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Seite 4 von 6
Datum: 31.03.1931
Umfang: 6
in einem Koffer auf gefunden worden. Der Verhaftete hatte sich bereits mit ausländischen Sammlern in Verbindung gesetzt, um die Verfassungsurkunde zu verkaufen. Die Polizei ist zurzeit bemüht, die Mittäter Wohlgemuts ausfindig zu machen. Jeden Morgen fuhr Taler in die Gartenstratze, um Julius' Post zu holen, iunner in der Hoffnung, endlich sei ein Brief dabei, der dem Freunde Trost und Nachricht von der Verschwundenen gebracht hätte. Aber nichts — kein Lebenszeichen, keine Zeile! Xenia war verschwunden

und schien nicht wiederkehren zu wollen. Wußte sie denn nicht, daß Julius ihretwegen litt, daß er fast sein Leben für sie hatte lassen müssen? Der Arzt, 5er mit Recht stolz starauf war, Julius vom fast sicheren Tode gerettet zu haben, hielt ihn besonders streng, denn er wollte nicht durch etwas Unvorhergesehe nes den Verlauf der Genesung gestört sehen. Also mußte Julius schweigen, und niemand außer Taler durfte zu ihm. Geduld, Geduld und nochmals Geduld, das war die einzige Antwort, die der Arzt

und die Schwester für- fremde Besucher hatten. „Wenn vier Wochen abgelaufen sind, dann darf der Patient das erste Wort sprechen, aber auch nur das eine, denn viel mehr sind auch dann noch nicht gestattet!" Endlich kam auch dieser Tag heran, und als der Arzt zu Julius sagte, er dürfe jetzt zum ersten Male, aber sehr leise, zu seinem Freunde sprechen, da war dieses eine Wort: „Xenia?" Als aber Taler traurig den Kopf schüttelte und vor Wehmut nicht sprechen konnte, da liefen dem armen Julius zwei dicke Tränen

über die mageren Wangen, und er schloß mutlos die Augen. Lange lag er still und schien nachzudenken, dann aber raffte er sich auf und sagte laut und deutlich zu Taler: „Um Gottes willen, wo ist Xenia und warum sprichst du nie von ihr. Ist sie tot? Wenn ja. sag' es mir! Lieber die schreckliche Wahrheit, als diese grauenhafte Ungewißheit, in der ich seit Wochen bin! Ich ertrage das nicht länger. Sag' es mir, Heinrich! Ist sie tot, oder lebt sie und hat mich vergessen?" Heinrich ergriff Julius' Hand und beteuerte

, und er wisse nicht, wohin, aber es sei kein Zweifel, daß sie noch lebe. Ein wenig beruhigt schien Julius von dieser Nachricht doch zu sein, er begann aber von neuem zu grübeln und lag tagelang still, bis der Arzt endlich erklärte, der Pa tient sei jetzt kräftig genug, eine Bahnfahrt auszuhalten. Und er müsse nun augenblicklich an die Riviera gebracht werden. Eines Morgens wurde Julius in seinem Bett zur Bahn gefahren und in dem hellen, weißlackierten Sani tätswagen nach dem sonnigen Beaulieu gebracht

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Seite 3 von 4
Datum: 11.10.1939
Umfang: 4
dort, wo Reuter Brieftauben schickte. Demnächst wird er staatlich eingeführt. Paul Julius hört derartiges nicht gern, gerät bald in Har nisch. Die schnellste seiner Tauben wird mit dem elektrischen Funken nicht um die Wette fliegen. Elektrische Telegraphie! Man hat von ihr von Gauß, dem deutschen Physiker, schon allerhand gehört, allein im Ernstfall, wo bleibt da das Geschäft mit den Tauben? Paul Julius erbleicht, sieht Ruin vor Augen. Der Teufel hole diesen Siemens.... allein der Mann kommt zur rechten Zeit

. Umstellen muß man sich, sofort umstellen ... aber wie? Siemens, auch kein Dummer, weiß Rat. Er schlägt Reuter vor — er ahnt ja nicht die Folgen — .... kann sie nicht ahnen —, doch jetzt in Aachen, nach Fertigstellung der preu ßischen Telegraphenlinie, die gerade bis dorchin geht, ein De- pefchenbüro der elektrischen Telegraphie zu eröffnen. Paul Julius horcht auf, wird sehr interessiert, als Siemens weiter hin berichtet, ein gewisser Bernhard Wolfs, der Herausgeber und Begründer der im 48er

Jahr'erschienenen freisinnigen Berliner Nationalzeitung, errichtete kürzlich mit Hilfe seines Onkels, des Justizrates Siemens, ein ähnliches Institut in Berlin. Der Hinweis genügt. In Berlin kommt Julius einer zuvor, Wolff, ein Stammesgenosse! Mit diesem Wolfs wird noch zu reden sein. Andererseits: traut Wolff, ein wendiger Gesell, sich in Berlin, Paul Julius traut sich in Aachen. Mit einem Schlag ist Reuter Feuer und Flamme für elektrische Tele graphie. Unter vier Augen mit seinem Weib spricht er: „Jda Gott

sandte uns den Siemens. Ein gescheiter Mann. Ich folge seinem Rat, gebe die Taube auf. Jda, hast du Lust zu elektrischer Mechanik?" Paris—Brüssel—London Jda hat. Allein, das Geschäft springt nicht so an, wie man erwartet. Abwartend verhält sich das Publikum, glaubt an Schwindel, mißtraut dem elektrischen Dienst. Reuters haben Sehnsucht nach Tauben, greifen gelegentlich zurück aus Tauben. Schließlich reißt Julius die Geduld. Auch ist Aachen ihm zu pro vinziell geworden. Er spricht zu Jda: „Packe

sind sie noch schneller. In Paris nimmt sich Engländer ihrer behutlich an, insbesondere der eleganten Frau Jda. Den Gatten schiebt er bald in Havas-Geschäften nach Brüssel ab. Nur läßt sich Paul Julius nicht schieben. Er ist kein blinder Hesse; er läßt die Frau Nachkommen, Frau nebst Sohn. Sie erscheint auch, elegant wie immer, gekleidet nach der letzten Pariser Mode des Jahres 1851. In Brüssel wächst auch kein Weizen. Paul Julius erntet nicht. Aber das submarine Kabel verbindet jetzt Calais mit Dover, Anlaß

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Seite 3 von 12
Datum: 17.11.1929
Umfang: 12
leicht. ,Witte, setze dich einen Augenblick zu mir, Julius. Gut. mein Junge. Höre, du bist neunnndzwanzig Jahre. Bist Privatöozent. Einge gliedert. Du kannst an eine Heirat denken. Ich mische mich nicht ein. Ich rate dir nichts. Ich erinnere dich nur, daß Professor .Körner ein großes Vermögen bat und eine ein zige Tochter, daß Baron Finkenstein eine Tochter und große Güter besitzt, und daß es auch einen sehr reichen ikNdusLxiellcn hier gibt mit einer hübschen, wohlerzogenen Schier. Etwa drei große

Partien, lieber Julius. Ein drivatdozent ohne Vermögen ist heute keine große Par- iic. Ein junger Herr mir bedeutenden Erbschaftsaussich- steht anders da. Heute abend weiß schon ganz Würz- Mg. daß Höchheims erben werden. Drei Tage bleibt es >n der Schwebe, wieviel. Drei Tage sind eine lange Zeit, Nenn man sie gut zu benutzen weiß, lieber Julius." Der Privatdozent stieß seinen Stuhl zurück. Er zitterte I M Erregung. „Aber ick bitte dich, Großmaura, dir denkst, tz wollte, ich könnte in der Lage

, die vielleicht wirklich sehr nach C na nee aussieht, etwas erzwingen, das — Er stockte, errötete. „Gewiß, ich habe mich den genannten jungen Damen einigermaßen genähert, aber ich bin kei neswegs entschlossen, für eine von ihnen — man gedenkt der Vernunft nicht gern auf diesem Gebiete." Die alte Frau erhob sich. „Ich deutete dir den Weg an, den Klugheit gehen würde Julius. Und nun gute Nacht." - j Julius von Höchheim saß vor seinem Schreibtisch und > Mmtö sich, zu arbeiten. Es mußte gearbeitet

