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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 01.03.1923
Umfang: 8
an, sondern sie wosten ; gleichzeitig die Auswirkung des Indexes für die weitere Zukunft durch eme kautschukartige Be stimmung illusorisch machen, wie auch gleichzeitig die befristete Kündigungsklausel im Kollektivver trage aufheben, so daß es ihnen jede Stunde frei steht, den Kollektivvertrag außer Kraft zu setzen. : Man kann aus diesem Vorgehen ersehen, für was Pelle wurde in der Gießerei für einen hohen Taglohn angenommen; außerdem erhielt er das Versprechen, daß er ein Trinkgeld von fünfund zwanzig Kronen

erhalten sollte, wenn er eine ge wisse Zeit dagewesen war. „Das ist das Judas- ' geld," sagte der Werkführer grinsend. — „Und dann werden Sie, sobald die Aussperrung vorüber ist, natürlich in erster Linie bei der Arbeit berück sichtigt. Sie sind sich wohl klar darüber, daß Sie vorerst hier nicht wieder herauskommen? Wollen Sie etwas an Ihre Frau schicken, so besorgen wir ' das." Und dann wurde Pelle ein Winkel angewie sen, wo ein Strohfack lag; das war die Wohnung und das Nachtlager. In der Fabrik ging

der Hefte, fer ner Einzahlung der Mitgliederbeiträge für 1923. Ort: Gasthof „Helvetia". • Metallarbeiter Bregenz und Umgebung. Sonn tag den 4. März vormittags 9 Uhr im Vereins lokal „Helvetia"-Bregenz allgemeine Metallarbei ter-Versammlung. „Ei, ei!" dächte Pelle — „das ist ja weiß Gott der Achtstundentag. Dies ist wohl der Zukunsts staat." Gerade in dem Augenblick, als er kam, wurde eine Schicht abgelöst; sie fingen sofort an, einen Höllenspektakel zu machen, donnerten auf die Metallgegenstände los

und schrien nach Essen und Branntwein. Dann wurde aufgetragen, große Kessel mit Rindfleisch und Kartoffeln. Pelle wurde einer Abteilung von zehn Mann zugeteilt. „Iß, Kamerad!" sagten sie, „du bist wohl hungrig? Wie lange bist du arbeitslos gewesen, ehe du dich ergeben hast?" „Im dritten Monat," antwortete Pelle. „Dann mußt du aber hungrig sein. — Her mit dem Fleisch! Mehr Fleisch her!" riefen sie den Kü chenburschen zu. „Die Kartoffeln könnt ihr gern behalten! Kartoffeln haben wir unser Leben lang genug

gegessen!" — „Hier ist weiß Gott das Schla raffenland mit Buttersauce dazu! Das haben sie ja immer gesagt, daß es so werden würde: guter Lohn und wenig zu tun, eine Masse zu essen und Branntwein! Nun könnt ihr sehen, daß es gut war. daß wir ausgeharrt haben, als es darauf ankam — nun kommt der Lohn! Prost, du! Zum Teufel auch, wie heißt du denn — du da?" „Karlsen." sagte Pelle. „Prost, Karlsen! Na, und wie sieht'» denn da draußen aus? Hast du nicht meine Frau kürzlich gesehen? Die ist leicht zu kennen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 15.12.1922
Umfang: 8
für 8 Wochen. Die Forderungen aus den gewährten Darlehen des Staates sowie auf Rückzahlung der Zuschüsse, falls die gestellten Bedingungen nicht eingehalten werden, genießen ein gesetzliches Pfandrecht an der j Liegenschaft, zu deren Verbesserung die Arbeiten j vorgenommen werden. Für die Entlohnung der ! Arbeiter sind die ortsüblichen, kollektivvertrag- j 1541 Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Rexö. „Ach, halt's Maul!" sagte der Alte gemütlich, sobald er Pelle erblickte. „Ach, halt's Maul

!" Er j stellte sich in der Tür ans, stand da und gluckste, j Pelle packte ihn beim Kragen. „Wo ist meine Sonn- ! tagshose?" fragte er empört. Die alte hatte Pichet- j nteier an, die neue, wo aber war die? Pichelmeier . sah ihn verständnislos an. Seine schlaffen Züge , arbeiteten unter dem Bestreben, irgend etwas auf- j ' zugraben. Plötzlich pfiff er. „Hose sagst du. Junge? ; Was, was? Hast du wirklich Hose gesagt? — Also j du fragst mich, wo deine Hose geblieben ist? Das i hattest du gleich sagen

können! Denn, siehst du, deine Bure — die hüb' ich ja — die bah' ich ja ver setzt!" ■ „Du hast meine gute Hose versetzt?" rief Pelle und ließ ihn entsetzt los. tz „Ja, bei Gott, das Hab' ich getan! Du kannst ja selbst sehen, daß du gar nicht so hitzig zu werden brauchst. — Denn mich kannst du doch nicht aus- ; fressen. — Das klart sich immer alles von selbst auf. Ja, das tut es. — Man muß sich bloß nicht ausregen!" I „Du bist ein Schuft von einem Dieb!" schrie Pelle. „Ja. das bist du!" ^„Nee, nee. Kamerad

, man immer ruhig Blut. Smrei dir man nicht die Lunge aus. Bei mir ist nichts zu holen. Pichelmeier ist ein ehrlicher Mann, will ich dir sagen. Hier kannst du selbst .sehen! Was willst du mir dafür gel>en. was?" Er hatte den Psandzettel aus der Tasche berausge- nommen und reichte ihn Pelle totbeleidigt. Pelle fingerte nervös an seinem Kragen herum; er war ganz außer sich vor Wut. Aber was konnte das nützen? Und nun kamen Hanne und ihre ; Wcutter da drüben heraus. Hanne hatte einen s gelben Strohhut

mit breiten Bindebändern auf. ! Reizend sah sie aus; die Alte hatte den Korb über ! einen Arm gehängt. Sorgfältig schloß sie ab und ; steckte den Schlüssel unter die Türschwelle. Dam: ! gingen sie voraus. ' s Es war nicht möglich, fertig zu werden vor die- j fern Jammerlappen von Pichelmeier. Er ging um j Pelle herum mit einem unsicheren Lächeln, guckte i ihm neugierig ins Gesicht und hielt sich vorsichtig ' außerhalb seines Bereiches. „Bist du böse, wie?" j sagte er tröstend, als spreche

