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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 5 von 16
Datum: 02.12.1904
Umfang: 16
Freitag den 2. Dezember 1904. Innsbrucker Nachrichten Nr. 276. Seite 5. Fm Jänner d. Fs. wurde Franz Lackner von! Balthasar Obermoser zur Durchführung des in dem ersterwähnten Rechtsstreite er,lüjsenen Ur- teiles exequiert. Zur Hereinbringung der Kosten des Exekutionsantrages per 15-88 Kronen wurde Franz Lackner am 19. Jänner 1904 ein Schwein gepfändet und dessen Versteigerung auch bewilligt. Endlich bestanden Differenzen zwi¬ schen Franz

Lackner und Balthasar Obermoser, weil letzterer bei der Abholzung seines Wald¬ grundes eine angrenzende Fichtenpflanzung des Lackner beschädigt hatte. Schon seit einigen Jahren nun kannte Franz Lackner den Beschuldigten Peter Hofer, einen arbeitsscheuen, mehrfach vorbestraften Menschen, der sich in jüngster Zeit angeblich mit der Ver¬ mittlung von Versicherungsausträgen befaßte. Im Jänner d. JA. traf Franz Lackner mit Koser im Bahnhos'wirtshause

in St. Johann zusammen und erzählte ihm, daß ihm ein Schwein gepfändet worden sei und daß er die Pfändung für ungerechtfertigt halte. Hofer be¬ fragte Lackner, ob das Schwein vorher ge¬ schätzt worden sei. Ms Lackner diese Frage verneinte, erklärte er, daß die ganze Pfändung ungesetzlich sei und daß Lackner den Gerichtsdiener hätte hinauK- werfen können. Franz Lackner, dem die Ge¬ setzeskenntnisse Hofers offenbar imponierten. Lud diesen sohin

ein, mit ihm nach seiner Behau¬ sung zu kommen. Dort erklärte Lackner dem Beschuldigten die Geschichte seiner Prozesse, wor¬ auf sich Hofer erbötig machte, die Sache in die Hand zu nehmen und ihm vor allen Dingen wieder zu seinem Fahrrechte zu verhelfen. Ms Lackner Hofer dann einige Schriftstücke zeigte, die er noch vom Prozesse her in Ver¬ wahrung .hatte, sah sie dieser flüchtig an und erklärte dann mit Bestimmtheit, Lackner habe alle Aussicht, in der Sache

zu siegen, er möge ihm nur eine unbeschränkte Vollmacht ausstellen, dann werde er schon alles Vorkehren. Lackner und seine Frau stellten Hofer vor, daß sie ?n schlechten Verhältnissen wären und neuerliche Verluste nicht mehr ertragen könnten, daß er daher die Sache ruhen lassen möchte, wenn er seines Erfolges nicht ganz sicher sei. Hofer zerstreute ihre Bedenken Mt der bestimmten Versicherung, daß der Prozeß gewonnen wer¬ den müsse. Auch gab

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Tiroler Stimmen
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Seite 2 von 4
Datum: 02.12.1904
Umfang: 4
unter dem Vorsitze deS Oberlandesgerichts-Rates Pfaundler Peter Hofer. 38 Jahre alt, lediger Tag löhner aus St. Johann i. T., mehrfach vorbestraft, gegen den die Staatsanwaltschaft durch Dr. G a n a h t die An klage wegen Betruges erhob. Der Bauer Franz Lackner zu Weiberndors in St. Johann hatte in den letzten Jahren mit seinem Nachbarn Balthasar Obermoser wegen Servitutsberechtig ungen wiederholt Streitigkeiten gehabt, die für rhn im Prozeßwkge einen ungünstigen Ausgang nahmen. Es kam bis zur Exekution

und zur Deckung der Kosten der Exe- kutron per 15 X 88 h wurde Lackner ein Schwein ge pfändet und dessen Versteigerung auch bewilligt. Außerdem bestanden Mlßhelligkeiten zwischen Lackner und Ober moser, weil letzterer bei Abholzung seines WaldeS ersterem eine Flchtenpflanzung beschädigt hatte. Unter solchen Umständen ist es kein Wunder, daß L a ck n e r sich gern den Leuten gegenüber über seinen Nachbar beklagte. Dies^tach er auch im Jänner ds. I. dem Ange klagten Peter H o sei gegenüber, dem er gleichzeitig

