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Tiroler Post
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Seite 15 von 20
Datum: 25.04.1913
Umfang: 20
Bezugsbedingungen samt Zustellung: für Oesterreich -cuujSbrtg K 6.— halbjährig »»,»»».,»N L— Vierteljährig K tSO Oberländer rn solche alle raus entgegen » I Schicksal!" Und Katharina sah bann sinnend und grübelnd bis tief in die Nacht hinein; aber sie fand keinen Ausweg, die Schmerzen und Sorgen los zu werden. Sie braucht«- Trost und fand keinen, denn sie hatte ja Glauben und Frömmigkeit wie eine unnütze Ware von sich geworfen und verstand nicht mehr, sich reuig an den anzuklammern

, der ihr allein helfen konnte; sie dachte nicht an Gott. — Die trüben Stunden wiederholten sich öfter, und jedes- inal war sie allein. Kam aber ihr Mann nach Hause, so lebte sie wieder ans und ließ ihn nichts von ihrem Gemütszustände merken. In letzter Zeit zeigte Mar Winter eine sonderbare Un ruhe und auffällige Zerstreutheit. Was war nur mit ihm? — Katharina forschte in seinen Mienen. — Sie merkte, es war bei ihm etwas nicht in Ordnung. Sollte er Verdruß im Geschäft gehabt haben? — An einem der folgenden

Abende saß sie wieder stunden lang wartend in ihrern Zimmer. Es war eine rauhe Nacht im Spätherbst, und draußen beulte der Wind wie wehklagend durch die Straßen. Im Ofen surrte und sununte das vom Winde angefachte Feuer. — Katharina trat öfter ans Fenster, von hier aus mutzte sie ihn im Scheine des elektrischen Lichtes kommen sehen. Doch ihr Warten war vergebens, ihr Mann ließ sich nicht sehen, «sie wurde.ungeduldig und wanderte im Zimmer auf und ab. Wieder trat sie ans Fenster. — Mehrere in Mäntel

gehüllte Polizisten, die sie an den Dienstniützen erkannte, hielteil vor ihrem Hanse. Die junge Frau beobachtete die Männer. <sie sehen einigemale nach ihrem Fenster hinauf, durch welches das Lampenlicht schimmerte. Jetzt wurde unten an der Haustüre geklinkt. — Katharina meinte, es müsse ihr Mann sein. Sie stand mitten im Zimmer und lauschte. Nun knarrten mehrere Tritte die Treppen herauf. — Katharina stand noch horchend. Die Tritte draußen verstärkten sich. — Jetzl blieb es auf einmal ein Weilchen

still. „Was soll das!" murmelte die junge Frau. Aber schon wurde die Klingel auf eine Weise von draußen gezogen, die vermuten ließ, daß es nicht ihr Mann sei, der eingelassen werden wollte. Katharina eilte zur Tür, aber sie öffnete nicht. Die Klingel - wurde heftiger geläutet. Die junge Frau fuhr zusammen. „Wer ist hier?" rief sie von innen. Eine fremde Männerstimme antwortete im tiefsten Baßtone: „Bitte, öffnen Sie!" Ein neuer Schreck durchzuckte die Frau; sie ahnte in diesem Augenblicke Schlimmes

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Bücher
Kategorie:
Pädagogik, Unterricht
Jahr:
-1905
Jahresbericht der Staatsoberrealschule zu Innsbruck ; 1904/05
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Seite 25 von 82
Ort: Innsbruck
Verlag: Wagner
Umfang: 80 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Schönach, Ludwig: Beiträge zur Geschlechterkunde tirolischer Künstler aus dem 16. - 19. Jahrhundert / von Ludwig Schönach. - 1905
Schlagwort: c.Innsbruck / Bundesrealgymnasium Innsbruck ; f.Bericht
Signatur: II Z 107/1904-05
Intern-ID: 478371
24 Jezl Jakob (wahrscheinlich einer der obgenannten), Siegelschneider, sp, 1699 X 5- J. Elisabeth Per m, 1721 HI 9 X Jezl Johann Franz,' Siegelschneider, Kinder: , . . m. 1712 II 13 J. Maria Katharina m, 1719 III 16 J. Jezl Franz Anton (vielleicht ein Sohn des Johann B. II), Siegelschneider; ns. Maria Klara Purner. Tochter: Anna Maria b. 1703 V 9 I. Jezl Franz, Siegelstecher; ns, Katharina Stiftler, Tochter: Maria Katharina b, 1715 I 23 J. Jezl Jakob, Bürger, Siegel- und Kupferstecher

zu Innsbruck, sp. 1721 VII 29 J- Katharina Stepperer. Kinder: Franz Josef, Kupfer- und Petschaftstecher b. 1722 X 9 J., sp. 1754 II 18 J. Elisabeth Perathoner. Maria Johanna h. 1724 IV 7 J, Jezl Franz, Wappenstecher, Witwer sp. 1747 XI 20 J. Katharina Paulstein, Tochter des Johann P., Müllermeisters in Trient. Ygl (Igl) Warmmnd, Kammerkopist, Kanzleischreiber (Zeichner der bekannten Karte von Tirol); nx. Maria Puzer. Kinder; Emerentianus b. 1583 VII 24 J. Maria b, 1585 X 1 J. Johanna b. 1587 V 24. J. Ernst

h. 1593 XII 18 J, Karl b. 1595 X 28 J. . Rosin a b. 1599 I 10 J. . . . m. 1600 V 3 J. Laimgrnber Johann, Bürger und Bildhauer zu Hall ; ux Magdalena Weg scheider. Kinder: Sebastian Jakob b. 1718 I 21 Hall. Maria Katharina b. 1719 VIII 26 Hall. . . . b. 1720 XI 20 Hall. Anna Regina b. 1724 IX 6 Hall. Josef Johann b. 1726 V 11 Hall, Anna Katharina b, 1728 I 19 Hall. Magdalena Margaretha b. 1629 V 8 Hall. Lambaclier Leonhard, Maler in Latsch: ux. Maria Gertrud Müller. Tochter: Helena Katharina sp. 1790

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Lienzer Nachrichten
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Seite 11 von 16
Datum: 25.04.1913
Umfang: 16
Mach der Konfiskation zweite Auflage. nr t fr Schicksal!" Und Katharina saß dani: sinnend und grübelnd bis tief in die Nacht hinein; aber sie fand keinen Ausweg, die Schmerzen und Sorgen los zu werden. Sie brauchte Trost und fand keinen, denn sie hatte ja Glauben und Frömmigkeit wie- eine unnütze Ware von sich geworfen und verstand nicht mehr, sich reuig an den anzuklammern, der ihr allein helfen konnte; sie dachte nicht an Gott. —- Die trüben Stunden wiederholten sich öfter, und jedes mal

war sie allein. Kam aber ihr Mann nach Hause, so lebte sie wieder auf und ließ ihn nichts von ihrem Gemütszustände merken. In letzter Zeit zeigte Mar Winter eine sonderbare Un ruhe und auffällige Zerstreutheit. Was war nur mit ihm? — Katharina forschte in seinen Mienen. — Sie merkte, es war bei ihm etwas nicht in Ordnung. Sollte er Verdruß im Geschäft gehabt haben? — An einem der folgenden Abende saß sie wieder stunden lang wartend in ihrem Zimmer. Es war eine rauhe Nacht int Spätherbst, und draußen beulte

der Wind wie wehklagend durch die Straßen. Im Ofen surrte und sununte das vom Winde angefachte Feuer. — Katharina trat öfter ans Fenster, von hier aus mußte sie ihn im Scheine des elektrischen Lichtes kommen sehen. Doch ihr Warten war vergebens, ihr Mann ließ sich nicht sehen. Sie wurde ungeduldig und wanderte im Zimmer auf und ab. Wieder trat sie ans Fenster. - Mehrere in Mäntel gehüllte Polizisten, die sie an den Dienstmützen erkannte, hielten vor ihrem Hanse. Die junge Frau beobachtete die Männer

. Sie sehen einigemale nach ihrem Fenster hinauf, durch welches das Lampenlicht schimmerte. Jetzt wurde unten an der Haustüre^geklinkt. — Katharina meinte, es müsse ihr Mann sein, sie stand mitten im Zimmer und lauschte. Nun knarrten mehrere Tritte die Treppen herauf. — Katharina stand noch horchend. Die Tritte draußen verstärkten sich. Jetzt blieb es auf einmal ein Weilchen still. „Was soll das!" murmelte die junge Frau. Aber schon wurde die Klingel auf eine Weise von draußen gezogen, die vermuten ließ

