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Lienzer Nachrichten
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Seite 3 von 16
Datum: 29.12.1911
Umfang: 16
Probenummer! Gratis! * Der mncrif. Multimillionär Jakob Schiff Eine kostbare Autrogaphensainmlilng * Chines. Telephonamt in San Franzisko * Denkmal für die Königin Luise von Preußen zn Berlin . .57 * Enthüllung des Denkmals für die püpstl. Zuaven in Ondcnbosch .... * Berthold Auerbach ... 60 Das Berliner Entomologische Mnsenm . * Geh. Rat Dr. Alfred Ebenhoch j- 61 * Kardinal O'Eonnel mit Gefolge nnd Freunden 61 * Modell des Mozarthauses in Salzburg * Prießnitz-Denkmal in Wien . * Monsgr. Bavona

192 189 190 189 190 189 190 191 * Eine Spazierfahrt blinder Schüler in Nenyork 191 * Andreas Neu, Heldentenor . .191 Die Geisterprozession . . . .191 Ein Zahnatelier auf hoher See .191 * Konsul Peter am Klavier ... U>2 * Jakob Hauck, Erzbischof von Bamberg . 198 * Das Knochenhaneramtshans in Hildes heim . 196 199 * Die neue Universität in Frankfurt a.M. 196 200 * Gute Nachbarschaft . . .197 200 Das Marschieren als beste körperliche Uebnng 198 * Gerettete Kinder von der „Titanic" . 198 * Graf

. . 263 * Der Milliardär Jakob Astor ff . . 263 * Ein neues Rettungsboot . . . 263 Tränen als Begrüßung .... 263 * Der Bernhardiner-Dackel . 264 * Der Kaiserpalast in Straßbnrg . 265 27 l , Inserate, Be- altung in Lienz, che, zusenden. :: :: jendnngen Montag Zuschriften werden rückgestellt. Offene ttne des Blattes gilt eine Kündigung e Nummern 10 h. 1911 . , Schulhäuser z naturgemäß mngenschaften unterschätzen, und vornehm s älterer Zeit ist und wo- >er lassen nur berechenbaren t trotz allen üt mehr

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 178 von 414
Datum: 29.12.1911
Umfang: 414
französischer Adler stand. Da war denn alles gedrückt voll und die offenen Fenster ließen die Stube aanz gut übersehen. Da ging's lustig zu und die sonst strengen Polizeisoldaten waren taub und blind. Jakob war auch auf Hem Weg dahin, aber unter den jubelnden Gesellen war er nicht. Auch sein Vater war hin gegangen. Seit den letzten Tagen war er ganz verstummt. Zu Jakob mochte er nicht gehen, weil Ludwig mit ihm ging. Es war auch gut, daß er sich zurückhielt; denn leicht hätten sie auf das kommen

, steht ein Eckhaus, von dem aus, da die Straße dort anzusteigen beginnt, man fast den ganzen Markt überschauen kann. Dort lehnte Ludwig wider des Hauses scharfer Ecke. Wenn es auch aussah, als nähme er keinen sonderlichen Anteil an dem, was um ihn verging, so war das nur äußerlich so. Innerlich war er von Sorge und Angst um Jakob bewegt, und ihn und seinen Vater hielt er scharf im Auge. Bis jetzt hatte Stoffel stille neben Jakob gestanden. Jetzt rief der Schöffe den Namen des Dorfs und nun kam Leben

in Stoffels Gestalt.^ Er faßte weinend seines Sohnes Hand und sagte: „Gott leite deine Hand zu dem, was uns frommt!' Jakob drückte seines Vaters Hand und sagte: „Wie Gott will!' Er ging zum Rathause hin und Stoffel drängte sich ihm nach, damit er sogleich sähe, wie es gegangen. Jetzt verließ Ludwig seine Stelle, drückte mit kräftigem Arme die Leute auseinander und war bald an Iakob's Seite. Fast eine Viertelstunde dauerte es, bis Jakob an die Reihe kam. Sein Geschlechtsname lag weit im ABC zurück. Endlich

