretenden Hofratswitwe Luise Honau, einer sehr gut erhaltenen Sechzigerin von auffallend ener gischem Auftreten, die gewohnt schien, ihre Umgebung zu beherrschen, entgegen: „Grüß dich Gott, Luise! Was führt dich zu so ungewohnter Stunde zu mir? Wohl das schöne Wet ter, das zu einem Spaziergang lockte?" „Das Wetetr kann mein Tun und Lassen kaum beeinflussen. Ich bin nicht so sentimental. Dir geht

es ja — wie ich sehe — gottlob recht gut." Mit diesen Worten reichte Luise Honau der älteren Schwester die Hand. Es waren beide große, statt liche Frauen, ivenn auch die achtundsechzigjährige Julie durch ein schweres Magenleiden ihre Fülle verloren hatte, ihr Rücken etwas gekrümmt war und Schmer zen tiefe Runen in ihr Antlitz geschnitten hatten. Das Haar von Julie war schneeweiß, jenes von Luise ka stanienbraun und nur von wenigen Silberfäden durch zogen. Der Schnitt der beiden Gesichter war auffal lend ähnlich

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Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 5 von 12
Datum: 08.08.1935
Umfang: 12
auf Pauli gemacht hatte. „Aha", rief er den Burschen lachend nach, „blast der Wind von der Seiten! So schaut das Bratl deiner Mutter aus?" Pauli ließ sich aber durch diese freundliche Neckerei nicht beirren, sondern entfernte sich, während der Lenz mit den übrigen im Hausgang der „Traube" verschwand. Bald holte Pauli das Mädchen ein. „Luise!" rief er ihr zu. Sie blieb stehen und leichtes Erröten färbte ihre Wangen. „Du bist's, Pauli?" sagte sie. „G'räd Hab' ich zu deiner Mutter wollen, um sie zu fragen

, ob du schon von Partenkirchen kommen seist." „Gestern auf 'bie Nacht schon. Ist denn der Hannes nit heimgekommen?" Luise schüttelte bestürzt den Kopf. „Es wird ihm doch nir passiert sein", sprach sie mit einiger Besorgnis. „Ah, was nit gar", lachte Pauli sorglos. „Der ist halt bei dem schlechten Wetter über Nacht geblieben und kommt heut mit dem Postfuhrwerk." Dann berichtete Pauli, wie der Hannes, schon auf dem Heimwege, nach Partenkirchen zurückgekehrt sei, weil er Luisens Hut vergessen habe. „Der gute

Mann", sagte das Mädchen weich ge stimmt. „Das hält' es nit gebraucht, ich verlang mir ja keinen Hut. Ich bin dir fast bös, Pauli, weil du mein Ahnl umkehren hast lassen." „Ich Hab ihm genug abgeredet, er hat aber nit nach geben wollen. Mehr kann ich nit tun. Hab' nur keine Sorg', Luise, der Hannes kommt ganz gewiß mit dem Post fuhrwerk, wenn er nit am End' schon daheim ist." Pauli gab dem Mädchen ein Stück weit das Geleite, bis das Haus ihres Vaters, des Schreinermeisters Harter, in Sicht kam

. Das Haus lag am Eingang von Mitten wald, an der Straße nach Partenkirchen zu. Dort trennte sich Pauli von Luise. Diese wollte eben in das Gärtchen vor dem Hause gehen, als sie vom Gasteig, einer steilen Anhöhe, das gelbe Postfuhrwerk herab- schwanken sah. Von einer unbezwingbaren, inneren Unruhe getrieben, schickte sie sich an, dem Wagen entgegen zu gehen. Schon hatte sie die ersten Schritte gemacht, als die Stimme ihres Vaters durch das geöffnete Fenster fröhlich an ihr Ohr schlug: „Lckise! Komm

geschwind! Der Moser Leonhard ist dal" „Was?" rief Luise höchst überrascht. „Der Leon hard?" Und unter dem Eindrücke dieser unerwarteten Kunde vergaß sie ihre Absicht und kehrte schleunigst ins Haus zurück. In der Stube wurde Luise von einem großen, etwa dreißigjährigen Mann begrüßt, der in seiner körperlichen Erscheinung nicht unbedeutend von dem in jener Gegend heimischen Menschenschläge abwich. Er schien eher ein Italiener als ein Hochgebirgler zu sein. Seine Tracht war städtisch, auf dem Rücken trug