, daß es nicht ihr Mann sei, der eingelassen werden wollte. Katharina eilte zur Tür, aber sie öffnete nicht. Die Klingel wurde heftiger geläutet. Die junge Frau fuhr zusammen. „Wer ist hier?" rief sie von innen. Eine fremde Männerstimme antwortete im tiefsten Baßtone: „Bitte, öffnen Lie!" Ein neuer Schreck durchzuckte die Frau; sie ahnte in diesem Augenblicke Schlimmes — ein Unglück. Sie suchte sich indes zu fassen turd fntg wieder: „Was soll'?? Was wollen Sie? —" „Oeffnen Sie!" erscholl es draußen schärfer. „Wen

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Außferner Zeitung
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Seite 14 von 20
Datum: 26.04.1913
Umfang: 20
Seite 12* WAE» 4 $ m m m m m m m Hausnun auch nao darfsfalle arbeiten im eigen? Bl eröffnet \ 13161 öt Die Pro Themata ur Maria. . . . . ( und wert, d denn eine j und Hörer di innig an. An echt besteht keif unserer gro ganz vortret Buch! Brixe Üfl <£(%'- E'„ und H - 130 » rimöcn Tisch lugen geling noch uon voriger Woche -Da. — Gerade in der jetzigen Jahreszeit ist die Frequenz bei der Sibylle einen über den Durchschnitt hinausgehende." Als Katharina die vielen Namen von Gräfinnen und Baroninnen

erwähnte, meinte ihre Herrin: „Warum sollten diese Damen weniger neugierig wegen ihrer Zukunst sein als die gewöhnlichen, die Bürgers frauen!" „Die Namen von „Bürgerlichen" waren gar nicht ver- treten", bemerkte Katharina. „Kann mir's denken, was haben d i e von ihrer Zukunst weiter zu fürchten und zu hoffen!" sagte die Baronin achsel zuckend. „Und übrigens setzen die meisten dieser Frauen ihre Hoffnung und ihr Vertrauen gewöhnlich mehr auf ihren Gott als auf eine der weisen Frauen", sagte

nimmt; wie man sich's halt eben einbildet", verbesserte Katharina mit verschmitztem Lächeln. „Höre, du gefällst mir, Trinchen! Du läßt dir kein di für ein U machen — du hast, wie ich merke, auch nicht zu dem dummen Landvolke gepaßt", lobte die Baronin: und trillerte einige Takte aus einer neuen Arie. „Kann schon sein", versetzte Katharina schmunzelnd. Das Gespräch wurde iunterbrochen, denn ein Besuch meldete sich bei der Baronin an. Sie schlürfte in ihr Boudoir, um geschwind etwas Toilette

zu machen. Katharina folgte ihr. . •. Drittes Kapitel. Seit der Zeit, da Katharina an jenem Nachmittag die Kartenlegerin aufgesucht hatte, waren nun schon wieder zwei Jahre vergangen. Und was war in dieser Zeit in der Großstadt nicht alles vorgegangen! Auch in Katharinas Leben war mancher Wechsel eingetreten. Ihre gutmütige Herrin, die Baronin, war zur armen Frau geworden, die in einer der Vorstädte ein einziges Zimmer bewohnte und von der Gnade ihrer Verwandten lebte; sie, die einst das Geld für Luxus und Tand

im# für die unnötigsten Dinge der Welt mit vollen Händen aus gegeben hatte. Die vergnügungssüchtige Dame war als Verschwenderin erklärt worden und man hatte sie unter Kurgtel stellen müssen. Aber sie hatte es verstanden, weiter die vornehme Dame zu spielen und hatte Schulden auf Schulden gemacht, bis sie am Rande des Verderbens an gekommen war. Katharina hatte eine andere, weniger günstige Stellung gefunden. Ihr Verhältnis mit Max Winter, dem Bankbeamten, unterhielt sie noch immer. — Der kränkelnden Mutter schrieb

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Tiroler Post
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Seite 15 von 20
Datum: 18.04.1913
Umfang: 20
auf geführt wurden. Das Mädchen verlor so mit der Zeit jedes Ehrgefühl. Mit der Baronin stand Katharina gut. Die ohne sittliche Grundsätze lebende, lebens- und genußsüchtige Frau zeigte sonderbarerweise ini Verkehr mit dem Mädchen gar keinen Stolz und keine Zurückhaltung. Und sie nahm es der Dienerin auch nicht so iibel, wenn diese die stets vor handenen „Zigaretten" mitbenützte. Und Katharina schmauchte die duftigen Glimmstengel mit Behagen. Die Baronin, eine Dame in mittleren Jahren, war eine Polin

und sprach gebrochen deutsch. Sie war gutmütig und flatterhaft wie ein Kind. Von ihrem Manne lebte sie ge trennt; aber Männergesellfchaft war ihr unentbehrlich. Sie hoffte noch auf großes Glück und besuchte öfter eine „be rühmte Kartenschlägerin", die ihr die Zukunft Vorhersagen und deuten mußte. Sie glaubte fest an die Wahrheit und Sicherheit der Aussagen der Kartenlegerin; und so beredete sie auch Katharina, sich vom dein Weibe einmal die geheim nisvollen Blättchen vorlegen zu lassen. Das war der Zofe

schon recht, zumal ihr die Herrin das Geld für das Kartenschlagen einhändigte. Es war aber nicht so leicht, bei der berühmten Frau, die das Schicksal der Menschen aus den Karten las, vorgelassen zu werden. Und dann durfte Katharina nicht als einfache Zofe vor die Frau treten; sie mußte zum mindesten eine „Geheimratstochter" vorstellen und Protektion haben, sonst war es' undenkbar, daß fie zu der Kartenschlägerin vorgelassen wurde. Die Sache ließ sich aber machen, die Baronin, als gute Kundin

der Frau, wollte die Vermittlerin spielen. Die Baronin wußte sich für den Besuch ihrer Zofe bei dem berühmten Weibe Visitenkarten zu besorgen. Sie selbst nahm erst einige Tage vorher die Kunst der Karten schlägerin in Anspruch und leitete so die Sache ein. Katharina fuhr am bestimmten Tage, nachmittags, mit der Elektrischen manche der vielen Straßen durch, um die Frau aufzusuchen. Endlich hatte sie das Haus der Kartenlegerin erreicht; es befand sich in einem der vornehmsten Stadtteile. d Katharina

, im eleganten Kostüm, zu dem die Baronin beigesteuert, trat in den Hausflur und stieg, der Weisung ihrer Herrin gemäß, die mit Läufern 'belegten Stufen empor. Die Frau wohnte im zweiten Stock. Vor ihr stiegen drei ältere Damen in leisem Gespräch, als befänden sie sich in eines ehrwürdigen Tempels Raume, langsam empor; sie waren halb verschleiert. Katharina zögerte etwas — da öffnete sich unten die Tür und vier — fünf Damen schlüpften herein und stiegen die Treppen empor. Die Gesichter waren ebenfalls

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Tiroler Post
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Seite 14 von 20
Datum: 25.04.1913
Umfang: 20
Kostenvoranschläj , kos Telephon : Wat w Besorgt und t Vorschüsse au treibende und Baiffeisen&ass Auswärtige Ei 130 - runden Lisch Ingerl gewiß uod) non voriger Woche da. Gerade in der jetzigen Jahreszeit ist die Frequenz bei der Sibylle einen über den Durchschnitt hinausgehende." Als Katharina die vielen Namen von Gräfinnen und Baroninnen erwähnte, meinte ihre Herrin: „Warum sollten diese Damen weniger neugierig wegen ihrer Zukunft sein als die gewöhnlichen, die Bürgers frauen!" „Die Namen von „Bürgerlichen