Ergebnis: MartiNi-Festscheibe: 1 . Direktor Rietzler., Mutte (Fdsvbüchst): 2 . Emanuel Turvv. Reutte: 3 . Kenber Max. Reutte- 4 . Hüstle Kart, Breitenwang,- 5 . Singer Adatbert, Reutte- 6 . Hunderipftind Jofesi Heitermang.' 7 . Weirather Franz, Heivterwang- 8 . Philipp Singer, Realste; 9 . Pfennig Joses. Hsitevwang,- 19 . Me-f Edtiard. Wängie; 11 . Schennach Julius. Reutte- 12 . Kramer Eduard. Hsiterwang: 13 . Singer Max. Reutte,- 14 . Hornstein Hans, Reutte,- 16 . Fritz schrieb Julius tum Höchheim

. — * Die Baronin Luckner sah ihre Enkel am Werk: Julie mußte schlafen nach dem Nachtdienst in der Apotheke, Julius eilte auf die Universitätsbibliothek, Gndrune zu ihrem Malprofessor, Walter auf einen Ausflug, der eine sportliche Leistung darstellte. Da verließ die Baronin, ein leichtes Seidenmüntelchen über dem schwarzen Kleid, auch ihrerseits das Haus. Ihr Weg war nicht weit, er führte von der Wohnung mit dem Blick auf den Main und das Sanderglacis nur in eine Nachbarstraße. Fräulein Becker, Damenmoden

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Seite 4 von 6
Datum: 01.04.1931
Umfang: 6
. Nachdenklich ging er dann ganz langsam zurück und konnte sich nicht sofort entschließen, Julius alles zu er zählen, sondern saß noch eine Stunde auf einer Bank am User des Meeres. Eine schwere Last hatte sich ihm auf das Herz gelegt. Wie sollte er dem Freunde das Furcht bare beibringen? Wie konnte er ihm, dessen Gesundheit noch immer sehr schwach war, diese schwere seelische Er- schlttterung ersparen? Die Bilanz öes stäbtischen Elektrizitäts- Unternehmens weist für das Betriebsjahr 192R30 an Aktiven

. Temperatur —10 Grad, vollkommen bewölkt, leichter Nordwestwinö, Talsicht mittel, Fernsicht keine. Skifähre gut. Nein, es mutzte sein, und Henri beschloß, eine günstige Gelegenheit abzuwarten, bei der er dem Freunde lang sam nach und nach das Geschehene Mitteilen wollte. Sehr schweren Herzens kehrte er zur Villa zurück; da aber Julius wieder traurig in die untergchende Sonne starrte und schweigsam schien, sprach er nicht und verschob die schwere Aussprache auf den anderen Tag —ein Tag mehr oder weniger

spielte ja keine Rolle mehr. Der darauffolgende Tag ließ sich herrlich an. Die Sonne war in strahlender Pracht hinter dem Kap Martin auf gegangen, auf der Terrasse lag herrliche Morgenfrische, das weite blaue Meer leuchtete in all seinem Glanz. Julius trat, von festem Schlaf gestärkt, aus dem Zimmer heraus auf die Terrasse und sah mit frohen Augen hin aus auf die Schönheiten der Natur. Endlich wandte er sich zu seinem schon am Frühstücks tisch harrenden Freunde und sagte mit merkwürdig froher Stimme

: „Heinrich, mein Freund, mir ist heute so wohl zumute, wie schon lange nicht mehr. Du wirst sehen, wir erleben heute etwas Freudiges!" Oh, du Armer, wenn du wüßtest, was du heute hören mutzt, dann wärst du sicher nicht so freudig gestimmt, denn heute mutz ich endlich sagen, welch schreckliches Ge schick die arme Xenia ereilt hat! Ach, Julius, wenn ich dir nur helfen könnte, dachte Taler; aber er erwiderte nichts auf diese Anrede Stockens, sondern atz ernst, und ohne Julius anzusehen, sein Frühstück

. Julius schüttelte ein wenig den Kopf, denn er war es gar nicht gewöhnt, daß sein lebhafter Freund eine so ernste Miene machte. Was hatte er nur? Als sie gefrüvstückt hatten, trat der Briefträger auf die Terrasse und legte wie alltäglich, die eingegangenen Briefe vor Stocken aus den Tisch. Wieder suchte Julius, wie immer, den sehnlichft erwarteten Brief, der aber auch jetzt nicht gekommen war. Gleichmütig schob er alles Taler zu. damit dieser die Fragen der Freunde in Berlin beantwortete

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 08.07.1953
Umfang: 6
Minute schnell allerhand hineinstecken kann, sehr gut aus. Geht es ins Gebirge, nehmen wir anstatt der Handtasche lieber unseren alten guten Ruck sack mit, den wir auch bei Wanderungen in den Bergen immer brauchen können. Ehe wir mit dem Einpacken beginnen, überlegen wir genau, was wir mitnehmen wollen und bereiten alles vor. Um nichts zu vergessen, ist es gut, ein für allemal eine Liste von den verschiedenen Kleinigkeiten, Julius war in Rosalia verliebt — das wäre alltäglich, wäre der Julius

nicht kaum an die zwanzig, Rosalia aber schon weit über vier zig. Julius ist fesch und Rosalia vertrocknet. Julius legte Rosalia fast alle Tage sein Herz zu Füßen. Sie küßte ihn — er pflückte Ihre „Schönheit“ — ein richtiges „Gspusi“ war fertig, wie einstmals zwischen Joseph und Potjphar. Eines Tages packte Rosalia der Ge- wissenswurrn. „I hab do an Mann und a Kind, Julius. Dös muaßt doch vastehn. I möcht die ja gern, bist a not schiach, aha s'geht nimma, d'Leut redn viel in da Pfarr.“ Die Tage vergingen

, die Wochen. Julius* Liebe steigerte sich. Rosalia mahnte zwischen Küssen: „Geh nimma her zu mir, sunst gschicht an Unglück.“ Auch ein Halskettchen stellte sich ein, eine Armbanduhr aus Julius* Hand für Rosalia. „Zweng dera Uhr kenn i di a not nemma. Vastehst? Suach da an andere, gibt ja mehra in Mariapfarr“, sagte Rosalia. „Na“, meinte Julius, „Du oder koane. Du, oder i bring mi um . . Die Tage vergin gen. „Wann a sich halt doch umbringa dat? Dös war a Malheur. Dös Gschroa in da Pfarr und dö Leut und dös

Umgredat und dö Kostn.“ Am nächstbesten Tage: „Du Julius, um bringa darfst di nöt.“ — Aber es half nichts. Nach dem Kuß sagte Julius: „Wann i mi Geschworenensenat den mehrfach vorbestraf ten 32jährigen Friedrich Kniejski des Gatten mordes schuldig und verurteilte ihn zu le benslänglichem schweren Kerkers. In dem seit mehreren Tagen laufendem Verfahren wurde am Tag der Urteilsverkün dung noch eine Zeugin aus Wien einvernom men, die mit dem Angeklagten intime Bezie hungen unterhalten

, den Proviant und alles, was wir auf der Reise gern bei der Hand haben wollen. —ika— schon nöt umbring, dann bring i dein Mann um, und‘s Kind . . Wegen dieser Worte hatte sich Julius ge stern vor dem Gericht wegen Erpressung zu verantworten. Geständnis um Geständnis rollte über seine Lippen. „I hätt mi selba eh nöt umbracht“, sagte er, „s* war nur a Dro hung.“ — „Da haben wir es!“ schrie der Staatsanwalt. „I liebte sie ja eh heiß, Herr Oberrichter. Heiß und innig. Kennens dös verstehn?** Der Vorsitzende

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Seite 4 von 7
Datum: 15.12.1929
Umfang: 7
zwischen Regiernngstruppen und Banditen. KB. Newyork, 14. Dez. Nach einer Meldung der „Associated Preß" aus No gal es (Arizona) gerieten mexikanische Bundestruppen bei Gahuaripa im Bon den Türmen klangen die Glocken zum Angelus. Wie schräg hingeweht blieben Weinselige stehen, bekreu zigten sich, murmelten Worte. Rührende Stadt! Frohe, goldige Stadt! Unter der Sug gestion der Glocken war Armgard zu einer frommen .Handlung geneigt. Sie würde gern einen Augenblick in den Dom getreten sein. Aber — nicht mit Julius

von Höchheim. Er sprudelte neue Eindriicke heraus beim Gang durch die Straßen. Der Genfer See, Chillon, Montreux. Sie hörte nur halb hin. In Julius schwang die Vorfreude auf einen Abend allein mit ihr. Er wagte sich heraus und erzählte, viel lieber als nach Genf wäre er in die Kurmark geroist, also in die Gegend um Brandenburg. Denn er glaube, die norddeutsche Seele würde man wohl verknüpfen dürfen mit der norddeut schen Landschaft. „Lächeln Sie nicht, gnädigste Frau, ich weiß wobt, daß Erkenntnisse