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Neueste Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 25.01.1923
Umfang: 4
, daß sich ein Mensch mit voller Absicht für tot ausgegeben hat. Dabei sind mannigfache Beweggründe möglich: er kann ein Verbrechen verbergen oder seiner Familie die Summe der Lebensversicherung zuwenden wollen. Da ich schnell damit im reinen war, daß keiner von diesen und auch kein anderer vernünftiger Grund für ein so abenteuerliches Vorgehen hier vorhanden war, sah ich mich nach einem andern Ausweg um." „Und haben Sie den gefunden?" „Ja," erwiderte Krag. „Ich fand ihn sehr rasch. Fräu lein Luise half

mir dazu." „Fräulein Luise!" rief dev Leutnant verwundert. „Jawohl, niemand anders als Fräulein Luise," ver setzte Krag. „Und jetzt sind wir an dem Punkt angelangt, der von Fräulein Luise und den Stiefeln handelt." Neunund zwanzig st es Kapitel. Der Verstorbene. „Lieber Leutnant Rosenkrantz, es ist nrir sehr schnell klar geworden, daß Fräulein Luise auf irgendeine rätsel hafte Weise in diese Ereignisse verwickelt ist," fuhr Krag fort. „Wenn Sie sich an die Begebnisse von heute nachts erinnern

. Aber nun sind ja Sie es, der angreift, und ich bin genötigt, Fräulein Luise zu verteidigen init der- Erläuterung, daß sie bei ihrer rätselhaften Wanderung heute nachts dieselbe Absicht hatte wie bei der in der verwichenen Nacht." „Danke. Ich bin jetzt ebenso klug wie zuvor." Krag steckte sich eine neue Zigarre an und ging ein Weilchen auf und ab, wie wenn er nicht wüßte, welche Worte er wählen sollte. Endlich sagte er: „Jetzt bin ich an einem schwierigen Punkt angelangt, lieber Rosenkrantz. Ich bin genötigt, Ihnen zu gestehen

? Aber wenn Sie nun erführen, daß Fräulein Luise einen andern liebt?" Der Leutnant stand ans, trat vor Krag hin und schaute ihm fest in die Augen. „Ist es das, was sich begeben hat?" fragte er. Der Detektiv nickte. „Erklären Sie sich näher," bat Rosenkrantz. „In die ser Sache ertrage ich keinen Scherz." „Es ist auch nicht meine Absicht zu scherzen," versicherte Krag. „Im Gegenteil, ich bin noch nie ernsthafter gewe sen als. jetzt gerade. Aber ich möchte Sie bitten, verschie den Umstünde zusammenzuhalten. Erinnern

Sie es mit Ruhe," beeilte sich Krag hinzuzufügen, als er die Zornfalten auf der Stirne des Leutnants sah. „Sie haben wir ja selbst ge sagt, Sie würden keine blutigen Tränen weinen, wenn nichts aus der Verbindung würde. Ich bin überzeugt, daß sich die beiden jungen Menschen, der Ingenieur und Fräulein Luise, wirklich lieben. Soviel ich entdeckt habe, müssen sie sich einander vor etwa einem Jahr irgendwo im Ausland getroffen haben. Fräulein Luise war ja kaum mehr als ein Kind, als der General von hier fortging

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 02.04.1935
Umfang: 8
gegeben und ihr empfoh len, sich gegen jeden Angriff Sands oder seiner Kum pane zu schützen und den Fluß zu überwachen. Sie hatte dann ein Motorboot nahen sehen, auf dem etwas in der Sonne blitzte, anscheinend ein Blaschinengewehr. Börner war dann mit Luise gekommen und allein wieder fortgegangen. Die beiden jungen Mädchen be obachteten, wie das Boot anlegte. Nun folgten die Ereignisse so schnell, daß Doris sich ihrer kaum bewußt wurde. Der größte Teil der Leute, die mit dem Boot gekommen waren, blieb

auf der Insel mit dem Maschinengewehr zurück. Die beiden jungen Mädchen wurden sofort aus das Boot gebracht. „Alfred!" rief Doris aus. „Sie haben Herrn Börner vergessen!" Aber die Männer achteten nicht auf ihre Worte. Luise legte ihre Hände auf den Arm des jungen Mäd chens und sagte: „Es wird alles nach seinem Befehl ausgeführt. Die Leute bleiben zurück, um ihn zu schützen. Sind wir in Sicherheit, so fährt das Boot zurück und holt ihn." Aber Doris riß sich von Luise los und rief flehend: „Kehrt zurück

! Die Leute werden ihn nicht schützen können. Er ist krank und schwach und ganz den Hän den dieses rohen Menschen ausgeliefert. Ich springe hinaus!" Doch Luise hielt sie fest und sagte: „Kommen Sie, gnädiges Fräulein. Wir handeln nur nach Len Befehlen Herrn Börners. Es wird schon alles gut gehen. Los!" Das letzte Wort war an die Matrosen gerichtet. Wäh rend das Schiff auf dem Fluß weiterschoß, litt Doris die schlimmsten Qualen. Plötzlich hörte man das Tack- Tack des Maschinengewehres. Das junge Mädchen

blickte zurück und sah Pulverdampf aufsteigen, aber es war kein Schuß mehr zu vernehmen. Die Insel ent schwand langsam den Blicken. In dem Boot waren nur unbekannte Männer, und der Führer antwortete auf die Bitten des jungen Mädchens nur, daß sie zu rückkehren würden, um Herrn Börner zu holen, so bald die Damen in Sicherheit seien. „Wir legen an der nächsten größeren Landungsstelle an und fahren dann mit dem Zuge nach Wien zurück", sagte Luise zu ihrer Herrin. „Sie werden sehen, alles läuft gut