" waren gar nicht ver> treten", bemerkte Katharina. „Kann mir's denken, was haben d i e von ihrer Zukunft weiter zu fürchten und zu hoffen!" sagte die Baronin achsel zuckend. „Und übrigens sehen die meisten dieser Frauen ihre Hoffnung und ihr Vertrauen gewöhnlich mehr auf ihren Gott als auf eine der weisen Frauen", sagte sie in spöttischem Tone. Die Zofe stimmte der „gnädigen" Frau lächelnd bei und erlaubte sich zu bemerken, indem sich um ihre Mundwinkel ein verächtlicher Zug legte: „Die Landleute wenden

sich in ihren Anliegen nicht an weise Frauen, sondern an sogenannte heilige Männer, die ihnen helfen sollen —" „Ungebildetes Volk!" meinte die. „Gnädige". „Als ich noch zu Hause war, mußte ich mit der Mutter auch öfter einen solchen Heiligen um Hilfe anrufen." „Wie hieß der Mann?" „Antonius!" „Und hat er geholfen?" „Wie man's nimmt; wie man sich's halt eben einbildet", verbesserte Katharina mit verschmitztem Lächeln. „Höre, du gefällst mir, Trinchen! Du läßt dir kein $ für ein U machen — du hast, wie ich merke

, auch nicht zu dem dummen Landvolke gepaßt", lobte die Baronin: und trillerte einige Takte aus einer neuen Arie. „Kann schon sein", versetzte Katharina schmunzelnd. Das Gespräch wurde iunterbrochen, denn ein Besuch meldete sich bei der Baronin an. Sie schlürfte in ihr Boudoir, nur geschwind, etwas Toilette zu machen. Katharina folgte ihr. ... Drittes Kapitel. Seit der Zeit, da Katharina an jenem Nachmittag die Kartenlegerin aufgesucht hatte, waren nun schon wieder zwei-Jahre vergangen. Und was war in dieser Zeit

. Aber sie hatte es verstanden, weiter die vornehme Dame zu spielen und hatte Schulden auf Schulden gemacht, bis sie am Rande des Verderbens an gekommen war. Katharina hatte eine andere, weniger günstige Stellung gefunden. Ihr Verhältnis mit Max Winter, dem Bankbeamten, unterhielt sie noch immer. — Der kränkelnden Mutter schrieb sie nur selten und dann jedesmal kurz und bündig. Die Mutter sehnte sich nach ihrem einzigen Kinde und bat, Katharina solle die Großstadt doch verlassen und wieder ins Häuserl auf dem „Kreuzbergl

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Lienzer Nachrichten
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Seite 10 von 16
Datum: 25.04.1913
Umfang: 16
?' Als Katharina die vielen Namen von Gräfinnen und Baroninnen erwähnte, meinte ihre Herrin: „Warum sollten diese Damen weniger neugierig wegen ihrer Zukunft sein als die gewöhnlichen, die Bürgers frauen!" „Die Namen von „Bürgerlichen" waren gar nicht ver treten", bemerkte Katharina. „Kann mir's denken, was haben die von ihrer Zukunft weiter zu fürchten und zu hoffen!" sagte die Baronin achsel zuckend. „Und übrigens setzen die meisten dieser Frauen ihre Hoffnung und ihr Vertrauen gewöhnlich mehr auf ihren Gott

!" „Und hat er geholfen?" „Wie man's nimmt; wie man sich's halt eben einbildet", verbesserte Katharina mit verschmitztem Lächeln. „Höre, du gefällst mir, Trinchen! Du läßt dir kein £ für ein U machen — du hast, wie ich merke, auch nicht zu dem dummen Landvolke gepaßt", lobte die Baronin: und trillerte einige Takte aus einer neuen Arie. „Kann schon sein", versetzte Katharina schmunzelnd. Das Gespräch wurde iunterbrochen. denn ein Bestich meldete sich bei der Baronin an. Sie schlurfte in ihr Boudoir, um geschwind

etwas Toilette zu machen. Katharina folgte ihr. ... Drittes Kapitel. Seit der Zeit, da Katharina an jenen: Nachmittag die Kartenlegerin anfgesucht hatte, waren nun schon wieder zwei Jahre vergangen. Und was war in dieser Zeit in der Großstadt nicht alles vorgegangen! Auch in Katharinas Leben war mancher Wechsel eingetreten. Ihre gutmütige Herrin, die Baronin, war zur armen Frail geworden, die in einer der Vorstädte ein einziges Zimmer bewohnte und von der Gnade ihrer Verwandten lebte; sie, die einst das Geld

' für Luxus und Tand und für die unnötigsten Dinge der Welt mit vollen Händen aus gegeben hatte. Die vergnügungssüchtige Dame war als Verschwenderin erklärt worden und man hatte sie unter Kuratel stellen müssen. Aber sie hatte es verstanden, weiter die vornehme Dame zu spielen und hatte Schulden auf Schulden gemacht, bis sie am Rande des Verderbens an gekommen war. . Katharina hatte eine andere, weniger günstige Stellung gefunden. Ihr Verhältnis mit Max Winter, dem Bankbeamten, unterhielt sie noch immer

. — Der kränkelnden Mutter schrieb sie nur selten und dann jedesmal kurz und bündig. Die Mutter sehnte sich nach ihrem einzigen Kinde und bat, Katharina solle die Großstadt doch verlassen und wieder ins Häuserl auf dem „Kreuzbergl" kommen. Die Tochter dachte nicht daran, der Mutter Wunsch zu erfüllen; und wie sollte das leichtlebige Mädchen sich auch entschließen können, nach Hause zu ziehen, war sie doch ganz in der Macht und den Händen ihres „Bräutigams", von den: sie nicht lassen v mochte. An Beten dachte

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1907
Lebensbild des Stammherrn der Wiener Familie Miller Josef Maria Ritter von Miller zu Aichholz : nebst vorangestelltem kurzem Geschichtsauszuge aus dem Wöberschen dreibändigen genealogischen Werke "Die Miller von und zu Aichholz"
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Seite 28 von 221
Autor: Miller zu Aichholz, August ¬von¬ / zsgest. von August Ritter von Miller zu Aichholz
Ort: Wien
Verlag: Selbstverl.
Umfang: VI, 194 S. : Ill.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Miller zu Aichholz <Familie>
Signatur: I 339.386
Intern-ID: 608962
Miller von Cles. Taf. C I. XVII. XVIII. XIX. XX. XXI. XXII. Johannes-Baptista, Sohn des Biickcrs Johann von Lana und der Maria Weiß, Enkel des Krämers Georg am Gries zit Lana und seiner zweiten Gemahlin Katharina Magguna, geh. zu Lana 1621, VIII, 28; überxiedelto nach Trient; + . . . .? ux. Anna Krüger. Johannes-Baptista, Alphons, «Tridcntinus», geh. 1645, "V. 17; f zu Cles .... ux. I. seit 1674, IV. 25 Anna Maria de Magris; f 1700, III. 3; 2. seit 1704, I. 12 Dominica verwitwete Monanni

(Pillon). Franz-Alexander, geh. 1681, XII, 24; f 1764, IL 16. ux, seit 1707,1. 27 Ursula Dusini Johann-Anton, geh. 1676, XI. 3; f Johannes Baptista, geb. 1685, I. 5; beide Priester. Anna-Katharina, geb. i6S3, X. 16; f 76S4, IX. i5. Anna-Katharina, geb. 1690, X. 58; f .... Angela-Katharina, geb. :686, XI. 58; seit 5755, VIII. 21 Gattin des Jakob Tomazzi, Sohn des Thomas von Cles. Hieronymus, geb. 1688, IX. 3o ; f 1756, XII. 52. ux. seit 1722, X. 3o Katharina Bertolini, f 5761, II. :6. Josef-Anton

, enotarius cancellarius dccannlis», geb. 5692, VII-23; t 1765, V. 2Z. ux. seit 1719, XII. 2 Anna Felizitas Maifei; t 175-' I- Franz-Anton, geb. 1708, XI. 19; Priester. Anna Maria, geb. 1710, V. 20. marit. 1707, III. 3 .... Polloni. Johannes-Baptista, geb. 5712, II. 16; J.... Vinzenz-Franz- Nikolaus, geh. 1762, VII. iy. t 1835, I. 29. ux. 5. 1786, I. 7 Karolina Visinteiner de Lewenberg; f 1812, III. 3i. 2. 5858, VI. 25 Dorothea Dal-Lago; t 1865, II. 18. Maria-Katharina, geb. 1774, II. 2; 7 .... Johannes

-Baptista, geb. 1715, II- 2; j ... . Julia-Katharina, geb. X716, XI. II. marit. 1736, IX. 25 Giovanni Zanon (molitor). Maria-Ursula, geh. 171S, VIII. 24; f Josef-Benignus, geb. 1719, XII. 15; f •... Elisabeth -Theresia, geb. 1722, II. 6. marit. 1769, IV. 25 .... Villi. Ursula-Magdalena, geb, 1723, X. i3. marit. 1743, II. 57 .... PÌ2!;:monfi. Josef-Anton, geb. 1725, X. i3; 7 . . . . Katharina-Theresia, geh. 57Z0, v. 25: 7 .... Franz-Anton, notarius cancellarius decanalis, geb. 1/23, XI. 28; 7 1774