. Er liebe das Wort „Schwertadel". Er bedauere, daß die Zeit ihn selbst in andere Bahn gewiesen, so sehr er seinen Berus liebe. Sie fühlte, diesen Abend müßte sie sich mit der Ge schichte der Höchheims befassen. Nicht zu leugnen, es war wirklich interessanter, als von Frau Kttndingers ewigen Töchtern zu hören. Im Erbhaus angelangt, eilte Julius auf sein Zimmer, den Anzug zu wechseln. Der Federweiß war ihm ein wenig zu Kopf gestiegen. Ob er heute abends einen Vor stoß wagte? Sorgfältig frisiert

von Gestalt, mit einem Gesicht wie unter eine Eisenhaube passend, winzigem Schnurrbart über vollen Lippen, einer gewal tigen Hakennase, die sich auch zwischen zwei Polsterwan gen noch siegreich behauptete, und dunklen Flackeraugen unter hochgestellten Brauen. Dieser Kreuzfahrer im Ruhe stand, wie Julius flüchtig dachte, steckte in einem gut ge schneiderten Smokinganzug und schien unzweifelhaft ein Tischgast. Er stand wie eine Bildsäule da. „Von Höchheim," sagte Julius unfroh. „Von Bredow und Ladalinsky

," kam es mit knapper Verbeugung zurück. Julius dachte, gibt es denn das? Es wird einem ja ganz Fontanisch und WiMbald-Alexisisch zumute. „Gutsnachbar von Frau von Arnim," sagte der mär kische Herr erklärend und wandte sich behend, mit Gesten fröhlicher und enthusiastischer Ergebenheit ab: Frau von Arnim trat ein. Julius sah ein wundervolles Abendkleid, grün mit Silber, sah ein halbvertrauliches Lächeln und merkte, dieser plötzlich erschienene Gast war schon begrüßt. Und der schöne, einsame Abend

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Seite 3 von 8
Datum: 19.03.1931
Umfang: 8
als beiweitem zu klein erweisen. So ist die Hörerfrequenz an der chirurgischen Klinik von 160 auf 277 gestiegen. Aehnlich ist das Verhältnis an der medizinischen Klinik. Auch zeigt sich, daß beide Kli niken trotz der Umbauten an Raummangel leiden. Nachdruck verboten ) 14 Eine verhängnisvolle Wette. Roman von Martin L. Jacobsen. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle 1930. Erregt trat Julius mit Heinrich an eine beleuchtete Stelle. Er las den Zettel, den Dr. Rodius geschrieben hatte. Darauf stand: „Xenia

! 9 Uhr 25 Minuten Anhalter Bahnhof. Warschau—Moskau, Billett beim Schalter in. Ich am Perron beim Zug. Im Falle du nicht kommst, warte ich in Dresden, Bellevue, bis übermorgen, Donnerstag. Dies letzter Termin!!!! Nemo." Julius starrte Heinrich an. Dieser packte ihn aber beim §lrrn und zog ihn Liber die Straße zum Autostandplatz und Aie dem Chauffeur die Worte zu: „Anhalter Bahn- hvf! Wenn Sie noch zurecht kommen, doppelte Taxe!" Und schon raste das Auto davon. Als der Wagen vor dem Bahnhof hielt

, war es 9 Uhr & Minuten. Beide stürmten zuerst zum Schalter m. Dort war nie mand zu sehen. Also schleunigst auf den Bahnsteig. Ein Aück war es, daß sie der Beamte an der Sperre aufhielt, jrmit sie Bahnsteigkarten lösten. In dieser halben Minute faßte sich Heinrich wieder so weit, daß er den auf- sttegten Julius am Arm festhalten konnte, so daß sie an- minenö gemächlich den D-Zug nach Dresden abschreiten Muten. .Beim zweiten Wagen hinter der Maschine stand ein Mann in weitem Reisemantel und mit Kappe

, der schein bar gespannt nach dem Ausgang geblickt hatte, im selben Mgenblick aber, vom Schaffner aufgefordert, kehrtmachte schleunigst ins Abteil verschwand. Gleichzeitig er- All das Abfahrtzeichen, und der Zug setzte sich in Be rgung und war in einer halben Minute aus der Halle daraus. Julius und Heinrich starrten sich wie geistesabwesend an, und beide sagten zugleich: „War das nicht Sascha, der Diener Krotovs?" „Zweifellos war es der lange, blasse Diener Krotovs," meinte Heinrich

. „Aber wo war sie, Xenia?" „Wahrscheinlich schon im Wagen," sagte Julius. „Unsinn! Sonst hätte der Bursche nicht auf dem Bahn steig gewartet! Biel wichtiger wäre es jetzt, zu wissen, ob er uns gesehen und erkannt hat!?" Beide zuckten die Achseln, dann aber schlug Julius vor, zu Krotov zu fahren, um dort nachzuforschen, ob der Diener da sei. Heinrich lachte und meinte: „Wie willst du das anstellen? Du kannst doch nicht ein fach hinfahren und den Baron fragen, ob sein Diener zu Hause ist. Das wird doch sogar

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 17.03.1931
Umfang: 6
würde. Dieser war stolz auf den neuen Ver trauensbeweis seines verehrten Freundes und sofort Feuer unb Flamme, schlug er vor, nicht zu Kewpinsky zu gehen, sondern lieber in ein weniger bekanntes und be suchtes Restaurant. Stocken war einverstanden, und so gingen sie in ein kleines Restaurant, erhielten einen ruhigen Platz an einem Tische in einer Ecke, bestellten ihr Essen — und während serviert wurde, erzählte Julius alles, was ihm in den letzten Tagen passiert war. Er beschönigte nichts, sondern hielt

ein Liebes verhältnis unterhielten, mieteten sich Samstag vormittags in einem Salzburger Hotel ein. Sie hatten in einem Paket leichter, schltetzlich auch seinen Verdacht und die Bitte um den Rat Heinrichs vorzubrtngen. Als Julius geendigt hatte, saß Taler eine ganze Weile mit gerunzelter Stirn nachdenklich da: dann sagte er: „Mein lieber Julius, wenn ich ganz aufrichtig und ehrlich sein soll, so sag ich dir: die ganze Geschichte gefällt mir nicht. Du weißt, ich habe Abenteuer leidenschaftlich gern

— aber nur solche mit Deutschen, deren Psyche ich verstehe: doch Rußland... brrr, das ist mir zu asiatisch und zu wenig kultiviert. Schon die Geschichte mit der „heiltgen Rache" ist so absurd und grotesk, daß sie ein richtiger Deutscher nicht verstehen wird, und wenn ich dir gut raten soll, dann lasse lieber dte Hände davon,- ich habe Furcht, öatz du nur Schwierigkeiten und Aerger davon haben wirft!" Hammel!" sagte Julius. „Gerade das reizt mich!" „Den .Hammel' quittiere ich mit Dank, ohne ihn vor läufig zurückzuerstatten

aber, mein alter Julius, erinnere dich daran, was ich dir heute gesagt habe! Bleibe im Land und nähre dich redlich, sagt ein Hammel zum ande ren, als es zur Schlachtbank ging — das sagt dir dein Freund Taler." „Ebenfalls Dank, mein Guter! Du zahlst schnell und mit gleicher Münze aber ich sage dir gegen deine Be denken wieder nur das eine: Schau sie dir an, und du wirst mir helfen, denn ich brauche einen verläßlichen und aufrichtigen Helfer, der kein .Hammel' ist, sondern ein ge riebener und schlauer Bursche

, wie zum Beispiel ein ge wisser Taler, mein intimster Freund und Bruder!" Damit hatte Stocken den kleinen Dicken gewonnen, und dieser krähte vergnügt: „Also, es sei! Ich will meine Hände einmal in dumme Geschichten stecken,- aber geht es schief, so gib nicht mir die Schuld — ich habe dir vorher gesagt: Fange nichts mit Asien an!" Als der schwarze Kaffee, die Zigaretten und der obligate Kognak serviert wurden, hatte der kluge Freund schon sein Plänchen fertig, sagte aber Julius nichts davon, son dern forderte