wurde er aufgerufen, trat zum Tische, griff in den Topf und reichte das Papier, welches er herauszog, dem Beamten. „Nr. 11,' sagte dieser. „Soldat!' rief der Präfekt, und nun wurde er von den Offi zieren betrachtet, die endlich dahin entschieden, daß er zum Kanonier tauglich sei. Jakob hielt sich männlich. Sein Gesicht hatte zwar eine fahle Totenfarbe, aber er ging fest einher und das Gesicht zeigte keine weinerliche Stimmung. Er reichte Ludwig die Hand und sagte: „Meine Vorahnung

hat mich nicht betrogen!' Dann neigte er sich zu seinem Ohr und sagte leise: „Nimm dich meines Bärbelchen's an, wenn es ihm übel gehen sollte. Das ist mein Vermächtnis.' Ludwig drückte die Hand des Freundes und sagte: „Sei gutes Muts; es ist noch Hilfe da!' Jakob aber beachtete das Wort nicht. Er hielt es für eins jener leeren Trostworte, die die Leute sagen, um doch etwas zu sagen. Sie gingen langsam die Stiege hinab. Als sie aus der Türe traten, stand Stoffel vor ihnen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 162 von 414
Datum: 29.12.1911
Umfang: 414
z 62 recht. Mit Allem war Stoffel unzufrieden und mit hundert Augen schien er die Beiden zu beobachten. Die Brille des Argwohns saß auf seiner Nase, und durch die sieht man Alles schlimm. Was aber das Beste für die Zwei war — er fand keine Handhabe für seinen Argwohn. Dazu wirkten freilich zwei stille Bundesgenossen mit, die Mutter und Jakob, der auch nicht des Vaters Sinn, Art und Weise geerbt hatte. Bei ihm galt das Sprüchwort: „Wie du mir, so ich dir;' denn er hatte auch ein Mädchen lieb

sollte, denn Jakob wurde heerespflichtig und, wie die Sachen standen, sah es bedenklich aus für ihn. Einen Fehler hatte er nicht uno ein hübscher, kräftiger Bursche war er. Endlich kam der Zeitpunkt, der das treue Mutterherz un endlich ängstete und Stoffel bloß darum quälte, weil er zwei gesunde Arme einbüßte, wenn Jakob Soldat wurde. Es war eben in jenen Tagen, als Napoleon's Herrschsucht und Ehrgeiz seine Heere von einem blutigen Schlachtfelde zum andern schleppte und die blühende Jugend seines Reiches

aussetzen, vom Förster erwischt zu werden, wenn sk sie holen. ' Ob sein Ammichen auch Birkenmaien bekäme und von wem das setzte ihn in große Aufregung. Er hatte meinen reichen Burschen auf den: Korne für sie und er dachte, der wird schon kommen, zumal er wußte, daß er ihr zu Gefallen ging. Er legte sich nun zwar zu Bett, aber er schlief nicht, weil er's einmal ablauern wollte. Daß Jakob und Ludwig Mäien hauen und setzen gehen würden, das war ihm gar nicht iu den Linn gekommen. Aber, siehe da! Um elf Uhr

trappelt's die Stiege herunter. Nichtig! Das waren Jakob und Ludwig! Euch soll ja! dachte Stoffel und sein Herz klopfte laut. — Das muß ich wissen, wohin sie die Maien tragen! dachte er. Zu Ammichen kommt der Jochem Lützeldörfer, das ist sicher; aber wohin der Jakob gehen wird? Nun, vielleicht hilft er dem Ludwig; wem sie der aber setzen mag? Er hörte, wie sie zum Hause hinausschlichen und aller Schlaf war weg. Der Schlag, wo sie die Birken holten, war kaum eine Viertelstunde vom Dorfe. Sie konnten

also bald zurückkommen. Der Mond schien taghell. Leise stahl sich Stoffel von Eva's Seite, die den tiefen Schlaf der Ermüdung und des guten Ge wissens schlief, und schlich ans Fenster, wo er die Laden herabzog und mit seinem Strumpfbändel so befestigte, daß er, ungesehen, unten durch Alles genau beobachten konnte, was draußen vor ging. Mit großer Geduld blieb er am Fenster stehen, das er ohne Geräusch öffnen konnte, wenn sie nun mit den Maien kamen. Endlich vernahm er ein Geräusch. Jakob ging vorüber