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 20.09.1922
Umfang: 8
; ich will gerade zu ihm hin und Mist abholen, und ich weiß, daß er einen Lehrling sucht. Dann brauchst du nich im ungewissen 'rumzuzappeln, und du wirst gleich vor die Tür gefahren wie 'ne Herrschaft." Pelle zuckte zusammen — nie im Leben hatte er es sich einfallsn lassen, daß er Schuster werden wollte. Selbst draußen aus dem Lande, wo man doch zu den Hand werkern aussah, hieß es immer, wenn ein Junge nicht recht gedeihen wollte: Ach was. ein Schuster oder ein Schneider kann immer

noch aus ihm werden! Aber Pelle war kein Krüppel, der eine sitzende Lebensweise wählen mußte, um durchzukommen — er hatte Kräfte und den guten Wuchs. Was er werden würde — ja, das lag in den guten Händen des Glücks; aber so viel hatte er im Gefühl, daß es etwas Flottes sein sollte, etwas, wo Schneid drinn war. Und er war sich aus alle Fälle gründ lich klar darüber, was er nicht werden wollte. Aber als sie durch die Stadt rollten und Pelle — zuvorkommend gegen die große Welt — die Mütze vor jedem abnahm, ohne daß irgend

dir Straße himck. ÄV«, mf fr? m CWintftaffer nichos, und «kk diqj« kleinen Hauser, die dangen und ^ch gegenseitig aus der Pelle der Eroberer. Roman von INsrliu Andersen Nexö. Und während sie so sang, kam der Brief zur Türe her ein. Aber aus jedem Brief, den Lasse bekam, fiel ein Zehnkronenschein heraus; und eines Tages waren da Dompferbilletts für alle beide. Da taugten die Lieder nicht mehr, denn darin kamen sie immer auf der Ueber- fahrt um, und der arme Jüngling stand den Rest seiner Tage am Strande

und spähte in der Finsternis des Wahnsinns nach jedem schwellenden Segler aus. Wer Laste und sie kamen richtig an — nach vielen Beschiuer- lichkeiten, versteht sich — und Pelle stand am Strande und nahm sie in Empfang. Er hatte sich als Wilder ver kleidet und tat, als wolle er sie fressen, ehe er sich zu erkennen gab. Hopsa! Pelle stand aus seinen Beinen. Oben vom Wege her tönte ein Rasseln, als ob mindestens tausend Sensen in Streit geraten seien, und ein Bretterwagen wackelt« langsam

aus ihn zu, von zwei Heidskracken ge zogen, wie er sie elender noch niemals gesehen hatte. Auf dem Sitzbrett saß ein alter Bauersmann und baumelte ebenso zum Fallen bereit wie all Las Uebrige. Ob es der Wagen selber war oder die zwei knochengesülltsn Häute davor, was einen so gewaltigen Spektakel aus dem Schrittgana machte, das wußte Pelle nicht, sogleich. Aber als das Fuhrwerk endlich dis zu ihm hinabgelangt war und der alte Bauer archien. C mi« er der Einladung auf- zusitzen nicht widerstehen. Seme Schulter

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 01.09.1922
Umfang: 8
. Ohne Sensationen geht es in der Erlerftraße einfach nicht.) Pelle der Eroberer. Roman von Marlin Andersen Itexö. Lasses Füße traten so unsicher in der Dunkelheit, immer häufiger mußte er die Last niedersetzen. Er ward müde und atemlos, die lichten Worte erstorben ihm auf den Lippen. „Ach. wie schwer sie is!" seufzte er, „wieviel Dreck scharrt man nich' auch zujarmnen im Lause der Zeit." Und dann saß er auf der Kiste und rang nach Atem — er konnte nicht mehr. ,Ahütte ich man bloß 'ne kleine Stärkung gehabt

," sagte er matt. „Wie dunkel und traurig «s auch über Nacht is!" „Hilf mir di« Kiste auf den Nacken!" sagt« Pelle, „denn will ich sie ein Stück wagen." Lasse wollte nicht, gab aber schließlich nach, und es ging wieder vorwärts; er lief voran und meldete, wenn Grä ben und Erdwälle kamen. „Wenn Bruder Kalle uns nu nich haben kann!" sagte er plötzlich. „Das kann er gewiß — da is ja Großmut ters Bett, das !5 breit genug für uns beide." „Wer, wenn wir nu keine Arbeit kriegen? — denn lie gen

wir ihm ja zur Last!" „Wir werden schon was kriegen — es fehlt überall an Arbeitskraft." J3a, dich nehmen sie schon mit Kußhand, aber ich bin «oll zu alt, um mich auszubieten.". Lasse hatte alle Hoff nung verloren und untergrub nun auch Pelles »Nu kann ich nich' mehr!" sagte Pelle und ließ die Kiste fallen. Sie standen mit herabhängenden Armen da und starrten aufs Geratewohl in die Dunkelheit hin- ain; Laste verriet kein Der langen, wieder zuzkMeife», vnd Pelle war jetzt erschöpft. Die Nacht lag dunkel rnn