, V. 2S. Katharina a Valle ; t 1771. X. 22. Felizitas-Anna-Claudia, geb. 1749, XII. 12; 7 1750, XII. 11. Josef-Anton-Ludwig, geb. 1751, IX. 15; Priester; f l83o, II. 25, Maria-Theresia-Leopoldina, geb. 1758, VIII. 15; 7 1824, II. 7. Johann-Anton-Nikolaus, geb, 1755, V. 14; t 1757 . II. in Anna-Felizitas, geb. 1757, IV. 6; f in Verona. Ludovika-Franziska-Katharina, geb. 1758, IX. 3o; f 1768, VII. 14. Franziska-Maria-Anna, geb. 1760, XII. 4; f 1768, IX. 9. Katharina-Felizitas-Ludovika, geb. 1764, VI. 22; 7 1779

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Zeitungen & Zeitschriften
Volksbote
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Seite 12 von 20
Datum: 22.12.1976
Umfang: 20
wir Lichter an in unseren Herzen und ringsumher wird Liebe walten. Auf daß gelindert all die Schmerzen, die Hände zum Gebet wir falten. Freue dich, o Christenheit, wenn Böses auch die Welt bedroht. Sind wir für Christus stets bereit, strahlt einst uns helles Morgenrot. Engelbert Nadlinger.'lmst Die ulte Pendeluhr in der Stube schlug bereits Mitternacht, als die Katharina Dürpot endlich ihre Hand arbeit beiseite legte, um sich ausztt- ruhen. Sie haue in den letzten Wochen viel gearbeitet, um heimlich

gebeten, sondern nur um das tägliche Urot und diese Bitte wurde ihr gewährt. Freilich war manchmal die Suppe dünn und das Brot knapp. Draußen heulte und bellte der Winter- sturm und wehte die Schneeflocken an die mit Eisblumen überdeckten Fenster scheiben. Doch in der bescheidenen Stube knisterten die Fichtenscheite im bauchigen Ofen und spendeten eine behagliche Wärme. Hier auf dieser Bank, unter dem efeu- umrandeten Hergottswinkel. saß ihr Konrad immer so gerne, und Katharina Dürpot richtete

ist kein Ende des Krieges abzusehen“, dachte Katharina Dürpot. Der alte Kaiser Franz )osef ist tot, und der junge Kaiser Karl hätte seinen Völkern so gerne den Frieden gegönnt, doch alle seine Bemühungen blieben ohne Erfolg. Und Stunde um Stunde hielt der Tod reiche Ernte, raffte die Besten unserer Heimat dahin, und zu rück bleiben Witwen und Waisen, Not und Elend. Doch im Geiste verspürte Katharina Dürpot die Nähe ihres Gatten, hielt Zwiesprache mit ihm und manchmal vermeinte sie. seine Stimme zu ver

nehmen, als wollte er sagen: „Sei getrost Katharina, einstens werden wir alle wie der beisammen sein!“ Katharina Dürpot stand auf und öffnete leise die Türe zu der Sclilaf- kammer ihrer Kinder. Sic schlich sich von fielt zu Bett und horchte auf das gleichmäßige friedliche Atmen ihrer Kinder, losepha war mit ihren elf laliren die älteste von den vier Ge schwistern. Amalia und Emma waren acht beziehungsweise sieben Jahre alt. Durch die offene Tür drang von der Stube her der matte Schein der Petro

leumlampe in die Schlafkammer, und dieser matte Schein huschte über das blonde Lockenküpfchen des vierjährigen Konrad hinweg, der die Ankunft des Christkindes schon gar nicht mehr er warten konnte.’ Immer um die Weihnachtszeit erzählte Katharina Dürpot ihren Kindern von dem Cristkind, das auf die Erde her niederstieg, um allen Menschen, die guten Willens sind, den Frieden zu brin gen. Die Kinder horchten und horchten, und ihre Augen bekamen einen feuchten Schimmer, wenn die Mutter ihnen er zählte

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Außferner Zeitung
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Seite 15 von 20
Datum: 26.04.1913
Umfang: 20
* 131 . Schicksal!" Und Katharina saß dann sinnend und grübelnd bis tief in die Nacht hinein; aber sie fand keinen Ausweg, die Schmerzen und Sorgen los zu werden. Sie braucht«- Trost und fand keinen, denn sie hatte ja Glauben und Frömmigkeit wie eine unnütze Ware von sich geworfelt und verstand nicht mehr, sich reuig an den anzuklammern, der ihr allein helfen konnte; sie dachte nicht an Gott. — 1 Die trüben Stunden wiederholten sich öfter, und jedes mal war sie allein. Kam aber ihr Mann

nach Hause, so lebte sie wieder auf und ließ ihn nichts von ihrem Gemütszustände merken. In letzter Zeit zeigte Mar Winter eine sonderbare Un ruhe und auffällige Zerstreutheit. Was war nur mit ihm? — Katharina forschte in seinen Mienen. — Sie merkte, es war bei ihm etwas nicht in Ordnung. Sollte er Verdruß im Geschäft gehabt haben? — An einem der folgenden Abende saß sie wieder stunden lang wartend in ihrem Zimmer. Es war eine rauhe Nacht int Spätherbst, und draußen heulte der Wind wie wehklagend

durch die Straßen. Im Ofen surrte und sununte das vom Winde angefachte Feuer. — Katharina trat öfter ans Fenster, von hier aus mußte sie ihn im Scheine des elektrischen Lichtes kommen sehen. Doch ihi^Warten war vergebens, ihr Mann ließ sich nicht sehen. Sie wurde ungeduldig und wanderte im Zimmer auf und ab. Wieder trat sie ans Fenster. — Mehrere in Mäntel gehüllte Polizisten, die sie an beu Dienstmützen erkannte, hielten vor ihrem Haufe. Die junge Frau beobachtete die Männer. Sie sehen einigemale

nach ihrem Fenster hinauf, durch welches das Lampenlicht schimmerte. Jetzt wurde unten an der Haustüre geklinkt. — Katharina meinte, es müsse ihr Mann sein. Sie stand mitten im Zimmer und lauschte. Nun knarrten mehrere Tritte die Treppen herauf. — Katharina stand noch horchend. Die Tritte draußen verstärkten sich. — Jetzt blieb es auf einmal ein Weilchen stillt „Was soll das!" murmelte die junge Frau. Aber schon wurde die Klingel auf eine Weise von dranßen gezogen, die vermuten ließ, daß es nicht ihr Mann sei

, der eingelassen werden wollte. Katharina eilte zur Tür, aber sie öffnete nicht. Die Klingel wurde heftiger. geläutet. Die junge Frau fuhr zusammen. „Wer ist hier?" rief sie von innen. Eine fremde Männerstimme antwortete im tiefsten Baßtone: „Bitte, öffnen oie!" Ein neuer Schreck durchzuckte die Frau; sie ahnte in diesem Augenblicke Schlimmes — ein Unglück. Sie suchte sich indes zu fassen und frug wieder: „Was soll's? Was wollen Sie? —" „Oeffnen Sie!" erscholl es draußen schärfer. „Wen suchen Sie?" sagte