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 171 von 414
Datum: 29.12.1911
Umfang: 414
Und mit den Worten ging er lachend davon und ließ diesen waren. Nur die Sorge um einen Knecht hielt ihn im Atem. r?uen Stachel in Stoffel's Seele. Er lief von Dorf zu Dorf und faüd keinen. Es blieb nichts ' Aber der Lützeldörfer war noch nicht fertig. Er kam wieder übrig, als Taglöhner zu nehmen, die doppelt so viel kosteten) lurüä und sagte: „Was wirst du denn nun mit deinem Jakob und das nagte unaufhörlich an seinem Herzen, mehr als all dachen? Oder bist du damit einverstanden

, als Ammichen's zerstörter guter Ruf, quälte Hause denke. Wie könnten die es so gut haben! Alles haben ihn die Kunde, das Jakob das Bärbelchen lieb Hab! sie in Hülle und Fülle — nur das Elend hat ihnen gefehlt Das Mädchen war freilich ohne Tadel. Sie war still, und da haben sie so lange gemacht; bis sie es hatten uno nun Dig, unermüdet, fleißig, sanft, gut und treu und vertrat seit wächst es ihnen über den Kopf. Ich mag gar nicht hinüber ihrer Mutter Tod mit seltener, musterhafter Treue Mutterstelle gehen

für sie. ^ r- meine tun, verlaß dich drauf.' Stoffel ahnte nicht, daß die Familie fast von seinem Tisch „We denn aber?' fragte sie. -ß. Eva, die Wohltäterin aller Armen, hatte sie unter ihren Bender war ein Erzschalk. Er lachte und sagte: „Wart's cchutz und Schirm genommen. Jakob und Ammichen trugen ab!' Seine Gedanken hatte er aber sicher schon festgestellt, das ihnen Alles zu und eben dadurch war auch Jakob's Liebe her- sah sie ihm an. Es war aber seine Gewohnheit, dann das vorgerufen worden; denn er lernte

. . „Warum hast du mir das nicht früher gesagt?' ^ So war denn mit einem Male der größte Jammer m dres ' ^ ^ ^ ^ »x Haus gekommen, wo zwar das Familienglück nie in reichlichem ,2lng dich nichts an, Stoffel, versetzte Bender. „Du Äaße gewohnt, wo aber ein solches Elend doch kaum zu er- Attest. ihm 6^en ^nnen auch ohne das; denn^r warten qewesen war ^ » ist frei vom Soldatenstand und dem Jakob muß dran. Du . Kein Unglück ist'größer, als das, welches der Mensch sich hättest einen braven Schwiegersohn

und ein glücklich Kind ge- ielber antut. Da wurmt's immer in der Seele und man wird's A^bt. Jetzt hast du Elend.. Deine Frau siecht hin, als hatte 'icht los. Es kömmt immer wieder hervor und quält, und der ^ die Auszehrung, und dein armes, schönes Ammichen wird Gedanke, du trägst die eig'ne Schuld, ist das Schlimmste dabei, ^me Leiche, es so fort g^t. Jakob wird Soldat und Ammichen glich eine? vom Sturme geknickten Lilie. Die man weiß:a schon, wie es b^m Napoleon geht. Du kannst m Mauke, schöne Gestalt

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 179 von 414
Datum: 29.12.1911
Umfang: 414
schon in Stoffel's Wohnung gewesen, ihn innerlich so tief bewegte, in den Gedanken zu ordnen und Er hatte das Leid nicht mehr ansehen können und war fort- zurcchtzulegen. Als er an Stoffel's Hause vorüberging, konnte gegangen. Als er eintrat, war niemand mehr da außer der er sich nicht enthalten, einen Blick durch das klare Fenster zu Familie. Nur Jakob fehlte; er saß beim trostlosen Bärbelchen, werfen. Da lehnte Ammichen das Haupt an die Wand und Alle sahen auf, als Bender eintrat mit freundlichem