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 13 von 16
Datum: 12.03.1923
Umfang: 16
. Diese ist: Heraus aus den christlichen Gewerkschaften, heraus aus der christlichsozialen Partei? Hinein in 'die freien Gewerkschaften? Hinein in die sozialdemv- ftatischs Partei! Soziales. Herr Julius Kinz und die Arbeiter frage. Herr Julius Kinz hat in einenr Artikel „Zum Problem der Arbeitslosigkeit", erschienen in den .»Innsbrucker Nachrichten" (Nr. 34 am 12. Februar d. I.) dafür plädiert, daß wieder die Zwangs arbeit eingeführt werden möge. Weiters schlägt Herr Julius Kinz vor. »daß die Arbeitszeit

bei gleichbleibender Entlohnung verlängert werden müsse mtb dabei gewissenhaftere Pflichterfüllung von den Beamten und Arbeitern zu erfolgen habe? Zu diesen Folgerungen kommt Herr Julius Ki»rz dadurch, weil er gesunden hat. daß »der Staat durch seine soziale Gesetzgebung bettelarm gewor-. den ist" und daß es am „Arbeitswillen" fehlt und „die Gewissenhaftigkeit des einzelnen Arbeiters ge lockert wird". Dabei bricht Herr Julius Kinz in die Jeremiade aus: »Der Beamte und Arbeiter soll von dem verlorenen Krieg

nichts spüren; sie müssen turch Index und Kollektivvertrag. Altersversor gung usw. geschützt werden, nur der Unternehmer ist vogelfrei und hat keinen Anspruch auf einen der Arbeit und dem Risiko entsprechenden Gewinn". Ferner erholst sich Herr Julius Kinz von der Ein führung der Zwangsarbeit, daß die ..sogenannte Arbeitslosigkeit auf ein Minimum zusammen- fchrumpftn werde und die Kontrolle dann zweck mäßig den berufsmäßigen Faulenzern zugewendet werden kann". Wir möchten den Herrn Kinz nun fragen, wo er all

diese Erfahrungen gesammelt hat? In seinem Betriebe nclMich nicht! Herr Kinz hat sich vor Monaten sehr lobend und anerkennend über die Leistungen seiner bei ihm tätigen A rheiterschast .ausgesprochen und eines Tages hat Herr Kinz wieder dieselben Arbeiter zu Mehrleistungen pres sen wollen. Herr Julius Kinz ist eben ein Mann, .der von einem Tag zmn anderen nicht mehr weiß, loaS er gesagt und für richtig gehalten hat. Herr :Kinz kühlt sich als Fabrikant vogelfter: will Herr 'Kinz vielleicht die Rollen tauschen

? Statt daß er die Gehälter und Löhne in seinem Betrieb der Goldparität anpaßt, abon niert Herr Julius Kinz partienweise den ..Natio nalsozialist" und läßt denselben gratis in der Fabrik verteilen. Wahrscheinlich hofft Herr Ju stus Kinz. daß er in dem famosen Schimpfblatt gegen die Arbeiterbewegung gleichzeitig ein brauch bares Werkzeug für seine »sozialen Unterdrückungs bestrebungen" gefunden hat. Herr Kinz ist für die Zwangsarbeit, und zwar steckt darin eine kleine Sehnsucht nach dem Kriegs

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 17.03.1936
Umfang: 6
zahlreiche Mitglieder aus Schwaz, Vomp und Pill erschie nen waren. Als Gäste waren anwesend Bezirkshauptmann Dr. Leitner als ehemaliger Kaiserjägeroffizier, Hauvtmarm Otto Reichmann, Bundesführerstellvertreter aus Wattens. Präfekt Julius Haßl vom Paulinum Schwaz, die Aerzte Dr. Pfister und Dr. Waldhart von Schwaz, Oberstleutnant Edmund Weiser, Obmannstellvertreter der Ortsgruppe Schwaz und Kaufmann Somweber aus Ienbach, der die Grütze der dortigen Ortsgruppe überbrachte. Obmann Fähnrich Hubert Graf

, geboren 1867, wurde ein hervorragender Nerven arzt, Obersanitätsrat in Wien, Direktor der Heilanstalt Rosenhügel bei Wien und lebt derzeit im Ruhestande in Meran. Sein Sohn Benno (geboren 1905) starb als Stu dent in Wien im Jahre 1925. Seine Schwester Berta über nahm das Geschäft des Vaters Franz v. Sölder in Meran Julius. Sohn des Magtsrrarsdirektors Josef und der Josefine Streb, geboren in Graz am 27. Dezember 1837, wid mete sich dem Postdienste, war 1863 Postosfizial in Venedig schließlich

I. A. C. — Veldidena; 4 Uhi Sportklub — Heer. Jose fine, Tochter des Postdirektors Julius v. Sölder. geboren am 17. Dezember 1864 in Venedig, ergriff den Lehr beruf, wirkte viele Jahre sehr verdienstlich an der Lehrerm- nen-Bildungsanstalt in Innsbruck, wurde Schulrätiu. war eine der wenigen weiblichen Tiroler Landtagsabgeord neten (1920) und starb am 2. September 1930 im Hause ihrer Bruders Julius in Mödling. Eduard, Sohn des Postdirektors Julius und der Berte Bernodelli, geboren am 2. Juni 1866 in Willen

Nr. 23, trat in den politischen Dienst, amtierte bei den Bezirkshaupt mannschaften Trient, Cavalese, Lienz, Ampezzo und Bozen, trat 1902 aus dem Staatsdienst aus und wurde Magi stratsdirektor in Bozen. Mit dem Bürgermeister Dr. Julius Perathoner machte sich Sölder hochverdient um die Pflege deutscher Kultur in Südtirol. Auch als Alpinist machte er sich einen Namen. Er war mit Maria Rizzoli ver ehelicht und starb am 6. Dezember 1935 in Bozen. Bon seinen fünf Kindern siel sein Sohn Eduard (geboren

am 24. Oktober 1894 in Cavalese) als OberleutnanL-Artillorie- Kommandant des Werkes Lusern am 24. August 1915 ein« feindlichen 30-Zentimeter-Granate zum Opfer. Julius, Sohn des Postdirektors Julius, geboren in Innsbruck am 23. Dezember 1870, trat in den Bahndienst und lebt jetzt als Oberinspektor i. P. der Bundesbahnen in Mödling bei Wien. Mit seinen beiden Söhnen Julius und Ernst setzt er die niederösterreichische Linie fort. In Bruneck lebt eine bürgerliche Familie Sölder, mit Aerzten, Notaren

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 8 von 8
Datum: 10.11.1934
Umfang: 8
machen können." Der Finanzrat nahm, in einer Atempause, einen genießenden Zug aus seiner Zigarre. „Bist Du aber heute dramatisch, Julius!" „Laß nur gut sem — liebe Margit. Ich habe es mir zum Grundsätze gemacht, die düsteren Sei ten einer Sache meiner Umgebung nur dann vor Augen zu führen, wenn ich auch gleichzeitig den Ausweg klar vor mir sehe." Er sah forschend nach dem Korbstuhl seiner Frau hinüber, konnte aber an ihrem dämmerigen Profil die Wirkung seiner Worte nicht erkennen. „Jeder Aussaat —, jeder Heuernte geht

dieses Bangen in der Brust eines zielbewußten Landwirtes voraus: wie Mrd das Wetter darüber entscheiden? Darf man riskieren — 'die wogenden Aehren zu fällen — das saftige Gras dem Schnitt der Sense preiszugeben, ohne zu fürchten —" „No Julius — kann man nicht anders. Muß man natürlich lieben Gott überlassen." „Gewiß, liebes Kind — aber nicht ganz. Der hochentwickelte Mensch ist dazu berufen, sein Schick sal und Gott zu unterstützen." „Und wie willst Du das machen, Julius?" „Sehr einfach. Ich müßte

sein wird. Von weit und breit kämen sogar die Bauern gewallfahrtet —" „Lieber Julius — haben wir mcht Geld genug für solchen Wallfahrtsort. Fang Dir einen — Laub frosch — ist billiger und ganz dasselbe." „Nein — einet: Laubfrosch nicht —", warf Mädi rasch ein. „Ganz ineine Ansicht, liebes Kind — Dil hältst dies für Tierquälerei. Lieber Ingenieur, was _ sagen denn Sie? Sie Haben :n diesem Fall die ausschlag gebende Meinung, als mein ausgezeichneter Fach- mann und Instruktor." Er trat dabei unter dem Tisch