* sie her und Mächte alles jo verlassen, als flössen sie allein im Weltraum umher. „Denn müssen wir woll sehen, daß wir weiterkommen," rief Pelle aus und wollte die Kiste wieder aufnehmen; als Lasse sich nicht rührte, gab er es auf und setzte sich hin. Sie saßen mit dem Rücken gegeneinander und konnten Las rechte Wort nicht finden — es entstand eine immer grö ßere Kluft zwischen ihnen. Lasse kroch schaudernd in der Nachtkälte zusammen. Wäre er nur zu Hause in seinem guten Bett! seufzte er. Pelle

war kurz davor zu wünschen, daß er allein ge wesen wäre, er wollte sein Vorhaben schon ausführen. Der Alte war ebenso schwer mitzuschleppen wie die Kiste. „Ich glaub', ich geh wieder zurück, du!" sagte Lasse end lich kleinmütig, „ich tauge woll nich' dazu, die losen Wege zu treten. — Und du wirst auf diese Weise ja auch nie kunfirmiert! Wenn wir zurückgingen und Kongstrup bäten, daß er ein gutes Wort bei dem Paster für uns ein legt." Laste stand da und faßte an den einen Henkel der Kifte. Pelle blieb

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 23.08.1922
Umfang: 8
die Arbeiter, organisationen und Vereine von Hall und Umgebung ein, unser zehnjähriges Wiegenfest mit zahlreichem Besuch zu beehren. 881 Pelle der Eroberer. Roman von Marlin Andersen Dexö. Es war geradezu unmanierlich, wie er wuchs und ver schliß — ganz unmöglich, ihn ordentlich in Kleidern zu halten! Er steckte seine Glieder lang aus jedem Kleidungs- stück heraus, das er anbekam, und vertrug sie ebenso schnell, wie Lasse sie nur anschaffen konnte. Fortwährend mußte Neues für ihn angefchafft

und Aufforderungen an einen toten Mann, sich bis zu der und der Zeit einzu stellen und der Teufel und feine Großmutter. Das Ganze wurde nur hinausgeschoben, damit die Handhaber des Gesetzes sich -recht dick idabei Esten konnten. Den Aufenthalt auf Steinhof hatte er gründlich satt; jeden Tag mußte Pelle dieselben Klagen mit anhLren: Es is 'ne saure Arbeit von frühmorgens, wo man aufsteht bis man sich abends wieder' hinlegt — tagaus, tagein, das ganze Jahr hindurch, als wenn man in Sklaverei

auch selbst nicht zu Herrn v. Kahr, sondern warte mit der Uebermittlung des Wunsches nach einer offiziellen Erklärung über das Agrement des Herrn Dorp Pelle antwortete nicht darauf; er war nicht so stark in der Begründung, aber er wußte, was er wollte. „Wenn ich nu eines Nachts von hier ausriß. denn denk' ich, kämst du mir nachgetroddelt" Pelle schwieg noch immer, „Ich glaub' wirklich, ich tu es — denn dies is nich' zum aushalten. Nu mußt du schon wieder neue Schulhosen haben, wo soll das Herkommen

?" „Ja, tu es man — denn tust du, was du sagst!" „Ja, du kannst es wohl auf die leichte Achsel nehmen/ sagte Lasse mißmutig, »du hast die Zeit und die Jahr« vor dir! Aber ich werd' alt, und ich Hab' keinen Menschen, der sich um mich kümmert." «Helf' ich dir denn nich' bei allem?" sagte Pelle v.or. wurfsvoll. „Ja — ja, freilich, du tust dein Bestes, um es mir zr erleichtern, das muh man dir lassen. Aber siehst du, de sind gewisse Sachen, die du nich' — da is etwas —" Lasst stockte. Was konnte es nützen, zu .dem Jungen

von dem Verlangen eines Mannes zu reden. „Du sollst nich' so halftarvig sein, das sollst du wirklich nich'!" Lasse strich bittend über den Arm des Jungen. Aber Pelle war halsstarrig. Er hatte schon genug gelit. ten unter den Sticheleien der Kameraden in.der Schul« und hatte verschiedene Prügeleien aussechten müssen, sei! es ruchbar wurde, daß Lasse Madam Olsen ihr Schatz war. Wollten sie nun gar vor aller Augen Zusammen leben, so war es nicht zum Aushalten. Pelle war nicht bange vor einer Prügelei

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 28.05.1923
Umfang: 8
im Tarisgebiet II auf K 1500.—; im Tarisgebiet III auf K 2400.—. Die Fahrpreise ohne Einheimischen-Legitimation wer m ’ Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Rexö. -Genossen!" rief er warm — „vielleicht werden wir hier das Neue nicht erleben, aber durch uns soll es einstmals zur Wirklichkeit werden. .Die Vor sehung hat bei uns haltgemacht und hat uns aus ersehen, dafür zu kämpfen — ist das nicht eure Ehre! Seht, wir kommen ja vom Grunde des Gan zen, — : ganz nackend; das Alte haftet

uns nicht an den Kleidern, denn -wir haben teine — wir können uns in das Neue kleiden! — Den alten Gott m.t seinen Tausenden von Pfosten als Schutz gegen die Ungerechtigkeit kennen wir nicht; die Moral des Krieges Hab wir niemals gespürt — wir, die wir immer feine Opfer waren. Wir glauben an das Gute, weil wir wissen, daß es ohne den Sieg dos Guten keine Zukunft gibt. Unser Sinn ist licht uno kann das Licht aufnehmen, wir wollen unser klei nes Land emporheben und zeigen, daß es eine Mis sion auf Erden

hat. Wir, die wir selber klein sino, wollen zeigen, wie sich die Kleinen aufrecht halten und sich geltend machen durch das Prinzip der Güte. Wir wollen niemand etwas Böses, darum ist das Gute auf unserer «Seite. Nichts kann uns auf die Tauer Niederhalten! — Und jetzt geht nach Hause — eure Frauen und Kinder sitzen vielleicht da und sind m Sorge um euch!" Sie standen einen Augenblick schwerfällig da. »ls lauschten sie noch. Dann zerstreute sich die Menschenmenge in aller Stille. Als Pelle vom Wagen sprang, kam Morten