Gruß, ihre Tränen rannen stromweise; die Mutter saß da, bleich wie „Ei, da find' ich euch ja noch Alle!' sagte Bender, eines jener Bilder, welche wandernde Italiener zum Verkaufe „Wohl findet Ihr uns, Bendersvetter, „sprach Eva.' Es herumtragen; Stoffel saß im Sessel und stützte das Haupt auf kommt vor. Leid kein Schlaf in unsere Augen und doch sind dm Arm und man sah, daß er ganz trostlos war. Jakob er- unsere Glieder, wie unsere Gedanken, gelähmt. Die Zeit des blickte er nicht; aber teilnehmende

sein Jakob wert „Was bringst du noch so spät?' fragte Bender, als Ludwig ist, oder ob er in die Forderung des Einstehers eingehen will.' den guten Abend geboten hatte. „Hast du im Vorübergehen „Was fordert er denn,' fragte Stoffel gespannt, in das Haus des Jammers geblickt, Ludwig? —' „20'u0 Gulden!' sagte Bender. „Ja,' sagte Ludwig fest,' „und grade deswegen komm' ich „Und eine Uhr, Kleider und all' die langsame Auszehrung, heute noch zu euch.' die die Kerle einem antun?' fragte Stoffel wieder. „Setz

Ihr, daß er zu Jakob's Heirat mit Spieladam's „Ja, Ihr habt Recht, Bendersvetter,' sagte Eva und rang Värbelchen „Ja' sage?' die Hände. „Ebenso wenig, so lange das Mädchen nicht Geld hat und „Und wenn einem so ein Tagedieb durchginge, so wäre dazu ist wenig Aussicht,' versetzte Bender. das Geld fort und Jakob müßte doch Soldat werden!' sagte „Es ist genug,' sagte Ludwig; „glaubt Ihr aber, daß Stoffel Stoffel mehr zu sich, als zu den änderen. „Wer leistet mir einen Einsteher kaufe?' » Bürgschaft für das Geld

, daß, wenn er desertiere und wch eine Kugel in den Sand, und dazu ist gute Aussicht. Jakob Gefahr dadurch liefe, das Geld zurückbezahlt werden solle.' Überdies weiß ich, was ich Eva schulde, die meine Mutter Eva und Ammichen blickten mit ängstlich pochendem Herzen gewesen ist. Ich habe den Jammer gesehen und er ist mir wie den Nachbar an; denn ihnen kam drr Gedanke, es könne Lud- zweischneidig Schwert durch die Seele gegangen! So komm' wig sein, den Bender meine. 'H aus dem Weg und trag' eine schwere Schuld der Dank

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 187 von 414
Datum: 29.12.1911
Umfang: 414
, die aber Stoffel in seinem Hoch- kund, daß das Mädel zwei tausend Gulden bares Geld hat, so mute vergessen hatte. Er legte sich still auf sein Bett zurück kriegt's mehr Freier, als Tag im Jahre sind. Wär' ich an und tat, als wenn er schliefe, als Jakob herein kam, der frei- deiner Stelle und wüßte, daß mein Jakob das brave Kind lieb lich nicht wußte, welch' ein Geschichtskapitel ihm der Bender hat und doch nicht von ihm läßt, so will ich ein Schuft und vorgelesen hate. ein Spitzbub' sein, wenn ich nicht sagte

: Macht's kurz und Auch Eva kam, die wieder mit knapper Not herumschlottern heiratet euch! Dann blieben die zweitausend Gulden in deinem konnte, und setzte sich zu ihm. Säckel; du brauchtest nicht zu leihen: Jakob hätte eine schöne, „Laßt mich in Ruhe/ sagte er weich und mild zu ihnen, brave, liebe und reiche Frau; deme Kinder segneten dich; Eva ^ch möchte schlafen.' Sie gingen; aber er schlief nicht, und würde wieder deine liebe Frau; der Frieden zöge wieder bei die Nacht kam, und er schlief