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Außferner Zeitung
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Seite 15 von 20
Datum: 19.04.1913
Umfang: 20
ihm herausbekommen, daß er nichts glaubte und auf die volksverdummenden Pfaffen schimpfte; er war noch über einen Sozialdemo kraten und hielt — wie er sich mit Vorliebe ailszudriicken pflegte — zur „Gemeinde der Freidenker". Dieser Mar Winter nahm sein „Käthcheu" öfter mit in die Theater, wo die moralisch bedenklichsten Stiicke auf geführt wurden. Das Mädchen verlor so mit der Zeit jedes Ehrgefühl. Mit der Baronin stand Katharina gut. Die ohne sittliche Grundsätze lebende, lebens- utiö- genußsüchtige Fran zeigte

sonderbarerweise im Verkehr mit dem Mädchen gar keinen Stolz und keine Zurückhaltung. Und sie nahm es der Dienerin auch uicht so übel, wenn diese die stets vor handenen „Zigaretten" mitbenützte. Und Katharina schmauchte die duftigen Glimmstengel mit Behagen. Tie Baronin, eine Dame in mittleren Jahren, war eine Polin und sprach gebrochen deutsch. Sie war gutmütig und flatterhaft wie ein Kind. Von ihrem Manne lebte sie ge trennt; aber Männergesellschast war ihr unentbehrlich. Sie hoffte noch auf großes Glück

und besuchte öfter eine „be rühmte Kartenschlägerin", die ihr die Zukunft Vorhersagen und deuten mußte. Sie glaubte fest an die Wahrheit und Sicherheit der Aussagen der Kartenlegerin; und so beredete sie auch Katharina, sich von dem Weibe einmal die geheim nisvollen Blättchen vorlegen zu lassen. Das war der Zofe schon recht, zumal ihr die Herrin das Geld für das Kartenschlagen einhändigte. Es war aber nicht so leicht, bei der berühmten Frau, die das Schicksal der Menschen aus den Karten las, vorgelassen

zu werden. Und dann durfte Katharina nicht als einfache Zofe vor die Frau treten; sie mußte zum mindesten eine „Geheimratstochter" dorstellen und Protektion haben, sonst war es undenkbar, daß sie zu der Kartenschlägerin vorgelassen wurde. Die Sache ließ sich aber machen, die Baronin, als gute Kundin der Frau, wollte die Vermittlerin spielen. Die Baronin wußte sich für den Besuch ihrer Zofe bei dem berühmten Weibe Visitenkarten zu besorgen. Sie selbst nahm erst einige Tage vorher die Kunst der Karten schlägerin

in Anspruch und leitete so die Sache ein. Katharina fuhr am bestimmten Tage, nachniittags, mit der Elektrischen manche der vielen Straßen durch, um die Frau aufzusuchen. Endlich hatte sie das Haus der Kartenlegerin erreicht; es befand sich in einem der vornehmsten Stadtteile. Katharina, im eleganten Kostiim, zu denk die Baronin beigesteuert, trat in den Hausflur und stieg, der Weisung ihrer Herrin gemäß, die mit Läufern belegten Stufen empor. Die Frau wohnte im zweiten Stock. Vor ihr stiegen drei ältere

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Lienzer Nachrichten
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Seite 11 von 16
Datum: 18.04.1913
Umfang: 16
sein. Das hatte sie aus ihm herausbekommen, daß er nichts glaubte und auf die volksverdummenden Pfaffen schimpfte; er war noch über einen Sozialdemo kraten und hielt — wie er sich mit Vorliebe auszudrücken pflegte — zur „Gemeinde der Freidenker". Dieser Mar Winter nahm sein „Käthchen" öfter mit in die Theater, wo die moralisch bedenklichsten Stücke auf geführt wurden. Das Mädchen verlor so mit der Zeit jedes Ehrgefühl. Mit der Baronin stand Katharina gut. Die ohne sittliche Grundsätze lebende, lebens- und genußsüchtige Frau zeigte

sonderbarerweise im Verkehr mit dem Mädchen gar keinen Stolz und keine Zuriickhaltung. Und sie nahm es der Dienerin auch nicht so iibel, wenn diese die stets vor handenen „Zigaretten" mitbeniitzte. Und Katharina schmauchte die duftigen Glimmstengel mit Behagen. Die Baronin, eine Dame in mittleren Jahren, war eine Polin und sprach gebrochen deutsch. Sie war gutmütig und flatterhaft wie ein Kind. Von ihrem Manne lebte sie ge trennt; aber Männergesellschaft war ihr unentbehrlich. Sie hoffte noch auf großes Glück

und besuchte öfter eine „be rühmte Kartenschlägerin", die ihr die Zukunft Vorhersagen und deuten mußte. Sie glaubte fest an die Wahrheit und Sicherheit der Aussagen der Kartenlegerin; und so beredete sie auch Katharina, sich von dem Weibe einmal die geheim nisvollen Blättchen vorlegen zu lassen. . Das war der Zofe schon recht, zumal ihr die Herrin das Geld für das Kartenschlagen einhändigte. Es war aber nicht so leicht, bei der berühmten Frau, die das Schicksal der Menschen aus den Karten las, vorgelassen

zu werden. Und dann durfte Katharina nicht als einfache Zofe vor die Frau treten; sie mußte zum mindesten eine „Geheimratstochter" vorstellen und Protektion haben, sonst war es undenkbar, daß sie zu der Kartenschlägerin vorgelassen wurde. Die Sache ließ sich aber machen, die Baronin, als gute Kundin der Frau, wollte die Vermittlerin spielen. Die Baronin wußte sich für den Besuch ihrer Zofe bei dem berühmten Weibe Visitenkarten zu besorgen. Sie selbst nahm erst einige Tage vorher die Kunst der Karten schlägerin

in Anspruch und leitete so die Sache ein. Katharina fuhr am bestimmten Tage, nachmittags, mit der Elektrischen manche der vielen Straßen "durch, um die Frau aufzusuchen. Endlich hatte sie das Haus der Kartenlegerin erreicht;, es befand sich in einem der vornehmsten Stadtteile. Katharina, im eleganten Kostüm, zu deni die Baronin beigesteuert, trat in den Hausflur und stieg, der Weisung ihrer Herrin gemäß, die mit Läufern belegten Stufen empor. Die Frau wohnte im zweiten Stock. Vor ihr stiegen drei ältere

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Tiroler Post
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Seite 15 von 20
Datum: 04.04.1913
Umfang: 20
man dich gar wenig int Dorfe", setzck das Mädchen hinzu. „Kann schon sein, daß ich mich jetzt rar mache", er widerte Katharina und ging weiter. „Na, guten Tag auch, Kathrinl'!" rief des Kunzelbauern Tochter der Dahinschreitenden nach. Das Bergmädchen wandte sich um und bemerkte ver- drießlich: „Weißt', Lisel, du kannst mich jetzt immer „Käth- chen" nennen." „Wenn dir's so besser klingt, meinetwegen", rief lachend die Schulfreundin. Katharina ging weiter. „Du, Kathrinl, was ich dir noch sagen wollte, weißt

, auf'n Sonntag ist im Kretscham Tanz", rief Lisel. Die Angeredete gab keine Antwort. Lisel sagte zu einer alten Frau, die dem Mädchen be gegnete, indem es mit dem Finger aus Katharina zeigte-. „Ist die aber stolz, man sollte schier meinen, sie sei eine Grafentochter." „Hm!" niachte die alte Frau; „weißt, Hochmut kommt allemal vor dem Fall!" Katharina ging indes weiter ins Dorf hinein, wo sie noch manches besorgen mußte. Erst begab sie sich auf den Dorfkirchhof, zu Vaters Grabe. Mit unwilliger Miene

sah sie den Totengräber aus dem neuen Grabe, das er für den Gemeindehirten herrichtete, den Boden hart neben des Vaters Hügel aufwerfen. Sie grüßte ihn kaum und warf nur einen finsteren Blick auf den weißhaarigen Alten, der gelassen mit der Schaufel hantierte. Wie zur Entschuldigung meinte er. nur, als einzelne Erdstücke bis zu ihrem Kleide kollerten: „Dem Grabe geschieht nichts, liebes Fräulein; es wird von mir nach der Beerdigung alles wieder hübsch in Ordnung gebracht." Katharina schien

es t" Katharina ging jetzt auf einem Seitenwege zu den Krümersleuten, dort wollte sie sich einige kleine Schmuck sächelchen für den kommenden Sonntag kaufen. Sie mußte lachen, wenn sie daran dachte, wie sie der gar zu sparsamen Mutter mit Müh und Not ein paar Pfennige durch eine Lüge herausgepreßt hatte. Die Mutter hatte mit zittern den Fingern das dünne Geldbeutelchen aus der Truhe ge zogen und beim Aufzählen der paar kleinen Nickelmünzen gejammert: „Kind, wir müssen sparen, sonst reicht's

nicht." Und sie, Katharina, hatte ihren Willen durchgesetzt, indem sie vorgegeben, sie müsse die Sachen notwendig haben, lieber wolle sie weniger essen als darauf verzichten. Katharina wurde jetzt von des Birkenhofbauern Fritz, der ihr entgegen kam, angeredet. Schnell fuhr sie mit dem Körbchen unter die Schürze, denn als Botenmädchen mit einem Körbchen am Arm, wollte sie, die Beamtentochter, von den Leuten des Dorfes nicht angesehen werden. Der freundliche Bursche plauderte ein wenig mit ihr und ging