hu: und reichte ihm dre Hand. „Du bist stark, Pelle!" sagte er ruhig. „Woher kommst da denn?" fragte Pelle froh | überrascht. „Ich bin heute nachmittag mit dem Dampfer ge kommen -und ging gleich ins Geschäft Brnn '-e- > den betragen: für das Tarifgebiet I K 2000.—; für Tarifgebiet II K 2200.—; für Tarifgebiet III bleibt der Fahrpreis auf K 3000.—. Sommerfahrplan der österreichischen Bundes bahnen ab 1. Juni. Mit 1. Juni 1923 tritt auf den österreichischen Bundesbahnen ein neuer Fahrplan in Kraft.' Tie

mit harter Hand begegnet," sagte Pelle ernsthaft. „Gut, daß es dir gelang, sie umzustimmen. Ich habe inr Süden diese Kundgebungen gesehen, wo Polizei und Soldaten elende Arbeitslose nicder- reiteu — das ist ein trauriges Schauspiel." Sie gingen über die Felder nach der „Morgen dämmerung" hinaus. „Daß du wieder heimgekehrt bist!" sagte Pelle nochmals kindlich. „Du hast ja nicht ein Wort davon geschrieben!" „Es war auch meine Absicht, noch ein paar.Mo nate sortzubteiben; aber dann, eines Tages, sah

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 14.05.1923
Umfang: 8
versäumte er, selbst die reichste Ernte erschien ja lächerlich klein neben seinen gol denen Träumen — da konnten seinetwegen die Felder brachliegen und Unkraut tragen. Ellen war ebenso bestürzt wie Pelle bei dem Ge danken, die „Morgendämmerung" verlassen zu sol len; dies war ihr Heim, ihr Nest; all ihr Glück und Gedeihen hing im Grunde mit diesem Fleck zusam men. „Sie können ja das Haus kaufen", sagte der Bauer. „Ich habe ein Angebot von fünfzehntau- send — dafür will ich es hergeoen." Nachdem

er gegangen war, saßen sie da und überlegten. „Das ist sehr billig", sagte Brun. „In ein paar Jahren zieht sich die SMdt bis hier hinaus, und dann ist es mindestens das Doppelte wert!" „Ja, das mag gern sein", erwiderte Pelle, „Aber diese Summe soll beschafft und auch verzinst wer den." „Es stehen ja achttausend als erste Hypothek, und der Hypothekenverein leiht die Hälfte — das macht zwölf. Dann fehlen nur noch dreitausend, und die als dritte Hypothek hineinzustecken, bin ich nicht bange", sagte Brun

. Aber das wollte Pelle nicht. „Für Ihr Geld be.ornmen wir noch Verwendung genug in unserem Betrieb", sag e er. „Ja, ja, aber wenn ihr das Haus instand seßet und es tarieren laßt, so bin ich überzeugt, daß ihr die ganzen sünfz.'hnlqufcnd von den D e 'ehnever- einen erhalten könnt", sagte Brun. .Ich q uu;c, ihr werdet euch gut dabei'stehen!" Ellen hatte Papier, und Bleistift geholt und saß t nun da und rechnete. „Wie viele Prozente rechnet ! man für Zinsen n«L Abzahlungen?' fragte sie. > messenheit (her Kaminfeger

du nicht auch, Pellet" „Nein, ich finde, es ist ein ganz wilder Gedanke." erwiderte Pelle. „Wir laden uns da eine Haus- miete von siebenhundertundsünfzig Kronen auf." Ellen war nicht bange vor der Hausmiete. Die konnten das Haus und der Garten wohl tragen. „In ein paar Jahren können wir den Grund und Boden als Bauplätze verkaufen und viel Geld ver dienen", sagte sie. Ihre.Wangen glühten. Pelle lachte. „Ja, die Spekulation — geht denn der Hügelbauer nicht daran zugrunde?" Er hatte genug um die Ohren und empfand

kein Bedürfnis, sich auch noch die Beschwerden, die ein eigenes Haus verursachte, aufzuladen. Aber Ellen wurde immer erpichter darauf. „Dann kauf du es doch!" sagte Pelle lachend. „Ich habe keine Lust. Millionär zu werden." Ja, das wollte Ellen gern. „Aber dann soll das Haus mir auch gehören", erklärte sie. „Und wenn ich Geld darauf verdiene, will ich auch das Recht haben, es ganz so zu verwenden, wie es mir paßt. Es soll nicht in eure bodenlose Genossenschastskasie gcP.n." Die Männer lachten. „Brun

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 08.03.1923
Umfang: 8
, für politische Rechte und den wirtschaftlichen und kulturellen Aufstieg der Arbeiterklasse? Die Sozialdemokratische Partei. Beitrittsanmeldungen werden täglich im Sekre tariat, Innsbruck, Leopoldstraße Nr. 17 (Telephon- :: Nr. 1181/VHI) entgegengenommen. Gegen Morgen siel er in einen ruhigen Schlaf, und Pelle veranlaßt Madam Johnsen, sich zu . ihm zu setzen, während er nach Hause ging, um ; Klein-Lasse zu holen. Das war kein leichter Gang; aber der letzte Wille des Alten mußte erfüllt wer den. Und er wußte

, daß Ellen das Kind nicht in fremde Hände- ausliesern würde. Ellens versteinertes Gesicht erhellte sich, als er kam: sie hatte einen Freudenausrus auf den Lip- ' pen, aber sein Ausdruck tötete ihn. „Mein Vater liegt im Sterben," sagte er finster — „er möchte gern den Jungen sehen." Sie nickte und schickte sich still an, Klein-Lasse zurechtzumachen. Pelle stand am Fenster und sah solange hinaus. Ihm war wunderlich zumute, dgß er nun wie der hier war; die Erinnerungen aus der kleinen Häuslichkeit quollen

nichts anging, wollte die Frage doch nicht weichen; er sah sich nach einem > Zeichen um, das daraus hindeuten könne. Es war hier ärmlich, alles Ueberflüssige war von dannen gewandert. Aber eine Schusternähmaschine war > hinzugekommen, und daraus lag Arbeit. Streik- brecherarbeit! dachte Pelle ganz mechanisch. Aber ' nicht verurteilend — zum ersten Male war et* froh, Streikbrecherei konstatieren zu können. Sie hatte also angefangen zu nähen — und abgearbeitet sah sie aus. das tat chm förmlich gut