, ist es wahr, daß Jakob von dem Bärbelchen nicht lassen Hände waren gefaltet und er drehte die Daumen um einander will? Du weißt das besser, wie ich; denn zu dir hat Jakob herum, wie er zu tun pflegte, wenn er etwas nachdenklich in mehr — Liebe und Zutrauen.' Erwägung zog. Dabei seufzte er von Zeit zu Zeit tief auf. Eva sah ihn verwundert an. Sie dachte: „Ach Gott, ist Aach einer Weile, wo sich wieder der Bauernstolz in Stoffel's denn mit dem Mann eine völlige Umwandlung geschehen?' Seele regte, sagte

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 185 von 414
Datum: 29.12.1911
Umfang: 414
Berlagsanstalt Minerva A^-G. w Zürich und Würzburg. Nr. 24 Sratisdeilage zum „Pusterthaler vote'. l9N Oer Qeiihals. -ss eine wahre beschichte von w. 0. von Horn. ssorllcüung.) toffel', sagte Eva, „gib dir keine Mühe. Jakob wird Soldat und wird totgeschossen. Dann sparst du das Geld. — In dem Worte Eva's drückte sich eine Bitterkeit aus, die selbst auf das verhärtete Gemüt des Geizigen eine Macht ausübte, wie man kaum hätte erwartet. - „Wahrlich', rief Bender im höchsten Zorne, „wer

, wie einen räudigen Hund; der Ludwig ist's. Er will mit seinem Einstehen eine Schuld der Liebe ab bezahlen, dir aus den Augen gehen und — wenn's möglich ist, feuerige Kohlen dir aufs Haupt sammeln.' Bei diesen Worten trat Jakob herein. Er stand überrascht da, als ^ seinen Vater bleich im Sessel ^en, seine Mutter trostlos die Hände ringen, Ammichen laut weinend hinausstürzen sah. „Was gibt 's Denn, Benders- vetter!' fragte er. »Ludwig ist dein Einsteher ge worden', sagte Bender. . »Nein, nun und nimmer!' rief

von der Marine: Die Kohlenübernahme auf ein Linienschiff. «so dem Nachdruck verboten. habe dich heute erst kennen gelernt: du hast dir meine ganze Liebe und Achtung erworben. Solcher Gesinnung kann Gottes Segen nicht fehlen. Du wirst wiederkommen und es wird gewiß alles gut. Das gelobe ich dir aber hier vor Gottes Angesicht: ich werde handeln für dich, besser, als ein Vater für sein Kind. Gott segne dich! Jakob war hinübergeeilt zu Ludwig; aber Livs hatte ihn noch mit keinem Auge gesehen. Erst

gegen Mitternacht ging Jakob heim; und ehe der Tag graute, war Ludwig schon wieder weg. Er wollte Jakob nicht begegnen, bis alles vorüber wäre. Aber wer konnte sagen, wie es in Evas, in des armen Ammichens Herzen aussah?. . Wer konnte die Tränen zählen, die dort flössen? — Nur einer im Hause schlief seit langer Zeit zum ersten Male ruhig und fest. Es war Stoffel. Seit er den Entschluß sich selber abgerungen und er nun wußte, daß sein Jakob ihm blieb und er alle seine Arbeiten in Ordnung bestellen könne, schien