, daß sie ihren Vater verloren hatte, und die Sorge um das, was sich inzwischen auf der Insel zugetragen haben mochte, machten sie unfähig zu ruhi ger Ueberlegung. „Sie sollten sich keine Sorge machen gnädiges Fräu lein", begann Luise, als sie glücklich im Zuge faßen. Ein Zeitungsverkäufer ging durch den Gang und Luise fragte Doris, ob sie losen möchte, dann würde sie einige Zeitungen kaufen. Doris kam plötzlich auf einen Einfall. „Nein, ich kann jetzt nicht lesen", erwiderte sie. „Aber wenn ich eine Partie Schach

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 3 von 16
Datum: 15.02.1903
Umfang: 16
, zum Nachteile der Herren Ankläger, welche die nicht unbeträchtlichen Kosten des Verfahrens zu tragen haben, erledigt ist. Die Hsf-rrM**. Das traurige Abenteuer der Prinzessin Luise von Sachsen scheint beendet zu sein. Eine Depesche aus Genf meldet, daß der junge Mann, der sie ins Unglück gestürzt hat, nach Brüssel abgereist ist und alle Beziehungen zu ihr abgebrochen hat. ES soll ihr dadurch ermöglicht wercen, mit ihren Kindern in Ver kehr zu treten. Seit ihr zweites Söhuchen schwer erkrankt ist, tauchten

Gerüchte auf, daß die Prinzessin, von Unruhe ge trieben, nach Dresden zurückkehren wolle. Ihre plötzliche Ab reise von Mentone, die nicht ohne Widerstand ihres Begleiters erfolgt sein soll, wurde mit dieser Absicht in Verbindung gebracht. — Kronprinzessin Luise hat das Beste getan, was sie unter den gegenwärtigen Umständen tun konnte. Sie hat sich in da- Sanatorium in Nhon in der Nähe von Genf zurückge zogen, vermutlich auf den Rat ihrer beiden Rechtsfreunve. — Die Blätter berichten, daß die Aerzte

des Sanatoriums den Zustand der Kronprinzessin Luise als nicht ganz unbedenklich bezeichnen. Die Diagnose lautet auf „Psychopathia hysterica", ein Zustand, der sich während der Schwangerschaft nicht selten einstellt. Man besorgt eine Frühgeburt. Das Ergebnis wurde den Eltern der Prinzessin nach Salzburg gemeldet. Von Giron eintreffende Telegramme werden der Prinzessin nicht mehr ausgefolgt. Die Ehe der Kronprinzessin Luise — ge schieden. Dresden, 11. Febr. In dem EhescheidungS- Prozeß des Kronprinzenpaares

verkündete heute nachmittags 4.15 Uhr der Vorsitzende im Namen des Königs folgendes Urteil: „Die am 29. November 1891 geschlossene Ehe deS Prinzen Friedrich August mit seiner Frau Luise, geb. Erz herzogin von Oesterreich, wird wegen Ehebruchs der Frau Beklagten, begangen mit dem Sprachlehrer Giron, vom Bande geschieden. Die Frau Beklagte ist allein schuld und hat die Kosten des Verfahrens zu tragen." — Wien, 11. Febr. Der Leipziger Rechtsanwalt Dr. Zehme dementiert sowohl in ver „Neuen Freien Presse

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 5 von 12
Datum: 19.09.1935
Umfang: 12
beim Mittag- esien, als eine Nachbarin zur Tür hinelnrlef: „Wißt'S es schon? Den Nüdlnger Pauli haben die Gendarmen geholt. Gleich werden sie ihn vorbeibringen!" Der Gchreinermelster sprang in die Höhe, sein Weib ließ den Löffel fallen, den sie eben zum Munde führen wollte, die Gesellen sahen sich bestürzt an und Leonhard eilte ans Fenster. Und Luise? Sie war totenbleich ge worden und wenig fehlte, so wäre sie zu Boden gestürzt. Aber sie tat sich Gewalt a« und es gelang ihr, lautlos ClSlawine

Botschaft ins HarterhauS gebracht hatte, war schon eine geraume Zeit fort, ohne daß Pauli mit den Gendarmen gekommen wäre. Dieser war nämlich auf sein Ersuchen, um nicht an dem Harter Hause vorüber zu müssen, auf einem anderen Wege auf die offene Straße geführt worden. Hier schritten jetzt die Gendarmen, mit dem Gefangenen in der Mitte, dahin. Plötzlich bemerkte Pauli dicht am Rande des Weges eine weibliche Gestalt. Bei ihrem Anblick fuhr ein brennender Niß durch seine Brust. ES war Luise