. „Jetzt ist der Junge zum Mitgehen fertig," sagte sie. Pelle warf einen Abschiedsblick durch die Stube. „Hast du auch irgend etwas nötig?" fragte er. „Danke! Ich helfe mir selber!" erwiderte sie stolz. „Du hast das Geld nicht angenommen, das ich dir Sonnabend schickte." „Ich werde selbst fertig — wenn ich nur den Jungen behalten kann. Vergiß nicht, daß du mir einmal gesagt hast, er sollte immer bei mir bleiben." „Er muß eine Mutter haben, die ihm fiei in die Augen sehen kann — denke daran, Ellen!" „Daran brauchst

du mich nicht zu erinnern," er widerte sie bitter. Laste war erwacht, als sie kamen. „Ei, das ist doch ein echter Karlsen," sagte er. „Der artet nach unserer Familie. Sieh doch mal, Pelle, mein Junge! Er hat dieselben Schlappohren, die du als Junge hattest, und die Glückslocke auf der Stirn hat er auch. Der wird schon gut durch die Welt kommen. Ich muß die kleinen Hände küsten, denn die Hände, das ist unser Segen — das einzige Gut, was wir mitbekommen haben. Man sagt, die Welt werde von den Händen armer Leute

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 21.12.1922
Umfang: 8
Hinzielen, den einen Teil dadurch zu loben, daß man den anderen herabsetzt. Ein derartiges Vorgehen scheint der Obmann des im 1281 Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Nexö. : Dies alles hielt seine Gedanken in neuer unge wohnter Beschäftigung. Er war nicht daran ge wöhnt, auf eigene Faust zu grübeln, sondern hatte sich bisher immer an das gehalten, was ihm von Generation zu Generation als anerkannt überlie fert war — und oft war das eine schwere Last ge wesen. Dann versuchte er das Ganze

versuchen, sie zu erobern — und dann die Folgen hinnehmen. Eines Tages nach Feierabend kam er da hinab geschlendert. Aus der Galerie war niemand, da ging er in die kleine Küche hinein. „Bist du es, Pelle?" tönte Hannes Stimme aus der Stube heraus — „komm nur herein!" Sie hatte offenbar ihren Körper gewaschen und saß nun im weißen Unterrock und Leibchen dg und kämmte ihr schönes Haar. Es lag etwas von einer ' Prinzessin über ihr, so wie sie ihren Körper pflegte und wußte, wie das gemacht werden mußte

von der Takelage der Schiffe. Pelle setzte sich auf den Puff am Ofen, die Ellen bogen auf die Knie und starrte zu Boden; ihm war so wunderlich zu Sinn. Wenn nur die Alte bald kommen wollte, dachte er — „ich glaube, ich gehe hinaus und tue, als wenn ich Ausschau halte." Aber er blieb doch sitzen. An der Wand stand das zweischläfrige Bett mit der rotgeblümten Decke darüber und an der anderen Wand der Tisch, un ter den die Stühle geschoben waren. „Sie sollte mich nicht zu sehr reizen," dachte

er wieder, „sonst endet es vielleicht doch noch damit, daß ich zu greife, und dann verbrennt sie sich!" „Warum sagst du gar nichts zu mir,. Pelle?" fragts Hanne. Er erhob den Kopf und sah sie drinnen im Spie gel. Sie hatte die Spitze ihrer Flechte im Mund winkel und sah aus wie ein Kätzchen, das sich in den Schwanz beißt. „Ach, was soll ich wohl sagen!" antwortete er mürrisch. „Du bist böse auf mich, aber das ist unrecht von dir — wirklich, das ist unrecht! Kann ich was da für. daß ich solche Angst vor der Armut

habe? Ja, wie mir davor graut! Von meiner Geburt an ist da nie was anderes gewesen, und. du bist auch arm, Pelle, ebenso arm wie ich selbst! Was sollte wohl aus uns beiden wenden — wir kennen ja das Ganze!" „Was soll denn werden?" fragte Pelle. „Das weiß ich nicht, und das ist auch ganz gleichgültig — nur etwas, was ich nicht kenne. Hu, alles wird so bekannt, wenn man arm ist, jeden Faden im Zeug kennt man auswendig, man kann | Drahtnachrichten. Der Bundes- und Nationalrat gehen in die Weihnachtsferien. Wien, 20. Dez

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 11.01.1923
Umfang: 8
etwas Herrlichem; sie selbst schien ihr keine Gedan ken zu schenken. Es lag eine innere Hingebung über ihr, die aus Pelle wie Unterwärme wirkte, so daß er den Kopf lang hinausreckte in das Licht hinein. Diese feste Frömmigkeit in ihrem Wesen oeranlaßte die .Familie", sie neckend heilig zu nennen. Es tat ihm so innerlich wohl, in ihrem Heim - ausgenommen zu werden, wo sich hinter dem robu- 'sten Kopenhagener Humor ganz patriarchalische Zustände versteckten. Alles beruhte aus Ordnung und Ehrerbietung

eine neiw, geräumige Dreizim merwohnung mit Mädchenstube; für Pelle, der daran gewöhnt war, seine Kameraden hier drü ben in einem Zimmer mit Küche Hansen zu sehen, war dies ein förnrliches Erlebnis. Die Söhne be kamen zu Hanse Kost und Logis, sie schliefen in der Mädchenstube. Die Häuslichkeit war mit ge meinsamer Kräften ausgebaut und zufammenge- hcckten. Weirn sich die Familie unbedingt vor dem Hausherrn beugte, so geschah dies nicht aus Unter würfigkeit —< sie taten nur dasselbe wie alle ande ren

von 57 Jahren erreicht. Buchdrucker von i widersprechen. Sie war das einzige Mädel in der Familie und das Nestküchlein — das machte sie sich zunutze. Zuweilen sah es aus, als werde Stolpe zum äußersten gebracht, als wolle er sie in seinem Zorn zermalmen; aber er unterwarf sich ihr. Ueber Pelle war er sehr froh. Er bewunderte im gehei men die Tochter nur umsomehr. „Da siehst du, daß was an dem Mädel dran ist, Mutter? Sie versteht es, sich einen Mann zu wählen," konnte er begeistert ausrusen