Ingenieur —" sagte s:e rasch, „sind Sie natürlich auf Seite meines Man nes. Seh ich ja vollkommen ein. Aber — ganze Station gleich — das ist mir zu viel, lieber Ju lius. Fahr in Gottes Namen nach Wien — kauf Dir Barometer oder Wetterhäusel — muß :::an doch Rücksicht nehmen auf Kostenpunkt. Zum Schluß noch Fernrohr — und ganze Sternwarte — geht natür lich zu weit. Mußt Du einsehen, Julius." „Nein, nein — von einer Sterinvarte kann nicht die Rede sein. Ich bleibe vorläufig schon mit allen Fasern

an das Problem ,Heimaterde' geschmiert/' „Vorläufig — ist gut. Bitt ich Dich nur eineS^ Julius — fahr, wenn's sein muß — lieber mor gen. Denn — wenn nächste Woche Tante Karla kommt — reis' ich mit Mädi auch glatt weg — wenn Du uns allein läßt." „Aber schau — habe ich Dich je m schwierigen Situationen schon im Stich gelassen?" Frau Margit seufzte eindeutig. „Nun also — keine Sorge." Er tvandte sich nnt gewinnender Liebenswürdigkeit an seinen Ingenieur. „— außerdem überlasse ich ja meme Damen

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Der Südtiroler
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Seite 2 von 8
Datum: 15.01.1931
Umfang: 8
nicht mehr erlebt. Sanft war sie in die Ewigkeit hinübergeschlummert. Auf ihrem kummervollen Gesicht lag ein tiefer Friede. Auf dem Tischchen bei ihrem Bett lag neben der Bibel Brunos Photographie. Auf der Rückseite stand in seiner Handschrift geschrieben: „Nur wer die Sehnsucht kennt. . ." Und darunter mit Bleistift gekritzelt, von zit ternder Mutterhand: „Gott schütze dich!" 18. Kapitel. Julius stieg rüstig hinan — aufwärts von Klausen — ins Villnöstal. Er war durch die unbeholfenen Schriftzüge

eines Bauern gebeten worden, einmal nach ihm zu sehen — er wisse nicht ein und aus. Oft kamen solche Hilferufe an Julius. Helfen können! Wenn die Kasse nur immer reichte! Regina war an seiner Seite. Es war das erstemal, daß sie sich von dem kleinen Erdenbürger, den ihnen der Himmel geschenkt, den sie kurz zuvor von ihrer Brust ent wöhnt, für ein paar Tage getrennt hatte. Marie-Theres war bei den Kindern geblieben. So konnten sie ruhig sein. Mit beglücktem Stolze blickte Julius auf die geliebte Frau

. Ihr Körper war von schlanker Fülle — und auf ihrem Ge sicht, über ihrem ganzen Wesen lag eine köstliche Reife, wie sie das Mutterwerden edlen Frauen bringt. Das grüne Lodenkostüm mit dem kurzen, weitfallenden Rock kleidete sie gut. Froher denn seit langem stieg sie mit Julius bergan. In unvergleichlicher Wildheit ragten in der Ferne vor ihnen die senkrecht abstürzenden Geißlerspitzen auf. Und um sie her in den goldenen Farben des Herbstes getaucht, lagen die lieblichen Anwesen und Dörfer

standen, i saßen über Papieren zwei Männer. Der eine rechnete — i rechnete. Der andere paffte. Eben kam die Bäuerin mit i kummergebeugtem Rücken herein und trug Kaffee und Brot ) und Butter auf. Verstohlen wischte sie sich die unaufhaltsam i ! rinnenden Tränen ab. „Herr Dr. Keßler! Sie hier?!" enffuhr es Julius. „Ja! Ich! Und nicht zu meiner Freude!" Dr. Keßler i ! rückte den weißhaarigen Kopf empor. Er reichte Julius und i ! Regina grüßend die Hand, stand auf und plötzlich

. Vier unmündige Kinder! Wegen zweitausend Lrre Steuern müssen sie von Haus und Hof. Morgen sindft obdachlos . . ." er wandte sich ab. Auch Julius kehrte den Rücken ins Zimmer hinein- Da legte sich eine leichte Hand auf seine Schulter. „Könnten wir diesmal nicht helfen, Julius?!" „Regina!" er wandte sich — blickte sie an — ffagen und dankbar zugleich. „Wir haben jetzt drei Kinder! D> Konkurrenz durch die italienischen Rechtsanwälte macht pq sehr fühlbar, und auch unser Gut bringt nur mühsam Steuern

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 12
Datum: 17.11.1929
Umfang: 12
ihr Obstmesser. Sie bückte sich danach und stieß mit Bruder Walter zusammen. Der Gymnasiast lachte und bekam einen Hustenanfall. „Bewahre, kein Geistlicher. Ein Studienassessor", er widerte Julius. Die Baronin tauchte die Fingerspitzen in die messingene Wasserschale. „Ein Bäcker? Nicht zu glauben. So sehr unter seinem Stande hatte der Professor geheiratet? Da verstehe ich, daß er trotz seines Geldes nie eine Rolle an der Universität oder in der Gesellschaft gespielt hat. Seine Frau

war also eine Bäckerstochter?" „Nein, und wenn auch —" begann Gndrune. „Du Haft recht, es geht uns nichts an", schloß die Baronin. * Julius hatte seine Schwester zu dem Abenöspaziergang aufgeforöert. Er wußte, die Geschwister Menard wunder ten meist zusammen. Man würde beide in der Wirtschaft hinter dem „Käppele" treffen, dem Wallfahrtsberg. Und beim Heimgehen ergaben sich dann zwei Paare. Die Geschwister überschritten die Mainbrücke, begrüßten gewohnheitsgemäß ihre steinernen Heiligen, sahen auf den grünen Strom hinab

und baut Lustschlösser." i „Mein Gott, es wäre immerhin angenehm. Julie." Sie hatten die Kapelle erreicht, sahen übers Land, vom Abendschein beglänzt. Vor ihren Blicken lag ein bezauberndes Bild. Die von Türmen überragte Stadt, das schimmernde Band des Stromes, seitlich der stolze Aufriß der Bergfeste Marien burg. Flimmer und Licht um alle Konturen. Gefühl des Lebens, fortreißenden Lebens über den Dingen, im Glanze des Himmels. „Und da gehen wir als rührende Geschwister. " Julius entfuhr das Wort

. Die Schwester lächelte. „Warum nicht? Auch dies ist schön. Am Ende aller Dinge stehen wir ja noch nicht. Liebesgeschichten kann man rasch haben, Julius. Doch das weißt du ausgiebiger als ich." Er krauste die Stirn. Die Großmutter hatte Freier verscheucht, Herren, die Schmidt und Krause hießen und sehr jugendlich waren. Julie wurde jetzt dreiundzwanzig, Studenten kamen nicht mehr in Frage. „Gehen wir weiter?" fragte er kurz, von plötzlicher Angst erfaßt, die Geschwister Menard möchten den Wirts- garten

Tag, Fräulein Menard, wir haben uns solange nicht gesehen." „Guten Tag, Fräulein von Höchheim." Julius ver beugte sich, Befangenheit herrschte, steigerte sich, als vom Rand des Gartens ein wenig schöner, schwerfälliger Herr herbeteilte: Kilian Menard. Er wurde rot, seine Schwester war erblaßt. Julie von Höchheim dachte, er freut sich nicht besonders, daß wir kommen. Oder ist er gesellschaftlich so ungewandt? i Oder von uns beleidigt? dächtigungen auf das entschiedenste zurück und spreche