, die vor ihm stand, regungslos, wie vom Schmerze versteinert. Sie hatte die Hände ineinandergelegt, während ihre Augen, wie nach Trost und Hilfe suchend, aufwärts blickten. Jetzt ging Pauli mit seinem bewaffneten Geleite an Luise vorbei. Da öffneten sich ihre Arme weit, sie stürzte mit einem Klagelaut vorwärts und ehe es jemand hätte hindern können, hatte sie sich dem Gefangenen an die Brust geworfen. „Pauli! Muß ich das erleben?" rief das unglückliche Mädchen aus und ein Tränenstrom brach aus ihren Augen

. Sie zitterte und wankte. „Ich bin unschuldig, Luise," sprach Pauli tief er schüttert, „Gott im Himmel ist mein Zeuge. Glaubst mir?" Sie nickte stumm und keines Lautes fähig. Erst auf die Mahnung des Wachtmeisters hin, den Abschied abzu kürzen, brachte Luise hervor: „Fch glaub btt'«, Pauli! . . . Verzeih mir ... ich bltt' dich, wenn ich dir jemals Unrecht getan Hab ... O mein Pauli! Müssen wir so voneinander gehen? Pfüet dich Gott .. . jetzt ist alles . . . alles aus!" Luise küßte den Gefangenen stürmisch

. Dann löste sie den Arm, den sie um seinen Hals geschlungen hatte und trat schluchzend zurück. „Pfüet dich Gott, Luise!" preßte Paul! heraus und jetzt war es ihm, als müsse der Boden unter ihm sich öffnen, um ihn zu verschlingen. Schweigend und die Brust voll Weh und Gram zog Pauli dahin. Ueber ihm lachte ein wolkenloser, blauer Himmel, um ihn lachten blumige Fluren, ringsum thronte die Majestät und Freiheit der Alpenwelt und hob das Herz aus des Leibes niederem Jammer und erdrückender Sor- genwucht

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 5 von 8
Datum: 18.04.1936
Umfang: 8
noch, daß du diesem „anständigen Mäd chen" zu Dank verpflichtet wirst. Die Person benützt den traurigen Anlaß deiner Erkrankung, tim sich in unsere Familie einzuschmuggeln. Solange ich noch et was mitzureden habe, darf dies nicht geschehen." „Du darfst nicht nach unsereir alten Alt sichten ur teilen, Luise, die sind überlebt! Das Heiraten ist für junge Leute heute so schwer, der Lebenskampf cm viel härterer als zu unserer Zeit. Dies hat andere Sitten entstehen lassen. Die Mädchen fönnen nicht, von den Eltern behütet, zu Hause

hat doch euch einen Beruf und braucht ihren Schlaf." „Was für einen Beruf hat sie denn?" „Sie ist Beamtin bei einem Advokaten." „So." Das Gespräch kam nun m alltäglichere Bahnen, Ä Luise Honau sich einen innerlichen Ruck gab und - ihre Uinuhe unter einem barschen Ton verbergend - sagte: „Was sagt denit Hans zu dein Skandal bet der Kreditbank?' Fürchtet er nicht für seine Stellung? Der Betrieb wird — wie ich hörte — außerordent lich eingeschränkt werden müssen, weint die Bank am Leben erhalten werden soll." „Hans macht

vom Finanzministerium, einem guten Freund meines Mannes, der mir immer gerne ge fällig ist und bat ihn, für Hans ein gutes Wort ein zulegen. Leider hat er eine Intervention abgelehnt, da sie ganz vergeblich wäre. Er sagte, daß die Hälfte der Beamtenschaft abgebaut würde, und zwar einer seits die pensionsreifen, andererseits jene, die erst nach dem Kriege engagiert wurden. Er meint, es stünde nicht günstig für Hans und er muß es wissen." „Es wäre entsetzlich, Luise, wenn Hans seinen Po sten verlieren

würde und wir beide von meiner klei nen Pension leben müßten!" „Noch ist es nicht so weit. Kommt Zeit, kommt Aat." Julie seufzte. Dann blickte sie zum Fenster hinaus ins Grüne, in den Sonnenschein. Ihr sorgengequälter Ausdruck schwand allmählich. Luise beobachtete die Schwester scharf. Sie gefiel ihr gar nicht und sie konnte es verstehen, daß sie im Geiste schon Ab schied nahm von dieser Welt. Arme Schwester, dachte ste, hast die Sonne so gern und wirst bald dorthin gerufen werden, wo sie nicht mehr aufgeht

. Als Hans Held gegen Abend nach Hause kam, empfing ihn seine Mutter gleich mit der Frage: „Wie steht die Sache mit der Kreditbank? Ich habe gchött, daß die Situation der Bank außerordentlich ungünstig sei und daß die Hälfte der Beamtenschaft entlassen werden soll!" Unangenehm berührt von dieser Frage erwiderte Hans: „Wer hat dir denn diesen Bären aufgebunden? Nicht einmal die Zeitung hat der Welt einen solchen Unsinn aufgetischt!" „Tante Luise war hier. . ." „Natürlich, Tante Luise! Die hört ja. immer