. „Ja, ich habe auch gar nichts gegen ihn," er widerte Frau Stolpe. „Ein bißchen bäuerisch ist er ja noch immer, aber das läuft er sich wohl noch ab." „Bäuerisch — der? Nein, du kannst mir glauben, er weiß, was er will. Da hat sie wahrhaftig ihren Herrn gefunden!" sagte Stolpe trimnphierend. In den beiden Brüdern fand Pelle ein paar treue Kameraden, die nicht umhin konnten, zu ihm aufzusehen. 11 . Mit der'Sperre ging es so lala. Hofschuhmacher Vteyer antwortete damit, daß er die Meister zu einer Versammlung

, ihre Kinder zu geben. Lohnverhandlungen der Wiener Metallarbeiter. Wien, 10. Jänner. Die „Wiener Allgem. Ztg." meldet ül>er die Verhandlungen der Metallindu striellen mit den Vertretern der Arbeiterschaft; die Unternehmer schlugen den Arbeitern einen 15prv- zentigen Lohnabbau vor, der am 20. ds. ohne Rück sicht aus den Index in Wirksamkeit treten soll. Die das Geschäft auf ihre Kosten in die Höhe gebracht hatte. Durch Meister Beck erfuhr Pelle, was sich zwi schen den Meistern zutrug. Meyer hatte auch ver

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 22.09.1922
Umfang: 8
fielen dem Element« zum Opfer. Wie der Brand entstand, ist bis nun unaufgeklärt. An die Mitglieder der Freidsnkervereimgung in Wörgl! Anläßlich der am Sonntag den 24. ds. in Wörgl statt- 711 Pelle der Eroberer. j Roman von Martin Andersen 7!exö. • Die Lehrlinge blinzelten einander zu, Meister Anders und der Gefell« schwiegen; man konnte sich ebensogut mir der Nadlermafchine zanken, weil sie schnrrrrte. Ieppe durfte alleine die Leine auslaufen. „Du pechst doch gut?" sagte der kleine Rikas

, „es is für Schweineleder." Die anderen lachten, aber Pelle strich den Draht mit einem Gefühl, als zimmere er sein eigenes Schafott. »Ru bin ich fertig", sagte er mit leiser Stimme. Das größte Paar Männerleisten kam von dem Bord herunter, sie wurden an das eine Ende des Pechdrahtes gebunden und ganz unten auf den Bürgersteig gebracht. Da drunten sammelten sich die Leute an und blieben stehen, um zu glotzen. Pelle mußte ganz auf den Fenster- tritt hinauf und sich gut vornüber beugen, Emil, als äl tester Lehrling, legte

ihm den Pechdraht über den Nacken. Sie waren alle auf den Beinen, mit Ausnahme des jungen Meisters; er nahm nicht teil an der Belustigung. „Dann zieh", befahl der Geselle, der die feierliche Hand lung leitete, „so — gerade herunter nach den Füßen." Pelle zog, und die schweren Leisten humpelten über j das' Steinpflaster hin; aber er hielt mit einem Seufzer , inne, der Pechdraht hatte sich über seinem Nacken warm ! gelaufen. Er stand da und trat wie ein Tier. das mit den I Füßen gestoßen wird und den Sinn davon

Zukunft prophezeit — und da stand er und konnte den Pechdraht nicht vom Fleck ziehen, wie er sich auch abmühte. Er schnitt verrückte Grimassen vor Schmerz, das Wasser lies ihm aus dem Mund«. „He, er kann ja nich' mal ein Paar Leisten handhaben", sagte Ieppe spöttisch. „Es wird wohl am besten sein, wenn er aufs Land hinauskommt und den Kühen wieder den Hintern abwischt!" Da gab sich Pelle zornentbrannt einen Ruck, er mußte die Augen schließen und sich winden, als es losließ. Etwas Kleistriges glitt

zusammen mit dem Pechdraht durch seine Finger, das war wohl blutiges Haar; und über dem Nacken brannte sich der Pecbdraht seinen Weg vorwärts, in einer Rinne aus Blutwasser und geschmolzenem Pech. Aber Pelle fühlte keine Schmer zen mehr, es wallte nur bitter auf in seinem Kopf, er empfand ein wunderlich unklares Verlangen, einen Ham mer zu nehmen und sie alle niederzuschlagen, die Straße hinabzulaufen und alles, was er traf, auf den Schädel zu hauen. Aber dann nahm ihm oer Gefell« die Leisten

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 24.08.1922
Umfang: 8
will es noch nich' wieder so recht!" sagte Lasse und sah ihm nach. »Aber es währt nich' lange, denn halben wir ihn wieder Hier unten. Daher is es nich' ratsam, daß du den Pfosten ganz rungenierst." Pelle fuhr fort, Holzmasse herauszuhöhlen. „Hörst du mir nich' auf mit der Spielerei, denn schmier ich das Ganze mit Kuhdünger über!" sagte Lasse erzürnt. „Denn zeichne ich dich und Madam Olsen auf dem gro ßen Tor ab!" sagte Pelle neckisch. „Ja, du — du — das sollst du bloß versuchen! Ich sollt' dich woll