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Außferner Zeitung
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Seite 13 von 20
Datum: 17.05.1913
Umfang: 20
Organ für den politischen Bezirk Reutte. Vertage zur „Anßfcrncr Zeitung". Verloren unci wieitergefuncien. Erzählung von Lechmann in Tharnau. (Schlust.) >Nachdruck verboreir.i eilte, an dein kalten Tage, eilt Katharina Straße auf, Straße ab; sie hat ihr stöhnendes Kind in einen verschlissenen Tuchumschlag gehüllt; sie selbst , _ hat nur einen diinnen Rock lind ein Wolltuch um den vor Kälte zitternden Leib; die Fiiße stecken in zer rissenen Schuhen. Wieder ha-t die arme Frau um Arbeit angehalten

nicht darauf. Was ist ihr in ihrem elenden Zu stande Spott und Verachtung! Ihre Menschennatur verlangt gebieterisch Ruhe, Nahrung, und beides will sie hier suchen und erbetteln. Sie wendet sich bittend an den dicken Schenk wirt. Dieser streicht sich be haglich den Nundbauch und meint: „Hier ist ein Wirts haus, aber kein Verpflegehaus sur deutsche Bettelweiber!" Katharina muß sich vor Schwäche an die Wand lehnen. - Der dicke Wirt reicht der halb Verschrnachteten ein Glas mit Schnaps. Katharina schüttelt

den Kopf. „Das deutsche Vettelweib hat den Hochinutsteufel!" schreit der erboste Wirt. Er macht eine Bewegung mit der fetten Hand nach der Tür. . Katharina schleicht hinaus. Im Hausflur taumelt sie wie eine Betrunkene hin. ^.roftlos steht sie mm mit dem kranken Kinde im Arm, sie bedenkt, was sie nun beginnen soll. Mühsam schleppt sie sich abermals von Straße zu Straße. Die Menschen eilen an ihr vorüber, die Gefährte und Ricard rDagncr Kutschen rollen vorbei und die „Elektrische" saust dahin. Oester

wird Katharina von vorbeieilenden Männern und Frauen beiseite gestoßen; mehrmals hört sie den Ruf: „Bettelweib!" Aber liegen bleiben will sie hier aus offener Straße unter diesen hartherzigen Mensck^n nicht, und so schwankt sie weiter. Wiener ist eine Stunde vergangen, und noch hat sie keine Unterkunft gesunden. Sie fleht oft: „O Gott, laß mich sterben!" Jetzt biegt sie in eine der vielen Vorstädtstraßen ein. Wieder sucht sie aus und ad, aber nirgends wird sie ange nommen. Es ist schon eine Stunde

nach Mitternacht; Katharina lehnt eben wieder an der Wand eines kleinen Hauses. Nur wenige Menschen gehen hier noch vorüber. Katharina rafft sich noch mals auf und taumelt bis zum nächsten Hause. Dort auf den Steinstufen will sie etwas ausruhen und das stöhnende Kind besser einwickeln. Sie läßt sich nieder und lehnt sich mit dem Rücken gegen die Tür. Sie versinkt vor Schwäche in Schlaf. Plötzlich rüttelt eine starke Hand die fast Ohnmächtige aus ihrem Zustande. Es ist ein Wächter, der seinen Gang macht

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Außferner Zeitung
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Seite 15 von 28
Datum: 05.04.1913
Umfang: 28
107 * freundlich aucjentfeu. Ktmzelbauers Lisel meinte treu herzig: „Kathrinl, wo gehst denn hin?" „Wo werd' ich hingeh'n als halt ilts Torf!" war der -kurze Bescheid. „Na, fragen darf man halt doch, wenn man einander begegnet, Kathrinl!" meinte Lisel. „Weißt, seit unserer Schulentlassung sieht man dich gar wenig im Torfe", setzte das Mädchen hinzu. „Kann schon sein, daß ich mich jetzt rar mache", er widerte Katharina und ging weiter. „Na, guten Tag auch, Kathrinl'!" rief des Kunzelbauern

Tochter der Dahinschreitenden nach. Das Bergmädchen wandte sich um und bemerkte ver drießlich: „Weißt'-, Lisel, du kannst mich jetzt immer „Käth- cheu" nennen." „Wenn dir's so besser klingt, meinetwegen", rief lachend die Schulfreundin. Katharina ging weiter. „Tu, Kathrinl, was ich dir noch sagen wollte, weißt, auf'n Sonntag ist im Kretscham Tanz", rief Lisel. Tie Angeredete gab keine Antwort. Lisel sagte 31t einer alten Trau, die dem Mädchen be gegnete, indem es mit dem Finger ans Katharina zeigte

auf den weißhaarigen Alten, der gelassen mit der Schaufel hantierte. Wie zur Entschuldigung meinte er nur, als einzelne Erdstücke bis 31t ihrem Kleide kollerten: „Dem Grabe geschieht nichts, liebes Fräulein; es wird von mir nach der Beerdigung alles wieder hübsch in Ordnung gebracht." Katharina schien befriedigt und nickte nur stumm; daß der Alte sie „Fräulein" tituliert hatte, gefiel ihr und stimmte sie um. Nachdem sie den Grabhügel des Vaters etwas zurecht gemacht hatte, entfernte

sie sich wieder. Am Kirchhofstore begegnete sie dem Pfarrer; sie machte einen gutgelungenen Knix und schlüpfte davon. Die ernsten Blicke des Priestergreises folgten ihrer leicht hinschwebenden Gestalt. Er flüsterte vor sich hin: „Ist das nicht der Brunner- Witwe Mädchen? Ein pures Stadtfräulein — Gott be- hüte es!" Katharina ging jetzt auf einem Seitenwege zu den Krämersleuten, dort wollte sie sich einige kleine Schmuck sächelchen für den kommenden Sonntag kaufen. Sie mußte lachen, wenn sie daran dachte, wie sie der gar

zu sparsamen Mutter mit Müh und Not ein paar Pfennige durch eine Lüge herausgepreßt hatte. Tie Mutter hatte mit zittern den Fingern das dünne Geldbeutelchen aus der Truhe ge zogen und beim Aufzählen der Paar kleinen Nickelmünzen gejammert: „Kind, wir müssen sparen, sonst reicht's nicht." Und sie, Katharina, hatte ihren Willen durchgesetzt, indem sie vorgegeben, sie müsse die Sachen notwendig haben, lieber wolle sie weniger essen als darauf verzichten. Katharina wurde jetzt von des Birkenbofbauern Fritz

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Tiroler Post
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Seite 13 von 20
Datum: 16.05.1913
Umfang: 20
». eute, an dem kalten Tage, eilt Katharina Straße auf, Straße ab; sie hat ihr stöhnendes Kind in einen verschlissenen Tuchumschlag gehüllt; sie selbst hat nur einen dünnen Rock und ein Wolltuch um den vor Kälte zitternden Leib; die Füße stecken in zer rissenen Schuhen. Wieder hat die arme Frau uni Arbeit angehalten, aber umsonst war ihr Bitten und Flehen; jetzt, gegen Abend, wankt sie zwischen den Häusern hin; die Augen sind tränenfeucht, ihr schwindelt vyr Schwäche. Sie kann fast nicht mehr

sich bittend an den dicken Schenk wirt. Dieser streicht sich be haglich den Rundbauch und meint: „Hier ist ein Wirts haus, aber kein Verpflegehaus für deutsche Bettelweiber!" Katharina muß sich vor Schwäche an die Wand lehnen. Der dicke Wirt reicht der halb Verschmachteten ein Glas mit Schnaps. Katharina schüttelt den Kopf. „Das deutsche Bettelweib hat den Hochmutsteufel!" schreit der erboste Wirt. Er macht eine Bewegung mit der fetten Hand nach der Tür. Katharina schleicht hinaus. Im Hausflur taumelt

sie wie eine Betrunkene hin. Trostlos steht sie nun mit dem kranken Kinde im Arm, sie bedenkt, was sie nun beginnen soll. Mühsam schleppt sie sich abermals von Straße zu Straße. Die Menschen eilen an ihr vorüber, die Gefährte und Sie fleht oft: Richard Wagner. Kutschen rollen vorbei und die „Elektrische" saust dahin. Oester wird Katharina von vorbeieilenden Männern und Frauen beiseite gestoßen; mehrmals hört sie den Ruf: „Bettelweib!" Aber liegen bleiben will sie hier auf offener Straßo unter diesen hartherzigen