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 186 von 414
Datum: 29.12.1911
Umfang: 414
dein Jakob der aufs Bestimmteste zurück. Trommel folgen.' Jakob ging mit Bärbelchen ohne Scheu um, und Etoffcl „Was geht es euch an, was der Einsteher mit seinem Gelde wagte nicht, etwas zu sagen. Er verschloß seinen Grimm in machen will?' fragte scharf der Notar. „Wollt ihr noch am sich, aber der Riß, den der zweite Pfingsttag gemacht in die Ende Herr über das Geld eines Anderen sein? Ihr seid toll, Familie, war nicht mehr auszuheilen. Stoffel!' Stoffel ging in der größten Wut in der Stube des Das Jahr

das teuere Kind nicht dürste kunft an, der Einsteher in dem Hause dessen verpflegt wurde, erhalten können, so war das wirksamer als alles, für ddn er eintrat; hier aber war es anders. Ludwig betrat Der Herr klopfte an die verschlossene Türe dieses halb cr- Stoffels Schwelle nicht; dagegen besuchten ihn Bender, Eva, starrten Gemüts und — nicht umsonst. Manche Nacht, wenn Jakob ohne Hehl. Letzterer Herzen waren geteilt, aber ihre er am Bett des Mädchens saß, bebte sein Herz in der Brust zu Ludwig wuchs

Mädchen, das gar nicht schwimmen! wußte, wie ihr geschah. Bender und seine Frau erwiesen sich jetzt recht als treue » » Nachbarn und echte Freunde, die sich in der Not erproben. * Eva war noch gewaltiger von der Krankheit ergriffen, als In Stoffels Hause war seit Ludwigs Wegzug viel Trauer Ammichen. Fast eine halbe Woche lag sie völlig bewußtlos m und Leid, das nur durch den Gedanken etwas versüßt war, daß wilden Fieberträumen. Das war eine Zeit schwerer Heim- Jakob blieb. Nur Einer war wieder ganz

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 177 von 414
Datum: 29.12.1911
Umfang: 414
Verlagsanstatt Minerva A.-G. in Zürich und Würzburg. Nr. 23 Sratisdeilage zum „pusterthaler vote'. l9ll Oer (Zeichals. ^ Line wahre beschichte von w. 0. von Horn. dies sich hier zutrug, saß Jakob bei seinem lieben Ludwig. Sie sprachen vom Soldatwerden. „Ich sage dir, Ludwig,' sprach Jakob mit voller Ruhe, „es ist nicht schlimm, wenn ich Soldat werde. Das Leben, das wir führen, ist eine Hölle auf Erden. Sähe ich nicht das tiefe Leid meiner Mutter und Schwester, ich ßinge freiwillig

. Was Hab' >ch zu erwarten? Wie er es An.michen machte, so macht er mir's.' Ludwig senkte still den Kopf. Es war, als käme ein Gedanke in seine Seele, der ihm mit-einem Male Licht gäbe; aber er schwieg. „Was macht Ammi- chen?' fragte, er nach einer Weile. „Das kannst du dir wohl denken.' sagte Jakob. Sie weint immer und geht dahin wie ein Schatten. Abends scht sie wohl drunten im Wiesengarten unter dem Johannisapfelbaume. Das war ein Wink für Ludwig und schon an diesem Abend sah er sie dort, wo die Nachtigall flötete

. Das war ein Wiedersehen voll tiefes Leides. Sie erzählte ihm von ihrem Jammer im Hause, von der Mutter Leid, und wie ihr Vater manchmal ßanz irrerede; aber nie ver söhnlich. Dann wehklage er, daß Jakob müsse Soldat. werden; sein Weib verlasse ihn; seine Kinder seien von ihm abgewendet; die Nach barn verachteten, seine Feinde verhöhnten ihn; er ^sinde keinen Knecht; er müsse ein Bettler werden wegen des vielen Tagelohns, und am Der Wetterprophet. Nach dem Gemälde von Carl Goebel. Ende verdürben ihm die Früchte

auf dem Halm. „Ach> Ludwig,' I^gte sie, und die hellen Tränen rieselten ihr über die bleichen -Wangen, „seit jener Unglücksstunde sind wir recht elend.' Ludwig weinte mit ihr. „Wie geht's deiner Mutter?' fragte er. (Nachäruck verboten.) „O, die trägt eine schwere Last,' klagte das arme Mädchen. „Sie sieht unser Unglück und nun sieht sie voraus, daß Jakob Soldat werden muß und bei dem Schmerz, ihn zu verlieren, fürchtet sie, daß dann mein Vater vom Verstände komme.' „Gott sei davor!' rief Ludwig