. Internationaler Angriff auf die achtstündige Arbettszeü. Wiewohl die Arbeitslosigkeit in den meisten Ländern den Regierungen große Sorgen verursacht, sind die Unterneh mer überall bestrebt, die Arbeitszeit zu verlängern. Das Pelle näherte sich ihm mit seinem sanftesten Gesicht. „Soll ich dir die Karre nich' 'rausfahren?" sagte er, „deine Holzschuhe stehen nich' so fest aus dem Steinpflaster." Laffe brummte etwas vor sich hin und ließ ihn heran- kommen. Eine kleine Weile schmollte

er, aber das war nicht durchzuführen, der Junge hatte einen verteufelten Humor, wenn er nur wollte. XXI. Pelle war .beim Pastor gewesen. Jetzt saß er unten in der Gesmdestube und verschlang sein Mittagessen: gekoch ten Hering und Grütze. Es war Sonnabend, .und der Verwalter war zur Stadt gefahren, deswegen faß Erik hier unten in der Wärme. Er sagte nie etwas von selbst, hatte aber eine eigene Art zu glotzen. Seine Augen folg ten Pelles Bewegungen hin und her zwischen Mund und Deller. Die Augenbrauen zog er beständig in die Höhe

, als sei ihm alles neu — sie waren nahe daran, ihre Form vollständig zu verlieren. Vor chm stand der Trinkkrug in einem großen See. Er trank von Zeit zu Zeit und verschüttete jedesmal etwas. Die blonde Marie stand an der Abwasch«. Jeden Augenblick guckte sie herein, um zu sehen, ob Pelle nicht bald fertig war. Als er den Hornlöffel ableckte und in die Schublade warf, kam sie mit etwas auf einem Teller herein — sie hatten oben zu Tisch Rippenbraten gehabt. „Hier is ein kleiner Mund voll

für dich — du bist ge wiß noch hungrig", sagte sie. »Was krieg ich nu dafür?" Sie hielt den Teller in der Hand und stand da und lächelte chn an. Pelle war noch sehr hungrig — einen förmlichen Heiß hunger «hafte er. Er saß da und sah den leckeren Bissen an, bis ihm das Wasser im Munde zusammenlief. Dann hielt er pflichtschuldigst den Mund hin, und Marie küßte ihn. Sie fah unwillkürlich verstohlen zu Erik hinüber. Es huschte ein Schimmer von etwas über sein dummes Gesicht — wie eine ferne Erinnerung. „Da sitzt der große

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 03.04.1923
Umfang: 8
wurden, die Maschine jedoch erst im November, also ein halbes i Jahr später, geliefert worden ist. Wäre die Ma schine, die sicherlich auch schon im Juni zu erhalten gewesen wäre, zu diesem Zeitpunkt gekauft wor-- den, so wüvde sie sicher billiger gekommen sein, als ! int November, wo die Geldentwertung viel weiter j fortgeschritten war. Dies, sowie «der Umstand, daß m Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Nexö. Eigentlich glücklich war er nicht. Mit den Geld angelegenheiten ging es schlecht

, mit einem wachen Sinn für alles, was nach Heldentaten schmeckte. Pelle erkannte sich selbst leibhaftig wieder in ihm und war nur stolz auf ihn; aber der Junge seinerseits nahm ihn nicht unbedingt für voll. Er war tüchttg und willig, aber nichts darüber hinaus und verhielt sich im Grunde prüfend; als wolle er erst sehen, wie sich dies oder jenes entwickelte, ehe er die Vaterschaft ! anerkannte. Pelle litt unter diesem unausgesprochenen Miß trauen. das ihn auf die gleiche. Stufe mit dem „neuen Vater" gewisser

, daß er nicht i viel davon hielt und es sich vorbehielt, die Sache genauer zu untersuchen. Das verletzte seinen empfindlichen Sinn und drängte ihn in sich selbst zurück. Aber eines Tages, als er über der Arbeit saß, kam Lasse Frederik hereingestürmt. „Erzähl mir >mat, wie du es angestellt hast, die Eingesperrten aus der Fabrik 'rauszuführen, Vater!" rief er atemlos. „Du glaubst ja doch nicht daran", erwiderte ! Pelle vorwurfsvoll. „Ja. denn sie nannten dich den Blitz!" rief der Junge voller Bewunderung. „Und sie mußten

dich ins Zuchthaus einlochen, um dich los zu werden, der Milchkutscher hat mir das Ganze erzählt!" Seit diesem Tage waren sie Freunde. — Pelle war mit einem Schlage der Held in dem Leben des Jungen geworden. Er hatte seinen Bart abgenom- men, hatte sich das Gesicht geschwärzt und war ge- radeswegs in die Höhle der Gegner hineinspaziert, besser konnte es reicht sein. Er mußte sich förmlich wehren, um nicht zu einem richtigen Rauberhaupt- mann mit Schlapphut und hohen Stiefeln zu wer- ! den; Lasse Frederik

hatte eine üppige Phantasie. Pelle hatte diesen Sieg nötig. Er mußte zuerst und vor allen Dingen die Seinen sicher im Rücken haben — und dann seine Abrechnung mit der Ver gangenheit gründlich äbschließen. Aber das war nicht leicht, der kleine Svend Trost stolperte ja überall herum, half sich an den Möbeln entlang zu ihm hin, die ernsthaften Augen starr aus ihn ge richtet — und krabbelte das letzte Ende. Sobald der Kleine losgelaffen wurde, richtete er sofort den Kurs auf Pelle: ganz von draußen, von der Küche