Menschen nicht, und so schwankt sie weiter. Wieder ist eine Stunde vergangen, und noch hat sie keine Unterkunft gefunden. Gott, laß nach sterben!" Jetzt biegt sie in eine der vielen Vorstadtstratzen ein. Wieder sucht sie auf und ab, aber nirgends wird sie ange nommen. Es ist schon eine Stunde nach Mitternacht; Katharina lehnt eben wieder an der Wand eines kleinen Hauses. Nur wenige Menschen gehen hier, noch vorüber. Katharina rafft sich noch mals auf und taunielt bis zum nächsten Hause

. Dort auf den Steinstufen will sie etwas ausruhen und das stöhnende Kind besser einwickeln. Sie läßt sich nieder und lehnt sich mit dem Rücken gegen die Tür. Sie versinkt vor Schwäche in Schlaf. Plötzlich rüttelt eine starke Hand die fast Ohnmächtige aus ihrem Zustande. Es ist ein Wächter, der seinen Gang macht. Katharina hebt mühsani den Kopf und flüstert: „Er barmen! Erbarmen!" „Ohne Umstände! Was suchen Sie hier?" schnarrt der Wächter verdrießlich. „Ruhe!" klagt Katharina. „Hier können Sie nicht liegen bleiben

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Lienzer Nachrichten
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Seite 13 von 20
Datum: 16.05.1913
Umfang: 20
Illustriertes AnLerhattungsölatt der „Lienzer Aachrichten". Verloren uncl wieclergetunclen. Erzählung von Lechmann in Tharnau. (Schluß.) ^Nachdruck verboren.i * cutc, an dem falten Tage, eilt Katharina Straße auf, Straße ab; sie hat ihr stöhnendes Kind in einen verschlissenen Tuchumschlag gehüllt; sie selbst — hat nur einen dünnen Rock und ein Wolltuch um den vor Kälte zitternden Leib; die Füße stecken in zer rissenen Schuhen. Wieder hat die arme Frau um Arbeit angehalten, aber umsonst

. Was ist ihr in ihrem elenden Zu stande Spott und Verachtung! Ihre Menschennatur verlangt gebieterisch Ruhe, Nahrung, und beides will sie hier suchen und erbetteln. Sie wendet sich bittend an den dicken Schenk wirt. Dieser streicht sich be haglich den Rundbauch und meint: „Hier ist ein Wirts haus, aber kein Verpflegehaus für deutsche Bettelweiber!" Katharina muß sich vor Schwäche an die Wand lehnen. Der dicke Wirt reicht der halb Verschmachteten ein Glas mit Schnaps. Katharina schüttelt den Kopf. „Das deutsche Bettelweib

hat den Hochmutsteufel!" schreit der erboste Wirt. Er macht eine Bewegung mit der fetten Hand nach der Tür. Katharina schleicht hinaus. Im Hausflur taumelt sie wie eine Betrunkene hin. Trostlos steht sie nun mit dem kranken Kinde im Arm, sie bedenkt, was sie nun beginnen soll. . Mühsam schleppt sie sich abermals von Straße zu Straße. Die Menschen eilen an ihr vorüber, die Gefährte und Richard JDagner. Kutschen rollen vorbei und die „Elektrische" saust dahin. Oefter wird Katharina von vorbeieilenden Männern

und Frauen beiseite gestoßen; mehrmals hört sie den Ruf: „Bettelweib!" Aber liegen bleiben will sie hier auf offener Straße unter diesen hartherzigen Menschen nicht, und so schwankt sie weiter. Wieder ist eine Stunde vergangen, und noch hat sie keine Unterkunft gefunden. Sie fleht oft: „O Gott, laß mich sterben!" . Äetzt biegt sie in eine der welen Vorstadtstraßen ein. Wieder sucht sie auf ltnb ab, aber nirgends wird sie ange nommen. Es ist schon eine Stunde nach Mitternacht; Katharina lehnt eben

wieder an der Wand eines kleinen Hauses. Mrr wenige Menschen gehen hier noch vorüber. Katharina rafft sich noch mals aus und taumelt bis zum nächsten Hause. Dort aus den Steinstufen will sie etwas ausruhen und das stöhnende Kind besser einwickeln. Sie läßt sich nieder und lehnt sich mit dem Rücken gegen die Tür. Sie versinkt vor Schwäche in Schlaf. Plötzlich rüttelt eine starke Hand die fast Ohnmächtige aus ihrem Zustande. Es ist ein Wächter, der seinen Gang macht. Katharina hebt mühsam den Kopf und flüstert

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Lienzer Nachrichten
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Seite 11 von 16
Datum: 04.04.1913
Umfang: 16
107 freundlich angerufen. KuitzÄbauers Lisel .meinte treu herzig: „Kathrinl-, wo gehst denn hin?" „Wo werd' ich hingeh'n als halt ins Dorf!" war der kurze Bescheid. „Na, fragen darf man halt doch, wenn man einander begegnet, Kathrinl!" meinte Lisel. „Weißt, seit unserer Schulentlassung sieht man dich gar wenig im Dorfe", setzte das Mädchen hinzu. „ „Kann schon sein, daß ich mich jetzt rar mache", er widerte Katharina und ging weiter. „Na, guten Tag auch, Kathrinl'!" rief des Kunzelbauern

Tochter der Dahinschreitenden nach. Das Bergmädchen wandte sich um und bemerkte ver drießlich: „Weißt , Lisel, du kannst mich jetzt immer „Käth- chen" nennen." „Wenn dir's so besser klingt, meinetwegen", rief lachend die Schulfreundin. Katharina ging weiter. „Du, Kathrinl, was ich dir noch sagen wollte, weißt, auf'n Sonntag ist im Kretscham Tanz", rief Lisel. Die Angeredete gab keine Antwort. Lisel sagte zu einer alten Frau, die dem Mädchen be gegnete, indem es mit dem Finger auf Katharina zeigte

-. „Ist die aber stolz, man sollte schier meinen, sie sei eine Grafentochter." „Hm!" machte die alte Frau; „weißt, Hochmut kommt allemal vor dein Fall!" Katharina ging indes weiter ins Dorf hinein, wo sie noch manches besorgen mußte. Erst begab sie siw auf den Dorfkirchhof, zu Vaters Grabe. Mit unwilliger' Miene sab sie den Totengräber aus dem neuen Grabe, das er für den Gemeindehirten herrichtete, den Boden hart neben des Vaters Hügel auswerfen. Sie grüßte ihn kaurn und warf nur einen finsteren Blick

auf den weißhaarigen Alten, der gelassen mit der Schaufel hantierte. Wie zur Entschuldigung meinte er nur, als einzelne Erdstücke bis zu ihrem Kleide kollerten: „Dem Grabe geschieht nichts, liebes Fräulein; es wird von mir nach der Beerdigung alles wieder hübsch in Ordnung gebracht." Katharina schien befriedigt und nickte nur stumm; daß der Alte sie „Fräulein" tituliert hatte, gefiel ihr und stimmte sie um. Nachdem sie beit Grabhügel des Vaters etwas zurecht gemacht hatte, entfernte

sie sich wieder. Am Kirchhofstore begegnete sie dem Pfarrer; sie machte einen gutgelungenen Knix und schlüpfte davon. Die ernsten Blicke des Priestergreises folgten ihrer leicht hinschwebenden Gestalt. Er flüsterte vor sich hin: „Ist das nicht der Brunner- Witwe Mädchen? Ein pures Stadtfräulein — Gott be hüte es!" Katharina ging jetzt auf einen: Seitenwege zu den Krämersleuten, dort wollte sie sich einige kleine Schmuck- söchelchen für den kommenden Sonntag kaufen. Sie mußte lachen, wenn sie daran dachte, wie sie der gar