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 196 von 414
Datum: 29.12.1911
Umfang: 414
186 Das flog durchs Dorf, und ehe Bender's eitte Stunde zu Hause waren, wußten es Stoffel's. Ammichen saß, an allen Gliedern zitternd vor Freude, bei Bärbelchen in der Oberstube und bat sie um Gottes willen, sie nicht zu ver lassen. Jakob und Eva waren fort gelaufen zu Bender's und dort war ein wahres glück liches Freudenfest des frohen Wieder sehens. In der Unter stube saß Stoffel allein im Sorgestuhl und drehte die Daumen. Er schüt telte den Kopf wie derholt. „Der Ben der ist verrückt', sag

te er laut zu sich selbst>„und machtim sechs und sechzigsten Jahre' noch Buben streiche wie imzwölf- ten! Nun ist der Lud wig reicher wie mein Ammichen, das doch miti Jakob teilen muß!' sagte er wie der. — „Ünd müßt' ich ihm die zwei tausend Gulden ge ben, so wär' er vol lends der Reichste in der ganzen Ge- czend. — Ich wollt' ich wär' nicht so hart gegen ihn gewesen! Aber wer kann so etwas riechen? Der einfältige Bender hätte mir's auch sagen können! — Nun, es ist gut, daß Eva und Jakob

hin über sind!' — Endlich kamen sie. Der Jakob ging hinauf zu seiner Krau und Eva kam herein. Ihr Gesicht strahlte vor Freude. - > Er fragte: „Ist es wahr? —' Das Lama als Reittier. „Freilich', sagte Eva. „Er ist Bender's angenommen?« Kind und Erbe. So belohnt Gott das Gute!' Stoffel hustete; aber sagte Nichts. „Das ist der frommen Mutter Segen', fuhr Eva fort, „der auf des Sohnes Haupt ruht. Ach Gott, wie anders hast, du gehandelt; du hast deinem Kinde ge flucht und seinEidä zerstört!' „Geflucht!' rief Stoffel. ,LLer

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 193 von 414
Datum: 29.12.1911
Umfang: 414
und stechen; auch die Erbsen belesen und den Staub aus dem Ge wissen geblasen. Der versteht's wie ein Pfarrer. Verstand hat er und mem Lebtag hat er mir zum Guten geraten. Gestern rieb er mir den Kümmel über Geld stolz und Hochmut. Er hat Recht. Er sagte mir auch: Wenn ich wäre, wie du, ich gäbe dem Jakob das Mädel und das Geld blieb' im Kasten. Ja, dacht' ich, wenn 's drinn wäre! Sollt' ich's jetzt dem Bärbelchen geben, so müßt' ich lehnen! Überdies be- kän: ich eine brave Schwieger tochter und —Glück

du mir gut werden?' Eva weinte und nickte ihm Zu. Sie konnte nicht reden. Als T^akob herein kam, sagten sie es lhm Beide. Im Übermaße seines Nückes fiel er dem Vater um den Hals. Stoffel fühlte zum ersten Mal das Glück der Irnd- «chen Liebe. . Spielmüde. Nach dem Gemälde von Paul Wagner. Photographie und Verlag von Franz Hanfstängl in München. verboten.) Noch an diesem Abend warb Jakob förmlich bei dem Spiel adam um sein Bärbelchen, und sie wurde seine glückliche Braut. Bender rieb sich fröhlich

hat, es heirate nicht, versteht sich, wenn der Ludwig nicht wieder kommt — und er auf einen Schwiegersohn nicht rechnen kann bei seiner Arbeit, so tut's doch die Schwie gertochter. Aber, was liegt mir dran! Der Jakob und das brave Mädchen werden ein glückliches Paar und des braven Ludwig's Absichten sind erreicht. Gott segne ihn und führe ibn gesund wieder zu uns zurück!' Dennoch aber hatte sich der Bender getäuscht. Es war wirk lich in Stoffels Seele gegangen, wie wenn der erste, warme Frühlingshauch

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