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Seite 6 von 8
Datum: 24.04.1923
Umfang: 8
f —-— I Auf die Weise gab es allerlei Schererei, tue Ar- s beiter waren kurzsichtig und sahen nur von der )Han-d -bis zu ihrem eigenen Mund. Die Unge- i foitEb trug auch Schuld daran! Sie hatten kürzere .-Arbeitszeit und höheren Lohn, maßen aber nicht Vre Wirksamkeit hier mit der anderswo. Sie war -ja >das Neue und mußte ihren Träumen entsprechen i —■ und dies hier konnte, verdammt und verflucht, i nrcht zu goldenen Bergen führen, so wie Pelle es (betrieb. Er war ein wenig zu gewissenhaft, mehr (als nötig

war, wenn man von allen Seiten von ferner unfeinen Konkurrenz bedrängt wurde, j, Da waren zum Beispiel noch allerlei Menschen, (die treu an dem guten alten, mit der Hand ge- fnähten Schuhzeug festhielten und gern habbmal so spiel dafür bezahlten. Das machten sich verfchie- -dene kleine Meister zunutze: sie annoncierten mit (der Harü) genähtes Schuhzeug und lieferten die (Maße dann an die Fabrrk. Das war ein gutes ! Geschäft für Fabrik wie für Meister; aber Pelle wollte nichts mit dem Handel zu tun haben. Er ! schlug

ein Fabrikzeichen auf alles, was aus seiner I Werkstatt hervorging. j Pelle nahm dies alles mit überlegener Ruhe hin. (Mit welchem Recht konnte er Ueberblick von die- ' fen Menschen verlangen? — es war seine Sache, - sie dazu zu erziehen. Wenn sie mir willig waren, 'so war er zufrieden. Einmal bekam er sie wohl ( so weit, daß sie die Tätigkeit in Gemeinschaft über nehmen oder sie zu einem Aktienunternehmen ma nchen konnten, bis dahin hatten sie sich seinen Plä- . neu unterzuordnen! ' Etwas von einem fernen

nicht hier 'run ter und holt sich ganzes Schuhzeug. Denn wir wollen ja Geld dafür haben, so wie alle anderen; und der, der unsere Arbeit am meisten nötig hat. der hat einfach kein Geld. — Die da setzt zehn Mann auf die Straße hinaus — da hast du die ganze Geschichte'/ Er streß mit dem Fuß gegen eine der Maschinen. Pelle verteidigte seine Maschinen, aber Peter be- harrte bei feiner Ansicht. Arft hätte das Ganze umkalfatert werden müsten; so wie es jetzt ist, ist es eine Erfindung des Teufels!" sagte er heftig

. „Die Maschinen sind einen Tag oder auch zwei zu früh gekommen und wenden uns die Mündungen zu — so wie eroberte Kanonen!" „Die Maschinen machen Schuhzeug für zehnmal so viel, wie wir mit unseren Händen versorgen könnten — -das ist dock) wohl kein Unglück/ sagte Pelle. „Nur mit der Verteilung sieht es schlecht aus/ Peter Drejer zuckte die Achseln — er hatte keine Lust mehr, über die Verteilung nachzugrübeln. Wollte man etwas tun, um sie anders einzurich ten. so war er mit dabei. Es war genug darüber salbadert

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 25.01.1923
Umfang: 8
eine Woche Ueberlegen und Sparen, und wenn sie ihn dann bekommen hatten, gingen sie Arm in Arm auf die andere Seite des Kanals hinüber und guckten zu den Fenstern hinauf, um die Wirkung zu sehen. Und dann tauchte etwas Neues auf: eine Brotmaschine, ein graviertes Namenschild; jeder Sonnabendabend bedeutete eine kleine Neuerwerbung. Ter „Arbeiter" lag da und wurde nicht gelesen. 'Wenn Pelle seine Arbeit einen Augenblick weg legte. um hineinzugucken, war Ellen da und ‘ zwickte ihn mit ihren Lippen ins Ohr

. Höchst. Generalversammlung der Partei. Sams tag den 27. Jänner abends 8 Uhr beim „Engel" Generalversammlttitg. vier Burschen cinrichten wollten — dazu sparte sie zusammen. Pelle mußte ihre Klugheit bewun dern, denn das war eine gute Gegend. Nach ihrer Verheiratung kamen sie nicht so viel zu den Schwiegereltern. Stolpe fand, daß Pelle im Begriff sei, abzukühlen, und neckte ihn ein we nig, um wieder Fahrt in ihn hineinzubringen. Aber da wurde Ellen böse, und sie platzten hart auseinander — sie duldete

keine Kritik tut Pelle. Sie ging nur zu ihren Eltern, wenn Pelle es vor schlug; sie selber schien kein Verlangen nach ihren Angehörigen zu haben, sondern blieb am liebsten zu Hause. Oft taten sie, als seien sie nicht daheim, wenn die „Familie" klingelte — um allein zu sein. Und des Sonntags gingen sie am liebsten allein aus, nach dem Ttergarten oder auch nach Lhngby. Von Lasse sahen sie nicht viel. Ellen hatte ihn ein füp allemal eingeladen, zu Abend bei ihnen zu essen! Aber wenn er von der Arbeit itach

Hause tont, war er zu müde, um die Kleider zu wechseln und sich sein zu machen, und Ellen war eigen mit ihrer Häuslichkeit. Er hatte großen Respekt vor ihr, fühlte sich aber nicht recht heimisch in ihrer Stube. Er hatte Pelles alte Kammer behalten und be kam seine Kost und Verpflegung bei den drei Wai sen. Sie hielten große Stücke auf ihn, alle ihre drollige Fürsorge für das große Findelkind Pelle Hattert sie auf den alten Mann übertragen. Und hier fiel sie auf besseren Boden. Lasse war im Be griff

----- 0-02 Franken. rig, um nicht zurückzustehen. Wenn Pelle kam, um den Vater abzuholen, pflegten die vier jn sitzen und irgendein Kinderspiel vorzuhabcn. Sie zankten sich, wie es am besten gentacht werden müsse, dettn Lasse wollte ja der Klügste fein. Der Alte enffchuldigte sich: „Du mtlßt nicht böse sein, Junge, weil ich euch vernachlässige; aber des Abends bin ich auch uff) de und gehe früh zu Bett." „Dann komm doch am Sonntag — unit früh stücke mit uns, hinterher gehen wir dann aus!" „Nein, Sonntag

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