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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 6 von 15
Datum: 27.03.1896
Umfang: 15
war, zum Ueberfluß richteten sich auch jetzt noch Jfidores große Augen mit einem seltsam forschenden Ausdruck auf sein Gesicht. Heinz fühlte, daß er unter diesem Blick erröthete wie ein Backfisch, und eben daß er das fühlte, erhöhte nur seine Verlegenheit, er rückte auf seinem Stuhl etwas zur Seite und entschloß sich dann kurz, die Frage als einen Scherz aufzufassen und eben so zu beantworten. Er sah keck hinüber in die grauen Sterne und sagte lustig, freilich mit einer etwas gezwungenen Lustigkeit: „Ich finde

Mann; nun, kurz, ich habe Schulden, mehr Schulden vielleicht als Haare auf dem Kopfe, ich weiß nicht wie viel, denn ich habe das Rechnen längst aufgegeben. Natür lich stand es von jeher felsenfest bei mir, daß ich dereinst eine Geldheirath machen müsse; ein reiches Mädchen, das den schlechten Geschmack haben würde, sich in mich zu ver lieben, sollte das Glück haben, für den Besitz meiner Per sönlichkeit meine Schulden zu bezahlen und mir fernerweit ein angenehmes Dasein zu sichern. Es klingt

jämmerlich, wenn man das so unverblümt ausspricht, aber ich kann Ihnen die Versicherung geben, daß das etwas ist, was in unseren Kreisen nur allzu häufig vorkommt.' „Ich glaube Ihnen das auch ohne Versicherung', sagte Jsidore, und ihre Stimme klang seltsam rauh. Heinz war zu sehr von seinen eigenen Gedanken hinge nommen, um besonders darauf zu achten, er fuhr mit der Hand durch sein kurz gehaltenes, dunkles lockiges Haar, das sich nur schwer in den Zwang der n.ilitärischcn '.rächt fn^e, und sj'r.^ d'un

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Pustertaler Bote
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Seite 22 von 54
Datum: 27.03.1896
Umfang: 54
vornherein die Segel zu streichen, und Herrn von Nothmühl hatte es sein ganzes Leben hindurch an nichts, auch nicht an der nöthigen Weisheit gemangelt. Kurz, Egbert konnte eigentlich thun, was er wollte, und daß er sich nicht noch thörichter betrug, als dies ohnehin schon der Fall, war vielleicht sein eigenes, sicher nie das Verdienst seiner Eltern. Als Egbert fünfundzwanzig Jahre alt war, starb sein Vater; eine heftige Lungenentzündung raffte den für seine Jahre noch auffallend kräftigen

, rüstigen Mann in wenigen Tagen dahin. Egbert zeigte die angemessene Betrübniß, wie sie einem guten Sohn zukam, der in seinem sonnigen Leben auch nicht eine Biertelstunde lang Ursache gehabt, sich über seinen Vater zu beklagen, und Frau Malvine hüllte ihre ganz schmale, blasse Person in dichte Wolken kohlschwarzen Crepes ein und veranstaltete ein Leichenbegängniß, bei dem sie Alles an Pomp entfaltete, was sich bei einer derartigen Gelegenheit anbringen ließ; kurz, es war Alles so, wie es sich gehörte

. Da war es früher viel leichter gew.sen, die Zeit aui aug?nehme Weise totzuschlagen. Da nar zu allererst der Dienst, und Egbert war stets ein guter Soldat, dann die Kameraden . hunderterlei Verbindungen, kurz, Egbert war nie in Vcrlegen- heit gewesen, was er mit sich anzufangen habe. Jetzt war das anders, ganz anders; Egbert l-atte keinen Begriff davon, was es hieß, sich selbst um die Bewirthschafinng der Güter zu bekümmern, er verstand nichts davon, absolut nichts, und er hatte keine Lust, jetzt mit dem Lernen

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Pustertaler Bote
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Seite 45 von 54
Datum: 27.03.1896
Umfang: 54
war, zum Ueberfluß richteten sich auch jetzt noch Jfidores große Augen mit einem seltsam forschenden Ausdruck auf sein Gesicht. Heinz fühlte, daß er unter diesem Blick erröthete wie ein Backfisch, und eben daß er das fühlte, erhöhte nur seine Verlegenheit, er rückte auf seinem Stuhl etwas zur Seite und entschloß sich dann kurz, die Frage als einen Scherz aufzufassen und eben so zu beantworten. Er sah keck hinüber in die grauen Sterne und sagte lustig, freilich mit einer etwas gezwungenen Lustigkeit: „Ich finde