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 18.03.1931
Umfang: 6
nicht, was mit ihm geschehen war. Nach und nach erinnerte er sich an den Besuch bei Krotov, und die Folgen davon ver spürte er so heftig, daß er eiligst unter seine Dusche flüch tete und Ströme eiskaltes Wasser über seinen Brumm schädel laufen ließ. Als er wieder halbwegs Mensch geworden, überlegte er, daß jetzt wohl nichts mehr zu beginnen sei, weshalb er an Stocken telephonierte, um zu sehen, ob dieser zu Hause sei. Julius erwiderte sofort, Henry möge nur kommen, denn er habe ihn eben bitten wollen, dies zu tun — es sei

etwas vorgefallen, was von großer Bedeutung wäre. Als Heinrich bei Julius eintraf, fand er ihn sehr nieder geschlagen vor, und wortlos reichte er ihm einen Brief. Taler sah Stocken fragend an, und als dieser nickte, trat er ans Fenster und besah sich den Umschlag sehr genau. Es war ein gewöhnliches, billiges Kuvert, wie man solche in jedem Papierladen zu kaufen bekommt, und trug als Aufschrift die Worte: „An Frau Xenia Pilon, bei Herrn Stocken." Taler, sofort ganz Detektiv, konstatierte, daß die Adresse

von einer Männerhand stamme und daß der Brief ein eigenartiges Parfüm ausströme. Als er aus dem Um schlag ein Blatt herauszog und den Inhalt lesen wollte, sah er wieder staunend auf Julius, und dieser sagte kurz und ratlos: „Russisch!" „Jawohl, russisch! Was fangen wir damit an? Und übrigens, woher hast du den Brief?" Julius erwiderte, daß er ihn am Nachmittag, als er heimgekehrt sei, im Vorhaus seiner Villa unter einer dort stehenden Marmorvase gefunden habe. „Seit wann guckst du unter deine Marmorvasen?" fragte

schüttelte noch immer den Kopf und sagte: „Lieber Julius, ich kann mir nicht helfen, aber das sieht einem vereinbarten Einverständnis so ähnlich, und ich vermute, daß Xenia ihre Briefe so erwartet, empfängt und auch beantwortet!" Julius nickte mit dem Kopfe und meinte: „Ich mache doch lieber Schluß, denn die Sache ist mir doch zu geheim nisvoll und — verdächtig." Da trug sich etwas Sonderbares zu. Taler schnellte den dicken, eisenharten Bayernschäöel in die Höhe und knirschte: „Nun erst recht

nicht! Jetzt, wo ich diese Frau gesehen und kennengelernt habe, nun erst recht nicht! Jetzt reizt mich die Geschichte doppelt, denn ich glaube — du wirst mich einen Phantasten nennen —, diese Frau ist eine anständige Person und ist von geheimnis vollen Gewalten umstrickt, aus denen sie* sich nicht frei machen kann, obwohl sie aufs eifrigste danach zu streben scheint. Wenn man nur wüßte, was in diesem Briefe steht?!" Da meinte Julius: „ Fahr' doch zu Krotov! Der oder sein Sascha übersetzen ihn dir sofort!" „Gott bewahre

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 21.12.1929
Umfang: 8
Abrechnung des Lan dessängertages ergab eine Gesamteinnahme von 20.089 8, eine Ausgabe von 20.143 8. Dem Kassier wurde der Dank für seine große Arbeit ausgesprochen und die Entlastung erteilt. Die beiden über 70 Jahre alten Mit glieder Meyer und Fink wurden in Anerkennung ihrer großen Verdienste um den Verein einstimmig zu Ehren mitgliedern ernannt. Weiter erhielt Julius Zoppel das Ehrenzeichen für 25jährige Mitgliedschaft, ebenso R. Hechenberger. Bei der Neuwahl wurde mit Aus nahme des Schriftführers

einer Einzelperson ausgestellt. Auf Grund der vorgewiesenen Familienkarte werden am Nordketten bahnschalter bei der Kettenbrücke oder auf der Hunger- burg sie gewünschte Anzahl der Fahrkarten unentgeltlich ausgefolgt, wobei jedes Familienmitglied (Erwachsene und Kinder) eine Fahrkarte erhält. Die Preise für die „Julius verlangte in die Privatklinik eines ihm be kannten Chirurgen, zu Professor Müller. Er wird lange liegen müssen. Glücklicherweise war das Ehepaar Frank bei der alten Baronin, als ich die Nachricht

habe. „Wo mich meine Weltanschauung hinrief, und wohin mich auch die Milttärkommission ließ: bei den dienenden Brüdern des Jchanniterordens." Sie war gerührt von der Einfachheit seiner Worte. Und dachte zugleich: Armer Julius von Höchheim. Da ist nun ein Unfall mitten in Plänen, im fiebernden Willen zur Macht. Sie gingen eine Weile schweigend. Dann, als sie den weiten, menschenleeren Residenzplatz überschritten, blieb Ferdinand von Höchheim stehen und blickte zum Himmel auf. Er sagte: „Wer vermag zu begreifen

mußte in Aussicht auf seine Schlutzprüfung hinter den Büchern sitzen. Es war, so gestand sich Arm gard von Arnim, jetzt eine sehr werktätige Gesellschaft, unter der sie sich befand. Die Abwesenheit von Julius von Höchheim machte das Haus viel stiller. Armgard gestand sich, sie vermißte ihn zuweilen. Gewiß sah sie ihn oft. Es wäre unmöglich gewesen, sich den Aufforderungen der alten Baronin, sie in die Privatklinik zu begleiten, ent- ziehen zu könnerr. Dort wurde Julius von seinen Be suchern gefeiert

bei seiner Weigerung, und Armgard dankte für seine Begleitung bis zur Hikhüeim- schen Haustür. Sie wurde nachdenklich. Ging sie wirklich zu oft hin? Nun, dann war es bisher unwissentlich ge schehen. Sie hatte es für eine Pflicht gehalten. Nun besann sie sich, war da nicht auch ein kleiner Reiz dabei? Ne ärgerte sich, daß Wedig in gewisser Geringschätzung von Julius von Höchheim sprach. Er müßte dies nicht über je mand tun, den sie irgendwie doch sehr gern hatte. -- Sie fand die alte Baronin in freudiger Aufregung

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 28.11.1929
Umfang: 6
. Von der Hauptversammlung wurde einhellig beschlossen, dem kürzlich nach .Hall überführten, im Jahre 1925 verstorbenen Schulrat Julius Hofer wegen seiner Verdienste um die Musikkapelle Mayrhofen dadurch ein dauerndes Andenken zu sichern, daß im Ber* einsheime Cafä Dengg und im Probezimmer sein Bild in vergrößerter Ansführung angebracht werden soll. Die gleiche Ehrung wird auch dem verstorbenen, ebenfalls hochverdienten Mitglied Franz Dengg zuteil werden. Die Wahl der Vereinsfunktionäre hatte folgendes Er gebnis: Obmann

Cafötier Hans Dengg: Stellvertreter: Jakob Hausberger: Kapellmeister: Oberlehrer Hans Ober- sorcher: Kassier: A. Feistmantl: Schriftführer: Zollwach inspektor Toni Weiß: Zeug- und Notenwart: Gemeinde wachmann Benno Falterbauer. Ferner wurden Josef Egger, Hermann Strobl, August Knauer und Zahn techniker Hanusch als Beisitzer gewählt. Julius lächelte, warf rasch ein: „Gnädigste Frau wis sen von Lavendeltöpfen? Das klingt ganz märchenhaft." Und sein Blick drückte aus: Sie sind strahlende Gegen wart

und haben nichts von alter Lavendelwehmut. Julius rühmte und pries die Schönheiten von Würz burg. Er reihte in beredtem Vortrag berühmte Namen auf: Tilman Rtemenschneider, Walther von der Vogel- wetöe, und kam zuletzt aus den liebenswerten Dichter Max Dauthenöey. Die Großmutter staunte und bewunderte. Wie hübsch Julius aussah. Wie angeregt er war. Sonst dozierte er oft ein wenig, aber heute berührte seine Rede aus voll kommen gesellschaftliche Weise alle Dinge nur elegant und rasch. Sicher, die schölte blonde Frau

ihr von seinen letzten Theaterbesuchen. Graf Worms ließ sich von Gudrune die Familienbikder an den Wänden erklären. Julius trat für einen Augenblick zu der Großmutter. „Ich fand in meinem Zimmer die Besuchskarte von Vetter Ferdinand. Du nahmst ihn nicht an, Groß mama?" „Doch, Julius. Ich sprach diesen Herrn aus Paris fünf Minuten." Sie senkte die Stimme: „Du begleitest beute abends Frau von Arnim zum Hotel. Nicht Vetter Ferdinand." Sie wußte geschickt zu lenken, die alte Diplomatenöame. „Lieber Walter," sagte