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 6 von 10
Datum: 25.02.1939
Umfang: 10
H., Frankfurt. Ansitz Blumau Kraneis Emil, Berlin. Widmeyr Kochan Margot u. Grete. Forst-Lausitz. Tiefenbrunner Kubitschek Änny, München. Os an na Kaminick Helene, Berlin. Hocheck Dr. Krantz Siegfried, Königsberg. Kaiser Dr. Knoflach Hans und Frau, Dornbirn. Kaiser Karlberger Richard und Sohn, Wien. I. Berger Krutwig Erna, Köln. Barbara Krause Alfred und Fam., Lüdenscheid. Luise Resch KohlhaaS Hildegard, Erbach. Neuwirt Kinjky Josef, Schreckenstein. Graf Traun Dr. Koß Oskar, Wels. Barbara Kioiber Viktor

, Memel. W. Rößl Dr. v. Lakatos Julius u. Frau, Budapest. Kvschek Lord Gage Henry R., London. Villa Rechnitzer Leyendecker Theo und Frau, Trier. Klausner Lng.-Sekr. Leithe-Jgsper u. Frau, Berlin. Kaps Leyendecker Theo und Frau, Trier. W. Rößl Lensenmayer Elly, Wetzlar. Bichlalm Lehmann Ilse, Danzig. Lebenberg Labonte Josef, Antwerpen. Luise Resch Lehsten Else, Berlin. Hocheck Lindacker Maria, Santiago. Waldschütz Im Alpengastliof HoctiecK am HahnenKamm 2 Minuten unterhalb der Seiibahn speisen

I. I., Holland. Beranek Hall Ella, Krefeld. Alpenhaus Dr. Hoffmann Georg, Köln. Kitzbühelerhof Haas Hildegard, Berlin. Alpenhaus Hübracht Louise, Berlin. Obernauer Heyse Walter, Rummelsburg. Alpenhaus Herold Else, Berlin. Guntermann van Hoyteina Elisabeth, Holland. Josef Werner v. Habe Gisela, Gelting. Lebenberg Dr. Hengler Kurt und Frau, Pforzheim. Tennerhof Hillinghauö Carl, Fabr., u. Frau, Barmen. Grandhot. Hofrat Saißner Heinrich u. Frau, Wien. Ganschnigg Holst Luise, Lübeck. Reisch Haar Elfriede, Wien

. Waldschütz Holst Else, Frankfurt. Reisch Hesse Johanna, Berlin. R. Pichler v. Heydebrand S., Berlin. Beranek Heise Ernst, Berlin. Salvenmoser Houghton Elizabeth, England. Ansitz Blumau Holtrop Christa, Dortmund. Straßhofer Hebenstreit Rosa, Leipzig. Fr. Neumeier Knechte! Otto, Bremen. W. Rößl Kosert Wilhelm und Frau, Berlin. Hans Ehn Kurzbein Anni, Berlin. K!apö Küfner Paula, Hof a. Saale. Much Meßner Krause Walter. Hamburg. Luise Resch Knoll Frida, Ludwigsburg. Kaiser Dr. Keyl Julius und Frau, Josef

Theodor, Berlin. Kaiser Müller Charlotte, Budapest. Reisch Müller Lina und Inge, Saarbrücken. Erika 4 Messerschmidt Toni, Gotha. Rosengarten Marzuhn Elisabeth, Berlin. Waldschütz Müller Luise, Köslin. Hölzl Cafe Rainer St. Johann in Tirol soll jeder Fremdengast kennen lernen Foto Tirol Wilhelm Angerer neben dem Kino Beste Ausarbeitung Ihrer Fotos, Projektion Ihrer Kinofilme. Kleinbildspezialist aus Lust und Liebe. — Die schönsten Postkarten. Kitsbühel, Telefon 85 Gepflegte Getränke — Vorzügliehe Küche

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Tiroler Grenzbote
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Seite 8 von 10
Datum: 30.11.1907
Umfang: 10
. Milchreivignngspnlver gegen blaue und dünne Milch. Kanarienfameu» Uogelfntter, gemischt. Meizenkleie. 1931 s io Meizenfnttermehl (Futterachter). Anton Blachfelner Kufstein. )eder eiserne Ofen wird mit meiner Patent. Ofensilberfarbe wie versilbert und ziert sodann jedes Zimmer. Verträgt selbst die größte Weißgluthitze und ist un verwüstlich. Ein Kar>on, reichend für einen Ofen, 1 Krone. 1823 8 94 Union Blachfelner» Kufstein. In Wörgl bei Luise Noichl. Biele Barnen und Herren wissen noch nicht, daß der echte Kletterwurzel