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 9 von 16
Datum: 10.05.1928
Umfang: 16
Im Herrgottswinkel. ' Maria Ltein. (Sine Erzählung von Lüdvvicus Nondum. (Fortsetzung.) Katharina war nun eine gute Stunde lang gestiegen und hatte öle Ginsattelung zwischen dem vorderen und Hinteren Reiterkogel erreicht. Dort breitete 'sich vor ihren Blicken eine moorige Wiese aus, in deren karges Erträg nis ein paar ärmliche Bauerngehöfte sich teilten. Sie blickte suchend umher. Augenscheinlich vermochte sie sich nicht sogleich zurecht zu flnbeit. Da erscholl in geringer Entfernung

gemeldet. Und da stand sie schon vor Katharina. Gs war ein langes, hageres Weib, das in den Fünfzigern stehen mochte, da ihr einst blondes Haar an Stirn und Schläfen schon grau zu wer den begann, während ihre Gestalt noch rüstig und auf recht war. Sie war ärmlich gekleidet, barfuß und bar haupt und trug auf dem Rücken eine Butte und in der Hand eine Riffel, das ist ein kammähnliches Gerät, wie es zum Ernten der Heidelbeeren heute noch gebraucht wird. Das Weib stand stumm und richtete den stechenden

Blick seiner graugrünen Augen forschend auf das Edel fräulein. „Guten Dag, Berthe!" grüßte Katharina. ,/öuten Heut!" lautete die Antwort; „was führt denn das Edelfräulein von Lichtwörth zur 'alten Berthe herauf?" „Ihr kennt mich?!" rief Katharina überrascht. „Ihr wundert Guck' daß ich Euch kenne? Ich könrte Euch auch sagen, weshalb Ihr hier seid; trotzdem möchte ich dies aus Eurem eigenen Munde hören. Kommt her ein!" Indem sie dies sagte, schritt sie ihr voran in die Hütte. „Also was ist Euer Begehr

?" fortschte 'die Alte. Katharina stockte. „Nun," half die andere, „Ihr habt eine Liebe! Ist es nicht so?" Katharina 'war höchlich überrascht; woher kam nur der Alten dies Wissen? Sie nickte nur, während ihr eine dunkle Röte das Antlitz hinaufstieg. „Und was hat nun die KogelEerthe damit zu tun?" „Ihr wußtet das eine," erwiderte Katharina, „so wißt Ihr wohl >auch das andere!" „Weiß es allerdings, weiß es wohl," antwortete das Weib, „und daraus, daß ich dies weiß, mögt ihr erkennen, daß ich mehr weiß

; denn wer könnte erraten, daß ein Mädchen, wie Ihr es seid, noch eines Liebestrankes be dürfe? Und soll ich Euch auch den Ritter nennen, dem Eure Neigung gehört? Ist's nicht der junge Freiherr vom Stein?" „Da Ihr alles wißt," sagte nun Katharina, be klommen vor ehrfürchtiger Scheu, „so könnt Ihr mir auch geben, was ich brauche!" „Ei, das ist nun was anderes! Ihr stellt Euch die Sache wohl recht einfach vor," erwiderte die Alte, nicht ohne einen leisen Anflug von Spott; „es ist ein heikler Fall

19
Bücher
Kategorie:
Kunst, Archäologie
Jahr:
1899
Katalog der Gemäldesammlung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum zu Innsbruck
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Seite 7 von 94
Autor: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
Ort: Innsbruck
Verlag: Selbstverl. des Museums Ferdinandeum
Umfang: 72 S. : Ill.. - 1., ill. Ausg.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: c.Innsbruck / Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum ; s.Gemäldesammlung
Signatur: 2.912
Intern-ID: 189728
in je 2 Felder getheilfc. a) Einzug Christi in Jerusalem, Christus und die schlafenden Jünger am Oelberg, b) Abendmahl, Christus tröstet die Alt- yäter in der Vorhölle. T. H. Rückseite mit vergoldeten Reliefs. Tiroler Meister der Verkündigung mit der Kreuzfalme. XV. Jh. [H. S.] 11. 12. Gruss des Engels an Maria auf zwei Tafeln. H. 13. Altarflügel, v. Maria Heimsuchung, II. h. Christi Be schneidung. Relief. 14. 15. Tiroler Meister der hl. Katharina und Bar bara, XV. Jh. [H. S.]. Altarflügelthüren

. v. St. Katharina und St. Barbara (Goldgrund), h. 8t. Peter und St. Paul. T. H. 16. 17. Tiroler Meister der Marter der bl. Barbara lind Katharina. XV. Jh. [H. S.j. Altarflügelthüren. V. Ent hauptung der hl, Barbara und Katharina. T. H. h. Maria Heim suchung, der englische Gruss. Relief. 18. 19. Tiroler Meister der Verkündigung mit den Stein fliessen. (Schule M. Packers). XV. Jh. j TI. S.j. Altar- flügelthiircn. y. die Verkündigung. T. h. Maria Heimsuchung. H. Jeder Flügel mit einer Figur. 20- 23. Tiroler

Meister der hl. Katharina. XV. Jh. [H. S.j, Altar - Fragmente mit Darstellungen aus dem Leben und Martyrium der hl. Katharina. Kr. 20. Gruppe dispu tierender Philosophen. Nr. 21. Verbrennung derselben. Nr. 22. Die Geisselung. Nr. 23. Enthauptung. T. H. 24. Tiroler Meister der hl. drei Könige. Anf. XVI. Jh. [H. S.j Die hl. drei Könige bringen dem Christkinde Ge schenke dar. H. 25. Michael Pacher von Bruneck, f 1498. [H. S.j. Flügel altar aus dem Ansitze der Familie von Anreiter in Brixen, Mittelbild

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Volksbote
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Seite 5 von 12
Datum: 26.04.1973
Umfang: 12
Das Sdiidfsal der Magd Katharina Als Katharina am Rieglerhof als Magd einstand, war sie fast noch ein Kind. Sie hatte den weiten Weg von ihrem Heimatdorf zum Rieglerhof zu Fuß zu rückgelegt und obgleich sie mit guter Empfehlung kam, drängte sich ihr doch die bange Frage auf, ob sie am Ricgler- liof auch liebevolle Aufnahme finden werde. Hin und wieder drehte sie sich wäh rend ihrer Wanderung um und sah den Weg zurück, als hätte sie auf der stau bigen Landstraße ihre Kindheit zurück gelassen

, als wäre ihr unter den Füßen ein ewig herbeigesehntes Glück ent laufen. ein Glück, das sie in keine rich tigen Gedanken zu formen vermochte, das sich aber dennoch regte und nach Erfüllung drängte, denn in ihrem jun gen Herzen gab es ein Plätzchen der Leere, das noch nie von einer liebenden Wärme erfüllt wurde. Sie winkte den Leuten, die auf den Feldern arbeiteten zu und diese winkten zurück. „Das ist Katharina, das Waisen kind", sagten die einen, „die durch einen tragischen Unfall Ihrer Eltern beraubt

wurde!“ — „Sie steht drüben bei der Rieglerbäuerin als Magd ein", sagten die anderen, „dort hat sie es bestimmt gut!" Gerade jetzt, in diesen unruhigen Kriegs zeiten ist so ein junges Mädl auf einem Bauernhof bestimmt geborgener, als in dem turbulenten Treiben der Großstadt. Ihre entfernten Verwandten, bei denen sie Unterschlupf fand, betrachteten sie ohnedies nur als eine unnötige Mit esserin!“ Katharina zeigte sich vom ersten Tag an sehr anstellig, war umsichtig und fleißig, hatte in kurzer Zeit

der Bäuerin bereits vieles abgcschaut und so war es nur zu selbstverständlich, daß sie die Rieglerbäuerin sehr bald in ihr Herz ge schlossen hatte. Auch Andreas, der einzige Sohn der Rieglerbäuerin und künftige Erbe des Hofes, kam Katharina sehr freundlich entgegen. So hatte Katharina doch ein zweites Daheim gefunden und sic war dankbar für alle Liebe und Fürsorge, die ihr am Hofe entgegengebracht wurde. Die Rieglerbäuerin, eine stattliche Frau, hatte sich nicht mehr vermählt, nachdem ihr Mann im ersten

Weltkrieg draußen blieb in fremder Erde, so wie Hunderttausende andere auch. Sie packte überall selbst kräftig zu und setzte ihre ganze Hoffnung auf ihren einzigen Sohn Andreas. Sie hatte in ihrem Leben die Erfahrung gemacht, daß man sich auf fremde Leute doch nicht so recht verlassen könne. Aber Katharina bildete für sie eine Ausnahme, denn die Bäuerin hatte einen scharfen Blick für nutzbringende Hände und einen sparsamen Sinn. Dabei war Katha rina ein ausgesprochen hübsches Mädl, das ihrer angeborenen

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