. Ein abendlicher Spaziergang also noch! Die Groß mama verstand ja die Jugend, lächelte Gudrune im stil len. Und es ergaben sich drei Paare für den Weg: Julius mit Frau von Arnim, Gudrune mit Graf Worms, Walter mit der Thermosflasche! O großmütterliche Regie! Sicher wußte Julie davon, sicher trug sie ihr vorteilhaftes Arbeitskleid unter dem flotten, frischen Leinenkittel! Die drei Paare betraten die Straße. Monülicht war. Julius von Höchheim fiihlte sich beschwingt, jung, an geregt, einen wiedergefundenen

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Tiroler Grenzbote
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Seite 4 von 8
Datum: 29.09.1934
Umfang: 8
für den Zahlungsverkehr mit Deutschland, Wien, 9., Berggasse 16. —BHBMHaBBBB—!' Liebe in Schlmpsenbrunn Humoristischer Roman von Gabriele von Sazenhosen Urheber-Rechtsschub: Drei Quellen-Verlag. Königsbrück i. Sa. 21 „No, Julius, du machst mir Freude. Ist mir ganz neu." „Ich wollte dich vielmehr Anteil nehmen lassen an einer reiflichen Erwägung meinerseits, die mir auf meinem Spaziergang durch unfern Wald gekommen ist. Du weißt, in der freien Natur kommen mir, ganz spielend, die genial sten Gedanken, sie fliegen

im An schauungsunterricht nahebringen." „Ich habe noch zu tun, Julius. Bitte, bin kein kleines Kind." Aber der Finanzrat stand schon bei seinem mächtigen Bücherschrank und entnahm ihm nach kurzem Nachdenken einen landwirtschaftlichen Band mit Illustrationen. „Liebe Margit! Sieh einmal her! Welches Tier gefällt dir besser?" „Was soll das heißen, Julius? Kuh ist natürlich hübscher als Schwein." „Ja, das glaubt man so als Laie. Ich werde dir später noch einiges aus meiner praktischen Erfahrung

an 91 Bau schaft aufzugeben und uns ganz auf die Schweinezucht ein zustellen." „Bist du verrückt, Julius? Was fällt dir ein? Haben genug gekostet, die Kühe. Werden wir wieder ansangen mit Schweinen!" „Liebes Kind, bedenke, Schweine sind ein gutes Omen. Selten ist ein Schweinezüchter arm gestorben." Frau Margit stand energisch auf. „Hab' ich gerade genug als Frau von Hans im Glück. Überhaupt wollt' ich dir sagen schon lang' ... so geht es nicht mehr weiter. Müssen wir nehmen ... Verwalter

." „Verzeih' schon, Julius ... was siehst du von hier? Doch bloß ein Dach." „Immerhin ... ich überwache das Ganze. Ein Ver walter? Nein. Ausgeschlossen! Das anmaßende Wort allein mißfällt mir schon." „No ... bist du rücksichtslos. Rennen ich und Mädi den ganzen Tag deiner Landwirtschaft nach. Wenn man das Geringste sagt, werden die Leute frech. Kann man sich nicht wundern, weil man's nicht versteht. Und du schaust inzwischen vom Fenster aus zu. Mir soll's recht sein. Mach', was du willst. Kümmere

über das Knie. „Das gnädige Fräulein wird gleich kommen." „No, stellen Sie die Platte nur daher. Sie können schon gehen, Rosa." „Halt, Rosa, nur eines ... sagen Sie der Kathi, daß ich morgen keine Milch zum Frühstück sehen kann Und auch keine Mehlspeise genießen werde, die mit einer solchen in Verbindung steht." Als sich die Tür hinter dem Mädchen geschlossen hatte, sah ihn seine Frau kopfschüttelnd an. „Bist du aber eigen, Julius. Was hast du plötzlich? Hast du Magenverstimmung ... laß ich Doktor kommen

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 16.11.1929
Umfang: 6
sich. „Nachtdienst, liebste Omi. Wünsche mir nur, daß ich über ineinen kühnen Hoffnungen keine Arzneien ver wechsele. Ich höre Julius kommen, bisher ist er der Haupt erbe." Sie lachte auf im Vorsaal urit dem großen Bruder. Die Großmutter horchte entzückt auf seine kräftige Stimme, sein Hervorschleudern der Worte. Julius war ihr Stolz, ihr Glück, ihre große Hoffnung. Man hätte ihn nicht für einen Bruder und Vetter der anderen gehalten. Er fiel ganz aus dem Rahmen der Familie. Schon wie er die Tür aufstieß

, war charakte ristisch. „Im Namen der Republik" nannte es die Schwester, die Vase. „Dies Genie bricht sich Bahn," wagte der Gymnasiast zu spötteln. Für die Großmutter kam mit Julius Eintritt die Sonne, ein Rausch von Leben, die Gewalt eines Wollend, auch der Duft ferner Wälder oder der Weinberge, des Sturmes, ins Zimmer. Hochgewachsen, etwas vollwangig, braun gebrannt, eine „Deirkerfalte" über der Wurzel der etwas kurzen Nase, die starken Lippen leicht geöffnet, stürzte er herein, umarmte die alle Dame

haben, Julius." Der Privatdozent aß hastig und stillte sich oft das Glas mit hellem Frankenwein. „Es ist lächerlich," sagte er, als man wieder im Zim mer der Großmutter saß. „Wir alle haben uns in Zeit und Zeitschicksal gesunden. Julie, Walter, ich und die Kusine Gudrune. Die Mädels wissen, wie das Los einer Berufstätigen ist. Ich weiß, daß ich noch jahrelang jede halbwegs anständige Arbeit tun muß. Mit dem Tode des Vaters, mit der Inflationszeit ist alles Sorglose für uns vorüber gewesen. Und nun gaukelt

da plötzlich eine Hoff nung auf neuen Wohlstand auf. Man sollte einfach nicht daran denken. Selbst wenn wir etwas mehr erbten als ein sogenanntes Andenken, die Erbschaftssteuer verschlingt das meiste. Und ich bin überzeugt, cs gibt noch eine Menge Miterben. Die alte Baronin legte automatisch ihre Patiencekarien aus. Sie ließ Julius sprechen. Sie verstand die Jugend! Julius mutzte sich mitteilen, wenn er erregt war. Seine Wahrheiten hatten noch Augenblicksgeltung. Seine Vor lesungen

waren noch wie das Aufbrausen eines Jüng lings. Man hielt seine Aeutzerungen oft für paradox, aber was gewollt, oder zweckvoll, oder unerbittliche For derung schien, warf Temperament und Bezauberung über alles Neue jählings in ihm um. Er war im Zimmer uwhergeranut. Sehr hübsch an- znsehen mit seinem braunen, hochstehenden Haarwald und den übereifrigen Bewegungen. Wie schön patzte er in freie, große Verhältnisse! „Bis zu der Testamenieröffnung sind noch drei Tage Zeit, Julius?" (Fortsetzung folgt.)

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 29.11.1929
Umfang: 6
berichtet: Am Sonnltag fand im Easthof „Thaneller" in Heiterwang die PveisoerteÄunig zum Schluß-Schietzen der Schützengklde Heiterwang des Autzferner Schützenibundes statt. Obevschützenmeister Schedle hob böfon>ders die johrzehnteilange enge »Zufammenarbeit der Schütz-engiid-en Heiterwang und Reutte hervor. Das Schießen hatte folgendes Ergebnis: Die Bestgewin ner sind alle aus Reutte und Heiterwang. Haupt: 1. Emanuell Turri 57t, 2. Julius Schennach 1070, 3. Direktor Rietzler 1098, 4. Karl Hundertpfund

Höfels, Breitenwang, 905; 6. Josef Pfennig; 7. Karl Singer. 1044 ; 8. Eduard Kramer, 1127; 9. Direktor Rietzler, 1250; 10. Julius Schennach» 1345; Nachleser 1447 Teiler. Emanuel Turvi; Nummern-Prämien Karl Singer und Josef Kieltrunk. -> 5er Serie: 1. Emanuel Turri, 42 Kreise; 2. Karl Hösele» Breitenwang, 38; 3. Josef Hundertpsunib, 36; 4. Joses Hornstein, 35-, 5. Forstrat Miklitz, 35; 6. Franz Meirather, 34; 7. Julius Schennach 34; 8. Franz Ginthey, 33; 9. Max Singer, 33; 10. Karl Singer