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 6
Datum: 29.06.1955
Umfang: 6
. Ferner werden die Eltern er sucht, Ihre Kinder womöglich nicht an diesen Tagen mit Sparbüchsen und „Sparthermo metern" zur Sparkasse zu schicken. Einen ordentlichen Wirbel gab es gestern bei der Urteilsverkündung in einem Prozeß vor einem Schöffensenat des Landesgerich tes Innsbruck (Vorsitz LGR Dr. Hauser, Staatsanwalt Dr. Fally), vor dem sich die 23jährige Kellnerin Luise Schablauer aus Graz, die zuletzt in Tirol beschäftigt war, wegen des Verbrechens des Diebstahls zu verantworten hatte. Luise

Schablauer kennt man schon an der Gesichtsfarbe an, daß sie nicht viel im Freien ist. Auch die Art, wie sie sich vor dem Richter benimmt, zeigt schon von einer gewissen Routine. Luise ist ein tolles Früchtchen. Sie ist näm lich schon fünfmal vorbestraft. Immer wie der Diebstahl. Schon bei der vierten Vor strafe erhielt sie ein Jahr schweren Ker kers. Im März 1953 stand sie aber schon wieder vor dem Kadi und faßte damals drei Jahre aus. Sie wurde in diesem Verfahren zur Gewohnheitsdiebin gestempelt

. Und das ?kanntlich sehr streng bestraft. Luise kann das Mausen aber einfach nicht mehr lassen, denn als sie im Februar dieses Jah res bedingt entlassen wurde, dauerte es keine 20 Tage und schon wieder bauten ihre Hände den „böhmischen Zirkel". Sie hatte einer Arbeitskollegin in Vent verschiedene Bekleidungsgegenstände im Werte von etwas über 800 Schilling gestohlen. An und für sich keine allzu hohe Summe, aber für den Richter ging es nicht darum, Luise, die Un belehrbare, wegen der Schadenssumme von 800

Schilling zu bestrafen, sondern hier stand eine unverbesserliche Gewohnheitsdie bin vor dem Schöffensenat. Luise wandte alle Taktiken an, die sie in den Jahren, in denen sie im Gefängnis war, reichlich Gelegenheit hatte zu erlernen. Sie spielte die Naive, die Unschuldige (und wurde doch einmal, weil sich die Gäste eines Gasthauses wegen ihres unsittlichen Verhal tens beschwerten, entlassen) und gab dem Staatsanwalt, dem das Spiel des hoffnungs vollen Pflänzchens allmählich zu dumm wurde, zur Antwort

: „Wenn Sie mit mir laut reden, dann gib ich Ihnen überhaupt keine Antwort. Das hab ich schon in meiner Kindheit nicht vertragen!" Als sie immer mehr in die Enge getrieben wurde, verlegte sie sich aufs Weinen. Und als auch das nichts half, wurde sie bockig. Der Vorsitzende mußte eine Engelsgeduld aufbringen, um den an und für sich einfachen Fall zum Ab schluß zu bringen. Die Leidtragende war Luise selbst; denn sie hätte es notwendig gehabt, auf das Ge richt einen guten Eindruck zu machen. Sie stritt schließlich

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Lienzer Nachrichten
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Seite 4 von 12
Datum: 19.06.1925
Umfang: 12
hat sich! ja selbst von Henning losgesagt." „Tie Arme! Sie glaubte, dieses Opfer ihrer Liebe bringen zu müssen. — Wo mag sie jetzt weilen?" Luise zuckte die Schultern und beugte sich schweigend über ihre Handarbeit. Nach einer Weile fragte Frau von Win nefeld : „Hast Tu nach! der Post geschickt?" „Ja, Mama. Das Mädchen müßte eigent lich schon wieder zurück sein." „Ich wünschte, erst eine passende Gesell schafterin zu finden." „Bist Tu nrit mir nicht zufrieden, Md- ma?" fragte Luise lächelnd. „Du weißt, daß ich! niemand

dann, ich sehe es Dir an, Du sehnst Dich! auch nach Lankow." „Das ist wohl toahr, Mama, aber —" Ein Stubenmädchen kam. „Ta sind einige Briese, gnädige Frau," meldete es, „unter der Chiffre L. v. W. 33". „Geben Sie her," sagte Luise, sich erhebend und die Briefe in Empfang nehmend. Das Mädchen entfernte sich. „Soll ich die Briefe öffnen, Mama?" fragte Luise. „Ja, bitte, und lies sie mir vor. Ich bin gespannt, ob wir eine passende Gesellschafterin finden." Lupe nahm wieder Platz und öffnete die Briefe