Mann; nun, kurz, ich habe Schulden, mehr Schulden vielleicht als Haare auf dem Kopfe, ich weiß nicht wie viel, denn ich habe das Rechnen längst aufgegeben. Natür lich stand es von jeher felsenfest bei mir, daß ich dereinst eine Geldheirath machen müsse; ein reiches Mädchen, das den schlechten Geschmack haben würde, sich in mich zu ver lieben, sollte das Glück haben, für den Besitz meiner Per sönlichkeit meine Schulden zu bezahlen und mir fernerweit ein angenehmes Dasein zu sichern. Es klingt

jämmerlich, wenn man das so unverblümt ausspricht, aber ich kann Ihnen die Versicherung geben, daß das etwas ist, was in unseren Kreisen nur allzu häufig vorkommt.' „Ich glaube Ihnen das auch ohne Versicherung', sagte Jsidore, und ihre Stimme klang seltsam rauh. Heinz war zu sehr von seinen eigenen Gedanken hinge nommen, um besonders darauf zu achten, er fuhr mit der Hand durch sein kurz gehaltenes, dunkles lockiges Haar, das sich nur schwer in den Zwang der n.ilitärischcn '.rächt fn^e, und sj'r.^ d'un

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Pustertaler Bote
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Seite 19 von 54
Datum: 27.03.1896
Umfang: 54
darauf, daß Du mir etwas von Deiner Braut erzählst, aber Du bist merkwürdig zugeknöpft über diesen Punkt.' „Weil da wirklich nicht viel zu erzählen ist, liebster Heinz; oder hast Du erwartet, daß ich Dir von ihren Bor zügen vorschwärmen würde? In dem Fall hast Du Dich aller dings verrechnet, denn ebm diese Borzüge sind für mich selbst gänzlich terra Er lachte kurz auf, dänn ließ er die Peitsche einen weiten Bogen in der Luft beschreiben, daß die Pferde wie toll dahin- brausten. „Hm,' machte Heinz

Gangart verfielen und nur mit Mühe wieder beruhigt werden konnten. Dann fing Egbert an, unaufgefordert zu erzählen: „Du weißt, daß ich immer ein ziemlicher Taugenichts war —' „So wie ich,' warf Heinz trocken ein. „Nein, ich war schlimmer, viel schlimmer,' betheuerte Egbert ernsthast, als sei dies ein Vorzug, den er durchaus für sich in Anspruch nehmen müsse, „und ich fürchte, daß das Schlimmsein auch jetzt bei mir noch nicht der Ver- aangenheit angehört. Kurz, Mama, die gute, schwache Mama

war da nichts gethan, versetzen kann sich bekanntlich Jeder lassen. propos, Heinz, was ist denn aus dem siißen kleinen Weibe geworden?' „— Geworden —' brummte Heinz ärgerlich, „sie ist die bezaubernde Sirene geblieben, die sie stets war, und der Herr Gemahl wird nach wie vor am Narrenseil geführt.' „Wenn er sich's gefallen läßt —' Egbert zuckte die Achseln — „es muß auch solche Käuze geben, es sind der artige Angelegenheiten nur immer unter Kameraden so besonders delikat, und, kurz, ich that das Klügste

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Pustertaler Bote
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Seite 24 von 54
Datum: 27.03.1896
Umfang: 54
vornherein die Segel zu streichen, und Herrn von Nothmühl hatte es sein ganzes Leben hindurch an nichts, auch nicht an der nöthigen Weisheit gemangelt. Kurz, Egbert konnte eigentlich thun, was er wollte, und daß er sich nicht noch thörichter betrug, als dies ohnehin schon der Fall, war vielleicht sein eigenes, sicher nie das Verdienst seiner Eltern. Als Egbert fünfundzwanzig Jahre alt war, starb sein Vater; eine heftige Lungenentzündung raffte den für seine Jahre noch auffallend kräftigen

, rüstigen Mann in wenigen Tagen dahin. Egbert zeigte die angemessene Betrübniß, wie sie einem guten Sohn zukam, der in seinem sonnigen Leben auch nicht eine Viertelstunde lang Ursache gehabt, sich über seinen Vater zu beklagen, und Frau Malvine hüllte ihre ganz schmale, blasse Person in dichte Wolken kohlschwarzen Crepes ein und veranstaltete ein Leichenbegängnis bei dem sie Alles an Pomp entfaltete, was sich bei einer derartigen Gelegenheit anbringen ließ; kurz, es war Alles so, wie es sich gehörte

- üllen. Da war es srükier viel leichter gewesen, die Zeit cm? angenehme Weise todt^uschlageu. Da n ar zu allererst der Dienst, und Egbert war stets ein guter Soldat, dann die Kameraden hunderterlei Verbindungen, kurz, Egbert war nie in Vcrlegeu- heit gewesen, was er mit sich anzufangen habe. Jetzt war das anders, ganz anders; Egbert iiatte keinen Begriff davon, was es hieß, sich selbst um die Bewirthschaf.nrg der Güter zu bekümmern, er verstand nichts davon, absolut nichts, und er hatte keine Lust

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