? Wer von den Enkeln kam wieder und war reich geworden? Luise Menarö und ihr Bruder, die einzigen, denen der Erblasser näher bekannt gewesen, hatten sich ein wenig verfrüht schon in das Haus begeben. Sie verbargen vor einander ihre Unruhe, öie dem Wiedersehen mit Julius und Julie von Höchheim galt, und sahen sich öie alten Gemächer und Gelasse noch einmal an. Als sie nach dieser Wanderung in den großen Empfangsraum öes Erd geschosses zurückkamen, fanden sie schon eine stattliche Versammlung: Franks

, Frau Kündinger, Herrn Lämme rer, v.Höchheims und einen großen hellblonden Fremden. Luise befiel eine leichte Unsicherheit. Wie würde Julius sie begrüßen? Er eilte herbei, sah ihr sekundenlang ins Auge und nahm dann den frischen Ton der Herzlichkeit an, der leichte Brücken schuf. ,^ch darf Ihnen unseren Vetter Doktor Ferdinand von Höchheim vorstellen" sagte er, nachdem Luise die Damen begrüßt hatte. „Mein Vetter lebt in Paris." Noch ein Erbe? Luise Menarö mußte fast lächeln und betrachtete

, schien erstaunt, daß er nicht Aufsehen erregte, und rief noch einmal lauter: „Donald." Die Damen nickten, die Herren nannten ihre Namen. Herr Donald blieb in der Mitte öes Raumes stehen, wiegte sich in den Hüften, bewegte nervös seine Arme und stieß plötzlich hervor: „Herrschaften, Sie müsien doch aufgeregter sein! Sie müssen Affekte zeigen! Sie sind doch zum mindesten alle Eöelkomparserie." Julius von Höchheim fühlte sich als Hausherr, trat auf den Eindringling zu. „Was wünschen

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Seite 4 von 8
Datum: 24.11.1929
Umfang: 8
sind, ist ein Absender dieses Namens." Die Baronin lächelte verbindlich. „Also eine sehr spannende Angelegenheit. Aber wie reizend, daß sie mir die Freude bringt, den Grotzsohn meiner so lieben, nie vergessenen Jugendbekannten kennen zu lernen. Meine Enkel sind heute außer Haus. Mögen Sie morgen den Abend bei uns verbringen, Graf Worms? Mein Enkel Julius wird morgen Ihren Besuch erwidern. Wo sind Sie abgestiegen?" — Die Patiencekarten ruhten. Der Mittagsschlaf der alten Dame kam nicht zu seinem Recht. Sie hielt

in zitternden Händen das Taschenbuch der gräflichen Häuser und las, was über Wedig Graf Worms und feine Sippe zn lesen war. Er mutzte an dieses Haus gefesselt werden! Und großmütterliche Phantasie sah in ihm ein heranf- ziehendes, herrliches Gestirn: Den Freund von Julius! Den Verehrer, den Verlobten, den Gatten von — .ja, von Julie oder von Gudrune? Von Gudrune — sicher von Gudrune. Sie war die apartere, die aristokratischere Erscheinung! Worauf Kammerjunker Wert legen! Die Baronin versank

nur Julius? Es wurde schon Teezeit. Und niemand kam nach Hause. War Julius doch dabei, einen klugen Weg zu beschreiten? — * „Ist das der sorglose Tag?" fragte sich Julius von Höchheim. „Hätte ich es nicht geschickter, besser einrichten können?" Er wanderte öurch die mittelalterlichen Gassen, Gäß- chen, Torwege, Wallgänge von Rothenburg ob der Tauber. Mit Menards. Mit beiden Menards! Das war alles recht schön, aber wie beseitigte man den Bruder? Diesen Arglosen, Rechtschaffenen. Ntchtsahnen- öen? Gestern

das vom Orgelspiel, dachte Julius, und besann sich: konnte man diesen Kilian nicht ans eine Orgel setzen? In der Jakobskirche zum Beispiel. Er versuchte erneut, ein Augenetnverständnis mit Luise zu gewinnen. Aber sie ging, das aparte Profil geradeaus gerichtet., so kühl, schlank, öamendast, an- zusehen wie die interessierteste Fremde, durch die Auf häufung von Sehenswürdigkeiten, die sich doch hier in Rothenburg von selbst verstanden. Nannte sie das einen sorglosen Tag? Heft 11 der Monatsschrift „Beloeidere

leben. Und wie frei können wir unsere Meinung sagen. Nun, so ein mittelalterliches Städtebild freut zwar das Auge, aber man denkt doch. Gott, daß man nicht in Häu sern wolmen mutz, wo einem die Balken dicht Übervr Haar sieben und jedes Zimmer, wer weiß wie oft schon, ein Sterbezimmer war!" Julius von Höchheim lachte aus Höflichkeit. Und zu gleich kam ihm eine Idee. „Wir wollen doch versuchen, in den berühmten von Ständischen Garten einzudringen. Sie wissen, er liegt breit und schön am Südabbang

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Haller Lokalanzeiger
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Seite 2 von 4
Datum: 21.04.1934
Umfang: 4
. * Diebstckhl. Im Hause Mustergasse Nr. 3 wurden aus einer Wohnung ge stohlen: 21 S Bargeld, eine Uhrkette aus Neugold mit geschlossenem Medaillon, ein goldener Ring mit weißem Stein, eine sil berne Damenuhr. ein rundes, silbernes An hängsel und ein silbernes Kinderarmband. Vor Ankauf wird gewarnt. „Was für Gang, Julius?" frug sie ahnungslos. „Ja, es handelt sich nämlich, meine Schwester möchte mich, oder noch lieber dich . . ." Weiter kam er nicht. „Ah, schlag dir nur aus dem Kopf, Julius. Fallt

mir nicht im Schlaf ein." „Bedenke, sie ist doch augenblicklich etwas leidend." „No, kannst du auch bedenken." Der Finanzrat wurde ungeduldig. „Ja, aber es ist doch schließlich das Versehen deines Mädchens, ich wüßte gar nicht, wie ich dazu komme, in diese Sache hineingezogen zu werden." Frau Margit nahm ein frisches Ta schentuch aus der Kommode und sagte energisch: „Julius, jetzt geh schon! Hab ich satt, in Ehe mit dir immer Kastanien aus dem Feuer holen. Wenn du bist so feig, zu was bist du dann eigentlich Mann

?" Der Finanzrat sah seine Frau tadelnd an, wobei er etwas die Augenbrauen hob. „Von einer Feigheit kann bei mir überhaupt nie die Rede sein. Du hast mich eben noch nicht kennen gelernt und meine Kaltblütigkeit in Momenten höchster Ge fahr." „No ja, leider." „In diesem Fälle ist es nur meine Ar beitsüberlastung." „Julius", sagte Frau Margit dro hend, „das erzähl wem andern." Da schloß der Finanzrat seufzend die Türe zum Schlafzimmer seiner Frau und sammelte auf dem langen Gang zum Fremdenflügel alle männlichen

Energien, die ihm zu Gebote standen, was an seinem zielbewußten, kühnen Schritt auch äußer lich zu erkmnen war., „Julius!" Sein Taufname wurde ihm förmlich -entgegengeschleudert, als er eintrat. „Jetzt erst kommst du! Und mit einem Gesicht, einfach, wie wenn die Schmach der verflossenen Stunde nicht gewesen wäre. Ja, weißt du denn von nichts?" „Stimmt, liebe Schwester, ich weist von nichts." * Radfahrer-Raserei. In der WM- pachgasse rasen junge Menschen nach wie vor mit ihren Rädern dahin, ohne Rück

Kleö nen sollen von den Eltern nie ohne Aufsicht auf die Straße gelassen werden. * Tonkino Hall bringt Samstag den 21. April um 7 und 9 Uhr und Sonntag den 22. April um 3, 5, 7 und 9 Uhr „Julius", hauchte sie, „dann setze dich und höre, was in deinem Haufe deiner eigenen Schwester angetan wurde. Es ist ja kaum zu glauben, unerhört und ich wer de lieber keinen Namen nennen", sagte sie spitzig. „Bekanntlich haben ja Wände Oh ren." Der Finanzrat hatte inzwischen in einem der Türe zunächst stehenden

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