vom gepfändeten Schwein erzählte. Hofer, ein arbeitsscheuer Mensch, der sich angeblich als Versicherungsagent durch brachte, in Wirklichkeit aber auf jede Gelegenheit lauerte, ohne Mühe Geld zu erwerben und auch als Winkeladvokat praktizierte, hatte in Lackner seinen Mann gesunden, den er ordentlich zu rupfen gedachte. Hofer erklärte zuerst die Pfändung für ungesetzlich und machte stch Lackner gegenüber, dem die Gesetzes- kenntniffe seines neuentdeckten Rechtsfreundes gar stark imponierten, auch erbötig

die früheren Prozesse um die Servituten wieder aufzunehmen und zu seinen Gunsten durchzuführen. Er brauche dazu nichts als eine General vollmacht. Lackner, der vor neuerlichen Prozeßkosten uno Verlusten zurückschreckte wurde mit der Versicherung beschwichtigt, daß der Prozeß unbedingt gewonnen werden müsse, und die Kosten dann dem Obermoser zur Last fallen. Hofer erhielt die Vollmacht und begann sofort auf seine Art im Jntereffe Lackners tätig zu sein. Das kostete aber riesig viel Geld. Zuerst verlangte

Hoser 20 X, damit er gegen die Exekutionsbewilligung das Schwein betreffend, rekurrieren könne. Mit dem Gelde zahlte er aber einfach die 15 X 88 h Exekutionskosten, worauf die Exekution fistiert wurde. Auf diese Exekutions- einstellung konnte er nun wie aus einen durch seine juristische Geschicklichkeit errungenen Erfolg hinweisen, was sein Ansehen bei seinem Klienten bedeutend hob und da» Vertrauen festigte. Hofer bot Lackner auch an die Schadenersatzklage wegen der Waldschädigung

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Tiroler Stimmen
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Seite 3 von 4
Datum: 02.12.1904
Umfang: 4
Neue Tiroler Stimmen' Snre 3. Nr. 276 -kreitaa, den 2. Dezember 1904. U L V ^ 11, w mmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmrnmmm «WWW» W — —■ mmmmm h in Kitzbüheler Schwindel darauf gekommen sei. Weiter räblte er dem guten Lackner. der Dr. iraum ft ein er habe ihn mit 1500 fl. abschmieren wollen, wie er küber das Gekickt und die Zeugen abgeschmiert habe, flm Geld zu erlangen, gebrauchte Hoser die verschieden st.^ Vorwände. " Einmal bedurfte er 200 K als Vorschuß für Doktor a t [ t r ein anderesmal 393

zu besitzen, um hie da ein bischen nachschlagen zu können. Trotz der unausgesetzten Geldsorderungen verstand er es doch sein Opfer bei guter Laune zu erhalten. Die Sache ist im besten Gange, schrieb er ohne Unterlaß in Briefen und offenen Karten, es geht nach Wien, es geht gut, es wird eine kurze aber gute Enticheidung geben. Dergestalt lockte er dem Franz Lackner im Ganzen 1545 K 66 h, seiner Frau 20 K heraus und versicherte nebenbei, daß er für sich nichts verlange, sondern Alles für die notwendigen

. Lackner nahm die Vollmacht zurück und verlangte genaue Ab rechnung. _ Hoser gab darin die Summe der von Lackner er haltenen Gelder mit nur 595 K an und stellte eine saftige Gegenrechnung, worin er für 51 Vertretungstage ä5K, Reiseauslagen u. dgl. 476 K beanspruchte. Allein die viel höhere Summe, welche Lackner ihm verabfolgte, steht außer allem Zweifel und wurde auch vor Gericht von den Zeugen Franz Lackner und seiner Frau Maria mit 1565 K beziffert. Lackner ist durch diese unverhältnismäßigen

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