, die Antworten auf eine Anzeige der Frau von Winnefeld enthielten, durch die eine heitere und liebevolle junge Gesellschafterin für eine kränkliche Dame gesucht wurde. Es tneldeter: sich! mehrere Frauen uixb Mädchen, die jedoch der Frau von Winnefeld nicht gefielen. Plötzlich entschlüpfte Luise ein Ausruf der Ueberrafchung, als sie ei treu neuen Brief öffnete und nach der Unterschrift sah. „Mama, welch ein Zusammentreffen!" rief sie. „Weißt Du, tver sich da meldet?" „Wie kann ich es wissen?" „Erschrick

aber nicht, Mama. Es ist eine Bekannte — Du hattest sie sehr lieb." „Wer ist es?" fragte die Mütter, sich ge- spartnt aufrichtend. „Denke Dir, Mama — es! ist Ella Mohr- mann." Frau voll Winnefeld erschrak doch etwas', so daß sich ihre Wangen tiefer färbten. Und Luise las: „Sehr geehrte gnädige Frau! Auf Ihre geschätzte Anzeige hin, durch die Sie eine Gesellschafterin und Pflegerin su chen, nehme ich mir die Freiheit^ meine [ Dienste anzubieten. Ich bin die Tochter des j früheren Bankiers Hofrats Franz Mohr

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Neueste Zeitung
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Seite 1 von 4
Datum: 31.01.1923
Umfang: 4
von Gewalt ab. Der Minister warnte vor einem gewaltsamen Vorgehen im Ruhr ge biete, das die deutschen Interessen nur stark ge fährden könnte. tür zurück, um nicht gesehen zu werden. Unter der Türe zwischen dem Kontor und dem Vorzimmer wurde eine Ge stalt sichtbar und dahinter eine zweite. Leutnant Rosenkrantz war nahe daran, seine Anwesen heit zu verraten, so erregt war er, als er erkannte, wer es war. Es war Fräulein Luise, in ihren grauen Pelzmantel gehüllt und mit einem dichten schwarzen Schleier

über dem Hut und dem Gesicht. Draußen im Vorzimmer bewegte sich noch eine Gestalt, und sie hörten den Ingenieur rufen: „Du kannst hier bleiben. Hans Christian. Vielleicht mutz ich einen der Ingenieure holen lassen, und dann bist du so freundlich und läufst hinüber." Krag konnte nicht entscheiden, welcher von den beiden Hans Christians es war. der ältere oder der jüngere. Auf alle Fälle aber war es jemand von Jernegaarb. Ver mutlich war Fräulein Luise herübergefahren. Es schien, als ob der Ingenieur

und Fräulein Luise wichtige Geschäfte abzumachen hätten,- Luise nahm in dem großen Ledersessel am Schreibtisch Platz. Es war kalt im Zimmer,- sie schauderte etwas zusammen und zog den Pelz kragen über die Ohren hinauf. Sie hatte Handschuhe an. Die beiden sprachen leise miteinander, wahrscheinlich damit Hans Christian nicht höre, was sie verhandelten. Darum konnte Krag auch nicht verstehen,. was gesagt wurde, obgleich er dicht neben der Glastür stand. Leutnant Rosenkrantz

hatte sich etwas weiter zurückgezogen,- stumm betrachtete er die junge Dame, die etwas blaß und augen scheinlich recht müde im Sesie. saß. Während der guten halben Stunde, die nun verging, begab sich folgendes: Ingenieur Stener machte einen der Schränke auf, die längs der Wand standen, und nahm ein Buch, ein Bündel Baupläne und einige lose Papiere her aus. Dies alles breitete er auf dem Tisch vor Fräulein Luise aus und suchte ihr etwas zu erklären, was augen scheinlich ihre Aufmerksamkeit in hohem Grade fesselte. Krag machte

beobachtet wurden. Endlich schienen die Verhandlungen zu Ende gekommen zu sein und der Ingenieur und Fräulein Luise reichten einander die Hand, als ob sie eine Uebereinkunft getrof fen hätten. Darauf schloß der Ingenieur die Papiere wie der in den Schrank ein und steckte den Schlüssel zu sich. Dann hörte ihn Krag ins nächste Zimmer hinausrufen: „Danke, Hans Christian, wir sind jetzt fertig. Ich habe nun doch keinen der Ingenieure nötig gehabt. Ich bin allein fertig geworden. Nicht wahr, Luise, du hast

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Zeitungen & Zeitschriften
Der Arbeiter
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Seite 5 von 8
Datum: 22.07.1920
Umfang: 8
und insbesondere dem der Jugenderzi.hung gerwmmen Hai und das sich wiederspiegelt in den 400 Jnstituren Ita liens, 160 Anstalten in den übrigen Ländern Europas, den 300 derselben in Amerika und den rund tausend übrig.n, die über die ganze noch verbleibende werte Welt hin verstreut sind. — ; j Buntes Allerlei. | Eine edle Seele. Die heutige Nummer enthält ein Gedicht unter der Marke: „Beim Lesen der Heiligen Schrift" von Luise Hensel. Wer war Luise Hensel? Sie war die Tochter des lutherischen Pastors Ludwig

