. . . Um alle Heiligen — mei nen Gaul, das überlebe ich nicht. . ." Er stürzte mehr, als er ging, die Treppe hinunter und saß augenblicklich auf dem Rosse, den: er wütend die Sporen gab, daß es sich bäuinte und dann im gestreckten Laufe dahin sauste. ^ „Sonderbar und entsetzlich!" rief der Priester, ihm nachblickend. „In mir steigt ein fürchterlicher Argwohn auuf. Gott gebe dem Tiere Kraft und sichern Tritt!" — — In der Kapelle des Schlosses Rattenberg waren wenige von den Bewohnern des Schlosses versammelt
und im Hintergründe des Schiffes zusammengedrängt. Dort kniete auch Landrichter Kolb, das schiverbekümmerte Haupt tief in den Händen verbergend. Für Biener war im Chore vor dem Altäre ein Betschemel bereit gestellt, auf dem er mit würdigem Ernste Platz nahm und dann das Abend mahl empfing, das Pater Hyazinth ihm mit bebender Hand reichte. Als die Messe beendigt war, erhob er sich und wan delte durch die Kapelle hin und her, indem er gelassenen Sinnes und mit dem Wohlgefallen des Kenners die schö nen altdeutschen
Bauformen der Kapelle und die darin angebrachten Gemälde aus dem Leben der heiligen Ursula betrachtete. Trommelwirbel vom Schloßhofe her unterbrach ihn; der Kommandant Neuhaus trat mit gezogenem Legen in die Kapelle und rief: „Es ist Zeit; die Stunde der Vollstreckung ist gekommen!" Pater Hyazinth trat zu Biener und flü sterte ihm zu: „Mut, mein Sohn in Christo, Mut — es sind schwere, aber auch die letzten Augenblicke. . ." Lächelnd reichte ihm Biener die Hand. „Fühlen Sie," sagte er, „ob mir der Mut
gebricht! — Welchen Tag haben wir heute?" „Den siebzehnten Juli, den Tag des heiligen Alexius..." „Sieh', wie sich das trifft!" erlviderte Biener. ,Jch hatte einen Freund dieses Namens, den ich sehr wert ge halten habe, und der tief in mein Schicksal verflochten ist! — Ehrwürdiger, edler Malaspina, Tn hast nicht geahnt, daß ich an diesem Tage einen solchen Gang machen müßte .. . es soll mir eine freundliche Vorbedeutung sein!" Mit diesen Worten trat er ans der düftern Kapelle in den Hellen, sonnigen
Schloßhof hinaus. In wolkenloser Bläue wölbte sich der Himmel über dem Schlosse und dessen Mauern, über welche hin von den Stufen der Kapelle aus sich eine iveite Fernsicht auf das Jnntal mit Strom, Städten und Bergen öffnete. Biener stand einen Augenblick still, blickte in die glän zende Landschaft hinaus und atmete tief auf. „Sie ist herrlich, die Luft dieser Berge," rief er, „ich habe sie lange so voll und frei nicht genossen!" Er schien das nebenan aufgeschlagene, mit schwarzem Tuche behangene