Hensel von Linden in der Mark Brandenburg, der tiesgläubiger und frommer Ge sinnung war gleich der Mutter der Luise. Die fromme Gestnmlng vererbte sich auch auf Luise, die am 30. März 1798 geboren wurde. Als sie 5 bis 7 Jahre zählte, war das Soldaicnspielen mit ihren Brüdern ihr Lieblingsspiel, und zwar als Fähn rich. Ihre liebste Beschäftigung aber war das Ge bet, das sie als eine der köstlichsten aller Gaben Gottes betrachtete. Ausgefallen ist ihr später und hat sie bitter empfunden, daß'die

luherischen Pa storen in den Lehren des Glaubens beim Predigen einander oft widersprechen. Dies veranlaßte sie auch, die katholische Religion näher kennen zu ler nen. Sie studierte und betete noch eifriger als zu vor. Später kam sie nach Münster, wo der berühmte und heiligmäßige Overberg ihr Seelensührer wurde, Im Jahre 1813 ttat Luise Hensel zur katholischen Kirche zurück. Sie war überglücklich und dankte Gott zeitlebens für die Gnade, ein Kin der von Christus gestifteten Kirche geworden

zu sein. Ihr Vater war damals nicht mehr am Le ben und die Mutter nach dem Ableben ihres Gat ten mit ihren Kindern nach Berlin gezogen. Die Mutter war Luise ihres Ucbertrittes wegen keines wegs gram. Luise blieb ihr geliebtes Kind. Von ihr stammt auch das schöne sinnvolle Gedicht: „Müde bin ich, geh' zur Ruh'" usw. Sie war eine »fruchtbare Dichterin und eine wahrhaft goldene Seele, tiesgläubig und echt fromm wie ihre Eltern und barmherzig gegen Arme und Notleidende. Kurse Hensel starb am 18. Dezember 1876

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 24.12.1929
Umfang: 6
." Da eine Antwort erwartet wurde, sagte Luise ruhig: „Ich weiß es nicht, Frau von Arnim." Armgard erstaunte: „Nun, wir alle haben ihn doch im mer besucht. Es war ja die reine Völkerwanderung, ein Kommen und Gehen wie in Lazaretten. Waren Sie denn an diesem Zug der heiligen Etisabethen nicht beteiligt?" Sie ärgerte sich, daß sie so spöttisch sprach, verbesserte sich rasch. „Ich habe wirklich Julius von Höchheim erst richtig keunengelernt während seines Krankseins." Luise lächelte konventionell. „Das ist schön

für ihn. Ich kenne ihn ja schon lange." Ein Unwägbares schwang im Klang der Worte. „Sie mögen ihn nicht sehr ? Sie haben ihn wirklich nicht besucht? O verzeihen Sie, es ist nicht Neugier." Armgard sah plötzlich ein kleines, wehes Lächeln um Luises Mund. Und — begriff mit Fraueninstinkt. „Ich dachte," fuhr sie eilig fort, „die Baronin-Groß mutter hätte all diese festlichen Besuche befohlen." Nun fand auch Luise eine heitere Antwort: „Die Baro nin-Großmutter ist doch sehr für adelige Gäste, nicht wahr?" Ueüer

Armgard rollte eine Welle von Wärme hin. „Ich habe hier viel gelernt," sagte sie freimütig. „Ich kannte wenig andere Menschen, als die gegebenen meines Kreises. Wenn wir reisten, wenn wir znm Beispiel in Rom waren, stiegen wir in Häusern ab, wo nur wieder die gleiche Schicht wrhnte, in der wir uns auch sonst be wegten. Auf diese Art wird man vielleicht endlich immer zu einer Baronin Luckner —" Luise lächelte: „Respekt vor der alten Dame. Sie hat mit Anmut und Würde die Bürgerssöhne in ihren Familien

kreis ausgenommen." Armgard griff nach einer neuen Zigarette. „Ich ließ Sie zu mir bitten, Liebe," sagte sie zärtlich gerührt, „weil ich heute abends noch etwas Schönes hören wollte. Von Ihnen kam mir immer Schönes." Luise antwortete spontan: „Wenn ich Ihnen manchnral eine kleine Freude machen konnte, so empfinde ich es dankbar. An Ihnen aber habe ich gesehen, was Haltung heißt. Und damit gaben Sie mir sehr viel. Der Umgang mit Ihnen hat mich so sehr bereichert." Armgard errötete, wehrte

ab. Wir haben alle einander gegeben — aber von Ihnen möchte ich heute abends noch eine liebe, schöne Geschichte." Sie beugte sich ein wenig zu Luise hinüber, tastete nach ihrer Hand, strich leise darüber hin. „Ich bin keine Hellseherin, aber ich bestätige Ihnen, ich besitze manchmal Haltung und Zurückhaltung. Der Tau wind löst mir nun die Zunge: Nicht wahr, Sie haben in diesem Hause etwas geschrieben?" Luises Freude flammte auf: „Ja, wenn ich Ihnen er zählen darf?" Und sie teilte sich mit. „Was für eine seltsame

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